Ich wurde in der 8. Klasse ziemlich heftig gemobbt. Wir sind damals umgezogen und ich musste mich schweren Herzens von meiner damaligen Stufe trennen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie Probleme mit meinen Mitschülern, war beliebt, selbstbewusst und hatte einen großen Freundeskreis.
Dann wechselte ich von einem staatlichen auf ein privates Gymnasium, dass von der katholischen Kirche finanziert wurde. Die Schule hatte einen ausgezeichneten Ruf und bot den Schülern viele Möglichkeiten, die staatliche Schulen schon aus finanziellen Gründen nicht bieten können.
Kaum hatte mich mein zukünftiger Klassenlehrer meinen neuen Mitschülern vorgestellt, ging schon am ersten Tag der Terror los.
Obwohl ich versucht habe, mich den anderen gegenüber offen und freundlich zu verhalten, war ich sofort der Bumann.
Das Miteinander in der Klasse muss aber auch schon vorher schlimm gewesen sein, denn mein Klassenlehrer versuchte alles, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen.
Ich wurde damals unter anderem wegen meiner Kreativität und meiner Intelligenz ausgestoßen. Lernen hat mir Spaß bereitet und ich habe meine Hausaufgaben immer mit sehr viel Sorgfalt angefertigt. Da der Rest der Klasse diese meistens nicht mal gemacht hatte, bekam ich jeden Tag ihren Unmut zu spüren.
Dazu kam die Tatsache, dass ich mich für Schwächere eingesetzt habe und mir Lästereien und Gezicke schon damals zuwider waren.
Wenn einer der Lehrer nach den Hausaufgaben fragte, schüttelten alle ungläubig mit dem Kopf. Da kam es natürlich nicht so gut, wenn auf meinem Tisch die bearbeitete Hausaufgabe lag. Nicht, dass jemand denkt, ich wäre ein Streber oder Klugscheißer gewesen, nein, ich habe einfach nur Freude am lernen gehabt.
Meine Eltern haben darauf geachtet, dass ich meine Hausaufgaben mache und meine schulischen Pflichten erfülle. Und für mich war das ganz selbstverständlich, weil ich gerne zur Schule gegangen bin.
Nach weiteren Vorfällen dieser Art, nahmen mir einige meine Mitschüler vor dem Unterricht meine Unterlagen ab und verbrannten bzw. zerissen sie.
Man wollte ja sicher gehen, dass auch wirklich niemand aus der Reihe tanzt.
Ein weiterer Grund, mich herumzuschubsen, war die Tatsache, dass ich damals immer recht teure und aktuelle Klamotten trug.
Mein Vater hat immer sehr darauf geachtet, dass meine Kleidung etwas aushält und ich in der Schule vernünftig aussehe. Kaum kam ich mit einem adidas-Shirt und teuren Turnschuhen zur Schule, wurde mir im Unterricht Tinte drauf gekippt. Alternativ wurden die Sachen beim Sportunterricht gestohlen.
Lange Rede, kurzer Sinn: auf dringendes Anraten meiner Lehrer haben mich meine Eltern nach der 9. Klasse wieder von der Schule genommen und auf eine andere staatliche Schule gesteckt. Und dort habe ich dann auch wieder Leute kennengelernt, die Anstand und Benehmen besitzen.
Und obwohl diese Schule nicht diesen unglaublich guten Ruf hatte, waren die Schüler nett, kameradschaftlich und rücksichtsvoll.
Heute bin ich froh, meine restliche Schulzeit dort verbracht zu haben, denn die Freundschaften, die ich dort geschlossen habe, möchte ich nicht mehr missen.