Aus den Augen...

Arled konnte seinen Augen nicht trauen. Wie konnte das nur möglich sein? Das gesamte Dorf schien anwesend zu sein. Und alle waren Worgen. Große, Kleine, Dicke und Dünne, Erwachsene und sogar Kinder saßen da. Dann bemerkte Arled deren Kleidung. Dass sie Kleidung trugen verwunderte ihn nicht einmal, er selbst hatte sich auch nie entkleidet wenn er zum Worgen wurde, doch ihre Kleidung passte. Schien extra für ihre Körpermaße gefertigt zu sein. Ihre Mode schien auch nicht wild zusammengewürfelt, wie man es hätte erwarten können. Die Männer trugen Gehröcke, und Anzüge, die Frauen Röcke und Blusen, und selbst die Kinder waren mit Miniaturausgaben der Kleidung ihrer Eltern versehen. Arled konnte es nicht fassen. Was noch erschwerend hinzukam war ihre Art, wie sie sich verhielten. Nichts deutete auf ein Rudelverhalten im Worgensinne hin. Er konnte sehen wie Köpfe zusammengesteckt wurden, getuschelt wurde, und vielsagende Blicke ausgetauscht wurden. Sie verhielten sich wie Menschen.
Dann fiel sein Blick nach vorne zum Altar, und er entdeckte Hespa.
Da stand sie, im Ornat einer Priesterin. Ihr dichter Pelz stand am Kragen ab, ihre langen Ohren ragten aus der Kappe hervor die auf ihrem Worgenschädel ruhte. Die lange weiße Robe reichte bis auf den Boden, und war auf der Hinterseite geschlitzt um ihrem buschigen Schweif Platz zu bieten. Links und rechts wurde sie von zwei Messdienern flankiert, in denen Arled Ragi und Hun erkannte. Beide trugen ebenfalls passende Ornate.
Was ging hier nur vor?
Im Gesicht von Hespa stand Unmut geschrieben, über die Unterbrechung ihres Gottesdienstes, oder was immer hier abgehalten wurde.
„Entschuldigt die Unterbrechung, Ehrwürdige. Wir haben diesen kleinen Spion dabei erwischt wie er die Kirche beobachtete.“, brachte einer seiner Führer entschuldigend vor.
Einen Moment trat Überraschung auf Hespas Züge, doch sie verschwand sofort wieder, und kühle Souveränität kehrte zurück.
„Ah, sehr interessant.“, ihre Worte waren kühl und nachdenklich gesprochen. „Das muss bedeuten du hast deine Medizin nicht genommen. Macht man denn so etwas?“ Sie blickte Arled vorwurfsvoll an. Dieser war viel zu beschäftigt über alles was hier vorging nachzudenken, um zu antworten. Aber Hespas Frage war ohnehin obligatorischer Natur. Sie fuhr direkt fort.
„Nun denn, früher oder später musste es so kommen. Ich hatte nicht vor das es hier und heute geschieht, doch nun müssen wir uns für einen Weg entscheiden damit umzugehen.“ Sie wandte sich der Gemeinde zu und hob die Stimme, auf dass sie jeder hören konnte.
„Liebe Bewohner Dämmerungszufluchts! Hört mich an. Wie viele von euch wissen, kam mit dem großen Zwischenfall ein Fremder in unser Dorf.“ Getuschel brandete durch die Reihen.
„Ich beriet mich mit dem Stadtrat eingehend, wie mit dem Fremden zu verfahren sei. Es gab viele Stimme die dafür waren ihn sterben zu lassen. Andere waren dafür ihn seinem Schicksal zu überlassen, und ihn nach der nötigsten Grundversorgung irgendwo weit ab unseres Ortes auszusetzen. Warum diese Vorschläge kamen ist wohl klar.“ Wieder wurden Köpfe zusammengesteckt und getuschelt. Arled schnappe Worte auf wie: Gefahr, besser, Soldaten, Fluch. Hespas Stimme durchschnitt den Chor als sie fortfuhr.
„Aber! Wie ihr alle wisst, widme ich schon fast mein ganzes Leben der Erhaltung und Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Ich war mir der Gefahr bewusst, die mit einem unbeteiligten, Fremden einherging den wir in unsere Mitte ließen. Ich verpflichtete mich, mich um ihn zu kümmern. Dafür zu sorgen das unser Geheimnis gewahr bliebe.“
Ein großer Worg im feinen Frack, in der zweiten Sitzreihe stand auf: „Und was ist daraus geworden? Schön habt ihr euch gekümmert. Was macht er dann hier?“.
„Genau!“, „Er hat recht!“ wurden vereinzelt Stimmen im Saal laut.
„Wie es scheint, ist er intelligenter als ich dachte.“, gab Hespa zu. „Ich glaubte ihn mit meinem Trunk kontrollieren zu können. Doch das spielt nun keine Rolle. Was geschehen ist, ist geschehen. Was uns nun bleibt, ist eine Entscheidung zu treffen wie wir damit umzugehen gedenken.“
„Er muss weg!“, „Er darf nicht entkommen, er wird die Armee alarmieren!“, „Sie werden kommen und uns jagen! Dieses Risiko können und dürfen wir nicht eingehen!“, die meisten der Losschreienden waren Männer. Arled sah wie Worginnen schützend ihre Arme um ihre Kinder legten und deren Köpfe schützend an sich pressten. Bei der Erwähnung der Armee begannen einige der Worgenkinder doch tatsächlich zu Schluchzen und zu weinen.
In Arleds Kopf drehte sich alles. Was war das hier? War es ein Traum. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Worgen in einer Nacht ohne Vollmond. Die debattierten!? Alle Diplomatie zwischen ihm und seinem Vater als sie sich in Worgenform gegenüberstanden, war es gewesen im Kampf das Alphatier unter ihnen klarzustellen. Danach war es ganz einfach, einer führte der andere folgte. Aber das Verhalten, dass diese Worgen hier an den Tag legten, war fernab jeder Rudelhirachie. Im Grunde war es ihm egal wie sich diese Gesellschaft hier aufbaute, aber immerhin berieten sie gerade darüber, ob es ein eingehbares Risiko darstellte ihn am Leben zu lassen. Angst machte sich als dicker Klos in seiner Magengegend breit.
„…wenn es bedeutet unser aller Leben zu retten, ist er ein annehmbares Opfer!“, legte gerade einer der Worgen aus der Menge seine Meinung zu der Sache aus.
„Genau!“, „Weg mit ihm!“, „Für uns alle, für Dämmerungszuflucht!“ wurden Zustimmungsrufe ausgestoßen.
Arled hing in den Armen seiner beiden Träger und schüttelte verzweifelt den Kopf. Es war alles nicht wahr. Er würde gleich aufwachen und in seinem Bett auf der Farm liegen, es würde die Sonne durchs Fenster scheinen und in seinem Gesicht kitzeln. Er würde nach unten laufen und mit seiner Mutter und seinem Vater Frühstücken, und über diesen „echt seltsamen, realistischen Traum“ berichten.
Doch er wurde nicht wach. Es wurde nicht besser. Es wurde immer schlimmer.
Hespa die versuchte mit erhobenen Pranken der die Menge zu beruhigen, kam immer weniger gegen das Schreien des Mobs an. Worginnen verließen mit ihren Kindern teilweise die Kirche. Es schien als erwarteten sie bald Vorgänge, die für Kinderaugen nicht bestimmt wären.
Der Klos in Arleds Magen verdichtete sich. Er musste hier weg. Musste einen Weg finden diesem Irrsinn zu entfliehen. Galle brannte in seiner Speiseröhre. Sein Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. Adrenalin schoss durch seine Adern, und Schweiß trat auf seine Stirn.
Fast greifbar war manifestierte sich seine Angst. Vor seinem inneren Auge war es eine Kugel aus reiner Dunkelheit die im Innern seines Körpers immer fester und fester komprimiert wurde. Die ihm den Atem nahm.
Und dann geschah etwas Bemerkenswertes. Es war als ob die Kugel von innen heraus gesprengt wurde. Gleißendes Licht brach aus ihr hervor, durchströmte ihn. Spülte die Angst und Beklemmung hinfort. Unterhalb seines Kinns erstrahlte ein Licht. Erst nur vage, doch schnell an Intensität zunehmend, erhellte es die untere Hälfte seines Sichtfelds. Die Kraft und Vitalität die ihm angesichts seiner ausweglosen Lage verloren gegangen war, kehrte in Arleds Glieder zurück. Erstaunensrufe ertönten aus der Menge.
Arled stellte sich wieder auf seine Füße, und richtete sich auf. Sein gesamter Körper schien zu vibrieren. Das Licht welches von Unterhalb seines Kinns erstrahlte war so hell geworden, dass es ihm fast selbst die Sicht nahm. Die Worgen, welchen ihn vor den Altar geschleppt hatten, ließen ihn los und traten einige Schritte zurück. Aus großen leuchtenden Augen starrten sie ihn entgeistert an. „Was beim Licht?“, stieß einer von ihnen hervor.
In diesem Moment spürte Arled wie die Sonne und er Mond, welche Narbenartig in seiner Haut prangte, zu bitzeln begannen. Erst nur vage, inmitten des wohligen Gefühl das sich in ihm ausgebreitet hatte, dann immer bestimmter, und schließlich mit wilder Inbrunst.
Was geschah nur mit ihm?
Er hob die Hände und konnte kaum glauben was er sah.
Haare schossen aus seiner Haut. Weiße Haare. Seine Finger verformten sich, wuchsen. Seine Fingernägel schossen in die Länge und formten sich zu Klauen.
„Das ist unmöglich!“, hörte er die gehauchte Stimme eines der Nahestehenden, der nur aussprach was er selbst dachte. Wie konnte das sein? Entgeistert starrte er auf seine Pranken, blickte an sich herab, tatsächlich, er wurde zum Worgen, doch warum? Warum jetzt? Es stand kein Vollmond am Himmel, es war bereits mitten in der Nacht. Die fassungslosen Gesichter der Worgen um ihn herum, zeigten deutlich dass auch sie nicht wusste was da gerade geschah.
Hespa war die erste die sich wieder fing. „Äußerst bemerkenswert.“, konnte Arled ihr Flüstern vernehmen. Dank seiner Worgensinne war es als stünde sie neben ihm. Sie klang weniger geschockt, denn … interessiert.
„Schnappt ihn euch! Er darf nicht entkommen! Wir brauchen ihn lebend!“, schrie sie auf die perplex herumstehenden Worgen los, die jedoch noch immer wie gebannt wirkten und nicht reagierten.
Arled konnte sich diesen Luxus nicht leisten. Er musste die Gelegenheit nutzen und entkommen. Über die Vorgänge würde er sich später Gedanken machen können.
Er schickte einen Blick gen Ausgang, wo aber bereits Worgen bereit standen um ihn aufzuhalten. Soweit hätte er es unter keinen Umständen geschafft, ohne das sich jemand auf ihn gestürzt hätte. Sein Blick wanderte weiter, und blieb an der Kanzel hängen. Er ging in die Knie, drückte sich ab, und sprang mit einem gewaltigen Satz an ebendiese, wo er seine Krallen ins Holz schlug, und einer Spinne gleich hängen blieb. Der Blick hunderter goldgelber Augen folgte ihm. Wieder drückte er sich mit aller Kraft ab, und brach durch die Buntglasscheibe des Seitenfensters, welches unter gewaltigem Getöse in abertausende Splitter zerbarst. Arled hatte den Kopf abgewandt, um seine Nase und Augen vor den Splittern zu schützen und nutzte den Moment als er sich genau auf der Schwelle zwischen Drinnen und Draußen befand, für einen letzten Blick auf die erstaunte Menge. Wie Schafe auf einer Weide, saßen und standen sie da, alle den Mund halb offen, und blickten ungläubig zu ihm auf.
Hespa stand wild mit den Armen fuchtelnd am Altar. Sie schrie auf die Menge ein, doch keiner schien wirklich von ihr Notiz zu nehmen.
Dann war Arled auch schon ihm freien, wendete den Kopf, und fing seinen Sturz ab. Er fand sich auf dem Friedhof Dämmerungszufluchts wieder, der sich neben die Kirche duckte. Er verschwendete keine Zeit damit die Gräber weiter zu beachten, und preschte davon in die Dunkelheit. Hinter ihm in der Kirche erhob sich Stimmengewirr. Offenbar war mit dem Glas auch der Bann der auf einigen Lag gebrochen.
Keine Zeit zurück zu schauen.
Er rannte.
Als er die Friedhofsmauern hinter sich gelassen hatte, vernahmen sein feines Gehör das öffnen der Kirchenpforte. Spätestens ab jetzt wurde er als verfolgt.
Er legte den Kopf nach vorn, und rannte noch schneller.
Seine Worgenpfoten boten ihm guten Halt, und jeden Mensch hätte er weit hinter sich gelassen. Doch dummerweise verfügten seine Verfolger über die gleichen Fähigkeiten.
Die Nacht war dunkel, doch die Kombination der Informationen von Ohren, Nase und Augen, formten ein Bild der Umgebung, dass selbst am Tag nicht hätte deutlicher sein können.
Er rannte und rannte. Hinter sich, jedoch in einiger Entfernung konnte er Rufe vernehmen und Gekläff. Er musste den Fluss erreichen, den Fluss an dem die ganze Geschichte mit Dämmerungszuflucht ihren Anfang genommen hatte. Das Wasser würde seine Spur verwischen. Würde seinen Geruch mit sich nehmen. Wenn überhaupt, dann hatte er nur so die Chance seinen Verfolgern zu entkommen.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Äste peitschten Arled entgegen, Gestrüpp schien mit garstigen Klauen nach ihm zu fassen und ihn zu bremsen suchen. Sein Atem ging heftig. Seine Muskeln brannten. Die Laute seiner Verfolger waren noch immer klar zu vernehmen, und spornten ihn an auch das letzte bisschen seiner Kraft zu mobilisieren. Er flog förmlich dahin. Setzte über umgestürzte Baumstämme hinweg ohne langsamer zu werden. Dann erreichte er den Waldsaum, von dem aus nur noch ein, ein Steinwurfbreites freies Feld bis zum Fluss zu überqueren war. Er stürmte über die freie Fläche, drückte sich ab und flog wie ein weißer Pfeil durch die Nachtluft. Sein Schwung katapultierte ihn fast bis in die Mitte des kleinen Flusses, wo er Kopfüber eintauchte. Das Wasser durchdrang seinen Pelz, und Kälte umfing ihn, wie eine eiserne Klaue, die versuchte ihm die Luft abzudrücken. Mit kräftigen Schlägen tauchte er auf und schnappte keuchend nach Luft. Wie tausend Nadeln stach die Kälte des Wassers, doch er hatte keine Zeit zu verlieren, vom Wald her näherten sie die Geräusche seiner Häscher. Er schwamm so schnell er konnte Fluss abwärts. Seine Klauen dienten ihm als hervorragendes Paddel, und er schoss durch die Fluten wie ein Messer durch die warme Butter. Nach kurzer Zeit hörte er Rufe seiner Verfolger, die offenbar am Fluss angekommen waren, was sich bei einem Schulterblick seinerseits bestätigte. Wie sich bewegende Sterne, sah er Fackeln in der Dunkelheit leuchten.
Wutgeheul und die Tatsache, dass sich die Fackeln nicht weiter hinter ihm her bewegten, ließen Arled hoffen sein Plan hatte Erfolg. Er schwamm noch ein Stück weiter bis die Fackeln kaum noch zu sehen waren. Dann strebte er dem Ufer entgegen.
Sein Fell tropfte und hing an seinem Körper herab. Es bot dem Wind, welcher ihn erbarmungslos umwehte keinen Widerstand, und so fröstelte ihn bei jeder Böe. Er musste sich ein Versteck suchen, wo er trocknen und wieder zu Atem kommen konnte.
Gerade als er wieder den Wald betreten hatte, ließ ihn ein Geräusch aufhorchen. Er verharrte in der Bewegung und lauschte in die Nacht. Außer einem Kauz der in mit großen Augen aus einer Astgabel anstarrte regte sich nichts. Arled lauschte noch angestrengter. Er hätte schwören können, dass er das Geräusch gedämpfter Schritte vernommen habe. Doch was immer es war, dass er vernommen hatte, es war weg. Auch sein Geruchssinn wies nicht auf etwas Ungewöhnliches hin. Er wandte sich wieder dem Auffinden einer Unterkunft zu. Er machte drei Schritte, wollte gerade einen dicken Baum umrunden, als einer Keule gleich ein haariger Arm hinter jenem hervor flog, ihn direkt ins Gesicht traf, und ihn von den Beinen riss. Er sprang zurück auf die Füße. Durch sein Blickfeld tanzten farbige Punkte. Er schüttelte den Kopf um wieder klar zu werden. Vage erkannte er den Worgen dessen Hieb ihn gefällt hatte, als dieser hinter dem Baum hervor trat. Er bleckte die Zähne und ging in Kampfhaltung. So leicht würde er sich nicht ergeben. Ein tiefes Knurren entrollte seiner Kehle.
„Das lass mal schön sein.“, ertönte die Stimme seines Gegenübers. Er machte eine Geste mit seiner Pranke, und über Arled rauschte etwas durch das Blätterdach. Zu beschäftigt sich auf seinen Gegenüber zu konzentrieren und sich auf einen etwaigen Angriff zu wappnen, sowie sein Sichtfeld wieder klar zu blinzeln kam seine Reaktion viel zu spät. Etwas, oder jemand landete auf dem Boden hinter ihm, packte seine Arme, und presste sie auf seinen Rücken. Arled versuchte mit aller Kraft seine Hände wieder zu befreien, doch der Griff der ihn gepackt hielt, war erbarmungslos. Er warf den Kopf zur Seite, und versuchte nach hinten zu schnappen, doch seine Kiefer schlugen ins Leere. Seine Wut stieg und stieg, doch so sehr er auch riss und zerrte, es gab kein Entrinnen. Bald schon würden sie kommen. Dann wären seine Stunden gezählt.
„So beruhige dich doch, bei dem Lärm kannst du ihnen auch gleich in die Arme laufen. So beruhige dich…“, die Stimme des Worgen vor sich, drang nur mühevoll zu seinem Verstand durch. In seiner Wut und Verzweiflung war er fast blind und taub. Arled hielt inne in seiner Bemühung sich zu befreien und blickte seinen Gegenüber bedrohlich an. Im Augenblick gab es eh keine Chance zu entkommen. Er würde sie in Sicherheit wiegen und den richtigen Moment zur Flucht abwarten.
Da sein Sichtfeld sich wieder normalisierte erkannte er nun auch seinen Gegenüber. Es war Ragi. Natürlich. Von allen Worgen die ihn hätten fangen müssen, musste er ausgerechnet Hespas Schosshündchen in die Arme laufen. Innerlich fluchte Arled vor sich hin.
Somit war auch klar wer ihn in seinem eisernen Griff umfangen hielt. Es konnte sich nur um Hun handeln. Tief grollte Arled Ragi an. „Jetzt bekomm dich wieder ein.“, zischte dieser. „Wenn wir dich ausliefern wollten, würden wir dann hier mit dir herum stehen. Es gibt keinen Grund warum dich Hun nicht einfach wie ein Packet huckepack zurück tragen sollte. Also reiß dich zusammen.“ Dringlichkeit und Ungeduld lag in Ragis Stimme, während er sich unruhig umblickte. Arled verstand gar nichts mehr. „Was…?“, war alles was er hervorbrachte. „Das sollst du erfahren, aber nicht hier und nicht jetzt. Sie werden jeden Moment hier sein, und wir sollten dann weg sein. Wenn du eine Chance haben willst, dann folge uns. Hun wird dich gleich loslassen, wenn du es auf eigene Faust versuchen willst, dann lauf nur davon.“ Arleds Verstand raste, was sollte er nur davon halten.
Ragi nickte dem hinter ihm stehenden Hun zu, und Arled merkte wie sich der Griff um seine Arme lockerte. Hastig machte er zwei Schritte und stellte sich so, dass er Hun und Ragi vor sich hatte. Der Anblick Huns beeindruckte ihn erneut. Als er den Worgen zum ersten mal vom Fenster aus gesehen hatte war er relativ weit entfernt, und in der Kirche war er zu beschäftigt um ihn genauer zu mustern. Doch nun stand Hun vor ihm, und seine Ausmaße waren gelinde gesagt gewaltig. Seine Schultern waren fast doppelt so breit wie die Arleds. Sein Nacken war breit, und der darauf thronende Kopf mit den riesigen Kiefern, lies den Ragis winzig wirken. Seine riesige Axt, die Arled erstmals an der Seite seines Pferdes gesehen hatte, hing nun auf seinem Rücken. Sie schien wie für ihn gemacht. Ragi der neben ihm stand, blickte sich nervös nach allen Seiten um. „Kommst du nun mit?“, stieß er ungeduldig hervor.
Arled überdachte seine Lage. Hun und Ragi wären ohne weiteres in der Lage gewesen ihn zu töten. Hätten ihm einfach den Gar aus machen können als er in Huns eiserner Umklammerung gefangen war. Doch sie hatten es nicht getan. Auch wenn er es nicht verstand, so schien es höchst unwahrscheinlich, dass sie ihn am Leben ließen um ihn in eine neue Falle zu locken. Also nickte er Ragi knapp zu, welcher kurz zurück nickte, und mit einem „Gut, dann los!“, davon stob. Hun folgte ihm auf dem Fuß, und Arled folge den beiden.
Sie rannten. Rannten so schnell sie konnten. Arled musste an seine Grenzen gehen um ihnen zu folgen. Auch Huns rasselnder Atem zeugte rege davon, welche Anstrengung es ihn kostete Ragi zu folgen. Ragi schoss dahin wie ein Blitz, und die Leichtigkeit die in seinem Lauf lag, machte Arled klar, dass er für sie extra sein Tempo zurück hielt.
Sie erreichten eine kleine Lichtung, in deren Mitte ein Teich lag, welcher an einem Ende von einem Wasserfall gespeist wurde. Das spärliche Mondlicht, lies die Wasserfläche spärlich schimmern.
„Hier entlang.“, raunte Ragi der nur kurz verharrte um sie aufschließen zu lassen. Dann rannte er auf den Wasserfall zu. Er drückte sich ab, landete auf einem Stein der auf halber Strecke zu dem rauschenden Wasservorhang aus dem See ragte, stob weiter und verschwand mit vollem Tempo in der Wasserwand. Arled hatte keine Zeit groß darüber nachzudenken. Er folge Ragi quasi auf seinen Fersen, musste vertrauen, und sprang vertrauensvoll hinter ihm her.
Das kalte Wasser durchnässte seinen gerade wieder etwas getrockneten Pelz vollständig. Doch Arled hatte kaum Zeit darüber nachzudenken. Er durchstieß die Wasserwand, und fand sich im Eingang einer Höhle wieder. Hun und Ragi, beide genauso durchnässt wie er, standen da und schüttelten ihren Pelz aus. Auf Ragis Gesicht erschien ein schiefes Grinsen, als er Arled überraschte Miene betrachtete.
„Nicht schlecht, was?“, seine Stimme verriet seinen Stolz, „aber warte erst mal bis du das innere der Höhle siehst. Komm mit.“ Ragi wandte sich um und fing an, dem kleinen Weg ins innere der Höhle zu folgen. Nachdem auch Hun, der nur teilnahmslos neben ihm gestanden hatte, folgte, schloss Arled sich ihnen an.
 
