Al Fifino
Rare-Mob
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Blicke
Sein Atem geht flach, die Brust hebt und senkt sich rasend schnell. Die Beine wirbeln über den dreckigen und kantigen Boden. Schweiß läuft seiner Stirn hinunter.
Der Junge kann nicht mehr. Er weiß es, aber er will es nicht wahr haben. Stattdessen rennt er immer weiter, zwischen den Häuserruinen hindurch. Springt durch eines der Fenster rein und zur anderen Seite wieder heraus.
Plötzlich fegt er in die entgegengesetzte Richtung davon. Hüpft über eine Mauer hinweg. Und biegt scharf nach links ab.
Er läuft. Wohin, ist ihm egal. Er will fliehen.
Wie sie mich angeschaut hat... Er springt ab, landet an der Wand, drückt sich erneut ab und gelangt so zu einem Dach. Von dort aus rennt er weiter.
Ihr Blick... war so... voller Bosheit...
Er erklimmt den dritten Stock. Hüpft über eine der dunklen Häuserschluchten.
Nein. Keine Bosheit. Schuld.
»Hallo!«
Der Junge schreit auf, reißt seinen Kopf herum. Erblickt die Gestalt im schwarzem Umhang.
Und rennt gegen eine Mauer. Ein leises Knacken ertönt, dann fällt der Körper wie ein nasser Sack auf den staubigen Untergrund. Das Gebilde wackelt bedrohlich, der ohnehin bröckelige Putz knirscht laut. Dann gibt die Wand ihren Widerstand auf und begräbt den Jungen unter sich.
Der Tod kommt kopfschüttelnd näher. »Verdammt, was ist denn los mit dir?« Keuchend macht er sich daran, einen Bestandteil der Wand nach dem anderen fort zu schaffen. Nach geraumer Zeit erkennt er schließlich das Gesicht des Jungen, der nur mit geschlossenen Augen da liegt. Die Brille ist komplett verbogen, Steinbrösel hängen in seinem Haar und Staub bedeckt die Haut. Die bleichen Hände der Gestalt packen den Körper und ziehen ihn vollends aus dem Gefängnis heraus. Sachte setzt er ihn wieder ab. Der Junge kippt sofort zur Seite um und bleibt liegen, wie er gerade ist. Grinsend setzt sich der Tod daneben. Mit einem Schnippen erscheint eine Pfeife in seiner Hand. Genüsslich zieht er daran, haucht den Rauch hinaus.
»Lass mich auch mal.«
»Bitte sehr.« Er reicht der Gestalt am Boden das kleine hölzerne Ding. Der Junge richtet sich einigermaßen auf und inhaliert den Rauch, um mit einem weit fröhlicherem Gesicht in den Himmel zu blicken. »Verdammt, was für ein Tag...«
»Was machst du überhaupt hier, mitten in der Nacht?« Der Tod blickt ihn neugierig an. »Ich meine, du bist hier herumgehüpft wie ein Irrer in der Gummizelle!«
»Ja. War wohl auch irre.« Er kratzt sich ein wenig nachdenklich am Kopf. »Weiß selbst nicht so recht... sie erinnert mich an Eluvîn.«
»Wer? Das Mädchen?!«
»Wer denn sonst, du Holzkopf! Natürlich Charlie!«
»Aber -« Der Tod hebt eine der in den nächsten Sekunden wachsenden Augenbrauen. »Du kennst ja schon ihren Namen!«
Der Junge wird knallrot. »Ja und?!«
»Oh, nichts. Ich frage mich nur, warum du vor ihr weg rennst, wenn sie dich doch so sehr an deine Liebe erinnert.«
»Das geht dich nichts an.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, wendet sich der Junge von seinem Freund ab. Dieser lacht nur laut auf. »Du liebst sie, nicht wahr? Hast aber Angst, es ihr zu sagen?«
»Nein. Sie hat mich angeschaut.«
»Ähm... nun ja.« Der Tod betrachtet den Jungen mit einem Blick, als habe dieser tatsächlich den Verstand verloren. »Das passiert nun mal, wenn man sich gegenüber steht.«
»Sie hat mich angeschaut, als wüsste sie über den Vorfall mit Eluvîn Bescheid. Als wüsste sie, dass ich sie mochte. Als wüsste sie, was ich bin.«
Die schwarze Gestalt legt dem Jugendlichen eine Hand auf die Schulter. »Mein Junge, du solltest dich in psychiatrische Behandlung begeben. Dein geistiger Zustand gibt mir Grund zum Sorgen.«
