Wynn, wir bzw. ich haben nicht geraten, die Dinger auf deutsch zu schauen bzw. darauf zu warten. Ich würde keinem raten, "Doctor Who" in deutsch zu schauen - da fehlt mindestens die Hälfte; bei dem schnellen Sprachwitz und der Darstellung wahrscheinlich noch viel mehr.
"Doctor Who" in deutsch ist, als ob man freiwillig einen um die besten Szenen geschnittenen Film anschaut! Synchros an sich sind die Pest (in extremen Beispielen zerstören sie den kompletten Film - siehe "Starship Troopers"; siehe "Spiel mir das Lied vom Tod"; siehe "Session 9"(1)). Bei dem Doctor ist es die Artikulation, die den Schauspieler ausmacht - wer das auf deutsch und einfach nur "übersprochen" schaut, bekommt genau gar nix vom eigentlichen Schauspiel mit.
Egal, in welcher Sprache in einem Film gesprochen wird: Emotionen, Betonungen etc. bekommt man nur unmittelbar mit, wenn man tatsächlich das Original schaut. Wenn ich sowas lese wie "der und der war doch in diesem oder jenem Film total schlecht!" und dann mitbekomme, daß der Zuschauer tatsächlich nur die meist lieblos "übersprochene" Version mitbekommen hat, überfällt mich das "Facepalm"-Syndrom.
In einer so "typisch englischen" Serie wie "Doctor Who" irgendwas zu bewerten, wenn man eben gar nicht das so "typisch ausmachende", sondern lediglich den Abklatsch in übersprochender Form gesehen hat, ist absolut unnütz! ALLE Doctoren seit dem Reboot werden im Höchstmaß durch die Sprache bzw. ihrer Interpretation und Artikulation derselben definiert; die körperliche Sprache ist allerhöchstens die Hälfte des Spaßes! Wer sich darum "beraubt", ist selber Schuld - und er soll sich gar nicht erst wagen, "Schauspiel" zu bewerten; weil das hat er ja gar nicht erst mitbekommen!
Was ich geraten habe, ist die bisher gesendeten Folgen bis "Kill the moon" gar nicht erst anzusehen, weil die schlecht waren - und seit zwei Folgen nehme ich das zurück; "Kill the moon'" war bereits mehr als gut; die "Mummy"-Folge ist nicht storytechnisch, aber darstellerisch absolut großartig! Niemals würde ich dazu raten, gerade DIESE Serie in übersprochener Form zu schauen!
Ich bin Original-Ton-Nazi! Ich will das Schauspiel tatsächlich mit allen Nuancen - und nix halbherzig übersprochenes, das mit dem Original bzw. dessen Urheber genau gar nix mehr zu tun hat! Nicht mal unbedeutende Serien wie "CSI", "Castle", "Bones", "The Walking Dead", "Breaking Bad", "The Sopranos", "The Strain" etc. pp. kommen MIR übersprochen ins Haus! Nada! Never! Geht wech!
Was mir natürlich den Vorteil bietet, daß mir eine versaute Tonspur wie bei "Sucker Punch" völlig egal ist. Heck, einen großen Teil meiner Blus/DVDs kaufe ich aus dem Ausland, weil ich die deutsche Synchro niemals hören würde und mich das nicht mal im Ansatz interessiert, wenn die fehlt (daß die dann auch vielfach günstiger sind bzw. eine bessere Ausstattung nebst Covergestaltung haben, ist ein zusätzlicher Bonus). ich raubmordkopiere nicht mal irgendwas, was keine O-Ton-Spur hat!
Selbst wenn es aus Thailand, China, Frankreich, Japan etc. ist - Sprachen, die ich nicht mal im Ansatz verstehe im Gegensatz zu Englisch, wo ich dank jahrelanger Übung komplett auf Untertitel verzichten kann - will ich O-Ton und rate dazu! Bei manchen Filmen wie dem indizierten "BR" (geht um Schüler auf einer Insel, die gezwungen werden, sich gegenseitig umzubringen) taugt weder die deutsche Synchro noch die deutschen Untertitel tatsächlich was - da muß man auf die englischsprachigen Versionen (Sprache Japan; UTs englisch) zugreifen, will man die Handlung bewerten (die englischsprachigen UTs in diesem Falle sind von Japanesen als "inhaltsgleich" bewertet, während die deutschen UTs ebenso wie die Synchro vom tatsächlichen Inhalt abweichen - und damit den Film entstellen!).
So! Rant Ende! Kann Zam dann der Selbstdarstellungsliste hinzufügen...
(1) SST: In der deutschen Synchro wird ein "erster Bugkrieg" dazugefügt. Die Original-Spur ist gnadenlos Hitlers "Mein Kampf" nachempfunden, dem die Vorlage auch fröhnt und die erst der Regisseur satirisch überhöht. Im Original gibt es keinen ersten Bugkrieg; die Menschen sind eindeutig die Aggressoren. In der Diskussion am Anfang geht es ausschließlich um die Motive aus "Mein Kampf", die im späteren Verlauf ebenso gnadenlos karikiert werden: Wahlrecht nur, wenn man gedient hat und das Recht des Stärkeren.
