Ich kopiere hier einfach mal das rein, was ich bereits in einem anderen Forum zu diesem Thema gepostet habe:
Es wird sich solange an dieser Situation nichts ändern, solange nicht endlich die eigentlichen Themen "Erziehung / Verantwortung der Eltern", "Mangelnde Ausbildung der Lehrkräfte" auf DEN Tisch kommen, auf dem seit Jahren immer nur die Sündenböcke in DVD-Hüllen diskutiert werden.
Mit einer CS-DVD hat der Jugendliche nämlich nicht einen Menschen ermordet.
Die Fragen, die sich unsere Staatsdiener jetzt stellen müssen sind eigentlich klar:
Warum (Ursachenforschung) hat der Kerl diese Tat begangen?
Wieso kam er an scharfe Waffen?
An was es hier, wieder einmal, fehlt ist die Erkenntnis, dass ein Mensch, auch wenn es eine auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Gesellschaft gerne hätte, nun mal keine Maschine ist.
Der Mensch ist grundsätzlich ein Wesen, dass auf Sozialität und Emotionalität basiert. Und genau da kommt das erste Tabuthema auf den Tisch.
Warum wurde dem jungen Mann in seinem Elternhaus nicht der Wert eines Lebens vermittelt? Es ist das höchste Gut und niemand hat das Recht, über das Leben eines anderen zu richten.
Wieso merken Eltern immer wieder nicht, wie dreckig es ihrem Kind eigentlich in Schule/Ausbildung/etc. geht, weil sie vielleicht gemobbt oder von Lehrern nicht ernstgenommen werden?
Aber das ist ja nicht so wichtig. Es kommen eh bald Ganztagsschulen. Damit wird den Eltern der verbliebene Rest an Verantwortung noch entzogen, so dass sie dann vollends argumentieren können, dass die Erziehung Schulsache ist.
Davor aber genau graut mir, wenn ich mir ansehe, wie katastrophal schlecht heutzutage die Ausbildung eines Lehrers gestaltet ist. Bereits vor 3 Jahren, als ich im letzten Jahr meiner Erzieherausbildung steckte, erfuhr ich während eines Praktikums von einer jungen Grundschullehrerin, dass man den Psychologie-Anteil auf ein Drittel reduziert hätte. Geplant wäre zudem die komplette Streichung.
Genau das ist aber fatal. Denn es ist nun einmal traurigerweise Fakt, dass aufgrund mangelnder erzieherischer Fähigkeiten der Eltern (Wertevermittlung, Sozialverhalten, Umgangston/formen, etc.) in den Schulen teilweise Fälle sitzen, die, rein psychisch betrachtet, in eine Förderschule gehören würden.
Da wären sie allerdings hoffnungslos unterfordert, was den Stoff angeht.
Es ist leider nicht mehr so, dass der Lehrer in die Klasse kommt und 45 Minuten seinen Unterricht halten kann. Oft braucht er erstmal 15 Minuten (ich habe es live miterlebt) bis alle still sind.
Und da streicht man den Psychologie-Bereich aus dem "Lehrplan für Lehrer"?
Man nimmt im also das Werkzeug, um ohne herumzuschreien und Verweise zu verteilen, seine Klasse zum Aufpassen zu bewegen?
Dann geht es wieder zurück zu den Eltern. Diese, die neuerdings nicht selten ihre Rolle im Kumpel und nicht im Erzieher ihrer Kinder sehen, stellen sich noch auf die Seite ihrer Sprösslinge und der Lehrer ist machtlos.
Und unter diesen Vorraussetzungen sollen Ganztagsschulen eingeführt werden?
Dann wird ein Kind also nicht nur vormittags sondern den ganzen Tag über gemobbt? Die Lehrer schauen geflissentlich weg...
Die Regierenden sehen ja auch über diese Zustände hinweg.
Und im zerstrittenen Elternhaus bekommen Kinder dann die letzte "Regel" mit auf den Weg: Nach außenhin muss alles perfekt wirken.