Von der Decke der Höhle hingen gewaltige Stalaktiten herab. Überall hallte das Tropfen hunderter Wassertropfen wieder. Die Höhle war erfüllt von einem schummrigen Licht, das jedoch aus der Tiefe, und nicht von der Decke zu kommen schien. Arled fragte sich was wohl die Quelle davon sein mochte. Der schmale Weg schlängelte sich zwischen Stalagmiten hindurch, die in ihrer Größe den Stalaktiten in nichts nachstanden. Ragi und Hun gingen voran. Ihre Schemen zeichneten sich vor dem aus der Tiefe aufsteigenden Licht ab. Arleds Neugier wuchs mit jedem Schritt. Was mochte ihn nur erwarten?
Dann bogen sie um eine weiter Windung des Ganges, und was sich vor Arleds Augen ausbreitete, raubte ihm den Atem. Eine riesige Höhle breitete sich vor ihnen aus. Der Gang dem sie gefolgt waren, endete auf einem kleinen Sims an der Wand der Höhle, von dem sich, ein kleiner, nur etwa drei Ellen breiter, Weg hinab wand. Von der Decke der Höhle hingen Stalaktiten herab, welche jene im Gang, winzig erscheinen ließen. Doch mehr noch als die Stalaktiten und der schieren Größe der Höhle, wurde Arleds Aufmerksamkeit von der Lichtquelle gebannte, welche für den Schein verantwortlich war, den er die ganze Zeit gesehen hatte. Das Licht ging von riesigen Pilzen aus, die fast bist an die Höhlendecke reichten. Merkwürdige Wesen flogen zwischen ihnen herum. Auf breiten fleischigen Schwingen, schienen sie förmlich durch die Luft zu schweben. Um die Hüte der Pilze kreisten ganze Schwärme goldgelb leuchtender Insekten. Von denen ein ähnliches Leuchten ausging wie von den Pilzen selbst. So etwas hatte Arled noch nie gesehen.
„Mach den Mund zu und folge mir.“, Ragi amüsierte sich sichtlich über Arleds überraschten Gesichtsausdruck. „Und keine Angst. Alles was hier lebt ist in der Regel friedlich. Aber provoziere sie nicht.“
„Ja, nicht provo… nicht ärgern.“, bestätigte Hun, der ernst drein blickte, und bestätigend nickte.
„Ja, hör auf Hun. Er kann dir bei Gelegenheit erzählen was ihm geschah als er sich mit einem dieser Viecher anlegte.“, Ragi lachte.
Huns Gesichtsausdruck verdeutlichte das er sich lieber nicht an diesen Tag zurück erinnerte. Die Angst, die Arled im Gesicht des Riesen von einem Worg sah, legte es ihm Nahe besser nicht gegen Ragis Rat zu verstoßen.
Vorsichtig machten sie sich an den Abstieg.


