Bildungsstreik 2009

gut, grundausbildung ist wieder ein anderes thema, ich hab mich da lediglich auf hochschulen bezogen. und das problem was ich da vor allem sehe, ist dass sich quantität und qualität beissen. aus meiner sicht wäre es sinnvoller, den fokus auf qualitativ hochstehende bildungsstätten zu setzen, als so vielen leuten wie möglich ein studium zu ermöglichen, was dann eben den ganzen rattenschwanz wie unterqualifiziertes lehrpersonal nach sich zieht.

die frage, ob derart viele akademiker auf dem arbeitsmarkt überhaupt gebraucht werden, scheint mir auch gestellt werden zu müssen.

der vielzitierte druck entsteht ja auch dadurch, dass eine immer grösser werdende anzahl leute über ein abgeschlossenes studium verfügt. es ist in berufsprofilen immer häufiger zu sehen, dass zwar ein hochschulabschluss verlangt wird, in welchem bereich der aber abgeschlossen wurde, ist nicht selten völlig nebensächlich. es verkommt zu einem selektionskriterium, das mit fachwissen nicht mehr direkt zusammenhängt. proportionale zuweisung des marktes.

wenn man studium aber nur für die besten abiturienten zulässt hör ich jetzt schon den aufschrei. freie bildung für alle. kinder mit imigrationshintergrund werden benachteiligt, da sie ja nie die gleiche chance in der schule hatten ... usw.

aber recht hast du.

auswanderer kannst du nicht hindern. sonst haben wir bald DDR-verhältnisse. (war übrigigens auch argument damals für die mauer)
einwanderung kann man einschränken. aber sobald du das laut vorschlägst bist du ein nazi.
 
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vor einiger zeit (als ich studiert hab) sind wir mal auf die idee gekommen die unis und dozenten anders zu finanzieren. nicht direkt über gebühren die den studierenden abgeknöpft werden sondern über eine zusätzliche abgabe aufs einkommen. ich höre schon den aufschrei. aber nicht jeder soll die zahlen sondern nur die leute die studiert haben.

also jeder der ein abgeschlossenes studium hat zahlt hinterher 2% seines einkommens. das ist zweckgebunden und darf nur für bildung (unis und dozenten) eingesetzt werden. so zahlen die, die das system bildung in anspruch genommen haben und deswegen nun besser verdienen als die die nach der schule einen beruf gelernt hat, wieder was zurück.

was haltet ihr davon?

Da du die Studiengebühren auch jetzt erst nach dem Studium zahlen musst (Studienkredit) und dies auch nur wenn du über ein geregeltes Einkommen verfügst ist das nichts anderes als das aktuelle Modell. Wer seien Gebühren sofort bezahlt ist selber schuld.
 
absolut, sympathisant, die passende vorlage hat ja bereits therion geliefert. ich bin übrigens alles andere als ein strikter gegner von migration, bin ja schliesslich selbst einwanderer.

das einzige, was ich damit aufzeigen möchte ist, wie sich bildungsschichten durch ab- und zuwanderung ändern können, ohne dass das unmittelbar mit dem bildungssystem was zu tun hätte.



man muss sich aber durchaus fragen, ob unsere heutige einwanderungspolitik auch in zukunft noch tragbar sein wird.

eine der kernfragen zur personenfreizügigkeit lautet, wie die sozialbilanz für den staat aussieht. es ist ein thema, das mit äusserster vorsicht angefasst wird und zu dem es zumindest in der schweiz keine klaren und umfassenden aussagen gibt. warum wohl? ich persönlich gehe stark davon aus, dass wir von einer negativen sozialbilanz sprechen müssen.

grade die auswirkungen der finanzkrise wird ein härtetest für unsere sozialen einrichtungen werden, die bereits in zeiten absoluter hochkonjunktur tiefrote zahlen geschrieben haben. es macht stutzig, wenn soziale einrichtungen wie die arbeitslosenversicherung trotz hochkonjunktur und 200'000 (in 3 jahren) neu geschaffenen stellen in der vergangenheit bereits auf keinen nenner kommen.

seit einführung der personenfreizügigkeit in der schweiz, hat sich die arbeitslosenquote in konjunkturphasen nicht mehr so stark zurückgebildet, wie das davor der fall war. zehn jahre danach lässt sich ein markanter anstieg der sockelarbeitslosigkeit feststellen. seit den frühen neunziger jahren ist sie kontinuierlich gestiegen. von zirka 0,5% (1990) über 1,5% (2001) auf heute 2,5% (2007) nach jeder rezessionsphase kam also 1% der bevölkerung hinzu, die auch in wirtschaftlichen wachstumsphasen nicht in den arbeitsprozess zurückfindet.



auswanderer kann man durchaus 'hindern' - zwar nicht im sinne eines ausreiseverbots, aber mit attraktiven standortbedingungen. ich denke da an steuern und dergleichen. die fachkräfte wandern nicht aus reinem zufall aus, sondern weil man ihnen andernorts bessere bedingungen bietet, was sich auch nicht allzuschwer gestaltet.

deutschland scheint diese entwicklung lange zeit verschlafen zu haben und das bewusstsein äussert sich jetzt nicht etwa darin, dass man sich gedanken über die eigene wettbewerbsfähigkeit macht - nein, man zeigt lieber mit dem finger ins ausland. und das schlimme ist - es wird vermutlich funktionieren. zum nachteil aller.
 
