59. Turm
Sie drehte den Kopf des toten Nachtelfs zu sich. Ihre blauen Augen funkelten dabei verächtlich.
„Die geben wohl nie auf, Kromzak?", grummelte sie.
„Vermutlich nicht.", schüttelte der Ork, der neben ihr stand, den Kopf, „Sie meinen dies sei ihr Land."
„Ah, ihr Land! Natürlich.", sagte die Hochelfe düster, „Nur weil sie meine Vorfahren damals in das
Exil getrieben haben. Naja, lass sie nur kommen."
Sie lies den Kopf fallen, und begann irr zu lachen.
„Manchmal machst du selbst mir Angst, Aliasane.", grinste der Ork sie an.
Die Hochelfe stand auf und drehte sich dem Ork zu. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
„Arrogant, hochnäsig und eigennützig sind diese Nachtelfen. Als es am Hyal um Kopf und Kragen
ging, da war dein Volk gut genug um gegen den Feind zu kämpfen.", sagte sie, „Oder nimm die
Tauren in alten Zeiten. Man nannte sie wertvolle Verbündete, aber später wendete sich das Blatt.
Nein, ich sage dir, diese Nachtelfen sind keinen Deut besser als alle anderen Völker."
„Mag sein, dass du Recht hast.", nickte der Ork.
„Das habe ich immer.", sagte sie von sich selbst voll überzeugt, „Lass uns zum Turm zurückkehren.
Hier haben nur noch die Geier etwas zu tun."
Die blonde Elfe führte ihren Trupp zurück in die Klippen an der Küste von Azshara. Das
Küstengebirge fiel steil in die große See ab. Der schmale Pfad schlängelte sich dicht am Abgrund
dieser enormen Steilküste entlang. Kein Heer könnte je diesen Pfad benutzen. An manchen Stellen
war er so eng, dass ein Fehltritt den sicheren Sturz in den tödlichen Abgrund zur Folge gehabt hätte.
Er führte durch Felsspalten und natürliche Höhlen. Am Ende einer der kürzeren Höhlen öffnete sich
ein grüner Kessel vor ihnen. Umrahmt von senkrechten Felswänden auf drei Seiten und einer
unbezwingbaren Steilküste auf der anderen stand der Turm. Er war eine der alten Ruinen des
ehemaligen Nachtelfenreichs. An seiner Seite standen verschiedene grob gezimmerte Hütten und
Zelte. Eine kleine Quelle an einer der Felswände speiste einen Bach, der sich durch die Hütten und am
Turm vorbeischlängelte, bevor er in einen grandiosen Wasserfall ins Meer stürzte. Kromzak und der
Trupp wandten sich den Hütten und Zelten zu. Aliasane ging alleine über die Brücke, die über den
Bach direkt in den Turm führte.
„Kromzak!", rief sie dem Ork zu ohne sich umzudrehen, „Komm in einer Stunde zu mir in den
Turm."
Ohne eine Bestätigung des Orks abzuwarten verschwand sie im Turm. Sie stieg die Treppen hinauf
bis in seine Spitze. Das Gemach in der Turmspitze war karg eingerichtet. Viele ihrer Leute hätten sich
darüber gewundert, wenn sie an den mächtigen Zaubersprüchen vorbeigekommen wären, die die
Zugangstreppen schützten. Einzig Kromzak gestattete sie hin und wieder den Zutritt.
Der Raum schien zweigeteilt zu sein. Auf der einen Seite waren ein Bett, eine Kommode und ein
Schrank. In der Mitte des runden Raums standen gegenüber dem Treppenzugang ein Tisch und vier
Stühle. Jenseits des Tisches war die zweite Hälfte des Raums mit Büchern und einem Alchimielabor
ausgefüllt. Aliasane nahm einen scheinbar unbedeutenden Stein vom Tisch des Labors und rieb ihn in
ihren Händen. Der Raum schien sich trotz der Fenster, durch die die Sommersonne herein schien, zu
verdunkeln. Aliasane schloss die Augen. Sie taumelte und fiel zu Boden.
„Was willst du?", flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
„Die Nachtelfen hier werden langsam lästig.", antwortete Aliasane, „Es ist nur noch eine Frage der
Zeit, bis sie unsere Zuflucht entdecken."
„Was hat das mich zu interessieren?", raunzte die Stimme sie an.
Aliasanes Gedanken zuckten zusammen.
„Aber …", stammelte sie, „Vater, du bist doch an diesen Ort gebunden. Ich denke nicht, dass sie viel
Verständnis für eine Geisterpräsenz hätten."
Die Stimme schien zu zögern. Aliasane kam die Zeit auf jeden Fall sehr lange vor.
„Hmm, ja das stimmt.", sagte die Stimme nachdenklich, „Aber es gibt Möglichkeiten."
„Welche den?", fragte Aliasane etwas ungläubig.
„Vernichte sie alle.", sagte die Stimme kühl.
