Die Abenteuer des Kevin Braun

"Mit einer Handbewegung versiegelte er das Portal zurück in unsere Welt."

Ist der Satz so korrekt?

Danke für Kap. 17
 
Kapitel 18 – Die Flucht

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Ich war gestrandet. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Unruhig wanderte ich auf dem rotbraunen Untergrund auf und ab. Tiefe Fußspuren hinterließ ich im Sand. Laut Illidan wurde diese „Wüste“ als Höllenfeuerhalbinsel bezeichnet. Weiß der Teufel, woher er das weiß. Mein Begleiter war absurderweise eher guter Laune.



Illidan: „Hier fange ich ein neues Leben an. Fernab aller, die mir auf die Nerven gehen. Fernab vom Einfluss der brennenden Legion. Die Können mich mal!“

Ich: „Du bist ein Diener der Brennenden Legion?“

Illidan: „Äääääh, woher hast du den Blödsinn?“

Ich: „Hast du doch gerade gesagt.“

Illidan: „Äähhhh, nein das hast du dir eingebildet. Auf alle Fälle hab ich jetzt endlich mal wieder Zeit für mich alleine.“

Ich bissig: „Hattest du doch erst vor kurzem. Etwa zehntausend Jahre in einem finsteren Loch...“



Illidan war klug genug nichts darauf zu erwidern. Er machte nur eine wegwischende Handbewegung. Aber die war so heftig, dass ich schon beinahe eine „Luftwatsche“ gespürt hab.



Illidan: „Um auf unseren Vertrag zurückzukommen...“

Ich: „Findest du nicht, dass dies nicht ein bisschen unpassender Augenblick ist?“

Illidan: „Warum?“

Ich: „Weil... weil... weil wir gestrandet sind?“

Illidan: „Na und? Dafür haben wir jetzt alle Zeit der Welt. Außerdem kenne ich mich hier aus. Als ich den Schädel des Gul’dan absorbiert hab, hab ich auch sein Wissen aufgenommen. Das heißt, ich kenne in diesem Sandkasten jeden verfluchten Stein. So weiß ich zum Beispiel, dass es ganz im Norden hier in der Anderswelt eine Region namens Nethersturm gibt. Vollkommen unberührtes Gebiet und frei von dämonischer Energie. Aber das wichtigste: Es gibt dort unterirdische Seen. Wenn wir in diese Seen das Sonnenbrunnenwasser hineinschütten, werden die Seen praktisch wieder zu einem neuen Sonnenbrunnen...aber das brauchen wir den Blutelfen ja nicht auf die Nase zu binden. Wie bereits vertraglich geregelt, habe ich dich zu meinem Stellvertreter ernannt. Hiermit erteile ich dir den Auftrag, dort den Bau von sogenannten Manaschmieden zu überwachen, um das Wasser zu filtern und für die Blutelfen nutzbar zu machen. Das füllen wir dann im Flaschen ab und verkaufen es unter dem Markennamen „Römerquelle Mineralwasser“.



Illidan klatschte erfreut in seine Hände, griff in seine Tasche und zog bündelweise Baupläne der Fabriken heraus.



Ich: „Hast du dir eine Taschenversion der Dolche & Giganta eingenäht?“

Illidan: „Was? Meine Tasche?“ Er lachte. „Nein, mit so einem billigen Fusel geb ich mich nicht zufrieden. Das hier, lieber Kevin, nennt man ein Tragbares Loch. Die ist so groß, da könntest du dir locker darin ein Haus bauen...“



Ein wahnsinniges Kichern ging durch die Luft. Wie das Kichern einer alten Hexe. Erschrocken fuhr Illidan zusammen. Er drehte langsam den Kopf und blickte zur Spitze der Schlucht hinter ihm hinauf, in der wir gerade wanderten. Ein Kopf wurde sichtbar. Oder besser gesagt ein Helm. Dann die ganze Person. Es war eine hochgewachsene Nachtelfin, mit nach unten hin breiter werdenden Rock, was ihr das Aussehen einer Matrjoschka-Puppe gab. In der Hand hielt sie so eine sägeblattartige Waffe, die man auch unter dem Namen Schattensichel kennt.



Illidan: „Oh nein... Maiev.“

Maiev: „Dachtest du wirklich, ich würde dich von dannen ziehen lassen? Dachtest du wirklich, ich würde diese Schmach deiner Flucht auf mir sitzen lassen?“ Sie kicherte. „Auf ihn meine Krieger. Schnappt ihn!“



Die Schlucht auf beiden Seiten füllte sich mit Bogenschützen. Einige sind mit überdimensionalen Fangnetzen ausgestattet. Das erste Netz wurde abgefeuert. Illidan gab mir einen Stoß. „Kevin lauf!“ schrie er mir zu. „Kümmere dich nicht um mich. Finde Kael’thas. Er betritt diese Welt durch ein Portal Archimondes etwas weiter östlich von hier. Lauf zu ihm. Erzähl ihm was du hier gesehen hast. Und dann,“ er lächelte, „kümmerst du dich um die Formalitäten für den Bau der Manaschmieden. Voren’thal kann dir helfen.“



Ich starrte Illidan an, der sich unter dem Netz, welches ihn unbeweglich machte, wand. Dann sprintete ich davon. So schnell wie möglich aus der Schlucht hinaus.



Maiev: „Kümmert euch nicht um den Wicht. Der ist für uns nicht von Belang. Lasst ihn gehen.“



Ich weiß nicht, wie lange ich umherwanderte, bevor ich erschöpft und durstig zusammenbrach. Die Mittagshitze tat ihr übriges. Am Horizont bildete ich mir ein, ein schwarzes Portal zu sehen. Oder war es einfach die Schwärze, die sich um meine Augen legte, und versuchte, mich zu verschlingen? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nicht, ob ich den Gedanken überhaupt zu Ende gedacht hab. Ich verlor das Bewusstsein.



Zitternd kam ich wieder zu mir. Ich fand mich in einem kleinen runden Zelt wieder, auf einer Bambusmatte gebettet, die ihr möglichstes versuchte, den steinigen Untergrund weicher erscheinen zu lassen. Eingewickelt war ich in einem dicken dunkelroten Bettzeug. Mein Blick klärte sich nur langsam. Noch immer war die Umgebung für mich verschwommen. Ich vernahm eine weibliche Stimme. „Trink“ forderte sie mich auf, bevor sie mir eine bitter schmeckende Flüssigkeit in einer Metallschüssel an die Lippen hielt. Der Geschmack war mir in diesem Augenblick herzlich egal. Hauptsache wieder etwas flüssiges. Jedoch nahm sie mir die Schüssel nach ein paar Schluck wieder weg. „Nicht so hastig“ ermahnte sie mich. „Du bist noch schwach. Zu viel zu trinken würde deinen Körper noch mehr schaden.“



Ich röchelte: „Wer... bist... du?

Blutelfin: „Ich bin Arsella – die Krankenschwester der Falkenwacht.“

Ich: „Fal... ken... wacht?“

Aresella: „Eine kleine Siedlung, gegründet unter Kael’thas Sonnenwanderer.“



Als ich das hörte, setzte ich mich vor Überraschung auf.



Ich: „Kael ist hier? Ich muss sofort zu ihm.“ Doch ich spürte wie meine Kräfte wieder nachließen. Erschöpft fiel ich wieder nach hinten. Aresella hatte alle Hände voll damit zu tun, mich wieder in die ursprüngliche Position zu legen.“

Aresella: „Du musst dich noch etwas schonen. Du bist erst vor kurzem knapp an der Schwelle des Todes vorbeigeschrammt – was du wohl wärst, hätte dich nicht eine Patrouille von uns gefunden.“



Müde nickte ich ihr zu, bevor ich kurz danach wieder in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf verfiel. Ich träumte von einer Flucht von einer Meute blutrünstiger Nachtelfen, die mit Jagdgelüsten in ihren Augen mir nacheiferten. Wie die warme Mittagssonne mich immer mehr entkräftete. Wie sie mich einholten, ihre Schwerter hoben, und...

Erschrocken fuhr ich aus meinem Schlaf. Ich brauchte eine Minuten, bevor sich mein Puls wieder beruhigt hatte. Dann nahm ich mir Zeit, mich umzusehen. Ich war bereits wieder um einiges fitter und schon beinahe wieder komplett genesen. Ich war alleine. Das Tuch des Zeltes wurde zurückgeschlagen, und eine Blutelfin mit bauchfreien Leibchen, rotbraunen Haaren, welche mit einem blauen Haarreif zusammengehalten wurden, trat ein. Es war Aresella. In ihrer Hand hielt sie eine Schüssel mit einen Badeschwamm und einigen nicht definierbaren Gerätschaften.



Aresella: „Oh, du bist schon wach?“

Ich: „Ich denke schon.“

Aresella: „Wie fühlst du dich?“

Ich: „Dem Umständen entsprechend. Noch etwas kraftlos, aber sonst okay.“



Wortlos nahm die Elfin ein Schüssel vom Tablett und hielt sie mir an den Mund. Hastig nahm ich ihr die Schüssel aus der Hand und nahm selbst einen Schluck. Es war die selbe bittere Flüssigkeit wie das letzte Mal.



Ich: „Was ist das eigentlich?“

Aresella gleichgültig: „Gesüßter Pferdeurin.“



Wie man sich sicher bildlich vorstellen kann, spuckte ich bei dieser Erkenntnis das Gebräu mir einer riesigen Wasserfontäne aus. Aresella lachte bei dem Anblick.



Aresella: „Keine Sorge. Hierbei handelt es sich lediglich um einen simplen Kamillentee. Dieser senkt das Fieber und führt auf schonende Art und Weise Flüssigkeit zu.



Ich zitterte noch immer. Aresella wurde wieder ernst: „Du hattest starken Schüttelfrost als du geschlafen hast. Wir dachten echt, du stirbst uns weg. Du hast im Fieberwahn geredet. Kael war auch da, um nach dir zu sehen. Als er gehört hatte, dass du im Traum von der Gefangennahme Illidans geredet hast, ist er sofort mit einem Bataillon seiner besten Soldaten aufgebrochen, um ihn zu befreien.



Über diese Offenbarung war ich zugleich erfreut als auch erschrocken. Erfreut darüber, dass meine Botschaft angekommen ist, erschreckt darüber, dass ich mir meinem maroden Zustand nicht bewusst war. Ich hätte genauso gut tot sein können.



Ich: „Danke, dass ihr euch so fürsorglich um mich gekümmert habt. Der Kerl im Himmel alleine weiß, wo ich jetzt ohne euch wäre.“



Aresella errötete vor Bescheidenheit. Sie kicherte: „Aber... das war doch meine Pflicht als Krankenschwester.“



Ich atmete erleichtert durch: „Wenigstens weiß Kael Bescheid. Ist eigentlich Voren’thal hier in der Siedlung?“



Aresella verneinte: „Nein, tut mir leid, der ist bereits kurz vor Kael ausgeflogen. Er hatte von Kael’thas die Order bekommen, Shattrath einen Besuch abzustatten.“

Ich: „Ich dachte er wäre so etwas wie eine Art Architekt?“

Arsella: „Das war er früher. Jetzt ist er einer der großen Feldkommandanten unter der Führung Kael’s.

Ich: „Verdammt. Ich hätte ihn wegen einer dringenden Angelegenheit gebraucht. Ich muss aufbrechen, und ihm hinterher.“

Arselle hielt mich zurück: „In deinem Zustand gehst du nirgends wohin. Jetzt erholst du dich noch zwei Tage, und dann kannst du hingehen wohin du willst. Ich werde bei meiner Zwillingsschwester Innalia ein gutes Wort für dich einlegen, dass sie dir einen Windreiter für den Flug nach Shattrath borgt.

Ich: „Vielen Dank für deine Hilfe... aber ich kann nicht fliegen.“

Arselle lächelte: „Das macht gar nichts. Die Windreiter finden selbst ihren Weg. Das einzige was du tun musst ist dich festzuhalten.“



Mit einer fuchtelnden Geste deutete sie mir, dass ich mich wieder hinlegen soll. Ich schloss meine Augen und fiel wieder in einen tiefen, diesmal ruhigen, Schlaf.
 
Kapitel 19 – Die Spaltung von Shattrath

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Wie von meiner übereifrigen Krankenschwester „empfohlen“, hütete ich noch zwei Tage das Bett. Dann durfte ich endlich die Verfolgung von Voren’thal aufnehmen. Aresella brachte mich zu ihrer Schwester, die nach energischem Kopfschütteln sich endlich dazu bereit erklärt hatte, mir zu helfen. Mit einem bösen Blick hielt sie mir die Zügel von einem Windreiter hin, der aussieht als hätte er die Räude. Sein linkes Ohr war zum Teil abgebissen, und durch seine Kehle drang ein bösartiges Knurren. Wenn ich mir seine Fangzähne ansehe, könnte man meinen, es wäre ein geflügelter Säbelzahntiger. Schließlich war es nicht ich, der sich auf das Ding setzte, sondern ich wurde gesetzt. Toben und zetern brachte nichts. Als Innalia dem Biest schließlich einen klapps auf das Hinterteil gab, hob er sich in die Lüfte. Der Ritt erinnert einem Ritt auf einem Dromedar. Genauso schauklig. Und stinken tut der Windreiter fünf Kilometer gegen den Wind. Absteigen war nicht möglich. Nicht wenn man hunderte Meter über den Boden fliegt. Ich bekam schon Panik, dass mir die Luft da oben zu dünn wird. So starb ich innerlich fast tausend Tode, bevor mein Flugtier mit einem schwerfälligen plumps in Shattrath aufsetzte. Kaum war ich abgestanden, fauchte mich der Windreiter noch einmal an und war dann wieder am Himmel verschwunden. Nachdem ich mich etwas gefasst hatte, entschloss ich mich, mich erst mal in dem großen Gebäude im Stadtkern umzusehen. Wie es scheint, war dort gerade eine teuflisch gute Fete im Gange. Zumindest war es dort gerammelt voll. Ich zwängte mich durch die Schar seltsam aussehender Stadtbewohner, bis ich in der geräumigen Halle stand. In der Mitte schwebte ein Naaru. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich an die unfreiwillige UFO-Entführung zurückdachte. Ich bildete mir ein, das Lichtding hatte meine Gedanken gelesen. Zumindest sah es für einen Augenblick einer Sekunde so aus, als würde mich der Naaru, der auf den Namen A’dal hört, schadensfroh angrinsen. Fragt mich nicht, woher ich weiß wie er heißt, ich weiß es einfach.



Am Ende der Halle wurde eine Tür geöffnet, und ein Blutelf trat ein. Begleitet von einem weiblichen Draenei. Wie sich herausstellte, handelt es sich hier um Voren’thal, sowie der Anführerin der Aldor, der Hohepriesterin Ishanah.



Als der Naaru sich dem Blutelf annahm, fiel dieser auf seine Knie.



