Na, wenigstens die Wahl hat funktioniert.
Um mich mal am Thema zu beteiligen:
Das amerikanische Politiksystem ist von so vielen korrupten Stellen und Kräften von außen durchsetzt, dass es der aufgeklärten amerikanischen Bevölkerung schwer fällt, überhaupt noch an die Demokratie zu glauben, die ihr Staat hat. Dennoch kann es nicht ganz hoffnungslos sein, denn auch bei den vielen Idioten sind auch ein paar weltoffene politische Teilnehmer dabei. Der ehemalige Kandidat Ron Paul war so einer, der recht liberal und vernünftig mit ein paar Problemen umgegangen ist.
Da seine Ansichten aber für viele Leute zu revolutionär waren (was Humbug ist - typisches "Out of the Box" Denken) und er nicht im Sinne der Geldquellen gehandelt hat, wurde er auch nicht großartig weiter gefördert. Soweit ich weiß, sitzt er aber wenigstens noch im Senat.
Zum Thema Kultur:
Wenn ich höre, dass die Amerikaner keine Kultur haben, dann behaupte ich auch, dass die Polen oder Australier keine eigene haben. Das widerspricht dem Wortsinn und zeigt nur, dass derjenige (Hörr spectrumizer
) die Lebensweise der Amerikaner nicht als Kultur anerkennt.
Was intressierts uns Europa. Die Amis wissen ja noch nicht mal wo wir sind wenn man ihnen eine Weltkarte geben würde.
Uns interessiert das, weil der Präsident die maßgeblichen Fäden zieht, was unseren europäischen Handel mit den USA angeht. Unsere Börsen sind miteinander verbunden, d.h. unser Wohlergehen hängt teilweise auch vom amerikanischen Markt ab - was man in den letzten Wochen wunderbar miterleben durfte.
Die USA sind in einem der größten Militärbündnisse mit europäischen Staaten, falls du was von der NATO mal gehört hast. Wir sind wegen den Amerikanern in Afghanistan (Artikel 5 des NATO-Vertrags, Beistand im Fall eines Angriffs auf einen Verbündeten) und von daher interessiert es uns gewaltig, ob der neue Präsident eine aggressive Ost-Politik verfolgt (wie McCain das tun wollte) oder aber sich um eine zügige Heimkehr der Truppen kümmert (Obama).
Wir sind enger mit den Amerikanern verbunden, als das manchen Leuten lieb ist.
Zuletzt kann ich partout nicht begreifen, wie ein Europäer für McCain sein konnte. Der Mann selbst ist vielleicht noch nicht das Problem, da er größtenteils höchstens den derzeitigen Wirtschaftskurs von Bush weitergeführt hätte... Der mich faszinierrenderweise an den Vierjahresplan von Hitler erinnert, wo die Mobilisierung der Wirtschaft, was Bush ja durchaus vorhatte, zu einem Rundown führte, einer Abwärtsspirale, die letztlich nach Krieg schreien musste, weil sie ohne Waffengewalt nach Außen völlig in den Boden stürzen würde. Letztlich ein übertriebener Vergleich, aber mal ehrlich: McCain hätte den Superreichen
weitere Steuererleichterungen erlaubt, anstatt die Mittelklasse zu entlasten, wie Obama das vorhat. Wie gut das der Bevölkerung tun wird, kann wohl jeder selbst erraten; in einem Land, das nicht einmal gesetzliche Krankenversicherungen hat. (Ja, richtig, keine Krankenversicherungen! Die Leute gehen nicht zum Arzt, weil sie es sich nicht
leisten können!)
Aber dazu kommt, dass er, genauso wie Bush, einen FU auf die Umweltkrise gibt, den Krieg im Nahen Osten weiter geschürt hätte (obwohl die Bevölkerung so langsam des Iraks überdrüssig ist)... ach, was red ich, der Mann ist 73 (72?) und viel mehr Angst hätte mir die Vizekandidatin Palin gemacht, die im Fall seines Todes das Amt übernommen hätte.
Habt ihr euch die Frau mal angesehen? Sie behauptet, Russland könne man von Alaska (wo sie Gouverneurin ist) sehen und dies ersetze außenpolitische Erfahrungen - sie hat nämlich noch KEINEN Offiziellen eines anderen Landes getroffen. Sie kann keine einzige Tageszeitung nennen, die sie je gelesen hat, was in meinen Augen Pflichtprogramm eines jeden Politikers sein muss. Sie hält den Irak/Afghanistankrieg für den "Willen Gottes" und sähe ihre Vizepräsidentschaft als Möglichkeit, ebendiesen Willen auf der Erde zu verbreiten. Palin ist eine Befürworterin dafür, Kreationismus in den Schulen neben Evolution als valide Gegenalternative zu lehren, was momentan eine hitzige Debatte in den USA ist, worüber der Rest der wissenschaftlichen/säkularen Welt aber nur den Kopf schüttelt.
Die Frau ist eine mangelhaft gebildete, engstirnige christliche Fundamentalistin ohne jeglichen Sinn für Außenpolitik - jeder, der mit einem halben Hirn bei ihren Reden zugehört hat, hätte sowas das innerhalb von kurzer Zeit feststellen können.
Um's zusammen zu fassen: Keiner kann sagen, was nun kommt. Ob Obama das Steuer herumreißen kann, ob er sich endlich von den Lobbies lösen kann oder es ähnlich endet wie bei anderen Präsidenten, die nicht das taten, was ihnen von außen gesagt wurde. Aber es ist immerhin ein Anfang, und wenn ich mir die Alternative ansehe, frage ich mich ernsthaft, wieso zur Hölle er nicht mit
noch größerem Vorsprung gewonnen hat.
Und um's mal in den Worten von Bill Maher auszudrücken: "How pissed off do the American people have to be to now say, 'Alright, our next President is going to be a black man... with an Arab name."