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Der Revolver fällt zu Boden und schlägt klackernd auf.
Charlie hat ihre Hände auf den Mund geschlagen. Eine Träne rennt ihrer Wange hinab, läuft zum Kinn und tropft von dort aus auf den Beton.
Der Junge liegt der Länge nach neben ihr.
Die Flügel rascheln leise.
Sein Kopf hebt sich ein wenig.
Lächelnd schaut er sie an.
»Verarscht.«
»Ver...« Ihre Stimme zittert, verliert sich beinahe.
Ein wuchtiger Schlag sendet den Jungen, der sich gerade wieder aufgesetzt hatte, erneut zu Boden. Stöhnend reibt er sich das Kinn, als Charlie ihn bereits am T-Shirt packt und erneut hochzieht. Verängstigt hebt die Hände. »Hey, warte mal! Das war nur ein Sch-«
Weiter kommt er nicht mehr. Ihre Lippen berühren bereits seine.
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Zukunft
Der Tod steht auf einer der vielen Wolken um sich herum. In seiner knöchernen Hand hält er ein Fernrohr, welches er zielsicher an seinem Auge platziert. Murmelnd fängt er an, die Erde unter sich einer genauen Untersuchung zu unterziehen.
Ein alter dunkelhäutiger Mann mit einem kurzen grauen Bart und in einem makellos weißen Anzug gekleidet tritt neben ihn. »Na, Tod, alles im Lot?«
»Lustiger Reim.« Seufzend sucht die Kapuzengestalt weiter. »Nerv mich mal bitte nicht, ich habe gerade was zu tun.«
»Ja, ich weiß. Du spionierst den Beiden nach, nicht wahr?«
»Was heißt hier 'spionieren'? Ich versuche, sie wieder einzufangen, nachdem sie hier abgehauen sind, und warte nur auf den richtigen Augenblick. Ist doch auch in deinem Interesse, oder?«
»Sollte man meinen. Ist es aber nicht.«
»Wie bitte?« Verwundert schaut der Tod seinen Gegenüber an. »Gott, die sind vor dir ausgerissen! Ich meine -«
»Und du hast ihnen geholfen, nicht wahr?«
»Nein!«
»Ach, tatsächlich?«
Die Hände des Gerippes befingern ein wenig beunruhigt das Fernrohr. »Nun... bei Licht betrachtet... und wenn man alle unbekannten und nicht zu berücksichtigen Fakten hinzuzieht, die aber alles andere als wichtig sind... und bei -«
»Was wolltest du also sagen?«
Der Tod seufzt leise auf. »Ja, habe ich.«
»Na also.« Der Mann lächelt breit, entblößt dabei gesunde, doch bei weitem nicht makellose Zähne. »Wieso regst du dich dann so auf? Lass die Beiden da unten, sie kommen sicherlich zurecht.«
»Na klar, jetzt bestimmt.« Der Tod würdigt seinen Gegenüber mit einem finsteren Blick. »Nachdem Charlie auch noch ein Engel ist. Und die Beiden noch mehr Mist verbocken können.«
»Du musst immer eins bedenken.« Der alte Mann lächelt gütig, während er auf die Erde hinab schaut. »Sie sind nur Kinder.
Meine Kinder.«
»Nur Kinder, ja?« Der Schädel hat einen gehässigen Ausdruck angenommen, als der Tod erwidert: »Und wieso machen sie da unten dann... du weißt schon was?«
»Sie sind alt genug. Außerdem kuscheln sie nur ein wenig.«
»Was?!« Hastig setzt der Tod sein Fernrohr wieder an. »Gerade noch sah das aber sehr anders aus! Ich muss -«
»Du musst gar nichts, mein Freund.« Lachend legt Gott dem Skelett eine Hand auf die Schulter. »Sie wissen, was sie tun. Charlie weiß es zumindest.«
Schließlich wendet er sich vom Tod ab. »Kommst du mit, ein Tässchen Tee trinken?«
»Tee? Nein, danke. Du weißt, ich trinke nur Kaffee.«
»Natürlich. Schwarz oder weiß?«
»Gott!«
»Natürlich schwarz.« Lachend entfernt sich der alte Mann vom Rand der Wolke.
Der Tod steht noch immer dort und schaut auf die Welt hinab. Ich hoffe nur, euch geht´s gut da unten.
Ohne ein Lächeln oder überhaupt einer Regung im Gesicht dreht er sich um.
Vor ihm steht der Junge, verschwommen und durchsichtig wie ein Geist.
Seine Lippen bewegen sich.
»So trennen sich also unsere Wege... was, Tod?«
Der Tod geht einfach durch den Jungen hindurch. Dieser dreht sich schnell um und läuft neben ihm her.
»Hier, ein kleines Geschenk. Aber schau es dir erst an, wenn ich und Charlie weg sind.« Der Junge streckt die Hand aus. Er hält ein Stückchen Papier in der Hand. Doch das Gerippe versucht gar nicht erst, es zu ergreifen.
Nur eine Erinnerung.
Der Junge zieht seinen Arm wieder zurück und winkt ihm noch einmal zu.
»Bis bald, Tod.« Langsam fängt die Gestalt an, sich auf zu lösen, bis ein Windhauch sie wie Nebel in winzige Fetzen zerreist.
Nachdenklich bleib das Skelett stehen und kratzt sich am Kinn. Kramt den Zettel aus einer Innentasche seines Umhangs. Sieht ihn sich lange an.
Und lächelt dabei.
Eine silbern glänzende Träne läuft aus der leuchtenden Augenhöhle und tropft auf die Wolke unter ihm.
»Bis bald, Sandji. Bis bald.«
Ohne noch länger zu zögern, geht er weiter.
Das kleine Papier hält er gut fest.
In krakeliger Schrift steht darauf geschrieben:
Der Tod mag grausam, niederträchtig und ein Ungeheuer sein,
Er mag erschreckend aussehen und unser Leben rauben.
Doch ist er auch das Tor zu einem Leben, das man sich nicht schöner vorstellen kann,
Und einer der besten Freunde, die man zu finden vermag.
Danke für alles.
Und besuch uns mal.
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Vielen Dank an die getreue Leserschaft für´s eifrige Verfolgen der Geschichte und den netten, manchmal schmeichelhaften, oft auch einschleimenden Kommentaren.
Jetzt noch schnell mit den bisherigen Kommentaren aufräumen:
[...] du bist der nächste hohlbein...
Wenn ich ehrlich bin, kann ich Herrn Hohlbein nicht gut leiden. Zwei, drei seiner Bücher waren ganz gut, aber die anderen altbekannt - stets die mehr oder weniger gleichen Personen, zumindest, was die Charaktereigenschaften angingen; bei zwei Büchern hat er sogar einmal exakt die gleichen Textpassagen übernommen. (Soll heißen, Wort für Wort tauchte in zwei verschiedenen Büchern auf.) Vor so viel Erfindungsreichtum kann ich meinen Hut leider nicht zücken...
Aber Danke für das Lob. Mein Ego platzt bestimmt gleich...
Riane schrieb:
Wow.. ich bin.. beeindruckt!
Die Geschichte ist der absolute wahnsinn, einfach absolut Genial!
Ich freue mich schon über alles, wenn du den nächsten Teil bringst! Bis dahin hoffe ich, dass ich vor neugir nicht sterbe!
Ich hoffe doch, Du hast bis zum Schluss überlebt...
Davidor schrieb:
Mehr davon bitte !
Ich bewundere deine Geschichten wirklich,einmalig!
Dass die Story einmalig ist, könnte gut sein. Bisher habe ich nichts großartig Vergleichbares gefunden.
Lurock schrieb:
Uuui, der ist aber gut drauf... Bin gespannt wie es weiter geht.
Jetzt weißt Du es.
ZhouThai schrieb:
und wieder ziehe ich meinen Hut vor dem grande Maiestro!!
also ich finds echt cool dass du meine geschichte bewertest und i hoff sie gefällt dir und vielleicht aber nur vielleicht wenn ich hart arbeite kann ich auch mal so tolle geschichten schreiben wie du!
du bist eine echte inspiration für mich Al Fifinio
WEITER SO!
Freut mich, wenn ich helfen kann.
Dracun schrieb:
Seid Ihr deppert man darf doch einem Autor net vorschreiben wie er/sie schreibt...des macht die Kreativität kaputt
*g*
Bandos schrieb:
aber leider zieht es sich seit dem tod von seiner freundinn ziemlich...
an deiner stelle würd ich es nciht mehr so lang machen ^^
Ich hoffe, ich konnte deine Forderung zufrieden stellen.
@Tergenna: da ich zu faul bin, alle deine Comments zu beantworten... einfach ein Danke.
Aragoxx schrieb:
Oh, entschuldige
war wohl doch in bisschen zu spät. Aber Danke für den nächsten Teil.
Wieder einsame Spitze!
Freut mich, wenn´s Dir gefallen hat.
@Nevýn & Badomen: Vielen, vielen, vielen Dank für die ersten Comments im gesamten Thread. Ich bin ehrlich gerührt. *schnüff*
Sooo, da ich jetzt alle Comments mehr oder weniger zufriedenstellend beantwortet haben dürfte, bleibt mir nur noch eines zu sagen:
Nochmals Danke für´s Lesen!
Und ein letzter Satz zum Schluss:
Never loose your way home.
- Al Fifino