Ein Leben

Blicke

Sein Atem geht flach, die Brust hebt und senkt sich rasend schnell. Die Beine wirbeln über den dreckigen und kantigen Boden. Schweiß läuft seiner Stirn hinunter.
Der Junge kann nicht mehr. Er weiß es, aber er will es nicht wahr haben. Stattdessen rennt er immer weiter, zwischen den Häuserruinen hindurch. Springt durch eines der Fenster rein und zur anderen Seite wieder heraus.
Plötzlich fegt er in die entgegengesetzte Richtung davon. Hüpft über eine Mauer hinweg. Und biegt scharf nach links ab.
Er läuft. Wohin, ist ihm egal. Er will fliehen.
Wie sie mich angeschaut hat... Er springt ab, landet an der Wand, drückt sich erneut ab und gelangt so zu einem Dach. Von dort aus rennt er weiter.
Ihr Blick... war so... voller Bosheit...
Er erklimmt den dritten Stock. Hüpft über eine der dunklen Häuserschluchten.
Nein. Keine Bosheit. Schuld.
»Hallo!«
Der Junge schreit auf, reißt seinen Kopf herum. Erblickt die Gestalt im schwarzem Umhang.
Und rennt gegen eine Mauer. Ein leises Knacken ertönt, dann fällt der Körper wie ein nasser Sack auf den staubigen Untergrund. Das Gebilde wackelt bedrohlich, der ohnehin bröckelige Putz knirscht laut. Dann gibt die Wand ihren Widerstand auf und begräbt den Jungen unter sich.
Der Tod kommt kopfschüttelnd näher. »Verdammt, was ist denn los mit dir?« Keuchend macht er sich daran, einen Bestandteil der Wand nach dem anderen fort zu schaffen. Nach geraumer Zeit erkennt er schließlich das Gesicht des Jungen, der nur mit geschlossenen Augen da liegt. Die Brille ist komplett verbogen, Steinbrösel hängen in seinem Haar und Staub bedeckt die Haut. Die bleichen Hände der Gestalt packen den Körper und ziehen ihn vollends aus dem Gefängnis heraus. Sachte setzt er ihn wieder ab. Der Junge kippt sofort zur Seite um und bleibt liegen, wie er gerade ist. Grinsend setzt sich der Tod daneben. Mit einem Schnippen erscheint eine Pfeife in seiner Hand. Genüsslich zieht er daran, haucht den Rauch hinaus.
»Lass mich auch mal.«
»Bitte sehr.« Er reicht der Gestalt am Boden das kleine hölzerne Ding. Der Junge richtet sich einigermaßen auf und inhaliert den Rauch, um mit einem weit fröhlicherem Gesicht in den Himmel zu blicken. »Verdammt, was für ein Tag...«
»Was machst du überhaupt hier, mitten in der Nacht?« Der Tod blickt ihn neugierig an. »Ich meine, du bist hier herumgehüpft wie ein Irrer in der Gummizelle!«
»Ja. War wohl auch irre.« Er kratzt sich ein wenig nachdenklich am Kopf. »Weiß selbst nicht so recht... sie erinnert mich an Eluvîn.«
»Wer? Das Mädchen?!«
»Wer denn sonst, du Holzkopf! Natürlich Charlie!«
»Aber -« Der Tod hebt eine der in den nächsten Sekunden wachsenden Augenbrauen. »Du kennst ja schon ihren Namen!«
Der Junge wird knallrot. »Ja und?!«
»Oh, nichts. Ich frage mich nur, warum du vor ihr weg rennst, wenn sie dich doch so sehr an deine Liebe erinnert.«
»Das geht dich nichts an.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, wendet sich der Junge von seinem Freund ab. Dieser lacht nur laut auf. »Du liebst sie, nicht wahr? Hast aber Angst, es ihr zu sagen?«
»Nein. Sie hat mich angeschaut.«
»Ähm... nun ja.« Der Tod betrachtet den Jungen mit einem Blick, als habe dieser tatsächlich den Verstand verloren. »Das passiert nun mal, wenn man sich gegenüber steht.«
»Sie hat mich angeschaut, als wüsste sie über den Vorfall mit Eluvîn Bescheid. Als wüsste sie, dass ich sie mochte. Als wüsste sie, was ich bin.«
Die schwarze Gestalt legt dem Jugendlichen eine Hand auf die Schulter. »Mein Junge, du solltest dich in psychiatrische Behandlung begeben. Dein geistiger Zustand gibt mir Grund zum Sorgen.«
»Ach, halt doch die Schnauze!« Der Junge schlägt nach ihm, doch er grinst dabei breit. Von einem Moment auf den anderen ist das Lächeln wie weggewischt. »Ich meine es ernst. Sie weiß Bescheid.«
»Sie hat sich Sorgen um dich gemacht, mehr nicht.« Der Tod lächelt ihm aufmunternd zu. »Du solltest zu ihr zurück gehen, dann siehst du es ja selbst.«
»Nein. Ich kann nicht zu ihr zurück. Sie... erinnert mich zu sehr an Eluvîn.« Der Junge schaut wieder in den Himmel. »Ich könnte keinen Tag mit diesem Mädchen verbringen, ohne an ihrem Tod erinnert zu werden. Und das tut verdammt weh.«
»Kann ich nicht nachfühlen. Schmerzen sind mir unbekannt.« Lachend steht der Tod auf. »Sorry, mein Kumpel, aber ich muss los.« Er reicht ihm noch ein letztes Mal die Hand. Mit einem Lächeln auf dem Schädel setzt er hinterher: »Sie macht sich Sorgen. Mehr nicht. Und wer sich um dich Sorgen macht, der mag dich. Vergiss das nicht.«
Wind kommt auf, und im nächsten Moment schwebt der Tod, getragen von einer rosafarbenen Wolke, hinfort.
Der Junge schaut ihm kurz nach. Dann grinst er breit. »Du siehst bescheuert aus, weißt du das?«
Die Antwort kommt nur leise. »Lass mich doch auch mal was Neues probieren! Jesus hat damals mit der Nummer einen Haufen Respekt eingeheimst, wer sagt, dass es heute nicht auch noch klappt!« Laut grölend wird der Tod und seine Wolke immer kleiner, bis er gänzlich in dem Nachthimmel verschwunden ist.
Der Junge bleibt auf dem Dach stehend zurück, blickt noch lange zu den Sternen hinauf. Schließlich steckt er seine Hände in die Tasche. Ein leichter Wind umweht ihn, treibt den Geruch von gebratenem Fleisch in seine Nase.
Mit einer steifen Miene geht er im Lichte des Mondes zum Rand des Daches.
Und springt hinunter.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wendung

