Die Sterne über Dalaran - Part 11

Melian

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Ylaria genehmigte sich noch einen Schlucken des köstlich perlenden Gebräus, welches sich in dem langstieligen Glas befand, das ihr gereicht worden war. Sie hatte sich sagen lassen, es wäre so genannter Schaumwein, kultiviert in den Weinhügel im Wald von Elwynn. So weit war er hierhergeschafft worden, nur um die illustre Gesellschaft zu beeindrucken und zu verwöhnen.
Dann seufzte sie. Sie waren zwar begrüsst worden, aber Imenia und der Arkanist hatten es nicht für notwendig befunden, irgendwas zu erklären, und waren sehr zu ihrem Erstaunen in die Fensternische verschwunden, in der sie Leyan erspäht hatte. Was hatte der hübsche Elf denn hier verloren? War er am Ende so etwas wie ein hochrangiger Diplomat, oder irgendein anderes hohes Tier? Ylaria biss sich einmal auf die Lippen, als sie sich in der Überlegung verlor, dass sie einen wichtigen Quel’dorei beleidigt hatte mit ihrem profanen Wunsch nach Unterricht in der Schwertkunst. Dann zuckte sie mit den Schultern, und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Verian in ein Gespräch mit Leireth und einem Menschen vertieft war. Für einmal wirkte er nicht wie ein verliebter 50-jähriger, sondern durchaus erwachsen, als er über die Benutzung der Leylinien unter Dalaran sprach. Ganz sein Fachgebiet.
Sie beobachtete die drei eine Weile, und musste erstaunt feststellen, das Leireth offenbar ihre Meinung geändert hatte. Wo sie sich früher ständig fernhielt von Verian, um dessen Narretei nicht noch zu verstärken, hing sie nun an seinen Lippen. Ylaria genehmigte sich noch einen Schluck, und leerte damit das Glas, dann biss sie sich auf die Innenseite der Wange, wie sie es manchmal tat, wenn sie nachdenken musste. Es konnte natürlich sein, dass sie das alles hier falsch interpretierte und Leireth nur interessiert am Fachthema war, dennoch versetzte der Anblick, der sich ihr bot, ihr einen erneuten Stich im Herzen.
Sie blickte sich im Raum um, entdeckte einen Bediensteten mit einem Tablett voller weiterer gefüllter Gläser mit der prickelnden Flüssigkeit, und entschloss sich dazu, sich von dem turtelnden Pärchen abzuwenden, und Nachschub zu holen.
Kaum hatte sie zwei Meter zurückgelegt, kam der Kellner ihr auch schon entgegen, und wechselte mit einem charmanten Lächeln das Glas aus, wovon sie erneut einen Schluck nahm. Von ihrer Position fast mitten im Raum, die sie nun eingenommen hatte, konnte sie die drei Elfen in der Fensternische besser beobachten, wie sie sich angeregt unterhielten. Oder zumindest sah sie Leyan und Imenia sprechen. Der Arkanist war entgegen seiner üblichen Laune anscheinend nicht besonders gesprächsfreudig, und schwieg den grössten Teil der Unterhaltung. Ylaria seufzte, und gesellte sich wieder zu Verian, Leireth und dem ihr unbekannten Menschlichen Magier, der ihr als Anthony McLauren vorgestellt wurde.

