Was für ein Morgen

Khanor

Dungeon-Boss
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Dieser Morgen hat den Charme eines ersten Frühlingstages. Draußen flöten vereinzelt einige Vögel, die Welt wirkt irgendwie noch ein wenig verschlafen und die Sonne scheint anders als im Sommer. Natürlich trägt auch die Temperatur mit 13° C dazu bei, doch bei solchem Sonnenschein denkt man nicht wirklich daran, dass es mit riesigen Schritten auf den Herbst zu geht.

Auch die Luft scheint heute morgen etwas sauberer zu sein, nicht so verbraucht wie in Sommer und Herbst, obwohl das ja naturwissenschaftlich eigentlich Blödsinn ist. Da im Winter fast kein grün zu sehen ist findet auch kaum Photosynthese statt und somit wird auch weniger Sauerstoff produziert. Vielleicht ist es aber auch trotzdem genau richtig, weil im Frühling alles um uns herum grünt und die Sauerstoffproduktion durch die neuen Wachstumsphasen so richtig im Gang ist. Wer weiß.

Ich habe mir kürzlich sagen lassen, dass man "Photosynthese" mittlerweile mit F schreibt, ignoriere das aber mal wohlweißlich. Ich bin zwar absoluter Verfechter von Rechtschreibung und jeder Rechtschreibfehler meinerseits ist mir arg peinlich, aber an manchen Stellen hört es auf.

Worauf ich ursprünglich mit der wttermäßigen Einleitung hinaus wollte war mir auch nicht so ganz klar. Ich wollte wohl meine durchaus gute Stimmung zum Ausdruck bringen und erwähnen, dass ansonsten auch einiges gut läuft. Der Rechner zum Beispiel, nachdem ich ihn neu aufgesetzt habe, schnurrt wie ein Kätchen und macht bisher einen stabilen und soliden Eindruck. Derzeit installiere ich Nero 9 und habe damit wohl die meisten Programme wieder drauf und habe danach wohl nur noch 15 Stunden zu warten, bis die ganzen Medien wieder ihren Platz gefunden haben. Zum Abschluss werden dann noch geringere Säuberungsarbeiten fällig und der Fisch ist gelutscht.

Das Licht stimmt mich fröhlich. Klar, ich mag Regen und Gewitter, aber das heißt ja nicht, dass ich etwas Sonnenschein komplett abgeneigt bin. Etwas, wohlgemerkt.

Irgendwie freue ich mich schon auf den Winter. Ich friere ungern, wie ich wohl jedes Jahr wieder erwähne, aber gegen Kälte kann man sich wenigstens schützen und ich finde, dass Schnee eine sehr feine Sache ist. Die Welt ist stiller und scheint etwas langsamer - mag vielleicht mit an den glatten Straßen und Gehwegen liegen.

Trotz erkennbarer und angesprochener Müdigkeit war Yvonne heute morgen auch gut drauf. Sie hat gelächelt und, naja, sie war einfach Yvonne. Das ist ein schönes Gefühl.

Während ich mir allerdings weitere Teile meiner Einleitung überlegte und in Gedanken zum Thema Photosynthese kam drifteten meine Gedanken ein wenig ab, ich streifte die Themen von Verbrennung und CO² und ging weiter zu sparenden Verbrennungsmotoren oder deren Ersatz bis ich schließlich bei Flugzeugturbinen angelangte.

Gibt es im Flugzeugbau auch Reglementierungen, die auf Sparsamkeit und alternative Energiequellen abzielen? Wie sagte Dieter Nuhr einmal über Öko-Freunde von ihm... Wie war das noch... Alles muss Bio sein, sie fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit um die Umwelt zu schonen, keine Verpackungen, nur Holzspielzeuge, fliegen dann aber im Urlaub mit dem Flugzeug auf die Balearen. Wenn sie das lassen würden könnten sie den Rest des Jahres mit einem 40-Tonner zur Arbeit fahren.

Oder so ähnlich.

Da ist viel wahres dran. Sogar mehr als viel. Wir haben im zweiten Semester, als es in Baukonstruktion um das Thema der Energieeinsparverordnung (EnEV) ging mal einen CO²-Rechner gezeigt bekommen. Dort kann jeder so angeben wo er sich im Durchschnitt der Deutschen bezüglich der CO²-Produktion ansiedelt. Lasst euch gesagt sein: wenn ihr in einem Jahr keine Flugreise unternehmt habt ihr absolute Narrenfreiheit - zumindest auf den Schnitt bezogen. Ihr könntet die Heizungen eurer ganzen Straße das ganze Jahr auf volle Pulle drehen und die Fenster auf machen, das wäre vollkommen egal, ihr würdet noch unter dem Durchschnitt liegen.

Unterlasst das bitte trotzdem.

Aber was bringt denn nun alles Sparen, alles Schützen und Zusammenreißen, wenn auf der anderen Seite mit Vollgas über den Wolken dagegen gesteuert wird? Es scheint beinahe nutzlos, was ich irgendwie entmutigend finde. Wir zahlen durchschnittlich 2 Cent mehr pro kWh Strom, weil ich gern so tun würde als ob ich was tue und bekomme zumindest auf dem Papier bescheinigt, dass mein Strom mit alternativen Energiequellen erzeugt wird. Mülltrennung find ich auch machbar, wir haben weitestgehend Energiesparlampen hier zuhause und ich heize auch ungern zu viel, nicht nur wegen der Kosten. Auf der anderen Seite find ich Reinlichkeit sehr wichtig und fühle mich schnell unwohl, wenn ich nicht täglich dusche.

