du hast recht. ich versteh es nicht so hundertprozentig.
willst du mehr disziplin?
die zitate kennst du?
"Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer." - Sokrates, gr. Philosoph, 470-399 v.Chr.
"Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen." - Aristoteles, gr. Philosoph, 384-322 v. Chr.
"Die jungen Leute von heute denken an nichts anderes als an sich selbst. Sie haben keine Ehrfurcht vor ihren Eltern oder dem Alter. Sie sind ungeduldig und unbeherrscht. Sie reden so, als wüßten sie alles, und was wir für weise halten, empfinden sie als Torheit. Und was die Mädchen betrifft, sie sind unbescheiden und unweiblich in ihrer Ausdrucksweise, ihrem Benehmen und ihrer Kleidung." - Mönch namens Peter, 1274 n. Chr.
"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe." - Keilschrifttext aus Ur um 2000 v. Chr.
wie gesagt ich glaube, dass du das "problem" nicht aus der notwendigen entfernung siehst, sondern verallgemeinerst. eben weil du das hautnah miterlebst ...
Okay, dieser Text könnte länger werden. Die von dir niedergeschriebenen Zitate sind mir bekannt jedoch aus dem Zusammenhang gerissen und Widersprüchlich zu meiner Aussage, schließlich bin ich selbst noch Jugendlicher. Man könnte Teile meiner Aussagen daher auch als Selbstkritik betrachten. Das Problem ist, das dieses Thema unglaublich groß und komplex ist und für mich in mehrere Themenbereiche aufschließt. Wenn wir vom Bildungssystem reden, dann umfasst das für mich auch die politische interesse und die Lebensweise der Menschen im Allgemeinen, denn auch die Schule hat einen Beitrag zur persönlichen Entwicklung eines Menschen beizutragen, auch wenn in erster Linie die Eltern dafür verantwortlich sind. Dennoch ist man doch sehr lange Zeit in der Schule, es ist ein elementarer Bestandteil des gesamten Lebens und es prägt auch das gesamte Leben.
Man kann im Grunde behaupten das sämtliche Weichen für die zukünftige Entwicklung eines Menschen in Deutschland vom Bildungssystem abhängt. Wenn die Eltern nicht gerade Millionäre sind. Für Deutschland ist die Bildung eigentlich der wichtigste "Rohstoff" überhaupt. Wir brauchen klüge Köpfe im Land und dazu brauchen wir ein Bildungssystem, welches solche klügen Köpfe fördert.Ich denke aber das dies ein Punkt ist, welcher nicht sonderlich umstritten sein dürfte.
Ich halte das aktuelle Bildungssystem für veraltet. Um auf deine Frage zurückzukommen, was ich denn will: Eine vollkommene Neugestaltung des Bildungssystems. Das momentane ist in meinen Augen nicht tragbar und nicht effektiv. Es ist wissenschaftlich erwießen, das man schneller, besser und mit größerer Motivation etwas lernt, wenn man sich dafür Interessiert. Wenn man die Hintergründe versteht, wieso man nun eine bestimmte Formel in Mathe lernt und wozu man sie eigentlich benötigt. Im aktuellen System sieht es so aus, das man zwar tausende Formeln lernt, aber nie etwas für den Sinn dieser Formeln erfährt. Das sehe ich als Fehler an, da durch dieses Vorgehen oft die bekannten gefühle entstehen, das der Schüler solches Wissen als "sinnlos" abstempelt was schließlich in Desinteresse umschlägt. Nun würde eine Umstellung nicht aus jedem dieser Schüler einen bildungsbegeisterten Menschen machen, dennoch denke ich das es viele solcher Fälle vorbeugen würde und die Allgemeine Wissbegierigkeit und damit schließlich auch die Lerneffizienz steigern würde.
Der nächste Punkt sind kleinere Klassen und mehr Personal. Ja, ich weiss: Wo soll das Geld herkommen? Das weiss ich schlicht und ergreifend nicht. Ich weiss nur das die Bildung für Deutschland soweit oben auf der Prioritätenliste stehen sollte wie es auch nur irgendwie geht und das nur zuletzt an der Bildung gespart werden sollte, nicht wie es momentan der Fall ist. Im Moment wird nämlich genau dort gespart. Es ist ein logischer Fakt das Schüler und auch Lehrer in kleineren Gruppen um ein vielfaches effizienter zusammen lernen/arbeiten können. Durch eine kleinere Anzahl an Schülern wird Druck und Belastung sowohl von Lehrern als auch Schülern abgenommen, welche sich im Übrigen schon sehr lange Zeit über zu große Klassen beschweren, insbesondere die Lehrer. Der Lehrer häte viel bessere Möglichkeiten auf die einzelnen Schwächen der Schüler einzugehen und diese vorzubeugen, bevor größere Lücken überhaupt entstehen, was Momentan der Fall ist nur um Geld zu sparen.
