Idioten-Sammelstelle Köln-West

Meryem

Quest-Mob
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Einer dieser Tage wo man sich von Grundauf entscheiden muss: Raste ich aus, schrei ich den Laden hier zusammen, zeige ich den Vollpfosten wo die Tür ist, oder starre ich ungläubig, schlucke die sarkastischen Bemerkungen runter, Atme dauerhaft so tief durch das ich beinahe hyperventiliere und mache so viele Fäuste in der Tasche, dass ich Hosentaschen wie Jutesäcke brauch?

Die Entscheidung ist, wenn man seinen Job behalten möchte, leicht gefunden.

Es begann heute Morgen. Der Arschlochschnee ist fast komplett geschmolzen und liegt nur noch als blassgraue Matschepampe in der Gegend rum. Ich verließ das Haus, und Petrus begrüßte mich mit Regen. Nicht das es schon geregnet hätte, als ich ausm Haus ging, nein. Es begann natürlich zu regnen, nachdem ich so ca. 10 Meter Richtung Parkplatz gegangen war. Bis zum Auto dann noch mal so ca. 15 Meter, wahrlich nich weit, aber so richtig schön dicke Regentropfen die eigentlich als puschelige Flauschflocke vom Himmel segeln würde, können einen auch innerhalb kurzer zeit recht effektiv nass machen.

Der Weg hier hin war bis auf die „BOAAAAHHH NE LINKE SPUR ICH MUSS LINKS FAHREN“ recht Ereignislos. Geil is nur: Linke Spur stehen 4 Fahrzeuge, rechts stehe ich, nur ich. Naja, ich und mein kleines, schwarzes Auto. Die Ampel wird grün, ich fahre los. Die „Boah ey, linke Spur!“-Fahrer fädeln sich langsam wieder HINTER mir ein, weil Nr. 1 der vorne stand nicht ausn Puschen kam.

Kurz drauf, gleiches Spiel noch mal. Nur zieht Nr. 2 an Nr. 1 vorbei, bevor Nr. 1 nach links fahren konnte, der sich mit SNÖÖÖT SNÖÖÖT SNÖÖÖT!!! hupenderweise bedankte. Nr. 2 fährt nun Nr. 1 so dicht auf, ich verfolge es im Seitenspiegel und erblicke Nr. 3 und Nr. 4 im Auto hinter mir, die es wohl aufgegeben haben. Die Ampel wird grün, ich fahre los. Nr. 2 links neben mir würgt anscheinend den Wagen ab, ich kann mir nicht anders erklären wo er abblieb. Nr. 1 freut sich ein Keks und huscht hinter Nr. 3 hinter mir rein. Nr. 1 ist ne voll kuhle Socke und wippt mit dem Kopf zum Takt von „Disco Pogo“ mit das so laut ist, das ich mein Hörbuch nicht mehr verstehe.

Bevor ich nun mit anfange Dingelingeling zu singen, bemüht sich Nr. 1 von hinter mir, an der nächsten Ampel seinen Autoarsch schneller raus zu schieben nach links, wo er neben mir auf der linken Spur rutschend zum halten kommt. Er grinst, boah is er Cool… bestimmt is er dafür verantwortlich das ich friere und nicht die minus 3 Grad draußen. Es wird grün, ich fahre los, Mr. Disco Pogo gibt Stoff und legt einen erste Sahne Start mit quietschenden Reifen hin um vor mir rein zu ziehen. Und was tut er dann? … Er bremst. Nicht so dass man sagen könne, er würde sich der normalen Geschwindigkeit anpassen, NEIN. Er bremst beinahe komplett runter auf ca. 30 km/h und biegt rechts ab.

WOZU überholt mich dieser HANSEL um mich dann auszubremsen und abzubiegen?!??

Irre.

Es geht aber noch weiter. Ist ja nich so das mein Tag mit dem Weg zur Arbeit erledigt wäre oder ich ab da keine Gründe mehr finden würde mich aufzuregen =D

Kunden. Prinzipiell toll und auch recht praktisch, immerhin bringen die die Kohle rein mit der ich bezahlt werden, nein, es is auch ein recht…. dominantes Völkchen.

Ich sitze recht weit hinten, meine Kollegin die sonst überwiegend die Kunden bedient is nich da, also setze ich (wenn jemand rein kommt, sonst nicht das wäre Ressourcenverschwendung) mein schönstes „Ich liebe die Welt“ Grinsen auf und frage höflich: Was kann ich für Sie tun?
Eine Oma.

Kundin ca. 70: Sieh da hinten!! Können siehh ma hier hin kommen??
(klingt wie wenn man einem Papagei das Sprechen beigebracht hat.)
Ich steh auf geh rüber zu ihr (gigantische 2 Schritte) und lächle.
Kundin: Gucken Sieh ma da! (wedelt mit unserem Programmheft rum)
Ich: Ja, unser Heft wie ich sehe, kann ich Ihnen da weiterhelfen?
Kundin: Ja gucken sieh doch mal! … (wedelt weiter)
Nach genauem Betrachten fällt mir auf sie hat einen ihrer kleinen Schrumpelfingerchen zwischen zwei Seiten gepresst und ich nehme das Heft, schlage die Seiten auf und ich gucke. Ich gucke weiter und sie kräht: Is da noch was frahai?
Auf der Doppelseite sind 6 Veranstaltungen. Ähhh schön.
Ich: Für welche Veranstaltung denn?
Kundin: Ja das da! Geht mit dem Finger stochernd auf mich zu und hätte ich mich nicht todesmutig 1 Schritt nach hinten bewegt hätte sie mir sicher das Auge ausgestochert. Unkoordiniert tippt sie mit dem Finger 3 mal ins Heft, zeigt dabei auf 2 Veranstaltungen.
Ich: Meinen Sie die Kanutour oder die Vögel in Feld und Flur?
Kundin: Schwimmen!
Ich: Kanu?
Kundin: Ja, Schwimmen mit Kanu.
Ich: …. (ich schlucke, schweige, unterdrücke in mir den Dämon der gerade ausbrechen möchte und laut losgackern will und nachdem meine Gesichtszüge wieder halbwegs unter Kontrolle sind frage ich) Und wie kann ich Ihnen bei dieser Veranstaltung weiter helfen?
Kundin: Is das mit Wasser??
Ich: Ja… Die Kanutour auf der Sieg ist mit Wasser, die Sieg ist recht voll davon.
Kundin: So mit Booten?
Ich: Kleine… Boote… Kanus…
Kundin: Muss ich da schwimmen?
Ich: Nein, sie müssten wahrscheinlich paddeln.
Kundin: Beim Schwimmen?
Ich: Nein… beim Kanu fahren. (ich breche innerlich zusammen, ehrlich!)
Kundin: Ja DAS muss ich mir aber noch mal überlegen.

Sie verlässt den Raum. Ich schwöre, ich habe 10 Minuten gebraucht bis ich wieder halbwegs zurechnungsfähig war.

DAS war aber immer noch nicht alles. Ein Ehepaar, ich schätze gerade im schönsten Rentenalter, behängt wie ein Christbaum mit Perlen Sie und mit Kravattennadel und Hutanstecker und teurem Schal er.

Er: Für die Besischdijung in de posd is da noh jet frei? (BREITESTES Kölsch und ich sprech nich vom Gesöff)
Ich: Ein Moment ich schaue nach. Tut mir leid, alle Plätze belegt und es existiert eine Warteliste.
Er: Maach ehns kijn driss, sachens me mo wo die sich treffe jon.
Ich: Tut mir leid der Treffpunkt wird nur den angemeldeten Teilnehmern schriftlich mitgeteilt.
Er: Mädsche, ich jon ens dohin, is mieh ejol wat do sähchst, wo isn ding Vorjesetzter?
Ich erkläre ihm den weg und habe das Bedürfnis den Kopf an die wand zu hauen.

Ich brachte aber nun final den Tag hinter mich, habe es nach Hause geschafft und bin sogar den großen und bösen Wänden aus dem Weg gegangen die mich so verschwörerisch anlächelten.

Amen
 
löl,
immer wieder amüsant deine blogs zu lesen.
sitze manchmal recht ungläubig vor dem bildschirm und lache mich schlapp :D
 
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