Miras Nervenkostüm war in den letzten Tagen einer schweren Prüfung unterzogen worden. Die Belastung, welche mit der Organisation des Lagers einherging, lies ihn oft wünschen die Worgen würden einen Angriff wagen. Die Wirren einer Schlacht, hätten für ihn eine Entspannung bedeutet. Wenigstens wusste man da klar worum es ging. Töten oder sterben. Hier im Lager war es ungleich komplizierter. Er musste Mut sähen, Streitigkeiten klären, musste die Versorgung sicherstellen, musste die Arbeiter einteilen, und dass war nur ein Teil seiner Aufgaben. Immer wenn er dachte er habe es geschafft, kam etwas Neues hinzu, womit er nicht im Ansatz gerechnet hatte. Erfreulicher Weise machte wenigstens Ellenoras Heilung gute Fortschritte. Ihre Verletzungen hatten sich als nicht so schlimm herausgestellt wie zuerst befürchtet, und seit dem vergangenen Tag, war sie auch wieder dabei zu beobachten gewesen wie sie durch das Lager humpelte. Ihr Bein hatte einen üblen Schlag abbekommen, als wohl ein Baum auf sie geprallt war, war zum Glück aber nicht gebrochen. Bald schon würde sie es wieder wie gewohnt belasten können. Miras dankte noch immer dem Licht, dass sie ohne größere Verletzungen zu ihm zurück gekehrt war. Die Angst, welche ihn befallen hatte, als er nach dem Zwischenfall nicht wusste ob es ihr gut ging, hatte ihn fast gelähmt. Doch er hatte durchhalten müssen, hatte sich nichts anmerken lassen dürfen. Doch vor jedem der ihn besser kannte, wie zum Beispiel Rumgar, hatte seine Fassade nicht standhalten können. Rumgar hatte ihm in dieser Zeit beigestanden, so wie er es schon immer in schweren Zeiten getan hatte, und Miras fühlte eine tiefe Dankbarkeit für seinen langjährigen Freund. Mit guten Freunden waren die Härten des Lebens einfach leichter zu ertragen. Gut wenn man welche hatte. Ellenora war am Morgen zu ihm gekommen und hatte darum gebeten, einen Rettungstrupp zu Tesius Rettung zusammenstellen zu dürfe. Obwohl Miras ihren Ehrgeiz bewunderte, und es ihn unendlich stolz machte, das Feuer der Hingabe in ihren Augen zu sehen, mit der sie bereit war sich selbst zurück zu stellen, um Tesius zu retten, musste er ihr doch eine klare Absage erteilen. Sie konnte kaum laufen, wie sollte sie dann einen Gefangenen befreien, der noch dazu mitten in einem Worgennest saß. Wutentbrannt war sie davon gehumpelt, nicht ohne manche Beschimpfung auszustoßen die Miras innerlich zusammenfahren ließ. Doch auch dafür liebte er Ellenora. Ein Lächeln huschte beim Gedanken an sie über sein wettergegerbtes Gesicht.


Hespa saß auf einem Schaukelstuhl in einem kleinen Zimmer, und blickte in Gedanken versunken, in die Flammen eines kleinen Feuers, welches nur spärliche Wärme abgab. Der ganze Raum war so ganz und gar nicht nach ihrem Geschmack. Die Wände waren karg, die Luft zu kalt, und es lag ein übler, modriger Geruch in der Luft. Missmutig rieb sie ihre Hände aneinander. Wäre sie wenigstens in ihre Worgenform gewesen, hätte ihr Pelz ihr Wärme gegeben, doch es war noch recht früh am Tag, und ihre Verwandlung lag noch in weiter ferne.
Bei Gedanken an Worgen, erschien vor ihrem Inneren Auge unweigerlich das Bild von Arled, wie er sich in der Kirche verwandelt hatte. Es beileibe nicht die erste Verwandlung in einen Worgen die Hespa zu Gesicht bekommen hatte. Doch zum einen schien diese Verwandlung willkürlich herbei geführt, und sie hatte keine Ahnung wie er das angestellt hatte. Zum anderen war da die Sache mit Sonne und Mond auf seiner Haut. Schon als die Male urplötzlich in seiner Haut erschienen waren, hatte sie gewusst, dass mehr hinter diesem Jungen steckte, als das bloße Auge erkennen ließ. Doch spätestens zeit seiner Verwandlung war aus der Ahnung Gewissheit geworden.
In ihrer Erinnerung sah sie, wie der Junge zwischen seinen beiden Trägern gehangen hatte. Wie plötzlich ein Leuchten, unter seiner Kleidung seinen Ausgang genommen hatte, und dann als er in der Verwandlung den Kopf zurück geworfen hatte, konnte sie sehen, dass es von den Malen aus gegangen war. Und dann dieses Fell. Makellos weiß, wie schnell war es, so wie sie es bei keinem Worgen zuvor gesehen hatte. Nur nicht an der Stelle der Male, dort war das sprießende Fell schwarz gewesen wie die Nacht. Sie musste dem Geheimnis hinter diesem Jungen auf den Grund gehen. Sie hasste es, wenn sich etwas ihrem Wissen entzog.
Während sie noch ins Grübeln versunken war, schwang unvermittelt die Tür auf, und ein Schwall Luft schwappte in den Raum, der den Geruch nach Moder und Verfall, wie den Duft einer Rose scheinen lies. Rötlicher Dunst, wehte in dicken Schwaden herein, als Knacker mit wehendem Kittel, und seinem Raben, Corie, auf der Schulter in den Raum rauschte. Wie immer schien er äußerst gestresst. „Hespa, was gibt es denn so wichtiges? Ich befinde mich mitten in meinen Studien. Wenn ihr wollt, dass auch in künftigen Nächten genügend Serum zur Verfügung steht, solltet ihr mich nicht unterbrechen.“ Knacker war der mit abstand ungeduldigste Untote den Hespa je getroffen hatte. Gut, sie kannte außer Knacker, keinen anderen Untoten. Dennoch ging sie davon aus, dass nicht jeder, der die Endlichkeit seines Lebens hinter sich gelassen hatte, noch solch eine Hektik an den Tag legte. „Ich bin mir sicher, dass ich mir, angesichts eurer ausgeprägten Kenntnisse der Alchemie, um die Fertigstellung des Elixiers keine Sorgen machen muss.“, das selbstgefällige Grinsen auf Knackers Gesicht, zeigte ihr, dass ihre Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. „Die Angelegenheit mit der ich heute zu euch komme, ist aber mindestens genauso wichtig. Da ich mich stets auf eure Unterstützung verlassen konnte, glaube ich auch diesmal, dass ihr eure Weisheit mit mir teilen werdet.“
An der Haltung des Untoten erkannte sie, sowohl er sich mühe gab es zu verbergen, dass er es kaum erwarten konnte ihre Frage zu hören. Er liebte es, wenn er Informationen hatte, um die andere in baten, und sich dann in ihrer Bewunderung zu sonnen. Besonders dann, wenn sie es war die ihm das Gefühl gab bewundert zu werden.
Sie zögerte noch einen Augenblick, als wisse sie nicht, ob sie nicht lieber jemand anderen zu Rate ziehen sollte.
„Nur zu gerne will ich euch helfen? Was beschäftigt euch?“, fing Knacker an zu hinterfragen. Jetzt hatte sie ihn genau da, wo sie ihn haben wollte. Also setzte Hespa an, ihre zuvor wohl überlegten Fragen zu stellen. Wie geplant begann sie folgender Maßen:
„Meine Fragen betreffen nicht direkt Dämmerungszuflucht. Wenn dem so wäre hätte ich sicher schon viele der Fragen selbst beantworten können. Meine Fragen beziehen sich auf die Zeit bevor ihr nach Gilneas kamt.“, wachsendes Interesse trat auf die Züge Knackers. „Auf die Zeit vor dem Mauerschluss. Als ihr noch in den Diensten Baron Silberleins standet.“

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Wie kann es sein dass es nach jedem Kapitel spannender zu werden scheint?
Das ist doch unmöglich!

Ich habe mir etwas herausgesucht um dir zu helfen. Mir ist dieser Satz ins Auge gefallen.

"Im Augenblick gab es eh keine Chance zu entkommen."

dieses "eh" lese ich immer wieder. Nicht nur bei dir. Ich spreche auch dieses "eh". Aber
geschrieben ist es eher ein Krampf. Ich erwische mich auch wie ich das schreibe, aber
ich korrigiere es immer um. Meistens in ein "ohnehin".

"Im Augenblick gab es ohnehin keine Chance zu entkommen."

Meiner Meinung nach liest sich das einfach besser.

Richard2: Und du hast den Spruch "Schreib wie du sprichst" in der Signatur? Schäm dich!
Richard1: Das bezieht sich auf etwas ganz Anderes!
Richard3: Fängt das schon wieder an?
Richard5: Sei ruhig, ich will wissen wer diesmal gewinnt.
Richard1: Natürlich ich, wie immer! Und jetzt Ruhe! *die anderen wieder unterjoch*

So bevor es noch einen Ausrutscher gibt, verabschiede ich mich.
 
