fic: Argumente für ein Ende [A steht für Anders und Jo] [Dragon Age {modern AU}]

Millijana

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Das war ein Challenge Beitrag auf dA und könnte als deutscher Beginn für ein Alphabets-Meme stehen. Mal sehen was ich damit mache. Ob ich es übersetze, oder einfach so stehen lasse, oder auf deutsch weitermache, weiß ich noch nicht.


Argumente für ein Ende



Jo hing den Hörer wieder auf und ging dann zurück ins Wohnzimmer.

„Und?"

„Ne Dreiviertelstunde."

„Im Ernst? Sie brauchen geschlagene 45 Minuten für eine Pizza Lieferung?"

Jo zuckte mit ihren Schultern. „Offensichtlich."

Auch Andy ließ vom Beschweren ab. „Wo warst du stehen geblieben, ehe du dich zum Telefon gerettet hast?"

Jo schmunzelte und lehnte sich in ihrer Ecke des Sofas zurück. „Ich kann mich nicht erinnern?"

Andy warf mit einem Kissen nach ihr.

„Ernsthaft, ich weiß nicht mehr wo ich aufgehört habe."

„Damit, dass dein Onkel euer Vermögen an der Börse verjubelt hat."

„Oh, ja. Das war ein ziemlicher Schock für Mom." Sie nahm das Kissen und umarmte es vor ihrer Brust. „Das Testament besagte nun, dass wir ein Jahr in Kirkwall leben mussten ehe sie an ihren Teil ran durfte."

„Und ihr Teil war was?"

Jo verzog ihren Mund. „Der gesetzliche Teil des Geldes, an den Gamlen nicht heran gekommen war und das Haus. Gamlen hatte zwar Wohnrecht, konnte es aber nicht zu Geld machen."

„Als hätte dein Großvater es geahnt."

„Hatte er vermutlich auch." Sie grinste. „Also haben wir das eine Jahr irgendwie überbrückt und dann hat Mutter das Haus verkauft."

Andy pfiff leise. „Das dürfte eine schöne Stange Geld gebracht haben."

„Sagen wir mal so, sie konnte damit mein Studium, das von Beth und Carvers zwei Jahre am College bezahlen, bevor er zur Army ging, ein kleines Häuschen kaufen und kann nun von den Zinsen und ihrer Witwenrente ganz gut leben."

„Wenn ich eher gewusst hätte dass ihr so reich seid…"

Jo warf das Kissen zurück und traf ihn am Kopf. „Blödmann. Wer von uns hat den besser bezahlten Job, Mr. Chef Pathologe? Hä?"

Er lachte, als er sich seine Haare wieder hinter seine Ohren schob. „Ich habe aber kaum Ersparnisse."

„Wie auch, wenn du dein Geld in alle möglichen Charity-Projekte steckst." Jo schüttelte ihren Kopf.

Sie kannte Anders Övergaard nun seit 3 Jahren und hatte nie gesehen, dass er sich etwas für sich selbst kaufte. Nichts, was er nicht unbedingt brauchte, jedenfalls. Sie hatte seine Wohnung gesehen und wusste, dass sie klein war und nicht gerade im besten Teil von Kirkwall lag. Jo hatte bei ihrem ersten Besuch bei ihm wohl etwas verblüfft gewirkt, als sie sich in der Wohnung umgesehen hatte. Er hatte ihr frei heraus erzählt, dass er in einer gemeinnützigen Krankenstation gleich in der Nähe in seiner freien Zeit arbeiten würde und dort viel Geld für Medikamente und medizinische Materialien spenden würde. Neben Spenden für ein Programm gegen Kinderarmut.

Sie war gelinde gesagt überrascht gewesen. Sie hatte gewusst, dass Andy ein Mensch war, der nichts von Ungerechtigkeit hielt. Er war an einigen Tatorten recht deutlich geworden, was voreilige Schlüsse zu Tätern anging. Jedoch hatte sie das nicht erwartet gehabt. Darum waren diese Abende, an denen sie zusammen saßen umso seltener, und sie waren in den letzten Jahren nie wirklich dazu gekommen, über diese ganz privaten Dinge zu sprechen. Auch wenn sie aktuelle Ereignisse immer austauschten.

„Wie kommst du eigentlich dazu dein halbes Gehalt für wohltätige Zwecke zu spenden? Das ist… ungewöhnlich." Sie verzog ihr Gesicht hilflos. „Ich mein", lenkte sie schnell ein, als sie merkte wie seltsam das geklungen haben musste. „Wenn man dich kennenlernt ist man darauf nicht vorbereitet. Du.. äh gibst dich nicht auf den ersten Blick wie ein Wohltäter." Sie sah ihn etwas unsicher an.