„Wie denn?", antwortete sie, nachdem sie die Ungeheuerlichkeit dieses Rates erst einmal in ihren
Gedanken beiseite geschoben hatte.
„Ich habe dir all mein Wissen weitergegeben.", sagte die Stimme zornig, „Nun ist es an dir es zu
nutzen."
„Die Handvoll Räuber und Schläger hier werden mir dazu kaum reichen.", überlegte sie.
„Nein, das werden sie natürlich nicht. Ich weis eh nicht, was in dich gefahren ist, dich mit einem
solchen Lumpenpack abzugeben.", sagte die Stimme etwas gereizt, „Such dir andere, mächtigere und
edlere Verbündete."
„Wen denn?", fragte sie die Stimme knapp.
Aliasane war es leid sich seine Vorwürfe über ihre Lebensweise anhören zu müssen. Schließlich hatte
er sie alleine zurückgelassen. Und trotzdem hatte sie sich, als sie von seinem Tod erfuhr, mit Kromzak
nach Tanaris begeben. Sie wusste von dem Seelenstein, den ihr Vater stets bei sich trug. Allerdings
kamen sie zu spät um seinen Körper zu retten. Sie kehrte daher mit dem Stein zurück zum Turm in
Azshara. Um die schwindenden magischen Energien des Steins zu stützen, band sie ihn für immer an
die des Turmes.
„Die Zeiten haben sich geändert.", begann die Stimme zu erklären, „Alte Wunden klaffen erneut auf.
Nutze sie geschickt aus."
„Ich denke ich weis, was du meinst.", nickte Aliasane, „Ich glaube eine fähige Hexenmeisterin findet
da schnell Anschluss."
„So gefällst du mir besser.", schien die Stimme zu grinsen, „Aber zeige ihnen nicht deine ganze
Macht. Behalte dir stets einen Trumpf im Ärmel. Du wirst ihn beizeiten gut brauchen können."
Aliasane lachte im Gedanken laut auf.
„Du weist doch wessen Tochter ich bin.", sagte sie der Stimme, „Aber du sagtest vorhin es gibt
Möglichkeiten. Was noch?"
Die Stimme schien sich wieder etwas Zeit für die Antwort zu nehmen.
„Mein Geist könnte reinkarniert werden.", sagte sie letztendlich.
„Das Thema hatten wir schon einmal.", schüttelte Aliasane im Gedanken heftig den Kopf, „Du
würdest einen lebenden Verwandten dazu brauchen. Also mich. Doch dazu hast du mich zuviel
gelehrt, Vater. Ich bin nicht bereit meine Persönlichkeit aufzugeben, um eine Mischung aus uns
Beiden zu werden."
„Nun denn. …", begann die Stimme des Vaters.
„Wir müssen uns trennen.", sagte Aliasane plötzlich, „Kromzak ist am Eingang zum Turm."
Sie unterbrach die Gedankenverbindung zum Seelenstein ihres Vaters. Langsam kam ihr Bewusstsein
zurück. Die Umgebung nahm wieder Formen an. Sie setzte sich auf. Sie stand auf und legte den Stein
wieder auf den Labortisch.
‚Die Nachelfen vernichten.', dachte sie skeptisch, ‚Das haben schon andere versucht, und sind
gescheitert. Außerdem wozu brauche ich ihn noch? Er kann mir nichts mehr beibringen. Aber mit
einem hat er Recht. Es wird Zeit für eine Veränderung.'
Sie hörte wie der Ork die Treppe heraufstapfte. Sie machte eine flüchtige Handbewegung. Der
Schutzzauber vor ihrem Raum würde ihn nun durchlassen.
„Ah, Kromzak. Pünktlich wie kaum ein anderer Ork.", sagte sie ohne sich zu ihm umzudrehen.
„Nun, ich habe einfach nur keine Lust zu erfahren, was es bedeutet unpünktlich bei dir zu sein.",
schnaubte der Ork.
„Sehr weise.", lächelte sie sadistisch als sie sich ihm zuwendete, „Nun, was haben wir für Beute
gemacht?"
„Wenig.", grunzte Kromzak, „Diese Cenaristen legen einfach zu wenig Wert auf Besitztümer."
„Nunja, schade.", zuckte sie mit den Schultern, „Ich hoffe, die Leute haben aber doch das ein oder
andere gebrauchen können."
„Ein bisschen Stoff da, eine alte Waffe dort.", sagte der Ork abschätzig.
„Das nächste Mal wird es wieder besser.", sagte sie dem Ork in dem Wissen, dass ihr die Leute hier
solange problemlos folgten wie die Beute stimmte, obwohl sie noch andere weit zuverlässigere
Möglichkeiten hätte ihren Gehorsam zu erzwingen, doch diese wollte sie nicht unbedingt einsetzen.
Es war besser, dass sie es aus freien Willen taten.
„Gut.", nickte der Ork, „Etwas fettere Beute wäre wieder wünschenswert."
„Es wird so geschehen.", sagte sie streng, „Du kannst nun gehen."
