Tirima
Rare-Mob
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Die letzten Abonnentenzahlen haben wieder einiges an Kritik an Blizzard und deren Politik in deren großen MMORPG World of Warcraft laut werden lassen. Ein Kritikpunkt ist dabei, dass das Anbieten eines Classic-Servers den Abgang wohl zumindest verlangsamt hätte. Ich möchte in diesem Beitrag nun auf das Für und Wider bezüglich der Einführung von Classic-Servern eingehen und auch erklären, wieso Blizzard diese noch nicht eingeführt hat bzw. dies wohl auch nie machen wird. Nebenbei wird dabei auch erklärt wieso Serverzusammenlegungen ebenso unwahrscheinlich sind und in absehbarer Zukunft sich an diesen Situationen wohl auch nichts ändern wird.
Pro-Punkte
Nun ich würde es ja noch immer für eine gute Idee halten einen (und nur einen einzigen) Classic-Server pro Sprachregion anzubieten. Wieso? Dafür würden mehrere Gründe sprechen:
P1)
Viele Spieler wollen Abwechslung. Das wäre doch einmal eine richtig tolle Abwechslung, wenn man zwischen dem aktuellen und dem klassischen WoW hin- und herschalten könnte. Dagegen sieht die Abwechslung zwischen Daylies und Raids doch wie nichts aus.
P2)
Viele Spieler wünschen sich so einen schon lange.
P3)
Diejenigen, welche meinten „frührer sei alles besser gewesen“ könnten es dann auch tatsächlich wieder überprüfen.
P4)
Wer eine echte Herausforderung sucht der kann dort anfangen.
P5)
In Classic waren viele Dinge viel schwieriger zu erreichen als heute. Das muss nicht unbedingt mit dem Schwierigkeitsgrad zusammen hängen sondern kann auch mit der zu investierenden Zeit zu tun haben. Dadurch wären systembedingte Timesinks gegeben und Blizzard kann das ja nur recht sein denn von welchem Server das Geld kommt ist eigentlich egal.
P6)
Es würde voraussichtlich ein einziger Server (pro Sprachregion) ausreichen um dieses Bedürfnis der Spieler zu befriedigen. Das bedeutet auch, dass auf diesem Server dann wieder eine soziale Gemeinschaft wächst so wie sie auf den heutigen Servern früher auch gegeben war.
Kontra-Punkte
Wieso aber Classic-Server wohl niemals kommen werden:
K1)
Man stelle sich nur vor dieses Konzept des Classic-Servers funktioniert, vielleicht sogar besser als eine aktuelle Erweiterung. Was wäre das denn für ein Schlag ins Gesicht der Entwickler des neuen Content? Ururalter Content kommt besser an als ganz neuer?
K2)
Ein Classic-Server ist in der Wartung anders als ein aktueller. Das erzeugt Mehrkosten durch das Personal. Will Blizz das wirklich machen?
K3)
Welcher Patchstand soll es denn sein?
K4)
Auf Classic-Servern darf per Definition nichts aus dem Shop angeboten werden. Somit fallen diese Server als Einnahmequelle für Microtransaktionen weg.
Persönliche Meinung zur Situation
Ich spiele schon lange kein WoW mehr. Bei mir war der Bruch damals in Cata zum Valentinstag-Event. Da bin ich irgendwo in der Wüste herumgeflogen und habe Untote erledigt um Parfüm zu bekommen und, mitten auf einem Berg verwesenden, nach Lavendel duftenden Fleisches, denke ich mir „Was machst du da denn eigentlich? Das macht dir doch nicht einmal irgendwie Spaß.“
Auf einem Classic-WoW Server würde ich wahrscheinlich sogar wieder anfangen zu spielen. Nur, weil ein Spiel alt ist heißt das nicht, dass es schlecht ist und das damalige Konzept hatte sich ja bewährt. Es ist schon ein wenig absurd wenn man bedenkt wie die Wirtschaftsabteilung von Blizzard dieses Thema sieht denn ich stelle mir das so vor:
Spieler/in: „Hey, mir macht die aktuelle Version des Spiels keinen Spaß mehr, aber eine alte würde ich schon gerne noch spielen.“
Blizz: „Eine alte Version gibt es nicht.“
Spieler/in: „Aber wieso denn? Ihr hättet doch die Ressourcen dazu?“
Blizz: „Ja, aber wir nutzen die lieber wo anders.“
Spieler/in: „Ok, dass ich ds jetzt richtig verstehe, ihr habt die Ressourcen einen Classic-Server aufzustellen. Ihr wisst, dass von Seiten eurer Kunden dafür prinzipiell ein Interesse vorhanden wäre und, dass sie euch auch dafür Geld zahlen würden und ihr müsstet dafür nicht einmal etwas neues entwickeln. Die aktuelle Version des Spiels schafft es nicht mich im Spiel zu halten und eine alte würde das schon schaffen, und ihr wollt es dennoch nicht machen?