"Spiel mir das Lied vom Tod": Die Abweichungen vom O-Ton sind den ganzen Film über sehr ärgerlich. Zum Schluß allerdings wird es extrem: Henry Fonda stellt sich Charles Bronson. In der deutschen Version: "Weil ich ein Mann bin!", worauf Bronson bärbeißig antwortet: "Ja, ein Mann!"
Im Original: "I'm a man!" Darauf Bronson; überhaupt nicht zynisch, sondern ganz versonnen: "An ancient race!" *BUMM* Filminhalt zusammengefasst! Weil es geht in "Once upon a time in west" (nix von "Spiel mir das Lied vom Tod", sondern übersetzt "Es war einmal im Westen") um den Verlust der Werte: "Echte" Männer haben ausgedient; Bankiers wie der behinderte Eisenbahner, die einem in den Rücken schießen, sind die Zukunft! Daß Bronson vorher seinen Widersacher beschützt, ist in dieser "männlichen, ausgestorbenen (ancient) Ethik" begründet: Sie sind Männer; sie stehen zu ihren Taten; sie baden das noch selbst aus. Siehe hierzu auch den wenig später entstandenen "The Wild Bunch" - eventuell der beste Western überhaupt (zumindest einer der besten Filme, die ich jemals gesehen habe)! Muß man in dieser Form nicht gut finden oder unterschreiben, aber das ist einer der Hintergedanken in Leones Film - und einer der Gründe, warum er funktioniert bzw. so großartig ist. Nur in der deutschen Synchro findet genaud das gar nicht statt.
Ärger noch: Als Bronson dem sterbenden Fonda die Mundharmonika in den Mund stopft, lautet es auf der deutschen Tonspur "Spiel mir das Lied vom Tod". Im Original ist da nix - absolute Stille! Leone wollte keine Macho-Sprüche und schon gar keine Rechtfertigung des deutschen Titels, der mit dem Film nix gemein hat!
Ähnlich fiese absolute Entstellung des Filmthemas erfährt übrigens auch "High Plain Drifter" von und mit Clint Eastwood. In diesem vortrefflichen Western sucht ein "Rächer" eine Stadt ein und bestraft jeden (keine Ahnung, ob dieser fiese Film dank einer Vergewaltigung immer noch indiziert ist, weswegen ich den deutschen Titel nicht nennen werde). Zum Schluß wird er gefragt, wer er denn sei. Im Deutschen wird daraus ein gewöhnlicher Mensch mit Erklärung (natürlich Off-Ton, weil die Darsteller eben ansonsten nix sagen). Im O-Ton gibt es nur eine Antwort: "You know who I am!" ("Du weißt, wer ich bin!"). Die gewalttätige Christus-Geschichte wird damit mystisch (wiederum aufgegriffen und weichgespült in Eastwoods eigenem "Pale Rider"; quasi ein schwaches Remake des fiesen, bösen "High Plane Drifter". Wenn ihr auch sonst keine Western anseht - diesen Film (und Eastwoods "Outlaw Josey Wales" neben Leones "The Good, the Bad and the Ugly" und natürlich "The Wild Bunch") solltet ihr sehen! Das lohnt sich! Versprochen!
"Session 9": Schon oft drüber geschrieben. In diesem Film hat man einen fieseren Bösewicht als alle bisherigen Filmtöter zusammen. Nur sieht man den nicht, man HÖRT ihn nur. Von einem leierenden Tonband. Wo im Original die fiesesten Emotionen zu hören sind, da wird im deutschen Ton eine wahrhaft tonlose "Verbrecherstimme" ohne all' das Glucksen und die perverse Freude am "Bösen" inkl. der schlechten Qualität eines leierenden Tonbandes sprichwörtlich abgespult! Diese Stimme ist aber einer der ausschlaggebenden Punkte für die gnadenlos gute Qualität von "Session 9"! Der ganze Film funktioniert nicht mehr, nimmt man das weg (ist, als würde man Jason in einem "Freitag der 13."-Nachfolger digital entfernen und durch einen typischen Buchhalter ersetzen. Wobei "Session 9" in der Original-Version sowas wie "Friday 13." deklassiert wie ein 5-Sterne-Menu einen schlechten Imbiß-Fraß. "Session 9" beißt wie ein bösartiger Hund. Und "Simons" Antwort am Schluß mit dieser abgrundtief wahren und deshalb so erschreckenden Botschaft auf die Frage, wo er denn lebe, wirkt zusätzlich so absolut verstörend, weil wir "Simons" Freude an der Zerstörung in dieser begeisterten Art vorher wahrgenommen haben. Natürlich nicht in der deutschen Synchro; da fehlt das alles).
Übrigens keine Einzelfälle. Im japanischen "Ring" bekommt man nicht nur eine schlechte Synchro; alle unheimlichen Soundeffekte sind obendrein entfernt. Passiert gerade bei japanischen Filmen öfters, da hier oftmals keine eigene Effektspur vorliegt. Siehe hierzu auch den koreanischen "Sympathy for Mr. Vengeance". Wer die DVD hat, sollte gegen Ende einfach mal umschalten. Im Original überlagert das Todesröcheln den Abspann; in der deutschen Version fehlt das komplett.