Die Nacht ist schon längst hereingebrochen. Ein paar Ratten krabbeln und kratzen über die Steine, immer auf der Suche nach etwas Fressbarem. Sogar eine Eule lässt sich in dem heruntergekommenen Ort sehen. Sie betrachtet die kleinen Tierchen genau und schwingt sich anschließend wieder in den Himmel.
Charlie sitzt da. Und starrt Löcher in die Luft.
Wo rennt dieser Trottel nur rum?
Ihr Kopf wendet sich hin und her und schaut die kleine Straße, welche an ihrem neuem Domizil vorbei führt, entlang.
Andererseits... warum mache ich mir um ihn überhaupt Sorgen? Er wird sich ja hoffentlich um sich selbst kümmern können.
Die Eule schreit lange und klagend auf.
»Verdammt...« Brummelnd steht das Mädchen auf und geht die Treppe wieder hinauf. In der Wohnung betritt sie sogleich das Zimmer mit dem Bett, um sich seufzend darauf nieder zu lassen. Sie verschränkt ihre Arme hinter dem Kopf und blickt die graue und trostlose Decke an.
Was er wohl grad macht? Vielleicht sucht er ja das Haus und findet es nicht... Nein, er wohnt hier ja schon ´ne ganze Weile. Daran kann´s nicht liegen.
Ihre Augen schließen sich. Schwärze umgibt sie, nur durchbrochen von kleinen grünen und gelben Lichtflecken, die einmal nach rechts, dann nach links, oben oder unten tanzen.
Vielleicht haben sie ihn ja erwischt. Nein, dann hätte ich die Gewehrschüsse gehört...
Sie reißt sich von dem lustigen Schauspiel fort und öffnet die Lider, um sich in der fast vollkommenen Dunkelheit umzuschauen.
Wo bleibt der Kerl?!
Schritte.
Sie lächelt leicht. »Kommst du auch mal?«
Die Geräusche verstummen abrupt.
Unsicher steht das Mädchen auf, geht in Richtung Flur. »Hallo?« Wie hieß er noch gleich? Irgend was mit 'S'...
Ein Knurren, wie ein kleiner Hund, dem man seinen Lieblingsknochen klauen wollte.
Erschrocken macht Charlie einen Schritt zurück. »Wer ist da? Was ist da?!«
»Wieso bist du noch immer hier?« Die Stimme ist schneidend und kalt, hat keinerlei Wärme in sich. Und trifft ihr mitten ins Herz.
»Hey... du hast mich erschreckt.« Sie zittert noch immer leicht, ihre Augen huschen im Gang auf und ab. Doch so sehr sie sich auch anstrengt, sie kann den Jungen nicht entdecken.
»Ich habe dich etwas gefragt.« Die Worte sind so laut, als stände er direkt neben ihr. Charlie wirbelt mit weit aufgerissenen Augen herum.
Finsternis erstreckt sich vor ihr, nichts anderes.
Sie fährt sich mit den Händen übers Gesicht. »Wo bist du?«
»Verschwinde!« Er klingt verärgert, fast so, als hätte sie ihm etwas angetan, das unverzeihbar sei. Na ja, ich habe versucht, ihn zu töten... Trotz regt sich in dem Mädchen, es stemmt ihre Hände in die Hüften. »Vergiss es. Ich wohne hier.«
»Seit wann das denn?«
»Seit ungefähr einem Tag.«
»Willst du mich verarschen oder so?« Seine Gestalt schält sich aus der Schwärze, er schaut sie finster an. Das Mädchen hingegen grinst bloß breit zurück. »Endlich sehe ich dich mal...« Sie mustert ihn eingehend. »Sag mal, bist du gegen eine Wand gerannt oder so? Du blutest ganz schlimm am Kopf.«
»Was denn, jetzt willst du mich auch noch bemuttern?« Er macht einen drohenden Schritt auf sie zu. »Verzieh dich. Sofort.«
Sie legt ihren Kopf schief, blickt ihn überlegend an. Nach einem Moment antwortet sie: »Weißt du, was? Mir gefällt´s hier zu gut. Schönes Plätzchen, dass du da hast. Sicher vor der Armee. Ich glaube, ich bleib hier für immer.«
Er kommt noch näher heran. »Ich habe gesagt, du sollst -«
»Was du sagst, ist mir schnurz.« Sie dreht sich einfach um und lässt ihn stehen wie einen begossenen Pudel. Der Junge starrt ihr hinterher, dann knurrt er wieder wie ein alter Köter. »Verdammt, was willst du überhaupt von mir?!«
Ihre Stimme klingt ein wenig gedämpft aus dem Raum heraus. »Von dir? Gar nichts. Aber dein Bett ist so schön weich, ich bleibe hier noch ein bisschen. Was sind das eigentlich alles für Federn hier? Die liegen im ganzen Haus herum...«
Er fährt sich kurz durch´s Haar, dann folgt er Charlie und findet sie in der Decke eingekuschelt vor. »Würdest du nicht mal glauben, wenn ich´s dir sage.«
»Red nicht so viel, einfach raus damit.« Sie grinst ihn breit an. »Ich möchte alles wissen, immerhin geht´s um mein neues Zuhause.«
»Die sind von mir.«
»Von... dir?« Ein wenig verwundert steht sie auf und geht ein Mal um ihn herum. »Ich sehe aber nirgends Federn... wachsen die dir an den intimen Stellen?« Sie steht wieder direkt vor ihm, ihre Augen blitzen belustigt auf. Er erwidert den Blick ohne ein Lächeln. »Nein. An Stellen, die du niemals vermuten würdest.«
»Ah ja. Und wo sind die?«
»Verlass einfach mein Haus.«
»Ich habe doch schon gesagt, dass ich -«