Gespenstisch hallten ihre Schritte in der Weite der Höhle wieder. Das Plätschern tausender Tropfen prägte die Geräuschkulisse. Gelegentlich durchfuhr ein Schrei der fliegenden Wesen die Monotonie der Klänge. Arled fiel es dank seiner Worgensinne nicht schwer, jedem Geräusch ein Richtung zuzuweisen. Seine Ohren peilten zuverlässig jedes Geräusch an, und seine Pranken fanden stets sicheren halt. Jener war auch wünschenswert, denn direkt neben dem schmalen Weg ging es etliche Fuß tief, steil bergab. Wer hier den Halt verlor, brauchte sich auf jedenfalls keine Sorgen mehr, über den beschwerlichen Aufstieg zu machen.
Ragi ging leichtfüßig voran, hinter ihm Hun, der aufgrund seiner Körpergröße schon Probleme mit dem schmalen Stieg hatte, ging langsam und vorsichtig. Arled war es nur recht. Durch seine bedächtigen Schritte, wurde Ragi etwas gebremst, der fast den Anschein erweckte auf einem Waldweg zu spazieren. Sie kamen tiefer, und waren nun auf gleicher Höhe mit den gewaltigen Pilzkappen. Es war Arled nicht möglich zu bestimmen woher das Leuchten kam, welches von ihnen ausging. Sie schienen direkt aus dem Inneren zu erstrahlen.
Ein schimmerndes Insekt löste sich von einem in der Nähe dahin schwebenden Schwarm, und flog auf Arled zu. Es umkreiste ihn völlig Angstfrei. Aus der Nähe konnte Arled die feingliedrigen Flügel der Kreatur erkennen, die so strahlte, als bestünde sie aus purem Licht. Nachdem ihn das Tier einige Male umrundet hatte, kehrte es zu seinem Schwarm zurück.
Arled wollte seinen Weg fortsetzten und fand sich unvermittelt Auge in Auge mit Hun wieder, der mit weit aufgerissenen Augen vor ihm stand, und den Schwarm anstarrte.
„Komm schon mein Dicker!“, rief ihnen Ragi von weiter voraus zu. Hun schüttelte seinen riesigen Kopf, und riss so seinen Blick von den kleinen surrenden Wesen los. Dann drehte er sich um, und eilte vorsichtig hinter Ragi her. Arled fragte sich, was Hun nur mit diesen Wesen erlebt haben musste, um so traumatisiert zu sein.
Der Weg endete am Fuße der Höhle, und mündete in einen kleinen Weg, der sich durch eine Flora schlängelte, wie Arled sie nie zuvor gesehen hatte. Die Pflanzen in dieser unterirdischen Welt, hatten mit jenen an der Oberfläche nur sehr wenig gemein. Wo Blumen und Bäume, mit farbenprächtigen Blüten lockten, leuchteten hier die gesamten Pflanzen in allen nur erdenklichen Farben. Die Pilze wirkten von dieser Warte aus, noch um längen größer als sie es von oben getan hatten. Bäumen gleich, ragten sie mehrer Mannshöhen gen Höhlendecke, und tauchten die Umgebung in zartes bläuliches Licht. Arled kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Sein Blick wusste nicht woran er sich heften sollte. Die Pflanzen, die Pilze, die fliegenden, sowie die krabbelnden und kriechenden Tiere um ihn herum, waren so fremdartig und gleichzeitig so faszinierend.
„Bleib ganz ruhig.“, überraschte ihn plötzlich Ragis Stimme, „Ich möchte dir jemanden Vorstellen. Auch wenn er … ungewöhnlich ist, so ist er doch ein Freund.“
Arled richtete den Blick nach vorne, und sprang sofort in Kampfhaltung. Bleckte die Zähne und sein Nackenhaar stellte sich zu berge.
Zwischen Ragi und Hun stand ein Ding. Ein riesiges Ding. Es überragte Ragi, und selbst Hun. Erst hatte Arled geglaubt es handele sich um einen Worgen, denn sein gesamter Körper war mit Haaren bedeckt. Doch bei genauerem Hinsehen, offenbarten sich klare Unterschiede.
Dieses Wesen war noch eine ganze Spur bulliger als ein Worg. Seine Hände, wiesen keine Klauen auf, sondern dicke knubbelige Finger. Dafür endeten die Füße nicht in Pranken, sondern in Hufe. Über dem breiten Brustkorb, thronte auf einem wahren Stiernacken ein riesiger Schädel dem Hörner entwuchsen. So etwas hatte Arled zuvor noch nie gesehen. Er knurrte tief und machte sich bereit für den Kampf.
„Ist nicht gerade umgänglich der Kleine was?“, erscholl die dröhnende Stimme des Wesens. Es konnte also sprechen. Die Belustigung in der Stimme der Kreatur, heizte Arleds Wut noch mehr an. „Arled, ist das eine Art einen Freund zu begrüßen.“, Ragi schaute Arled, vorwurfsvoll an. Nur langsam legte sich Arleds Wut. Offensichtlich hatte Ragi als er von einem Freund sprach, tatsächlich dieses Ungetüm gemeint. Seine Lefzen senkten sich, und er ging langsam zu den dreien hinüber.
„Arled, darf ich vorstellen.“, setzte Ragi an, „Vodan. Taure vom Clan der Bluthufe. Schamane, vom Zirkel des Cenarius.“
„Seid gegrüßt junger Worg.“, die Stimme des Tauren war laut und dröhnend, doch wärme lag in ihr. Zögerlich kam Arled näher, immer darauf bedacht nicht in die Reichweite der Keulenförmigen Arme der Kreatur zu geraten.
„Taure?“, das Wort klang seltsam auf seiner Zunge. Er hatte von dieser Rasse gehört, jedoch kam sie soweit er wusste nur auf Kalimdor, einem Kontinent weit hinter der großen See vor. Nicht in den östlichen Königreichen, und schon gar nicht in Gilneas. „Was macht ihr hier? Wie…“
„Alles zu seiner Zeit, und immer eins nach dem Anderen. Kommt mit, ich bin sicher bei einem Humpen Pilzbier, und an einem wärmenden Feuer, werden wir Licht in all eure Fragen bringen.“, mit diesen Worten drehte sich der Taure um, und begann den Weg entlang zu schreiten. Als Hun und Ragi sich anschlossen, folgte Arled.
Nachdem sie einige Pilze umrundet hatten, kamen sie auf eine Lichtung, auf der sich Vodan sein Lager eingerichtet zu haben schien. Eine Bettstatt war auf einer Seite der Lichtung erreichtet. Die Mitte der Lichtung wurde von einer Feuerstelle markierte. Drum herum lagen eine Art Sitzkissen, die aus den Hüten junger Pilze gefertigt schienen. Leuchtenden Ranken, wie sie Arled sie immer wieder an Pilzen beobachtet hatte, waren um Stäbe gewickelt, die in den Boden gesteckt, wie Fackeln wirkten. Etwas abseits, hatte Vodan sein Feuerholz gelagert. Es waren, wie könnte es hier auch anders sein, ebenfalls Pilzstiele, die er zu einem fast hüfthohen Haufen getürmt hatte. Der Schamane bedeutete seinen Gästen auf den Pilzsitzen platz zu nehmen, und machte sich daran ein Feuer aufzuschichten. Die Stämme, die in seiner Hand wie gewöhnliche Holzscheite wirkten, waren in Menschen Maßstäben kleine Stämme.
Als der Haufen seine gewünschte Größe erreicht hatte, griff der Taure ein um seinen Hals hängendes Beutelchen, fingerte mit seinen riesigen Händen, vorsichtig ein kleines Halteband auf, und streute ein wenig des darin enthaltenen Pulvers auf die Feuerstelle. Er murmelte einige Worte, und mit einem elektrischen knistern, ging das Pilzholz in Flammen auf.
„Kann ich euch für ein wenig Pilzbier begeistern?“, fragte der Taure freundlich. Während er bereits einen Humpen vom Regal nahm und mit einer würzig riechenden Flüssigkeit füllte, die in einem ausgehöhlten Pilzstumpf schwappte.
Arled spürte in sich hinein und stellte fest das er großen Durst verspürte. Die Aufregungen der Flucht, hatten ihn sein natürliche Bedürfnisse ausblenden lassen. Dankend nahm er den Humpen Vodans entgegen. Auch Hun nahm dankend an, nur Ragi lehnte ab.
„Von dem Zeug ist mir immer drei Tage übel.“, meinte er, „Aber lasst es euch schmecken.“
Vodan prostete Hun und Arled zu und nahm einen großen Schluck. Arled und Hun, taten es ihm gleich. Der Trank rann Arleds Kehle hinab und hinterließ einen erdigen Geschmack. Wärme breitete sich in seinem Magen aus, und Arled genoss das Gefühl. Bisher hatte er nur wenige Erfahrungen mit Alkohol gemacht. Sein Vater hatte ihm auf Reisen, das ein oder andere Glas genehmigt, und bisher hatte er es immer gut vertragen. So leerte er den ersten Humpen mit nur zwei Zügen, und reichte ihn Vodan zurück mit der Bitte ihn nochmals zu füllen. Der Taure kam der Bitte nach, und lies sich dann bei ihnen nieder. Er blickte Arled von oben bis unten an, und wandte sich dann an Ragi.
„Also das ist der Junge von dem ihr mir berichtet habt?“, Arled horchte auf, Ragi hatte ihn offenbar schon angekündigt.
„Ja. Er kam am Tag des Zwischenfalls in unser Dorf, und Hespa zeigte von Anfang an reges Interesse an ihm. Es war schwer an ihn heran zu kommen, denn er sie beherbergte ihn in ihrem Haus, und versuchte ihn des Nachts mit einem Schlaftrunk außer Gefecht zu setzten. Wäre der Junge weniger gewieft, und hätte den Trank nicht selbst abgesetzt, würden wir sicher nicht hier sitzen.“, führte Ragi aus.
„So, hat er das? Und wie seid ihr hier her gekommen? Sie wird doch bemerken das er weg ist.“, grübelte Vodan. Seine Stimme war tief und dröhnend, selbst wenn er leise Sprach.
„Nun ja, das hat sie ohnehin bemerkt. Ich hatte gehofft einen günstigen Moment abzupassen und mich mit ihm zu dir davon zu stehlen, doch dazu kam es nicht. Heute Abend, hielt Hespa mal wieder einen Ihrer Gottesdienste in der Stadtkirche ab, das ganze Dorf war anwesend und lauschte ihren Worten. Pah, wie Schafe hängen sie an ihren Lippen.“, Ragis Stimme vermittelte Geringschätzung, „Tja, und da platzte Arled, mitten herein. Also er ist nicht einfach in die Kirche spaziert.“, reagierte er auf Vodans gehobene Augenbraue. „Er wurde beim spionieren erwischt. Ist um die Kirche geschlichen. Es gab einen riesigen Tumult in der Kirche. Diese ganzen Narren leben so in ihrer Furcht vor der Armee, die Hespa in ihnen schürt, dass sie ihn am liebsten direkt zerrissen hätten. Selbst Hespa konnte sie nicht beruhigen.“
„Und wie habt ihr ihn da hinaus gebracht?“, kam Vodans brummende Frage über den Rand seines Humpens.
„Tja das solltest du ihn am besten selbst fragen. Er hat sich selbst befreit. Hat sich urplötzlich in eine Worgen verwandelt.“, entgegnete Ragi mit einem Nicken zu Arled.
„Ihr meint er war ein Mensch als er die Kirche betrat?“, Vodans Stimme hatte sich etwas verändert, doch Arled wusste nicht was dies bei einem Tauren zu bedeuten hatte.
„Ja. Ich weis ja auch nicht wie das möglich ist. Hespa hatte selbst darüber nachgedacht, ihn zu einem der unseren zu machen, als wir ihn vor dem Dorf fanden. Doch sie entschied sich dagegen. Wir wussten bis zu diesem Zeitpunkt nicht, dass er sich überhaupt verwandeln konnte. Außerdem habe ich noch nie einen Worgen getroffen der sich nicht automatisch verwandelt wenn der Mond am Himmel erscheint.“, Ratlosigkeit lag in Ragis Stimme. „Ich hatte gehofft ihr könntet uns vielleicht weiter helfen.“
Vodan blickte Arled durchdringend an. Als suche er Antworten auf ungestellte Fragen. Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Was hast du da unter deinem Hemd?“, stieß er hervor.
Arled blickte an sich herab, packte sein Hemd und zog es nach oben. „Das sind nur zwei Narben ich mir bei dem Zwischenfall zugezogen habe, sie…“, seine Stimme, die aufgrund des Pilzbieres schon auffällig schwankte, brach ab. Er war in jenen Tagen seit dem Zwischenfall so beschäftigt gewesen, dass er sich um die Narben in Sonnen und Mondform auf seiner Brust – was er für reinen Zufall hielt - kaum Gedanken gemacht hatte. Ohnehin sah er die Narben nur wenn er vor dem Spiegel stand, oder sich heftig verrenkte. Die meiste Zeit nahm er deren Existenz schon gar nicht mehr wahr. Doch nun stelle er mit erstaunen fest, dass sein Pelz, an den Stellen der Narben, nicht mehr wie gewöhnlich schneeweiß, sondern kohlrabenschwarz war.
Geräuschvoll stieß Vodan den Atem durch seine großen Nüstern.
„Seit wann sagst du, hast du diese Narben?“, fragte er offenbar aufbrausender als beabsichtigt, und mehr zu sich selbst als zu Arled setzte er hinzu, „ist es denn möglich? Nach all den Jahren?“

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
wow irgendwie wird die Geschichte immer spannender . weiter so .....
 
ich glaub das war einer der besten teile den ich in der geschichte gelesen hab, richtig gut geschrieben
 
langsam wird es kompliziert.

WtF! Und ich schreibe auch nurnoch alles Mögliche zusammen -.-
 
@Shadoweye
Da kann ich dir nur den Tip geben, dir den Plot deiner Geschichte, in Eckpunkten zu notieren.
Ich hab das in Form einer Exceltabelle gemacht. Immer wenn ich einen der Eckpunkte erreicht habe,
wird er mit nem X "abgehakt". So bleibste in der Spur, und deine Storywege laufen nicht ins Leere.

MfG
Evi

PS: Sorry das es heute keine Fortsetzung gab, aber war viel Stress. Morgen wirds weiter gehen.
 
