''Noch fünf Minuten bitte'' hilft nicht. Aufwachen kennt keine Gnade.

V

Vetaro

Guest
Der Tiefpunkt des Tages sind für mich immer die ersten 15 Minuten. Körperlich geht es mir selten so schlecht wie dann, von dem was mein Hirn produziert mal gar nicht zu sprechen. Um das ganze zu erläutern, hier das ganze Elend mal als Aufzählung.


* Geweckt werde ich natürlich von meinem Wecker, einem von der schrillen, mehrfach hintereinander piependen Sorte, die sich zehn bis fünfzehn Minuten lang in die Träume reinfressen und sie von innen zerreissen. Ich bin dann meistens noch nicht wach genug um aufzuwachen sondern baue die Geräusche in die Träume mit ein - aufgrund der grässlichen Natur des Geräusches sind es in den seltensten Fällen gute Neuigkeiten.
Wenn ich aufhöre zu träumen habe ich meistens aber immernoch kein Bewusstsein. Man kennt das, manchmal wacht man eine Stunde später aus und denkt "Was, wieso hab ich mir nichts davon gesagt, dass ich den Wecker ausgemacht habe!" Dieser Zustand der teilweisen Bewusstlosigkeit ist ganz angenehm, aber nur beim Einschlafen. Denn:

* Während Zeiten wo man aufstehen muss weil irgendwas ansteht ist es sogar noch schlimmer, weil man meistens sofort wach sein muss. Infolgedessen lässt man sich an Schul- oder Arbeitstagen nicht genügend Zeit sondern setzt sich auf - Der vorher stundenlang auf Ruhezustand zirkulierende Kreislauf ruft DoubleuTeeEff! und man bekommt Zustände.

* Ich schlafe normalerweise im Dunkeln. Als Folge davon muss ich an normalen Tagen meine Augen auf Betriebsbereit stellen, indem ich die Lampe neben meinem Bett, sehr hell, anmache. Diese blendet nach stundenlangem im-dunkeln-liegen natürlich unheimlich, man kann das wohl nur visuellen Schmerz nennen.

Hat man das nicht über sich ergehen lassen steht man kurz darauf vorm Schrank im fast-total-Dunkeln und hat keine Ahnung welche Farbe die Kleidung hat die man dort heraus holt (infolgedessen Sieht man 20 Minuten Später dass man ne Blaue Hose und n rotes Hemd mit einem grünen Pullover trägt und darf sich dann neu einkleiden).

* Früher schlief ich auf der Seite. Das Ergebnis: Eingeschlafene Hand, riesige Druckstellen am Kopf die einfach nicht weg gehen wollen und nicht garantiertes Rücken-Unwohlsein.

* Kissen machen auch viel aus: Viel zu weiche halte ich nicht aus, also solche, wo man eigentlich auch ohne Kissen liegen könnte weil der Kopf auf Betthöhe hinein sinkt. Deutlich zu harte heben den Kopf so hoch dass wieder mal Rückenschmerzen programmiert sind.

* Die Stundenlang nicht benutzten Muskeln haben eine ähnliche Meinung wie der Kreislauf, sie sagen: Whaat! Ne mann, wir ham jetzt echt noch keinen Nerv für sowas! ...und tun weh.

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Das hier ist tatsächlich mein Bett. Es wird in einem weiteren Blog nochmal zur Sprache kommen.

* Hat man vor dem Schlaf nicht genug getrunken fühlt sich der Mund an wie die Sahara, und ein vertrocknetes Ding, das mal die Zunge war, liegt darin. Hinzu kommt, dass jeglicher gleich nach dem Aufstehen wahrgenommene Geschmack grässlich deformiert wirkt, was auch immer man in den Mund tut *schmeckt* wie eine Geissel-Monstrosität.

* Hat man vor dem Schlaf gegessen kann das noch schlimmer sein: Die Nahrung ist im Körper, der Körper schaltet wegen Schlaf runter - und verdaut nicht mehr so schnell. Die Nahrung ist aber immernoch drin und hat auch Gewicht. Daher kommt das Albdrücken - der sich mal wieder beschwerende Körper hat total keinen Spass daran was mit ihm passiert.

* Ich erwähne erst gar nicht was der Flüssigkeits-Verdauungstrakt alles mit einem macht. Ausser: Morgens jenem Bedürftnis nachzugehen ist auch keine Wohltat.

* Temperatur: Hat man das Fenster offen gelassen ist es wie jetzt im Winter dermaßen kalt dass man sich nichtmal traut die Decke anzuheben. Ist das Fenster zu bemerkt man - wenn man dne Raum nachher wieder betritt - dass anscheinend jemand über nacht ein Anti-Raumspray benutzt hat. Aktuell bin ich sogar in der richtigen Stimmung um die Heizung anzumachen, unsere Heizung kann allerdings nur "Aus", "Nicht spürbarer Temperatur-unterschied" und "Bullig warm".

