Die spannenden Abenteuer der Linie K 56

Khanor

Dungeon-Boss
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In der heutigen Folge lesen Sie in den Hauptrollen von:

Dem türkischen Busfahrer mit Sonnenbrille... ohne Sonne.
Dem italienischen Kontrolleur mit Humor.
Dem fluchenden Miesepeter.
Dem mürrischen Postangestellten.
Einem LKW-Fahrer mit viel Optimismus.
Dem alten Herrn mit Gehbehinderung (und Kopfschmerz).
und einem Polizisten am Telefon.

Ind den Nebenrollen:

Der allseits beliebte Khanor
und viele, viele, viele dumme Menschen.

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Kaum hat der Mensch Semesterferien und fährt nicht mehr jeden Wochentag mit Bus und / oder Bahn lassen es sich die örtlichen Verkehrsbetriebe nicht nehmen einem gehörig etwas zu bieten. Ausnahmsweise allerdings wenig davon zu Schulden besagten öffentlichen Verkehrsbetriebes selbst.

Unsere Geschichte beginnt um 12:48 Uhr auf meinem Weg Richtung Darmstadt, nachdem ich so nett war für Sionnach noch ein wenig Runenstoff zu organisieren - und nebenbei noch drei Quests im zerstörten Stratholme zu erledigen.

Ganz nebenbei: hat jemand auf Frostwolf Bdarf an drei Gürtel des Magisters und vier Gürtel des Lichts?
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Der spannende Teil startet allerdings erst gute zwei Stunden später, als ich es dann doch endlich geschafft hatte in Darmstadt anzukommen. Als ich an der Bushaltestelle ankam, von der aus ich weiterreisen musste, sah ich schon den Herrn, der mir seit meiner ersten Fahrt mit der Linie schon bekannt ist.

Auftritt: Der fluchende Miesepeter.

Ich war kurz davor, mich im Sitz umzuwenden und ihn zu fragen, ob sein Verhalten chronisch bedingt ist, er vielleicht sogar am Torretsyndrom leidet, habe mich dann aber doch beherrscht um nicht eventuell jemand krankem Unrecht zu tun. Dieser Herr zeichnet sich dadurch aus, dass er immer mit zusammengekniffenen Augenbrauen durch die Gegend läuft und wirklich böse aussieht und dann meist während der gesamten Busfahrt mindestens alle vier Minuten Kraftausdrücke von sich gibt.

Leise zwar, dennoch zwei Reihen weit hörbar.

Sobald er sitzt, der Bus aber nicht abfährt: Scheiße sagen, fünf mal mindestens.

Wenn an einer Haltestelle mehr als zwei Personen einsteigen: Scheiße sagen, die Leute beschimpfen, "Türen zu und los, kommt keiner mehr rein", dann das Otze-Wort, von dem ich mir einfach nicht merken kann, ob es mit F oder mit V beginnt.

-> Will ich auch gar nicht schreiben, darum egal.

Nach den ersten 15 Minuten beruhigt er sich meist ein wenig und flucht leiser, mehr für sich selbst als zur öffentlichen Performance seines Vulgärrepertoirs.

Ich vermeide es eigentlich immer in seiner Nähe zu sitzen, heute allerdings, mit dicker Tasche und Mäusekäfig an der anderen Hand, nahm ich unbedacht den erstbesten Platz und landete vor ihm.

Es ist ein komisches Gefühl, zumal ich immer Angst hab er macht seiner Laune spontan durch Auswurf seines Racheninhaltes in den Nacken des Fordermannes Luft.

Es stiegen auch noch andere Leute ein.

Auftritt: Der alte Herr mit Gehbehinderung (noch ohne Kopfschmerz).

Da er sich seines Handicaps durchaus bewust ist setzte er sich recht nah an die Tür um beim Aussteigen nicht den ganzen Betrieb aufzuhalten.

Sehr nett von ihm, wir kommen später auf ihn zurück.

An der dritten Station folgt der Auftritt des mürrischen Postangestellten.

Die Türen sind bereits geschlossen, der Fahrer (ach verdammt, ich habe ihn nicht standesgemäß angekündigt... Auftritt: der türkische Busfahrer mit Sonnenbrille!) setzt einen Meter vor, hält erneut und öffnet noch einmal die Fronttür um den Herren einsteigen zu lassen.

Außer Atem, dem Rucksack in der Hand, die Fahrkarte im Mund, hechelt er etwas wie: "Bisschen früh heute."

Busfahrer: "Früh? Isch hab schon zwei Minuten Verspätung."

