WOW ist vielmehr ein Spielplatz, als ein ernstzunehmendes Rollenspiel. Wer eine gute Story und wunderbar gezeichnete Charaktere haben will, der sollte Dragon Age & Co spielen.
Auf der anderen Seite hat Blizzard kreative Köpfe, und niemand nimmt sich bei Blizzard so wichtig, wie Chris Metzen! Ebenfalls erkennt man an den WOW Begleitbüchern (Arthas, Sturmgrimm, Weltenbeben, ...) dass Blizzard es mit der Story durchaus ernst meint. Das schaffen sie in meinen Augen auch, denn Garrosh, Varian Wrynn, Vol'Jin, Sylvanas, Thrall, Malfurion, Illidan, Arthas & Co sind wunderbare Figuren, denen man nun wirklich nicht viel Storydiebstahl vorwerfen kann.
Nebenfiguren hingegen arbeiten mit Klischees und Anspielungen. Aber das macht sie symphatisch. Hemet Nesingwary, Harrison Jones, usw. ... all dies sind ebenfalls wunderbare Charakter, denen man sich sofort verbunden fühlt - gerade, weil sie einem bekannt vorkommen. Aber anders ist es oft nicht möglich, denn bei der Vielzahl an Bossen und Nebenfiguren bleibt es nicht aus, dass man sich woanders bedient. Oft sind solche Figuren auch in Anlehnung an Mythen, Legenden und klassischen Figuren erschaffen worden, bei denen sich dann auch andere Rollenspiele bedienen.
Hey, "Barbra Streisand von DuckSauce" hat bei Boney M. geklaut, aber die haben bei Nighttrain geklaut, und die haben bei einem alten Volkslied geklaut, usw.
Und selbst Tolkien hat mit seinem Herrn der Ringe geklaut, anders gesagt, er hat sich vieler alter Mythen und Legenden bedient, die vielleicht im Detail nicht so verbreitet sind.
Die Geschichte von Gut und Böse ist so alt, wie das erste Fantasy Buch, und Überschneidungen sind nicht nur gewollt, sondern lassen sich nicht vermeiden. Blizzard macht es jedoch offensichtlich, in dem sie gezielt auf Anspielungen hinweisen. Und so ein Typ wie Harrison Jones ist einfach ein Indiana Jones. In einem MMO wie WOW gibt es weder die Zeit, noch die Mittel, einen Harrison Jones umfangreich vorzustellen. Der Spieler soll jedoch wissen, mit wem er es zu tun hat, und wer dieser Harrison Jones ist, ... darum ist die Anspielung so offensichtlich, denn die Geschichte, die an dieser Stelle nicht erzählt werden kann, wurde schon vorher erzählt und ist dem Spieler ein Begriff.
Anspielungen sind also a) wichtig, b) witzig und c) nicht zu vermeiden.
Alles in allem hat Warcraft eine sehr gute Story und diese wird sicher auch mit Cataclysm fortgesetzt. Wer jedoch hier etwas völlig innovatives erwartet, der wird nicht zufriedenstellend bedient, denn WOW kann sich nicht neu erfinden. Ich bin auch ein wenig unzufrieden, weil Onyxia, Nefarian, Ragnaros und die alten Klamotte wieder ausgepackt werden ... aber es wird noch viele Contentpatches geben, noch viele neue Geschichten, und die Story geht weiter, auch wenn sie sich vielleicht zum Release ein wenig im Kreis dreht.