Seine Hand schießt nach vorne, packt ihren Hals und hebt sie hoch. Entsetzt baumelt sie in der Luft, kratzt verzweifelt an seiner Haut herum. Doch sein Griff lockert sich nicht etwa, er drückt noch fester zu. Seine Augen bohren sich geradezu in ihre. »Ich habe gesagt, du sollst verschwinden! Wie lange willst du meine Geduld noch strapazieren?«
Einige abgehackte Worte dringen aus ihrem Mund. Ihr Gesicht läuft bereits bläulich an. »Runter... Luft...«
»Haust du ab? Nick einfach.«
Ihr Fuß trifft ihm direkt zwischen die Beine. Keuchend geht er zu Boden, Charlie landet direkt neben ihm, würgt und schnappt nach Luft. »Du verdammtes Arschloch!« Sie flüstert leise, fasst sich vorsichtig an den Hals. Kleine Würgemale haben sich gebildet. Sie läuft vor Zorn geradezu rot an. Sofort sitzt sie auf dem Bauch des Jungen und schlägt ihm mitten ins Gesicht. »Du verrückter Penner! Willst du mich etwa umbringen?! Dann nimm den hier!« Ihre Faust trifft erneut seinen Kopf und kracht frontal gegen seinen Kiefer. Aufschreiend wackelt das Mädchen mit ihrer Hand. »Verdammt, was hast du bitte für Knochen?!«
Ein Schlag in den Magen raubt ihr alle Luft. Sie krümmt sich zusammen, gleitet langsam zur Seite und bleibt erneut nach Luft schnappend am Boden. Schwer atmend steht der Junge auf, packt sie am Kragen und zieht sie mühelos hoch. »Ich hatte gesagt, du sollst dich verzieh´n! Wieso tust du es nicht einfach?!«
Sie lächelt leicht. »Vielleicht, weil ich weiß, wer du bist?«
»Ach ja? Wer bin ich denn?«
»Der Hacker, der das halbe Raketenarsenal der USA abgeschossen und in der Wüste hat landen lassen.«
Wieder entfahren ihm die animalischen Laute. »Woher weißt du das?«
»Habe bloß geraten.« Sie lacht leise, verstummt jedoch sofort, als sie hart auf den Beton fällt. Langsam schaut sie zu dem Jungen auf, der sie beinahe hasserfüllt anstarrt.
»Darf ich dich was fragen?«
»Nein.«
»Was hast du gegen mich?«
Stille.
»Nichts.«
»Nichts?« Sie hustet, steht dabei auf. Zuckt zusammen, als Schmerzen durch ihren Bauch jagen. »Wieso haust du mir dann eine rein?! Wieso willst du plötzlich, dass ich abhaue?!«
Er wendet sich von ihr ab. »Verzieh dich einfach, Eluvîn.«
»Elu... wer?« Charlie schaut ihn verwirrt an.
Er bleibt noch einen Moment stehen.
Dann geht er einfach zurück in den Gang. Verschwindet in der Dunkelheit.
Einen Moment später sind die Geräusche der nackten platschenden Füße verstummt. Stattdessen hört Charlie ein leises Schniefen. Vorsichtig geht sie auf den Durchgang zu, spitzt um die Ecke.
Er lehnt an der kalten Wand. Hat seine Arme um sich geschlungen. Und weint leise.
Ein Gefühl, dass sie schon lange nicht mehr verspürt hatte, macht sich in Charlie breit.
Mitleid.
Langsam kommt sie auf ihn zu, legt ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Ihre Stimme ist ruhig und freundlich, sogar ihre Augen haben einen warmen Ausdruck angenommen. »Was ist los?«
»Lass mich.«
»Nein.« Sie geht noch näher an ihn heran. »Für wen hast du mich gehalten? Diese... Eluvîn. Wer ist das?«
Der Junge zieht geräuschvoll die Nase hoch. »Eine Freundin.«
»Deine Freundin?«
Er nickt leicht.
»Was ist mit ihr?«
Ein kläglicher Laut, wie ein Hund, dem Schläge angedroht werden, dann bricht er wieder in Tränen aus. Das Mädchen ist um ihn herumgegangen und beobachtet ein wenig ratlos, wie ein Tropfen nach dem anderen auf den Boden aufprallen und sich dort zu einer kleinen Pfütze ansammeln. »Warst du so wütend auf sie, dass du sie gleich umbringen wolltest?«
»Ja, verdammt!« Er schreit sie an, voller Wut, voller Zorn. Voller Trauer. Seine Augen sind rot gerändert und sehen aus, als würden sie brennen.
Charlie blickt nur lächelnd zurück. »Ich bin aber nicht sie. Ich bin wer anders.«
»Das glaubst du.«
»Was heißt hier, das glaube ich? Ich weiß es. Bin schließlich nicht blöde.«
Der Junge schluckt die letzten Tränen hinunter. »Darüber lässt sich eindeutig streiten.«
Sie grinst ihn an. »Wenigstens hast du deinen Humor behalten. Sehe ich ihr denn wirklich so ähnlich?«
»Könntest glatt ihre Zwillingsschwester sein.«
»Aber du weißt, dass ich nicht sie bin.«
»Bin mir da nicht so sicher. Du hast zu viel mit ihr gemeinsam.«
»Was denn zum Beispiel?« Sie schaut ihn interessiert an, legt wieder ihren Kopf schief.
»Du haust zu wie sie. Legst dauernd deinen Schädel schräg. Und bereitest mir nichts als Ärger und Kummer.«
»Und wieso weinst du dann?«
Er wendet sich wieder von ihr ab, geht zurück ins Zimmer. »Weil ich sie liebte«, flüstert er noch.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
coole geschichte, auch wenn ich den anfang besser fand. Da war mehr Humor.
das ist echt gut. mach weiter so!