Wie wärs mit Mauer um Deutschland und Ausländer ohne Abitur raus? Dann bleiben die Sozialschmarotzer draußen und die Bildungsschmarotzer drinnen.
Wie man sich in einer politischen Diskussion sofort disqualifiziert...du hast einen Leitfaden geliefert...


Sodele, nun melde ich mich mal zu Wort. Vielleicht der erste direkt Betroffene und Beteiligte.
Ich besuche nach den bald anbrechenden Sommerferien die zwölfte Klasse in Niedersachsen. Als letzter Jahrgang mit Gym9, also 9 Jahren auf dem Gymnasium. Heißt de facto folgendes:
Die jetzige 10. Klasse macht mit mir zusammen ihr Abitur. Das bedeutet, dass alleine von meiner Schule deutlich über 200 Schüler in einem Rutsch auf die Universitäten gespült werden. Wo jetzt schon ein schierer Kampf um die Studienplätze herrscht, wird sich das in den nächsten 4 Jahren maximieren, wer einen niedrigen NC hat, darf sich schonmal ne Ausbildung suchen. Denn Niedersachsen gehört noch zu den frühen Ländern, die auf das Gymnasium nach 8 Jahren umsteigen.
Alleine das ist schon eine miserable Lösung der Landesregierungen, Lösungsansatz wäre gewesen, die Abiturienten mit dem Gymnasium nach 8 Jahren das Abi ein halbes Jahr später schreiben zu lassen. Aber das war der CDU und FDP eine viel zu abstruse Idee.


Ansonsten, alleine mal auf das Gymnasium mit 8 Jahren eingegangen:
Man kann sich den Stress für die Schüler aus der Klasse unter mir kaum vorstellen. Sie wurden quasi in der Unterstufe mit der Nachricht überrascht, dass sie nur 12 Jahre zur Schule gehen. Ist ja noch relativ vernünftig, nicht so geil ist allerdings, dass sie in diesen 12 Jahren EXAKT denselben Lernstoff behandeln müssen wie die Leute, die noch G9 haben. dafür wurden auf die Unter- und Mittelstufe 500 Schulstunden mehr verteilt, immerhin die Hälfte der Stunden, die das dreizehnte Schuljahr beinhalten würde. Das bedeutet allerdings in der Realität, dass die Schüler, die eigentlich auf Halbtagsschulen gehen, inzwischen auf dem Stundenniveau einer Ganztagsschule angelangt sind, jedoch ohne Mittagspause oder vernünftige Kantine.

Beispiel:
Ich, mit G9, habe 3 mal die Woche 6 Stunden, einmal 7 und einmal 9 Stunden, komme also meistens um 14:30 spätestens nach Hause.
Mein bester Freund ist in der Klasse unter mir, hat also Gym8. Er hat 3 Tage die Woche 8 Stunden, einmal 6 Stunden und einmal 9 Stunden. Am Tag, an dem er nur 6 Stunden hat, hat er aber noch eine außerschulische Aktivität, den Schulchor, weswegen er bis 18 Uhr in der Schule ist, ansonsten gegen 16 Uhr. Danach darf er noch fröhlich Hausaufgaben machen und dann kommen andere Interessen. Für die ist aber nicht mehr wirklich Zeit und Energie übrig, weswegen er da auch nicht wirklich die Erfüllung findet. Und am nächsten Tag gehts zurück in die Mühle...


Also Schule, die Spaß macht, sieht anders aus.


Ich könnte jetzt noch fröhlich auf weitere Themen eingehen, aber ich bin müde...
Aber vielleicht habt ihr ein kleines Bild der Situation der Schüler gewonnen, auch wenns konfus geschrieben ist
biggrin.gif
 
Wie wärs mit Mauer um Deutschland und Ausländer ohne Abitur raus? Dann bleiben die Sozialschmarotzer draußen und die Bildungsschmarotzer drinnen.

Es gibt Imigranten, die sich der Deutschen Sprache schnell anpassen. Und es gibt aber auch Imigranten die sich (nicht), oder schwer der Deutschen Sprache anpassen.

Meine Erfahrung sagt, das ca. 5% Imigranten von meiner damaligen Grundschule das Gymnasium besucht haben, und mit Erfolg bestanden.

Leute, die Imigranten sind Kinder im Schulalter haben, müssen dazu beitragen das die schulpflichtigen Kinder die Landessprache erlernen. Ansonsten bleibt das den Lehrern vorbehalten, und deren Stoff hängt hinterher, da viele nicht mit dem Stoff mitkommen. Und das nicht so viele die Klasse wiederholen müssen, werden die Klassenarbeiten paar Stufen niedriger angesetzt. Habe selbst damit Erfahrung gemacht in der Realschule als man sich untereinander von den Parallelklassen die Arbeiten austauschte, da gab es gewaltige Unterschiede.

