Jetzt geht das Thema schon wieder in Richtung "Ist die Armee boese?" - und dazu gibt es bereits ausreichend Diskussionen. Hier soll es um die Verkuerzung der Wehrpflicht bzw. um eine komplette Abschaffung selbiger gehen.
Wie ich schon eher sagte: Die meisten Nachbarlaender (
hier z.B. eine Uebersicht der Wehrformen innerhalb der NATO) haben die Wehrpflicht laengst abgeschafft oder dies schon fest (mit definierten Schritten und Zeiten) geplant. Heisst das nun (um hier der Argumentation Einzelner zu folgen), dass diese einfach zu dumm sind die enormen Vorteile der Wehrpflicht zu erkennen? Oder gar, dass diese Laender schon so verroht und vom Werteverfall betroffen sind, dass die Abschaffung der Wehrpflicht nur noch eine logische Konsequenz des moralischen Niedergangs war? Haben sie sich gar von der Demokratie abgewandt, indem sie deren legitimes Kind (die Wehrpflicht) abgetrieben haben? Ich bin erschuettert! Lasst uns schnell eine Mauer um unsere Oase der vaterlandstreuen Glueckseeligkeit errichten!
Nein - mal ernsthaft: Es gibt sicher Argumente fuer und gegen die Wehrpflicht und es sei jedem selbst ueberlassen diese zu gewichten. Aber warum muss ich mich direkt als Egoist bezeichnen lassen wenn ich gegen eine allgemeine Wehrpflicht bin? Warum ist meine Meinung ein Zeichen der "Verwahrlosung von Prinzipien"? Irgendwie bekommt man bei der Diskussion hier den Eindruck, dass ein Rudel nicht mehr ganz so junger Leute versucht ihren Standpunkt zu sichern - zum Teil leider indem die "Gegenseite" als eine Menge unreifer Knaben diffamiert wird, denen man reinen Eigennutz unterstellt.
Dabei gibt es doch in dem Zusammenhang genuegend "richtige" Argumente: Kosten, Effektivitaet, Nutzen fuer die Gesellschaft - nur so als Beispiele. Zum Thema Kosten gibt es unterschiedliche Ansichten, die Einen sagen eine Berufsarmee waere guenstiger, da weniger Kosten fuer Ausbildung/Ausruestung usw. - und die Anderen meinen dafuer wuerden mit einer Freiwilligenarmee die Anwerbungskosten extrem steigen. Beim Thema Effektivitaet gibt es wahrscheinlich relativ wenig Streitpotential: Dass ein Berufssoldat ganz anderes leisten kann als ein Soldat nach 6 Monaten Wehrdienst duerfte jedem klar sein. Dann also der Nutzen fuer die Gesellschaft. Ich finde der Wehr-/Wehrersatzdienst ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits leistet man freilich einen Dienst fuer den Staat - andererseits hat das schnell zur Folge, dass die Leute meinen sie haetten ihre "erzwungene Pflicht" gegenueber dem Staat erfuellt und weitere Zeichen freiwilliger Solidaritaet waeren somit nicht noetig. Aus psychologischer Sicht ist nun mal "Ich kuemmere mich um Dich - dafuer musst Du dies und das machen..." nunmal nicht so effektiv wie "Ich kuemmere mich um Dich - und hab somit was bei Dir gut...". Das aeussert sich z.B. in der Einstellung zu Spenden/freiwilligen Arbeiten/Maezenatentum - was allesamt in anderen Laendern deutlich positiver ausgepraegt ist. Und noch etwas zum "vagen Vorteil sechs Monate früher eine Ausbildung anfangen zu können": Meint Ihr nicht, dass z.B. ein Arzt oder Wissenschaftler oder Sozialarbeiter oder Kindergaertner oder sonstwas in dem halben Jahr, die er laenger als ausgebildeter Arbeiter zur Verfuegung steht, mehr fuer die Gesellschaft leistet als im Wehr-/Wehrersatzdienst?
PS: Ich habe meinen Wehrersatzdienst laengst hinter mir - damals war der sogar laenger als der Wehrdienst zur gleichen Zeit und nachdem eine Reduzierung dieser Zeit beschlossen wurde habe ich sogar freiwillig die urspruengliche Zeit abgeleistet (natuerlich nicht komplett uneigennuetzig - das darauf folgende Semester ging halt nach der Zeitverkuerzung trotzdem nicht frueher los). Das nur um klar zu stellen, dass ich von einer Berufsarmee keinerlei persoenlichen Vorteil haette.