top.gif
 
Der Humor kann nicht die ganze Zeit erhalten werden und muss halt irgendwann in den Sarkasmus und Ironie übergehen, Tergenna. Aber ich schätze, das wird die Geschichte nicht großartig schlechter machen...
wink.gif


___________________________________________________________________

»Oh...« Sie kratzt sich ein wenig verlegen am Kopf. »Du warst in sie verliebt und wolltest sie umbringen?«
»Was dagegen?« Seine Stimme dringt ein wenig gedämpft aus dem Raum.
»Nein, nein! Überhaupt nicht...« Ihre Stirn legt sich in Falten. Umbringen wollte er mich ja schon. Mann, hoffentlich hat sich der Trottel nicht auch noch in mich verguckt...
»Das habe ich gehört.«
»Ich habe nichts gesagt.«
»Nicht? Hm. Egal, ich habe es trotzdem gehört.«
Nun ist Charlie vollkommen verwirrt. »Wie willst du etwas hören, wenn ich nichts sage?«
»Vergiss es. Ist zu hoch für dich.«
»Ah ja?« Wieder regt sich der Trotz in ihr. Sie geht ihm direkt hinterher und entdeckt ihn im Bett. Er hat ihr den Rücken zugewandt. »Hey, verschwinde da gefälligst! Das ist meins!«
»Ich bleib hier drin, so lange, wie´s mir passt, kapiert?« Seine Stimme ist wieder ein wenig fester geworden.
»Und wo soll ich bitte schlafen?«
»Selber schuld, wenn du bei mir einziehen musst. Ich habe nur das eine Bett hier, und das behalte ich.«
Charlie stampft mit dem Fuß auf den Boden. »Aber ich bin ein Mädchen!«
»Und ich bin ein Junge, klug erkannt. IQ von 5, würde ich schätzen.«
»Oh Mann! Jungs!« Sie schaut ihn beleidigt und auch ein wenig wütend an. »Hast du überhaupt kein Feingefühl? Kein Wunder, dass dich diese Elu... Elu... Elu-irgendwas nicht leiden konnte!«
»Na und? Kannst du doch auch nicht. Ist ja alles im Lot.«
»Argh! Ich halte das einfach nicht aus!«
»Du solltest lieber nicht so vor Zorn rauchen, ich glaube, die Feuermelder funktionieren noch. Und jetzt Ruhe, ich will schlafen.«
Einen Augenblick lang sieht es so aus, als wolle das Mädchen gleich auf den Jungen losgehen, doch im letzten Moment überlegt sie es sich anders. »Na gut. Wie du willst.«
Er rollt sich auf dem Bett herum und schaut sie gelangweilt an. Die Tränen sind verschwunden, die Augen nicht mehr gerändert. Aber vielleicht irrte sich Charlie auch bloß. In der Dunkelheit konnte sie fast nichts erkennen.
»Was will ich denn?« Seine Stimme hat nun vollkommen ihr Zittern verloren. Soweit Charlie sein Gesicht erkennen kann, lässt nichts mehr darauf schließen, dass er gerade eben noch geweint hat. »Dich sicherlich nicht.«
»Dumm für dich.« Bevor er begreift, was gerade geschieht, ist sie schon zu ihm unter die Decke geschlüpft. Ihr Gesicht ist vielleicht ein paar Zentimeter von seinem entfernt, und so ist es ihm unmöglich, das ebenso siegessichere wie fiese Grinsen zu übersehen. »Na, was willst du jetzt machen?«
Grummelnd packt er die Decke, zieht sie rasch zu sich hinüber und dreht sich um. »Dich in der Kälte verrecken lassen.«
»Hey!« Sie schlägt ihm auf den Rücken, doch er lässt sich davon nicht im Geringsten stören. »Was soll das?! Rück gefälligst was von der Decke raus!«
»Das ist meine Decke, klar soweit?«
»Nein, nicht klar!« Sie haut noch einmal zu.
Und trifft etwas Weiches, Flauschiges.
»Aua!« Der Junge dreht sich sofort herum. »Was soll das?!«
»Was war das?«
»Nichts, was dich etwas anginge! Also lass mir endlich meine Ruhe!«
Ihr Mund verzieht sich wieder zu einem selbstgefälligem Grinsen, ihre Augen blicken ihn interessiert an. »Dann dreh dich doch um, wenn´s dir nicht passt.«
»Worauf du einen lassen kannst!« Sofort wendet er sich wieder von dem Mädchen ab und brummelt noch ein wenig vor sich hin wie ein alter Bär.
»Au!«
Charlie´s Augen weiten sich.
Sie hält eine lange weiße Feder in der Hand.
»Was, in Gottes Namen, ist das??«
»Verdammt, du hast mir ´ne Feder aus dem Flügel gezogen! Ich sollte dich -«
Er verstummt sofort, als er ihr Gesicht sieht. »Ähm... was habe ich gerade gesagt? Das, äh... war bloß... ein blöder Scherz?«
»Du hast Flügel??«
»Lass mich einfach in Ruhe schlafen. Viel zu anstrengender Tag heute.« Wieder dreht er sich um, doch diesmal schaut der Junge beinahe verzweifelt aus.
Das Mädchen hingegen tastet in der Luft herum, bis sie schließlich gefunden hat, was sie sucht. Das weiche unsichtbare Ding, dem sie eben eine Feder entwendet hatte. Staunend fährt sie ihm entlang und endet erst am Rücken des Jungen.
»Könntest du mal damit aufhören? Das kitzelt.«
»Oh! Entschuldigung!« Sie zieht sofort ihre Hand zurück. »Es ist nur... na ja, wie soll ich das sagen? Es ist das erste Mal, dass mir so was passiert.«
»Wundert mich nicht.« Seine Stimme klingt gedämpft, fast so, als hätte er sein Gesicht im Kissen vergraben. »Scheisse, wieso verplapper ich mich nur regelmäßig...«
»Bist du... ein Engel?«
»Was glaubst du, warum ich überhaupt noch lebe?«
»Ich liege... neben einem Engel?«
»Nein, neben dem Teufel.« Er seufzt leise. »Natürlich neben einem Engel. Kann ich jetzt schlafen?«
»Wieso sehe ich deine Flügel nicht?«
»Ich will schlafen!«
»Wieso sehe ich deine Flügel nicht?!« Ihre Stimme hat einen Klang angenommen, der dem Jungen klar macht, dass er erst seine Ruhe bekommt, wenn ihr Wissenshunger befriedigt ist.
»Meine Güte!« Ein kurzes Flimmern erstrahlt, dann erblickt Charlie zwei prachtvolle, vollkommen weiße Schwingen, die eng am Rücken des Jungen anliegen. »Zufrieden? Kann ich jetzt endlich schlafen?«
»Äh... natürlich. Klar.« Sie schaut ihn noch immer ein wenig fassungslos an, schafft es jedoch tatsächlich, sich von ihm abzuwenden und sich mehr schlecht als recht in die Matratze zu kuscheln. Und trotz der Kälte und vor allem ihrer Entdeckung schläft sie kurze Zeit darauf tief und fest.
 
mehr mehr mehr
smile.gif
extrem geil will wissen wies weitergeht^^ du machst das echt super immer wieder wendungen sehr sehr gut muss ich zugeben ... bin auch schon sehr gespannt wies endet^^ lg arthi
 
Das war wieder mehr nach meinem geschmack.
weiter so.
top.gif
 
*****

Der Junge wacht auf, einfach so. Zumindest glaubt er das.
Noch immer herrscht tiefe Dunkelheit.
Langsam dreht er sich zu dem Mädchen um.
Sie zittert leicht.
»Verdammt, die wird mir noch krank...«
Sofort hält er den Mund, als er hört, wie sie leise etwas vor sich hin murmelt. Es hört sich verdächtig nach 'Flügel' und 'bescheuert' an.
Leise seufzend legt er sich wieder hin.