Postangestellter: "Das is' mir doch egal, mach was du willst."

Busfahrer sagt nicht mehr viel, ich bin ihm dankbar, will eigentlich nur nach hause und leide schon unter Platzmangel - was mich sehr nervt - obwohl die Haupteinstiegsstation Luisenplatz erst noch aussteht.

Wir fahren weiter - Luisenplatz. Auftritt: viele, viele, viele dumme Menschen.

Sie steigen halt ein, was Menschen eben mit dem Bus so tun. Viele Schüler darunter, so nervige Schüler, aber auch viele Leute die mir im normalen Leben einfach schlicht egal sind. Sie sind halt da.

Die Stimme von einer Reihe weiter hinten flucht wieder, sagt mehrfach Otze (+Buchstaben beliebiger Wahl) und spricht ausgelassen seinen Stuhlgang aus. "üren zu und los, kommt keiner mehr rein", jaja, wir wissen es.

Der Verkehr Richtung Ostbahnhof ist grausam. Ich bin die Strecke selbst nur einmal mit Yvonnes Auto gefahren, glücklicherweise nicht zur Haupt-Busverkehrs-Stoßzeit auf der dortigen Busspur, denn die Herren Busfahrer nutzen alle Spuren in beide Richtungen für ihre Wettrennen gegen den Fahrplan - eine Situation, in der jeder Autofahrer einfach nur rechts ranfahren sollte. Die Straßen dort erinnern mich an unsere Klassenfahrt nach Prag oder die Reise zu einer Hochzeit in Polen, die wir vor 11 Jahren unternommen haben. Die Schlaglöcher gleichen Kratern, die Fahrbahnmarkierungen sind (bis auf die der Busspur) nicht zu erkennen und im Endeffekt reiht sich jeder ein, wie es ihm gerade passt.

Wir fahren weiter, auf der Bundesstraße kommt der Auftritt des italienischen Kontrolleurs, sein Humor erst später.

Was soll ich sagen, er tut seinen Job. Weckt Fahrgäste, lässt sich Zettel in vielen bunten Farben zeigen und stellt auf dieser Fahrt, mit Hilfe seiner Kollegin, auch selbst knapp 10 bunte Zettel aus.

Weiß, gelber Durchschlag für den Fahrgast, dazu einen gelb-orangenen Zettel mit Zahlen und dem Namen einer Bank.

Ich hab die Dinger auch mal gesammelt, kann mal passieren, dass man seinen Fahrschein nicht dabei hat oder vergessen hat ihn zu kaufen. Es gibt aber auch viele, viele, viele dumme Menschen - in diesem Falle Schüler - die dann auch noch Diskutieren. Wie die Weltmeister.

"Isch hab nix dabei, man."

"Den Ausweis dann bitte."

"Isch hab nix dabei, man."

Spannende Unterhaltung, ich fürchte allerdings der Türöffnungsmechanismus hätte einen qualifizierteren Gesprächspartner abgegeben.

Bei einigen Herrschaften war es schnell getan den Überweisungsträger auszustellen, bei anderen - die, die nix dabei hatten, man - folgte eine lange Unterhaltung / Diskussion / Aufklärungsgespräch, wie die Sache nun weiter vonstatten gehen würde.

Der Kontrolleur nahm die Personalien auf, da allerdings kein Ausweis oder sonstiges Dokument vorlag erläuterte er, dass sie nun in der nächsten Stadt aussteigen würden und zur Polizei gehen würden.

Ein Quietschen und riesengroße Äuglein beim Gegenüber. "Polizei?! Warum das'n, man?"

"Naja, du könntest mir ja auch irgendwas erzählen und mich anlügen."

Das erklärt der Kontrolleur einem der vielen, vielen, vielen dummen Menschen drei mal. Dann folgt der Auftritt seines Humors: "Ich könnte dir auch sagen, dass ich Michael Schumacher heiße, würdest du mir das glauben?"

"Nee, man."

"Siehst du, stimmt auch nicht."

Das ganze mit einem wirkilch symphatischen Lächeln und einem leichten Akzent, der eher knuffig wirkt.

Das Wort "Polizei" allerdings hat plötzlich auch die vielen, vielen, vielen dummen Freunde des dummen Menschen auf den Plan gerufen, die sich nun nähern und an der Unterhaltung beteilgen. Und der arme Kontrolleur darf wieder alles viermal erklären.

"Kannst du seine Angaben bezeugen?"

