Die Sterne über Dalaran - Zweiter Abschnitt, Teil 5 (2.5)

Melian

Dungeon-Boss
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Erster Abend der Reise

Ylaria hob den Kopf wieder, als sie spürte, wie er ihre Hand wieder losliess. Das war doch töricht. , tadelte sie sich selber. Das war ja peinlich, was sie hier tat. Bloss weil sie schon länger nicht mehr diese ausgesuchte Höflichkeit erfahren hatte, musste das noch lange nichts heissen. Und es bedeutete auch nicht, dass sie ständig erröten musste. Sie wusste, dass die letzten Jahre im Dienst des Silberbunds und auch als Kampfmagierin ihr kaum Zeit gelassen hatten, sich an Festen zu vergnügen, oder allgemein in Kontakt mit anderen adeligen Elfen zu kommen. Früher hatte sie immer den einen oder anderen Verehrer gehabt, aber irgendwie. , fragte sie sich selber. Der Blick in Leyans schöne Augen brachte ihr sofort die Antwort. Natürlich. Weil sie so dämlich gewesen war, sich in ihren besten Freund zu verlieben. Ylaria seufzte kurz, und drehte sich weg, tat so, als würde sie den Zauber prüfen, der auf der Klinge lag. Die letzten Jahre warten tatsächlich hart gewesen, nicht nur wegen Verian, sondern auch wegen der Trennung von Heimat und Familie. Sie seufzte leise. Ihr Blick wanderte kurz in den Himmel, der mittlerweile dunkel geworden war. Der Abend brach herein.
„Nun Ylaria, bist du schon müde?“ Ylaria drehte sich wieder zu ihm hin. „Hmm. Noch nicht wirklich.“ Leyan nickte und setzte sich auf einen Stein am Rande des Platzes, den er als Übungsplatz erkoren hatte. „Wir sollten überlegen, wie wir jetzt deine Kampfkunst mit dem Schwert verbinden. Du hast vorhin schon einen guten Ansatz gehabt, aber du führst das Schwert immer noch zu sehr wie einen Dolch.“
Ylaria setzte sich neben ihn auf den Boden. „Wie meinst du das?“ Leyan zog mit einer schnellen Bewegung einen Dolch aus dem Stiefel. „Hoppla.. wo kommt der denn her?“, konnte Ylaria ihre Überraschung nicht verbergen. „Geheimnisse eines Spähers“, schmunzelte Leyan. Dann stand er wieder auf, stellte sich vor sie hin, während sie seinen Platz auf dem Stein einnahm. In der einen Hand trug er nun einen Dolch und in der anderen immer noch das Schwert.
„Eigentlich ist es simpel. Was genau ist ein Dolch?“ „Ehm.. eine.. Waffe?“
Leyans melodisches Lachen liess sie erneut erröten. „Ja, das natürlich auch. Aber ich meinte eher im Gebrauch. Schau, der Dolch ist eine Stichwaffe.“ Er führte den Dolch mit einem einfachen Stoss nach vorne, und deutete an, einen Feind erstechen zu wollen. „Man kann ihn gut verstecken, und meistens kommt er im Schlachtfeld zum Einsatz, wenn das Schwert verlorengeht, oder zerbrochen ist.“ Dann hob er das Schwert leicht hoch. „Vor allem kürzere Schwerter kann man natürlich auch als Stichwaffen benutzen, doch meistens dienen sie dazu, Hiebe auszuteilen, wofür der Dolch ungeeignet ist. Wie du es vorhin vorgemacht hast. Deswegen nennt man sie auch Hiebwaffen.“ Während er die Worte sprach, führte er mit dem Schwert einen seitlichen Hieb aus, um es ihr zu demonstrieren. „Die Parierstange eines Schwertes ermöglicht es dir, einen Schlag zu parieren, beziehungsweise eine feindliche Waffe aufzuhalten, wenn mit ihr nach dir geschlagen wird. Einen Stich damit abzuwehren wird aber schwer.“