*****

Die Sonne scheint bereits durch das Fenster, als Charlie endlich aufwacht. Doch obwohl sie weiß, dass sie sich nun wieder in der Wirklichkeit befindet, öffnet sie ihre Augen nicht.
»Ich habe von einem Engel geträumt...« Ein Lächeln huscht über ihre Züge. »Der und ein Engel. Meine Güte, was habe ich getrunken?«
Sie schlägt ihre Augen auf.
Und blickt direkt in sein Gesicht. Sein gleichmäßiger Atem streicht ihr sanft über die Haut. Der Kerl pennt also noch immer. Sie muss unwillkürlich breit grinsen. Und er ist ein stinknormaler Junge. Und ein Arsch dazu.
Dann wird ihr erst die Wärme gewahr, die sie durchflutet.
Ihr Arm streift etwas, was daraufhin leise rascheln. Verwundert blickt sie um sich.
Die beiden Flügel hatten sich um sie gelegt.
Ich... träume also noch. Und wozu brauche ich überhaupt noch eine Decke? Vorsichtig berührte sie eine einzelne Feder. Die Dinger sind um einiges wärmer...
Zufrieden lächelnd rutscht sie noch ein wenig näher an den Jungen heran und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke«, haucht sie in sein Ohr. Dann schmiegt sie sich vollkommen an ihn.
Sein Mund verzieht sich zu einem Schmunzeln.
 
Deine Geschichte ist einfach nur genial.

Habe sie heute entdeckt und gleich in einem Ruck durchgelesen. Du schreibst einfach toll und manchmal ärgert man sich mit wie Naiv doch Senjin manchmal ist. Einfach toll!

Ich hoffe da kommt noch mehr
top.gif


Ein großes Lob von mir,

Aragoxx
 
Ähm... der heißt 'Sandji', nicht 'Senjin'. Junge, wir sind nicht bei WoW!
biggrin.gif

___________________________________________________________________

Überraschung

Ein kleiner zersauster Vogel landet flatternd in dem offenen Fenster und betrachtet neugierig die völlig unbekannte Umgebung. Die schwarzen Knopfaugen huschen in jede Ecke, bis sie das Bett entdecken. Zusammen mit dem darauf liegenden Mädchen, das sich fest an den Jungen gekuschelt hat.
Leise zwitschernd hüpfte das Vögelchen auf den Boden und näherte sich dem Bett, um mit einiger Anstrengung und kräftigen Flügelschlagen auf der hölzernen Kante zu landen. Es legt den Kopf schief, betrachtet die langen weißen Flügel, die schützend über dem Mädchen liegen, sie umhüllen.
Und pickt hinein.
»Au!«
Sofort flattert der Vogel laut aufkreischend davon und verschwindet durch das Fenster. Ein wenig schlaftrunken schaut ihm der Junge hinterher, bis er bemerkt, dass sich auch das Mädchen rührt. Leise murmelnd öffnet sie die Augen.
Und ist mit einem Schlag hellwach, nachdem sie die leise raschelnden Flügel entdeckt hat.
»AAAAAH!« Wie verrückt schlägt sie um sich, reißt an den Federn herum. Der Junge schreit schmerzerfüllt auf. »Hey, was soll das?! Hör gefälligst -«
Ein Tritt in den Magen lässt ihn abrupt verstummen und stattdessen nach Luft ringen. Währenddessen rollt sich Charlie aus dem Bett und liegt nun mit schreckgeweiteten Augen auf dem Boden. So schnell sie nur kann, rappelt sie sich auf und hastet in die andere Hälfte des Raumes, möglichst weit weg von dem Jungen, wo sie sich mit dem Rücken gegen die Wand presst. Der Junge hat sich endlich wieder einigermaßen erholt und sieht das Mädchen verwirrt an. »Was glotzt du so?«
»Du... du... hast Flügel!«
»Das war´s?! Deshalb trittst du mir in den Bauch?!«
»Wieso hast du Flügel?!«
»Hatten wir das nicht gestern erst?«
»Mo... moment mal.« Um Fassung ringend, fährt sie sich durch´s Haar. Ihre Augen wenden sich keine Sekunde von den riesigen Schwingen ab. »Das gestern... war... kein Traum?«
»Du bist bekloppt, oder?«
»Bist du ein Freak?«
»Ein Freak?!« Seine Stimme klingt gekränkt. »Nein, natürlich nicht! Na ja, wobei...«
»Du... du... du...«
Behutsam steht der Junge auf und geht langsam auf das Mädchen zu. »Ich habe zwar keinerlei Ahnung, was mit dir los ist, aber ich will dir nichts tun. Klar?«
»Du... du...«
»Was ist mit mir?«
»Du...«
»Was ist überhaupt mit dir?«
»Du bist ein Engel?«
»Nein, ich bin ein Arsch mit Flügeln, weißt du?« Er verdreht theatralisch die Augen. »Natürlich bin ich ein Engel!«
»Das...« Ihre Augenlider flattern, dann geben ihre Beine nach und sie fällt gegen ihn. Völlig überrumpelt knallt er hart auf den Beton, alle Luft weicht aus seinem Körper. Schmerzen zucken durch seinen Rücken, sein Herz hämmert ihm gegen die Brust. Und auf ihm liegt das in Ohnmacht gefallene Mädchen.
Ächzend setzt er sich auf. Mann, was für ein beschissener Morgen... kann ja nicht mehr schlimmer kommen.
»Oh, natürlich kann es das.«
Ein lauter Seufzer entfährt dem Jungen. Als er aufschaut, steht ein alter Bekannter vor ihm. »Tod, was willst du schon wieder hier? Spannst wohl ein wenig, was?«
Das bleiche Gerippe grinst breit. »Wenn, dann sicherlich nicht bei dir. Nun, Scherz beiseite. Ich bin geschäftlich hier.«
»Ah ja? Inwiefern?«
»Insofern, dass ich ein junges Mädchen mit dem Namen Charlie abholen soll.«
 
