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LaVerne
Guest
Prädestination - oder der Unsinn, sich in Fremdwörtern auszudrücken
Es ist eine alte Diskussion zwischen einem Freund und mir: Ich mag keine Fremdwörter! Wo sie benutzt werden, da zeigt der Autor, daß er nicht in der Lage ist, ein gleichwertiges, eindeutiges Wort aus dem allgemein geläufigen Sprachgebrauch zu finden, das genau sein Ansinnen widerspiegelt.
Man nehme den vorrausgegangenen Satz: "Die Utilisation von nicht dem allgemein geläufigen Thesaurus entstammender Nomenklatur zeigt ein Defizit des Auteurs, eine exakte Expression seiner Gedanken zu transportieren."
Zugegeben: Die zweite Version hört sich kürzer, eindeutiger und verdammt gebildeter an - und diese Anhäufung von Fremdwörtern ist sicherlich übertrieben. Wer sich so ausdrückt, den darf man getrost nicht ernstnehmen oder einweisen. Dennoch werden heute tausendfach Fremdwörter benutzt, ohne daß es eine wirkliche Not gäbe, diese überhaupt zu gebrauchen.
"Das tangiert mich periphär!" ist ein toller Satz - und klingt mit Sicherheit besser als "Ist mir egal!" "Übersetzt" hieße es eigentlich: "Das berührt mich nur wenig!", obwohl man eigentlich "Datt geht mir am Arsch vorbei, ey!" meint.
Kommen wir zu Inhaltsangaben von Filmen oder Büchern. Hey, ein Satz wie "Der Protagonist ist geradezu prädestiniert, [...]" macht doch verdammt viel her!
Liebe Leute, was soll der Scheiß? Was ist ein verdammter "Protagonist"? Es ist einfach der Hauptdarsteller, der "Antagonist" sein Gegenspieler (nicht, daß ich um einen Scheiß besser wäre - ich habe oft genug das Wort "Protagonist" verwendet, wenn mir nix anderes mehr einfiel).
Der ist nu "prädestiniert". "Vorherbestimmt" hört sich blöd an, weil dies vorraussetzt, daß eine höhere Macht im Spiel ist, was wiederum weitere Fragen nach der Art der höheren Macht aufwirft. Bei dem Fremdwort "Prädestination" vermeidet man eben diese unangenehmen Fragen, weil man eher unbewußt annimmt, der Leser würde hier schon die Lücken auffüllen, weil "prädestinieren" eben alles sein kann: Von göttlicher bis zu charakterlichen "Vorherbestimmung". Der Schreiber wird halt bewußt ungenau und verweigert eine eindeutige Aussage, um ja keine Stellung zu beziehen - und sich ja nicht erklären zu müssen!
Gut, es gibt auch die nicht näher bezifferte Anzahl von ca. 90 % der Leser, die keine oder bestenfalls annhähernde Ahnung haben, was der Begriff überhaupt bedeutet, aber trotzdem nicht auf die Idee kommen, das Wort nachzuschlagen...
Mein Lieblingsbegriff in der Art ist übrigens "Chauvinismus". Ich wette darauf, daß 99 % der Leser der Meinung sind, daß dieser Begriff gleichzusetzen sei mit "Macho". Ursprünglich bezeichnete "Chauvi" allerdings einen "kämpferischen Nationalisten", weswegen James Bond durchaus Chauvi, der Mädchenverprügler von nebenan jedoch nicht mal "Macho", sondern allenfalls "erbärmliche Wurst" ist.
Die Lebensweisheit, daß nur ein mit entsprechendem Wortschatz gefütterter Geist auch tatsächlich entsprechend hochwertig arbeiten kann, habe ich nicht von irgendeinem mehr oder minder bekannten Autor feingeistiger Schriften, sondern dem "Playboy" zu verdanken. Neben Titten findet man halt doch ab und an etwas, was wirklich beständig ist.
Zurück zum Thema, wenn auch Abbilder von Titten mit Sicherheit unterhaltsamer wären (meine PM-Adresse bedankt sich für jedes Bild ansehbarer, junger Titten - selbstverständlich zu rein wissenschaftlichen Zwecken):
Fremdwörter sollten dazu dienen, ausführliche Erläuterungen überflüssig zu machen, weil ein Fremdwort im allgemeinen Sprachgebrauch einen ganzen Haufen Worte zu einem einzigen, eindeutig zusammengefassten Begriff vereinfachen sollte. Mittlerweile werden sie jedoch häufig eingesetzt, um die Faulheit des Schreibers zu unterstützen, der obendrein unwillig ist, seinen hohlen Worten eine wirkliche Bedeutung zu verleihen!
"Der Protagonist ist prädestiniert[...]". Einen Scheiß ist er. "Meiner persönlichen Auffassung nach hat der Autor die Figur so angelegt, als sollten ihm diese Dinge widerfahren". "Eine höhere Macht hat die Hauptperson in Situationen gedrängt, die er nach seiner ebenso von dieser höheren Macht vorgegeben Vorprägung nur in dieser Weise erfüllen konnte."
Länger? Klar! Eindeutiger? Verdammt ja! Seine eigene Meinung zu einem Thema klarstellend? Zur Hölle, ja!
Und in der nächsten verfuckten Lektion lernt ihr, wie man die verschissene Hauptwörterei ("Substantivitis") vermeidet. Anders (und beschissen) ausgedrückt: "Die Lernerei der Vermeidung der verschissenen Hauptwörterei ist das nächste verfuckte Lektionsziel!" Absofuckinglutely!
Danach ist die Unsitte dran, Anglizismen oder allgemein englische Begriffe zu verwenden, um seine Postings "cool" erscheinen zu lassen. Hell, yeah!