Zu Anfang war Arled sehr zurückhaltend, wenn es darum ging Informationen über sich preis zu geben. Doch Vodans nette, geduldige Art, gepaart mit seinen treuen Kuhaugen über seinem lustigen Flotzmaul, vermittelte Arled ein Gefühl der Geborgenheit. Mehr und mehr enthüllte er über die Vorfälle, welche ihn nach Dämmerungszuflucht verschlagen hatte. Der Taure saß da, nippte gelegentlich an seinem Bierhumpen, und hing förmlich an Arleds Lippen. Auch jener hatte seinen zweiten Humpen des Bieres bereits geleert, und auf seine Bitte, noch einen Dritten erhalten. Der Trunk, dessen erdig, leicht bitterer Geschmack, auf Arled anfangs fremdartig gewirkt hatte, wurde mit jedem Schluck besser. Arleds Sorgen, er könnte sich mit dem Alkohol vielleicht übernehmen, verschwanden. Das Bier schien nicht sonderlich stark zu sein. Auf Grimmgals alljährlichem Erntedankfest hatte er schon härtere Biere gekostet. Doch es reichte um seine Zunge zu lockern.
Er konnte sich nicht mehr recht erinnern, wo genau er sich die Narben auf seiner Brust zugezogen hatte, es musste während des Zwischenfalls geschehen sein. Seine Erinnerung war löchrig wie ein Käse. Die erste Zeit in Hespas Haus, lag wie hinter einem Schleier. Vodan, welcher nicht bereit war sich damit zufrieden zu geben, hakte immer wieder nach, wollte alles wissen. Wann er sich zum ersten Mal verwandelt habe? Wie der Fluch auf ihn übertragen worden war und ob er noch andere Worgen kenn, außer jenen in Dämmerungszuflucht.
Arled, beschloss am besten ganz von vorne zu beginnen. Vodan schien über ein ausgesprochen breites Wissen zu verfügen, und die Hoffnung, endlich Antworten auf jene Fragen zu finden, die ihn nun schon seit Monaten plagten, ließen Arled alle Vorsicht über Bord werfen.
Er berichtete von jener Nacht in der die Pferde unruhig waren. Von dem Tier, welches ihn im Stall anfiel, und welches sich später als sein eigener Vater herausgestellt hatte. Er berichtete von den Abenden, als er auf dem Dach ihres Hauses sitzend den Mond angestarrt hatte, ohne eine Ahnung, was der Grund für seine Obsession gewesen war. Als er gerade dabei war zu schildern, wie er zusammen mit Flugur zur Jagd aufgebrochen war, an jenem Abend, als er sich das erste Mal in einen Worgen verwandeln sollte, bemerkte er die Veränderung.
Er blickte in Vodans gutmütiges Gesicht, und fragte sich was mit ihm nicht stimmte. Etwas war … falsch, doch er konnte es nicht greifen. Also erzählte er weiter, musste jedoch viel öfter stoppen, verlor immer wieder den Faden. Als Vodans Nase plötzlich begann, auf die doppelte Größe anzuschwellen, rissen seine Gedanken vollends ab. Für einen Moment glaubte er Vodan sei im Begriff sich zu verwandeln, doch seine Umrisse schienen nur … nachgiebig. Im Blick des Tauren lag noch immer die Milde, und Ruhe mit der er Arled die ganze Zeit über betrachtet hatte. Doch seine Nase, diese Nase. Arled musste ein in ihm aussteigendes Lachen unterdrücken, was ihm jedoch nur zum Teil gelang. Was war nur mit ihm los. Hatte er den Alkohol im Bier vielleicht doch unterschätzt? Dann fiel sein Blick auf seine Pranken, welche auf seinen Oberschenkeln ruhten. Sein Klauen waren wie Korkenzieher verdreht, und schienen förmlich in seinen Pelz zu wachsen. Irritiert schüttelte er den Kopf, und versuchte durch Blinzeln das Bild wieder gerade zu rücken. Doch vergebens. Die korkenzieherartigen Verwirrungen anzusehen, riefen ein Gefühl der Beklommenheit in ihm hervor. Er hob seine Pranken an, und ballte sie zu Fäusten. Es funktionierte, doch sein Körper fühlte sich merkwürdig an. Das war ihm auf dem Erntedankfest noch nie passiert. Fasziniert stellte er fest, dass jedes Haar seines Pelzes, in einer Prise dahin zu wehen schien, die jedoch gar nicht da war. Er war so gebannt von diesen Vorgängen, das er regelrecht zusammenschrak, als das tiefe dröhnen Vodans Stimme ertönte. Er verstand kein Wort.
Mühevoll löste er den Blick von seinem Pelz, und blickte zu Vodan. Sein Maul bewegte sich. Er hörte … Geräusche. Ein wilder Wirrwarr, war aber nicht in der Lage ein einziges Wort zu verstehen. Er musste sich zusammen nehmen, das konnte doch nicht sein.
Er petzte die Augen zusammen, als ob das seinen Gehörsinn schärfen könne, spitzte die Ohren. Nichts. Er sah Vodan, er hörte Vodan, aber er konnte die Worte nicht zusammenbringen. Und wie Vodan aussah. Seine Hörner hatten sich begonnen zu Kringeln, seine Nase schwankte unentwegt, zwischen der Größe eines Kürbisses, und dem einer Erbse. In den Momenten wenn sie wie eine Erbse schien, erinnerte sein Anblick Arled an den einer Maus. Einer sitzenden acht Fuß Maus, mit gekringelten Hörnern.
Das war einfach zu viel. Er brach in schallendes Gelächter aus. Hun stimmte mit ein. Zumindest glaubte Arled das. Er spürte die Wellen seines stoßweise ausgestoßenen Atems mehr, als er fähig war sie zu hören. Als er zu Hun blickte, dessen Äußeres ähnlich dem Vodans, alle Schranken der festen Materie hinter sich gelassen hatte, kippte Arled beinahe um vor Lachen.
Ragi saß zwischen den dreien, und hatte eine ernste Mine aufgelegt. Er stimmte nicht in das Gelächter mit ein. All seine Versuche mit Vodan ein Gespräch zu beginnen scheiterten, da Vodan unentwegt auf Arled mit Fragen einströmte, welche dieser nicht in der Lage war zu beantworten. Das lag sicher nicht daran, das Arled die Antworten nicht gewusst hätte, sondern an der nun einsetzenden Wirkung des Bieres. Dem Bier hatte Ragi auch zu verdanken, das er die Befürchtung hegte, einen Teil seiner Hörleistung einzubüßen, wenn er noch länger dem tosenden Gelächter Huns ausgesetzt wäre, der neben ihm saß, und sich offensichtlich über alles köstlich amüsierte. Der sonst so Verschlossene lachte wie ein kleines Kind.
Ragi knuffte Hun in die Seite, keine Reaktion. Nochmal stieß er seinen Ellbogen in die Seite Huns, diesmal fester. Verwirrt, aber immer noch lachend, richtete Hun seinen verwirrten Blick auf den kleineren Worgen. Dieser versuchte gar nicht erst, auf verbaler Ebene mit Hun zu kommunizieren, still zeigte er nach oben. Huns verklärter Blick folgte dem Fingerzeig. Als sein Blick die, um die Pilze kreisenden Flugtiere traf, weiteten sich seine Augen entsetzt, und sein Lachen verstummte abrupt. Er zog seine Knie an die Brust, legte seinen Kopf darauf, und brabbelte etwas von „Feuerfliegen“ vor sich hin. Ragi grinst zufrieden. Dann griff er nach den halbvollen Humpen der Drei, und schüttete den Rest der Flüssigkeit ins Feuer. Es gab keine Beschwerden. Ragi war sich recht sicher, das Vodan, Hun und Arled den Trunk welcher für ihren Zustand verantwortlich war, bereits völlig vergessen hatten. Dämonisches Zeug.
Für heute war wohl nicht mehr mit sinnvollen Informationen zu rechnen. Ragi stand auf, und ging zu einem am Rand der Feuerstelle gewachsenen Pilz, dessen in die Breite gewachsener Hut, perfekt als Liegefläche diente. Er legte sich darauf, und starrte in die Pilzkronen hinauf. Während er den leuchtenden Schwärmen dabei zusah, wie sie sich mühten nicht als Nahrung der Sporensegler zu enden, dachte er über den Teil von Arleds Geschichte nach, den er geschafft hatte zu bereichten, ehe das Bier wirkte. Einige äußerst Interessante Details hatten Erwähnung gefunden, derer Tragweite sich der Junge nicht einmal bewusst zu sein schien.
Nach circa einer halben Stunde, fielen ihm über dem, vom Gelächter seiner drei Begleiter untermalten Grübeln, die Augen zu und er driftete in einen angenehmen Schlaf.

Mehrere Tage waren vergangen, seit Ellenora auf Framier ins Flüchtlingslager zurück gekehrt war. Trotz ihres vehementen Beharrens, wieder nach Lohenscheit zurück kehren zu müssen, um Tesius zur Hilfe zu eilen, hatte Miras nicht seine Zustimmung erteilt. Die Tatsache, dass selbst ihr herzerweichenster Tonfall und ihr betörenster Augen Aufschlag, welcher bei Miras für gewöhnlich nie seine Wirkung verfehlte, diesmal keine Wirkung zeigte, erzürnte sie. Der Fakt, dass sie tief in ihrem Innern wusste, er war im Recht, machte sie Fuchsteufelswild. Ihre Ohnmacht Tesius zu retten, ihr Bein, was zwar gut verheilte, aber noch immer nicht wieder so benutzbar war wie vor dem Unfall, all das Leid und Elend welches im Lager herrschte, schlug stark auf ihr Gemüt. Sie vertrieb sich die Zeit mit Zielübung, indem sie ihren Pfeil und Bogen dazu nutzte auf die gepfählten Worgenköpfe zu schießen, welche am Waldrand aufgereiht waren. Die zum größten Teil schon völlig vom Fleisch befreiten, und von der Sonne ausgeblichenen Schädel, zerbarsten bei einem Treffer meist in hunderte Splitter. Es war nicht so befriedigend, wie die Bestien lebend zu jagen. Die Erkenntnis in ihren Augen zu sehen, wenn sich ihre vermeintlich leichte Beute, als ihr schlimmster Albtraum herausstellte. Aber es war ein Anfang, ein Ventil, ohne das sie womöglich Wahnsinnig geworden wäre.

Etliche Meilen entfernt von ihr, tief unter der Erde, in einer orangerot erleuchteten Höhle, lag einer, der die Zustand des Wahnsinnig Werdens, bereits weit hinter sich gelassen hatte. Wenn man ihn fragte, war es ohnehin kein Wahnsinn der ihn Antrieb. Es war nur recht und billig, dass alle für ihre Taten bezahlen sollten, die ihn zu dem getrieben hatten, was er nun war. Einst einer der mächtigsten, charismatischsten und schönsten Drachen, die Azeroth je gesehen hatte. Gern gesehener Gast unter den anderen Schwärmen, einst auserwählt von den Titanen, mit Macht und einer ehrvollen Aufgabe bedacht, lag er nun hier in seinem Erdloch. Wurde gehasst, gefürchtet, und verachtet. ER!
War gezwungen sich hier zu verstecken. Einer Made gleich, die sich in der Hoffnung vom Specht verschont zu werden, tiefer und tiefer in den Stamm eines Baumes frist. ER!
Doch die Zeit war gekommen. SEINE Zeit war gekommen. Er war geduldig. Hatte verharrt, hatte ausgeharrt. Hatte sich ruhig verhalten. Hatte nur die nötigsten Kontakte aufrechterhalten. Kontakte die ihm von einer besseren Zeit berichteten. Kontakte die ihm versprachen, wieder seine Achtung vor den Völkern wiederherzustellen. Wenn gleich es eine andere Art der Achtung sein würde. Eine Achtung die auf Furcht beruhte. Es war nur gerecht. Sie hatten keine bessere Behandlung verdient. Nach allem was sie ihm angetan hatten.

