Die Sterne über Dalaran - Part 13

Melian

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Zum dritten Male an diesem jungen Morgen schlug Verian ihr auf die Finger. Ylaria seufzte, als sie aufhörte, an den Nägeln zu knabbern. Diese Unsitte hatte sie eigentlich seit ungefähr einem Jahrhundert abgelegt, doch heute war alles anders. Sie spürte, dass ihnen etwas bevorstand, was weitaus grösser war, als es den Anschein hatte. Leireth, sie und Verian warteten bereits seit einer halben Stunde im Aufenthaltsraum. Vor der Tür stand ein bulliger Mensch in einer Plattenrüstung offenbar Wache – denn er hatte niemanden einlassen wollen ausser den drei Magierwachen. Die anderen der Einheit mussten ihr Frühstück woanders einnehmen, was sie denn auch murrend und widerstrebend getan hatten.
Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und eine Menschenfrau trat ein. Sie lächelte den drei Elfen zu, und verbeugte sich dann. Ylaria musterte die Frau, die in eine einfache, aber gut schützende Robe gekleidet war, wie gemacht für den harten Winter, aus wärmender Wolle. Darüber prangte ein Wams in den Farben der Allianz. Die Kapuze war nach hinten geklappt, und sie trug einen kleinen Streitkolben und ein Buch um ihre Hüften geschlungen, ebenso wie einige Phiolen und auch einen Dolch. „Möge das Licht euch segnen, verehrte Anwesende.“, sprach sie den traditionellen Gruss, den die Elfen erwiderten. Sie musste eine Priesterin sein, eine Kräuterkundige der grossen Kathedrale von Sturmwind. „Mein Name ist Brionna Tallys, Priesterin der Kirche des Lichts“, sprach sie mit einer weichen und sanften Stimme, die ihrer etwas pummeligen Figur durchaus entsprach. Noch bevor sich Brionna setzen konnte, oder sich die Elfen vorstellen konnte, trat Imenia Feuerblüte durch die Tür, nahm die menschliche Wache sogleich mit rein. Ein weiterer Elf trat hinter ihr in den Raum, drehte der kleinen Gesellschaft aber sogleich den Rücken zu, um die Tür zu schliessen. Ylaria wollte den Blick gerade abwenden, als er sich wieder ihr zuwandte, und ihr ein gewinnendes Lächeln schenkte. „Leyan?“, entfuhr es ihr. „Was tut ihr denn hier?“ Kurz starrte sie ihn an, bevor sie sich besann, dass dies tatsächlich sehr unhöflich war, und sie beschämt die Augen abwandte. „Ehm.. verzeiht.“
Leyan schmunzelte, und setzte sich flugs neben sie an den Tisch. „Ja, das ist gut, setzt euch. Wir haben einiges vor uns, glaubt mir. Also, setzt euch hin, so gut es geht. Ja, ich weiss, dass ihr euch nicht setzen könnt mit Rüstung, Hammerschmied.“ Magistrix Feuerblüte warf dem Menschen einen kurzen amüsanten Blick zu. Der jedoch brummte nur etwas in seinen mausbraunen Bart. Tallys nahm neben Imenia Platz, dies ich ebenso auf einen der Stühle setzte. Der Mensch, der als Hammerschmied angesprochen worden war, stellte sich direkt an den Tisch, neben Verian und Leireth.
„Ihr wisst alle, warum ihr hier seid. Wir haben einen Auftrag. Und wir werden alle zusammenarbeiten, dass dies schon einmal klar ist.“ Feuerblüte blickte nach und nach ein jedem in die Augen. „Wir haben hier drei hervorragende Magister. Ylaria Silbersang, Verian Himmelswispern und Leireth Himmelsflamme.“ Sie deutete nach und nach auf die Angesprochenen, während der Mensch einmal amüsiert etwas von „heissen ja alle gleich“ brummelte, und prompt dafür einen scharfen Blick kassierte. „Connell Hammerschmied, vergesst nicht, dass ihr hierfür bezahlt werdet. Also hütet eure Zunge.