TV-Ausgrabung, die erste: L. A. Takedown

win3ermute

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Ein besessener Polizist jagt einen ebenso besessenen Verbrecher und dessen Gang. Soweit die Story dieses 1989 als Pilot-Film einer nie realisierten Serie entstandenen TV-Films.
Für eine Fernsehproduktion ist die Inszenierung sehr solide; die Story gar recht aussergewöhnlich - leider sind die Darsteller eher schlecht; die Bilder nicht eindrucksvoll genug, um in Erinnerung zu bleiben. Gehobener TV-Durchschnitt seiner Zeit halt...

... wenn es da nicht ein paar Umstände gäbe, die das Teil auch heute noch äußerst interessant machen:

Michael Mann schrieb das Drehbuch bereits Anfang der '80er; inhaltlich fast als Fortsetzung seines Kino-Debuts "Thief" (1981) angelegt. Nach dem Debakel mit "The Keep" hatte er Schwierigkeiten, seine Kino-Karriere weiter zu verfolgen und zog sich zum Fernsehen zurück, wo er mit "Miami Vice" einer der einflußreichsten Serien ihrer Zeit kreierte und produzierte. Sein nächster Kino-Versuch "Manhunt" erlebte zwar gute Kritiken, der Erfolg an den Kinokassen blieb Dr. Lecters erstem Kinoauftritt (hier noch von Brian Cox in einer Nebenrolle dargestellt) jedoch verwehrt, was weitere Projekte unwahrscheinlich machte.

1989, als "Miami Vice" bereits auslief, bekam er den Auftrag, einen Pilot-Film für eine neue Serie abzuliefern. Er nahm das alte Drehbuch seines Lieblingsprojektes, kürzte es um etliche Nebenstränge und Details, um unter 90 Minuten bleiben zu können. Für die Inszenierung standen nur ein geringes Budget und gerade mal 19 Drehtage zur Verfügung - und das Endergebnis enttäuschte Mann zutiefst, was vor allen Dingen auch in den Darstellern begründet lag, die es nicht vermochten, ihren Figuren Tiefe zu verleihen.

Das alles würde "L. A. Takedown" nur für Michael-Mann-Kompletisten interessant machen; der Streifen bliebe eine Fingerübung bzw. ein Kandidat für ein Remake.

6 Jahre danach und vor allen Dingen dem recht unerwarteten Kritik- und Publikumserfolg von "Der letzte Mohikaner" geschuldet bekam Mann jedoch selbst die Gelegenheit, sein ursprüngliches Script für's Kino mit einem großen Budget neu zu verfilmen. Statt auf unbekannte Schauspieler der C-Liga zurückgreifen zu müssen, gelang ihm ein Riesen-Coup, der das Ding schon vor dem Dreh zu einem sicheren Hit machen würde:
Mit der Verpflichtung von Al Pacino und Robert DeNiro standen ihm nicht nur zwei der besten Hollywood-Schauspieler überhaupt zur Verfügung, sondern damit gleichzeitig zwei sichere Publikumsmagnete.

Der Film selbst, der als "Heat" als einer der besten Crime-Dramas überhaupt gilt und den Ruf Manns als Auteur und Künstler erst richtig begründete, ist tatsächlich nicht nur ein lockeres Remake mit Motiven des Vorgängers: Szenenweise sind beide Streifen bis zu Kameraeinstellungen und Dialogen völlig gleich und doch liegen Welten dazwischen. Wo die berühmte Konfrontation der beiden Hauptpersonen in einem Cafe im Original noch verpuffte, wird dank der Darsteller hier Kinogeschichte geschrieben.

"L. A. Takedown" wird damit zu etwas Besonderem: Er zeigt, inwiefern Inszenierung und Schauspiel erst einen großen Film ausmachen. Es ist dasselbe Drehbuch, er enthält alle wichtigen Szenen und doch könnte das Endergebnis nicht unterschiedlicher ausfallen.
Für Filminteressenten und "Heat"-Fans ist das Ding damit ein Must-See. Und ein Beweis, daß ein gutes Script nicht ausreicht, um einen hervorragenden Film zu machen, selbst wenn ein ungemein talentierter Filmemacher dahintersteht: Charaktergetriebenes Material braucht auch ebensolche hervorragenden Darsteller sowie ein hohes Maß an Produktionsstandard.

Szenen-Vergleich zwischen "L. A. Takedown" und "Heat":
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