Andy lachte. „Ich bin also ein ungewöhnlicher Nicht-Wohltäter, wenn man mich kennenlernt. Aha." Er zwinkerte Jo zu, die etwas verlegen wirkte. „Nein, mal im Ernst. In meiner Heimat, ist das soziale Netz deutlich besser als hier. Als ich hier her kam, fast ohne einen Cent und mit nichts weiter als vielen Plänen, war ich schockiert."

Jo sah ihn fragend an. „Ist es in Europa so viel besser?"

Andy schüttelte seinen Kopf und griff nach seinem Bier. „Nicht überall, aber in einigen Ländern halt eben doch."

„Schweden, nicht wahr?", hakte sie nochmal nach.

„Ja, genau. Das ist eines der Länder in denen es nicht perfekt, aber auch nicht grundsätzlich schlecht ist. Und in jedem Fall besser als hier."

Jo grinste sarkastisch. „Das ist auch kein Kunststück. Und was hat dich dazu bewogen, dieses Paradies zu verlassen? Ein Ventil für deinen Wohltätigkeitsdrang wird es wohl kaum gewesen sein." Sie zwinkerte ihm zu.

Andy erwiderte das nicht und sah ernst auf die Flasche in seiner Hand.

„Habe ich etwas Falsches gesagt?" Josephine war nicht immer die geschickteste Person, wenn es um Worte ging. Sie war meist zu gerade heraus und gelegentlich auch recht unsensibel, wenn sie nicht aufpasste.

Andy schüttelte seinen Kopf. „Nein, im Grunde nicht. Ich habe mich nur gerade daran erinnert, dass es schon fast 10 Jahre sind."

Jo schüttelte ihren Kopf in Unverständnis.

„Ich bin schon fast 10 Jahre hier. Ohne mit meinem Vater gesprochen zu haben."

„Ernsthaft?"

„Jap." Er trank einen Schluck von seinem Bier und sah sie dann wieder an. Seine braunen Augen wirkten nun sehr traurig.

„Oh, Mann. Willst du's mir erzählen?"

Er zuckte mit seinen Schultern. „Da gibt's nicht so viel zu erzählen. Ich habe nicht dem entsprochen, was mein Vater sich gewünscht hat. Es kam zum Streit und ich bin gegangen."

Jo zog ihre dunklen Augenbrauen nach oben. „Und die nachvollziehbare Version?"

Anders seufzte und fuhr sich mit seiner Hand durch das halblange Haar. „ Kannst du deine berufliche Hartnäckigkeit nicht gelegentlich ablegen?"

Jo schmunzelte nur kurz darüber und nippte dann an ihrem eigenen Bier.

„Also gut. Ich hab in Schweden, wie mein Vater es sich gewünscht hatte, das Grundstudium zur Medizin abgelegt. Ich habe dann mein erstes Praktikum in der Chirurgie angetreten. Aber ganz ehrlich, das war es einfach nicht." Er schüttelte seinen Kopf.

„Was meinst du damit?"

Er seufzte wieder und hob dann seine Schultern. „Die Menschen bleiben auf der Strecke. Ich hatte nach kürzerer Zeit die Verantwortung für einen Teil der Station und war viele Stunden jeden Tag dort, um auch nur den allgemeinen Anforderungen gerecht zu werden, von meinen eigenen will ich gar nicht anfangen. Mein Vater sagte mir immer wieder ich müsse mich besser abgrenzen. Aber im Ernst, das wolle ich gar nicht." Er trank wieder etwas. „Eines Abends an einem Wochenende wurde ein Mann in polizeilicher Begleitung eingeliefert. Bei seiner Untersuchung fand ich aber Ungereimtheiten, die mich stutzig werden ließen, was den Mord anging, dessen er beschuldigt wurde. In dem Moment konnte ich aber nicht allzu viel machen. Am nächsten Tag, als ich aus dem Krankenhaus raus war setzte ich mich jedoch gleich mit dem gerichtsmedizinischen Institut in Verbindung. Da ich quasi an den Ermittlungen beteiligt war bekam ich auch bald den Forensiker an den Hörer, der für den Fall zuständig war. Wir hatten ein interessantes Gespräch, und er lud mich ein vorbei zu kommen. Ich sei ohnehin mit ausreichend Details vertraut, nachdem ich den Mann untersucht hatte."

„Und du hast das natürlich angenommen, wer braucht schon Schlaf."