Der Ork drehte sich um und wollte gerade die Treppe betreten, als er sich zu ihr umdrehte.
„Ach, hier ist noch etwas.", sagte er und zog einige Blätter Papier aus seinem schäbigen braunen
Lederwams, „Wir haben sie in einer Holzschatulle gefunden."
Er hielt Aliasane die leicht zerfetzten Seiten hin.
„Was steht da drin?", fragte sie nebensächlich.
„Ich kann es ich nicht lesen.", erklärte der Ork, „ Es ist nicht Orkisch."
Aliasane nahm ihm die Blätter gleichgültig ab.
„Ich werde es mir einmal ansehen.", sagte sie beiläufig, „Nun geh."
Der Ork grunzte noch kurz und stieg die Treppe hinunter. Aliasane schmiss die Blätter auf den Tisch
in der Mitte des Raumes. Was immer es sein mochte, dachte sie, es muss warten. Sie widmete sich
ihrem Alchimielabor. Einige Experimente mussten dringend zu Ende geführt werden.
Als sie am nächsten Morgen aus ihrem Bett aufstand, fiel ihr Blick auf die Blätter Papier, die ihr
Kromzak gegeben hatte. Sie nahm sie und begann sie zu lesen.
„Was bei allen Dämonen!", rief sie.
Sie setzte sich auf einen Stuhl und lies ihre Blicke hastig über die Seiten gleiten. Ihre Hände begannen
zu zittern.
„Das kann nicht wahr sein!", stammelte sie.
Sie untersuchte die Blätter genau. Sie las den Text nochmals durch.
„Kromzak!", rief sie und winkte mit ihrer linken Hand ohne von den Seiten aufzusehen.
Eine violette Kugel flog wie ein Blitz von ihrer Hand zum nächsten Fenster, und durch dieses
hindurch. Kromzak erschien eingehüllt in einem violetten Schein neben ihr. Er schaute sich verdutzt
um und zog sich eilig seine Hose hoch.
„Wo habt ihr diese Seiten gefunden?", fragte Aliasane eindringlich und hielt ihm diese unter die Nase.
„Öhm, ich war gerade beim Anziehen.", sagte der Ork trotz seiner imposanten Größe schüchtern.
„Das ist unwichtig.", sagte die Hexenmeisterin ungeduldig, „Denkst du ich habe noch nie einen
nackten Ork gesehen? Die Seiten?"
„Nun, sie waren in einem Holzkästchen.", erklärte der noch immer verdutzte Orkkrieger.
„Das hast du schon gestern gesagt.", sagte Aliasane mit ihrer Geduld ringend, „War es bei der Beute
von gestern?"
„Ja, es war im Beutel eines Elfs.", fuhr der Ork fort.
„Eines Elfs?", wiederholte Aliasane ungläubig, „Ganz sicher keiner Elfe?"
„Nein, ganz sicher nicht.", nickte der Ork heftig, „Den habe ich mit meinen eigenen Händen getötet.
Da erinnere ich mich noch deutlich dran. Außerdem waren es sowieso nur Männer. Was ist daran so
aufregend? Es ist doch nur Papier."
„Ja, es ist nur eine Geschichte.", sagte Aliasane leise, „Aber sie ist unglaublich. Sie … "
Sie hielt kurz inne, und dachte nach.
„ … ist auf Thalassisch geschrieben.", fuhr sie fort, ohne das der Ork gemerkt hätte, dass sie etwas
ganz Anderes sagen wollte.
„Na und?", zuckte der Ork mit seinen Schultern.
„Diese Blätter sind eine Besonderheit.", sagte sie dem Ork, „Kein Nachtelf würde eine Geschichte auf
Thalassisch bei sich führen. Sie sprechen die Sprache nicht, und würden sie niemals erlernen, aber das
ist Geschichte. Bring mir das Kästchen."
Sie machte eine erneute Handbewegung, und der Ork war wieder in violetten Schimmer eingehüllt
bevor er verschwand. Aliasane las die Seiten nochmals durch. Sie legte sie nebeneinander auf den
Tisch. Es gab keinen Zweifel. Es war reinstes Thalassisch. Nur ein geborner Hochelf konnte so sicher
in dieser Sprache und vor allen in der komplizierten Schrift schreiben. Sie lehnte sich zurück und
begann zu überlegen.
Ein Schrei schreckte sie hoch.
„Entschuldige, Kromzak.", sagte sie im Gedanken, und machte eine kurze Handbewegung Richtung
Treppe, „Nun kannst du rauf kommen."
Der Ork hielt sich seinen linken Arm als er den Raum betrat.
„Nicht nett von dir.", grummelte er.
„Schon gut.", beruhigte sie ihn, „Das heilt schon wieder. Du wusstest ja wie du reagieren musst."
„Hier das Kästchen.", sagte Kormzak.
Er reichte der Hochelfe ein kleines Holzkästchen. Es war reich verziert mit allerlei Symbolen. Die
Schnitzereien stellten hauptsächlich Tiere und Pflanzen dar. Eine fein ziselierte Triade faszinierte sie.