Grüße
LaVerne
Es ist eine alte Diskussion zwischen einem Freund und mir: Ich mag keine Fremdwörter! Wo sie benutzt werden, da zeigt der Autor, daß er nicht in der Lage ist, ein gleichwertiges, eindeutiges Wort aus dem allgemein geläufigen Sprachgebrauch zu finden, das genau sein Ansinnen widerspiegelt.
Man nehme den vorrausgegangenen Satz: "Die Utilisation von nicht dem allgemein geläufigen Thesaurus entstammender Nomenklatur zeigt ein Defizit des Auteurs, eine exakte Expression seiner Gedanken zu transportieren."
Zugegeben: Die zweite Version hört sich kürzer, eindeutiger und verdammt gebildeter an - und diese Anhäufung von Fremdwörtern ist sicherlich übertrieben. Wer sich so ausdrückt, den darf man getrost nicht ernstnehmen oder einweisen. Dennoch werden heute tausendfach Fremdwörter benutzt, ohne daß es eine wirkliche Not gäbe, diese überhaupt zu gebrauchen.
"Das tangiert mich periphär!" ist ein toller Satz - und klingt mit Sicherheit besser als "Ist mir egal!" "Übersetzt" hieße es eigentlich: "Das berührt mich nur wenig!", obwohl man eigentlich "Datt geht mir am Arsch vorbei, ey!" meint.
Kommen wir zu Inhaltsangaben von Filmen oder Büchern. Hey, ein Satz wie "Der Protagonist ist geradezu prädestiniert, [...]" macht doch verdammt viel her!
Liebe Leute, was soll der Scheiß? Was ist ein verdammter "Protagonist"? Es ist einfach der Hauptdarsteller, der "Antagonist" sein Gegenspieler (nicht, daß ich um einen Scheiß besser wäre - ich habe oft genug das Wort "Protagonist" verwendet, wenn mir nix anderes mehr einfiel).
Der ist nu "prädestiniert". "Vorherbestimmt" hört sich blöd an, weil dies vorraussetzt, daß eine höhere Macht im Spiel ist, was wiederum weitere Fragen nach der Art der höheren Macht aufwirft. Bei dem Fremdwort "Prädestination" vermeidet man eben diese unangenehmen Fragen, weil man eher unbewußt annimmt, der Leser würde hier schon die Lücken auffüllen, weil "prädestinieren" eben alles sein kann: Von göttlicher bis zu charakterlichen "Vorherbestimmung". Der Schreiber wird halt bewußt ungenau und verweigert eine eindeutige Aussage, um ja keine Stellung zu beziehen - und sich ja nicht erklären zu müssen!
Gut, es gibt auch die nicht näher bezifferte Anzahl von ca. 90 % der Leser, die keine oder bestenfalls annhähernde Ahnung haben, was der Begriff überhaupt bedeutet, aber trotzdem nicht auf die Idee kommen, das Wort nachzuschlagen...
Mein Lieblingsbegriff in der Art ist übrigens "Chauvinismus". Ich wette darauf, daß 99 % der Leser der Meinung sind, daß dieser Begriff gleichzusetzen sei mit "Macho". Ursprünglich bezeichnete "Chauvi" allerdings einen "kämpferischen Nationalisten", weswegen James Bond durchaus Chauvi, der Mädchenverprügler von nebenan jedoch nicht mal "Macho", sondern allenfalls "erbärmliche Wurst" ist.
Die Lebensweisheit, daß nur ein mit entsprechendem Wortschatz gefütterter Geist auch tatsächlich entsprechend hochwertig arbeiten kann, habe ich nicht von irgendeinem mehr oder minder bekannten Autor feingeistiger Schriften, sondern dem "Playboy" zu verdanken. Neben Titten findet man halt doch ab und an etwas, was wirklich beständig ist.
Zurück zum Thema, wenn auch Abbilder von Titten mit Sicherheit unterhaltsamer wären (meine PM-Adresse bedankt sich für jedes Bild ansehbarer, junger Titten - selbstverständlich zu rein wissenschaftlichen Zwecken):
Fremdwörter sollten dazu dienen, ausführliche Erläuterungen überflüssig zu machen, weil ein Fremdwort im allgemeinen Sprachgebrauch einen ganzen Haufen Worte zu einem einzigen, eindeutig zusammengefassten Begriff vereinfachen sollte. Mittlerweile werden sie jedoch häufig eingesetzt, um die Faulheit des Schreibers zu unterstützen, der obendrein unwillig ist, seinen hohlen Worten eine wirkliche Bedeutung zu verleihen!
"Der Protagonist ist prädestiniert[...]". Einen Scheiß ist er. "Meiner persönlichen Auffassung nach hat der Autor die Figur so angelegt, als sollten ihm diese Dinge widerfahren". "Eine höhere Macht hat die Hauptperson in Situationen gedrängt, die er nach seiner ebenso von dieser höheren Macht vorgegeben Vorprägung nur in dieser Weise erfüllen konnte."
Länger? Klar! Eindeutiger? Verdammt ja! Seine eigene Meinung zu einem Thema klarstellend? Zur Hölle, ja!
Und in der nächsten verfuckten Lektion lernt ihr, wie man die verschissene Hauptwörterei ("Substantivitis") vermeidet. Anders (und beschissen) ausgedrückt: "Die Lernerei der Vermeidung der verschissenen Hauptwörterei ist das nächste verfuckte Lektionsziel!" Absofuckinglutely!
Danach ist die Unsitte dran, Anglizismen oder allgemein englische Begriffe zu verwenden, um seine Postings "cool" erscheinen zu lassen. Hell, yeah!
Grüße
LaVerne
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