Rinzflag, ein kleiner grüner Goblin, schwitzte am ganzen Körper. Er haste seine Arbeit. Tag und Nacht schuften er und sein Kumpane an diesem stinkenden Drachenvieh. Und was war ihr Dank? Zu hunderten waren sie von ihm zerquetscht worden, wie Fliegen, die sich auf eine Buchseite setzten, und vom Leser in einer nebensächlichen Bewegung aus dem Leben befördert wurden. Er hasste diesen Drachen. Er hasste seine rissigen schwarzen Schuppen. Er haste sein Blut, das heiß wie Magma durch seine Adern strömte, und wenn man nicht aufpasste, aus einem der etlichen Risse in des Leviathans Haut floss, und einem Verbrennungen zufügte. Er hasste seinen fauligen Atem. Er haste einfach alles an ihm. Er setzt seinen Nagel an, mit dem er eine sich lösende Metallplatte wieder in den Schuppen des Ungetüms zu verankern suchte. Mit gewaltigen Hammerschlägen, wie man sie seinen dünnen grünen Ärmchen gar nicht zugetraut hätte, trieb er den Stahlbolzen tief in die Schuppen des Drachen. Er hoffte irgendwo in diesem Monster einen Nerv zu treffen. Wenn er denn überhaupt noch zum fühlen in der Lage war. Er drehte sich um, und packte sich den nächsten Nagel. Als er sich umdrehte wäre er fast rückwärts in die Lava, welche hinter ihm zäh brodelte gekippt. Er wurde beobachtet. Direkt über ihm, hatte sich ein Loch in der Haut des Drachen geöffnet, aus dem ihn ein Auge anstarrte, welches in der gleichen Intensität leuchtete, wie das Magma selbst. Obgleich das Auge selbst, reptilienartig Emotionslos war, brannte in der Iris ein Feuer, das Bände sprach. Es kündete von Leid, von Wut, von Rachedurst. Es versprach unendliche Leiden, es versprach verderben.
Rinzflag schluckte schwer. Nun lag dieses Biest schon so lang versteckt, in einem tiefen Traum. Und ausgerechnet, in seiner Schicht, gerade jetzt, musste er erwachen. Kurz überlegte er, ob sein Wunsch eventuell in Erfüllung gegangen sein, und der von ihm eingeschlagene Nagel einen Nerv getroffen und die Bestie so geweckt hatte. Er müsste besser aufpassen was er sich wünschte. Der Fels vor Rinzflag knirschte, als der Leviathan langsam begann seinen Kopf anzuheben. Bis auf Zuckungen im Traum, oder wildes um sich schlagen mit seinem Schwanz, hatte der Drache sich schon ewig nicht mehr bewegt. Rinzflag glaubte das Knacken der Knochen und Gelenke zu hören, die nach all der Zeit wieder benutzt wurden.
Schreie sterbender Goblins hallten durch die Höhle, als der Drache sich auf seine Pranken erhob. Er breitete seine Flügel aus, und schlug zweimal kräftig bevor er sie elegant auf seinem Rücken zusammenfaltete. Die orkanartigen Böen welche seine Flügelschläge auslösten, beförderten etliche seiner Kameraden in die Magmaseen. Es schien die Echse nicht zu interessieren. Rinzflag, konnte einfach nur dastehen, und fassungslos zu starren. Er konnte nicht glauben was gerade geschah. Die Nüstern des Drachen blähten sich, als er seine Lungen mit Luft füllte. Dann öffnete sich sein Maul und gab den Blick auf Zähne frei, die Rinzflags Körperlänge ein gutes Stück überragten. Ein Ruck ging durch den Drachenleib, und er hob einen Schrei an, der so laut, war, das Rinzflag in nun wenige Sekunden ertragen musste. Dann fühlte er ein Stechen in seinen Ohren, und die Welt um ihn wurde still. Rinzflag hatte nicht mehr die Zeit, sich über den Verlust seines Gehörs zu grämen. Nur Sekunden später strömte aus dem Schlund des Drachen, eine Feuersäule hervor, das Rinzflag spürte wie die Haut in seinem Gesicht begann Blasen zu werfen. Er hob eine Hand schützend vor die Augen, und taumelte zurück. Den Magmasee hatte er komplett vergessen.
Es war das letzte was er in seinem Leben vergessen sollte.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Von mildem Sonnenlicht beschienen, bot der Berghang, welcher von einzelnen verstreut wachsenden Laubbäumen bewachsen war, ein beschauliches Bild. Vogelgezwitscher war, abgesehen vom leisen Rascheln der Blätter, welche in einer sanften Brise wogten, das einzige Geräusch. Nur spärlich wuchs Gras auf den wenigen Flächen, an denen sich Erde auf dem felsigen Untergrund angesammelt hatte. Auf den vorherrschenden, scharfkantigen Felsen, die die Landschaft prägten, fanden sonst nur Flechten und Moose statt, die sich trotzig anklammerten, und Wind und Wetter die Stirn boten. Es war keine Lebensfreundliche Gegend, hier oben in den Bergen. Doch sie war auch alles andere als tot. Vereinzelt sprangen Eichhörnchen durch die Baumkronen, immer auf der nervösen Suche nach einer Nuss, oder etwas anderem essbaren. Bei genauerem Hinsehen entdeckte man auf den Felsen, Eidechsen und Insekten, welche versuchten so viel Energie der Sonnenstrahlen in sich aufzunehmen, wie nur möglich.
Die Tiere waren so träge, fühlte sich so sicher, dass auch beim unvermittelt auftretenden Geräusch von Donner, keines die Flucht ergriff. Es mag auch daran gelegen haben, dass ihr Verstand nicht ausreichte zu verstehen. Hätten sie erfasst, dass dieser Donner nicht aus dem Himmel, sondern aus der Erde kam, sie hätten sich anders reagiert. Erst als die Erde begann, einer Stimmgabel gleich zu vibrieren, schwante einigen, dass es besser sei Schutz zu suchen. Eidechsen stoben in ihre Wohnnischen zwischen den Steinen, Eichhörnchen eilten auf ihre Bäume, wo sie aus Astlöchern heraus, ärgerlich keckernd ihrem Unmut Luft machten.
Das Beben, welches die Erde erfasst hatte nahm beständig an Intensität zu. Kleine Steine verloren ihren Halt, und rollten den Hang hinunter. Kleinere Erdansammlungen, die vom Wind in Felsspalten geweht wurden, gingen als Minilawinen ab. Den Felsen die darauf geruht hatten, wurde so ihr Halt entzogen, und sie polterten mit Getöse ins Tal. Auf ihrem Weg rissen sie immer neue Steine mit sich, so dass sich nach kurzem eine gewaltige Lawine ihren Weg bahnte. Bäume umknickte wie Streichhölzer und nichts, denn eine Schneise der Verwüstung hinterließ.
Im Epizentrum des Bebens, ereignete sich jedoch ein noch viel beeindruckenderes Schauspiel.
Das Beben nahm ständig an Stärke zu, aus dem Innern der Erde ertönte Knirschen und Krachen, welches so unheimlich klang, dass selbst die vorwitzigen Eichhörnchen ihr Meckern einstellten, und sich in den hintersten Winkel ihrer Baumhöhlen verzogen. So sahen sie nicht, wie der Felsboden unter ächzen nachgab und in die Tiefe sackte. Sahen nicht, wie noch eben massiver Fels flüssig zu werden schien, und in einem gigantischen Strudel ins Erdreich abzufließen begann. Felsen, Pflanzen, Eidechsen, Käfer und einige Eichhörnchen samt ihrer Bäume, wurde erbarmungslos mit in die Tiefe gerissen und in dem Mahlstrom aus Holz und Stein, regelrecht zerrieben.
Der Strudel drehte sich immer schneller, und nach weniger als einer Minute war alles vorüber.
Eine gespenstige Stille, legte sich über das Land. Kein Magma schoss aus dem Loch hervor, kein Rauch stieg auf. Einzig, ein Hitzeflirren war in der Luft über dem Loch zu erkennen. Gerade als die ersten Lebewesen vorsichtig aus ihren Verstecken hervor lugten, um die Veränderung in Augenschein zu nehmen, hob ein neues Geräusch an. Dem Atem eines Riesen gleich, rauschte es aus der Tiefe, als mit Druck Luft aus dem Loch hervor gepresst wurde.
Instinktiv ahnten die Tiere, dass dies nichts Gutes verhieß. Die vorwitzigen Nasen verschwanden wieder von den Eingängen ihrer Höhlen. So war niemand Augenzeuge, als nach all den Jahren der Entbehrung, nach all der Zeit des schmerzgeplagten Schlafs und des Sinnens auf Rache, Todesschwinge wieder an die Erdoberfläche zurück kehrte. Sein schwarzes Schuppenkleid schien die Sonnenstrahlen förmlich zu absorbieren. Schatten umwogten ihn. Zwischen den Schuppen, konnte man tiefe Risse erkennen, welche sich über seinen gesamten Körper zogen, und in denen Magmaadern pulsierten. Die Platten aus schwarzem Stahl, welche ihm von Goblins implantiert wurden um seinen Zerfall zu stoppen, gaben seinem ohnehin gigantischen Körper ein noch wuchtigeres und martialisches Aussehen.
Nachdem er sich aus dem Loch hervor gewunden hatte, blickte der Leviathan aus orangerot glühenden Augen, in denen nichts mehr von seinem Charme, seiner Güte, und seinem Witz, für den er unter seinen ehemaligen Freunden beliebt gewesen war mehr stand, ins Tal hinab. Seine Augen waren Blickten weit über das Land. Er erkannte Dörfer und Städte welche sich in die Niederungen duckten. Doch sein Blick war in eine viel weitere Ferne gerichtet. Der Ort in dessen Richtung er blickte, war sogar für seine Drachenaugen zu weit entfernt. Doch er spürte ihn. Fühlte wie der Ort, einem Band gleich, an ihm zog. Ihn zu sich rief.
Er breitete seine Schwingen aus, und auf seine Hinterbeine steigend, schlug er einige Male testweise mit ihnen. Er fühlte sich hervorragend. Natürlich war da noch immer der Schmerz in seinem ganzen Körper, der ihn immer daran erinnerte wie er hintergangen worden war, der drohte ihn von Innen zu zerreißen. Doch selbigen trug er bereits so lange mit sich herum, dass er zu einer Art Gewohnheit geworden war. Nein, er fühlte sich hervorragend, weil sich endlich etwas tat. All zulange schon musste er in diesem Erdloch verharren. Während die Zeit, nicht voran zuschreiten schien. Wäre es nach ihm gegangen, er wäre schon vor Jahren aus seiner Isolation hervorgekommen, hätte Tod und Verderben über alle gebracht die für seinen Zustand verantwortlich waren. Doch dies hätte in seinem desolaten Zustand wohl seinen Tod bedeutet. Gut das sich jemand um ihn sorgte. Gut das wenigstens jene Macht, tief unter der weiten See, noch wusste was recht ist. Wie man einen Drachenaspekt zu behandeln hatte, und der ihm in seinem Denken nahe stand. Todesschwinge konnte ihr erstes persönliches aufeinandertreffen kaum erwarten. Hatte es sich so oft in Gedanken ausgemalt. Und heute war nun endlich der Tag gekommen. Die Stimme in seinem Kopf, welche er damals, kurz nach dem Kampf gegen seine ehemaligen „Freunde“, erstmals gehört hatte. Damals als ihm alles so sinnlos erschien. Seine Flucht so ehrlos, sein Leben so wertlos.
Die ihm damals von einer Zukunft berichtete, von der er selbst nicht mehr zu träumen gewagt hatte. Die ihm sogar Visionen geschickt hatte. Oh er sah die Bilder noch immer vor seinem Inneren Auge vor sich. So süß die Vergeltung.
Und heute hatte sie sich wieder gemeldet, hatte endlich die Worte gesprochen nach denen er sich so gesehnt hatte.
„Todesschwinge! Todesschwinge?“, hatte die Stimme plötzlich in seinem Verstand widergehallt, direkt zwischen seinen Ohren. „Mein lieber, es ist an der Zeit deinen Hort zu verlassen. Es ist an der Zeit dich wieder an den Himmel Azeroths zu erheben und deinen Schatten über die Wiesen und Felder dahin gleiten zu sehen. Komm Todesschwinge, komm zu mir, und wir werden gemeinsam eine Zukunft einleiten, die deine Vorstellungen noch bei weitem übertreffen sollen.“ Seine Antwort war kurz und prägnant. Sie bestand aus nur zwei Worten: „Ich komme.“
Der Schwarzdrache, breitete seine Schwingen aus und ließ ein Brüllen ertönen, welches durch das vor ihm liegende Tal brandete, und jedem der es hörte ein Schaudern durch den Körper trieb. Hunde zogen ihre Schwänze ein und verkrochen sich, Vögel flogen auf und Pferde gingen mit ihren Reitern durch.
Dann beschleunigte er den Schlag seiner Schwingen, drückte sich vom Boden ab, und schoss in den azurblauen Himmel hinauf. Im gleichen Moment schoss aus dem Loch durch das er gekrochen war, eine Lavasäule empor, und Risse breiteten sich durch den Fels aus. Ein bösartiges Lächeln spielte um den Reptilienmund des Drachen. Er freute sich auf alles was nun vor ihm lag. Er war in sein Revier zurückgekehrt.
Weh dir Azeroth, möge das Schicksal deiner gnädig sein.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
„Arled?“, sanft, leise, wie Balsam.
„Arled?“, drängender, beunruhigt.
Arled raste, in eine Blase des Wohlbehagens gehüllt, durch Tunnel aus Licht und Schatten. Alle Farben des Regenbogens umfingen ihn. Sein Geist kribbelte beim Versuch, all diese Eindrücke zu verarbeiten. Er wusste dass die Fragen ihm galten. Wusste auch das etwas nicht so war wie es sein sollte. Doch der Lichttunnel hielt ihn gefangen.
„Arled!“, einsam, flehend.
Vor Arled Augen, erschien das Bild der Frau in weiß, Dringlichkeit lag in ihrem Blick. Wie vom Donner gerührt, traf es Arled. Sie war es die nach ihm rief. Er schüttelte seinen Kopf, zumindest das was er als solchen wahrnahm, versuchte klar zu werden. Noch immer schossen die Lichter auf ihn ein. Wut stieg in ihm auf. Sie half.
Mit einem kehligen Knurren, schaffte er es den Lichttunnel zu vertreiben, und öffnete die Augen. Er lag nicht in Vodan´s Höhle. Er stand auf jener Lichtung, welche ihm mittlerweile wohl vertraut war. Der Moosboden, welcher den kleinen See, welcher in der Mitte lag um wuchs, verlor sich in der Dunkelheit. Der See schillerte in verschiedenen Farben, und seine Entfernung konnte Arled nicht richtig abschätzen. Eben noch schien er zum greifen nah, dann war es, als sei er etliche Steinwurf weit entfernt. Dem Farbentunnel war er also entkommen, der Wirkung des Bieres offenbar noch nicht.
Als sein Blick auf die anmutige Gestallt, seiner mystischen Gönnerin fiel, versuchte er sich zusammenzureisen. Als wäre sie seine Mutter, war ihm die Vorstellung unangenehm, sie könnte seinen Zustand bemerken. Ihrem unglücklichen Gesichtsausdruck nach zu folge, hatte er damit wenig Erfolg. Sein Herz zog sich zusammen.
„Ich habt mich gerufen?“, versuchte er in seinem ernstesten Tonfall eine Begrüßung. Doch seine Worte klangen, hallend, verschoben, und er war sich nicht einmal sicher ob er jedes Wort wie geplant hervor gebracht hatte. Seine Stimme schien ein Echo aufzuweisen. Er versuchte noch einmal anzusetzen, wurde jedoch unterbrochen.
„Versuch es erst gar nicht. Meinst du etwa ich weis nicht was mit dir los ist?“, ein Anflug von Ärger lag in ihrer Stimme, was Arled wie eine Nadel ins Herz traf. Jedoch lag auch ein Hauch von Belustigung unter selbigem, was sein Herz zum Lachen brachte.
„Ich…also wir…haben einen Tauren getroffen. Hast du auch schon mal so einen…äh, haben sie schon mal so einen gesehen? Die sind einfach riesig! Und diese Nase.“, wie ein Wasserfall schossen die Worte aus Arled hervor. Obgleich er schon früh bemerkte wie unpassend seine Ansprache war, konnte er seine Zunge einfach nicht im Zaum halten. Je peinlicher ihm seine Ausführungen waren, desto mehr versuchte er sie durch eine nächste zu relativieren, und so strömte mehr und mehr Unsinn aus seinem Mund, über den er keine rechte Kontrolle mehr zu haben schien.
„Einen Tauren?“, unterbrach sie ihn schmunzelnd. „Ja, die sind führwahr lustige Wesen. Besonders ihr Hang zu allen möglich Formen des Rauschs. Wie ich sehe, hast du bereits damit Bekanntschaft gemacht“ Sie lies ein kurzes Lachen erklingen, welches wie helle Glocken in Arled Ohren klang. Sein Innerstes füllte sich mit einer Woge der Wärme und Zuneigung. Mit einer Handbewegung unterband sie seinen Ansatz, seinen Redeschwall fortzusetzen.
„Ruhig, ruhig mein Guter.“, noch immer spielte ein gütiges Schmunzeln um ihre Mundwinkel. „Was ich dir zu sagen habe, ist viel zu wichtig, als dass wir es uns leisten könnten, wenn du die Hälfte wieder vergisst. Also komm her.“ Sie streckte ihm eine Hand entgegen. Ihre weiß schimmernde Haut, wirkte weich wie Samt. Er konnte sein Glück kaum fassen. Vorsichtig, um den Moment zu genießen, schritt er langsam auf sie zu. Als er vor ihr Stand, überragte er die kleine Frau um gut eine Kopflänge. Sie wirkte jedoch nicht im Mindesten besorgt, einen Worgen direkt vor sich zu haben. Sanft lächelnd drückte sie sich auf ihre Zehenspitzen, faste nach oben, und legte Arled ihre Hand auf den breiten Schädel. Wärme süß wie Honig floss von ihrer Berührung aus, in ihn hinein. Sickerte in die tiefsten Winkel seines Bewusstseins, und schien alle Folgen seines Biergenusses in sich aufzusaugen.
Die Konturen der Umgebung wurden wieder schärfer, wirkten nicht mehr so fließend. Das Empfinden, das alltägliche Dinge hatte urkomisch erscheinen lassen verschwand, genau wie das Hochgefühl in dem er geschwelgt hatte.
Das Gute war, dass allein durch ihre Anwesenheit schon ein Hochgefühl in ihm aufblühte. Unter der Berührung ihrer Hand, hätte sie wohl auch sein Leben nehmen können. Die leere Hülle seines Körpers, wäre noch selig lächelnd auf dem Boden aufgeschlagen.
Mit der Rückkehr seiner scharfen Sinne, nahm er auch ihre Anmut und Schönheit in noch größerem Maße wahr.
„So, nun solltest du mir wieder deine gesamte Aufmerksamkeit schenken können.“, nickte sie zufrieden, während sie ihm tief in die Augen sah. „Nun zu den Dingen warum ich dich gerufen habe.“ Ihre Finger schlossen sich etwas fester um seinen Schädel, und vor Arleds Augen verschwamm der Raum, und eine Vision ersetzte sein Sichtfeld.
Er raste über das Land. War Körperlos. Wälder und Wiesen flogen unter ihm dahin. Überall im Land waren folgen des Zwischenfalls zu erkennen. Neu entstandene Seen, aus denen noch immer die begrünten Baumwipfel hervorragten. Ehemalige Seen, deren ehemaliges Bett, nun nur noch braune schlackige Gruben waren, die langsam begannen zu trocknen, und dabei wie ein riesiges Mosaik von Rissen durchzogen wurden. Umgestürzte Bäume, Spuren riesiger durch die Landschaft gerollter Felsen.
Sein Geist flog immer weiter gen Osten. Bald schon sah er wieder den Greymanewall, der sich am Horizont als riesiges dunkles Band erhob. Als er ihn erreicht, und überquert hatte, konnte er sehen dass viele der Steine, die Murmeln gleich vor der Eruptionswelle dahin gerollt waren, in den Wall eingeschlagen waren, und gewaltige Trichter in das Bauwerk geschlagen hatten. Doch der Wall stand noch. Die Frage war nur wie lange noch.
Doch damit würde sich Arled später beschäftigen. Hier schien nicht das Ziel seiner Reise zu liegen, denn mit atemberaubender Geschwindigkeit, schoss er weiter.
Arleds Erinnerung an die Zwergenhallen wurde wach, an dessen Ende der schwarze Drache gelegen hatte. Todesschwinge. Ein Gefühl der Beklemmung befiel ihn. Was konnte es in dieser Höhle den noch zu sehen geben. Allerdings wurden diese Gedanken schon bald ersetzt. Ersetzt von blankem Entsetzen.
Zu Anfang waren es nur weit entfernte, vereinzelte Rauchfahnen gewesen. Arled hatte sie kaum bemerkt, zu beschäftigt, beobachtete er das Land über welches er hinweg flog. Dann hatte er unter sich die ersten Magmaspalten entdeckt. Zäh und brodelnd, quoll das Magma aus dem Innern der Erde. Der Schwerkraft folgende, wälzte es sich zwar langsam, doch unaufhaltbar die Hänge hinab. Alles was seinen Weg kreuzte, zu langsam oder nicht in der Lage war zu entkommen, verbrannte. Die Spalten waren zu Anfang nur wenige. Doch je weiter er vorstieß, umso häufiger tauchten sie auf. Er entdecke ein Dorf, oder das was davon übrig geblieben war. Wo einst der Dorfplatz gelegen hatte, teilte nun ein Magmastrom die Dorfhälften. Arled konnte es nicht fassen. Was ging hier nur vor sich. Als er den Berghang erreichte, den er als jenen wiedererkannte, in dessen Innern der Großdrache ruhte, wusste er, dass er das Epizentrum erreicht hatte. Ein Teil der Bergflanke fehlte komplett. Aus dem gigantischen Loch strömte ein Lavastrom der alles in den Schatten stellte, was Arled auf seinem Flug bisher zu Gesicht bekommen hatte. Wie ein Netz aus rot leuchtenden Adern, verzweigte er sich auf seinem Weg ins Tal. Jedoch schien dieser Strom nicht der Schwerkraft zu folgen. Sondern den Dörfern und Städten.
Nicht wie erwartet in den Berg, flog Arled über dem Lavastrom dahin, über brennende Dörfer hinweg. Sah, wie ameisengleich hunderte von Flüchtlingen, auf den Straßen die von der Lava wegführten unterwegs waren. Manche hatten ihr Vieh dabei, oder ihr Hab und Gut auf Viehkarren, doch die meisten trugen nur die Kleidung die sie am Leib hatten mit sich.
Immer wieder sah Arled kleine Vulkane die erst vor kurzem entstanden schienen. Tiefe Furchen zeichneten an manchen Stellen das Angesicht Azeroths.
„Schau, dort am Horizon“, ertönte plötzlich die melodische Stimme der weisen Frau. Er schrak überrascht zusammen, so gebannt hatte er die Veränderungen am Boden betrachtet.
Sein Blick richtet sich nach vorne, und er brauchte nicht lang um zu erkennen was sie meinte.
Zuerst erkannte er nur eine schwarze Wolke am Himmel. Ähnlich derer die ein Gewitter mit sich brachte. Nur das diese von einem weit tieferen Schwarz war. Sie schien wie ein Stück Dunkelheit selbst. Aus ihr zuckten keine Blitze, sondern Feuerbälle stürzten daraus zur Erde.
Als er noch etwas aufgeholt hatte, erkannte Arled auch wer oder was dafür verantwortlich war. Es war Todesschwinge, kein Zweifel. Die Umrisse des Drachen, waren in der Wolke nur zu erahnen. Sein riesiger schwarz geschuppter Körper, wirkte noch beeindruckender als er es ohnehin in der Höhle getan hatte. Hätte Arled einen Körper zur Verfügung gehabt, sein Maul hätte weit offen gestanden.
Er war also tatsächlich erwacht. Todesschwinge war aus seinem Versteck hervor gekrochen, um zurück zu holen was er einst verloren hatte. Auch wenn Arled glaubte, dass es ihm um weit mehr ging, als nur die Wiedererlangung seines ehemaligen Besitzes. Die Flammenzungen welche er gen Erde Schickte, legten reges Zeugnis davon ab, das Arled richtig lag. Todesschwinge wollte Rache. Rache, und Tot. Und er war dabei, all dies zu verbreiten.
Arleds Tempo passte sich dem Todesschwinges an. Er folgte ihm, kam jedoch nicht mehr näher. „Ich hab es gesehen. Muss ich mir das noch länger antun?“, fragte Arled in Gedanken, und hoffte die weiße Frau würde ihn hören können.
„Geduld. Geduld mein Lieber. Es ist wichtig das du etwas siehst.“, ihre Stimme war wie Balsam für seinen geschundenen Geist.
Nach etwa fünfzehn Minuten, fünfzehn Minuten die Arled hilflos mit ansehen musste, wie dutzende Dörfer und Städte von der Wut des Drachen ausgelöscht wurden. Zeuge wurde, wie der Drache Vulkane beschwor, welche ihren tödlichen Inhalt über Felder und Wiesen speiten. Wie sie alles in Brand steckten und eine Ascheschicht über den zuvor so fruchtbaren Boden legten.
Dann tauchte ein blaues Band am Horizont auf, das schnell näher kam, und immer breiter und breiter wurde. Die große See. Arled hatte mit seinem Vater einst einen Hafen besucht, und sich ausgemalt, was die Matrosen der Flotte, welche der ganze Stolz von Gilneas war, wohl auf ihren Reisen erleben mochten. Doch nicht im Traum, hatte er sich die große See, so groß vorgestellt.
Todeschwinge verharrte keinen Augenblick. Er schoss über den Küstenstreifen hinaus, kerzengerade auf sein Ziel zu. Lag es etwa in Kalimdor?
Kalimdor, ein wildes Land. In dem allerlei Gefahren und Abenteuer auf jene warteten, die wagemutig, oder dumm genug waren die Überfahrt zu wagen.
Da Gilneas eine Seefahrernation war, kursierten allerlei Geschichten. Die bekannteste, war mit Abstand jene über den Mahlstrom. Ein Strudel, dessen Ausmaße so gigantisch waren, dass man, an einem Rand angekommen, das andere Ende nicht erkennen konnte. Arled hielt diese Beschreibungen immer für Seemannsgarn. Es war ganz normal das Seemänner auf ihren langen entbehrungsreichen Fahrten Geschichten erfanden, und machte wurde gar Wirr, und faselten Unsinn. Da konnte ein großer Fisch, schnell zu einem Fischmenschen, und ein Strudel zu einem Mahlstrom werden. Arled hatte sich innerlich immer über diese Geschichten amüsiert. Bis heute. Nachdem sie eine Weile auf die offene See hinausgeflogen waren, der Drache hielt nach wie vor an seiner Richtung fest, geschah am Horizont etwas mit dem Wasser. Aus der Ferne wirkte es fast, wie Stromschnellen. Beim näherkommen, entpuppte es sich jedoch als der Rand, des mit abstand größten Naturschauspiel, dessen Arled je Zeuge wurde. Dagegen waren die Vulkane die von Todesschwinge aus der Erde gehoben wurden, wie winzige Pickel. Die Rundung des Randes, war kaum zu erkennen, so gewaltig war der Umfang des Mahlstroms. Nichts, hatten die Seefahrer bereichtet, was den weißen Rand des Stroms durchquert, kehrt je wieder zurück. Man berichtete sich, dass in der Mitte des Stroms, eine so gewaltige Menge an Schiffen liegen musste, dass sich die Seefahrer Stritten, ob sie nicht bereits an der Wasseroberfläche zu sehen sein müssten. Arled konnte sie nun verstehen.
Er war so gebannt von dem Anblick, dass er erst die Veränderung in Todesschwinges Flugbahn bemerkte, als dieser in sein Sichtfeld eintauchte. Weit unter ihm.
Im Sturzflug stieß der Leviathan auf die tosende Wasseroberfläche zu. Arled verstand nicht. War der Drache nun endgültig verrückt geworden? Oder war er über seinen Wahnsinn so verzweifelt, das er seinem Leben ein Ende setzten wollte?
Jeden Moment rechnete Arled damit, dass er seinen Sturzflug abfangen würde. Seine Schwingen ausbreiten und seinen Weg über die See fortsetzen würde. Doch es geschah nicht.
Kopf voran schoss die Echse, wie ein schwarzer Pfeil in die Fluten. Ein gewaltiger Schwall Wasser stieg in die Höhe. Prasselnd stürzte das Wasser zurück, schäumte, und schon wies nichts mehr, auf den Drachen hin, der gerade hier versunken war. Konnte es denn wahr sein?
War dies das Ende, eines der größten Drachen Azeroths? Ein Freitod?
„Mach dich nicht lächerlich.“, erklang tadelnd die vertraute Stimme in Arleds Kopf. „Es braucht mehr als ein wenig Wasser, um diesen Drachen aufzuhalten. Wir können ihm nicht weiter folgen. Sie würden dich bemerken. Ihre Netze sind gespannt. Du wärst leichte Beute.“
„Wer sind sie? Und wieso sollte ich ihre Beute sein? Ich bin doch Körperlich gar nicht hier.“, gab Arled verdutzt zurück.
„Deinen Geist einzufangen würde ja auch genügen, nicht war. Du solltest auf keinen Fall den Fehler machen, unsere Feinde zu unterschätzen. Dies ist schon vielen vor dir zum Verhängnis geworden. Es gibt viele Dinge in dieser Welt die anders sind, als sie auf den ersten Blick scheinen. Und hier, siehst du wohl eine der größten Täuschungen vor dir, die in ganz Azeroth existiert.“
„Wie…“, Arled war völlig verwirrt. Was meinte sie damit?
„Was siehst du wenn du da hinab schaust?“, fragte sie geduldig.
„Den Mahlstrom. Fluch der Seefahrer. Was soll ich den sehen?“, Arled war trotzig. Was wollte sie nur, er war doch nicht blind.
„Ja das ist es auch was du sehen sollst. Aber glaube mir, dieser Ort ist alles andere als Tot. Unter diesen Wassern, befindet sich die größte Population Azeroths, vergleichbar mit der Menge an Orcs, Menschen, Tauren und Elfen zusammen genommen.“, der Ernst in ihrer Stimme, wischte Arleds Glaube an einen Scherz hinfort. Es war ihr Offenbar ernst.
„Meint ihr etwa… die Fischmenschen?“, hauchte Arled.
Ihr Schweigen, sagte mehr als tausend Worte.

