In der Tat, World of Warcraft hat sich in den zurückliegenden Tagen, genau wie seine Community, stetig weiterentwickelt. Ich möchte aber bestreiten, dass die Dinge so negativ liegen, wie sie stets geschildert werden.
Punkt 1: Die Community
MMOs waren für sich gesehen früher ja immer prädestiniert für Spieler, welche meist sehr viel Zeit online verbracht haben. In einigen Communities galten recht strenge Verhaltensregeln. Mit der zunehmenden Verbreitung und Akzeptanz von MMO Games (und WoW war das erste massentaugliche davon), stellt natürlich der Umgangston in Azeroth auch mehr und mehr einen Spiegel der Gesellschaft dar.
Dies hat allerdings weniger mit "der Community" ansich zu tun, als der stetig fortlaufenden Verbreiterung der Zielgruppe.
Punkt 2: Unterschiedliche Spielertypen
Wie aus Punkt 1 hervorgeht, prallen also mehr und mehr unterschiedliche Spielertypen aufeinander. Sowohl als Spieler, wie auch als Menschen. Leute, die gerne Raiden, andere die gerne PVP betreiben, Leute, die gerne Hardcore Zocken und andere, die nur zum Spaß spielen. Leute, die Sozialkompetenz und Ausdrucksfähigkeit mitbringen und solche, die man besser nicht versteht.
Blizzard versucht nun den Spagat, alle Spieler gleichermaßen zufriedenzustellen. Steigende Abonnentenzahlen bestätigen, dass sie darin erfolgreich sind. Denn: bedenkt immer, auch wenn es beim Durchstöbern gängiger Foren weit dramatischer rüberkommt: Selbst bei zig tausenden niederschmetternden Posts zum Thema WoW von ebenso vielen Spielern - gemessen an der absoluten Spielerzahl ist das nur ein verschwindender Bruchteil. Und: in Foren melden sich zumeist nur Leute zu Wort, die unzufrieden sind.
Es wird also ein sehr einseitiges Bild über das Spiel vermittelt, aus einem eigentlich vorbestimmten Blickwinkel.
Punkt 3: Das Spiel
Dieser Punkt bringt sehr viel an Subjektivität mit sich. Gerade BC wurde vom TE als Glanzstunde hervorgehoben. Ich nenne gleich mal meine Einwände:
Sinnloses und nerviges Abgefarme der normalen 70er Instanzen, um den Ruf für heroischen Zugang zu erhalten (zu Anfang noch respektvoll nötig). Zig verschiedene Fraktionen, zig verschiedene Dailies, kaum Möglichkeiten, außer der Dailies, Ruf zu farmen.
Der Versuch, kleineren Raidgruppen entsprechenden Content zu bieten, ging nicht auf (Anspruch von Zul'Aman gegenüber Karazhan zu hoch).
Keinerlei Mehrwert, Instanzen, außer zum Zeittotschlagen, zu spielen, wenn man sich auf einem gewissen Gear Level bewegte.
So wie sich heute die Spieler über zu leichten Content beschweren, so taten sie es damals umgekehrt, weil alles zu schwer sei.
Eine zusammengestückelte Geschichte, die in einem sehr WoW untypischen Setting gespielt hat. Viele empfanden Nethersturm und andere Gebiete als einen Schritt zuweit in Richtung Sci Fi Flair.
Ich muss jedoch dazu sagen, dass ich persönlich den Raid Content sehr genossen habe. Karazhan, Gruul, Magtheridon, SSC, TK, MH, BT und SW - sehr viele stimmungsvolle Momente und Erlebnisse. Jedoch war, meiner Meinung nach, WoW im Gesamtpaket nie stimmiger als heute.
Es zieht sich eine recht interessante Geschichte wie ein roter Faden durch das komplette WotLK Addon, durch neue Techniken (Morphing) ist die Welt in Veränderung. Der Stil ist wieder etwas näher an Classic dran. Techniken, wie der Dungeon Finder machen das Spieler Leben erheblich leichter.
Punkt 4: Die Raids
Ja, in der Tat, ich bin selbst kein Freund der Schwierigkeitsgrade. Ich mochte Raiden so, wie es mit BC war.
Aber eigentlich wäre die Welt ja in Ordnung; Casuals gehen in die normale und Hardcore- oder ambitionierte Spieler in die Heroische Version. Nur, der Mensch, auch der WoW Spieler wird träge und faul. Wieso schwer, wenn's auch einfach geht? Vielen Gilden, die zuvor noch MH und BT bestanden haben, fehlen mitlerweile die Leute, um tage- oder gar wochenlang an einem Boss zu wipen, vor allem wenn es auch leichter geht. Was soll aber bitte die Beschwerde über unzählige Modi? Es zwingt mich ja keiner als Casual in den 25er oder dass ich Bosse normal kennenlerne, bevor ich sie im Hardmode mache (evtl. ein mal für die Freischaltung des Hero Modus). Selten eine so perfide Begründung gesehen, Auswahlmöglichkeiten als etwas schlechtes darzustellen.
Dass die Spieler jedoch diese Auswahl schon fast als Pflichtprogramm sehen ("Ich muss ja 10er, 10er Hero, 25er und 25er Hero immer den gleichen Boss legen -.-"), das ist ansich eines der Probleme. Oder dass man schwerer Leute findet, die genau die gleiche Einstellung beim Raiden teilen. Früher war das einfach: Raiden oder nicht Raiden. Nun passiert das in fließenden Übergängen.
Punkt 5: Die Encounter
Absolut am Geschehen vorbei geht für mich die Kritik an der Einfallslosigkeit der Encounter. Tank & Spank in Classic, in BWL und Naxx 60er schon etwas davon abkehrend. In BC haben sich viele Spieler dann so langsam in komplexere Taktiken eingearbeitet. Mittlerweile sind wir bei unterschiedlichsten Boss Fight Designs angekommen. Zwar spielt CC eine leider viel zu geringe Rolle, aber an vielen Stellen ist Movement absolut unabdingbar. Teils sogar in den 5er Instanzen. Ich lese eigentlich immer, wie einfallslos das so alles ist. Ich habe nur selten einen konkreten Verbesserungsvorschlag gehört.
Die Spieler sind langsam in den Content hineingewachsen, früher war es ja schon schlimm genug, wenn in MC eine hell aufleuchtende Spieler Bombe es nicht aus dem Raid geschafft hat.
Nicht zu vergleichen mit heutigen Kampfverläufen.
Punkt 6: Der Anspruch der Spieler gegenüber einander
Ja, es ist lächerlich, 6-7k dps für Onyxia zu fordern, die all gegenwärtigen Gearchecks etc. Vor allem, da Gear nicht mit Können zu tun hat. Wie dem auch sei, man muss jedoch dagegenhalten, dass viele Spieler einfach nur frech sind. Würden alle Spieler mit ein wenig Selbstkritik überlegen, ob sie einer bestimmten Herausforderung gewachsen sind, dann hätten sich viele Dinge in Wohlgefallen aufgelöst, die heute dafür sorgen, das potentielle Raidleiter auf zu restriktive Weise auf Nummer sicher gehen wollen.
Vieles, was mir sonst noch einfiele, aber immer nur jammern über das Spiel, lässt langsam meine Ohren klingeln.