A’dal: „WAS WILLST DU?“

Voren’thal: Ich habe euch in einer Vision gesehen, Naaru.“

A’dal: „EINE VISION... NETT, NETT. UND WARUM SOLLTE MICH DAS INTERESSIEREN?“

Voren’thal eingeschüchtert: „Die einzige Hoffnung meines Volkes zu überleben liegt in euren Händen.“

A’dal: „WAS GEHT MICH DEIN VOLK AN? IHR KOMMT OHNE EINLADUNG VON EINEM ANDEREN PLANETEN, MACHT NEN KNIEFALL UND MEINT JETZT, ICH HELFE EUCH. WAS HÄTTE ICH DAVON, EUCH EINLASS IN DIE STADT ZU GEWÄHREN?“

Voren’thal: „Zusätzliche Steuereinnahmen.“

A’dal: „ICH HEISSE EUCH HERZLICH UND EUER VOLK WILLKOMMEN, BLUTELF. DIE ALDOR WERDEN EUCH MIT FREUDEN EIN DISTRIKT ABTRETEN, IN DEM IHR EUCH NIEDERLASSEN KÖNNT.“

Ishanah: „Wie bitte!??“

A’dal: „HAST DU EIN PROBLEM, MIT MEINER WEISHEIT... ISHANAH?“

Ishanah kniete sich hin: „Nein, wie immer beuge ich mich euer Weisheit.“

A’dal: „GUT SO. ALSO HUSCH, HUSCH, RÄUMT EIN VIERTEL. HEUTE ABEND SOLL ES FÜR UNSERE GÄSTE BEREIT STEHEN.



Die Draenei verschwand. In ihren Augen brodelte unbändiger Zorn.



Voren’thal: „Vielen Dank für eure Großzügigkeit, oh du Lichterwesen. Ohne euch, wäre mein Volk dem sicheren Untergang geweiht gewesen.“



A’dal: „JAJA, SCHON GUT. UND JETZT VERSCHWINDE!“





Wie versprochen, war die neue Heimat der Blutelfen am selben Abend noch bezugsbereit. Es war erstaunlich, mit was für einer Gastfreundschaft uns die Aldor bei sich aufnahmen. Sie räumten bereitwillig einen ganzen Stadtteil, nur um bei ihnen wohnen zu können. Seit diesem Tag an lebten Aldor und Seher glücklich Seite an Seite aneinander – zumindest schlug man sich nicht gegenseitig die Schädel ein. Man führte separate Eingänge in die Stadt sowohl für die Blutelfen, als auch für die Dranei ein. Die beiden Stadtteile wurden durch einen elektrischen Zaun, verstärkt durch Stacheldraht geschützt.



Als wir uns eingelebt hatten, machte ich mich auf die Suche nach einem günstigen Baugewerbe, dem ich für den Bau der Manaschmieden anwerben kann. Ich, als Mensch und Zuwanderer konnte mich frei zwischen den beiden Vierteln bewegen. Überall hießen sie mich herzlich willkommen. Eigentlich bin ich der erste Nicht-Blutelf und Nicht-Draenei, der sich in Shattrath breit machte.



Auf alle Fälle hab ich schon bald zwei passende Baugewerbe gefunden. Eines auf der Aldor-Seite, eines auf der Seher-Seite. Als sie erfuhren, dass ich auch zu einem Konkurrenten der anderen Seite gehen würde, wenn sie mir ein besseres Angebot machen, begannen sowohl die Aldor, als auch die Seher, sich gegenseitig immer mehr zu unterbieten. Das endete schließlich damit, dass mit die Seher die vier Manaschmieden umsonst bauten. Das konnten sich die Aldor nicht leisten.



Seit diesem Tage an, sind die Aldor und die Seher miteinander verfeindet. Man wagte es zwar nicht, sich innerhalb der Stadt zur Sau zu machen, aber sobald man außerhalb der Stadtmauern miteinander konfrontiert war – da flogen dann die Fetzen.



Der Bau der Manaschmieden ging gut voran. Schon bald wurden vier passende Grundstücke ausgemacht. Alle mit einem riesigen unterirdischen See. Im geheimen leerte ich auf Illidans Anweisungen hin je einen halben Kanister des Sonnenbrunnen-Wassers in eben diese Seen. Das Wasser begann zu glitzern und zu funkeln. Illidan hatte recht. Jetzt haben wir nicht nur einen neuen Sonnenbrunnen, sondern sogar gleich vier davon.



Während die Bauarbeiten immer weiter voran schreiten, erfuhr ich von einem Boten, dass Illidan von Kael und Lady Vashj erfolgreich befreit worden waren. Während Illidan jetzt drauf und dran war, sämtliche Dämonentore der Scherbenwelt zu versiegeln, zog sich Lady Vashj in die Zangarmarschen zurück und überwachte dort den Bau einer riesigen Kläranlage. Zu viel Schmutzwasser, das die einheimische Tier und Pflanzenwelt gefährtet, meinte sie. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da mehr dahinter steckt.



Und Kael... der zog sich ins Schlaraffenland der arkanen Genüsse zurück – den Nethersturm. Ich kann stolz verlauten, dass ich gute Arbeit geleistet hab. Kael war über die gute Qualität des Mineralwassers begeistert. Er konnte gar nicht genug davon bekommen. Er badete sogar darin. Kael beschlagnahmte übrigens einen riesigen Gebäudekomplex am Rande von Nethersturm. Der Festung der Sürme. Dies wurde sein neuer Spaß und Vergnügungspalast. Es gab für jeden Geschmack etwas. Sogar einen Minigolfplatz und eine Schipiste war inbegriffen. Ich hörte Kael einmal laut überlegen, ob er den Park nicht der Öffentlichkeit zugängig machen, und so Millionen scheffeln sollte.



Eines Tages erhielt in einen Brief von Illidan.



„Lieber Kevin,

Komm mich doch mal in meinem Schloss besuchen, ich habe für dich einen Kuchen gebacken.



Liebe Grüße

Illidan





Zu so einer herzlichen Einladung konnte ich nur ungern nein sagen. Ich packte also meine sieben Sachen und machte mich auf den Weg zur Adresse des Absenders.



Karabor-Straße 5b/Stiege 2

Bezirk Schwarzer Tempel

D-4531 Schattenmondtal



Schwarzer Tempel... das klang in meinen Ohren nicht wirklich nach einem Schloss. Aber man sollte sich nicht von dem Namen in die Irre leiten lassen. Die Anreise ins Schattenmondtal verlief ohne Probleme. Nur bei der Suche nach der Straßenanschrift hatte ich Schwierigkeiten. Die Draenei nehmen es mit Wegweisern nicht sehr genau. Es kursiert das Gerücht, dass man als Postbote eine Ausbildung bekommt, die zehn Jahre dauert. Aber nicht deswegen, weil es so eine anspruchsvolle Arbeit ist, nein, den Großteil der Ausbildungszeit macht das lernen der ganzen Straßennamen aus. Und wenn man dann endlich soweit ist, ist man praktisch schon wieder in Pension. Um nicht vollends den Verstand zu verlieren, fragte ich dann einen Einheimischen namens Akama nach den Weg. Der hob nur still die Hand und deutete mir nur die ungefähre Richtung. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft hatte, aber am Ende stand ich vor dem großen hölzernen Tor, mit einem großen bronzenen Klopfring in der Mitte. Dieser Ring wurde von einer dämonischen Fratze zwischen den Zähnen gehalten. Zuerst versuchte mich eben dieser Dämonenkopf zu beißen. Ich gab ihm dann einfach eine mit der Faust auf die Nase. Er grunzte zwar schmerzerfüllt, aber dann konnte ich endlich anklopfen.



*KLOPF, KLOPF*



Eine schlanke, menschliche Gestalt, etwas größer als ich, machte mir die Tür auf. Er hatte lange glatte schwarze Haare, die am Halsansatz endeten. Eingekleidet war er in eine schwarze Butleruniform altenglischen Stils. Tiefschwarze Augen mit einem rötlichen Flackern starrten mich gleichgültig an. Ich verbeugte mich.



Ich: „Seit gegrüßt, mein Name ist Kevin Braun. Ich habe eine Verabredung mit eurem Hausherren.



Der Butler machte keine Anstalten mich einzulassen. Mit einer Hand den Türgriff haltend, machte er eine halbe Drehung um seine Achse und rief irgend jemandem in der Finsternis etwas zu.



Butler: „Mein Lord, ein gewisser Herr Braun wünscht euch zu sprechen.“

Kindliche Stimme: „Ich erwarte heute niemanden Sebastian, sag ihm, er soll sich verziehen.“



Der Butler verbeugte sich vor mir. „Es tut mir außerordentlich Leid, mein Herr erwartet heute niemanden. Ich kann Ihnen leider keinen Einlass gewähren.“

Ich: „Ich glaub, es hat sich erübrigt... die Stimme kenne ich nicht. Bin ich hier nicht richtig bei der Adresse Karabor-Straße 5b?“

Butler: „Nein, das hier ist das Haus der Phantomhives, Karabor-Straße 5a.“

Ich: „Tut mir außerordentlich Leid, dann hab ich mich wohl an der Adresse geirrt“ ich versuchte verschmilzt zu lächeln. Wissen Sie vielleicht, wo ich das Haus von Illidan Sturmgrimm finde?“

Butler: „Aber natürlich.“ er lächelte. Auf mich sah es eher aus wie eine dämonische Fratze. Er deutete mir mit seinem Finger (der in einem weißen, seidenen Handschuh steckte) den Weg den ich zu bestreiten hatte. „Gehen Sie diese Straße zurück. Bei der dritten Gasse biegen sie rechts ab. Dann bei der nächsten Kreuzung links, dann rechts, und dann etwa fünfhunder Meter geradeaus. Dann kommt eine Häuserecke mit einem kleinen Mc-Donalds-Restaurant. Hier müssen Sie vorbei, dann bei der nächsten links...etc.



So ging es noch zwei Minuten lang weiter. Egal, ich hab’s mir ohnehin nicht gemerkt. Auf gut Glück suchte ich den Weg. Eine Stunde später stand ich bei einer weiteren Tür, die mit „Karabor 5“ gekennzeichnet war. Ich drückte auf eine elektrische Glocke. Ein dürrer Mann mit Krauskopf öffnete die Tür. Zwischen seinen Beinen huschte eine dicke orangene Katze mit schwarzen Streifen vorbei.



Stimme: „Hey Kevin, hierher.“

Ich drehte mich um. Hinter mir hatte sich eine andere Tür geöffnet. Illidan stand in der Tür und winkte mir zu. „Hör auf meinen Nachbar John zu belästigen.“



Ich entschuldigte mich rasch und huschte dann zu Illidan hinüber. Ich fand mich in einem geräumigen Vorzimmer wieder. Am Boden lag ein feuerroter Teppich, die Wände waren mit einer zartgelben Farbe bestrichen. Das Mobiliar war alles Billigramsch vom Möbelix – Buchenachbildung. Alles nur schwere Spanplatten mit künstlichem Überzug, das das Gefühl vermitteln soll, dass es sich hier um vollwertiges Buchenholz handelt. Ich hab nichts gegen Möbelix. Nicht falsch verstehen. Ich hab mein Häuschen ja selbst damit ausgestattet.



Eine Tür ging auf. Kael’thas und Lady Vashj traten in den Raum.

Kael: „Wie ich sehe, hast du uns endlich gefunden. Du hast dir Zeit gelassen.“

Vashj: „Wassss hat dich aufgehalten Kevin... du hasssst den Kuchen kalt werden lasssssen. Wir waren mal sss-ssss-sssso frei und haben ssssschon mal zugelangt.“

Ich: „Ich hab mich verrannt. Du hättest mir in deinem Brief locker eine Wegbeschreibung reinpacken können. Warum hast du eigentlich unser altes Team zusammengerufen?“



Illidans Mine hellte auf: „Es gibt was zu feiern.“ Aus seiner Hosentasche fischte er eine Flasche Cenarischer Geistertropfen hervor. „Eigentlich gibt es vieles zu feiern.“ In seiner rechten Hand hielt er jetzt ein paar Sektflöten und wedelte aufgerecht vor meiner Nase damit herum.



Er legte mir den Arm mit der Champagnerflasche um die Schulter: „Kevin haben wir es zu verdanken, dass die Manaschmieden erfolgreich in Betrieb genommen werden konnten. Kevin... du hast soeben ein ganzes Volk vor den Untergang bewahrt.“ Lady Vashj und Kael klatschten aufgeregt in ihre Hände.

Illidan hakte sich mit zwei Fingernägeln am Korken ein und zog ihn heraus. Eine Schaumfontäne blubberte aus der Flasche. Hastig füllte er die drei Sektflöten damit und drückte sie uns in die Hand.



Illidan: „Wir haben es geschafft. Wir haben es tatsächlich geschafft. Wir sind hier sicher.“



Donnergrollen: „WER IST HIER WO SICHER?“



Illidan erbleichte. Diese Stimme kannte er nur zu gut. Ich glubschte nur irritiert. Vor unseren Augen materialisierte sich ein riesiger feuerroter Dämon.



Illidan lief ihm entgegen und ging vor seinem Antlitz auf die Knie. „Kil’jaeden mein Herr, ich stehe euch zu diensten.“

Kil’jaeden: „So, tust du das? Warum versteckst du dich vor mir?“

Illidan: „Ich habe mich nicht versteckt... ich habe nur zurückgeogen, um eine Armee aufzustellen, um unseren gemeinsamen Feind Arthas zu zerschmettern.“

Kil’jaeden: „Sie sehen in der Tat kräftig aus. Okay, du bekommst noch eine Chance. Ziehe nach Eiskrone und setze dem ein Ende was du begonnen hast. Solltest du erneut versagen, dann wird dies dein Untergang sein.“

Illidan: „Ich verstehe, mein Lord. Seit unbesorgt, ich werde so rasch wie möglich eurem Befehl Folge leisten.“

Kil’jaeden: „Gut so. Aber denk an meine Worte...“ Der Dämon verschwand.



Illidan kniete keuchend am Boden. „Kil’jaeden ist mächtiger als ich dachte. Ich dachte, wir könnten uns seinem Einfluss entziehen, ich hab mich geirrt.“ Er blickte uns an. „Packt eure Sachen, wir statten Eiskrone einen Besuch ab.“
 
Kapitel 20 – Showdown in Eiskrone

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Ich hatte keine Gelegenheit, Illidan zu fragen, was das ganze soeben sollte. Das einzige was ich weiß, ist das, was ich gesehen habe. Illidan versuchte sich irgend einer dämonischen Macht zu entziehen, indem er sich in der Scherbenwelt von allem abkapselte. Jedoch schlug dieser Plan fehl, und jetzt hat ihn eben dieser Dämon, von dem er auf der Flucht war, wieder eingeholt. Den Rest kann ich mir nur zusammenreimen. Scheinbar hat er den Befehl bekommen, den Lichkönig, aus welchen Gründen auch immer, zu vernichten. Jedoch schlug sein Ritual bei Dalaran fehl, woraufhin er sich nach der Befreiung von Tyrande, aus Angst vor seinen Häschern auf die Scherbenwelt zurückzog. Jedoch hatte ihm seine Vergangenheit schnell wieder eingeholt. Dass Illidan jetzt den Befehl hat, Arthas zu vernichten, kann nur eins bedeuten... Er wurde zu dem, von dem ich Arthas von Anfang an beschützen wollte. Er hatte vor der Lichkönig persönlich zu werden. Ein unsagbar böses Wesen, welches nur zu einem Zweck existierte. Tod und Verderben zu bringen und alles Leben auf Azeroth auszulöschen.