Oh, entschuldige
blush.gif
war wohl doch in bisschen zu spät. Aber Danke für den nächsten Teil.
Wieder einsame Spitze!
top.gif


Gruß,

Ara
 
»Wie bitte?!« Der Junge reißt seinen Kopf herum und betrachtet erst jetzt das Skelett, das ihn mit einem schiefen Lächeln anschaut. »Na ja, du kennst das doch... schwaches Herz und solche Dinge.«
Seine Hand fährt rasch auf die Brust des Mädchens, dann atmet der Junge erleichtert auf. »Ihr Herz klopft noch...« Einen Moment später fällt ihm auf, was er gerade tut, und mit hochrotem Kopf zieht er seine Hand wieder zurück.
»Oh, tatsächlich? Dieser Umstand lässt sich schnell beheben...«
Entgeistert starrt der Junge seinen alten Freund an. »Du... machst einen Scherz. Los, gib´s zu!«
»Du kennst mich lange genug. In solchen Dingen scherze ich nicht.«
»Dann verzieh dich!« Zornig springt der Junge auf und zieht dabei Charlie mit auf die Beine. »Sie ist nicht tot! Sie lebt!«
»Nicht mehr lange. Hörst du, wie ihr Atem immer schneller geht?« Lächelnd beobachtet der Tod, wie der Junge plötzlich ganz still wird und lauscht.
»Verarsch mich nicht!«
»Dann schau halt mal ihren Bauch an. Der hebt und senkt sich immer schneller. Gib´s einfach auf, die macht´s nicht mehr lange. Du kannst dir doch ´ne Neue suchen...«
»Halt die Schnauze!« Er schreit ihm die Wörter entgegen, als könnte er damit etwas ausrichten. Eine erste Träne rollt dem Jungen die Wange hinunter. »Sie lebt noch! Und sie wird nicht sterben! Sie muss nicht sterben!«
»Oh, na klar!« Lachend kommt das Skelett mit wehendem Mantel näher. »Und wer sagt das?«
Der Junge macht einen Schritt zurück, zieht den Körper des Mädchens mit sich. Mit ruhiger und fester Stimme erwidert er: »Ich. Ich sage das. Und du kannst mir helfen.«
»Oh nein, mein Freund. Ich kann dir verflucht noch mal nicht helfen.«
»Natürlich kannst du! Du kannst sie einfach -«
»Nein, ich kann sie nicht einfach leben lassen! Ich kann sie auch nicht entkommen lassen! Schon alleine, weil das mein Ego nicht mitmachen würde! Bisher ist mir noch keiner entwischt, und die da«, er zeigt mit einem langen knöchernen Finger auf Charlie, »wird sicher nicht die Erste sein, der das gelingt!«
»Aber -«
»Lass sie einfach in Ruhe sterben, okay? So sparst du mir einen Haufen Nerven. Außerdem hat der Teufel anscheinend noch eine Rechnung mit dir offen. Er hat irgendwas geschwafelt von wegen Tätowierungen... keine Ahnung, jedenfalls ist er ziemlich sauer auf dich. Und deshalb hat er sie auserkoren, drauf zu geh´n. Grausam, wie er ist, auch noch wegen dir. Immerhin ist es ja eine Art Schock. Jetzt lass sie hier und -«
»Deine Nerven sind mir so was von egal! Und dem Teufel kannst du sagen, dass ich ihm in den Allerwertesten treten werde, wenn er mir auch nur ein einziges Mal begegnen sollte!« Wieder kommt die Wut in dem Jungen hoch. Voller Zorn sieht er seinen Gegenüber an, brüllt lautstark herum. »Du kannst mich mal! Und sie wird leben!«
Der Tod schaut ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. »Moment mal! Du wirst doch nicht -«
Der Junge schlingt seinen Arm um den Körper des Mädchens, dann dreht er sich um und rennt los. Mit einem weiten Sprung fliegt er durch das Fenster und breitet seine Schwingen aus.
»Sandji! Du weißt genauso gut wie ich, dass du nicht abhauen kannst!« Der Tod erscheint an der Öffnung, setzt bereits einen Fuß auf das Fensterbrett, das nur aus hartem Stein besteht. »Du weißt, dass ich schneller bin -«
Vorsichtig landet der Junge auf einem angrenzenden Dach und dreht sich um. Charlie hängt schlaff in seinem Arm. In der anderen Hand erkennt der Tod eine kleine Fernbedienung. Ein fieses Grinsen ziert das Gesicht des Engels. »Und du weißt nicht, dass im Computer-Gehäuse zwei Kilo TNT versteckt sind. Falls mal die Army vorbeischauen sollte.«
Der Tod wirbelt herum und betrachtet entsetzt das Gebilde aus dünnem Blech, welches nicht einmal einen Meter von ihm entfernt steht. »Was?! Du verarschst mich!«
»Bye, bye, Tod. Ich komm auch zu deiner Beerdigung.« Der Junge drückt einen der vielen bunten Knöpfe.
Ein Ohren zerfetzender Knall lässt die Stille zerplatzen. Das gesamte Haus vibriert, die erste Etage ist gänzlich zerfetzt worden. Steine fliegen durch die Luft, treffen benachbarte Häuser und schlagen Löcher in die ohnehin halb eingefallenen Wände. Auch das Untergeschoss hat an seiner Tragfähigkeit eingebüßt und knirscht leise, dann immer lauter, bis es schließlich in sich zusammen fällt und von dem Gebäude nichts als Trümmer und eine riesige Staubwolke übrig bleibt.
Seufzend wirft der Junge das kleine graue Kästchen weg.
»Sag mal, bist du komplett durchgedreht?!«
Ein bleicher Schädel liegt gleich neben dem Jungen. Dieser grinst die Überbleibsel des Todes an. »Du solltest dich sehen. Alles andere als würdevoll. Eher kopflos.«
»Deine saudoofen Witze werden dir noch Leid tun! Verdammt leid! Du wirst... hey... was machst du da? Nein! Wehe, du -«
Der Junge holt aus und tritt kräftig gegen den Schädel. Schweigend beobachtet er, wie das weiße Gebilde in die Luft fliegt und bald darauf, ein ganzes Stück weiter weg, zwischen den Häusern niedergeht.
Sein Arm schlingt sich noch ein wenig fester um Charlie´s Taille, dann breiten sich die weißen Schwingen aus. Mit einigen kräftigen Schlägen erhebt er sich in den Himmel und fliegt davon.
 