»Ach, halt doch die Schnauze!« Der Junge schlägt nach ihm, doch er grinst dabei breit. Von einem Moment auf den anderen ist das Lächeln wie weggewischt. »Ich meine es ernst. Sie weiß Bescheid.«
»Sie hat sich Sorgen um dich gemacht, mehr nicht.« Der Tod lächelt ihm aufmunternd zu. »Du solltest zu ihr zurück gehen, dann siehst du es ja selbst.«
»Nein. Ich kann nicht zu ihr zurück. Sie... erinnert mich zu sehr an Eluvîn.« Der Junge schaut wieder in den Himmel. »Ich könnte keinen Tag mit diesem Mädchen verbringen, ohne an ihrem Tod erinnert zu werden. Und das tut verdammt weh.«
»Kann ich nicht nachfühlen. Schmerzen sind mir unbekannt.« Lachend steht der Tod auf. »Sorry, mein Kumpel, aber ich muss los.« Er reicht ihm noch ein letztes Mal die Hand. Mit einem Lächeln auf dem Schädel setzt er hinterher: »Sie macht sich Sorgen. Mehr nicht. Und wer sich um dich Sorgen macht, der mag dich. Vergiss das nicht.«
Wind kommt auf, und im nächsten Moment schwebt der Tod, getragen von einer rosafarbenen Wolke, hinfort.
Der Junge schaut ihm kurz nach. Dann grinst er breit. »Du siehst bescheuert aus, weißt du das?«
Die Antwort kommt nur leise. »Lass mich doch auch mal was Neues probieren! Jesus hat damals mit der Nummer einen Haufen Respekt eingeheimst, wer sagt, dass es heute nicht auch noch klappt!« Laut grölend wird der Tod und seine Wolke immer kleiner, bis er gänzlich in dem Nachthimmel verschwunden ist.
Der Junge bleibt auf dem Dach stehend zurück, blickt noch lange zu den Sternen hinauf. Schließlich steckt er seine Hände in die Tasche. Ein leichter Wind umweht ihn, treibt den Geruch von gebratenem Fleisch in seine Nase.
Mit einer steifen Miene geht er im Lichte des Mondes zum Rand des Daches.
Und springt hinunter.
Sein Atem geht flach, die Brust hebt und senkt sich rasend schnell. Die Beine wirbeln über den dreckigen und kantigen Boden. Schweiß läuft seiner Stirn hinunter.
Der Junge kann nicht mehr. Er weiß es, aber er will es nicht wahr haben. Stattdessen rennt er immer weiter, zwischen den Häuserruinen hindurch. Springt durch eines der Fenster rein und zur anderen Seite wieder heraus.
Plötzlich fegt er in die entgegengesetzte Richtung davon. Hüpft über eine Mauer hinweg. Und biegt scharf nach links ab.
Er läuft. Wohin, ist ihm egal. Er will fliehen.
Wie sie mich angeschaut hat... Er springt ab, landet an der Wand, drückt sich erneut ab und gelangt so zu einem Dach. Von dort aus rennt er weiter.
Ihr Blick... war so... voller Bosheit...
Er erklimmt den dritten Stock. Hüpft über eine der dunklen Häuserschluchten.
Nein. Keine Bosheit. Schuld.
»Hallo!«
Der Junge schreit auf, reißt seinen Kopf herum. Erblickt die Gestalt im schwarzem Umhang.
Und rennt gegen eine Mauer. Ein leises Knacken ertönt, dann fällt der Körper wie ein nasser Sack auf den staubigen Untergrund. Das Gebilde wackelt bedrohlich, der ohnehin bröckelige Putz knirscht laut. Dann gibt die Wand ihren Widerstand auf und begräbt den Jungen unter sich.
Der Tod kommt kopfschüttelnd näher. »Verdammt, was ist denn los mit dir?« Keuchend macht er sich daran, einen Bestandteil der Wand nach dem anderen fort zu schaffen. Nach geraumer Zeit erkennt er schließlich das Gesicht des Jungen, der nur mit geschlossenen Augen da liegt. Die Brille ist komplett verbogen, Steinbrösel hängen in seinem Haar und Staub bedeckt die Haut. Die bleichen Hände der Gestalt packen den Körper und ziehen ihn vollends aus dem Gefängnis heraus. Sachte setzt er ihn wieder ab. Der Junge kippt sofort zur Seite um und bleibt liegen, wie er gerade ist. Grinsend setzt sich der Tod daneben. Mit einem Schnippen erscheint eine Pfeife in seiner Hand. Genüsslich zieht er daran, haucht den Rauch hinaus.