Illidan, eilte geschäftig herum und plante die letzten Vorbereitungen. Auf meine Frage hin, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag, antwortete er mit einem knappen „Ja." Es ist unbeschreiblich wie ich mich gerade fühle. Sagen wir so, Ich fühle mich elend. Sehr elend. Illidan mobilisierte seine sämtlichen zur Verfügung stehenden Streitkräfte, einschließlich Kael's Blutelfen-Armee. Alle zusammen zogen sie in eine Schlacht, dessen Ausgang ungewiss zu sein schien. Auf mein drängen hin stimmte Illidan nach anfänglicher Widerrede zu, dass ich ihn begleiten durfte. Auch wenn mir der Ausgang der Schlacht, egal wie sie ausfallen sollte, nicht gefallen würde. Mir war sofort klar, dass es nur einen Gewinner geben kann. Arthas oder Illidan.



Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, öffnete Illidan ein Portal zurück nach Azeroth. Direkt am Fuße von Eiskrone, den einzigen direkten Weg zum Frost-Thron und somit den einzigen Weg, den Arthas nehmen konnte. Die Kammer des Lichkönigs wurde von vier Obelisken geschützt. Werden alle vier aktiviert, ist der Weg direkt zum Lichkönig frei. Und dies wollte Illidan um jeden Preis verhindern. Kaum hatten Illidans Streitkräfte Stellung bezogen, da kam ihm bereits Arthas, der die Abkürzung über Azjol Nerub genommen hatte, entgegen.



Arthas: „Illidan, sei kein Narr. Gib den Weg zum Frostthron frei und lass mich passieren. Du kannst mich nicht aufhalten."

Illidan: „Vergiss es. Lieber sterbe ich ehrenhaft im Kampf, als dass ich den Zorn der brennenden Legion auf mifh ziehe."

Arthas: „So sei es." Er hob sein Schwert und zeichnete einen Halbkreis in der Luft. „Auf sie meine Diener. Vernichtet sie!"



Einige der Geißeldiener brüllten, als sie Illidans Streitkräften entgegenstürmten. Arthas folgten in der Tat die absurdesten Geschöpfe. Von einfachem Fußvolk, über Gargoyles, Banshees, bis hin zu den massiven Monströsitäten, die mordlüstern ihre an einer Kette angebrachten Sichel durch die Luft schwirren ließen. Heute wurde ich Zeuge vollkommener Grausamkeit.

Die Bogenschützen von Illidans Armee spannten ihre Bögen und ließen einen nicht enden wollenden Schwall von Brandpfeilen auf den Gegern niedergehen, die ihre Haut versengte, oder sie vollends in Flammen aufgehen ließ. Von der ersten Welle kamen nur vereinzelte Untote an ihr Ziel, nur um anschließend unter wütenden Schwerthieben zu Boden zu gehen. Während die Blutelfen noch in Nahkampfgefechten verwickelt waren, rollte die zweite Welle heran. An den Flanken wurden sie von zwei Personen eskortiert, die ich nur allzu gut kannte. Marvyn und Falric greifen in das Gefecht ein. Es gab scheinbar nichts, was sie stoppen konnte. Mit einzelnen kraftvollen Stößen zerfetzten sie Schilde und Leiber, als wären sie aus Papier. Mit Illidan überblickte ich von einer sicheren schneeverwehten Anhöhe das Schlachtgetümmel. Heute wurde ich Zeuge von mehr Grausamkeit als ich verkraften konnte. Entsetzt schlug ich meine Hände vor die Augen. Ich ließ mich neben Illidan auf die Knie sinken. Er stand stumm neben mir und legte seine Pranke auf meine Schulter.



Inzwischen ging das Gemetztel ohne Unterlass weiter. Jetzt entdeckte ich Kael und Vashj in der Menge. Sie kämpften etwas abseits der Hauptstreitmacht mit einer handvoll Soldaten einen Guerillakrieg. Sie tauchten blitzschnell innerhalb der Gegnr auf, ließen Feuer, Eis und Stahl auf den Gegner niederprasseln und verschwanden dann so schnell wieder, wie sie gekommen waren.



Der Kampf ging noch Stunden so weiter, bevor es einer Seite gelang die Oberhand zu gewinnen. Eben dieser Seite gelang es nach langem hin und her, sämtliche Obilisken zu aktivieren und so die Pforte zum Frostthron zu öffnen. Es war Arthas unermüdliche Armee, durch die der Sieg möglich wurde. Wir hatten uns während der Schlacht näher an den Frostthron herangewagt. Fernab der Sichtweite der Feinde.



Als Arthas begann Anstalten zu machen, den Frostthron zu betreten, stürmte Illidan heran. Während dem Laufen zückte er seine beiden Gleven und sprang Arthas mit einem lauten Kriegsschrei an – den Arthas durch eine gekonnte Bewegung mit Frostgram abblockte. Illidan stieß sich von Frostgram mit seinen Beinen ab, die Arthas nach hinten torkeln ließ, während Illidan einen einfachen Rückwärtssalto machte und mit einer eleganzen Bewegung wieder am Boden landete. Die zwei Giganten liefen aufeinander zu, und setzten beinahe gleichzeitig zu einem tödlichen Angriff an. Die Klingen gleiteten aneinander unter Funkenschlag entlang, bevor sie sich wieder lösten. Mit einer raschen Bewegung stieß Arthas erneut zu, Illidan wich aus. Jetzt folgte ein Konterangriff, den Arthas nur mit Müh und Not ein paar Zentimeter über seinen Kopf abblocken konnte. Mit der linken Hand war er gezwungen, die Waffe an der Schwertspitze zu halten, um der Kraft des Angriffs entgegenwirken zu können. Arthas stöhnte auf, als sich Frostgram tief in seine Handfläche schnitt. Dunkles Blut floss aus seiner Wunde. Erneut stieß Illidan zu, doch bückte sich Arthas unter diesem Angriff hindurch und setzte zu einem tiefen vertikalen Schnitt an, indem er das Schwert drehte und dann plötzlich nach oben riss. Illidan gab ein verstummendes keuchen von sich, als er wortlos nach hinten kippte. Der letzte Angriff hatte ihm regelrecht den Oberkörper der Länge nach aufgeschnitten. Schwarzes Blut quoll aus der Wunde. Arthas steckte sein Schwert weg, er betrachtete Illidan stumm: „Wenn du diese Verletzung überleben solltest, dann verschwinde von hier und lass dich nie wieder blicken. Sonst bist du des Todes."

Der gefallene Prinz machte kehrt und trat mit gemächlichen Schritten in den Frostthron ein. Als er außer Sichtweite war, löste ich mich aus der Deckung und lief auf Illidan zu. Ich kniete mich neben ihm hin.



Ich: „Du stirbst..."

Illidan versuchte zu lachen, doch wurde es nur ein schmerzerfülltes Gesicht: „So schnell sterbe ich nicht. Unkraut verdirbt nicht. Es folgte ein rasselndes Krächzen, als würde er in seinem eigenen Blut ertrinken."

Ich: „Gibt es irgend etwas, wie ich dir helfen kann?"

Illidan schwach: „Wenn... du mir wirklich helfen möchtest... dann versuch Arthas davon abzuhalten... sich mit dem Lichkönig zu verbinden... du bist sein bester Freund... vielleicht... kannst du ihn retten."

Illidan: „Das werde ich. Das verspreche ich."



Noch in der Hocke stieß ich mich ab und rannte so schnell ich konnte, die eisigen Treppen zum Frostthron hinauf. Auf einer riesigen Eisfläche mit einer letzten Stiege hinauf zu einem riesigen Eisblock, der eine Art Rüstung beinhaltete, holte ich Arthas ein. Marvyn und Falric versuchten die Schwerter vor mir zu kreuzen, doch stieß ich sie einfach beiseite. Sie hätten mich leicht aufhalten können, aber vielleicht wollten sie es gar nicht. Vielleicht erkannten sie mich doch noch.



Ich: „ARTHAS!"



Der Prinz blieb tatsächlich stehen und drehte seinen Oberkörper zu mir um. Er lächelte traurig. Inzwischen hatte sich Falrics Hand um mein Handgelenk geschlossen und hielt mich fest. Arthas drehte sich wieder um und schritt weiter auf die Treppe hinzu. Ich nutzte meine ganze Kraft um mich mit einem Ruck von Falric loszureißen und auf Arthas zuzulaufen. Falric versuchte mich noch einmal zu packen, doch sein Griff entschwand in die Leere. Ich bekam Arthas mit beiden Armen am linken Handgelenk zu fassen, als er gerade seinen Stiefel auf die erste der eisigen Stufen setzte. Ich ließ mich auf die Knie fallen.



Ich: „Arthas, tu's nicht. Ich flehe dich an, bitte tu's nicht."



Arthas schüttelte traurig den Kopf. Hinter mir kamen Falric und Marvin angelaufen um mich im Notfall mit Gewalt von Arthas wegzureißen. Arthas betrachtete seine beiden Kommandanten und schüttelte den Kopf. Gehorsam blieben sie stehen.



Arthas: „Ich muss es tun." Er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. „Sieh dich um, was der Lichkönig gemacht hat, was er mit meinem ganzen Volk gemacht hat. Er hat uns versklavt und uns zu seinen Dienern gemacht. Bleibe ich, dann gibt es für Azeroth keine Rettung mehr." Er löste sanft meinen Griff und ging zu dem Eisblock hinauf. Der Eisblock begann in seiner Gegenwart zu schmelzen. „Der Dämon, der in dieser Rüstung haust, ist dafür verantwortlich. Er muss vernichtet werden, auch wenn ein Opfer dafür nötig ist... mein Opfer." Arthas setzte sich auf den frei gewordenen Thron. Er schluchzte: „Es wird wahrscheinlich viel Schlimmes passieren. Aber bitte sei dir einem immer bewusst. Egal wie grausam manch meiner Taten sein werden, es dient alles nur dazu, mein Volk zu retten."



Mit diesen Worten setzte er den Helm auf seinen Kopf. Langsam begann sich wieder ein Eisblock um ihn zu bilden. Als Arthas wieder antwortete, hatte seine Stimme einen blechigen Ton angenommen: „Ich bitte dich nur um eines. Bitte halte mich als dein Freund in Erinnerung, aber nicht so... nicht so..."



Ich kniete am frostigen Boden, während Arthas vollkommen von Eis umhüllt wurde. Dicke Tränen kullerten mir aus den Augen, die im Schnee tiefe Abdrücke hinterließen. Ich weiß nicht wie lange ich in dieser Position verharrte, bevor ich mich von dem Anblick lösen konnte. Ich blickte mich um. Marvyn und Falric waren verschwunden. Schwach, als hätte mir Frostgram ebenfalls die Kraft geraubt, torkelte ich die Treppe hinunter. Fiel mehr als ich ging. Als ich aus der Feste trat, kniete Kael bei Illidan während Vashj sich auf der anderen Seite von ihm eingefunden hatte.



Kael: „Ist es vorbei?"

Ich: „Ja... es ist vorbei." Ich blickte zu Illidan. „Ist er... tot?"

Kael: „Nein, dem Kerl geht's prächtig. Er hat einen unbeugsamen Überlebenswillen. Aber jetzt lasst uns von hier verschwinden. Sein Zustand wird nicht besser, indem wir neben ihm hocken und Löcher in die Luft starren."



Ich folgte den beiden zurück in die Scherbenwelt. Nach Brill zurück konnte ich nicht mehr. Dort haben sich noch mehr Untote wie Hänsel und Liddia unter der Führung von Sylvanas Windläufer niedergelassen. Untote, frei von dem Griff des Lichkönigs. Für Lebende ist dort kein Platz mehr. Genauso wenig, wie in der Scherbenwelt kein Platz für Untote ist. Ich hoffe Hänsel geht es in seiner neuen Heimat gut. Aber es ist kein Abschied für immer. Wir werden uns Wiedersehen. Es ist nur eine Frage der Zeit...

Und ich? Ich hab vorerst ein kleines Kaffeehaus in Shattrath eröffnet. Es war ein weiter Weg, bis ich das erreicht hatte, was ich erreichen wollte. Es war ein Weg voller Spannung, Entbehrungen und Schmerz. Doch es war das ganze wert.



Wenn ihr mal in der Umgebung sein solltet, dann kommt doch in Shattrath auf einen Kaffee vorbei. Vielleicht gibt es ja noch weitere Abenteuer zu erzählen. Wer weiß...
 
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Nachwort

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Einige Leute werden jetzt wahrscheinlich enttäuscht sein, diese Zeilen lesen zu müssen, denn mit Kapitel 20 geht zumindest dieser Handlungsstrang dem Ende zu. Aber dies bedeutet nicht das Ende der Abenteuer des Kevin Braun. Tatsächlich endet hier nur der Teil der Geschichte, den ich mir zurechtgelegt hatte, noch bevor ich mit dem schreiben der Geschichte begonnen hab. Im ganzen bin ich zufrieden damit, dass sich die Geschichte auch tatsächlich dahin entwickelt hatte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch es gibt auch einige Dinge in der Geschichte, für die ich mir auch jetzt noch auf die Zunge beißen würde. Wenn man den Charakter um Kevin Braun in Kapitel eins mit dem Kevin in Kapitel 20 vergleicht, kann man zweifelsohne erkennen, dass es sich, zumindest von Verhalten her, nicht mehr um dem selben Kevin handelte. Ging ihm am Anfang noch alles am Allerwertesten vorbei, wurde Kevin zum Ende hin immer emotionaler, um nicht zu sagen, gefühlsdusselig. Weiters ist auch Arthas in der Zwischenzeit reifer geworden. Das ist auch gut so, aber irgendwie vermisse ich doch den etwas dümmlich wirkenden Arthas, der sich schwer tat, eine Speisekarte richtig zu lesen ^^



Auch die eigentlich wichtigen Charaktere Hänsel und Liddia sind viel zu kurz gekommen. Sie waren für Kevin genauso wichtig wie z.B. Arthas oder Falric, jedoch kam dies nie richtig zur Geltung. Falls ihr wissen möchtet, was die beiden gerade treiben, dann besucht sie doch mal in Gallgrimm. Hänsel sorgt sich dort darum um die Reittiere der Verlassenen (und rekrutiert notfalls welche), während Liddia für ihre Pilzrezepte bekannt wurde und dort jetzt unterschiedlichste Pilze verkauft. Die beide waren übrigens nicht die einzigen die ich aus WoW entnommen hatte. Tatsächlich hab ich keinen der in der Geschichte vorkommenden Charaktere erfunden. Wer Lust und Laune hat, kann ja mal gucken, was die genannten Persönlichkeiten in WoW so treiben.