“ „Ja doch M’lady. Verzeiht“, brummte er. Imenia wandte sich wieder zu den anderen. „Der Herr hier heisst Connell Hammerschmied und er ist unser Mann fürs Grobe. Er versteht sich hervorragend darauf, Dinge zu schützen, und ist ein Meister der Kriegskunst. Er wird uns ebenso auf unserer Expedition begleiten wie die heilende Hand Brionna Tallys, die für unser Seelenheil sorgen wird.“ Brionna lächelte milde. „Und um eure Wunden, aber wir wollen beim Licht beten, dass derartiges nicht notwendig sein wird“, ergänzte sie Imenias Worte, die nur nickte. „Schliesslich haben wir hier Leyan Sonnenhoffnung. Er hat sich bereit erklärt, uns auf unserer Expedition zu leiten. Er kennt die Drachenöde wie kein zweiter, ist aber um einiges verlässlicher als die unabhängigen Kurierreiter, die nur aufs Geld aus sind.“ Leyan nickte, und lüftete einen imaginären Hut zum Grusse, immer noch an der Tür stehend. Doch dies fiel kaum mehr jemandem auf. Sie waren alle still und blickten, nein starrten Imenia an. „Die Drachenöde?“, wagte schliesslich Verian zu fragen. „Was verschlägt uns dorthin?“ „Mh.. zu vieles werde ich euch nicht verraten, aber wisset dies: Wir brauchen Informationen über etwas, was wir gefunden haben. Es könnte eine mächtige Waffe sein, wenn sie in die Hände der richtigen – oder auch der falschen – Personen gerät, aber es könnte genauso gut nichts weiter erwähnenswertes sein.“ Synchron nickten die drei Elfen, Brionna sprach ein Gebet und faltete die Hände zusammen. „Nun, ich möchte, dass ihr für einige Tage packt. Das wichtigste sind warme Kleider. Die Drachenöde ist eines der kältesten Gebiete in Nordend, obwohl mancherorts auch seltsame Magie vorherrscht.“ Imenia formte in ihrer Hand einen kleinen Eiskristall und hielt ihn den anderen wie zur Darstellung hin. „Mh, dann sollten wir noch einmal die Frostschutzzauber üben“, sprach Leireth und blickte kurz zu ihren beiden Freunden links und rechts, die ihr sofort beipflichteten. „So ist es. Die allerhöchste Priorität liegt allerdings auf dem Artefakt, welches ich auf mir transportieren werde. Ich bin somit das am besten zu schützende Ziel. Aber vermutlich werden wir sowieso nicht auf viel mehr als Eis, Frost, Regen oder eine Kombination aller drei treffen. In der Drachenöde gibt es kaum Aktivität – die der Geissel mal ausgenommen. In unseren Stützpunkten ist man mit dem Kampf beschäftigt, ebenso ergeht es der Horde. Der Scharlachrote Kreuzzug hat einiges an Stärke gewonnen im Süden. Wir werden kaum grosse Mühe haben, zum Wyrmruhtempel vorzudringen.“ Imenia stand auf. „Packt genügend Proviant ein für die nächsten Tage. Wir werden einiges dabeihaben, aber was ihr persönlich präferiert, müsst ihr selber besorgen. Zelte und dergleichen obliegen mir zu organisieren. Ich will, dass ihr euch nun ausruht, und fit seid. Morgen früh zur siebten Stunde brechen wir auf.“ Sie blickte einen nach dem anderen an. „Hat noch jemand Fragen?“
Alle schüttelten den Kopf. Leyan hatte ein leichtes Grinsen auf den Lippen, wie Ylaria bemerkte. Er musste schon vorher gewusst haben, wohin die Reise ging. Der Wyrmruhtempel. Ylaria fühlte eine ungeahnte Art Kribbeln in sich aufsteigen. Es war kindisch, es war töricht, es war unelfisch – aber sie freute sich wie ein kleines Kind auf das Abenteuer, welches ihnen bevorstand.

Ende des ersten Abschnitts.
 
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