Nun stelle ich die BIO LK Frage nochmal an dich nur in einer abgeänderten Form
Was ist schädlich daran 3 Jahre Ausbildung + 3 Jahre (Inkl. 2 Jahre Fachweiterbildung) zu haben bevor ich studiere ?
1.Ich lerne Anatomie wesentlich intensiver
2.Kenne mich bereits mit diversen Medikamenten, deren Wirkungen und Nebenwirkungen aus
3.Ich weiß wir diverse Krankheitsbilder in echt aussehen und nicht nur wir im Buch, Krankheitsverläufe etc...
4.Ich weiß wie es in einem Krankenhaus zugeht.
5.Ich muss mich mit dem wie Konov bereits erwähntem "Schund" nicht rumplagen.
Aber wahrscheinlich zählt bei dir das Abitur nur wegen dem sozialen Status, wa? :>
Was man von dir hier liest, ist teilweise wirklich nicht besonders schön. Ich hab Abitur gemacht, will ebenfalls Medizin studieren und hab in der Zwischenzeit eine Ausbildung zur Rettungsassistentin gemacht (vorher FSJ und Rettungssanitäter, auch um die Ausbildung finanzieren zu können). Den Stoff im Bio LK scheinst du kaum zu kennen - ich für meinen Teil hatte schon einiges an Fachwissen, was ich in meiner Ausbildung sehr gut nutzen konnte (Neurobiologie, Zellatmung, Vererbungslehre und und und).
Schädlich ist an meiner Ausbildung sicherlich überhaupt nichts - das FSJ hätte ich auch gemacht, wenn mein Abi dementsprechend gut ausgefallen wäre, damit ich den NC gemeistert hätte. Allerdings ist das Fachwissen, was man während der Ausbildung und beruflichen Erfahrung erhält, nur ein Bruchteil dessen, was einen im Medizinstudium erwartet. Und wie es in einem Krankenhaus zugeht, sollte man spätestens in seinen 3 Monaten Pflegepraktikum erfahren.
Mir persönlich hat die Ausbildung und Berufserfahrung sicherlich auch einiges an Fachwissen gebracht, was ich allerdings im Studium deutlich detaillierter nochmal aufarbeiten werden muss (komischer Satzbau). Viel eher habe ich etwas gelernt, was ich für medizinische Berufe für unabdinglich halte: Sozialkompetenz. Der Umgang mit Patienten, denen es wirklich schlecht geht. Der Umgang mit Angehörigen, deren Vater/Schwester/Ehemann/Freundin man gerade erfolglos reanimiert hat. So etwas lernt man in keiner Ausbildung und in keinem Studium, sondern nur im Berufsleben. Und sorry, aber nichts ist dafür besser geeignet als der Rettungsdienst, wenn man auch mal 3 Stunden mit einem Unfallopfer im Auto sitzt, der gerade in die Reha gefahren wird, vor ein paar Wochen aus dem Koma erwacht ist und feststellen musste, dass er keine Beine mehr hat. Anfangs wusste ich bei vielen Patienten einfach nicht, was ich sagen sollte oder welche Gesprächsthemen sich eignen, ob der Patient überhaupt reden will etc. Mittlerweile besitze ich doch eine recht gute Menschenkenntnis und komme auch mit eher schweigsamen Patienten ins Gespräch. Die psychische Betreuung eines Patienten ist nicht weniger wichtig als die medizinische - was du ja auch wissen solltest, da du in einem medizinischen Beruf arbeitest.
Außerdem lernt man in einer solchen Ausbildung (und auch hier halte ich die Notaufnahme, den Rettungsdienst, Intensivstationen und den OP für geeigneter als die "normale" Krankenpflege auf Normalstationen) schonmal, mit schwierigen Situationen umzugehen - erneut das Beispiel der erfolglosen Reanimation (was jetzt nicht heißen soll, dass Reanimationen nicht auch auf Normalstationen vorkommen können). Nach meiner ersten erfolglosen Rea war ich wirklich fertig, habe aber einen Weg gefunden, damit umzugehen - quasi eine Art "Schema" für die Erhaltung meines guten Geisteszustandes, wenn man es so nennen mag. Mit Sicherheit bin ich nach meinem Studium in dieser Hinsicht reifer als jemand, der nach dem Abi ohne jede Berufserfahrung angefangen hat, Medizin zu studieren und bis zu seinem Pflegepraktikum bzw. seinen Famulaturen noch nie mit schwierigen Situationen in Kontakt kam.
Noch dazu ist die Krankenpflege meiner Meinung nach recht ungeeignet, wenn es darum geht, zu lernen, schwierige Entscheidungen zu treffen. Wenn bei uns kein Notarzt da ist, ist kein Notarzt da und du bist auf dich und deinen eventuell schlechter qualifizierten Kollegen gestellt. Im Krankenhaus hingegen ist irgendwo immer ein Arzt, der die Entscheidungen trifft.
Damit möchte ich sagen, dass gerade für ein Medizinstudium eine gewisse Berufserfahrung mit Sicherheit nicht von Nachteil ist - das meiste Fachwissen jedoch kann man fast in die Tonne treten, weil man's im Studium eh noch viel, viel detaillierter lernen muss.
Ich bilde mir auch keineswegs was darauf ein, Abitur zu haben. Meine Mutter zum Beispiel hätte das Abi locker machen können - hatte dazu aber keine Gelegenheit, weil sie im Heim groß wurde und es hieß "Du machst den Hauptschulabschluss und danach eine Ausbildung und fertig." Ein Abiturzeugnis, egal mit welcher Note, sagt jedoch nichts über die Intelligenz eines Menschen aus.
Das Abi hat meines Erachtes nur einen Zweck: Auslese. Das ist das Gute. Klingt zwar fies, aber wer wirklich ohne Abi studieren will, der schafft es auch über Umwege - etwa mit Berufsqualifikationen. Das ist ja gut und verständlich. Doch wer lieber so lala vor sich hinstudieren will, kann es ohne Abi vergessen. Wobei es auch genug Abiturienten gibt, die auf diese Art studieren.
In der Zeit war unlängst ein Artikel, dass viele ihren Berufswunsch von TV-Serien abhängig machen. Sprich: Wer Scrubs und Dr. House guckt, will Arzt werden, wer Gerichtsshows und anderen Kram guckt, will Richter oder Staatsanwalt werden, wobei in beiden Fällen die Shows mit der Realität nicht einmal minimal übereinstimmen. Und die, die dafür am empfänglichsten sind, sind die Hauptschüler, die kaum den Abschluss geschafft haben, aber überzeugt davon sind, Arzt oder Anwalt zu werden. Was wäre an den Unis los, wenn die alle einfach so studieren dürften.
Davon hab ich auch schonmal gelesen. Bei mir ist es eher witzig, dass ich Dr. House und Scrubs ganz furchtbar fand, als ich noch zur Schule ging und Medizin studieren wollte. Erst, seit ich im Rettungsdienst arbeite, guck ich beides unheimlich gerne. Beides ist einfach nette Abendunterhaltung, wobei ich manche Folgen von Scrubs wirklich toll finde und manche Dinge gesagt werden, die mir persönlich als angehende Medizinstudentin schonmal zu Denken geben, in Bezug auf den Verlust von Patienten etc. Nur wegen Arztserien ein Medizinstudium in Betracht zu ziehen, finde ich unheimlich lächerlich. Ich trink auch gern ein Gläschen Wein, aber möchte mir das Leben als Winzer nicht unbedingt zutrauen ^^