Ursprünglich hatte ich geplant, eine Geschichte über meinen WoW Charakter Mafloni zu schreiben. Doch ich musste schon bald erkennen, dass ich durch meine Art der geschichtlichen Darstellung vor allem bei eingefleischten RP-Fans sauer aufstieß. So ist es ein tabu, den Charakter mit wichtigen Persönlichkeiten, wie zu Beispiel Arthas zusammentreffen zu lassen. Andere bemängelten es, dass man Geschichten immer in der Gegenwart erzählen muss. Das sind nur ein paar Beispiele. Ich entschied mich, eine Geschichte über einen WoW Charakter zu schreiben, über den man eigentlich nichts weiß. Nach langem überlegen erinnerte ich mich daran, dass es in Shattrath eine Person gibt, die tatsächlich Kaffee verkauft. Gleichzeitig dazu ging mir ein Star Wars Comic durch den Kopf, wo zwei Veteranen immer im falschen Moment am falschen Ort waren, und so unwissentlich die gesamte Star Wars Saga beeinflusst haben. Und voilá plötzlich war es mir klar, was ich schreiben kann. Die Geschichte über einen Kaffeebauern, der den Kaffee als Nationalgetränk in Azeroth einführt und unwissentlich die Warcraft-Lore beeinflusst. Kevin ist mir während der Zeit, in der ich seine Geschichten verfasst hab, richtig ans Herz gewachsen. Wie ihr euch vorstellen könnt, hat diese Person für mich mehr „gelebt" als jede andere Figur im Warcraft-Universum. Aber ich denke ich werde sentimental. Verzeiht mir ^^



Gleichzeitig nutzte ich die Geschichte, eine meiner Lieblingscharaktere aus WoW besser zu beleuchten – Arthas. Wie ihr sicher gesehen habt, hab ich bis zum Schluss nicht geglaubt, dass Arthas jemals wirklich böse war. In Wirklichkeit sehe ich in dem Angriff von Arthas auf die Hauptstädte der Horde und Allianz eher einen Hilfeschrei einer Person, die von dem elendigen Fluch endlich erlöst werden möchte. Und keiner würde ihn töten, würde er noch Menschlichkeit zeigen. Was er aber bis zum Ende hin dennoch immer wieder unwissentlich zeigt. Das ist zumindestr meine Meinung dazu...



Ich weiß... ich schreib einfach zu viel. Ich kann es euch nicht verdenken, wenn sich einige denken „mann, der kann schwafeln". Ich bin mir auch bewusst, dass vielen diese Abschlussrede wahrscheinlich nicht interessiert. Ich erzähle sie trotzdem für diejenigen, die sie lesen möchten.



Eins möchte ich noch loswerden: Ich hätte die ganze Geschichte am liebsten so gestaltet wie die ersten zwei Kapitel. Kevin rutscht von einer komischen Situation in die nächste, ohne sich seiner Rolle im Ganzen wirklich bewusst zu sein. Doch spätestens mit der Schlacht um Hyjal, nachdem ich wieder an der „echten" WoW-Lore anknüpfte, war Kevin immer mittendrin im Geschehen. Das wollte ich eigentlich vermeiden. Andererseits wollte ich auch am Anfang vermeiden, wirklich „eigene" Geschichten zu schreiben. Für Kapitel wie der Besuch auf Tel Abim bin ich jetzt sehr froh, dass ich sie geschrieben habe. Es gibt einen die Möglichkeit, schwarze Flecken in der Geschichte zu füllen und seine eigene Abenteuer zu schreiben. Und nebenbei seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.



Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich bei allen, die meine Geschichte gelesen haben, bzw. so reges Interesse gezeigt haben dass ich die Abenteuer fortsetze. Für diejenigen, die sich eine Fortsetzung wünschen. Es wird sie geben. Nur die Geschichte muss sich erst erdacht werden. Und hier ist das größte Problem. In Warcraft 3 hatte man einen linearen Handlungsstrang. Und so einen gibt es in WoW nicht. Jetzt muss ich mir erst mal überlegen, was für Abenteuer Kevin erleben kann – und nein, ich möchte ihn nicht bei einem Onyxia-Raid teilnehmen lassen. Die Geschichte von WoW ist sehr schwammig und alle Teile von WoW bieten wahrscheinlich nicht so viel geschichtliche Faktem wie Warcraft 3 selbst. Aber lasst euch überraschen. Mir wird schon eine Lösung einfallen. Aber jetzt mach ich mal eine Woche Pause ^^



Für Fragen und Unklarheiten stehe ich natürlich trotzdem noch jederzeit gerne zur Verfügung.



Liebe Grüße
Mafloni
 
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Sooo, liebe Leute. Auch wenn ich im Moment an einem anderen Projekt arbeite, als an Kevin Braun, würde mich persönlich dennoch interessieren, was für euch in WoW Classic, TBC und Wotlk ganz beondere Highlights waren.

Mit diesen Highlights meine ich eher Quests und geschichtliche Aspekte, die euch in der World of Warcraft-Geschichte ganz besonders gefallen haben. Gefällt euch die Geschichte um Stratholme oder die Legende um dem Aschenbringer? Gefällt euch das Leben um den scharlachroten Kreuzzug und deren erfolgloser Versuch, Lordaeron von den Verlassenen zu befreien? Oder hat für euch Silithus einen ganz besonderen Reiz?

Was sind eure Favouriten in der WoW Geschichte? Vielleicht verschlägte es ja Kevin in eine der Geschichten.
 
Noch einmal möchte ich mich hier für deine Geschichte bedanken. Er hat mir sehr viel Freude bereitet, sie zu lesen :-) Und du sagst, du arbeitest an einem anderen Projekt ? Wieder eine Geschichte ? Wenn ja, würde ich aus diese sehr gerne lesen. Hmm, mir fällt so auf die Schnelle jetzt nichts ein. Also beeindruckt in Wow haben mich eig hauptsächlich Gebiete wie das Schlingendorntal oder Nagrand. Vllt kannst du Kevin ja abseites des Mainstreams dort Abenteuer erleben, aber Personen mit einbinden, die in diesen Zonen vorkommen ? Spontan einfallen tut mir Nesingwary Auch Tanaris un der Un'Goro Krater haben einen besonderen Reiz. So weit von mir. ;-)
 
schönegeschichte jedoch bezweifle ich das es fernseher gab .
humor ist auch dabei aber..
ich versteh das nicht so ganz was ist mit
Zitat: damit ich meine Knochen trocknen kann
UND Zitat :Nur komisch dass die Einwohner so abgemagert sind, herumtorkeln und alle "Brainzzzz" murmel
Oder ist da schon eine guhl invasion oder so ausgebrochen wegen dem wahrscheinlichen kampf mit arthas??

Das mit dem Knochen trocknen sagt man so

Und ich würde schon fast sagen das das mit dem TV ein scherz war xD


Die Story ist echt super :3
Schön geschrieben
Freue mich auf die fortsetzung
 
Hallo, wiedermal schön geschrieben, freue mich auf die Fortsetzung...

Meine Höhepunkte in WOW: Alle HDZ Instanzen, selber in der Geschichte mitmischen is einfach wunderbar! Und natürlich Karazan, die absolut geile Instanz mit starkem Hintergrund um Medivh!
 
Hallo, Leute


Und du sagst, du arbeitest an einem anderen Projekt ? Wieder eine Geschichte ?

Jap, diesmal wird die Geschichte aber in der realen Welt um 1900 herum spielen. Offiziell beginnt diese Geschichte im August 1886. Vom Prinzip her kann man die Story sehr stark mit der von Kevin Braun vergleichen. Nur geht es hier um einen britischen Edelmann (vorläufiger Name Hayden Brown), der die Welt bereist. Begleitet wird er von einem etwas festeren Polizisten namens Arthur, sowie von Fred, einem Feuerwehrmann, der seinen Wasserschlauch wie eine Peitsche bzw Lasso verwenden kann, sowie einem Arzt, der immer eine Ladung Beruhigungsspritzen und eine Zwangsjacke für Notfälle bei sich trägt.
Die vier Helden werden am Anfang auf alle Fälle viel damit zu tun haben, einen wahnsinnigen Mönch namens Anton Schulz (Franzose, nicht Deutscher) zu jagen.

Wie sich die Geschichte genau entwickeln wird, steht noch in den Sternen. Momentan bin ich gerade dabei, sämtliche geschichtlichen Ereignisse des Jahres 1886 zusammenzutragen, die man in irgendeiner Art und Weise verwenden könnte. Es wird auch Gastauftritte von einigen literarischen Helden geben. So wohnt Hayden direkt neben dem Büro von Sherlock Holmes in der Baker Street, vertraut aber lieber auf das Urteil von Mycroft Holmes, dem Bruder von Sherlock.

Spontan einfallen tut mir Nesingwary

Eine gute Idee! Ist notiert *kritzel* ( Kapitel: Die Jagd nach dem Rosa Elefanten )

Meine Höhepunkte in WOW: Alle HDZ Instanzen, selber in der Geschichte mitmischen is einfach wunderbar! Und natürlich Karazan, die absolut geile Instanz mit starkem Hintergrund um Medivh!

Karazhan hat in der Tat eine Menge Potential. Zwar sehr schwer einzubauen, aber es bietet viel Freiraum für eigene Geschichten. Mal gucken, wie man diese Idee verwenden kann.
 
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Schlimme Zeiten brechen an. Cataclysmische Zeiten, in denen alle glauben, sie können tun und lassen was sie wollen.

Aber sie haben die Rechnung ohne Kevin Braun gemacht! Wie kann es der wiederliche kleine Giftgnom Travis Nichols wagen, meine Geschäftsidee zu klauen? Verkauft ohne meiner Genehmigung Schwarzen Kaffee in Sturmwind. Ich glaub ich spinne!

Ich werde ihn auf Patentrechtsverletzungen anzeigen, Schadenersatz fordern, und ihn dann öffentlich in einem Kaffeekochwettbewerb vor der ganzen Bevölkerung demütigen.

Da kenn ich kein Pardon! Man sieht sich kleiner Gnom. Ich bin auf dem Weg *knackt mit den Fingern*
 
Das freut mich zu hören Kannst dich ja denn nochmal melden, wenn du mit deinem neuen Projekt etwas weiter bist :-) Und was Kevin angeht freue ich mich auch hier auf die Fortsetzung^^
 
Hallo zusammen,
mein neues Projekt verläuft leider nur sehr schleppend. Momentan habe ich arbeitstechnisch sehr ausgelastet, weshalb es mir nicht weiters möglich war, meine neue Geschichte voranzutreiben...

Ehrlich gesagt, kann ich mich in meinen neuen Protagonisten, einem Abklatsch von Kevin Braun - Hayden Brown nicht wirklich hineinversetzen. Die Ideen verschwimmen immer wieder und macht es mir schwer, die Geschichte in die richtigen Bahnen zu lenken... Ein weiterer Punkt, der die Gestaltung meiner neuen Geschichte sehr schwierig macht, ist die Tatsache, dass sie literarisch um einiges anspruchsvoller geschrieben ist. Sprich: mir gehen die Geschichten von vorhinein nicht einfach so von der Hand. Immer wieder muss ich zwischenzeitlich Ganze Absätze umformulieren, erweitern. Das einfache "zurücklehnen, und sich alles von der Seele zu schreiben", was einem durch den Kopf geht ist kaum möglich. Eben das, was mir am Schreiben an sich so gut gefällt.

Immer wieder zieht es mich zurück zu Kevin. Pemanent geistern mir ein paar lustige Ideen durch den Kopf, Ideen, die eher in ein Fantasy-Abenteuer passen, als in die reale Welt.

Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, hier, sobald ich wieder etwas Luft habe, wieder dann und wann neue Abenteuer von Kevin zu verfassen. Wie einige von euch wissen, fiel es mir schon am Ende des letzten Kapitels von Kevin schwer, wie ich die Geschichte nach dem Ende von Warcraft 3 weiterspannen könnte. Denn nach WC3 folgt WoW - Classic. Ein MMO in der es keinen typischen Handlungsverlauf gibt wie in der späteren BC-oder Wotlk Erweiterung.

So sehr ich auch überlege, ich finde einfach keine passende Hintergrundstory, warum Kevin durch alle Herrgottsländer von Azeroth ziehen sollte, wie es ein jeder Spieler in der Levelphase machen würde. Deshalb wird die „Handlung um WoW-Classic" wahrscheinlich eine Art Kurzgeschichtensammlung sein wird, in der jedes Kapitel eine abgeschlossene Geschichte sein wird. Wahrscheinlich werden sie keinen chronologischen Ablauf haben, sich aber sehr wohl aufeinander beziehen. Wichtig ist in Wow-Classic wohl eher das Thema, bzw die Handlung der jeweiligen Geschichte. Dennoch werden die meisten Geschichten zu einem bestimmten Zeitpunkt spielen.

Soviel sei schon einmal gesagt. Einige eurer Ideen werden auf alle Fälle Verwendung finden. Hemet Nesingwary wird auf alle Fälle mitmischen. Es wird auch ein Wiedersehen mit kelThuzad geben, der mit Naxxramas die Westlichen Pestländer unsicher macht. Und Travis Nichols kann Kevin perdu nicht leiden. Mehr verrate ich an dieser Stelle nicht. Lasst euch einfach überraschen

Liebe Grüße
Euer Mafloni
 
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Spassige Geschichte. Bin noch nicht ganz fertig, muss aber mal "klugscheissen".