… to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
So, ich gebe mal einen kurzen Zwischenbericht über das, was ich bisher gelesen habe.

Ich bin inzwischen auf Seite 5 angekommen und dort bis etwa zur Hälfte vorgedrungen. Bis hierher hat sich der Schreibstil nicht viel verändert, auch wenn ich mit Freuden entdeckt habe, dass Du doch des detailierten Beschreibens mächtig bist - warum es dann aber in anderen Kapiteln relativ selten vorkommt, bleibt mir ein Rätsel. Die Beschreibung der Charaktere kommt mir persönlich nach wie vor zu kurz, aber was an Umgebungsdetails hervorgedrungen ist, macht eindeutig Spaß auf mehr. Die Geschichte selbst nimmt nun endlich ebenfalls Fahrt auf und erreicht langsam ein Maß an Spannung, mit dem ich gut leben kann. Vor allem das Einbauen neuer Charaktere, in diesem Falle Magnus und Ellenora, war hier eine Glanzidee und hat der Story ein Mittel gegeben, Neugier zu entfachen.

Was Du vielleicht noch ein wenig beachten solltest: nimm nicht zu viel Deiner Geschichte vorweg, und wiederhole Dich inhaltlich nicht. Ein Beispiel gebe ich an der Stelle, bei der man das erste Mal von der baldigen, monströsen Aufgabe mit dem Großdrachen erfährt. Warum gibst Du diese Einsicht? Es ist nicht so, als würde Alred sie demnächst in Angriff nehmen können, warum also schon jetzt den Vorhang lichten und diese Aufgabe nicht einfach mit einem "unnützen" Hinweis im Dunklen lassen?
Dann aber vor allem folgendes: Das nächste Kapitel beginnt mit einer Kurzzusammenfassung von dem, was Alred bevor steht. Wozu? Der Leser hat seine Aufgaben doch ein paar Zeilen vorher noch selbst mitbekommen, als sie ihm gezeigt wurden.

