Geschichte einer Bauerntochter - 2. Kapitel

Melian

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2. Kapitel – Die Taverne Wanderers Ruh’

Prolog / 1. Kapitel

Mit schweren Schritten lief sie in die Richtung, die ihr die Wache gewiesen hatte. Sie wollte nur noch schlafen. Sie war so müde, dass sie kaum noch ihren eigenen Namen wusste. Die letzten Tage waren mehr als nur anstrengend gewesen. Ihre Grossmutter hatte Recht gehabt. Die letzten Tage waren an ihre Substanz gegangen. Mehr als einmal hätte sie fast aufgegeben, allein ihr brennender Wunsch, eine Blutritterin zu werden, hielt sie davon ab.

Sie hatte das Gasthaus erreicht und betrat es mit müdem Blick. Es war nicht leer, aber auch nicht voll. Einige Leute sassen an der Theke, ein Stuhl in der Ecke war auch besetzt. Ohne recht hinzuschauen bestellte sie sich etwas zu trinken und setzte sich müde auf einen Hocker. Der Bedienstete hinter der Bar musste gemerkt haben, wie erschöpft sie war, und hatte ihr schweigend ein Glas Milch gereicht. Sie wunderte sich zuerst, doch als sie die Milch kostete, die mit etwas frischer Pfefferminze gewürzt war, und einen Hauch Zimt enthielt, wusste sie, dass er sich auf sein Gewerbe verstehen musste. Dankbar nickte sie ihm zu, registrierte irgendwo in ihren erschöpften Gedanken, dass er sehr hübsch war, und starrte dann ins Leere.

Es war erst ein paar Tage her, dass sie es gewagt hatte. Mitten in der Nacht war sie aufgestanden, hatte ihr Bündel, das sie schon am Vortag gepackt hatte, geschultert, und hatte sich aus dem Haus geschlichen. Ihr Vater hatte, wie on ihrer Oma vorausgesagt, am frühen Morgen dieses Tages die Verlobung seiner Tochter bekannt gegeben. Er hatte sie nicht einmal gefragt, und dies war wohl der endgültige Auslöser für Roses Flucht.

Sie war die ganze Nacht unterwegs, auf finsteren Strassen und unter dunklen Bäumen. Sie hatte sich elendig gefürchtet, und schämte sich dafür. „Wenn du dich jetzt schon fürchtest, Yara ab Aran, wie soll das erst später werden? Das hier ist doch nur ein dunkler Wald“, redete sie sich selber Mut zu. Am frühen Morgen hatte sie genug Distanz zwischen sich und den Bauernhof gelegt, und hatte eine Niederlassung der Blutelfen auf einer kleinen Insel erreicht. Sie hatte sich nach dem Weg nach Silbermond erkundigt, als jemand auf sie zutrat und sie um einen Gefallen bat. Die Gegend war von Manawürmern verseucht, ob sie nicht vielleicht einige davon erledigen könne, er würde ihr auch ein kleines Entgelt bezahlen. Ehe sie sich versah, hatte sie ein plumpes Zweihandschwert in der Hand und eine sehr kaputt aussehende Rüstung an und schlug auf Manawürmer ein. Als sie diesen Auftrag erledigt hatte, kamen plötzlich noch mehr Bewohner der Insel der Sonnenwanderer auf sie zu, und baten sie um einige Kleinigkeiten.

Rose wunderte sich. Sie war doch noch gar keine Kriegerin, sie war doch nur ein Bauernmädchen. Als sie ihren Protest vorbrachte, lachten die Bewohner nur und meinten, sie mache ihre Sache doch gut. Und wenn sie auf dem Weg nach Silbermond sei, wolle sie bestimmt eine Ausbildung anfangen, da könne sie sich hier ja schon etwas nützlich machen. Rose errötete, erinnerte sich an die mahnenden Worte ihrer Grossmutter, und stürzte sich mit blindem Eifer auf ihre Aufgaben.

Irgendwann verliess sie die Insel, erreichte das zerstörte Silbermond und den Falkenplatz. Mittlerweile machte es ihr Spass, zu kämpfen und ein Blutritter im Ruhestand erbarmte sich sogar, und brachte ihr heimlich einige Zauber bei. Er bat sie, beim Orden nichts darüber verlauten zu lassen, was sie hastig versprach. Anfangs kosteten die Zauber sie unheimlich viel Kraft. Es gelang ihr nicht immer, ihre Zauberkraft zu wecken, und oft schlug sie nur mit ihrer körperlichen Kraft auf ihre Gegner ein. Gegner zum Üben gab, dem Sonnenbrunnen sei Dank, genug. Die Getriebenen, die in ihrer Sucht nach arkaner Macht die zerstörte Seite von Silbermond durchsuchten, ein zwergischer Verräter, der sich beim Sanktum des Nordens herumtrieb, Darnassische Eindringlinge beim Sanktum des Westens, Bachtatzen – tödliche Raubtiere, deren Population es auszurotten galt, die untote Geissel bei der Todesschneise und vieles mehr.. Es hörte nicht auf. Mit wildem Eifer stürzte sich Rose in diese Aufgaben, froh um die Übung und die Erfahrung und erleichtert über den Zeitaufschub, den sie ihr gewährten. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob die Blutritter sie aufnehmen würden und zweifelte immer noch.

Als sie nach 3 Tagen einen Segenszauber ohne grosse Anstrengung wirken konnte, seufzte sie glücklich. Es war Zeit, nach Silbermond zu gehen. Mehr konnte ihr der alte Blutritter am Falkenplatz nicht beibringen, und er sicherte ihr gute Chancen zu, in den Orden aufgenommen zu werden.