"Brainz" kommt nicht von Plants vs Zombies, sondern von Return of the Living Dead (Teil 2 glaub ich). Die Macher von Plants vs Zombies haben das lediglich als Anspielung auf den Film bzw. auf den 70-80er Jahre Zombiekult eingebaut^^
 
Oh, wieder was gelernt ^^
Kannte den Film bisher nicht. Wird Zeit dass ich diese Wissenslücke auffülle
 
Dann bin ich ja einmal gespannt und mir gefällt dein Erzählstil und wenn er dir selbst auch besser gefällt, denn bleibe ihm doch auch treu. Ich freue mich auf die Fortsetzung :-)
 
==DIE ABENTEUER DES KEVIN BRAUN 2==​

Prolog​
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Wer hätte das gedacht? Ich habe es geschafft. Der Weg war mit vielen Gefahren gespickt, aber schlussendlich bin ich endlich zu meinem eigenen Restaurant gekommen. Wobei: Restaurant ist der falsche Ausdruck. Cafe würde es eher treffen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich mein Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster besser verkauft als mein Kaffee – das abgöttische Getränk, in dem ich am liebsten baden würde. Warum sich das schwarze Gold in der Scherbenwelt trotz des hervorragenden Geschmacks so schlecht verkauft hat unter anderem einen Grund: Die Dranei, die in Shattrath residieren, sind schlichtweg allergisch darauf. Sie reagieren darauf wie Vampire auf Knoblauch. Füttert man sie damit, kommt es zu einer Überlastung ihre Nervenstränge, was unweigerlich zu einem neurologischen Schock führt. Und die Blutelfen... die verirren sich leider nur selten in das untere Viertel, das, wie der Name bereits sagt, die Heimat für die „untere" Gesellschaftsschicht ist. Einfältiges, hochnäsiges Pack! Wahrscheinlich sind sie sich zu stolz, sich mit minderer Gesellschaft, die nicht in Samt und Seide gekleidet ist, zu verkehren.​
Nicht falsch verstehen, ich verdiene gut mit meinem Cafe, um nicht zu sagen: sehr gut! Nur leider an dem falschen Produkt. Die meisten stürzen sich auf meinen selbstgemachten Kaiserschmarrn. Diese Tatsache ist auf Dauer nicht befriedigend, um nicht zu sagen: deprimierend. Ich spüre es tief in meinem Inneren, etwa eine Daumenbreite rechts von der Milz: Es ist meine Bestimmung, den Kaffee in der Welt zu verbreiten. Genauso wie es die Bestimmung eines Helden einer bescheidenen Comicserie war, genannt Jesus, an das Kreuz genagelt zu werden.​
Der Erfüllung meines Ziels so nah, und doch so fern, vegetierte ich in Shattrath mehr dahin, als ich aufblühte – was bestimmt der Fall gewesen wäre, würde sich mein Kaffee besser verkaufen.​

Wahrscheinlich würde ich noch heute vor mich dahinsiechen, hätte mich das Schicksal nicht aus diesem Malheur errettet. Vielleicht war es weniger Fortuna, als ein seltsamer Gast, der mein ganzes zukünftiges Leben auf den Kopf gestellt hat. Doch genug der langen Worte. Am Besten beginne ich ganz von vorne.​


Kapitel 1 – Der Dicke und das Warzenschwein​
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Würde man die Zeit auf der Scherbenwelt nach altbewährtem Schema messen, wäre es gerade tiefster Winter. Wenn das „wenn" nicht wäre. Denn als der verrückte Ork-Schamane Ner’zhul sich mit dem dunklen Portal anlegte, entfesselte er Kräfte, die das Aussehen dieser Welt für immer veränderte. Der elektrisch geladene Energiesturm spaltete Kontinente und sprengte schlussendlich die bewohnte Erdkruste vom Rest des Planeten ab. Während der Rest des Planeten wie eine Billardkugel in der nächstbesten Supernova verschwand, treibt ab nun der erbärmliche Rest dieser einst idyllischen Welt nun ziellos durch den Raum. Absurderweise ist eben dieser Schamane einer meiner besten Freunde. Oder war. Oder zumindest zum Teil. Verdammt! Es ist kompliziert. Fakt ist, dass es Ner’zhul gelungen war, sich mit dem Geist von Arthas zu verbinden und verkörpert nun sozusagen die dunkle Seite des Prinzen von Lordaeron, somit muss ich den Typen leider zähneknirschend zu meinen Freunden zählen – oder auch nicht. Wie gesagt: die Sache ist etwas kompliziert.​

Um zum ursprünglichen Thema zurückzukehren. Als Draenor zerstört wurde, änderte sich auch das Verständnis der Zeit hier auf der Scherbenwelt. Es gibt sie nicht mehr. Weder Tageszeiten, noch Jahreszeiten. Hier gibt es nur noch eins: Ein nicht endendes „Heute". Ohne Zeiten ist es somit schwer ein „Gestern" zu definieren. Genauso wenig ein „Morgen". Man arbeitet wenn man Lust hat, und schläft wenn man Lust hat. An einen einheitlichen Tagesablauf ist schon lange nicht mehr zu denken. Wie bereits erwähnt, wäre es nach altbewährter Zeitmessung gerade Winter. Dieser besteht, wie jeder andere Tag auch, aus gemäßigten Temperaturen um die 30 Grad. An dem nicht existierenden „Tag" an dem meine Geschichte ansetzt, nahm ich mir gerade eine Auszeit von meiner Arbeit. Wenn ich richtig gerechnet habe, sind seit meinem letzten freien Tag immerhin schon 168 Stunden vergangen. Etwas Abstand von meiner Arbeit ist somit schön längst überfällig. Für diese Situationen habe ich ausgesorgt. Diese besteht aus einer hölzernen Liege, einem Sonnenschirm, einer getönten Brille und orangenen Shorts mit Palmenmuster. Da es meinem Grundstück an einem eigenen Garten mangelt, habe ich die Liege einfach vor der Eingangstür zu meinem Gasthaus ausgestellt. Das einzig störende dabei sind die frustriert grunzenden Gäste, die beim Versuch, in mein Restaurant einzutreten, eine massive, verschlossene Eichentür vorfinden.​
Normalerweise wissen die Besucher danach, dass für die nächsten Stunden keine Gäste bedient werden. Es gibt aber leider auch die Sonderfälle. An diesem Tag leider auch einen der schwer erziehbaren Sonderfälle...​

Ich genoss gerade das angenehme prickeln der niemals untergehenden Mittagssonne auf meiner gutgebräunten Haut, eine leichte salzige Brise umwarb meine feine Nase – geschwängert mit den multikulturellen Düften der Großstadt – als sich plötzlich ein unerwartet finsterer Schatten über meine Liege schob und mich von der strahlenden Sonne abschirmte. Von der anhaltenden Hitze etwas träge geworden, brauchte ich eine Weile, bis ich auf die plötzlich ändernden Temperaturen und Lichtverhältnisse reagierte. Müde hob ich meine Sonnenbrille und blinzelte in Richtung Sonne. Das einzige was ich zu sehen bekam, war eine riesige hünenhafte Gestalt, die sich zwischen mich und die Sonne geschoben hatte. Von der Sonne noch etwas geblendet, nahm ich nicht mehr war, als eine schwarze Silhouette. Die Sonne im Hintergrund ließ den Kopf des Fremden auf absurde Weise aufleuchten wie ein Heiligenschein.​
Hätte ich mich in diesem Moment selbst im Spiegel betrachtet, hätte ich vermutlich gesehen, wie mir mit einem Schlag sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich beobachtete, wie der Kopf des Fremden auf der Höhe des Mundes breiter wurde. Er musste in dem Augenblick über beide Ohren gegrinst haben.​
Als ich endlich begann langsam wieder an Fassung zu gewinnen, während ich noch immer wie ein Stockfisch meinen Gegenüber anstarrte, ereilte mich der nächste Schock. Rechts von meiner Liege begann nämlich irgendetwas zu hecheln und zu quieken, während mir ein übelriechender Gestank entgegenwehte. Als ich einen Blick zu meiner Rechten wagte, starrte ich in die Augen eines Kampfebers, der mich neugierig musterte. Würde ich den Blick des Ebers richtig interpretieren, hat er Hunger und war kurz davor, über mich herzufallen.​
Mit einem lauten Schrei sprang ich auf die linke Seite meiner Liege auf, und landete in irgendetwas riesigem – flauschigen. Es folgte ein lautes schmerzerfülltes knurren. „Ein Bär!", hallte es durch meinen Kopf, während ich mich versuchte nach hinten abzurollen. Ein paar Meter Sicherheitsabstand entfernt blieb ich endgeistert am Boden sitzen und japste nach Luft. Währenddessen beobachtete ich, wie eine fette Schleiereule angeflattert kam, und sich gemütlich auf der Rückenlehne meiner Liege niederließ.​
Der Fremde rechts von mir brach in schallendes Gelächter aus. Er bückte sich und klopfte mir auf die Schulter, dass mir die restliche Luft aus den Lungen getrieben wurde.​

„Sehr witzig!", entwich es mir, als meine Angst begann sich in Wut umzuwandeln.​
Der Fremde kicherte noch kurz, bevor er inne hielt und mir auf ehrliche Weise eine Hand reichte. Hand war vielleicht etwas untertrieben. Von der Größe her eher eine Pranke. Während ich instinktiv die helfende Hand fasste, die mich wieder auf die Beine zog, überlegte ich, was für einer Rasse der Fremde angehörten könnte. Sein Körperbau und Stimmlage ähnelt der eines Orks, jedoch sprach alles, was ich bisher von der Gestalt gesehen habe – in diesem Fall die Hand – dagegen. Sie war eher gelblich, und muskulöser. Mein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als eine riesige Nase begann, mich von meinen Füßen, über den Rücken rauf zu beschnuppern und mir dann mit einer Zunge, die so breit war wie ein Waschlappen, über das Genick zu lecken. Ich wunderte mich gar nicht mehr, als ich mich umdrehte und in die riesigen Glubschaugen eines hechelnden Windreiters blickte, dessen Zunge fast bis zum Boden reichte.​
„Darf ich vorstellen?" erwiderte der Gast während er eine ausholende Handbewegung machte und nacheinander mit der flachen Hand auf seine Begleiter zeigte.​

„Das hier", er deutete auf den Bären, „ist Misha, und der Windreiter hier hört auf den Namen Leokk." Der Wyvern bellte zustimmend und wedelte mit seinem Schwanz, bevor er wieder seine Zunge aus seinem Maul rollte und fröhlich vor sich hin sabberte. Ein Geheimnis, das wohl für immer ungelöst bleiben wird. „Wohin verschwindet Leokk’s Zunge, wenn er einmal nicht hechelt?" Ich vermied es, meinen Gegenüber darauf anzusprechen.​
Kurzfristig hatte ich die Befürchtung, diesen Gedanken laut ausgesprochen zu haben, denn der Besucher hatte seinen Redeschwall unterbrochen und folgte meinem interessierten Blick. In seinem Gesicht hatte einen Ausdruck breit gemacht, der irgendwo zwischen Betroffenheit und Erheiterung zu tendieren schien. Unschlüssig, wie ich reagieren soll, entschied ich mich dazu, einfach verlegen zu lächeln. Dem Fremden schien das zu genügen, denn er begann sich zu entspannen, und sogleich seinen Redeschwall fortzusetzen.​

FREMDER: „Den süßen kleinen hier", er deutete auf das Warzenschwein, „habe ich auf den Namen Grummel getauft."​
ICH: &#8222;Warum >>Grummel<<?", warf ich ein, &#8222;zu einem Schwein würde >>Quiekel<< doch viel besser passen."​

Die Armmuskeln des Fremden begannen sich zu spannen, weshalb ich instinktiv einen Schritt zurücksprang.​

FREMDER: &#8222;Warum wohl. Als ordentlicher Kampfeber ist es unter seiner Würde zu quieken. Deshalb grummelt er ja..."​
ICH: &#8222;Aha"​
FREMDER: &#8222;Aha?"​
ICH: &#8222;Das ist die Kurzfassung für >>ich habe verstanden<<."​
FREMDER: &#8222;Interessiert es dich nicht?"​

Ich hob abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf &#8211; etwas zu hastig, denn der Fremde entgegnete mir mit einem skeptischen Blick. Ich meine, wie kommt er nur darauf? Plötzlich steht der Hüne vor mir und verdunkelt mir zuerst die Sonne, schreckt mich mit seinem Streichelzoo von meiner Liege auf und stellt mir dann jeden seiner Begleiter mit dem Namen vor. Ehrlich gesagt würde ich alles tun, um den Typen so schnell wie möglich abzuwimmeln, nur um ENDLICH wieder mein Sonnenbad fortsetzen zu können. Kurz: nein, es interessiert mich nicht im geringsten. Zum Fremden sagte ich, in Anbetracht seiner Figur und seinem herausfordernden Blick:​

ICH: &#8222;Natürlich interessiert es mich. Ich war nur... kurz in Gedanken versunken, das ist alles."​
FREMDER: &#8222;Sicher?"​
ICH: &#8222;Verdammt, ja ich bin mir sicher! Mach endlich weiter."​

Der Fremde erweckte den Anschein, als hätte unser Wortgefecht nie stattgefunden, denn er setzte das Gespräch beinahe nahtlos fort.​

FREMDER: &#8222;...und das hier ist meine gut dressierte Kampfeule >>Geisterschwinge<<. Erst letzte Woche hat sie wieder für unser Abendessen gesorgt."​
ICH: &#8222;Hat es Mäuse gegeben?"​
FREMDER: &#8222;Nein, Grollhuffleisch", die Gestalt bleckte die Zähne. Die Schadensfreude steht ihm ins Gesicht geschrieben.​

Ich brach in schallendes Gelächter aus. Somit verletzte ich bereits zum dritten Mal die Würde meines Gastes. Notgedrungen versuchte ich mich zusammenzureißen, was aber leider nur bedingt funktionierte. Als ich antwortete, rasselte ich wie ein alter Wasserhahn.​
Der Fremde etwas perplex: &#8222;Was ist daran so lustig?"​
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen: &#8222;Wie soll denn das gehen? Wie kann so eine kleine Eule alleine einen Grollhuf erledigen?"​
FREMDER: &#8222;Größe spielt keine Rolle. Kennst du David gegen Goliath? Da schafft es ein kleiner Junge, einen hünenhaften Krieger mit einem einzigen Stein, abgeschossen von einer ordinären Steinschleuder, zu besiegen."​
ICH: &#8222;Und was willst du mir damit sagen? Dass deine Eule mit Schleudern um sich schießt?"​
Der Gast knurrte: &#8222;So hab ich das nicht gemeint, und das weißt du auch..."​
ICH: &#8222;Aber was meinst du dann? Erklär es mir so, dass ich es verstehe."​

Er überlegte kurz, bevor er eine knappe Antwort gab, von der er überzeugt war, dass sie sämtliche Unklarheiten mit einem Schlag beseitigen wird.​

FEMDER: &#8222;Nun ja... ich bin Bestienmeister..."​
Ich sarkastisch: &#8222;Ahhh... das erklärt natürlich alles... &#8211;kurze Pause- ...übrigens, was ist ein Bestienmeister? So eine Art Dompteur?"​

Ich musterte erneut den Besucher und sein tierisches Trio. Würde man die vier Begleiter übereinander stellen hätte man eine azeroth&#8216;sche Version der Bremer Stadtmusikanten. Doch diesen Gedanken sprach ich nicht laut aus.​

Der Hüne schnaubte: &#8222;Du wagst es, einen Bestienmeister mit einem Dompteur gleichzustellen? Siehst du diese Äxte? Seit wann hat ein Dompteur Äxte? Stell dir einen Bestienmeister wie einen Jäger vor. Nur dass wir im Nahkampf kämpfen."​

Mit einem Kopfnicken deutete ich an, dass ich verstanden habe.​

ICH: &#8222;Und mit wem habe ich das Vergnügen? Ich denke wir haben uns noch nicht vorgestellt."​

Überrascht riss der Fremde seine Augen auf und starrte mich an, als hätte er einen Geist gesehen. &#8222;Haben wir noch nicht?", er lächelte verlegen und kratzte sich am Hinterkopf, &#8222;Wie nachlässig von mir.", er wedelte verspielt mit der Hand in der Luft herum, bevor er sich übertrieben verbeugte, sich wieder aufrichtete und sich mit der linken Faust auf die Brust klopfte. Gleichzeitig schlug der Fremde seine Haken zusammen und exerzierte wie ein Soldat."​