"Klar, kann isch, is' mein Homie." (Ohne Witz, hat er echt gesagt, und mir quietschte ein Lacher raus
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)

"Dann können wir das auch so machen, dass du mir deine Personalien auch gibst und für ihn und die Korrektheit seiner Angaben bürgst. Für den Fall, dass er gelogen hat wenden wir uns dann an dich und du musst bezahlen. Wenn seine Adresse und alles stimmen ist alles okay."

DAS waren leider viel zu viele Informationen für das Gehirn der vielen, vielen, vielen dummen Menschen, was weitere fünf Minuten Erklärungsversuche nach sich zog.

Kurz unterbrochen wurde das ganze von dem Aussteigen eines weiteren dummen Menschen und der Unterhaltung der dummen Menschen.

"Ach was, du hier?"

"Nee, steige aus, nää?"

"Un' alles klar? Was geht?"

"Nix, man. Die Schweine ham' mich erwischt, nää?"

Humor des Kontrolleurs: "Ich seh keine Schweine, aber ich könnt dir einen Job anbieten, bei dem du das auch machen darfst."

Langsam, kurz vor der Wahlhaltestelle der dummen Menschen, löst sich das ganze auf, die Personalien des Bürgen sind auch aufgenommen und man lockert sich. "Was würd 'n passier'n, wenn isch an'ner HAltestelle sag 'nisch einsteig'n, die kontrollier'n'?"

"Na im schlimmsten Fall bekommst du Hausverbot."

"Was? Wie wollt'n ihr des mach'n? Mit Fotos bei jed'm Fahrer?"

Unterstützendes Gelächter der vielen, vielen, vielen dummen Menschen.

"Ja, zum Beispiel."

"Ey, geht aber nisch, isch muss hier jeden Tag zur SChule un' so."

"Dafür kommst du aber aus der falschen Richtung."

"Ey, is' klar, wir seh'n uns, nää? Isch kenn Sie nämlisch, Sie ham' misch schonma' erwischt."

"Ja, ich weiß..."

An dieser Stelle endete die Reise der dummen Menschen zum Glück.

Nachdem die Türen geschlossen waren schaltete der Herr hinter mir auch endlich nach zehn Minuten seinen Schimpfwortfilter wieder aus. Wie ich es vermisst hatte...

Ein paar Stationen vorher: Auftritt der Kopfschmerzen des Herrn.

Er wollte aussteigen, ließ aber höflich alle anderen Fahrgäste mit gleichem Fahrziel vor. Als er nun langsam zum Ausstieg ansetzte schloss der Fahrer die Türen, da er den Herrn nicht in seinem Spiegel sehen konnte. Mit einem zögernden "Klong" erfasste die linke Tür den Kopf des Herrn und schwang wieder auf.

Ein neuer Versuch des Herrn, ein neuer Versuch des Busfahrers, ein weiteres "Klong" gegen den nach vor gebeugten Kopf.

Der dritte Versuch der beiden wurde mit heftigem (und verständlichem) Gezehter des Herrn quittiert und mit einem Schlag mit dem Gehstock gegen die Außenseite der Tür nach dem geglückten vierten Versuch unterstrichen.

Der Busfahrer setzte nun zur weiterfahrt an.

Auftritt: der optimistische LKW-Fahrer.

Roßdorf, Sparkasse. Die hiesige Kreuzung ist recht tückisch, da die Straße sehr eng ist. Entgegenkommende Mehrtonner haben es hier manchmal wirklich nicht leicht. Dieser LKW-Fahrer allerdings ist eigentlich gar nicht berechtigt, die Straße in dieser Richtung zu benutzen.

Das ließ er sich dann auch durchs geöffnete Fenster von unserem Fahrer mitteilen und antwortete obszön.

Viel gefädel folgte - ein Kamel in einem Nadelöhr hätte mehr Platz gehabt. Zwischen Bus und Auflieger waren keine zehn Zentimeter Platz, dann endlich das erlösende Gasgeben beider Parteien, da die Engstelle überwunden war.

Zumindest auf dieser Seite erlösend, der auf der Beifahrerseite des LKW geparkte Focus Kombi war wohl weniger begeistert von dem zerdrückten Spiegel und dem ca. drei Zentimeter tiefen Kratzer an der gesamten Flanke.

Ein Aufschrei im Bus und ca. 30 Augenpaare, die sich zum Ort des Geschehens wendeten, aber niemand, der sich darauf besann das Nummernschild des LKW zu notieren.

zu meiner Verteidigung: ich konnte mich im Sitz nicht schnell genug wenden.