Am Ende steht dann ein Jugendlicher, der unter soviel psychischem Druck von allen Seiten einfach zusammenbrechen muss... oder eben ausrasten.
Um solche Amokläufe zu verhindern müsste folgendes passieren:
1. Komplettreformierung der Schulen ... MEHR Teamarbeit, MEHR soziales Engagement (weniger Egoismus), MEHR Offenheit für Emotionen, alles in allem keine Reduzierung sondern eine Verlängerung der Schulzeit, damit ein Leher auch auf "Problemkinder" eingehen kann und dennoch genug Zeit für seinen Stoff hat.
2. Veränderung der Lehrer-Ausbildung: ...hier muss der Realität Tribut gezollt werden und Psychologie im Umgang mit Kindern und Jungendlichen muss einen deutlichen Teil des Stoffes ausmachen.
3. Aufklärung in Form von Kampagnen,etc. für Eltern: Sozialverhalten und Wertevermittlung (Toleranz, Würde, Moral, etc.) zu Hause sind essentielle Aufgaben und Eckpunkte der Erziehung
Solange aber eine Wirtschaftskrise höher angesiedelt wird, als der Untergang unseres Sozialsystems und unserer Bildung, wird sich auch am Verhalten unserer Kinder und Jugendlichen nichts ändern. Und man sieht es immer wieder, sie kommen mit diesem Druck einfach nicht klar.
Ich möchte jetzt nicht falsch verstanden werden. Die Tat ist unentschuldbar und letzten Endes ist jeder selbst für sein Tun und Handeln verantwortlich. Aber ob es jetzt einigen Leuten passt oder nicht. Wir sind EINE Gesellschaft und tragen alle durch unser Handeln dazu bei, wie diese Gesellschaft aussieht. Wenn dabei aber immer wieder solche Taten entstehen, dann trägt auch die Gesellschaft eine Teil Mitschuld daran.
Die Regierung lebt es vor, die Schulen vermitteln es, die Eltern ebenso. Das Kind macht es nach.
Solange Länder ihre Differenzen mit Waffengewalt "lösen", solange Passanten vorbeigehen, wenn jemand verprügelt wird, solange Fahrgäste sich über Verspätungen beschweren, weil wegen eines ohnmächtigen Kindes oder einer schwangeren Frau, eine S-Bahn anhalten muss, solange Erwachsene täglich selbst alle Regeln im Umgang mit anderen Menschen nach Lust und Laune brechen, solange braucht keiner von uns die Schuld "woanders" zu suchen.
Und nun noch etwas zum leidigen Thema "Killerspiele": Es ist nicht abzustreiten, dass diverse Hersteller scheinbar einen Spass daran haben, die Gewaltschraube mehr und mehr nach oben zu schrauben und dies dann auch noch als "cool" darzustellen. Ich sage es ganz offen: Ich wäre nicht traurig, darüber, wenn derartige Spiele vom Markt verschwinden würden... aber nicht durch ein Verbot, sondern durch ein Umdenken der Gesellschaft. Würden derartige Machwerke nicht gekauft werden, dann würden Hersteller sie nicht produzieren.
Mir persönlich wird schlecht, wenn ich Spiele wie GTA, Manhunt, usw. sehe.
Aber letztendlich liegt es nicht am Hersteller, sondern an der leider vorhandenen immensen Nachfrage nach solchem Schmarrn.
Und damit schließe ich den Kreis zum Anfang meines Textes. Ein GTA oder CS kann und wird NIE schuld am Tod von Menschen sein. Es ist immer der Mensch, der die Waffe nimmt und sie bedient.
Aber dennoch würde ich mir ein Umdenken in diesem Bereich wünschen.
Und wer denn unbedingt als Volljähriger oder gar als Vater und Mutter solche Spiele braucht, der hat die verdammte Pflicht, dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche sie nicht in die Finger bekommen.
Ich habe fertig... bis zum nächsten Amoklauf.