„Das ist ein wahres Meisterwerk.", sagte Aliasane beeindruckt.
Sie öffnete es. Die Innenseite war mit Blattornamentintarsien geschmückt.
„Ich behalte es.", sagte sie zu dem Ork.
Sorgfältig legte sie die Seiten in das Kästchen.
„Waren die Blätter der ganze Inhalt?", fragte sie den Ork mit funkelnden Augen.
„Ja, nichts weiter. Nur Papier.", zuckte er unter ihren hypnotischen Blick zusammen.
„Gut, ich denke ich kann dir glauben, alter Freund.", sagte sie und wandte ihren Blick von ihm ab.
„Was ist daran so wichtig?", schüttelte der Ork den Kopf.
Aliasane stellte das Kästchen behutsam auf den Tisch. Sie ging zu einem der am Boden liegenden
Folianten, und blätterte einige Zeit darin. Kromzak machte einen verlegenen Räusper.
„Was?", fuhr sie herum, „Ach Kromzak, du bist noch da."
„Ja, ist es wertvoll?", wollte der Ork wissen. Seine Augen funkelten vor Habgier.
„Ja, das ist es.", Aliasane lächelte ihn teuflisch an, „Aber nicht für dich. Nur ich kenne den wahren
Wert."
Sie drehte sich wieder um und widmete sich erneut dem Folianten. Der Ork wollte das Kästchen
aufheben.
„An deiner Stelle würde ich das lassen.", sagte sie scharf ohne sich umzudrehen.
Die Hand des Orks zog sich blitzartig zurück. Er wusste was die Hexenmeisterin vermochte.
„Das Kästchen ist nun verflucht.", erklärte sie nebensächlich, „Nur ich kann es jetzt öffnen."
„Ah gut.", raunte der Ork.
Sie drehte sich Kromzak zu. Den Folianten legte sie neben das Kästchen.
„Kromzak, ich kenne den Wert.", sagte sie nun schmeichelnd, „Ich weis wo der Schatz ist. Ich kann
uns zu ihm führen."
„Ein Schatz?", sagte der Ork und griff sich grübelnd an das Kinn.
„Ja, die Geschichte beinhaltet einen Schatz.", säuselte die Hexenmeisterin, „Es ist ein einmaliger
Schatz von unermesslichen Wert."
„Schatz…", sagte der Ork wie in Trance, „Wir müssen ihn suchen."
„Ja, das werden wir.", flüsterte die Elfe, „Wir beide. Wir sagen den Leuten Nichts."
„Sie werden aber fragen.", sagte der Ork.
„Nun, die letzten Raubzüge brachten schlechte Beute.", sagte sie listig, „Deshalb werden wir Astranar
überfallen."
„Das ist sehr weit und gefährlich.", sagte der Ork nachdenklich.
„Ja, aber der Schatz ist dort in der Nähe.", hauchte sie ihm bedöhrend ins Ohr.
Kromzak nickte ganz langsam mit dem Kopf. Aliasane fuhr herum und schaute zum Fenster hinaus.
„Versammle die Meute!", rief sie ihm zu, „Wir brechen auf!"
Kromzak verbeugte sich knapp und lief die Treppe eilig runter. Aliasane ging zum Labortisch und
nahm den Stein.
„Warum hast du mir nie davon erzählt?", tobten ihre Gedanken.
„Es war nicht wichtig.", sagte die Stimme des Vaters kleinlaut.
„Nicht wichtig?", Aliasanes Wut kannte nun keine Grenzen, „Du alter …"
„Schau, es war vor der Zeit mit deiner Mutter hier in Azshara.", versuchte sich die Stimme zu
rechtfertigen.
„Das ist kein Grund mir so etwas zu verheimlichen.", sagte Aliasane vorwurfsvoll, „Wer weis, was du
mir noch verheimlicht hast."
„Sonst nichts.", rechtfertigte sich die Stimme in ihrem Kopf, „Du kennst wirklich all mein Wissen und
alle meine Geheimnisse. Doch das war etwas, das ich vergessen wollte. Der Schmerz und der
Wahnsinn waren zu viel für mich damals. Die ewigen Vorwürfe und ständigen Fragen konnte ich
nicht mehr ertragen. Deshalb bin ich gegangen. Erst deine Mutter mit ihrer Einfachheit gab mir
wieder neuen Mut. Kannst du das verstehen?"
„Wenn ich nicht gerade so wütend wäre, ja.", stimmte sie der Geisterstimme ihres Vaters zu,
„Trotzdem ist es wichtig. Ich mache mich auf die Suche danach."
„Ich kann dich nicht daran hindern.", sagte die Stimme, „Sicher ist es deine Bestimmung. Sei
vorsichtig, meine Tochter."
„Vorsichtig?", grinste sie, „Das sollen die Anderen sein. Leb wohl."
Sie löste sich von dem Seelenstein.