FREMDER: &#8222;Ich bin Rexxar, letzter Sohn der Mok&#8217;Nathal. Von Beruf: Bestienmeister und Einsiedler.", er hielt kurz inne. &#8222;Und du musst Kevin sein, ich hab schon viel von dir gehört."​
Ich blicke überrascht auf: &#8222;Du kennst mich?"​
REXXAR: &#8222;Natürlich. Man erzählt sich Geschichten über dich. Die Leute reden davon."
Mein Herz wollte vor Freude fast zerspringen. Die Leute wissen von meinen Abenteuern. Von meinen Reisen um die Welt, die Abenteuer in Kalimdor, mit Arthas und Illidan? Ich versuchte nicht überrascht zu wirken.​

ICH: &#8222;So? Was erzählen die Leute über mich?", innerlich dachte ich mir: Verdammt, sag es endlich! Was erzählen sie über mich? WAS?​
Rexxar trocken: &#8222;Dass du der Besitzer eines außergewöhnlichen Gasthauses bist."​

Mir schlief das Gesicht ein: &#8222;Ach das... wie man&#8216;s nimmt... ich verkaufe *grrrr* Kaiserschmarrn..."​
REXXAR: &#8222;Wer redet von dem schnöden Kaiserschmarrn?", seine Augen glitzerten. &#8222;Ich rede vom schwarzen Gold, das abgöttische Getränk in dem ich am liebsten baden würde. Kaffee! Du bietest doch Kaffee an, oder? ODER?"​

Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Entweder höchsterfreut oder geschockt. Woher kennt er meinen Kaffee? Wenn ich ihn schon mal bedient hätte, wüsst ich es. Rexxar fällt auf wie ein bunter Hund. Sein Wiedererkennungswert muss sehr hoch sein. Ich meine: Ein Hüne mit zwei Äxten, einer Henkermaske und vier Begleitern muss doch auffallen. Ich war entschlossen mehr herauszufinden &#8211; und gleichzeitig erfreut, zumindest einer einzigen Person auf dieser gottverlassenen Welt Kaffee anbieten zu können.​

ICH: &#8222;Tut mir leid, heute ist mein freier Tag, aber für dich mache ich gerne eine Ausnahme. Aber erzähle mir bitte eins. Woher kennst du meinen Kaffee? Ich hab dich hier noch nie zuvor gesehen."​
REXXAR: &#8222;Ich war auch noch nie hier. Am besten beginne ich ganz von vorne. Ich habe auf Seite der Horde in vielen Schlachten gekämpft. Doch desto mehr ich kämpfte, je mehr Leid und Schmerz ich erfuhr, desto mehr erkannte ich die Sinnlosigkeit des Krieges. Die Völker sind argwöhnisch und unberechenbar. So etwas ist Tieren fremd. Deshalb verblieb ich nach der letzten großen Schlacht am Dunklen Portal auf der Seite Azeroths. Ich setzte mich ab und lebte ab nun in der Wildnis. Erst vor kurzen kehrte ich in die Scherbenwelt zurück. Ich hatte Heimweh. Stell dir das vor, ich als hartgesottener Kämpfer ist zu solchen Gefühlen imstande.", er seufzte. &#8222;Aber ich werde nicht bleiben. Ich werde schon bald nach Azeroth zurückkehren. Ich wurde von meinem Volk hier auf der Scherbenwelt verstoßen. Der Schmerz sitzt tief, deshalb kann ich nicht bleiben."​

Während Rexxar diese emotionale Rede gehalten hatte, hat er einiges von einer Unantastbarkeit verloren. Die Dominanz und das Gefühl der Unbesiegbarkeit, die er ausstrahlte sind dahin. Doch dieser Zustand währte nicht lange. Rexxar richtete sich plötzlich wieder auf und stand wieder mit dem gleichen Selbstvertrauen vor mir wie zuvor. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich seiner Situation bewusst wurde und bewusst versuchte, seine momentane Schwäche zu überspielen. Er setzte seine Rede fort:​

REXXAR: &#8222;Als ich auf Azeroth umherwanderte, umwehte eines Tages ein fremdartiger Geruch meine feine Nase. So etwas hatte ich noch nie zuvor gerochen, aber es roch verführerisch. Ich nahm die Fährte auf, begierig zu erfahren, wo der Duft herrührte. Es dauerte nicht lange, bis ich die Quelle entdeckt hatte. Im Dämmerwald, etwas südlich von Dunkelhain gelegen, offenbarte sich am Straßenrand eine kleine Holzhütte. Davor befand sich eine kleine Terrasse mit ein paar provisorischen Holzbänken. In der Hütte war gerade Hochbetrieb. Ich hatte Glück überhaupt einen Platz zu bekommen."​

Während Rexxar von seinem Erlebnis erzählte, begann ich meine Fäuste zu ballen, ahnend was wahrscheinlich folgen wird. Im Hals hatte sich bereits ein bitterer Kloß gebildet. Aber ich beherrschte mich. Ich wollte ihn in seinem Redeschwall nicht unterbrechen.​

REXXAR: &#8222;Als ich die Terrasse betrat, wurde es plötzlich sehr still um mich. Die Leute starrten mich an. Sie stanken regelrecht vor Angst. Ich verstand nur nicht wieso. Meine Begleiter waren friedlich. Mein Bär Misha hatte sich ruhig neben mir niedergelassen, während Leokk unter den Tisch huschte. Grummel und Geisterschwinge tollten inzwischen auf der Straße herum. Alles klärte sich auf, als der Gastwirt vor mir erschien. Es war ein Gnom mit langen zotteligen Haaren und einem Ziegenbart. Sein Haar war in einem widerlichen pink gefärbt. &#8222;Hey Haustiere sind nicht erlaubt!" Er machte eine verscheuchende Handbewegung Richtung Misha. Diese fletschte als Antwort nur die Zähne und knurrte ihn an. Der Gnom wich sicherheitshalber einen Schritt zurück und hatte abwehrend die Hände gehoben. Ich streichelte Misha. &#8222;Schon gut, es ist alles in Ordnung." Ich flüsterte Misha und Leokk etwas ins Ohr, worauf sie sich schnaubend erhoben und das Gelände verließen. Mein Blick wanderte wieder zum Gnom. &#8222;Besser so?" Ich konnte spüren, wie sich um mich herum die Anspannung etwas löste. Die ersten Gäste nahmen ihr Gespräch wieder auf. Da mich der Gnom noch immer entgeistert anstarrte, war ich es, der das Wort ergriff. &#8222;Ich hätte gerne etwas von dem Zeugs, das so verführerisch riecht." Der Gnom zwinkerte mit den Augen als er aus seiner Starre gerissen wurde. &#8222;Das Zeugs was so verführerisch riecht&#8230;", er überlegte, lächelte dann über beide Ohren und offenbare dann sein Gebiss, in dem die beiden oberen Eckzähne fehlten. Ich glaub, ich weiß was du suchst &#8211; KAFFEE!"​
KAFFEE! Dieses Wort hallte in meinen Kopf wieder wie das Getöse eines Wasserfalls. Ich hatte das Gefühl, der Kloß in meinem Hals wurde noch dicker. Auf alle Fälle hatte ich das Gefühl, dass mir das Atmen plötzlich um einiges schwerer fiel. Jemand hat mir meine Idee geklaut. Und verdient sich sogar dumm und dämlich damit. Aber wie ist das möglich? Ich blickte auf und schaute in das Gesicht von Rexxar, das einen sorgevollen Ausdruck angenommen hatte.​

REXXAR: &#8222;Ist alles in Ordnung? Du zitterst."​

Mir wurde plötzlich schwindlig vor den Augen und begann zu taumeln. Rexxar reagierte augenblicklich, schnappte mich bevor ich umkippte und half mir sachte, mich auf meine Liege zu setzen.​

ICH: &#8222;Danke... es geht schon... es ist nur... der Kaffee war meine Idee. Ich hab ihn gezüchtet... perfektioniert... niemand kann davon wissen... und jetzt das! Hätte ich meinen Kaiserschmarrn nicht, wäre ich schon längst pleite. Und der Giftzwerg von Gnom verdient sich daran einen goldenen A....!"​
Die einzige Erfindung von mir, die etwas Gewinn abwirft ist der selbst entwickelte &#8222;Braun Zucker". Da ich aber so sehr auf den Kaffee eingefahren war, und deshalb keine Möglichkeit hatte den Zucker in großem Stil zu vermarkten, hab ich ihn an die Agrana Zucker GmbH verkauft. Die verkaufen meine Erfindung nun unter der Eigenmarke &#8222;Wiener Zucker &#8211; Braun Zucker". 10% des Gewinns streiche ich ein, aber dieser ist leider nur mehr als dürftig.​
Braun Zucker - Kevin Braun, verstehst du? Die meisten glauben, &#8222;Braun" bezieht sich auf seine Farbe, dabei ist mein Nachname damit gemeint. Ach, ich befürchte mein Name wird für immer in Vergessenheit geraten." Ich versank in ein tiefes schweigen.​

Rexxar betroffen: &#8222;Das wusste ich nicht... tut mir leid."​
ICH: &#8222;Du kannst nichts dafür, aber sage mir, wie bist du auf mich gekommen?"​
REXXAR begann zu strahlen: &#8222;Das ist schnell erzählt. Als ich wieder in die Scherbenwelt zurückkehrte, schnappte ich schon bald auf, dass es auch in dieser Welt jemanden gibt, der Kaffee verkauft. Ich bin verrückt danach musst du wissen. Deshalb hab ich über dich nachgeforscht, und bin nun bei dir gelandet."​

Ich versuchte müde zu lächeln: &#8222;Wenigstens einen Fan habe ich schlussendlich bekommen." Ich stand langsam auf und ging Richtung Gasthaus. Beim vorbeigehen klopfte ich Rexxar auf die Schulter. &#8222;Komm mit, heute bist du mein Gast. Deine Suche soll belohnt werden." Als ich mich zu ihm umdrehte strahlte ich über beide Ohren. &#8222;Koste das Getränk der Götter. Das Getränk in dem wir beide am liebsten baden würden."​

Zehn Minuten später hielt ich meinem Gast eine große Tasse dampfenden Kaffees unter die Nase. Er sog begierig den Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen auf, leckte sich vorfreudig seine Zähne, und nahm anschließend einen großen Schluck davon. Seine Augen weiteten sich, bevor er mit einem lauten Knall die Tasse wieder abstellte. Sein Gesicht blieb einige Zeit ausdruckslos, seine Kinnlade heruntergeklappt. Ich bekam es mit der Angst zu tun, unwissend was ich tun könne, beziehungsweise, was gerade in Rexxar vorgeht. Eine Frage wütete in mir: Schmeckt es ihm, oder schmeckt es ihm nicht? Langsam fing er sich wieder.​

REXXAR: &#8222;Aber das ist ja...", seine Augen blieben ausdruckslos &#8222;...mit Abstand der beste Kaffee, den ich je getrunken hab."​

Er sprang euphorisch auf und klopfte mir auf die Schulter: &#8222;Weg mit dem billigen Gebräu des Möchtegern-Gnoms, her mit dem Göttergetränk von Kevin Braun!"​
Bei diesen Worten leerte er die restliche Tasse auf ex. Ich stand dabei und beobachtete ihn still. Ich begann zu grinsen, schließlich zu lächeln, dann zu strahlen. Es traf mich eine Erkenntnis. Mit Kevin Braun ist es nicht zu Ende. Weite Welt, ich komme! Denn Kaffee ist und bleibt meine Bestimmung!​
 
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Kapitel 2 – Die Abreise​
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Anfangs erwähnte ich, dass ich den ungebetenen Gast am liebsten loswerden würde. Ich bin froh, dass es sich aus der Situation heraus anders ergeben hatte. Wenn ich in den Erinnerungen der letzten Monate schwelge, hatte ich zwar ein angenehmes, aber nicht sehr erfüllendes Leben genossen. Wenn ich so darüber nachdenke, hat mich nicht der Verkauf von Kaffee zu dem gemacht, der ich bin, sondern erst die Abenteuer, die durch den Erhalt der Bohnen ausgelöst wurden. Ich denke noch immer an die Zeit zurück, wie alles begonnen hatte. Und wie ich mich seitdem verändert, beziehungsweise weiterentwickelt hatte. Ich hab nicht vergessen, wie ich war, als mir Kel’Thuzad das erste Mal in Brill über den Weg gelaufen war. Ich war wortkarg, emotionslos und hatte mit dem Rest der Welt abgeschlossen. Erst als ich urplötzlich von den Naaru entführt wurde, gab es in meinem Leben eine nennenswerte Wendung. Ich schloss viele Bekanntschaften, sah vieles von der Welt, sah andere Kulturen und Völker. Erst dann wurde mir bewusst, wie viel wunderbares es auf der Welt gibt, das es zu entdecken gilt...​

Dies war auch einer der Gründe, warum ich Rexxars Vorschlag, ihn auf seiner Reise zurück nach Azeroth zu begleiten, nicht abschlagen konnte. Was Rexxar dazu trieb, mich dabeihaben zu wollen, darüber schweigt er sich aus. Das wahrscheinlichste wäre, dass er es selbst Leid ist, wieder alleine um die Welt zu ziehen. Vielleicht war er einfach schon zulange alleine. Vielleicht war ich ihm auch einfach nur sympathisch. Vielleicht teilen wir auch genügend gemeinsame Interessen, in diesem Fall Kaffee. Oder ihm gefiel einfach die Vorstellung, einen persönlichen Kaffeekocher im Gepäck zu haben. Bei letzteren Gedanken musste ich grinsen. Ich schüttelte den Kopf. So würde ich Rexxar nicht einschätzen.​

Ich war noch unschlüssig, was ich für meine erneute Reise packen sollte, beziehungsweise was ich überhaupt benötigen würde. Ich kniete gerade in einer finsteren Ecke meines Zimmers und durchwühlte eine der hölzernen Kommoden, als ich mich plötzlich an einen eckigen Gegenstand stieß, und mir die Fingerknöchel aufkratzte. Ich stieß einen unterdrückten Fluch aus. Im dämmrigen Licht erkannte ich, wie sich die Haut an besagter Stelle durch Blut verfärbte. Während ich die blutige Stelle in den Mund steckte, war ich im Gedanken wieder ganz wo anders. Mein Blick hatte sich bereits wieder auf den dubiosen Gegenstand fixiert, an dem ich mich gestoßen hatte. Es war eine kleine Holzschatulle, die mit einigen metallischen kunstvollen Ornamenten verziert war. Trauer stieg in mir auf, als ich mich erinnerte, was er beinhaltete. Ich stellte sie auf den Boden, öffnete sie. Auf einem gepolsterten, feuerrotem Tuch lag der besagte Gegenstand. Ein Ring, gegossen aus dem reinsten Gold das man sich vorstellen konnte. An seiner Vorderseite waren drei Edelsteine eingelassen. Ein Rubin, ein Saphir und ein Smaragd. Das Zeichen für die drei wichtigsten Prinzipien:​

Friede – Gerechtigkeit – Güte​

Ich wischte mir mit der Handfläche über die Augen. Sie waren feucht. Begann zu schluchzen und plötzlich tat ich mir schwer die Tränen zu halten.​