Ein weiterer Punkt ist das bereits oben angesprochene Schulmaterial und der Lehrplan. Es sollte gewährleistet sein, das zumindest in Fächern wie z.B. der Politik aktuelles Unterrichtsmaterial vorhanden ist und es sollte gegeben sein, das sämtliche Schulbücher frei von politischen Hintergründen sind und beide Seiten eines Themas beleuchten und nicht nur die positiven bzw. negativen Seiten. Das politische Interesse sollte viel mehr gefördert werden, schon in den Schulen. Von den Schülern sollte weniger stumpfes Auswendiglernen von irgendwelchen wichtigen Politikern gefordert werden, sondern viel mehr das Einbringen einer eigenen Meinung zu aktuellen politischen Themen und Geschehenissen. Was bringt es heute politische Entscheidungen aus den 60er Jahren zu diskutieren ? Das gehört in die Geschichte. Im Fach Politik & Wirtschaft sollten aktuelle Themen Inhalt des Unterrichtes sein. Aktive Beteiligung am Weltgeschehen sollte stattfinden. Viele Schüler hätten viel lieber den Wunsch über z.B. die hintergründe des Afghanistan Einsatzes zu reden, als über irgend einen Krieg der 100 Jahre zurückliegt.
Dieses Vorhaben hätte zufolge das es mehr Schulstunden pro Woche geben müsste. So müsste das Fach geschichte ausgeweitet werden, dadurch das das Fach politik & Wirtschaft umgestaltet wird. Außerdem sollte es wieder Erdkunde unterricht geben, welchen es bei uns kaum bis überhaupt nicht mehr gibt. Eine Option dafür wäre mehr Nachmittagsunterricht. Jedoch sollten die Stunden so verteilt werden, das beim Nachmittagsunterricht eher einfahe Fächer wie Religion & Ethik hingelegt werden und die wichtigeren anspruchsvolleren Fächer wie z.B. Englisch oder Mathematik eher am Morgen/Vormittag. Nachmittagsunterricht ist sinnlos wenn die Schüler schon vollkommen ausgepowert und lustlos in die Klasse kommen und dann noch 2 Stunden Matherechnungen pauken dürfen und das womöglich noch im Sommer bei 30 Grad draußen.
Darüber hinaus sollte das neue bildungsystem einheitlich sein für jedes Bundesland. Außerdem sollten die Schulen an die momentan technischen Möglichkeiten angepasst werden und nicht länger mit verbeulten tafeln und zu kleinen Stühlen ausgestattet sein.
Auch wenn durch die kleineren Klassen eine höhere Lerneffizienz wohl automatisch erzeugt werden würde, könnte es eine Schulinterne Nachhhilfeanlaufstelle geben. und bevor dies als absurd abgestempelt wird: Es gibt bereits erfolgreiche Ansätze bei uns in der Umgebung und die Wirkung lässt sich sehen. Dies wird im Übrigen durch ehrenamtliche Leistungen erzzielt, nämlich von Schülern und Lehrern, sowie Eltern die nicht nur meckern, sondern auch etwas ändern wollen.
In den Nachmittagsschulen sollte weiterhin eine warme Mahlzeit zur Verfügung stehen, bei uns funktioniert das ziemlich gut. Außerdem sollten die Pausen weiterhin so gestaltet werden, das den Schülern ausreichend Möglichkeiten zur Unterhaltung geboten werden: Tischkicker, Sportgeräte, PC Räume und eine Allgemeine saubere Atmosphäre.
Es sollten auch endlich eine Mathe bzw. Englischschwäche annerkannt werden und nicht nur wie bisher eine Leserechtschreibschwäche. Ich z.B. stehe in Deutsch und Englisch jeweils mit einer 1 im Zeugnis da, in Mathe jedoch mit einer 4 und ich weigere mich zu aktzeptieren, das dies auf meiner "Dummheit" basiert. In den Fächern selbst sollte mehr die mündliche Leistung gefragt werden. Die Schüler sollten viel mehr aktiv in das Unterrichtsgeschehen eingebunden werden. Es sollte viel mehr zusammen gearbeitet werden, sodass die Klasse z.B. gemeinsame Aufgaben an der Tafel rechnet. Natürlich darf dies nicht nur der Fall sein.