Langsam wird der aber schon ein bisschen größenwahnsinnig... den Tod zu zerfetzen.
Aber trotzdem cool
top.gif
 
echt genial deine geschichten
top.gif


aber leider zieht es sich seit dem tod von seiner freundinn ziemlich...

an deiner stelle würd ich es nciht mehr so lang machen ^^

mfg.bandos
biggrin.gif
 
echt genial deine geschichten
top.gif


aber leider zieht es sich seit dem tod von seiner freundinn ziemlich...

an deiner stelle würd ich es nciht mehr so lang machen ^^

mfg.bandos
biggrin.gif

Wie ich schon bei Ihrer/seiner anderen geschichte vermerkt habe:

Seid Ihr deppert man darf doch einem Autor net vorschreiben wie er/sie schreibt...des macht die Kreativität kaputt
biggrin.gif
biggrin.gif


Ich sage mal so lasst sie/ihn schreiben, wie sie/er es für richtich hält und die Story sind bis jetzt immer gut gewesen und i denke wenn sie/er ihren/seinen stil so weiter behält wird allet gut udn ihr werdet zufrieden sein

In diesem Sinne
clap.gif
clap.gif
clap.gif
clap.gif
clap.gif
clap.gif
@Al Fifino
 
und wieder ziehe ich meinen Hut vor dem grande Maiestro!!
also ich finds echt cool dass du meine geschichte bewertest und i hoff sie gefällt dir und vielleicht aber nur vielleicht wenn ich hart arbeite kann ich auch mal so tolle geschichten schreiben wie du!
du bist eine echte inspiration für mich Al Fifinio
WEITER SO!
clap.gif
clap.gif
clap.gif
clap.gif
 
Schöne Geschichte, gut geschrieben,
gefällt mir. Ich hoffe du schreibst sie
noch weiter!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
*comment*
´Türlich schreib ich weiter, was sollte ich sonst tun?
wink.gif


@Bandos: irgendwo hast Du schon recht... mal schauen, was man da machen kann.
biggrin.gif


_____


Verzweiflung

»Verdammte Kacke!«
Die Büchse knallt gegen die steinerne Wand und fällt scheppernd zu Boden. Erschrocken schlägt Charlie ihre Augen auf.
Sie liegt in einem notdürftig errichteten Bett. Die Matratze riecht, als sei sie schon einige Monate alt, und die Decke, die jemand über sie gelegt hatte, ist von Löchern übersät. Einige Federn scheinen nicht mehr an dem Platz zu sein, an dem sie sein sollten, und stechen ihr unangenehm in die Seite.
Vor sich sieht sie einen dreckigen grauen Fußboden, in dem einige kleine Krater hineingesprengt sind. Vorsichtig schaut sie auf.
Und erkennt den Jungen, der schwer atmend mit dem Rücken zu ihr steht. Seine weißen Schwingen sind eng an seinen Körper angelegt und reichen bis hinunter zum Boden, wo ein paar der Federn über den harten Beton streichen.
Gleichzeitig erkennt sie die schwarzen Spuren auf den ansonsten makellosen Flügeln.
»Verfluchte Scheiße!« Voller Zorn tritt der Junge wieder gegen die Büchse, die vor ihm liegt. Diesmal fliegt sie in einem hohen Bogen aus dem niedrigen Fenster direkt vor ihm. Charlie hält ihren Atem an. Erst viele Sekunden später kann sie den Aufprall hören.
Der Junge steht einsam im Raum. Doch nur einen Augenblick später geht er auf einen Balken zu, der mitten im Zimmer steht, und schlägt schreiend gegen ihn. Knirschend verbiegt sich das Holz, einzelne Späne fliegen in der Luft herum. Ein zweiter Schlag zertrümmert ihn vollkommen.
Der Kopf des Jungen wirbelt herum. Seine Augen suchen fieberhaft die Kammer ab und wendet sich schließlich einer nicht sehr stabil aussehenden Mauer zu, die den Raum und das, was hinter ihm ist, teilt. Mit zornigen Schritten geht er darauf zu und schlägt auf die Backsteine ein. Sie bieten weit mehr Widerstand als das Holz. Statt eines Knirschens hört man nur das dumpfe Hämmern der Faust gegen das Mauerwerk.
Charlie, die bis eben noch vollkommen still da gelegen hatte, richtet sich langsam auf. Verwirrt beobachtet sie den Jungen, wie er noch immer auf die Mauer einschlägt. Ein lautes Splittern ertönt. Einer der Steine fliegt heraus und hinterlässt eine kleine Lücke. Durch sie erkennt Charlie einen dunklen und verlassenen Flur. Überhaupt ist es recht dunkel in dem Zimmer, nur durch das winzig kleine Fenster dringen zaghaft einige Sonnenstrahlen herein.
Der Junge wirbelt herum, ist auf der Suche nach etwas anderem, das er in seiner Wut zerstören kann.
Und erblickt das Mädchen, dass verstört zurück schaut.
Einen Moment bleibt er stehen, dann wendet er sich um und stampft zum Flur, in dem er gleich darauf verschwindet. Charlie schaut ihm lange hinterher.
Ein lautes Krachen, dass sie zusammenzucken lässt, gefolgt von einem leisen Donnerhallen. Irgend etwas schweres ist gerade ziemlich tief gefallen.
Zögerlich steht sie auf, rückt ihr verdrecktes T-Shirt und ihre Jeans zurecht. Ihre nackten Füße patschen auf den kalten Boden. Vorsichtig folgt sie dem Jungen, nähert sich dem Durchgang und spickt um die Ecke.
Der Junge ist gerade dabei, einen stählernen Stuhl, den er aus einem der anderen Räume getragen hat, das Treppenhaus hinunter zu schmeißen. Krachend landet der Sitz auf den Stufen und poltert einige Etagen tiefer, bis er schließlich zerbeult und kaputt irgendwo liegen bleibt.
»Was... tust du da?« Sie wundert sich selbst darüber, wie leise ihre Stimme ist. Doch der Junge hat sie sofort gehört, denn der zweite Stuhl, den er eben dem gleichen Schicksal wie schon seinen Vorgängern ausliefern wollte, senkt sich langsam wieder zu Boden. Sein Kopf hebt sich, kurz schaut er Charlie an. Dann nimmt er den Stuhl in die Hand und geht ohne eine Antwort in einen der angrenzenden Räume.
Das Mädchen bleibt kurz stehen, bis sie langsam den Flur durchquert.
In dem Moment, als sie den Raum betreten will, fliegt der Stuhl hinaus und nur wenige Zentimeter an ihrem Kopf vorbei. Aufschreiend presst sie sich an die Wand. Das Gebilde rast gegen die Wand und prallt davon ab, um einige Meter tief zu fallen und als verbeultes Etwas liegen zu bleiben. Mit viel gutem Willen hätte es als modernes Kunstwerk durchgehen können.
Das Mädchen schluckt schwer, lugt am ganzen Leib zitternd um die Ecke. Der Junge steht gerade vor einer Wand und schaut sie mit zweifelndem Blick an, dann zieht er seinen Arm auf und lässt ihn krachend gegen die Mauer schnellen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schüttelt er gleich darauf seine Hand. Die Steine haben nicht einmal einen Kratzer abbekommen. Mit blitzenden Augen legt er seine andere Hand an die kalte Oberfläche.
Ein lauter Knall. Licht durchflutet den Raum und blendet Charlie. Aufschreiend hält sie sich ihre Hand vor die Augen. Beinahe sofort ist die Helligkeit wieder erloschen.
Langsam lässt sie ihre Hand sinken.
Ein Loch klafft in der Mauer, groß genug, um bequem in den nächsten Raum zu kommen. Der Junge ist bereits darin verschwunden.
 