»Lass mich auch mal.«
»Bitte sehr.« Er reicht der Gestalt am Boden das kleine hölzerne Ding. Der Junge richtet sich einigermaßen auf und inhaliert den Rauch, um mit einem weit fröhlicherem Gesicht in den Himmel zu blicken. »Verdammt, was für ein Tag...«
»Was machst du überhaupt hier, mitten in der Nacht?« Der Tod blickt ihn neugierig an. »Ich meine, du bist hier herumgehüpft wie ein Irrer in der Gummizelle!«
»Ja. War wohl auch irre.« Er kratzt sich ein wenig nachdenklich am Kopf. »Weiß selbst nicht so recht... sie erinnert mich an Eluvîn.«
»Wer? Das Mädchen?!«
»Wer denn sonst, du Holzkopf! Natürlich Charlie!«
»Aber -« Der Tod hebt eine der in den nächsten Sekunden wachsenden Augenbrauen. »Du kennst ja schon ihren Namen!«
Der Junge wird knallrot. »Ja und?!«
»Oh, nichts. Ich frage mich nur, warum du vor ihr weg rennst, wenn sie dich doch so sehr an deine Liebe erinnert.«
»Das geht dich nichts an.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, wendet sich der Junge von seinem Freund ab. Dieser lacht nur laut auf. »Du liebst sie, nicht wahr? Hast aber Angst, es ihr zu sagen?«
»Nein. Sie hat mich angeschaut.«
»Ähm... nun ja.« Der Tod betrachtet den Jungen mit einem Blick, als habe dieser tatsächlich den Verstand verloren. »Das passiert nun mal, wenn man sich gegenüber steht.«
»Sie hat mich angeschaut, als wüsste sie über den Vorfall mit Eluvîn Bescheid. Als wüsste sie, dass ich sie mochte. Als wüsste sie, was ich bin.«
Die schwarze Gestalt legt dem Jugendlichen eine Hand auf die Schulter. »Mein Junge, du solltest dich in psychiatrische Behandlung begeben. Dein geistiger Zustand gibt mir Grund zum Sorgen.«
»Ach, halt doch die Schnauze!« Der Junge schlägt nach ihm, doch er grinst dabei breit. Von einem Moment auf den anderen ist das Lächeln wie weggewischt. »Ich meine es ernst. Sie weiß Bescheid.«
»Sie hat sich Sorgen um dich gemacht, mehr nicht.« Der Tod lächelt ihm aufmunternd zu. »Du solltest zu ihr zurück gehen, dann siehst du es ja selbst.«
»Nein. Ich kann nicht zu ihr zurück. Sie... erinnert mich zu sehr an Eluvîn.« Der Junge schaut wieder in den Himmel. »Ich könnte keinen Tag mit diesem Mädchen verbringen, ohne an ihrem Tod erinnert zu werden. Und das tut verdammt weh.«
»Kann ich nicht nachfühlen. Schmerzen sind mir unbekannt.« Lachend steht der Tod auf. »Sorry, mein Kumpel, aber ich muss los.« Er reicht ihm noch ein letztes Mal die Hand. Mit einem Lächeln auf dem Schädel setzt er hinterher: »Sie macht sich Sorgen. Mehr nicht. Und wer sich um dich Sorgen macht, der mag dich. Vergiss das nicht.«
Wind kommt auf, und im nächsten Moment schwebt der Tod, getragen von einer rosafarbenen Wolke, hinfort.
Der Junge schaut ihm kurz nach. Dann grinst er breit. »Du siehst bescheuert aus, weißt du das?«
Die Antwort kommt nur leise. »Lass mich doch auch mal was Neues probieren! Jesus hat damals mit der Nummer einen Haufen Respekt eingeheimst, wer sagt, dass es heute nicht auch noch klappt!« Laut grölend wird der Tod und seine Wolke immer kleiner, bis er gänzlich in dem Nachthimmel verschwunden ist.
Der Junge bleibt auf dem Dach stehend zurück, blickt noch lange zu den Sternen hinauf. Schließlich steckt er seine Hände in die Tasche. Ein leichter Wind umweht ihn, treibt den Geruch von gebratenem Fleisch in seine Nase.
Mit einer steifen Miene geht er im Lichte des Mondes zum Rand des Daches.
Und springt hinunter.
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