Er liess beide Waffen wieder sinken. „Du bist immer noch zu sehr damit zu beschäftigt, geradlinig zu stechen, wie du es vom Dolch her kennst. Deswegen musst du noch etwas mehr verinnerlichen, die Hiebe zu führen. Und wenn du mit Schwert und Stab kämpfst, würde ich dir auch raten, vermehrt den Stab zum Parieren zu benutzen. Wobei ich mir bei dieser Kampfweise vorstellen kann, dass es für die Hand, die den Stab hält, gefährlich werden kann.“
„Wie meinst du das?“, fragte Ylaria. „Nun, wenn du einen Schlag parierst, dann kann es immer sein, dass du die gegnerische Waffe nicht ganz zum Stillstand bringst, sondern dass sie abrutscht. Das kann auch manchmal nötig sein, gerade wenn man nicht über die gleiche Körperkraft verfügt wie der Gegner. Das Problem beim Stab ist dann aber, dass je nach dem deine Hand im Weg sein könnte. Das müssen wir noch ausprobieren. Steh auf.“ Ylaria stand auf. „Lass den Stab vorerst mal beiseite. Ich zeige dir, was ich mit dem Parieren meine.“
Als er es sagte, führte er gleichzeitig einen angedeuteten Schlag gegen Ylaria aus. Sie reagierte instinktiv, und parierte den Schlag, der nur schwach war. Er verharrte so, die Klinge gegen ihre gekreuzt. „Nun, siehst du.. Ich könnte dich nun mit blosser Körperkraft überwältigen, und deine Klinge wieder zurück drücken. Beim Schwert mit der Parierstange ist deine Hand nicht in Gefahr, wohl aber beim Stab. Also musst du versuchen, meinen Schwung auszunutzen, und mein Schwert zur Seite zu drängen.“
„Und wie soll das gehen?“ Leyan blickte sie kurz an. „Hm.. Wir bräuchten einen Statisten.“
„Ich biete mich an.“ Verian, der wohl ungesehen nähergekommen war, und dem Ganzen zuschaute, lächelte. „Sehr gut“, sprach Leyan. „Nehmt meine Position ein.“ Er reichte Verian das Schwert, der sich sofort in Position brachte. Sofort drückte er mehr gegen Ylarias Schwert, als es Leyan getan hatte, und sie musste sich anstrengen, nicht abgedrängt zu werden. Sie spürte, wie Leyan schnell hinter sie trat, um sie herum fasste, und ihre Haltung korrigierte. Dann sprach er dicht an ihr Ohr. „Nutzt seinen Schwung aus. Sein Hieb wurde von links geführt, ergo drängt es das Schwert weiter in die gleiche Richtung, also hierhin." Er deutet auf den Bereich ihrer rechten Hüfte. Ylaria nickte, sagte aber nichts. Seine Stimme klang wieder nahe an ihrem Ohr, während er dann ihren rechten Arm, der das Schwert hielt, in die richtige Richtung drückte. „Und genau das nutzt ihr aus, indem ihr sein Schwert in diese Richtung ablenkt. Verian, schlag noch einmal zu, aber nicht so stark.“
„In Ordnung“, grinste Verian und löste den Druck auf Ylarias Schwert, nur um noch einmal einen Hieb auszuführen. Und dann ging alles ganz schnell. Ylaria führte die Bewegung so aus, wie er es ihr gezeigt hatte, merkte im selben Moment, dass das Ganze fürchterlich schief gehen würde. Sie lenkte Verians Klinge ja direkt auf ihre Seite zu! Noch bevor sie etwas sagen konnte, spürte sie auch schon Leyans Hand an ihrer Hüfte, der Druck ausübte, und sie so dazu bewog, sich um eine Vierteldrehung zu bewegen, um dem feindlichen Schwert aus dem Weg zu gehen, welches sie so geschickt abgelenkt hatte. Verians Schwert wurde abgelenkt, und er schlug ins Leere. Fast schien es ihr, als würde er stolpern.
„Gut gemacht“, erklang Leyans Stimme, und seine Hand löste sich von ihrer Hüfte. „Uff“, prustete sie, und richtete sich die Haare. „Fühle, was das Schwert dir sagen will, Ylaria. Es leitet dich, und es führt dich in den Bewegungen. Wichtig ist es, ständig in Bewegung zu bleiben.“ Ylaria war es, als spürte sie Leyans Hand noch auf ihrer Hüfte, doch dieser sprach, als wäre nichts geschehen.
„Das ist eine der möglichen Arten, einen Schlag zu parieren. Er eignet sich vor allem für Schläge von der Seite. Falls der Angreifer linkshändig ist, wird der Schlag von rechts kommen. Zeigt es bitte, Verian.“ Verian, der den Schwertkampf besser kannte als sie, nickte eifrig, nahm das Schwert in die linke, und setzte zu einem Hieb von rechts an. „Du könntest jetzt natürlich auf die gleiche Art parieren wie vorhin, aber damit nutzt du den Schwung nicht aus, und bekommst die ganze Kraft des Schlages ab. Und der Gegner würde direkt auf dich fallen, wenn er das Gleichgewicht verlieren sollte. Stattdessen solltest du versuchen auf die andere Seite hin dich abzudrehen.“ Leyan legte seine Hand auf ihre linke Hüfte, nur andeutungsweise, und zog sie leicht nach rechts, während er mit der anderen Hand ihren Arm mitsamt dem Schwert in die richtige Position brachte. „So führst du ihn direkt nach links weg, und nutzt wieder seinen Schwung aus. Wenn du glück hast, wird er sogar taumeln. Und von dieser Position aus..“ Verian deutete ein Taumeln an. Leyan grinste. „Wirst du ihn sogar besiegen können. Du kannst dann nämlich zu einem schnellen Vergeltungsschlag ausholen.“ Ylaria nickte nur. Täuschte sie sich, oder hatte seine Hand ein paar Sekunden länger als notwendig auf ihrer Hüfte gelegen? Sie hätte schwören können.. < Ylaria >, schalt sie sich erneut. < Sei vernünftig > Sie räusperte sich. „Ja, ich begreife jetzt, was du meinst.“, sagte sie und trat einen Schritt von Leyan weg, trat zu Verian, und tat so als würde sie ihn enthaupten.
Der musste natürlich sofort nachsetzen. „Aber eigentlich hättest du sowieso keine Chance gegen mich“, grinste er sie an. „Pff.. Hättest du wohl gern.“, erwiderte sie. „Das muss ich nicht gern haben.. das weiss ich.“ Sie tat so, als ob sie sich wegdrehen würde, doch heimlich bereitete sie einen kleinen Zauber vor. Gerade als Verian sich erheben wollte, traf ihn eine kleine Schneekugel im Rücken, und liess ihn in den Dreck fallen. Ylaria grinste, während Verian sich fluchend erhob. „Na warte du!“, fluchte er.
Leyan schmunzelte, während Ylaria lachte. „Nun, ich glaube, für heute ist es genug“, sprach er dann, und duckte sich, als ein irregeleiteter Schneeball von Verian direkt auf ihn zuflog. „Wir machen morgen weiter“, konnte er gerade noch sagen, bevor Ylaria jauchzend weg sprang.
Dann rannten sie und Verian eine Weile kreischend wie kleine Kinder auf dem kleinen Platz herum und schossen sich abwechselnd Schneebälle magisch in den Rücken. Ylaria liess sich auf das kindische Spiel ein, froh um Ablenkung. Ihr Kopf fühlte sich heiss an, als sie schliesslich um Atem ringend zum Lagerfeuer kamen, und sich auf die Decken fallen liessen, die dort lagen.
„Na, habt ihr fertig gespielt?“, sprach Imenia in einem spöttischen Ton, von einer Karte aufschauend, in die sie gerade mit Leyan vertieft gewesen war. Verian und Ylaria wurden beide gleichzeitig knallrot.
 
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