Uuui, der ist aber gut drauf... Bin gespannt wie es weiter geht.
 
Voller Angst klammert sich Charlie an den Türrahmen. »Was machst du?!«
»Was ich mache?!« Die Antwort dröhnt ihr in den Ohren, so laut ist sie. Die Stimme des Jungen überschlägt sich. »Ich haue alles kaputt! Diese ganze verdammte Stadt soll brennen! Ich... ich bastle ´ne Atombombe und jag mich in die Luft!«
»Bist du verrückt?!« Schnell geht das Mädchen zu dem neu entstandenen Durchgang und zuckt dabei schmerzvoll zusammen. Ein kleines Steinchen hatte sich in ihren Fuß gebohrt. Endlich befindet sie sich bei dem Loch.
Der nächste Raum liegt bereits halb in Trümmern. Eine Granate oder etwas in der Art musste hier eingeschlagen haben. Den vielen Tischen nach zu urteilen war das hier mal ein Büro gewesen. Nun dienten die überlebenden Möbel dem Jungen als Dinge, die er nach Herzenslust zertrümmern konnte. Seine Faust fuhr auf eine Tischplatte nieder und durchbrach diese splitternd.
»Ich habe dich was gefragt!«
Er wirbelt herum. Charlie starrt ihn an, macht einen Schritt zurück.
Seine Augen leuchten rot und lodern wie ein Feuer. »Willst du was von mir? Willst du was von mir?!« Er kommt auf sie zu, schmeißt dabei einen im Weg stehenden Schreibtisch einfach zur Seite. Das Mädchen schaut ihn noch immer voller Schrecken an, weicht immer weiter zurück. Bis sie die Wand in ihrem Rücken spürt. Gehetzt sieht sie sich um und erblickt die Tür. Sofort spurtet sie los.
»Wo willst du denn hin?«
Charlie entfährt ein markerschütternder Schrei. Vor ihr steht der Junge, der sie aus ausdruckslosen Augen anstarrt.
»Dein verdammtes Gekreische kotzt mich an! Klar?!« Seine Hand schießt nach vorne, packt sie am Hals und drückt zu. Ihre Stimme erstickt sofort. Verzweifelt kratzt sie an seiner Haut, versucht, sich aus seinem Griff zu entwinden.
Ihr Fuß stößt nach oben.
Und wird von der zweiten Hand des Jungen gepackt.
»Das hast du schon einmal gemacht. Du solltest dir was Neues einfallen lassen.« Sein Gesicht ist so erbarmungslos und grausam wie die Stimme, die aus seinem Mund kommt.
Leise flüstert Charlie: »Lass... mich los.«
Eine seiner Augenbrauen heben sich. »Was? Ich verstehe dich nicht! Sprich gefälligst lauter! Gerade noch konntest du doch schreien wie sonst was!«
»Lass mich... los.«
»Was? Was soll ich? Dich los lassen? Hm. Nein, ich glaube nicht. Ich habe die Schnauze voll! Ich habe die Schnauze voll von diesem ganzen Mist! Ich will verflucht noch mal sterben! Ich will einfach nur tot sein! Ich habe die Hölle, Gott und die Army am Arsch!«
»Dann... lass mich... leben!«
»Du musst verdammt noch mal lauter sprechen!« Gespielt nähert er sich ihrem Gesicht, das allmählich blau anläuft. »Ich soll dich leben lassen?! Nachdem du mich umbringen wolltest?! Nachdem du mich als Freak bezeichnet hast?! Verdammt, ich weiß nicht mal, warum ich dich vor´m Tod gerettet habe! Ich hätte dich einfach verrecken lassen sollen!«
Ihre Hand nähert sich seinem Gesicht, streicht ihm sanft über die Wange.
»Bitte...«
Mit einem Mal ist er ganz still, wie versteinert, sagt kein einziges Wort mehr.
Dann verwandelt sich das leuchtende Rot seiner Augen in ein tiefes Schwarz, das am ehesten einem Loch ähnelt. Er drückt noch fester zu als vorher. »Vergiss es.«
»Hey, Sandji, du altes Arschloch! Ich habe noch was offen bei dir!«
Charlie landet unsanft auf dem Boden und ringt nach Luft. Der Junge ist herumgewirbelt und betrachtet nun abschätzend das Gerippe im schwarzen Mantel, welches vor ihm steht.
»Du mieser Sack hast mich... Moment mal...« Einen Augenblick lang betrachtet der Tod den Jungen eingehend, dann zieht er scharf die Luft ein. »Du bist bekloppt. Du bist total gaga, ist dir das klar?«
»Verzieh dich, oder ich breche dir jeden einzelnen Knochen, den du hast. Jeden.«
»Das sind aber verdammt viele...«
»Nicht mehr lange.«
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück