Hab die AKG K272HD nun seit gestern Nachmittag da und hatte heute reichlich Gelegenheit sie in allen Lebenslagen zu testen. Angeschlossen sind sie an eine X-Fi Titanium. Musik: Man liest oft von einem etwas schwachen Bass. Meiner Meinung nach ist der Bass ausreichend in Sachen Kraft und sehr gut auf die anderen Frequenzen abgestimmt. Da die K272 meine ersten Hifi-Kopfhörer sind, war ich vom Detailreichtum und der Bühne überaus fasziniert. Der Hörer holt auch aus relativ schlechten MP3s noch etwas raus, FLACs oder CDs klingen natürlich ungleich besser. Mir ist wiederholt klar geworden, wie wichtig eine gute Konvertierung der Musik ist, denn die K272HD decken Schwächen in der Aufnahme sofort auf. Das beginnt bei statischen Rauschen in leisen Phasen, setzt sich bei verwaschen klingenden Tönen fort und hört bei schreiend schiefen Höhen nicht auf. Wer also nur 128kBit-mp3s sein Eigen nennt, sollte sich Gedanken über andere Formate machen. Gleichsam verziehen die Kopfhörer auch eine Menge, so dass man nicht fürchten muss dass jede mp3 von fort an Scheiße klingt.
Gehört habe ich folgende Musikrichtungen/Songs:
Alternative/Rock:
Madina Lake - Never Take Us Alive
Leider keine sehr hochwertige Aufnahme meinerseits, dennoch zeigen die AKG hier, dass Neutralität und Auflösung ihr absolutes Spezialfeld klingt. Stimmen klingen natürlich, die Instrumente sind klar auseinander zu halten. Nichts verschwimmt. Keine Tonlagen springen deutlich heraus. Allenfalls etwas mehr Wärme im Klang, sprich ein klein wenig höhereren Bassanteil könnte man sich wünschen, damit der Song noch etwas mehr mitreißt. Ne Sache, die über nen EQ imo gut zu erreichen ist. Daran solls nicht liegen.
The White Stripes - Seven Nation Army
Wow! Wieder sind es die Details und die Auflösung, die das Lied um ein vielfaches besser machen als auf meinen Edifier S330D. Besonders spürt man es beim Bass, der so prägnant für den Song ist. Alles was ich an Kopfhörern, Soundsystemen und Boxen bisher hatte, schaffte es nur diesen E-Bass-typischen Grundton abzubilden. Die K272 lassen einen förmlich mitspielen. Man kann das Anreißen der Saite hören, den Grundton der Note selbst und wie die Saite ausschwingt. Alles klar differenzierbar. Außerdem ist dieses Lied ein guter Test für den Bass. Prädikat: Für meinen Geschmack sehr treffend. Er schwimmt nicht, sondern bleibt präzise, ist nicht zu dominant und tief genug. Auch der Kickbass im Refrain wird gut abgebildet.
Florence and the Machine - Drumming Song
Sehr langsamer Song, Frauenstimme, quasi akustisch im ersten Teil. Wunderbares Testgelände und im übrigen einer meiner absoluten Lieblingssongs. Ich kann mich nur wiederholen: Wer den Song genießt und dementsprechend zuhört kann jede Saite einzeln hören, vom Anreißen bis zum Ausschwingen. Wenn der Song gegen Ende Fahrt aufnimmt harmoniert alles wunderbar, keine zu scharfen Höhen von Becken oder gesungenen s-Lauten, wunderbar knackiger Bass, der nicht übersteuert, detailreiche Gitarren. I'm amazed so far. Wie auch vorher: Kein Gerät vorher in meinem Besitz vermochte es dieses Lied SO darzustellen.
Electronic/Minimal:
Fritz Kalkbrenner - Wingman
Wichtig zu nennen ist hier vor allem der Bass, der dem Song einen wunderbaren Rhythmus gibt ohne zu dominant zu sein. Gleichwohl ist er stärker als bei meinem S330D, denen ich immer etwas mehr Bass per Hardwaredrehregler verabreicht hatte. Gibt dem Lied außer dem Gitarrenzupfen einen schönen Groove, den ich vorher so nicht hören konnte. Auch viele weitere Details. beispielsweise das beckenähnliche Zirpen im Hintergrund sind viel besser zu hören. Vor allem aber ist jeder Beat einzeln warnehmbar. Vorher war das Lied vom Gitarrenbeat geprägt, hatte nen netten Hintergrundbass und so weit wars dann auch. Die K272 zeigen mehr auf und lassen mich diese Beats auch hören, die andere Geräte verschluckt oder anderweitig übertönt haben.
Paul Kalkbrenner - Sky and Sand
Im Grunde, wie bei Wingman. Der prägnante Trommelbeat klingt nach viel mehr als ich es gewohnt war, denn mit den AKGs ist es nicht nur ein stupider Grundton. Besonders beim Anspielen des Tons ist das gut zu hören, ähnlich dem E-Bass bei den White Stripes.
Hip Hop (yes, I know... gibt auch nur einen Song)
K.I.Z. - Spast
Achtung Niveau! Da ich keinen anderen HipHop außer K.I.Z. auf dem PC habe müssen die Herren Vulgärrapper herhalten. Der Song zeigt, dass die K272 tatsächlich einen anständigen Tiefbass haben. HipHop Freunde werden aber sicherlich deutlich mehr Bass haben wollen. Mit dem EQ kann man auch hier wieder etwas rausholen. Wer viel Hip HOp hört wird aber wohl einen bassstärkeren Hörer, wie den Shure SH840 haben wollen. Das gleiche würde ich auch Fans schneller elektronischer Musik empfehlen. Für Minimal sind die AKG gut geeignet, aber sobald der Bassanteil steigt geht ihm die Luft aus. Das ist schon bei Spast zu spüren. So richtig bis ganz runter in den Tiefbassbereich kommt er nicht. Dafür bleibt er über die gesamte Frequenzbreite hin sauber und knackig. Der Kickbass ist ok, erzeugt aber keinesfalls ein Gefühl dass der Hörer gerade versucht das Gehirn durch den Gehörgang zu malträtieren.
Metal/Symphonic Metal:
Apocalyptica - Path Vol. 2
Klare Streicher, saubere angezupfte Saiten, ausreichend kräftiger Bass, seidenweiche Stimme von Sandra Nasic. Klingt prinzipiell schon mal gut, allerdings vermisse ich etwas die Dynamik. Hier zeigt sich, dass der AKG doch eher ein analytischer Hörer ist. Irgendwie wills mir nicht überspringen. Es ist keinesfalls schlechter Klang, ganz im Gegenteil. Ein wärmer abgestimmter Hörer könnte aber wohl etwas mehr Dynamik in den Song bringen.
Apocalyptica - Quutamo
Sehr kräftiger Auftakt, der den Bass bis in seine Reserven treibt. Wunderbar sauber - vorausgesetzt die Aufnahme ist es auch. Hier schafft es der AKG eher die Dynamik rüberzubringen, auch wenn ich glaube dass es besser geht. Siehe Path Vol. 2. Man merkt, dass der Hörer im Bassbereich an seiner Grenze arbeitet was den Pegel angeht. Eben an diesen Grenzen wird es dann etwas matschig. Ich vermute, dass dies an meiner Aufnahme liegt. Wenn ich noch ne bessere bekomme werd ich das noch mal prüfen. Nichtsdestotrotz konnte ich deutliche Verbesserungen wahrnehmen, auch wenn solche Songs nicht das Spezialgebiet der K272 sind.
Hard Rock:
AC/DC - Hells Bells
Nie habe ich diesen Gong so sehr genossen, wie mit den AKG! Ich habe glücklicherweise jeden Song von ACDC als FLAC auf meinem PC und bin froh, dass es so ist. Wunderbare Base Drum, wunderbarer E-Bass, zischende Becken ohne zu aufdringlich zu sein. So machen die K272 Spaß!
Ska/Reggae:
Yellow Umbrella - Rise & Fall
Schöner Bass, den ich vorher so nicht erleben konnte. Unterstützt den Reggae-Rhythmus wunderbar. Love it!
Auch hier sind wieder Auflösung, Detailreichtum und die Bühne zu erwähnen.
So viel zur Musik, natürlich hab ich auch nochn Ründchen gezockt und Filme geschaut.
Spiele:
Battlefield Bad Company 2 (MP)
Dass es in dem Game rummst wie Sau ist ja weithin bekannt, aber dass selbst die AKG so krachende Explosionen zaubern kann hatte ich nicht erwarten. Waffen klingen satt, die Geschütze der Panzer eröffnen noch mehr Klangdetails als gewohnt, im Helis ist auf einmal ein regelrechter Basar ausgebrochen, so viel wie dort über Funk gefaselt wird, Mörser fühlen sich nicht nur virtuell gefährlich an und als Krönung: Ich hab noch nie so gute Handgranatensounds gehört! Danke AKG.
Filme:
Restrepo
Kein Spielfilm, sondern eine Dokumentation. Wichtig sind hier die Stimmen und die sind erstklassig. Soweit das Mikrofon der Journalisten den Krach in Afghanistan aufzunehmen vermochte, so kommts auch daheim an. Wunderbar authentisch. Ich mag nicht nach Afghanistan, bleib lieber hier.
Top Gear (einige Folgen aus mehreren Staffeln)
Wie, das Top Gear Intro Theme hat Bass? Gut zu wissen! Die Übergänge von Musik zum Sprechen der Moderatoren ist weniger abrupt, sondern schön smooth, die Stimmen sind Klasse. Achja: Hab ich schon erwähnt, dass son dicker V8, V10 oder V12 so gleich viel besser klingt?
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich bin zufrieden. Letztendlich entscheiden tatsächlich die Hörgewohnheiten, ob man die AKGs mag oder nicht. Da ich keine basslastige Musik höre, kann ich dem K272HD die fehlende Tiefe und Kraft im Tiefbassbereich gern verzeihen. Über das gesamte Spektrum ist eine Betonung der Mitten vorhanden; wohl dadurch bedingt dass man Höhen und Bass zu Gunsten der Neutralität etwas zurückgefahren hat. Mir persönlich ist dies lieber als der Badewannenklang eines DT770. Wer viel elektronische Musik hört sollte aber eher nicht zum K272 greifen, aus vorher genannten Gründen. Schaut euch da lieber nach einem Shure SH840, audio technica ATH-A900 oder einen beyerdynamic DT770 um.
Achja: Voraussetzung für alles ist hochwertiges Ausgangsmaterial UND eine Soundkarte. Natürlich gehts auch ohne, klingt aber nicht halb so gut. Besonders spürt man dies bei nonHD Filmen und Serien. Stimmen bekommen dort schnell ungewohnten Hall aufgrund der schlechten Qualität.