Auch wieder so eine Sache für sich.

Die steht hier aber nicht zur Debatte, mein Augenmerk liegt auf einem anderen Punkt, nämlich dem Fliegen.

Jedes Jahr bietet unser Fachbereich eine Exkursion an. In diesem Jahr ging es nach Rom, im kommenden Jahr wird die Reise nach New York stattfinden. Da ja behauptet wird, dass Studenten kein Geld haben werden diese Exkursionen auch aus den Mitteln der Hochschule bezuschusst... Mir sind zwar auch ebenso viele Gegenbeispiele bekannt, die trotzdem die Zuschüsse bekommen, aber da will ich nun mal nicht weiter drüber reden und denk mir meinen Teil.

Wie dem auch sei: 10 Tage Rom gabs für knapp 650 Euro, der Trip nach New York wird ungefähr knapp unter dem vierstelligen Bereich angeboten werden. Viel Geld, für die Verhältnisse aber sehr günstig. Daher hatte ich geplant, dass ich versuche einen der wenigen Plätze für New York abzugreifen, einfach aus dem schlichten Grund, weil ich so günstig nie wieder dort hin kommen werde. Und weil ich glaube, dass der Kulturschock sowohl als Mensch als auch als Bauingenieur nicht schaden kann, wenn man die Möglichkeit dazu hat.

Oder aber ich lasse das sein und brauche mir für den Rest des Studiums kein schlechtes Gewissen aufkommen lassen, wenn ich mal zu spät dran bin und das Auto nehme oder einfach aus Bequemlichkeit dazu greife...

Ja, im ersten Moment zögere ich meistens, wenn es um die Benutzung des Autos geht. Und das nicht wegen dem Geld, sondern schlicht wegen der Umwelt. Schließlich fahren die Busse und Bahnen doch trotzdem, warum sollte ich sie also nicht nutzen, wenn das doch sowieso kostenlos ist für mich? Aus Faulheit blase ich ein paar Gase in die Luft. "Die anderen machen das ja auch" lasse ich einfach nicht gelten, schließlich trage ich nicht deren Gewissen mit mir rum, sondern nur mein eigenes.

Aber im Umkehrschluss lässt diese Überlegung natürlich auch folgendes zu: wenn ich den Platz nicht bekomme bzw. nutze tut es jemand anderes. Der Flieger wird also so oder so mit den 60 Plätzen der Hochschulteilnehmer besetzt sein, ob ich nun mitfliege oder nicht.

Ich weiß nicht wie ich dazu stehen soll, derzeit bin ich aber abgeneigt, obwohl mein Gefühl natürlich wieder dazu neigt zu befürchten, dass ich mächtig was verpasse.

Komische Sache.
 
Hm das Argument, "es passiert sowieso" würde ich bei mir nicht gelten lassen. Ich kann ja nicht sagen, hey wenn ich die Kuh nicht abschlachte, stirbt sie früher oder später sowieso. Wenn der kleine Hund nicht gehäutet wird, wird er auch das zeitliche segnen, und so hat er der Menschheit wenigstens noch Nutzen verschafft.
Den größten CO2 Ausstoß haben die Amerikaner, und die erhöhen ihn sogar auch noch, wahrscheinlich nach dem Motto: Ey wenn wir die Umwelt nicht verschmutzen, verreckt die Welt halt an irgendetwas anderem. Etc.

Ich will dir New York nicht ausreden :) Bin ja selbst schon viel geflogen. Aber irgendwie fand ich es immer bewundernswert, dass du so umweltbewusst denkst, und deswegen finde ich, dass die Argumentation hinkt. :o
 
Du, äh, kannst nicht die ganze Welt retten?
Junge, aus demselben Grund habe ich meinen riesigen Vorrat an Schmierpapier, und deswegen bin ich wahrscheinlich im Abibuch auf Platz 2 bei "Öko" gewählt worden.
Denk dran, natürlich ist es gut, dem ganzen etwas entgegenzusetzen, aber wenn dein Energieverbrauch und CO2-Ausstoß gleich null wäre (was wohl nur im klinisch toten Zustand möglich wäre), würde das irgendetwas an der Masse an Energieverbrauch und CO2-Ausstoß machen? Ich persönlich habe selbst das Problem, bei all diesem "Make a Difference"-Denken die Relationen nicht zu übersehen. Geh respektvoll mit allen Ressourcen um, die du hast. Aber nutze sie auch. Ein Auto ist teuer, wenn du es nur zum Anschauen hast. ;-P

Und ebenso das mit dem Flugzeug: Das Flugzeug fliegt sowieso, und es ist weniger schädlich für die Umwelt, wenn man _mal_ nach New York fliegt, um sein Leben mit einer neuen Erfahrung zu prägen, als wenn man Jahr und Tag den ganzen Nachmittag über durch das eigene hessische Dorf gurkt, weil man gerade seinen Führerschein bekommen und keine anderen Hobbies hat.
 
Huh, zwei kluge Menschen mit widersprüchlichen Aussagen... Das ist schwer ^^
 
Nächstes Argument: Hast du auch derartige Gewissensbisse, wenn es um eine Fahrt heim geht?
 
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