Komischerweise ist die Frage des Selbstbewusstseins geklärt: Es gibt keines. Es gibt nur das "Fremdbewusstsein", also die Bestätigung des selbst durch andere. Wenn ich auf die Welt komme, gibt es erstmal ja nur andere.Und wenn es keine anderen gibt, sondern beispielsweise nur Tiere, gibt es keine menschliche Entwicklung wie Sprache,Sozialisation, Kultur (was nicht schlecht sein muss).
Bei einem Menschen gibt es 2 "Modelle" des selbst. Psychisch und Physisch.
Das physische Modell ist laut Hirnforschung im Lieferzustand des Babys (im Hirn) bereits enthalten - der körperliche Idealzustand. Jegliche Abweichung von physischen Optimalzustand wird als körperlicher Schmerz bzw. Leiden wahrgenommen.
Dafür braucht es keine Selbstbewusstsein.
Das psychische (innere) Modell kalibriert sich mit der sozialen Umgebung, was eine Normierung praktisch unmöglich macht, weil es vom direkten Umfeld beeinflusst ist und nicht von einer Gesellschaft als Ganzes. Wenn man gut kalibriert ist, dann hat man ein Minimum an seelischem Leid (Differenz von erwartetem und gezeigtem Verhalten, Gefühlen) innerhalb der Gruppe erreicht und ist...zufrieden. Wenn ich mit dieser "Einstellung" ahnungslos in eine völlig konträre soziale Umgebung gerate, dann ist diese Differenz anfangs enorm groß-->starkes seelisches Leid kann eintreten (Unsicherheit), muss aber nicht. Wenn mam sich dieser Mechanismen bewusst ist, kann man sich bereits im Vorfeld auf die Neukalibrierung einstellen und z.B.: einen Kulturschock vermeiden (Hey Cool, hier darf ich am Tisch furzen ).
Wenn man in Isolation gerät, zeigt sich rasch, dass es ein Selbstbewusstsein nicht gibt. Das innere Modell kollabiert aufgrund fehlender Stimulation von aussen sehr schnell (damit kann man Menschen auch wunderbar brechen-->Isolationshaft). Ausser man bastelt sich einen Ersatzhans aus einem Volleyball, wie Tom Hanks
Jedenfalls führt die falsche Verwendung des Selbstbewusstseins zu flächendeckend falschem Verhalten. Ansätze, wie:"Du hast zu wenig Selbstbewusstsein!" sind irreführend. Was kann man denn bitte konkret machen, um sein Selbstbewusstsein zu mehren, wenn es das gar nicht gibt? Eben nix! Selbstbewusstsein wird tragischerweise mit Selbstwert verwechselt.
Aber da kann man schnell ansetzen. Selbstwert ergibt sich aus einer (auch vorauseilenden) postiven bzw. verzeihenden Bewertung (vorauseilend deshalb, weil man im Moment ruhig noch ein Arschloch sein kann) der eigenen Gedanken und Handlungen, die in sympathischem Verhalten münden, dass erst in zweiter Folge zu einem hohen Selbstbewusstsein führen, nämlich aufgrund des positiven Feedbacks der Gruppe.
Die schlimmste soziale Katastrophe ist ja, sich 100% bewusst zu sein, dass man sich selbst hasst. Also 100% Selbstbewusstsein bei -100% Selbstwert. Davon gibt es leider genug – Popstars zum Beispiel. Borderline-Persönlichkeiten. Es kann nämlich in diesem Kreislauf zu einer gemeinen Situation kommen. Man verhält sich so, als hätte man einen hohen Selbstwert (obwohl man sich beispielsweise abgrundtief hasst) und bekommt dadurch von der Gruppe das Fremdbewusstsein „hoher Selbstwert" vorgegaukelt. Nennen wir es Fremdwert. Das sind gesellschaftssüchtigen Menschen, die allein gelassen in tiefer Depression verfallen und sich entweder langsam über Drogen zerstören oder bei zu lange fehlender Fremdwertung das Leben nehmen (one-hit Wonder).
Von Narzisten will ich gar net reden. Lieben sich selbst, obwohl Sie wissen, dass Sie von allen gehasst werden, in dem sie alle anderen abwerten. Ein Perversion feinster Güte. Als würde ein Geisterfahre das eigene Verhalten gut heissen, weil er einfach die Fahrtrichtung der anderen als Falsch definiert.
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