* In diesem Zustand, normalerweise also geblendet, ganzkörper-Steif, torkelig und wegen verschiedenster Wehwehchen schlecht drauf, stapft man durch die Wohnung und macht irgendwas - in meinem Fall alles was das Badezimmer an Möglichkeiten bietet.

Mental ist man zu praktisch nichts fähig und kann sich auch nicht irgendwie schneller davon befreien. Die ersten Dinge die ich morgens von mir gebe wenn man mich weckt und anspricht sind meistens eigentlich solche hier: Wsfdrgl

. Da ich selber beim Aufwachen dazu neige, entweder Einfälle zu haben (siehe diesen Blogeintrag) oder Sinnlose Satzfetzen aus meinen Träumen oder Ohrwürmer im Kopf rumkreisen zu haben bin ich dazu übergegangen, mir einfach nur ein langes Rauschen vorzustellen - weil ich weiss, dass die Gedanken die ich habe, selbst während ich sie habe, auf niedrigstem Niveau und dämlich sind.

Insgesamt gesehen ist der Morgen für mich der Tiefpunkt des Tages, der nur dadurch einen Lichtblick erhält dass ich weiss: Bald ist es vorbei. Nach knapp 20 bis 30 Minuten hat sich alles wieder reguliert, das Wasser vom Waschen hat mich geweckt, die meisten Körperteile melden nicht mehr an, dass sie wegen irgendwas schmerzen.

Ab jenem Zeitpunkt geht es mir dann meistens auch wirklich besser - ich bin bisher nie in meinem Leben ein Morgenmuffel gewesen und finde auch frühes Aufstehen in Ordnung. Meine liebste Tageszeit ist allerdings so zwischen 3 und halb 6, zu den Zeiten, wo sich selbst zwielichtiges Volk schlafen gelegt hat und wirklich niemand mehr herumläuft.
 
Also grob gesagt: kenn ich.
Etwas feiner definiert: einige Dinge legen sich mit den Jahren, andere toleriert man so lang bis sie einem vollkommen normal erscheinen.
1. Wecker: teuflische Geräte, ich schaff es viel zu oft die besagte Zeitspanne zu verschlafen oder die zwei Geräte im Schlaf zum Verstummen zu bringen - deshalb verschlaf ich dann. Um dem etwas vorzubeugen habe ich den einen Wecker weit weg vom Bett neben der Zimmertür stehen, besagtes Temperaturproblem mit der Heizung bringt mich dann aber dazu schnell wieder unter die warme Decke zu gehen um "nur kurz nicht frierend wach zu werden". Zwei Stunden später schlage ich die Augen auf und es ist sowieso alles zu spät.
2. Ich genieße das Gammeln des Kreislaufs und stehe deshalb noch eine Stunde eher auf, damit sich alles von allein reguliert.
3. Ich vergesse die Lampe neben dem Bett normalerweise einzuschalten sondern stapfe direkt vom Bett zum Wecker, zurück zur Jogginghose, Kapuzenpulli und Latschen und verlasse das Zimmer um im Halbdunkel Kaffee herzustellen.
Klamotten greife ich einfach nur vom Stapel, wie ich aussehe weiß ich schon lang nicht mehr.
4. Ich schlafe noch immer halb auf der Seite, die Druckstellen am Kopf kenne ich nur vom Mittagsschlaf auf dem Sofa und aus der Schule.
5. Mein Kissen versuche ich seit langem nur noch als Nackenrolle zu verwenden, weil ich auf die Nacken- und Kopfschmerzen am Morgen keine Lust habe. Oftmals - JA, ich hab noch eins - benutze ich als Ersatz allerdings mein Kuscheltier.
6. Mein Kreislauf kann sich an die Morgenstunden nie erinnern. Ich mich an seine Existenz auch nicht.
7. Kaffee wirkt Wunder, das einzige Mittel, dass ich morgens kenne um diesen Zustand zu beseitigen.
8. Ich esse permanent, mit leerem Magen kann ich nicht einschlafen.
9. Wer behauptet Sex wäre geil war morgens noch nie anständig auf Klo!
10. Hör mir auf mit Temperatur, ich werd verrückt dabei. Meine Heizung kennt auch nur diese drei Einstellungen und das ist mit das schlimmste am Morgen.
11. Frag mal meine Mutter oder meinen Bruder, ich frage mich grundsätzlich wie sie es wagen konnten mich morgens in der Küche auch nur anzusprechen.
12. Auch hier: das legt sich. Irgendwann stehst du einfach nur noch auf und dein Geist erwacht erst so gegen 18 Uhr, bis dahin hast du alles vergessen.
 
Ich hab mir angewöhnt das Aufwachen schnell hinter mich zu bringen. Wecker läutet, sofort aufstehen, Zähne putzen, unter die Dusche und dann is das Schlimmste schon vorbei. Fahr so eigentlich ganz gut. Das Einzige was mir auch manchmal passiert und was mir ziemlich aufn Senkel geht, ist die einschlafende Hand.
 
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