Zum G8 noch was, die Schüler haben, wenn diese in jedem Fach so gut es geht am Ball bleiben wollen, keine bis kaum Freizeit. Fast ständig hinter den Büchern. Und nebenbei schätz ich 4x die Woche Nachmittagsunterricht, ist dabei die Regel. Man kann ja dann gleich ein Internat daraus machen, damit läuft man vielleicht besser, als wenn dann die Schüler noch ca. 1 Stunde Heimfahrt in Kauf nehmen. Dann hätten sie die 1 Stunde anders nutzen können, als hier ca. 6km 1 Stunde lang Bus zufahren. Das war so bei mir, als ich noch zur Schule ging. Man ist demzufolge wenn man läuft genauso schnell.
Und dann sind die meisten Schüler erst gegen 17 Uhr zu Hause, wenn Schulende 15.40 Uhr war (ungefähr). Abendessen, Hausaufgaben, anschließend lernen bis die Augen zufallen... - kein Vereinsleben ist somit möglich. Abgesehen von den schulischen Projekten, wie Schulband oder Chor usw. diese werden dann meist am Freitagnachmittag oder noch später am Nachmittag, nach der Mittagsschule angeboten. Dabei muss man abwägen was einem mehr Wert ist, gute schulische Leistungen, oder mal Spaß haben in der Schule.

Das G8 ist irgendwie eine Art Fließbandaktion, so schnell wie möglich und so wenig wie wenig wie nötig Aufwand benötigen für das Gymnasium. Eine Art Spaßmaßnahme der Regierung wieviele Lehrer kann man pro Schuljahr am Gymnasium einsparen wenn man das Gymnasium um 1 Jahr kürzt. Naja nicht nur die Kosten für die Lehrer, da sind auch noch andre Kostenfaktoren mitunter zu beachten, aber der Hauptgrund wird wohl an dem liegen, warum es zu einem G8 gekommen ist.

Ganz zu schweigen von den Lehrmittel die wir nutzten an der Schule, allein das Chemie, Physik sowie Biologiebuch (nur als Beispiel) waren demzufolge generalüberholt. Hab selber mal spaßeshalber bei Amazon nachgeschlagen, da gabs bereits Auflage 15, wir arbeiteten mit Auflage 7. Zum Beispiel war in dem Biologiebuch noch dick und fett geschrieben, das Spinat sehr viel Eisen enthält, *hust* - war wohl ein Rechenfehler oder Kommasetzfehler.

Es fehlt einfach Geld für die Bildungspolitik, aber keine Ahnung warum die Zukunft von Deutschland nicht gefördert wird. Wird mit uralten Lehrmitteln ausgebildet für die Zukunft, demnach müssen sich die Schüler die neueren Fakten und Daten aus den Fingernägeln ziehen, weil die Daten aus dem Lehrbuch der Schule nicht mehr stimmen, oder wiederbelegt wurden, das das so nicht sein kann.

Aber wie schon bei mehreren Neuordnungen, müssen Anträge gemacht werden, diese bekommen ein Gutachten, anschließend kommen Gegenanträge... - bis im Bundesrat und auch im Bundestag das Paket verabschiedet wird. Dabei vergehen je nachdem Monate. Die ganzen Anträge wie auch Gutachten usw. kosten dem Staat Geld, das er von den Steuerzahlern nimmt. Dieses Geld fehlt dann schlussendlich z.B. bei der Bildung. Desweiteren Bemängel ich noch, das Deutschland drittplatziertes Land ist auf der Erde bei der Rüstindustrie, das heißt Waffenexport.
Greenpeace
Wikipedia -> siehe Tabelle in der Mitte des Berichtes

Wozu benötigt man soviele Milliarden für die Rüstung, wenn es andren Bereichen "viel schlechter" geht? Klar es hängen einige Arbeitsplätzen daran, z.B. Heckler & Koch und wie diese alle heißen, aber hey, Acandor Opel Märklin Merck und Co. sind auch so gut wie Pleite. Diese bauen ebenfalls auf finanzielle Unterstützung vom Staat auf. Und die Bildung bleibt weiterhin auf der Strecke.

Man sehe die Verschärfung des Waffengesetzes, als ausschlaggeber vom Amoklauf Winnenden und Wendlingen. Dieser war vor ca. 3-4 Monaten und erst heute wurde das Gesetz verabschiedet. Ob das eine wirkliche Wirkung dazu beiträgt bleibt weiterhin offen.

Zum Teil muss ich mich selber Ohrfeigen, das ich bei dem Beitrag nicht ganz sachgemäß blieb, und immer wieder vom Thema abkam... - jedoch ist alles in allem ein Rattenschwanz der sich selber beißt.

mfg Madrake
 
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