Sie drehte den Kopf des toten Nachtelfs zu sich. Ihre blauen Augen funkelten dabei verächtlich.
„Die geben wohl nie auf, Kromzak?", grummelte sie.
„Vermutlich nicht.", schüttelte der Ork, der neben ihr stand, den Kopf, „Sie meinen dies sei ihr Land."
„Ah, ihr Land! Natürlich.", sagte die Hochelfe düster, „Nur weil sie meine Vorfahren damals in das
Exil getrieben haben. Naja, lass sie nur kommen."
Sie lies den Kopf fallen, und begann irr zu lachen.
„Manchmal machst du selbst mir Angst, Aliasane.", grinste der Ork sie an.
Die Hochelfe stand auf und drehte sich dem Ork zu. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
„Arrogant, hochnäsig und eigennützig sind diese Nachtelfen. Als es am Hyal um Kopf und Kragen
ging, da war dein Volk gut genug um gegen den Feind zu kämpfen.", sagte sie, „Oder nimm die
Tauren in alten Zeiten. Man nannte sie wertvolle Verbündete, aber später wendete sich das Blatt.
Nein, ich sage dir, diese Nachtelfen sind keinen Deut besser als alle anderen Völker."
„Mag sein, dass du Recht hast.", nickte der Ork.
„Das habe ich immer.", sagte sie von sich selbst voll überzeugt, „Lass uns zum Turm zurückkehren.
Hier haben nur noch die Geier etwas zu tun."
Die blonde Elfe führte ihren Trupp zurück in die Klippen an der Küste von Azshara. Das
Küstengebirge fiel steil in die große See ab. Der schmale Pfad schlängelte sich dicht am Abgrund
dieser enormen Steilküste entlang. Kein Heer könnte je diesen Pfad benutzen. An manchen Stellen
war er so eng, dass ein Fehltritt den sicheren Sturz in den tödlichen Abgrund zur Folge gehabt hätte.
Er führte durch Felsspalten und natürliche Höhlen. Am Ende einer der kürzeren Höhlen öffnete sich
ein grüner Kessel vor ihnen. Umrahmt von senkrechten Felswänden auf drei Seiten und einer
unbezwingbaren Steilküste auf der anderen stand der Turm. Er war eine der alten Ruinen des
ehemaligen Nachtelfenreichs. An seiner Seite standen verschiedene grob gezimmerte Hütten und
Zelte. Eine kleine Quelle an einer der Felswände speiste einen Bach, der sich durch die Hütten und am
Turm vorbeischlängelte, bevor er in einen grandiosen Wasserfall ins Meer stürzte. Kromzak und der
Trupp wandten sich den Hütten und Zelten zu. Aliasane ging alleine über die Brücke, die über den
Bach direkt in den Turm führte.
„Kromzak!", rief sie dem Ork zu ohne sich umzudrehen, „Komm in einer Stunde zu mir in den
Turm."
Ohne eine Bestätigung des Orks abzuwarten verschwand sie im Turm. Sie stieg die Treppen hinauf
bis in seine Spitze. Das Gemach in der Turmspitze war karg eingerichtet. Viele ihrer Leute hätten sich
darüber gewundert, wenn sie an den mächtigen Zaubersprüchen vorbeigekommen wären, die die
Zugangstreppen schützten. Einzig Kromzak gestattete sie hin und wieder den Zutritt.
Der Raum schien zweigeteilt zu sein. Auf der einen Seite waren ein Bett, eine Kommode und ein
Schrank. In der Mitte des runden Raums standen gegenüber dem Treppenzugang ein Tisch und vier
Stühle. Jenseits des Tisches war die zweite Hälfte des Raums mit Büchern und einem Alchimielabor
ausgefüllt. Aliasane nahm einen scheinbar unbedeutenden Stein vom Tisch des Labors und rieb ihn in
ihren Händen. Der Raum schien sich trotz der Fenster, durch die die Sommersonne herein schien, zu
verdunkeln. Aliasane schloss die Augen. Sie taumelte und fiel zu Boden.
„Was willst du?", flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
„Die Nachtelfen hier werden langsam lästig.", antwortete Aliasane, „Es ist nur noch eine Frage der
Zeit, bis sie unsere Zuflucht entdecken."
„Was hat das mich zu interessieren?", raunzte die Stimme sie an.
Aliasanes Gedanken zuckten zusammen.
„Aber …", stammelte sie, „Vater, du bist doch an diesen Ort gebunden. Ich denke nicht, dass sie viel
Verständnis für eine Geisterpräsenz hätten."
Die Stimme schien zu zögern. Aliasane kam die Zeit auf jeden Fall sehr lange vor.
„Hmm, ja das stimmt.", sagte die Stimme nachdenklich, „Aber es gibt Möglichkeiten."
„Welche den?", fragte Aliasane etwas ungläubig.
„Vernichte sie alle.", sagte die Stimme kühl.