Er grinste. „Richtig. Ich habe ihm bei der Autopsie assistiert und konnte das mit dem abgleichen, was ich bei dem Beschuldigten festgestellt hatte. Er hatte diesen Mord nicht begangen."

„Und wen soll er umgebracht haben?"

Andy grinste. Er hatte geahnt, dass sie fragen würde. Sie konnte sich nie mit halben Informationen zufrieden geben. „Er sollte seine Frau getötet haben und es dann wie einen Selbstmord ausgesehen haben lassen."

„Und was hatte dich stutzig gemacht?"

„Er hatte recht seltsame Verletzungen."

„Wer sagt, dass er sich die Verletzungen nicht bei dem Mord zugezogen hat?"

„Er." Andy sah sie ernst an.

Jo zog ihre Stirn ungläubig kraus. „Und?"

„Er hatte seine Frau nicht getötet. Er hat versucht sie wieder hinauf zu ziehen. Sie hatte sich von ihrem Balkon gestürzt- mit einem Seil um den Hals. Er hat versucht sie wieder hinauf zu ziehen. Die Hämatome an Hüften und Rippen passten zu dem Tatort, wie ich später gesehen habe. Zunächst haben sie mich aber erst einmal… nun ja, stutzig gemacht. Und die Art, wie er über seine Frau gesprochen hat." Andy schüttelte seinen Kopf.

„Und warum waren die Polizisten davon überzeugt, dass er es war?"

Andy trank noch einen Schluck aus seiner Flasche. „Das ist das Ironische daran. Er war gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, wegen Körperverletzung. Häusliche Gewalt an seiner Frau, wohl über Jahre, bis sie sich endlich getraut hat ihn anzuzeigen. Da lag die Vermutung für die Beamten nicht all zu fern."

Jo grunzte abfällig. „Sie ist tot und er ist frei?"

Andy grinste. „Nein. Er wurde noch während der Ermittlungen festgenommen, wegen Drogenbesitzes und -missbrauches. Der toxikologische Bericht seiner Frau hatte ergeben, dass sie unter Drogen gestanden hatte als sie sich das Leben genommen hatte."

„Die gleichen wie er?"

Andy nickte. „Es war nicht mehr vollständig rekonstruierbar, aber anhand der Blutabnahme und des Toxscreens den ich im Krankenhaus gemacht hatte, konnte davon ausgegangen werden, dass sie es gemeinsam konsumiert hatten, ehe es zu dem Ereignis kam."

„Sicher, dass er sie nicht gestoßen hat?"

„Ziemlich. Er hat sie geschlagen und wie Dreck behandelt und trotzdem hat er sie nicht töten wollen. Keine Kampfspuren, die zu dem Unfall passten, nichts was darauf hindeutete, dass sie sich gewehrt hatte. Aber sie war nicht tot gewesen, als sie sprang. Ihre Halswirbelsäule war noch intakt"

„Also ist sie vermutlich nicht von dem Geländer gesprungen, sondern hat sich heruntergelassen?" Es war eigentlich eine Feststellung, dennoch klang es mehr nach einer Frage.

„Seltsam nicht wahr?"

„Allerdings. Warum sollte man Ersticken dem schnelleren Genickbruch vorziehen?"
Andy zuckte nur mit seinen Schultern. „Vielleicht wollte sie auch nicht sterben. Ich kann es dir nicht sagen. Was wir aber feststellen konnten war, dass er die Hämatome entwickelt hatte, als er versucht hat sie wieder hinaufzuziehen. Aber ihre Schuhe hatten sich in einer Spalte verfangen und er musste sehr heftig ziehen, um sie letztendlich zu befreien."

„War sie…?"

„Ich hoffe es. Er hat keine Angaben dazu gemacht."

„Okay. Er hat also hinterher noch irgendeine Strafe erhalten, weil er ein Scheißkerl ist, der seine Frau geschlagen und mit Drogen vollgepumpt hat. Was aber war mit dir?"

Er grinste und seine Augen funkelten wieder. „Mein Ehrgeiz war angestachelt. Der Forensiker im Institut erzählte mir, dass es immer wieder Ungereimtheiten geben würde, die Ärzten entgehen und die, selbst wenn ihnen etwas auffällt, das nicht gemeldet werden. Sie beugen sich ihrem Schicksal bzw. der allgemeinen Meinung, dass die Polizei wohl schon im Recht sein würde. Das würde hin und wieder zu Verurteilungen führen, die falsch seien. Viel schlimmer sei aber die Tatsache, dass die Polizei sich oft nicht von den Ärzten in ihre Arbeit reden lässt. Sie nehmen lieber den einfacheren Weg."

