1. Sind mir keine legalen Addons bekannt, die unter irgendeine einschränkende Lizenz (außerhalb von Open Source) fallen würden.
Vorsicht: "Open Source" heißt nicht, dass man damit alles machen dürfe. Damit sind schon einige größere Firmen auf die Schnauze gefallen, die gedacht haben, nur weil ein Projekt beispielsweise unter GPL ja im Quellcode verfügbar ist dürften sie mit dem Werk alles tun, was ihnen so einfällt (und was gegen die GPL verstößt).
Ja, WoW-Addons sind in der Regel zwangsweise Open Source, weil es keine Möglichkeit gibt, kompilierten Code zu laden. Das heißt aber in Bezug auf die Lizenz, unter der ein Addon verwendet werden darf, erst mal genau gar nix. Ein Addon kann daher etwa durchaus kostenpflichtig sein (siehe z.B. Carbonite). Genauso geht es nicht, sich das Addon eines anderen Autors zu nehmen, seinen eigenen Namen reinzuschreiben und es als eigenes Werk auszugeben - weder moralisch noch rechtlich.
2. Bin ich mir sehr sicher, dass sich Dienste wie Curse.com keine Lizenz von jedem Addon-Entwickler einholen, dessen Addons sie hosten.
Selbstverständlich tun sie das. Der Entwickler lädt das Addon ja höchstpersönlich hoch! Das tut er explizit, um es dort hosten zu lassen, und damit hat er die "Lizenz" erteilt. Er kann sie auch jederzeit wieder entziehen, indem er das Addon löscht.
Analogie dazu im täglichen Leben: durch Kauf eines Brötchens beim Bäcker gehst du juristisch einen wirksamen Kaufvertrag ein, ganz ohne dass du dafür seitenweise Papier unterzeichnen musst.
3. Sind mir keine Fälle von Klagen gegen derartiges Verhalten bekannt.
Mir bislang auch nicht, aber was nicht ist kann ja noch kommen. Die nötigen Grundlagen sind da.
4. Würde ein Anspruch auf Lizenzierung schon in den allermeisten Fällen Blizzards AGB widersprechen, in denen Blizz für so ziemlich alles, was irgendwie mit WoW zu tun hat, das alleinige Verwertungsrecht zugesprochen wird.
Wieder ein Irrtum: In AGBs wird niemandem etwas "zugesprochen". Zusprechen tun Richter, keine Firmenanwälte, die sich lustige AGBs (alias "Wunschzettel") einfallen lassen. In eine AGB kannst du grundsätzlich erst mal schreiben was immer dir beliebt, wenn du willst kannst du da reinschreiben dass jeder Nutzer deines Spiels automatisch sämtliche Besitztümer an dich abtritt. Dass sowas vor Gericht keinerlei Bestand hat ist offensichtlich - bei den typischerweise verwendeten AGB-Passagen ist das nicht so offensichtlich, aber es läuft auf dasselbe hinaus: es gibt Grenzen dafür, was in AGBs wirksam festgelegt werden kann. Wenn eine Passage in einer AGB z.B. mit einem bedeutenderen Gesetz kollidiert, dann gewinnt das bedeutendere Gesetz (hier wäre z.B. das Urheberrecht denkbar, welches weit über Blizzards AGB-Launen steht, ergo kann sich Blizzard sonstwas einfallen lassen, das Urheberrecht an von mir geschriebenen Codezeilen ist erst einmal meins, völlig egal ob diese ein WoW-Addon oder eine Website oder ein Windows-Programm darstellen, und damit ist es auch allein an mir, Verwertungsrechte zu verleihen, denn das ist Privileg des Urhebers).
Ein gem. Blizzard legales Addon herzustellen, für das man irgendwelche Rechte (wie Zahlung) in Anspruch nehmen könnte, wäre wohl recht interessant. Dinge wie z.B. die buffed-plugins würde ich da noch unterkriegen aber bei richtigen ingame-addons hätte ich da erhebliche Zweifel.
Wie gesagt, siehe Carbonite. Da siehst du genau ein solches Geschäftsmodell. Abgesehen davon: jedes Addon ist "legal", weil Blizzard keine gesetzgebende Instanz ist und daher nicht definieren kann, was "legal" und was "illegal" ist. Es gibt lediglich Addons, die Dinge tun, die Blizzard nicht gern sieht (Spieler vollspammen, Horde/Alli-Kommunikation,...) und dann nehmen sie sich das Recht raus, einen Spieler, der ein solches nutzt, um besagte Dinge zu tun, notfalls zu bannen. Deswegen kommt der betreffende Spieler aber noch lange nicht vor Gericht...
Dass Curse Geld für seine Dienstleistung -des hostens und anbietens von Addons- verlangen kann, steht auf einem anderen Blatt.
Da sind wir einer Meinung, zumal das im Einverständnis mit den Autoren geschieht (diese haben ihre Addons ja dort explizit hochgeladen, siehe ein paar Zeilen weiter oben). Curse geht ja nicht hin und besorgt sich die Addons aus irgendwelchen Quellen selbst und bietet das dann für Kohle an - das wäre rechtlich äußerst problematisch (selbst, wenn kein Geld im Spiel wäre), weil dabei die Autoren nirgendwo ihr Einverständnis gegeben haben.