„Wie denn?", antwortete sie, nachdem sie die Ungeheuerlichkeit dieses Rates erst einmal in ihren
Gedanken beiseite geschoben hatte.
„Ich habe dir all mein Wissen weitergegeben.", sagte die Stimme zornig, „Nun ist es an dir es zu
nutzen."
„Die Handvoll Räuber und Schläger hier werden mir dazu kaum reichen.", überlegte sie.
„Nein, das werden sie natürlich nicht. Ich weis eh nicht, was in dich gefahren ist, dich mit einem
solchen Lumpenpack abzugeben.", sagte die Stimme etwas gereizt, „Such dir andere, mächtigere und
edlere Verbündete."
„Wen denn?", fragte sie die Stimme knapp.
Aliasane war es leid sich seine Vorwürfe über ihre Lebensweise anhören zu müssen. Schließlich hatte
er sie alleine zurückgelassen. Und trotzdem hatte sie sich, als sie von seinem Tod erfuhr, mit Kromzak
nach Tanaris begeben. Sie wusste von dem Seelenstein, den ihr Vater stets bei sich trug. Allerdings
kamen sie zu spät um seinen Körper zu retten. Sie kehrte daher mit dem Stein zurück zum Turm in
Azshara. Um die schwindenden magischen Energien des Steins zu stützen, band sie ihn für immer an
die des Turmes.
„Die Zeiten haben sich geändert.", begann die Stimme zu erklären, „Alte Wunden klaffen erneut auf.
Nutze sie geschickt aus."
„Ich denke ich weis, was du meinst.", nickte Aliasane, „Ich glaube eine fähige Hexenmeisterin findet
da schnell Anschluss."
„So gefällst du mir besser.", schien die Stimme zu grinsen, „Aber zeige ihnen nicht deine ganze
Macht. Behalte dir stets einen Trumpf im Ärmel. Du wirst ihn beizeiten gut brauchen können."
Aliasane lachte im Gedanken laut auf.
„Du weist doch wessen Tochter ich bin.", sagte sie der Stimme, „Aber du sagtest vorhin es gibt
Möglichkeiten. Was noch?"
Die Stimme schien sich wieder etwas Zeit für die Antwort zu nehmen.
„Mein Geist könnte reinkarniert werden.", sagte sie letztendlich.
„Das Thema hatten wir schon einmal.", schüttelte Aliasane im Gedanken heftig den Kopf, „Du
würdest einen lebenden Verwandten dazu brauchen. Also mich. Doch dazu hast du mich zuviel
gelehrt, Vater. Ich bin nicht bereit meine Persönlichkeit aufzugeben, um eine Mischung aus uns
Beiden zu werden."
„Nun denn. …", begann die Stimme des Vaters.
„Wir müssen uns trennen.", sagte Aliasane plötzlich, „Kromzak ist am Eingang zum Turm."
Sie unterbrach die Gedankenverbindung zum Seelenstein ihres Vaters. Langsam kam ihr Bewusstsein
zurück. Die Umgebung nahm wieder Formen an. Sie setzte sich auf. Sie stand auf und legte den Stein
wieder auf den Labortisch.
‚Die Nachelfen vernichten.', dachte sie skeptisch, ‚Das haben schon andere versucht, und sind
gescheitert. Außerdem wozu brauche ich ihn noch? Er kann mir nichts mehr beibringen. Aber mit
einem hat er Recht. Es wird Zeit für eine Veränderung.'
Sie hörte wie der Ork die Treppe heraufstapfte. Sie machte eine flüchtige Handbewegung. Der
Schutzzauber vor ihrem Raum würde ihn nun durchlassen.
„Ah, Kromzak. Pünktlich wie kaum ein anderer Ork.", sagte sie ohne sich zu ihm umzudrehen.
„Nun, ich habe einfach nur keine Lust zu erfahren, was es bedeutet unpünktlich bei dir zu sein.",
schnaubte der Ork.
„Sehr weise.", lächelte sie sadistisch als sie sich ihm zuwendete, „Nun, was haben wir für Beute
gemacht?"
„Wenig.", grunzte Kromzak, „Diese Cenaristen legen einfach zu wenig Wert auf Besitztümer."
„Nunja, schade.", zuckte sie mit den Schultern, „Ich hoffe, die Leute haben aber doch das ein oder
andere gebrauchen können."
„Ein bisschen Stoff da, eine alte Waffe dort.", sagte der Ork abschätzig.
„Das nächste Mal wird es wieder besser.", sagte sie dem Ork in dem Wissen, dass ihr die Leute hier
solange problemlos folgten wie die Beute stimmte, obwohl sie noch andere weit zuverlässigere
Möglichkeiten hätte ihren Gehorsam zu erzwingen, doch diese wollte sie nicht unbedingt einsetzen.
Es war besser, dass sie es aus freien Willen taten.
„Gut.", nickte der Ork, „Etwas fettere Beute wäre wieder wünschenswert."
„Es wird so geschehen.", sagte sie streng, „Du kannst nun gehen."