Eine Erinnerung hallte durch meinen Kopf: Vergesse niemals für das du kämpfst, vergesse niemals an das du glaubst. Verschließe nicht die Augen vor denen, die Hilfe benötigen.​

Ich wimmerte leise: „Oh nein, das hab ich nicht vergessen. Könnte ich gar nicht. Genauso wenig wie ich dich vergessen könnte. Was machst du wohl gerade, bist du wach, oder schläfst du noch? Wenn wir uns das nächste Mal sehen, begegnest du mir dann als Freund oder als Feind?"​

Der Ring trug auch eine Gravur, geschrieben mit einer harmonischen, geschwungenen Schrift: „Regiere stets mit Güte und Weisheit, mein Sohn."​

ICH: „Der Siegelring von Arthas. Den hätte er getragen, würde er heute als König von Lordaeron regieren. Doch etwas dunkles hatte von seiner Seele Besitz ergriffen.​
Ich erinnerte mich, wie ich in seinen Besitz gelangt war. Es war nach der Schlacht um Eiskrone. Ich war dabei als Arthas das Kämpfen aufgab. Das Kämpfen um sich selbst. Wie er sein Schicksal am Frostthron besiegelte. Seinen letzten Satz würde ich niemals vergessen: „Ich bitte dich nur um eines. Bitte halte mich als deinen Freund in Erinnerung, aber nicht so... nicht so..."​
Als gebrochener Mensch schritt ich langsam die eisigen Treppen des Frostthrons hinab. Dort traf ich das allerletzte Mal auf Marvyn und Falric, die mir den Weg versperrten. Marvyn drückte mir einen Gegenstand in die Hand mit den Worten: „Es war Arthas letzter Wunsch, dass du ihn bekommen würdest."​
Als ich meine Faust öffnete, war es der Siegelring. Ich betrachtete den Ring lange, unfähig ein Wort zu sagen. Als ich dann endlich wieder aufblickte, waren die beiden Todesritter verschwunden."​

Ich versank in ein tiefes Schweigen, den Ring mit beiden Händen umschlossen. Ich weiß nicht, wie lange ich so gesessen bin, als hinter mir plötzlich eine Stimme ertönte.​

REXXAR: „Lass die Vergangenheit ruhen. Schließe endlich damit ab, was damals geschehen ist. Du quälst dich damit schon so lange."​

Ich blickte auf und fixierte irgendeinen Punkt in der Ferne. Ich machte mir nicht die Mühe mich zu Rexxar umzudrehen. Genauso wenig gab ich mir die Mühe, auf seine Antwort einzugehen.​

ICH: „Seit wann bist du hier?"​
REXXAR: „Die ganze Zeit schon, ich hab dich schluchzen gehört."​
Ich erschrocken, die Augen geweitet: „Du hast alles gehört was ich gesagt habe?"​
Rexxar zögerte kurz: „Ja, das habe ich. Aber keine Sorge, von mir wird keiner was erfahren."​
Ich senkte wieder den Kopf, schüttelte ihn: „So war das nicht geplant, ich wollte dich nicht in das Ganze reinziehen. Es ist eine Bürde, die ich selbst zu tragen habe."​
REXXAR: „Jeder hat in seinem Leben eine Last zu tragen. Die kann die keiner Abnehmen. Aber du kannst sie mit jemanden teilen. Dann lastet nur noch das halbe Gewicht auf dir."​

Bei diesen Worten war REXXAR neben mich getreten, ich blickte auf. Ich sah, wie er mir eine Hand reichte.​

REXXAR: „Bist du bereit, deine Last zu teilen, die dich zu Boden drückt? Dann fasse diese Hand die dir helfen wird diese zu tragen. Oder die im Notfall auch dich. Du musst ab nun nie wieder etwas alleine tragen." Er schwieg kurz: „Einverstanden?"​

Abwechselnd betrachtete ich den Ring und Rexxar. Schließlich steckte ich mir den Ring an den Finger und griff nach der darbietenden Hand. Der Halbork lächelte. Mit einem Ruck half er mir auf die Beine.​

ICH: „Ich bin bereit, meinen Schmerz zu teilen." Ich strich mit dem Finger über den Ring. „Aber ich werde niemals vergessen."​
REXXAR: „Das kann man auch nicht. Man kann nur damit abschließen."​

Ein trauriges Lächeln huschte über mein Gesicht.​

ICH: „Wahrscheinlich hast du Recht... wahrscheinlich hast du Recht."​

Ich klopfte Rexxar auf die Schulter.​

ICH: „Komm, wir müssen noch alles für unsere Abreise vorbereiten."​
Ich überlegte kurz: „Wo geht es überhaupt hin?"​
REXXAR: „Auf alle Fälle nicht in die östlichen Königreiche. Dort war ich viel zu lange. Ich habe mich von der Region bereits satt gesehen. Außerdem betrachtet die Allianz jeden Ork als Schwerverbrecher. Stell dir das vor. Ich hielt am Wegesrand im Wald von Elvynn auf meiner karierten Kuscheldecke gerade ohne böse Hintergedanken ein Picknick, als plötzlich eine Patrouille Soldaten hinter mir auftauchte und Anstalten machte, mir ans Leder zu wollen."​

Er schnaubte. „Auf alle Fälle wollte ich gerade in mein frisch belegtes Thunfisch-Sandwich beißen, als sie ihre Zahnstocher auf mich richteten und unverschämter Weise von mir forderten, dass ich mich ergeben sollte."​
ICH: „Und was hast tu gemacht?"​
Rexxar zuckte die Schultern: „Anfangs nichts. Ich legte in aller Seelenruhe mein Sandwich zur Seite, und fragte den Hauptmann – zumindest vermutete ich, dass es ihr Anführer war, da er so eine lange blaue Feder am Helm trug – ob es ein Verbrechen wäre, am Wegesrand einen Imbiss zu sich zu nehmen."​
Es ist ein Verbrechen, ein Ork zu sein, war seine einzige scharfe Antwort. Ich zuckte die Schultern. Das hier ist ein freies Land, und für meine ork‘sche Herkunft kann ich nichts, ich kenne meine Rechte.​
Der Hauptmann grinste sadistisch: Du hast das Recht zu schweigen. Er blickte zu seinen beiden Begleitern. Führt ihn ab! Gemächlich stand ich auf und knackste mit den Fingern. Ich schritt auf den Kommandanten zu und blieb erst eine Handbreite entfernt vor ihm stehen. Herablassend blickte ich in die Augen des um einen Kopf kleineren Soldaten. Weißt du was, Mensch? Entweder du packst jetzt deine Kumpanen und machst dich schleunigst vom Acker, oder deine dämliche blaue Feder landet samt Helm in deinem Allerwertesten."​
Rexxar seufzte: „Leider nahm er mich nicht ernst, beziehungsweise wollte meinem gut gemeinten Rat nicht Folge leisten. Als er seinen Begleitern den Befehl erteilen wollte, meinerseits zu entledigen, hab ich meine Drohung in die Tat umgesetzt. Auf alle Fälle ist der Hauptmann danach wild gestikulierend wie ein Hampelmann herumgesprungen, während seine Begleiter es sehr eilig hatten, das Weite zu suchen. Ich packte daraufhin gemächlich meine Sachen und setzte meinen Weg fort."​

Ich wusste nicht, ob ich bei dieser Schilderung laut auflachen oder ob mir eher ein Schauder über den Rücken laufen sollte. Schlussendlich war es eine Mischung von beiden. Rexxar setzte unentwegt seinen Redeschwall fort.​

REXXAR: „Nein, ich hab‘ mir gedacht, wir machen einen Abstecher nach Kalimdor. Fernab aller Verrückten. Außerdem soll dort gerade eine Orkstadt errichtet werden. Das ist schon eher meine Kragenweite."​

ICH: „Und wie kommen wir dahin?"​
REXXAR: „Na wie wohl? Durch das dunkle Portal."​
Ich blickte verwirrt: „Das Portal ist auf der anderen Seite der Welt. Nicht zu vergessen, dass der Ausgang auf Azeroth erst recht in den östlichen Königreichen ist, und nicht in Kalimdor."​
Rexxar zuckte mit den Schultern: „Und?"​
ICH: „Naja, ist ein ziemlich weiter Weg."​
Rexxar: „Wenn du einen besseren Plan hast, nur zu!"​

Den hätte ich sogar, nur sprach ich den Gedanken nicht laut aus. Ich hätte meine guten Beziehungen mit Illidan spielen lassen können, der uns schnell ein Portal nach Kalimdor eröffnen könnte. Dann fiel mir jedoch wieder ein, dass wahrscheinlich die brennende Legion davon Wind bekommen würde. Immerhin hatte sich Illidan ins Exil zurückgezogen, um jegliche Reibereien mit der Legion zu vermeiden. Somit würde ich nur wieder provozieren, dass sich Illidan’s Feinde wieder an ihn „erinnern".​

Zu Rexxar sagte ich hingegen folgendes: „Nein du hast Recht, etwas Bewegung kann nicht schaden."​

Ich überlegte: „Aber eine Frage noch: Wenn wir in den verwüsteten Lande angekommen sind, wie sollen wir dann nach Kalimdor gelangen? Soweit ich weiß, verkehrt nur ein einziges Schiff zwischen den beiden Kontinenten, die unseren Ansprüchen entsprechen würden. Der Goblin-Zeppelin in Lordaeron. Nur müssten wir den ganzen Kontinent durchqueren um dorthin zu gelangen." Ich schüttelte ratlos den Kopf. „Oder möchtest du als Ork lieber auf einem Allianz-Schiff reisen?"​

REXXAR: „Du bist eindeutig schon zu lange von deiner Heimat weg. Seither hat sich einiges verändert. Inzwischen existiert eine zweite Route nach Kalimdor. Die Orks haben begonnen einen Außenposten im Schlingendorntal zu errichten. Von dort verkehrt jetzt in regelmäßigen Abständen ein Schiff. Man plant, dort längerfristig eine zweite Zeppelin-Route zu errichten. Im Moment verhandeln sie noch mit den Goblins über die Preise – sind harte Geschäftspartner."​

Das wusste ich in der Tat noch nicht: „Wenn das stimmt, dann sind meine Befürchtungen natürlich unberechtigt.", ich machte eine abweisende Handbewegung, „Wie dem auch sei, ich werde nun endlich mal meine Sachen packen."​
REXXAR: „Besonders viel wirst du nicht brauchen. Eigentlich gar nichts. Wird werden von dem Leben, was die Natur uns zu bieten hat. Oder willst du allen Ernstes die ganze Zeit einen Koffer mit dir rumschleppen? Ich würde das nicht wollen."​

Seine Erklärung klingt plausibel. Wenn ich darüber nachdenke, was braucht ein Mensch wirklich? Nicht viel. Laut sagte ich: „Zumindest einen kleinen Sack Kaffeebohnen wird ich mitnehmen, Kaffee ist immerhin einer der Gründe, weshalb ich erneut zu einer Weltreise aufbrechen müsste." Während ich plauderte, füllte ich eine Hand voll Bohnen in einen kleinen Leinensack und band ihn mir um die Lende.​

Rexxar verfolgte meinen Bewegungen skeptisch: „So wenig? Das reicht ja nicht einmal aus, um dir selbst daraus eine Tasse Kaffee zu machen. Und mit diesen paar Bohnen möchtest du Erfolg haben? Dass ich nicht lache!"​
Ich grinste über beide Ohren: „Glaub mir, das reicht vollkommen. Seit Ewigkeiten hab ich es nicht mehr nötig, säckeweise Bohnen mit mir rumzuschleppen."​

Bei diesen Worten nahm ich eine Bohne aus dem Beutel und hielt sie Rexxar unter die Nase.​

REXXAR: „Was ist damit?"​
ICH: „Sieh doch mal genauer hin."​

Verwirrt wandte mein Begleiter seinen Blick auf die Kaffeebohnen in meiner Hand.​
Rexxar starrte sie en paar Sekunden an: „In meinen Augen eine ganz gewöhnliche Bohne – er brach den Blickkontakt ab.​

*plopp*​

Rexxar blickte erschrocken auf: „Was war das?"​
ICH trocken: „Verdammt, du sollst hinschauen."​

Er folgte meinen Blicken, weitete die Augen und schrie überrascht auf. Denn aus der einzelnen Bohne sind zwei geworden.​

REXXAR: „Wahnsinn, wie hast du das gemacht?"​
ICH: „Eine Erfindung von Liddia, einer Mitbewohnerin von mir, als ich noch in meiner alten Heimatstadt Brill gelebt hatte – Selbst vermehrende Kaffeebohnen."​

*plopp plopp*​

ICH: „Siehst du? Jetzt sind es vier. Jetzt verstehst du hoffentlich, warum ich nicht mehr von meinem Saatgut brauchen werde."​

REXXAR: „In der Tat... sehr praktisch...aber...wenn die sich in so einem rasanten Tempo vermehren, müsstest du doch bereits längst in den Bohnen ertrunken sein..."​
ICH: „Anfangs wäre es beinahe soweit gekommen, weil ich noch nicht wusste, wie man diese Bohnen handhaben musste. Als jedoch meine Lagerräume in kürzester Zeit voll waren, haben sie aufgehört sich zu teilen. Das heißt, sie vermehren sich nur so lange, wie auch Platz vorhanden ist. An der frischen Luft und Sonnenlichteinwirkung kann man hingen den Effekt verstärken.​

*plopp plopp plopp plopp*​

Wortlos verstaute ich die Bohnen in meinem Beutel und ermahnte Rexxar: „Verliere niemals, und damit meine ich niemals, eine dieser genmanipulierten Kaffeebohnen. Sonst versinkt Azeroth schneller unter Kaffee als du gucken kannst..."​
Rexxar nickte nur stumm während er mit einem ehrfürchtigem Blick auf meine Erfindung starrte.​
 
Kapitel 3 - Als Kevin einen leibhaftigen Grubenlord begegnete​
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Ich wusste, dass die Reise ins Schlingendorntal beschwerlich und lang werden sollte. Aber niemand konnte mich darauf vorbereiten wie langwierig und aufregend sie schlussendlich tatsächlich wurde. Unsere Reise zum dunklen Portal war vergleichsweise harmlos. Die Dämonen, denen wir begegneten, beachteten uns gar nicht. Sämtliche Dämonen waren mit etwas anderem beschäftigt. Verdammnislord Kazzak trieb die riesigen Dämonen an, diese wiederum die großen, die großen die mittelgroßen, während diese wiederum die kleineren Dämonen mit Peitschenhieben dazu antrieben, immer mehr Baumaterial heranzuschaffen. Schlussendlich hatten also nur die kleineren Dämonen den Jackpot geknackt. Die anderen waren wiederum nur damit beschäftigt, die ihnen aufgetragene Arbeit den nächst kleineren Dämonen aufzubürden. Für mich war es ein eher drolliger Anblick. Dennoch würde ich vieles dafür geben, mit keinem von denen den Platz tauschen zu müssen.​

