schliesse mich den Kommentaren an, daß WoW bzw. Online spielen überhaupt nun wirklich nicht die größte Sucht ist, wenn man davon als Sucht sprechen möchte. Denn Sucht ist doch für viele meist körperliche Abhängigkeit.
Nun, woher kommt es dann das Leute tot von Stühlen fallen, weil sie sich gezwungen haben weiterzuspielen, obwohl sie essen, trinken und schlafen sollten.
RL-Beziehungen zerbrechen, Leute gehen nicht mehr zur Arbeit oder Schule, ganze Existenzen steigen ab.
Da es sich nicht um eine körperliche (medizinische) Abhängigkeit handelt, ist sie wohl wie das Rauchen auch, rein psychisch.
Den Grund dafür, daß sich jemand abhängig von so einem Spiel fühlt, sehe ich persönlich in einer sozialen Abhängigkeit. Das Spiel macht erstmal demjenigen Spass, dabei nimmt er objektiv betrachtet sogar in kauf, daß er benutzt wird und vom Betreiber regelrecht verarscht wird. Er muss sammeln, farmen (ob ruf oder gold etc.), sogar um das Spiel überhaupt weiterspielen zu dürfen/können - er muss im Highcontent "arbeiten" um in die Instanzen zu kommen uns sich ein weiterkommen "verdienen" usw. - dafür zahlt er dann auch noch brav jeden Monat einen Geldbetrag.
Wieso machen die Spieler das aber mit?
Der Grund hierfür liegt wohl in der wie oben bereits erwähnten, Sozialkomponente. Der Spieler hat Erfolgserlebnisse - er erziehlt imaginäre Leistungen (zumindest wird im das vorgekaukelt), wird dafür vom Spiel und sogar anderen Mitspielern gelobt oder erfährt bei anderen Spielern Anerkennung. Er hat im Spiel und damit auch bei Mitspielern Erfolg. Hier stellt das Spiel mehr davon ion Aussicht, wenn er nur fleissig weiter macht. Noch mehr sammelt, fleissig ist.
So kann der Spieler vielleicht sogar ausgleichen was ihm im RL sogar fehlt, oder nur viel schwieriger erreichbar ist. RL-Defizite werden so kompensiert, Selbstwertgefühl steigert sich über einen (wolllen viele dann nicht eingestehen) vermeindlichen Erfolg.
Der Spieler ist außerdem im Spiel anonym, definiert sich über eine imaginäre Spielfigur, die Sachen macht die RL nicht erlaubt oder möglich sind, ihm vorgaukelt er kann endlich beweisen was er wirklich drauf hat.
Dabei werden neben dem Sammeln auch andere Instinkte angesprochen - jagen, töten, Wettbewerb. Dazu kommen männliche und weibliche Spieler usw.
Das Spiel erlaubt sogar unfair und hinterlistig, unehrenhaft und heimtückisch zu sein. Jetzt kann der Spieler sogar seinen persönlichen Trieben und Dämonen freien Lauf lassen, weil er weder im Spiel dafür bestraft, noch durch seine Anonymität sich RL dafür rechtfertigen muss. (ein Novum was es so nur bei WoW gibt und zeigt, daß der Entwickler genau weiß was er da macht)
Der Spieler gerät in einen Rausch, kann sich voll reintun um zu zeigen was er für ein toller Typ ist - sein Selbstwertgefühl vom Sessel aus imaginär steigern.
Das Spiel verspricht, daß Du dann die Chance bekommst besser zu werden als andere, was in der Spielmechanik insbesondere dadurch erreicht werden kann, daß man bessere Rüstung und Waffen - Items bekommt. Um besser zu sein wie der Nebenmann am Briefkasten...ja guck nur - ich bin der Hero.
Dazu die starke Hasskomponente im PvP - dort gibt es einen Feind und dahinter steckt ein Mensch und der will besser sein, dem werd ichs zeigen - auch hier muss dringend die bestmögliche Ausstattung her.
WoW hat als Grundprinzip die Konkurrenz, dazu einen starken Leistungsdruck und natürlich kommt noch hinzu das sich durch längeres Spielen, Gilden und Onlinefreundschaften bilden, die ebenfalls eine starke Abhängigkeit bilden. Man muss dabei bleiben, um mit den Kameraden weiter Spass zu haben, da alle woanders sitzen und WoW die Plattform für eine Zusammensein bildet. Niemand möchte so ins Hintertreffen kommen, muss am Ball bleiben. Auch die "Vereins"-geschichte der Gilden mit Rechten und Pflichten sorgt dafür, das der Spieler "kollektive Gemeinschaft" erlebt und sich der abstrusen Situation weniger oder gar nicht mehr bewußt ist. Die Gemeinschaft hält ihn bei der Stange, er ist nicht allein. Da sind andere denen es genau so geht, die ihn verstehen.
Das sind meiner Meinung nach die Gründe wieso WoW Spieler oft nicht loskommen läßt - ausserdem bei näherer Betrachtung genau die gleichen "Erlebnisse" wie sie Drogen vermitteln (die allerdings dann meistens auch zusätzlich eine körperliche Abhängigkeit bilden). Der Teufelskreislauf funktioniert aber auch hier bestens.
Dafür läßt sich der Spieler sogar bis aufs eigene Blut geisseln. Denn spätestens ab der Erweiterung Burning Crusade sollte jedem Spieler eigentlich klar sein, wie absurd die Spielemechanik von WoW ist.
Alles was der Spieler sich in knapp 2 Jahren erspielt und aufgebaut hat, wird wertlos, man muss von vorne beginnen - der human race dadurch noch extrem gesteigert, daß weiterführende Inhaltsinstanzen schon nur noch mit max. 10 Leuten gegangen werden müssen. Die Sozialstrukturen großer Gildenverbände fallen auseinander, der eigentliche "vermeindliche" Spass bleibt auf der Strecke, man muss im Spiel regelrecht arbeiten, kann weiterführende Spielinhalte nur wahrnehmen, wenn man dafür enorme Opfer in RL bringt (Zeit, soziale Kontakte) und das obwohl man dafür sogar bezahlt.
Wer hier ein vernünftiges reales Leben aufweißt, kommt irgendwann an den Punkt an dem er mit WoW brechen muss, wer aber in WoW psychisch seine "Erfüllung" findet gerät in eine wahre sado-/masochistische Abhängigkeit.
Kann ja jeder mal darüber nachdenken, der das Gefühl hat von WoW abhängig zu sein, in wie weit das oben Geschilderte auf ihn zutrifft