Der Ork drehte sich um und wollte gerade die Treppe betreten, als er sich zu ihr umdrehte.
„Ach, hier ist noch etwas.", sagte er und zog einige Blätter Papier aus seinem schäbigen braunen
Lederwams, „Wir haben sie in einer Holzschatulle gefunden."
Er hielt Aliasane die leicht zerfetzten Seiten hin.
„Was steht da drin?", fragte sie nebensächlich.
„Ich kann es ich nicht lesen.", erklärte der Ork, „ Es ist nicht Orkisch."
Aliasane nahm ihm die Blätter gleichgültig ab.
„Ich werde es mir einmal ansehen.", sagte sie beiläufig, „Nun geh."
Der Ork grunzte noch kurz und stieg die Treppe hinunter. Aliasane schmiss die Blätter auf den Tisch
in der Mitte des Raumes. Was immer es sein mochte, dachte sie, es muss warten. Sie widmete sich
ihrem Alchimielabor. Einige Experimente mussten dringend zu Ende geführt werden.
Als sie am nächsten Morgen aus ihrem Bett aufstand, fiel ihr Blick auf die Blätter Papier, die ihr
Kromzak gegeben hatte. Sie nahm sie und begann sie zu lesen.
„Was bei allen Dämonen!", rief sie.
Sie setzte sich auf einen Stuhl und lies ihre Blicke hastig über die Seiten gleiten. Ihre Hände begannen
zu zittern.
„Das kann nicht wahr sein!", stammelte sie.
Sie untersuchte die Blätter genau. Sie las den Text nochmals durch.
„Kromzak!", rief sie und winkte mit ihrer linken Hand ohne von den Seiten aufzusehen.
Eine violette Kugel flog wie ein Blitz von ihrer Hand zum nächsten Fenster, und durch dieses
hindurch. Kromzak erschien eingehüllt in einem violetten Schein neben ihr. Er schaute sich verdutzt
um und zog sich eilig seine Hose hoch.
„Wo habt ihr diese Seiten gefunden?", fragte Aliasane eindringlich und hielt ihm diese unter die Nase.
„Öhm, ich war gerade beim Anziehen.", sagte der Ork trotz seiner imposanten Größe schüchtern.
„Das ist unwichtig.", sagte die Hexenmeisterin ungeduldig, „Denkst du ich habe noch nie einen
nackten Ork gesehen? Die Seiten?"
„Nun, sie waren in einem Holzkästchen.", erklärte der noch immer verdutzte Orkkrieger.
„Das hast du schon gestern gesagt.", sagte Aliasane mit ihrer Geduld ringend, „War es bei der Beute
von gestern?"
„Ja, es war im Beutel eines Elfs.", fuhr der Ork fort.
„Eines Elfs?", wiederholte Aliasane ungläubig, „Ganz sicher keiner Elfe?"
„Nein, ganz sicher nicht.", nickte der Ork heftig, „Den habe ich mit meinen eigenen Händen getötet.
Da erinnere ich mich noch deutlich dran. Außerdem waren es sowieso nur Männer. Was ist daran so
aufregend? Es ist doch nur Papier."
„Ja, es ist nur eine Geschichte.", sagte Aliasane leise, „Aber sie ist unglaublich. Sie … "
Sie hielt kurz inne, und dachte nach.
„ … ist auf Thalassisch geschrieben.", fuhr sie fort, ohne das der Ork gemerkt hätte, dass sie etwas
ganz Anderes sagen wollte.
„Na und?", zuckte der Ork mit seinen Schultern.
„Diese Blätter sind eine Besonderheit.", sagte sie dem Ork, „Kein Nachtelf würde eine Geschichte auf
Thalassisch bei sich führen. Sie sprechen die Sprache nicht, und würden sie niemals erlernen, aber das
ist Geschichte. Bring mir das Kästchen."
Sie machte eine erneute Handbewegung, und der Ork war wieder in violetten Schimmer eingehüllt
bevor er verschwand. Aliasane las die Seiten nochmals durch. Sie legte sie nebeneinander auf den
Tisch. Es gab keinen Zweifel. Es war reinstes Thalassisch. Nur ein geborner Hochelf konnte so sicher
in dieser Sprache und vor allen in der komplizierten Schrift schreiben. Sie lehnte sich zurück und
begann zu überlegen.
Ein Schrei schreckte sie hoch.
„Entschuldige, Kromzak.", sagte sie im Gedanken, und machte eine kurze Handbewegung Richtung
Treppe, „Nun kannst du rauf kommen."
Der Ork hielt sich seinen linken Arm als er den Raum betrat.
„Nicht nett von dir.", grummelte er.
„Schon gut.", beruhigte sie ihn, „Das heilt schon wieder. Du wusstest ja wie du reagieren musst."
„Hier das Kästchen.", sagte Kormzak.
Er reichte der Hochelfe ein kleines Holzkästchen. Es war reich verziert mit allerlei Symbolen. Die
Schnitzereien stellten hauptsächlich Tiere und Pflanzen dar. Eine fein ziselierte Triade faszinierte sie.
