Ob man die beschriebenen Entwicklungen (falls man es überhaupt so nennen kann, was ich bezweifle) auf die Gesellschaft projezieren darf, wie Dryadris es tut, möchte ich in Frage stellen. Schliesslich reden wir hier von einer nicht representativen Bevölkerungsgruppe, nämlich mehrheitlich jungen Männern bzw. Buben.
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es sind andere Normen und Werte nach oben gerückt, die vor ein paar (vielen) Jahren noch relativ unwichtig waren und natürlich auch umgedreht.
Da brauch man nur mal den Respekt vor Älteren als Beispiel heranziehen. Mir wurde damals noch beigebracht, dass man vor Älteren Leuten Respekt haben sollte und der alten Dame im Zug/Bus den Platz anbieten soll. Dieses Verhalten ist in der aktuellen Zeit jedoch in den Hintergrund gerückt und hat etwas anderem Platz gemacht.
Unsere Gesellschaft wurde zu einer "Ellenbogengesellschaft" in der das alleinige Vorankommen wichtig war und nicht das, der Gemeinschaft an sich.
Du schreibst, dass der Großteil der Spielerschaft aus jungen Leuten bestehen, also einer Generation, welche mit ganz anderen Werten erzogen wurde und die mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Mit einem ganz anderen Druck aufgewachsen ist, wie zb dem Leistungsdruck. Beginnt doch schon in der Schule. Je schlechter die Noten, desto schlechter die Zukunftsperspektive.
Genau diese Veränderungen der Werte/Normen läßt sich in WOW wiederfinden. Es läßt sich nicht verhindern, dass man bestimmte und vorallem bekannte Verhaltensstrukturen aus dem wahren Leben mit in die virtuelle Welt nimmt. Kaum einer wird in der virtuellen Welt zu einer 100% anderen Person.
Ich denke schon dass man gewisse menschliche Verhaltensmuster ingame, durch gewisse Verhaltensmuster aus dem wahren Leben erklären kann. Wer im wahren Leben unhöflich und respektlos ist, der wird ingame sicherlich nicht plötzlich höflich und zuvorkommend. Wer im wahren Leben nur Leistung, Leistung und noch mehr Leistung kennt, der wird es ingame auch nicht anders machen.
Auch will ich den Vergleich von Rüstungsteilen mit Markenkleidern nicht begreifen, denn im Gegensatz zu Markenkleidern, die keinen praktischen Vorteil bieten, sondern allein zur Befriedigung substituierter Wünsche dienen, muss man für bessere Rüstungsteile tatsächlich Zeit, Konzentration und Organisation aufwenden.
Najoooo... Zeit muss man für Markenkleidung auch aufbringen, weil Geld wächst noch nicht auf den Bäumen *zwinker* und auf der Arbeit muss ich mich auch konzentrieren, sonst produzier ich Fehler und wenn keine Organsisation vorhanden ist, dann freut sich das Chaos *lach*
Klar ist teure Kleidung meist nur ein Prestigeobjekt und mit Schuhe für 10€ bleiben die Füße genauso trocken wie in Schuhen für 300€. Aber du kannst auch nicht ganz leugnen, dass namhafte Kleidungsstücke oftmals auch ihren praktischen Vorteil bieten und sei es nur in eine angesagte Disko zu kommen. Kannst du nicht mit teuren Sachen aufwarten, so bleibt dir der Eingang verwehrt. Viele Menschen sind eben auf so oberflächliche Dinge wie teure Kleidung fixiert und nutzen es, um sich von anderen abzuheben oder um aus der Masse hervor zu stechen oder aber um bei einer gewissen Bevölkerungsschicht beliebt zu sein. Kann man jetzt sehen wie man möchte.
In WOW sind Rüstungsteile eigentlich lediglich Mittel zum Zweck um in einem Raid noch effektiver zu sein. Zumindest ist das ihre ursprüngliche Bedeutung. Aber sind wir doch mal ehrlich... Wie viele Spieler gibt es, die stolz in ihren T-Sets in den Städten stehen und auf andere, die keine T-Sets haben, herabblicken und ihnen zu verstehen geben, dass sie ja alle nur Noobs sind.