Und so betrat sie zum ersten Mal Silbermond und erschauerte ab der Schönheit der Stadt. Sie konnte sich nicht satt sehen an der Eleganz der Häuser, an den Arkanwachen, an den Rüstungen der Wachen von Silbermond. Wie betaumelt von der Schönheit streifte sie fast einen halben Tag in Silbermond herum, sie hatte ihr Ziel völlig vergessen. Um die Mittagszeit machte sie halt in einem kleinen Park, als plötzlich ein Elf in edler Rüstung an ihr vorbei ritt. Da erinnerte sie sich wieder, warum sie hier war, und ging zum Hauptsitz des Ordens.

Rose seufzte leise, als sie sich daran erinnerte. Die Blutritter waren zwar freundlich gewesen, aber dennoch skeptisch, ob sie sich bewähren konnte. Sie hatte in unzähligen Übungskämpfen gegen angehende Blutritter ihr Geschickt mit dem Schwert und mit ihrer Magie unter Beweis stellen müssen, all zu oft hatte sie nur noch blosser Instinkt und ihre angeborene Kämpfernatur vor einer geschickt platzierten Finte gerettet. Doch es hatte sich gelohnt. Am Abend trat ein mächtiger Ritter auf sie zu, forderte sie auf, niederzuknien und nahm sie feierlich in den Orden auf.

„Aye, und nun bin ich hier.“ Müde, erschöpft, zerkratzt und mit unzähligen blauen Flecken bedeckt. Sie musste wahrlich kein schöner Anblick sein. Seufzend strich sie sich mit ihren fingern durch ihre rotblonden Locken, als sie plötzlich den Blick des Kellners auf sich ruhen sah. Sie errötete etwas, und nahm ihre Finger aus den Haaren, trank noch einen Schluck Milch. Er sah erstaunlich gut aus, aber er hatte etwas Verschlagenes an sich. Sie fragte sich, ob dies seine einzige Arbeit war, sie hätte es ihm zugemutet, in dunklen Gassen herumzuschleichen und Diebstähle zu begehen. Sie lächelte ihn an und dankte ihm noch einmal für das köstliche Getränk.

Obwohl sie sehr müde war, begann sie nach und nach, die Gäste, die gerade in der Taverne waren, kennen zu lernen. Da war Shalyar, eine sehr erfahrene, etwas ältere Jägerin, deren fast schon weissblondes Haar von einigen dunkelblonden Haaren verziert wurden, worauf man schliessen konnte, dass ihr Haar von dem ständigen Kontakt mit der sonne ausgeblichen war. Ihre Haut war braun, ihr Körper muskulös.
Da waren zwei Trolle, die sie erstaunt musterte. Sie hatte noch nie in ihrem Leben Trolle gesehen, und sie musste sich beherrschen, dass sie sie nicht mit aufgeklapptem Mund anstarrte. Sie waren so anders. Mit dem einen Troll kam sie auch etwas ins Gespräch, vom andern liess sich sagen, dass er ein Auge auf die Jägerin geworfen hatte. Sie flirteten heftig miteinander.
Und dann war da noch der Kellner, dessen Blick sie oft auf sich spürte. Sie konnte ihren Blick auch oft nicht von ihm abwenden. Den ganzen Abend lang lief dieses Spiel zwischen ihnen her, dennoch wechselten sie wenige Worte.

„Eigentlich sollte ich ins Bett gehen“, dachte sie bei sich, als sie ihr zweites Glas Milch leer trank. „Ich bin hundemüde.“ Sie wollte sich bereits zum gehen wenden, als sie merkte, dass sie ja überhaupt nicht wusste, wo sie sich hinlegen sollte. Mit hochrotem Kopf wendete sie sich dem Angestellten der Taverne zu und fragte ihn, ob es hier Zimmer für Gäste gebe. Er lächelte verschmitzt und deutete nach oben. Gleichzeitig sagte er mit seiner melodischen Stimme: „Ich rate dir nicht, ein solches Zimmer zu nehmen. Sie sind recht teuer. Ich kann dir aber ein gemütliches Plätzchen vor der Stadt zeigen, an einem See. Das Gras ist weich, die Luft mild.“ Rose war erleichtert über den Rat, sie schlief nicht zum ersten Mal draussen.
„Eine gute Idee, Farlem“, sagte sie und probierte zum ersten Mal seinen Namen aus, den sie an der Dienstliste in einer Ecke gelesen hatte, „ich wäre dir dankbar. Aber ich fürchte mich etwas, ist es nicht gefährlich wegen all der wilden Tiere, die rumstreifen.“, erwiderte sie.
„Wie heisst du, Kleines?“ fragte er sie. Sie zögerte einen Augenblick und sagte, seinem Blick ausweichend, „Ähm, nenn mich Wilddornrose. Oder Rose. Wie es dir lieber ist.“
„Rose. Soweit ich weiss, schläft Shalyar auch ab und an in der Wildnis. Wir könnten ja ein Feuer machen, noch etwas reden und wenn du müde bist, schläfst du einfach ein. Ich wache über dich, Prinzessin.“, sagte er mit leiser stimme und lächelte sie verschmitzt an.
Rose war etwas irritiert über den Kosenamen, doch sie war so müde, dass sie allem zustimmte. Vielleicht hatte sie sich ja nur überhört. Sie bemerkte nicht den wissenden Blick, den Shalyar Farlem zuwarf, als sie hörte, wie er Rose als Prinzessin bezeichnete.

Etwas schwankend stand sie auf und die kleine Gruppe verlies das Gasthaus. Zu Farlem und Shalyar gesellten sich auch noch die zwei Trolle, und die fünf verliessen Silbermond durch das südliche Portal, setzten sich an den kleinen Teich und machten ein Feuer.

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hehe, ich bemühe mich^^ weiteres kapitel kommt morgen
 
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