Die Frage, wohin das ganze Baumaterial gebracht wurde, offenbarte sich spätestens dann, als sich am Horizont die majestätische Silhouette der monumentalen Höllenfeuerzitadelle abzeichnete. Die Festung der Orks, wo sie sich einst für die bevorstehenden Angriffe auf Azeroth gewappnet hatten. Umgekehrt war es ein beinahe unüberwindbarer Schutzschild, sollte wider erwarten der Angriff fehl schlagen und der Feind stattdessen in der Scherbenwelt einfallen.​

Hammerschläge hörte man bereits aus der Ferne. Als wir näher kamen, wurden wir Zeuge, wie die Dämonen emsig dabei waren, die etwas angeschlagene Höllenfeuerzitadelle wieder auf Vordermann zu bringen. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sich hier eine Schlacht monumentalen Ausmaßes abgespielt. Denn hier fand die letzte große Schlacht zwischen den Dranei und den Orks statt. Nach gewonnener Schlacht wurde die beschädigte Festung lange Zeit aufgegeben. Deshalb überrascht es mich, dass ausgerechnet jetzt damit begonnen wurde, die alten Kriegsschäden auszubessern. Fast als hatte Rexxar meinen Gedanken erahnt, bestätigte er meine Befürchtungen.​

REXXAR: „Sie rüsten sich für einen Krieg."​
Ich schüttelte zustimmend den Kopf: „Die Frage ist nur. Gegen wen?"​

Rexxar kam nicht mehr dazu, auf meine Frage einzugehen, denn plötzlich wurden wir durch ein dunkles Donnergrollen aufgeschreckt. Wir gingen hinter den nächstbesten Felsen in Deckung. Als wir vorsichtig über die Felsen spähten, wurden wir Zeuge, was genau diesen Aufruhr verursacht hatte. Es war die schmerzerfüllte, bebende, unentwegt fluchende Stimme von einem gigantischen Grubenlord, der, durch Magie und Eisenketten gefesselt auf unmenschlichste Art und Weise angetrieben wurde.​

REXXAR: „Bei allen Geistern der Ahnen. Das ist Magtheridon. Ich dachte, er wäre tot. Wo bringen sie ihn hin? Oder was noch interessanter ist: was haben sie mit ihm vor?"​

Rexxar machte Anstalten aufzuspringen. Ich hielt ihn zurück.​

ICH: „Was um alles in der Welt hast du vor?"​
REXXAR: „Ich muss wissen, was hier vor sich geht."​
ICH: „Vergiss es, zu gefährlich."​
REXXAR: „Nicht unbedingt." Er deutete auf die Zitadelle. „Es scheint, sie haben das Ende ihrer Reise erreicht."​

Ich folgte Rexxars Finger. Just in dem Moment begann es tief im inneren der Festung zu rumoren, bevor sich ein bisher unbekanntes Tor zu öffnen begann und im Erdboden verschwand.​

ICH: „Ein Geheimgang."​
Rexxar klopfte mir auf die Schulter: „In der Tat." Er wedelte hektisch mit seinem Arm: „Los komm!"​

Bei diesen Worten war er wie ein geölter Blitz aufgesprungen und näherte sich, auf seine Deckung achtend, im Eiltempo dem Konvoi. Ich hatte Schwierigkeiten mit ihm Schritt zu halten. Wir erreichten in letzter Sekunde den Eingang. Denn als der letzte der Wächter durch das Tor getreten war, begann sich der Durchgang mit lauten malmenden Geräuschen wieder zu schließen. Rexxar deutete seinen Begleitern, dass sie warten sollten. Gehorsam machten sie nach kurzem zögern kehrt und verschwanden schon bald aus unserer Sichtweite. Eher weniger, weil sie bereits Deckung gefunden hatten, sondern eher deshalb, weil meine Sichtweite durch das Stahltor vor mir massiv eingeschränkt wurde. Während ich noch das Tor anstarrte, war Rexxar bereits einen Schritt weiter. Im zügigen Tempo, mit der Grazie einer Perserkatze wuselte Rexxar den Gang hinunter, immer wieder in den Nischen der Wände Deckung suchend. So erreichten wir bereits nach kurzer Zeit das Ende des Ganges, ohne jegliche Aufmerksamkeit zu erregen. Entweder sie rechneten nicht mit Eindringlingen, oder sie waren einfach zu sehr damit beschäftigt, Magtheridon nicht aus den Augen zu lassen. Es wäre ohnehin nicht möglich gewesen, dass sie uns hören, denn der Grubenlord fluchte unentwegt mit einer Lautstärke, die jegliche Kommunikation unmöglich machte.​

Der Gang mündete am Ende in eine weitläufige Halle, ausgestattet mit den ungewöhnlichsten Apparaturen, über dessen Sinn und Zweck ich nur spekulieren konnte. Zumindest erfuhr ich schon bald, wozu die Steuerkonsolen dienen, die in regelmäßigem Abstand um die Halle herum montiert waren. Als Magtheridon in die Mitte geführt worden war, schossen sogleich Energiestrahlen aus ihnen hervor, die sogleich den Grubenlord mit einer Art Ketten aus grün leuchtendem Licht an den Arm- und Beingelenken fesselten. Magtheridon bäumte sich auf und versuchte sich loszureißen, doch umso mehr er sich dagegen sträubte, umso stärker schienen auch die Schmerzen für ihn zu werden.​
Ein Ork mit einer Hexerrobe löste sich aus der Menge und schritt als einziger auf den Grubenlord zu. Magtheridon hörte sich auf zu wehren. Stattdessen fixierte er den Ork mit einem noch nie dagewesenen hasserfüllten Blick, der nur eins verkündete. Sollte ich freikommen, bist du tot.​

MAGHTERIDON: „Keli'dan, du Ausgeburt der Hölle, die Verräter. Warst du nicht einst meine rechte Hand? Was soll das ganze? Was hast du mit mir vor?"​

Der Ork schritt nun endgültig an Magtheridon heran. Mit seiner linken Hand zeichnete er eine Geste, dessen Bedeutung ich mir sogleich bewusst wurde. Die Energiestrahlen, die den Grubenlord fesselten, wurden in ihre Intensität verstärkt. Wie von einem Stromschlag getroffen, grunzte der Gefangene auf, bevor er entkräftet zusammenbrach. Er hatte nur noch die Kraft, den Kopf zu heben, und in den spöttischen Gesichtsausdruck von Keli'dan zu blicken, der etwa einen Meter von seinem Kopf entfernt stehen geblieben war &#150; knapp außerhalb von Magtheridons Reichweite.​

Der Ausdruck des Orks hatte sich inzwischen gewandelt. Soweit ich es interpretieren konnte, erkannte ich in seinem Gesicht einen Ausdruck sadistischer Freude.​

KELI'DAN: „Was ich mit dir vorhabe? Willst du das wirklich wissen? Wenn du darauf bestehst, nur zu gerne. Aber du hättest es noch früh genug erfahren."​

Der Hexer machte erneut einen Wink mit seiner Hand. Plötzlich war die Halle von einem regen Treiben erfüllt. Von allen Seiten stürmten niedere Dämonen heran, eben solche, die auch draußen Baumaterialen getragen hatten. In ihren Händen trugen sie Schläuche und Werkzeuge, bei dessen Anblick es mir den Magen umdrehte.​

Magtheridon schien die Gefahr, die ihm zu drohen scheint, geahnt zu haben. Denn er bäumte sich noch ein letztes Mal auf und schlug um sich. Zermalmte mit seinen Fäusten Diener unter sich, und schleuderte mit seinem Schwanz Dämonen an die nächstbeste Wand, an der sie, teils bewusstlos, teils tot, zusammenbrachen. Durch den regen Widerstad des Gefangenen angeregt, begannen auch die Energieseile ihre Wirkung zu verstärken. Ein Stromschlag nach dem anderen durchzuckte den Körper des in Blutrausch verfallenen Grubenlords. Doch er schien die Schmerzen nicht mehr zu spüren, er tobte weiter.​

Ein beißender Geruch ging durch meine Nase. Als ich meinen Blick wandte, erfuhr ich auch warum. Aus einer der Fesselungsapparaturen stieg dunkler Rauch auf. Dann begann sie zu knistern und anschließend im lauten Knall zu explodieren. Plötzlich begannen auch die anderen Apparaturen unter den immensen Belastungen zu quietschen und zu knarren. Sie konnten die Tobsucht des Grubenlords nicht länger unter Kontrolle halten.​

Keli'dans Ausdruck wandte sich. Hatte er vorher noch spöttisch gegrinst, so hatte sich in seinem Geist nun die blanke Panik breit gemacht. Er wedelte wild gestikulierend herum.​

KELIDAN: „Los! Macht irgendwas! Angriff! Aber tötet ihn nicht, wir brauchen ihn lebend!"​

Bei diesem Befehl setzten sich Keli'dans Wächter in Bewegung. Zuerst die Teufelswachen, dann die Schreckenslords und schlussendlich auch der ganze bunte Rest der übrig geblieben war. Auf Magtheridon prasselte eine Salve nach der anderen ein. Ehrlich gesagt wundert es mich, wie es der ohnehin geschwächten Grubenlord schaffte, die ganzen Schmerzen und Verletzungen wegzustecken.​

Ein weiterer Schutzmechanismus war ausgefallen, dann noch einer. Rund um mich war die Hölle auf Erden ausgebrochen. Ich blickte zu Rexxar. Dieser presste sich so gut es ging an die nächste Wand. Nicht nur, weil er nicht entdeckt werden möchte, sondern auch deshalb, weil er sich irgendwie lebend aus der Situation, in der er sich geritten hatte, zu retten. Ich hingegen hatte ganz andere Gedanken. Ich dachte gar nicht mehr an Flucht. Ich möchte lieber wissen, warum Magtheridon gefangen gehalten wird. Die Abenteuerlust war in mir erweckt. Ich dachte gar nicht mehr daran, dass ich den Tag vielleicht nicht überleben könnte. Ich fühlte mich mehr wie ein unbeteiligter Zuseher. Rexxar schien zu spüren, was in mir vor ging, denn er nickte mir nur wortlos zu. Er hatte verstanden. Plötzlich schien sich auch mein Begleiter wieder zu entspannen. In seinem Kopf arbeitete es. Dann deutete er mir mit einer Handbewegung, dass ich warten sollte. Im nächsten Augenblick war er um die Ecke verschwunden.​

Ich war verwirrt. Was hatte Rexxar vor, jetzt wo die Schlacht hinter unserem Rücken tobte? Meine Neugier wurde sogleich belohnt. Eine Minute später war Rexxar wieder zurück. Hinter ihm schleifte er die bewusstlosen (beziehungsweise toten Körper) zweier Akrolyten her. Ich vermutete, dass es sich hierbei um Hexer-Lehrlinge handelte. Ratlos starrte ich ihn an. Dieser grinste nur.​
ICH: „Was hast du mit den beiden vor?"​
REXXAR: „Irgendwie müssen wir von hier doch wieder wegkommen oder? Und was wäre einfacher um uns als Ihresgleichen auszugeben?"​

Bei diesen Worten drückte mir Rexxar den Kragen eines Hemdes in die Hand. Mir wäre lieber gewesen, er hätte sich den ganzen Rest, der sonst noch dran hängt, behalten. Ich kam nicht dazu, diesen Gedanken weiterzuspinnen. Denn der Schüler in meiner Hand begann zu stöhnen und wieder das Bewusstsein zu erlangen. Ich reagierte sofort. Mit einem gezielten Faustschlag auf die Nase war das Problem gelöst. Nach einem kurzem röcheln war die Gestalt wieder in meinen Armen zusammengesackt.​
Während ich noch mit dem Lehrling beschäftigt war, hatte Rexxar bereits seinen Teil der Beute gepackt, und versuchte nun unbeholfen, den braun gebrannten Ork-Akrolyten kopfüber aus der Robe zu schütteln. Dieses Schauspiel wurde durch ein andauerndes geklopfte begleitet, als der Kopf des Hexers gegen die harten Steinfliesen des Bodens geschüttelt wurde.​

Ich klopfte mir in Rexxars Richtung mit dem Zeigefinger an die Schläfe.​
ICH: „Sag mal, du spinnt wohl, wie?"​

Rexxar lächelte verlegen. Jetzt änderte er seine Strategie. Er legte seine Beute auf den Boden, packte mit einer Hand seine Robe, mit der anderen Hand seinen Schopf und zog anschließend den Hexer mit einem Ruck aus seiner Kleidung. Triumphierend strahlte Rexxar in meine Richtung. Ich schüttelte nur unverständlich den Kopf.​
Inzwischen hatte ich selbst meinem Hexer seiner Robe entledigt und sie übergezogen. Ich fühlte mich zwar, als trüge ich ein Korsett, aber die Robe passt. Die beiden Hexer ließen wir wortlos in einer der zahlreichen Nischen in den Wänden verschwinden.​

Die Schlacht neigte sich inzwischen auch seinem Ende zu. Schlussendlich war Magtheridon dem gewaltigen Ansturm unterlegen. Kraftlos keuchend lag er am Boden. Als ich das nächste Mal um die Ecke spähte, war der Grubenlord bereits an einigen der Schläuche angeschlossen. Mit einem leisen schnurren begannen die Apparaturen ihren Dienst. Was danach geschah, ließ sowohl mir, als auch Rexxar das Blut in den Adern gefrieren. Spätestens dann, als Keli'dan zufrieden zu einem metallenen Eimer ging, der mit den Schläuchen verbunden war, und anschließend darin mit einer Spritze herum hantierte. Als er die durchsichtige Kanüle empor hob, erkannte ich, was sie beinhaltete. Blut &#150; Magthridons Blut.​

KELI'DAN: „Es ist an der Zeit, den Orks erneut zu ihrem alten Glanz zu verhelfen. Es ist an der Zeit, ihre alten Kräfte wieder neu zu entfachen. Heute beginnt eine neue Ära für das glorreiche Volk der Orks."​
Jubel brach unter den Dämonen aus.​
KELI'DAN: „Gibt es einen Freiwilligen?"​
Bei diesen Worten wurde ein in Ketten gelegter Ork vorgeführt. Keli'dan begann erneut sein diabolisches Grinsen aufzusetzen. Wen haben wir denn da? Wenn es sich hier nicht um Oberanführer Mor'ghor handelt. Ihr meldet euch freiwillig? Eine noble tat. Wenn euer Volk sieht, dass sich einer ihrer größten Anführer als Erster freiwillig für diese Prozedur meldet, werden sie bestimmt mit Freuden eurem glänzenden Beispiel folgen."​
Mit diesen Worten trat Keli'dan auf den gefangenen Ork zu und injizierte ihm Magtheridons Blut. Was nun folgte, ließ mich erschauern. Vor meinen Augen krümmte sich der Gefangene und begann seine schmerzvolle Transformation.​

Als ich mich schließlich mit Rexxar als Hexer verkleidet mit dem anderen Gefolge raus schlich, waren wir nicht in der Lage einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Die brennende Legion züchtet Höllenorks. Ein abscheulicher Gedanke. Doch was wollen sie damit bezwecken? Einen neuen Angriff auf Azeroth? Wir wissen es nicht, und ich befürchte, wir werden es nicht so schnell erfahren...
 
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