„Das ist ein wahres Meisterwerk.", sagte Aliasane beeindruckt.
Sie öffnete es. Die Innenseite war mit Blattornamentintarsien geschmückt.
„Ich behalte es.", sagte sie zu dem Ork.
Sorgfältig legte sie die Seiten in das Kästchen.
„Waren die Blätter der ganze Inhalt?", fragte sie den Ork mit funkelnden Augen.
„Ja, nichts weiter. Nur Papier.", zuckte er unter ihren hypnotischen Blick zusammen.
„Gut, ich denke ich kann dir glauben, alter Freund.", sagte sie und wandte ihren Blick von ihm ab.
„Was ist daran so wichtig?", schüttelte der Ork den Kopf.
Aliasane stellte das Kästchen behutsam auf den Tisch. Sie ging zu einem der am Boden liegenden
Folianten, und blätterte einige Zeit darin. Kromzak machte einen verlegenen Räusper.
„Was?", fuhr sie herum, „Ach Kromzak, du bist noch da."
„Ja, ist es wertvoll?", wollte der Ork wissen. Seine Augen funkelten vor Habgier.
„Ja, das ist es.", Aliasane lächelte ihn teuflisch an, „Aber nicht für dich. Nur ich kenne den wahren
Wert."
Sie drehte sich wieder um und widmete sich erneut dem Folianten. Der Ork wollte das Kästchen
aufheben.
„An deiner Stelle würde ich das lassen.", sagte sie scharf ohne sich umzudrehen.
Die Hand des Orks zog sich blitzartig zurück. Er wusste was die Hexenmeisterin vermochte.
„Das Kästchen ist nun verflucht.", erklärte sie nebensächlich, „Nur ich kann es jetzt öffnen."
„Ah gut.", raunte der Ork.
Sie drehte sich Kromzak zu. Den Folianten legte sie neben das Kästchen.
„Kromzak, ich kenne den Wert.", sagte sie nun schmeichelnd, „Ich weis wo der Schatz ist. Ich kann
uns zu ihm führen."
„Ein Schatz?", sagte der Ork und griff sich grübelnd an das Kinn.
„Ja, die Geschichte beinhaltet einen Schatz.", säuselte die Hexenmeisterin, „Es ist ein einmaliger
Schatz von unermesslichen Wert."
„Schatz…", sagte der Ork wie in Trance, „Wir müssen ihn suchen."
„Ja, das werden wir.", flüsterte die Elfe, „Wir beide. Wir sagen den Leuten Nichts."
„Sie werden aber fragen.", sagte der Ork.
„Nun, die letzten Raubzüge brachten schlechte Beute.", sagte sie listig, „Deshalb werden wir Astranar
überfallen."
„Das ist sehr weit und gefährlich.", sagte der Ork nachdenklich.
„Ja, aber der Schatz ist dort in der Nähe.", hauchte sie ihm bedöhrend ins Ohr.
Kromzak nickte ganz langsam mit dem Kopf. Aliasane fuhr herum und schaute zum Fenster hinaus.
„Versammle die Meute!", rief sie ihm zu, „Wir brechen auf!"
Kromzak verbeugte sich knapp und lief die Treppe eilig runter. Aliasane ging zum Labortisch und
nahm den Stein.
„Warum hast du mir nie davon erzählt?", tobten ihre Gedanken.
„Es war nicht wichtig.", sagte die Stimme des Vaters kleinlaut.
„Nicht wichtig?", Aliasanes Wut kannte nun keine Grenzen, „Du alter …"
„Schau, es war vor der Zeit mit deiner Mutter hier in Azshara.", versuchte sich die Stimme zu
rechtfertigen.
„Das ist kein Grund mir so etwas zu verheimlichen.", sagte Aliasane vorwurfsvoll, „Wer weis, was du
mir noch verheimlicht hast."
„Sonst nichts.", rechtfertigte sich die Stimme in ihrem Kopf, „Du kennst wirklich all mein Wissen und
alle meine Geheimnisse. Doch das war etwas, das ich vergessen wollte. Der Schmerz und der
Wahnsinn waren zu viel für mich damals. Die ewigen Vorwürfe und ständigen Fragen konnte ich
nicht mehr ertragen. Deshalb bin ich gegangen. Erst deine Mutter mit ihrer Einfachheit gab mir
wieder neuen Mut. Kannst du das verstehen?"
„Wenn ich nicht gerade so wütend wäre, ja.", stimmte sie der Geisterstimme ihres Vaters zu,
„Trotzdem ist es wichtig. Ich mache mich auf die Suche danach."
„Ich kann dich nicht daran hindern.", sagte die Stimme, „Sicher ist es deine Bestimmung. Sei
vorsichtig, meine Tochter."
„Vorsichtig?", grinste sie, „Das sollen die Anderen sein. Leb wohl."
Sie löste sich von dem Seelenstein.
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