Dabei hatte ich vor dem Eintreffen des LKW noch viel über den Focus nachgedacht, da er auf einem Parkplatz entgegen der Fahrtrichtung stand. Und ich habe sogar die Fahrerin gesehen. Zwei Aspekte, die vollkommen irrelevant sind, mich aber doch zum drüber nachdenken anregten.

Hey, schaut mal, ein Eichhörnchen...

Wo war ich?

Nun gut, an dieser Stelle fasste ich den Entschluss trotzdem einen Anruf bei der Polizei zu tätigen, auch wenn ich nicht viel aussagen konnte. Das allerdings erst nach Ankunft zuhause, schließlich herrscht in vielen Bussen des RMV Handyverbot.

Gesagt, getan, 110 gewählt und kurz geschildert worum es geht. Mehrfache Versuche mich zur zuständigen Polizeiwache durchzustellen, Aufnehmen meiner Telefonnummer, damit mich die Herren zurückrufen können.

Zehn Minuten späer - Auftritt: der Pilozisten am Telefon.

"Sie haben sich wegen dem Unfall gemeldet."

"Ja... äh, Sie wissen also, um welchen Unfall es sich handelt?"

"Na dem Unfall mit Fahrerflucht wahrscheinlich, vor ca. 45 Minuten, oder haben Sie mehrere Unfälle beobachtet?" *lacht*

"Nein, schon richtig, 45 Minuten stimmt so etwa. Ich war nur etwas irritiert, sie klangen so Zielstrebig."

"Ja, das ist Berufsbedingt. Also, was haben Sie denn beobachtet?"

Ich beginne also, den Vorfall zu schildern, nach wenigen Sätzen werde ich aber unterbrochen.

"Aaach, Sie meinen den Unfall in Roßdorf mit dem PKW?"

"Äh, ja..."

"Achso, ich dachte Sie rufen wegen dem schweren Fahrradunfall mit Fahrerflucht an."

... Und ich frag noch...

So schildere ich also weiter, mehrfach, und dass ich das Kennzeichen nicht habe und im Grunde genommen bis auf die Farbe des LKW gar nichts sagen kann erwähne ich auch von Anfang an mehrfach.

"Soso, Sie sagen also eine grüne Zugmaschine mit gelben "Austria"-Schriftzug unterhalb des Kühlers. Wird vermutlich ein östereichischer Unternehmer sein."

Und für solche Leistungen bekommen die grünen und blauen Männer tatsächlich Geld
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"Und ein weißer Auflieger. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen, aber vielleicht..."

"Ja, vielen Dank, wir werden das aufnehmen, ich bräuchte noch Ihre Personalien."

Ich diktiere.

Ich setze erneut an: "Aber vielleicht..."

"Gut, vielen Dank, wir werden uns darum kümmern."

"Aber vielleicht..."

"Wenn wir diesbezüglich noch weitere Fragen haben, werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen."

"Aber vielleicht..."

"Wiederhören."

"Ja, tschüss." Wiederhören eilt nicht.

Ich glaub ich schreibe ihm einen Brief, dann kann er so oft er will mein 'aber vielleicht' wieder lesen - und vielleicht sogar darüber hinaus. Dann würde ich ihm nämlich schreiben, dass er vielleicht mal nachfragt, welcher Fahrer am heutigen Tage zu besagter Uhrzeit die Linie K 56 gefahren ist, denn der hat ja sogar mit dem Verursacher von Angesicht zu Angesicht geschimpft. Vielleicht sind ihm dabei noch weitere Details aufgefallen.

Aber wer bin ich denn, dass ich ihm seinen Job erkläre?
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Soviel zu meiner Geschichte. Nun werde ich mich ein wenig über ein chinesisches Nudelfertiggericht beugen und danach meine Tasche für eine Woche Hannover packen. Und während ich mich dann auf meinen heutigen Besuch im heroischen Obsidiansanktum vorbereite höre ich dieses Lied, welches auf der ganzen Rückfahrt - warum auch immer - mein Ohrwurm war, wobei ich mich noch immer nicht entscheiden kann, ob mir diese Version oder die von Metallica besser gefällt.

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ich hab gefeiert ^^ xD sehr geiler blog.
und JA ich will jeden tag chinesisch essen gehen :)
 
huaaa viel text kollege o.O

btw, ich finde die metllicaversion besser
 
die sache mit dem kontrolleur kommt mir bekannt vor
auch wenn ich selten bus fahr
normalerweise pebdel ich mim reginalverkehr von frankfurt richtung mannheim und auf halber strecke steigen jede menge berufschueler aus oder ein und was man da manchmal erlebt - waaahnsinn :D
 
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