Im neuen Spiel ist mal wieder ein Artikel über WoW: Thema wie üblich Spielsucht, verhaltensauffälligen Jugendliche usw. Es werden wie üblich die alten Klischees aufgewärmt. Ich habe folgenden Leserbrief geschrieben:
LAAAAANNNNGWEEEEIIIILLLLLIIIIIIIGGG
Es gibt in Deutschland ca. 900.000 World of Warcraft-Spieler (WoW). Wie viele davon werden so verhaltensauffällig wie die im genannten Artikel? Ich habe (ganz großzügig gezählt) 6 Personen mit Problemen erkannt. Nehmen wir an, die spielen alle WoW. Das bedeutet, dass Sie 2 Seiten über 0,000006 Prozent der WoW-Spieler gebraucht haben, um alte Klischees wieder aufzuwärmen. So bedauerlich jeder Einzelfall ist, es gibt definitiv andere Arten von Süchten, die viel häufiger auftreten und die wesentlich gefährlicher sind: Alkohol, Drogen, Spielsucht usw. Wann hören Sie endlich auf Klischees aufzuwärmen und beleuchten mal die anderen Aspekte von WoW? Es gibt 9,4 Millionen WoW-Spieler weltweit. Und da es ein Mehrspieler-Rollenspiel ist, müssen die alle miteinander spielen. Wenn Schachspieler wochenlang Schach üben und sich vergraben, dann ist das ein Sport. Wenn in WoW im Alterractal 2 Mannschaften mit je 10 Spielern gegeneinander antreten und taktisch vorgehen müssen, dann ist es ein Killerspiel. Blizzard setzt ca. 2 Milliarden Euro im Jahr um und beschäftigt weltweit mehrere tausend Mitarbeiter, dass ist ein Wirtschaftsfaktor. Es gibt eigenen Fernsehsendungen über WoW usw, usw… Wann bringen Sie endlich mal Nachrichten und keine Meinungen über Spiele mehr?
Schaun wir mal, ob er veröffentlicht wird.
Norbert
900.000 WoW Spieler in Deutschland und jeder kennt entweder dirket oder zumindest um eine Ecke einen Fall von "Sucht" (im Sinne von Einschränkung und starker negativer Beeinflusung des echten Lebens). Was bringt es dir nun dubiose 6 personen aus dem Artikel mit der Gesamtzahl der deutschen User zu kreuzen?
Das ist doch völlig wertfrei.
Bei vermeintlich gefährlicheren Suchtmitteln sprichts du auch die Spielsucht an, da sind wir genau bei WoW. Du wllst sicher Glücksspielsucht nennen, doch auch hier liegt ein Vergleich zum Online Gaming mit "Will gewinnen" Charakter nahe.
Du sprichst von 9,4 Mio. WoW Spielern. Du reproduzierst dabei eine völlig inkorrekte Zahl.
Denn während in USA und EU zusammen etwa 3,5 Mio Accounts aktiviert sind (auch hier wohl nicht je einer pro Person) lassen sich die Accounts im asiatischen Markt so nicht vergleichen. Dort gibt es nämlich kein dem uns gleichenden Abosystem. In Korea beispielsweise Kauft man einmalig einen Account zu einem fixen Preis und zahlt nur für die tatsächlich gespielte Zeit (pro Stunde), was dazu führt, dass man in diesen Länden deutlich günstiger mehrere Accounts auf einmal betreiben kann, was die menschen dort aus unterschiedlichen Gründen auch tun. Zählt man zu dieser Tatsache nun noch die zahlreichen Goldfarmer und Bots pro Server sollte man sich ganz schwer überlegen, ob man von 9,4 Mio Menschen sprechen darf die WoW spielen.
Schachspiel und Alterac?
Selbst der größte Fanboy wird zugeben, dass AV hirnloses Gegrinde nach Ehre und Marken ist. Das erfordert weder eine ausgefeilte oder komplexe Strategie, noch besonders viel Grips. Wohingegen Schach höchst anspruchsvoll ist und der durchscnittliche WoW Spieler und Forenl33t damit heftigst überfordert sein dürfte.
Die Argumentation mit dem wirtschaftlichen Faktor ist zwar möglich, aber hinsichtlich der Logik einer hier versuchten Rechtfertigung des status quo völlig unbrauchbar. Angenommen die Online Sucht würde tatsächlich (was ich nicht vermute) Überhand gewinnen, sollte man dann trotzdem die Augen davor verschließen, weil man damit geld verdienen kann?
Alles in allem lese ich in deinen Zeilen vor allem deinen berechtigten Frust einseitiger und rethorisch normativer Pressetexte heraus.
Allerdings verzichtest auch du auf ordentliche Recherche und glaubwürdige Argumentation. Eine kurze Aneinanderreihung von Halbwissen und vermeintlicher Fakten (die du aus der Presse ziehst die du gleichzeitig für ihre Fehlinformationen geißelst) wirkt nicht überzeugend.
Ein solcher Leserbrief ist in meinen Augen weniger konstruktiv, eher kontraproduktiv, denn auch er verklärt die Sicht auf die Dinge.