„Und in deinem jugendlichen Leichtsinn hast du das geglaubt?"

„Wie viele deiner Partner haben in deiner Zeit als Streifenpolizistin einen Typen festgenommen, einfach nur weil er so aussah, als sei er gefährlich oder weil er schon bekannt war. Ohne, dass es einen ersichtlichen Zusammenhang gab?"

„Okay. Ja, das gibt es hin und wieder. Aber in der heutigen Zeit…"

„Jo, bitte. Gehe nicht von dir aus. Du lässt dich selten beeindrucken und du hast ein gutes Gespür für so was. Verdammt, du bist mit Kleinkriminellen befreundet."

Sie kicherte. „Nun befreundet ist nun aber auch etwas übertrieben. Ich habe mich ein paar Mal mit ihr getroffen."

„Und wo seid ihr gelandet?"

Jo lachte etwas verlegen. „Ja, ja, ist ja gut." Dieses kleine Abenteuer war sicher nicht eines ihrer schlechtesten gewesen. Ganz im Gegenteil. „Das alles erklärt aber noch lange nicht, warum du nun hier bist. Wie passt dein Vater da rein?"

„Ich hatte meine Freizeit erst mal versucht wieder wie gewöhnlich mit Spaß, Sex und Alkohol zu verbringen - die wenige die ich hatte. So wie ich es vorher auch getan hatte. Ich erwischte mich aber immer öfter mit einem Bier oder Wein auf dem Sofa und bei Recherchen zu dem Thema." Er lächelte. „Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich mich mit dem was ich gerade beruflich tat nicht wohl fühlte. Ich war einer Vorgabe gefolgt. Nur weil mein Vater es von mir erwartet hatte. Ich fühlte mich eingesperrt in seiner Vorstellung davon, wie mein Leben auszusehen hatte. Ein Arzt, der sich irgendwann niederlässt, eine Familie gründet, der Ansehen genießt und ein dickes Konto und einen Jaguar in der Garage hat."

„Das klingt fast nach einem Gefängnis - einem goldenen, aber es bleibt dennoch ein Gefängnis, nicht wahr?"

„Ja, egal, wie gut man es tarnt. Ich habe meinem Vater also mitgeteilt, dass ich mein Praktikum abbrechen möchte um mich in Uppsala an der Medizinischen Fakultät einzuschreiben, damit ich forensische Wissenschaften studieren kann, anstatt eines Aufbaustudiums nach meinem Praktikum um mich für eine Fachrichtung zu entscheiden und meinen Doktor zumachen."

„Und er hat es nicht gerade gut aufgenommen, nehme ich an?"

Anders schüttelte seinen Kopf, ein bitteres Grinsen seine Lippen umspielend. „Nicht gut, kommt dem noch nicht einmal nahe. Er war der personifizierte Zorn. Und wie ich nun mal bin, war ich nicht bereit auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Ich wollte raus aus diesem Mist. Das Ende vom Lied war, dass er mich vor die Wahl stellte: entweder würde ich Arzt werden, wie wir das geplant hatten, oder ich könne zusehen, wie ich das Zweitstudium finanzieren würde. Ich habe mich dann für die letztere Möglichkeit entschieden."

Jo grinste. „Aber warum hier her? Ich mein, einen ganzen Kontinent weiter?"

Ehe Andy antworten konnte, klingelt es an der Tür. Jo klatschte aufgeregt in ihre Hände. „Essen!", grinste sie und sprang vom Sofa auf. Sie holte ihr Portemonnaie aus ihrer Jacke an der Garderobe und öffnete dann die Tür.

„Ihre Lieferung, Miss." Der Lieferant wiederholte noch einmal, was sie bestellt hatten und nahm dann das Geld, von Jo, während sie die Pizza von ihm entgegen nahm.

Mit gerunzelter Stirn ging sie zu Anders zurück zum Sofa und stellte den Karton auf den Tisch. „Andy, das ist eine Familienpizza."

„Perfekt, ich habe gewaltigen Hunger."

Jo holte kopfschüttelnd Servietten und zwei neue Flaschen Bier aus der Küche, während Andy den Karton aufmachte und die Stücke schon mal auseinander zog.
„Dein Vater hat sich also geweigert, für das Studium zu bezahlen. Das ist aber noch lang kein Grund, alles stehen und liegen zu lassen und hier in die USA zu kommen", nahm sie das Gespräch wieder auf, als sie zurück kam.