Ein weiterer enorm wichtiger Punkt der oft ins Lächerliche gezogen wird und zu wenig zur Ansprache kommt sind Schulpsychologen. Viele können oder wollen es sich nicht ausmalen, aber das Thema "Mobbing" und "Cyber - Bulling" ist zu einem sehr ernst zu nehmenden Problem geworden. Solche Vorfälle können einen Menschen innerlich vollkommen zerstören und bis zum Selbstmord führen. Es ist unbedingt erforderlich diesem Problem entgegen zu treten. Immer mehr werden Opfer davon, häufig auch durch Cyber - Bulling, da sich mitlerweile fast jeder Jugendlicher in sozialen Netzwerken tummelt, bieten sie eine nahezu perfekte Angriffsfläche für verbale Angriffe.
Um dem entgegen zu wirken und der Schule einen weiteren erzieherischen Aspekt einzuverleihen, sollte der bestehende Religionsunterricht umgestaltet oder ein zweites Fach mit dem namen "Sozialkunde" o.ä. eingeführt werden. ohne jede Frage liegt es in der Hauptverantwortung der Eltern die Kinder entsprechend zu erziehen. Ohne jede Frage stehen die Kinder aber auch definitiv mit anderen Kindern in Verbindung die vielleicht nicht so Eltern haben die sich groß um solche Dinge kümmern. Die Schüler beeinflussen sich gegenseitig und prägen Gegenseitig ihr Verhalten. Deshalb sollte im Fach Religion oder eben den ensprechendem anderen Fach über aktuelle Probleme eredet werden, sollte es erforderlich sein, es sollte über Themen wie Liebe, Sex, Respekt, Toleranz und andere wichtige Werte geredet werden. Ich finde das diese Eigenschaften einfach bei vielen auf der Strecke bleiben.
Außerdem sollten wieder allgemeinbildende Dinge wie die Anzahl der Bundesländer in den unterricht eingebunden, so traurig das klingt. Wo sollen es die Kindern lernen, wenn sie es schon nicht von ihren Eltern lernen ?
So, ich hoffe jetzt verstehst du was ich will.
EDIT:
Irgendwo hab ich hier gelesen, der Druck auf die Schüler heute sei enorm und wenn man schlechte Noten hätte, lande man auf der Strasse...Als ob das nicht früher schon so gewesen wäre. Alleine wenn ich mich an die Latein-Texte zurückerinnere, in denen es oft um kluge und dumme Schüler ging, muss ich diesem Argument klar wiedersprechen. Bereits vor 2000 Jahren hiess es, dass ohne Lernleistung nix aus den Schülern wird. Wer mal wirklichen Druck verspüren will, der soll mal nach China gehn. Dank der Populations-Beschränkungen haben viele Familien nur 1 Kind, also ist das quasi der Hoffnungsträger der Familie. Da hat man dann 5-6 Tage normal Schule und 1-2 Tage Zusatzunterricht, damit aus dem Kind auch wirklich was wird. Ich versteh eh nicht, warum hier (Deutschland/Schweiz/Österreich) dauernd wegen den Arbeitszeiten gejammert wird. In den meisten Ländern der Welt sieht das ganz anders aus und die würden von solchen Lebens- und Arbeitsumständen wie bei uns träumen!
Das habe ich geschrieben und es trifft zu. Zwar wurde Druck immer ausgeübt, aber er war nie wirklich da, was aber heute der Fall ist, denn es kann tatsächlich schnell passieren, das man eben nichts an Arbeit findet. Diese Zukunftsangst, diese Ungewissheit, diese Angst des Versagens, diese war in meinen Augen damals definitiv nicht gegeben und das bestätigen auch viele aus dieser Zeit und zwar nicht nur aus meiner eigenen Familie. ja, das bestätigen sogar sehr viele Lehrer.
Du bist nicht mehr in der Schule nehme ich an, aber ich und ich weiss wovon ich rede und ich weiss definitiv das viele diese Angst und diesen Druck verspüren, welcher durch die Geschwindigkeit des Lernens angeheizt wird. Das hatte ich oben im Übrigen vergessen, die Lerngeschwindigkeit ist zu schnell. Außerdem finde ich es ziemlich schwach, als einzige gegenargumente einen "Einzelfall" zu bescheinigen, obwohl es definitiv kein Einzelfall ist.