Die Grammatik ist leider nach wie vor fehler- bis mangelhaft. Teilweise wird's schwer, sich noch einen Sinn aus Sätzen zu machen, wenn plötzlich aus "manche" "machen" wird. Nimm Dir doch mal zwei Tage für jedes Kapitel Zeit - ein Tag zum Schreiben und einer zum Drüberlesen.
wink.gif


Greets
 
Ellenora saß mit an die Brust gezogenen Knien am Rande eines kleinen Lagerfeuers und starrte auf den Waldrand. Ihr lockiges Haar umrahmte ihr Gesicht, welches einer Maske glich, einer Maske der Ausdruckslosigkeit. In all den Jahren ihres Lebens, das sie unter Soldaten verbrachte, hatte sie gelernt, keine Schwächen zu zeigen. Doch in ihrem Innern plagten sie schwere Schuldgefühle, und gerne hätte sie geschrien und geweint.
Irgendwo hinter diesen Tannen, lag Lohenscheit. Der Ort, der einst ihre Heimat war. Der Ort an dem sie eine glückliche Kindheit verbracht hatte. Zumindest bis zu jenem Tag, von dem ab sie nur noch Leid, Schmerz und Verlust mit ihm verband.
Sie hatte ihren Vater verloren, sie hatte ihre Mutter verloren, und sie hatte ihre Freunde verloren. In einem Alter, in dem es ihr schwer fiel, all das zu begreifen, die Gründe zu verstehen. Bis heute konnte sie nicht verstehen, warum die Worgen in jener Nacht über ihre Heimat hergefallen waren. Aber sie hatte sich eines Geschworen. Dieses Gefühl der Ohnmacht, mit dem sie damals den dichten Wald durchstreift hatte, einsam und verängstigt, würde sie nie wieder in sich aufkommen lassen. Nachdem Miras sie gefunden, und ins Lager gebracht hatte, benötigte sie einige Zeit um sich wieder zu regenerieren, doch von da ab hatte sie täglich trainiert. Hatte sich von Miras und seinen Männern in den Künsten des Fechtens, des Fallenbaus, und des Reitens unterrichten lassen. Ihr anfänglicher Hohn, für das kleine Mädchen, war schon bald aufrichtiger Bewunderung und Respekt gewichen, da sie sich als äußerst talentierte Schülerin herausgestellt hatte.
Aber was brachte all ihr Können nun Tesius? Beim Gedanken an den jungen Mann, schienen kalte Hände ihr Herz zu umfassen, und sie fühlte einen Kloß in ihrem Hals. Sie sah ihn immer so vor sich, wie er auf der kleinen Lichtung gestanden, und mit großen Augen den von ihr gefangen Worgen beäugt hatte. Jener Worg, der schließlich für sein Verschwinden verantwortlich sein sollte. Er war noch so unbedarft gewesen. Völlig unerfahren.
Mittlerweile war er sicher Tot. Sie hatte Miras Tag um Tag angefleht ihr einige Männer mitzugeben, um Tesius zu befreien, doch es war vergebens. Miras, der ihr sonst keinen Wunsch abschlagen konnte, war unverrückbar wie ein Fels bei seinem Standpunkt geblieben.
Und das Schlimmste war, dass sie ihn verstehen konnte. In der Zeit nach dem Zwischenfall gab es so viel im Lager zu tun, so viele Verletzte Männer und Frauen, so viele beschädigte Zelte und Wagen, das nicht einer entbehrt werden konnte. So blieb ihr nicht einmal das Pflaster des gerechten Zorns. Ihr blieb nichts, als die Rache. Oh und wie sie sich Rächen würde. Sie war sicherlich bereits unter den Worgen bekannt, denn sie hatte bereits mehr als einen Jagdzug durch Lohenscheits Wälder unternommen. Tesius war nur ein weiterer Name, den sie auf die Liste derer setzte, für welche sie die Worgen jagte.
Sie stand auf und streckte sich. Kühle Luft wehte unter ihr Hemd und lies sie schaudern. Es war kalt geworden. Sie zog ihre Jacke enger um sich, und machte sich auf den Weg zu Miras. Sie musste einiges mit ihm besprechen. Das Lager war weitgehend wieder hergestellt, und auch die Verwundeten waren auf dem Weg der Besserung. Sie konnte ihr Bein wieder ohne Einschränkung bewegen, und auch kleinere Ausritte hatte sie schon wieder unternommen. Die Zeit ihrer Rache rückte näher.

Während Arled noch über das Land zurück raste, dachte er über das Gesehene nach. Sie hatte gesagt die Fischmenschen lebten unter dem Mahlstrom. Die „Naga“ wie sie sie nannte. Arled hatte schon so manche Geschichte über diese lichtverstoßenen Wesen gehört. Angeblich übertrafen ihre Außmaße selbst die eines Worgen, sogar die Huns. Ihre Körper endeten nicht in Gliedmaßen, sondern sie wanden sich auf einem dicken Schwanz dahin, der ihnen unter Wasser ebenso als exzellenter Antrieb diente. Die weiblichen Vertreter ihrer Gattung hatten, wenn man den Seeleuten und ihren Geschichten glauben schenken konnte, lebendige Schlangen als Haar, und waren bewandert in Magie. Man erzählte, dass oft mit einem Nagaangriff auf ein Schiff, auch ein Sturm einherging, woran diese Meerhexen nicht unbeteiligt waren. Arled fragte sich was der Drache nur von diesen Wesen wollen konnte.
Wäre es nach ihm gegangen, diese Wesen hätten ohne weiteres auf dem Meeresboden verbleiben können.
Das Land unter ihm erregte plötzlich wieder seine Aufmerksamkeit. Nachdem er das Land wieder erreicht hatte, folgte seine Flugbahn dem gleichen Weg wie zuvor. Es war leicht an den Verwüstungen zu erkennen, die Todesschwinge auf seinem Flug hinterlassen hatte. Dann erreichte er den Berghang, von dem die Zerstörung ihren Ausgang genommen hatte, und an welchem der Vulkan noch immer Lava in den Himmel spie. Der Grund für seine Verwunderung stellten jedoch nicht die Verwüstungen dar, welche er bereits gesehen hatte. Es war die Tatsache, dass auch jenseits des Vulkans das Land Veränderungen aufwies. Auch hier ragten Vulkane auf und Spalten und Risse durchzogen das Land. Was ging hier nur vor sich. Weiter und weiter raste er dahin. Bald erkannte er den Greymanewall, der als dunkler Schatten am Horizont aufragte. Erst eine Tagesreise zu Pferd vom Wall entfernt, endeten die Veränderungen in der Landschaft. Hier war klar zu erkennen, dass die Wandlung des Landes noch nicht abgeschlossen war. Nicht so schnell wie die Welle, die durch das Land gerast war, aber dennoch unaufhaltsam breitete sich auch die Veränderung durch das Land weiter aus. Wenn es seine Geschwindigkeit beibehielt, würde es schon bald auch Gilneas erreichen. Arled glaubte nicht das der Wall, welcher schon von der Welle geschwächt war, diese erneute Prüfung überstehen würde. Die Zeit, in der Gilneas abgespalten von den Vorgängen im Rest der Welt existierte, ging rapide ihrem Ende zu.
„Nun weist du, warum die Zeit drängt.“, ertönte die sanfte Stimme der weißen Frau zwischen seinen Ohren.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
…Nach eingehendem Studium der erhaltenen Manuskripte, und Gesprächen mit Zeitzeugen, erachte ich die Theorien für ausreichen geprüft, um sie als Fakten anzusehen. Alles in Allem scheint mir dies die einzig plausible Erklärung. So bleibt mir nur noch ein letzter Schritt, um mir endgültige Gewissheit zu verschaffen.
Ich bete zum Licht, dass ich richtig liege. Die Zukunft unserer Welt, so wie wir sie kennen, hängt vom Ausgang dieser Mission ab. Wenn alles wie geplant läuft, werde ich in spätestens einer Woche zurück sein.

PS: Ich habe bisher nicht die Kirin Tor in Kenntnis gesetzt. Sollte sie dieses Buch lesen, bedeutet dies, dass ich nicht zurück gekehrt bin. Lassen sie es in diesem Fall, schnellst möglich den Magiern in Dalaran zukommen. Diese Informationen könnten sich als Kriegs entscheidend herausstellen.


Bleiche Finger hielten das Buch behutsam, und Augen, die von innen heraus rot zu schimmern schienen, saugten die Zeilen förmlich in sich auf. Ein Finger, lang und dünn, dessen Nagelbett bläuliche Haut umrahmte, fuhr zur vergilbten Buchkante und blätterte um. Die nächste Seite war leer. Auch die folgende, und die darauf folgende. Die Leserin –trotz der fahlen Haut, und tief ins Gesicht gezogenen Kutte war ihr Geschlecht unmittelbar zu erkennen- stieß verärgert Luft durch ihre Nase. Ihre Mund wurde zu einem Strich, und drückte ihren Unmut aus. Sie packte den Einband des Buches mit einer Hand, und schloss es, begleitet von einem dumpfen Knall.
In Gedanken war sie schon drei Schritte weiter. Die Tatsache, dass die Eintragung an jener Stelle endete, war eine genauso sichere Bestätigung der genannten Vermutungen, wie es eine direkte Bestätigung auf den nun noch leeren Seiten nur hätte sein können.
Ihn ihrer Erinnerung war sie wieder ein kleines Mädchen. Sie saß in ihrem Kinderzimmer, einem Raum, dessen Wände aus Holz bestanden. Im Grunde nichts ungewöhnliches, nur das diese Wände gewachsen, und nicht errichtet waren. Oh wie hatte sie die Abende genossen, als ihre Mutter, ihr und ihrer Schwester Geschichten erzählte, bevor sie sich zur Ruhe betteten.
Sie hatten mit großen Augen da gesessen, an ihren Lippen gehangen, und sich von ihren Geschichten in andere Welten oder Zeiten entführen lassen.
Erst viel später hatte sie begriffen, dass es stets darum ging, ihr Begriffe wie: Ehre, Verantwortung, Gemeinschaft, aber auch Gefahr, Versuchung und Verrat begreiflich zu machen.
Eine ihrer liebsten Geschichten, waren jene über die Worgen. Es verstärkte ihr Gefühl der Geborgenheit im sicheren Hain, wenn sie von Monstern und Dämonen hörte, und den tapferen Kriegern welche sie erlegten oder in den Nether verbannten.
Was sie damals nicht hatte wahrhaben wollen, war der große Wahrheitsgehalt, welcher offensichtlich in all den Geschichten gesteckt hatte.
Sie stellte das Buch zurück in ihr Regal, aus dem dicke Staubflocken aufstoben. Eine Spinne kletterte eilige an ihrer Sicherungsleine nach oben, und verschwand außer Sicht. Das alte Gemäuer bot ihr Verstecke und Nahrung im Überfluss.
Sie ging zurück zum Stuhl, hängte sich ihren Köcher lässig um die Schulter, nahm dann ihren Bogen von der Wand, und ging zur Tür. Die Türangeln quietschten widerwillig, als sie an dem dicken Türgriff in Löwenkopfform zog. Fauliger Geruch, begleitet von einem Schwall schwüler Luft schlug ihr entgegen. Es störte sie nicht. Sie hatte sich so daran gewöhnt, dass sie sich gelegentlich dabei ertappte, in frischer Luft ein Gefühl zu haben, als ob etwas fehle. Sie folgte dem Gang, der von ihrem Zimmer wegführte, und konnte bereits Stimmen und Geräusche vernehmen, die von regem Leben kündeten. Zumindest von geschäftigem Treiben. Der bittersüße Scherz kräuselte leicht ihre Lippen. Am Ende des Gangs, konnte sie die massigen Körper zweier Wächter, die den Zugang zu ihren Gemächern sicherten erkennen. Deren Schultern - wenn auch in Rüstung gehüllt - waren fast dreimal so breit wie die ihren. Die Rüstung hüllte fast jede Stelle ihrer Körper ein, sodass nur ein Stück ihrer Gesichter zu erkennen war. Verliehen ihnen schon die Rüstungen, mit all ihren Spitzen und Zacken, ein martialisches Aussehen, so unterstrichen die fast Fingerlangen Hauer noch das Bild, die aus ihren Mundwinkeln hervor ragten.
„Lok´thar!“, grunzten die Wachen ihr zu. Sie nickte nur kühl. Auch wenn sie den Umstand einsah den Wachen, welche unter Varimathras Kontrolle gestanden hatten, nicht mehr vertrauen zu können, konnte sie sich doch nicht dem Gefühl erwehren, die Krokon als Wachhunde vor die Nase gesetzt zu bekommen.
Nunja, sollten sich die Grünhäute nur hier einrichten. Wie es schien, würde sie ohnehin die nächsten Tag, Wochen, Monate oder gar Jahre, einer Aufgabe nachgehen, derer sie geneigter war, denn dem Verwalten dieses heruntergekommenen Gemäuers. Der Ruf der Schlacht, hatte sie ereilt. Die Verheißungen, die mit einer Schlacht, gar einem Krieg einher gingen, vermochten es ihr kränklich, dunkles Herz, das Blut schneller durch ihr fahles Fleisch zirkulieren zu lassen.
Sie beschleunigte ihren Schritt, und bewegte sich auf das Militärviertel zu. Es galt Vorbereitungen zu treffen.

…to be continued

Mit freundlichen Grüßen
Eure Evi
 
Zurück