Er nickte, während er nach dem ersten Stück griff. „Stimmt", nuschelte er mit vollem Mund. Als er runtergeschluckt hatte sprach er weiter: „Aber Uppsala, war noch immer zu nah dran. Er fand jede Woche einen Grund warum er mich anrufen konnte, um mir ein neues Argument unter die Nase zu reiben, warum ich es nicht schaffen würde und warum es eine blödsinnige Idee war das zu tun." Er biss wieder in seine Pizza und kaute nachdenklich.

„Er scheint wirklich dein Vater zu sein."

Andy seufzte, als er die Pizza mit einem Schluck Bier heruntergespült hatte. „Ja, leider. Meine Mutter hat mich noch weitestgehend unterstützt. Sie hat mir kleine Care-Pakete geschickt. Nudeln, Brot, halt Dinge, die man gut mit der Post senden konnte und die nicht aufgefallen sind." Er trank noch einen Schluck Bier. „Er hat mich sogar gefunden, als ich mir eine andere Telefonnummer zugelegt habe."

„Was hat er denn gesagt?"

„Sein am häufigsten genanntes Argument war, dass ich eine perfekte Ausbildung wegwerfen würde, für eine lächerliche Idee. Ich würde mir meine ganze Karriere damit versauen. Er hat nicht verstanden, dass es nicht um Karriere ging. Und selbst wenn, so stehen mir in diesem Beruf auch Karrieremöglichkeiten offen." Er machte wieder eine Pause in der er wieder von seiner Pizza aß und auch Jo einfach nur schweigend aß.

Sie dachte über die Reaktion ihrer Mutter damals nach, als sie sich für die Polizeikarriere entschieden hatte. Ihr Vater hatte sie unterstützt, aber Ihre Mom war fast hysterisch geworden. Nach einer Weile jedoch hatte sie sich wieder beruhigt. Dad hatte sie zur Vernunft gebracht. Etwas, das Jo heute übernahm, wenn es um ihre Geschwister ging.

„Aber um deine Frage auch vollständig zu beantworten: An der Uni waren Flyer ausgehängt, auf denen es um Auslandssemester ging. Ich dachte das wäre eine gute Idee. Also habe ich mich um alles gekümmert und habe mich auf den Weg nach Florida gemacht."

„Florida?"

„Das war nun mal die Uni, mit der meine zusammen gearbeitet hat. Für mich war das Wetter auch eine ziemliche Umstellung. Jedenfalls bin ich nach dem Jahr zurück und habe meine Eltern besucht. Das war die schlimmste Zeit, die ich je hatte. Wieder bei ihnen zu sein, nachdem ich mich in Florida frei und unabhängig gefühlt hatte, war schrecklich. All die Auflagen, die mir durch meines Vaters gesellschaftliche Stellung gemacht wurden. Ich konnte das nicht mehr. Nach den Ferien stand für mich fest, dass ich wieder zurück wollte. Selbst Uppsala war nichts mehr für mich. Also kümmerte ich mich darum noch im laufenden Semester zu wechseln. Das ging nicht und ich musste bis zum Ende des Semesters warten." Er grinste. „Es war die Hölle. Sobald ich konnte, war ich wieder aus Schweden verschwunden. Meine Eltern waren schockiert und auch meine Mutter hielt es nun mittlerweile für eine schlechte Entscheidung. Sie machte mir Vorwürfe, dass ich mich so verändert hätte und dass ich doch vielleicht noch einmal in Erwägung ziehen sollte das Praktikum wieder aufzunehmen, weil ich es sonst später sicher bereuen würde."

„Okay, und das war dann wohl zu viel des Guten."

„Ja." Er nickte ernst. „Weißt du, zu dem Zeitpunkt hatte ich einfach keine Kraft mehr es immer und immer wieder zu erklären. Als ich hier her zurückkam, habe ich mich also um alles gekümmert, damit ich langfristig hier bleiben kann."

„Was haben sie dazu gesagt?"

„Ich weiß es nicht. Ich habe es ihnen in einem Brief geschrieben. Ich habe seit meiner Abreise kein Wort mehr mit ihnen gesprochen." Er erkannte wohl die Frage in ihrem Gesicht. „Und ich habe nie zurück gesehen. Ja, ich vermisse sie manchmal und auch meine Heimat, aber ich bin hier glücklich. Hier habe ich eine Aufgabe und werde gebraucht."

„In jedem Fall hat sich das forensische Institut verändert seit du da bist." Sie zwinkerte ihm zu. Es war besser geworden seit er da war - eine angenehme Atmosphäre in der die Ernsthaftigkeit, die ihr Job mitbrachte nicht vergessen wurde, wo aber auch gelacht wurde.
 
Liest sich gut und flüssig, so hab ich sowas gerne.
Und es macht neugierig auf mehr.
 
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