Sie schätzte, es vergingen ungefähr 15 Minuten, bis die Unterhaltung in der Fensternische vergangen war. Sie hatte mittlerweile das zweite Glas ausgetrunken und spähte schon nach einem neuen, als ihre Befehlshaberin und der Arkanist zu ihnen traten. Imenias Gesicht zierte ein zufriedenes Lächeln, der Arkanist sah aus, als würde er jeden Moment jemanden anbrummen und die Augen verdrehen.
„Sooo, da sind wir. Verzeiht, wir waren gerade mitten in einem Gespräch als ihr kamt. Oh, guten Abend McLauren.“ Imenia verbeugte sich leicht, der Mensch tat es ihr gleich und versuchte sich an einem so tiefen Bückling, dass er fast stolpern musste.
Ylaria unterdrückte ein Kichern, und blickte Verian an, dem es nicht anders ging.
„Sehr erfreut Madame, schön, dass ihr auch hier seid, ehm...“, stotterte der Mensch.
„Ich bin ebenso erfreut. Wisst ihr, es wäre mir eine Ehre, wenn wir zu gegebener Zeit unser Gespräch weiterführen würden, das über die Benutzung von Transmutation in der Alchemie, aber nun müsst ihr uns kurz entschuldigen. Ich habe mit den dreien hier eine kurze Unterredung zu führen.“ Sie schenkte dem Menschen ihr charmantestes Lächeln, und man konnte fast sehen, wie dieser vor ihr schmolz vor Anbetung. Dann nickte er gehorsam und entfernte sich.
Schlagartig verlor sich Imenias Lächeln und sie wandte sich an ihre drei ihr untergebenen Magierwachen. „So. Jetzt können wir auch endlich zum Punkt kommen. Ich wollte euch nicht so lange festhalten.“ Sie strich sich eine Strähne zurecht, die sich im Verlauf des Abends einige Male aus ihrer prunkvollen Frisur gelöst hatte. „Ich wollte euch darüber informieren, dass wir im Verlauf der nächsten Tage, vermutlich übermorgen in der Früh, aufbrechen zu einer Reise. Eine Eskorte. Deswegen liess ich euch alle üben.“
Kurz liess sie die Worte wirken, ehe sie nachsetzte. „Was genau wir als Ziel haben, wen wir eskortieren, das werdet ihr alle morgen früh erfahren. Dann werde ich euch genauer informieren.“
„Zu Befehl, Magistrix Feuerblüte“, sagten die drei wie aus einem Munde. Ylarias Herz begann schneller zu klopfen. Eine Mission! Kurz tauschte sie einen Blick aus mit Verian, und lächelte leicht. Dieser erwiderte die Geste, lächelte breit.
„Allerdings.. war ich mir etwas unsicher, was die Anzahl und die Tüchtigkeit der Wachen angeht, die uns begleiten. Zuerst wollte ich nur euch zwei mitnehmen.“ Sie deutete zuerst auf Ylaria und Verian. „Doch dann begriff ich, dass ihr drei zusammenarbeiten könnt, und dass drei einen besseren Schutz abgeben als zwei.“ Ylaria spürte, wie ihre Wangen leicht rot wurden, und biss sich wieder auf die Innenseite der Wange.
„Wie dem auch sei.. Morgen früh. Begleiten wird uns ein Späher und eine Priesterin des Lichts, desweiteren auch ein gepanzerter Offizier des Sturmwinder Heeres, einfach zu unserem Schutze. Morgen erfahrt ihr mehr. Und nun.. amüsiert euch. Das Dinner wird in wenigen Minuten serviert, am unteren Tischende findet ihr drei Plätze auf euren Namen.“ Sie lächelte gutmütig, und sah, wie drei Augenpaare simultan anfangen zu leuchten.
„Danke, Madame Feuerblüte“, sprach Verian schliesslich, und senkte den Kopf tief, legte die Hände zusammen dabei. „Es ist uns eine grosse Ehre, und wir werden unsere Aufgabe gut erfüllen.“
„Das erwarte ich von euch. Das, und nichts anderes.“ Mit diesen Worten ging Imenia davon. Der Arkanist folgte ihr auf dem Fusse. Kaum war sie drei Meter weg, entfuhr Leireth ein kleiner Jubelschrei. Verian und Ylaria grinsten breit. Dann fassten sich die drei Kameraden an den Schultern, umarmten sich, und lachten gemeinsam. Es war zwar nicht der erste Auftrag, den sie bekamen, aber besser als hier Wache zu stehen allemal.
Ylaria sah nicht, wie Leyan verschwand. Als sich ihr Blick während dem Dinner noch einmal auf die Fensternische richtete, konnte sie niemanden erkennen. Schade drum. Sie hätte den Elfen mit den fransigen rotbraunen Haaren gerne noch einmal getroffen, zumindest um ihm zu danken für seinen Unterricht.

XXXX
 
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