Blizz: „Jop.“
Spieler/in: „Na gut, dann habt ihr mich als Kunden/Kundin verloren denn in der aktuellen Fassung macht es mir einfach keinen Spaß mehr.“
Blizz: „Machs gut.“
Wirtschaftliche Betrachtung und wirtschaftliche Politik von Blizzard
Ich kann Blizzard ja verstehen, dass sie wirtschaftlich arbeiten wollen denn das ist nun einmal das Ziel eines jeden börsennotierten Unternehmens. Sie Aktionäre wollen eine möglichst gute Dividende sehen oder zumindest ein hübsches Wachstum um eine gute Rendite zu erreichen. Aber einmal ehrlich, ist es wirklich wirtschaftlich so viele Geisterserver zu betreiben auf denen die Spieler entweder gezwungen werden 20 € (pro Charakter wohlgemerkt) zu zahlen, auf einem anderen Server wieder von vorne anzufangen oder aber aufzuhören? Vor allem muss bedacht werden, dass der Transfer heute bereits automatisch abgewickelt wird und die 20€ pro Charakter nur in Zeiten gerechtfertigt waren, als dies von Mitarbeitern manuell durchgeführt werden musste. Heute ist das bei weitem zu teuer. Und das Argument, dass bei einem niedrigeren Preis jeder herumtransen würde wie er will halte ich an den Haaren herbei gezogen denn, selbst wenn, was wäre dabei ein Problem gegenüber dem Status quo?
Größere Anonymität da man gleich auf einen anderen Server gehen kann wenn man einmal Mist gebaut hat? Die Anonymität ist durch die vielen Serverübergreifenden Features schon gegeben. Nein, das wahre Problem darin liegt, dass dann auch die Namensänderungen gratis gemacht werden müssten denn sonst könnte man sich über den Servertransfer ja ganz einfach auch den Namen ändern, wenn man am Zielserver vorher noch einen Charakter mit dem gleichen Namen erstellt. Somit würde ein großer teil der Micropaymentzahlungen wegfallen und was ist dagegen zu unternehmen? Der Servertransfer bleibt einfach so wie er ist.
Das Micropayment ist einfach eine zu gute Einnahmequelle um es komplett abzuwürgen.
Aus diesem Grund wird wahrscheinlich auch niemals eine Serverzusammenlegung stattfinden, Blizzard verdient an den Transfers einfach viel zu gut. Man muss sich das nur einmal vor Augen führen, das Unternehmen geht freiwillig das Risiko ein einen Kunden zu verlieren um ihn eventuell ein paar Euro für einen Transfer aus der Tasche zu ziehen, noch dazu muss die Unzufriedenheit des Kunden bedacht werden denn, egal ob er nun aufhört oder nicht, er wird sich über die leeren Server und den Zwang zum Wechseln ärgern.
Wieso macht Blizzard dies aber nun doch so wie sie es tun? Der Grund liegt wieder in der Kosten-zu-Nutzen-Rechnung. Natürlich zahlt ein Kunde seine 13 € pro Monat, wenn er WoW spielt. Dabei muss aber auch berücksichtigt werden, dass dieser Kunde in dieser Zeit auch Kosten verursacht, also Wartungs- und Servicekosten. Gehen wir einmal großzügig davon aus, dass die Gewinnspanne bei etwa 6,5€, also bei 50%, liegt. Ein Kunde bringt somit pro Monat einen Reingewinn von 6,5€.
Dem gegenüber haben wir den Transfer für 20€, pro Charakter. Hier ist es so, dass ein Transfer schon voll automatisch abgewickelt wird und in der Regel nicht mehr das Eingreifen eines Mitarbeiters erfordert. Die Gewinnspanne bei dieser Dienstleistung beträgt somit beinahe 100% .
Ein einziger transferierter Charakter bedeutet somit so viel Gewinn wie ein Spieler in drei Monaten einbringt. Und da Spieler meistens nicht nur einen einzigen Charakter transferieren, sondern gleich mehrere kann man pro Transferabsicht noch mit viel mehr Gewinn rechnen. Drei transferierte Charaktere würden somit dem Unternehmen schon den Gewinn bringen, welchen ein Spieler in 9 Monaten generiert, vier sogar ein ganzes Jahr. Und das Geld ist sofort in der Kasse, was ein nicht zu unterschätzender Vorteil für das Unternehmen ist. Niemand kann dem Unternehmen garantieren, dass ein Spieler die nächsten 9 Monate auch spielt und den Gewinn generiert. Bei einem Charaktertransfer ist das Geld gleich im Sack. Und noch dazu muss bedacht werden, dass ein Spieler mit transferierten Charakteren danach bestimmt weiter spielt und weiter Gewinn generiert.
Eine Serverzusammenlegung würde somit massiv die Einnahmen im Micropayment beschneiden und das ist der wahre Grund wieso sie nicht kommen werden. Die Namenskollision? Die ist nur ein vorgeschobener, lachhafter Grund sie nicht machen zu müssen denn es gäbe eine ganz einfache Möglichkeit dieses Problem zu umgehen, nämlich die Einführung von Nachnamen. Technisch wäre dies ein Klacks oder zumindest keine große Herausforderung, handelt es sich bei so etwas um nichts anderes als einen „Titel“ und dass Namen automationsgestützt geändert werden können zeigt die Verfügbarkeit einer kaufbaren Namensänderung im Shop.
Spieler, welche einen Charaktertransfer in Anspruch nehmen sind für Blizzard somit doppelt attraktiv. Sie haben dem Unternehmen Geld für eine Leistung gezahlt, welche das Unternehmen selbst beinahe nichts kostet und spielen danach ziemlich sicher auf dem neuen Server auch weiter. Und jeder transferierte Charakter deckt die Gewinneinnahmen, welche normalerweise durch einen einzigen Account in drei Monaten generiert werden. Somit kompensiert jeder einzelne Charaktertransfer den Wegfall eines anderen Spielers für drei Monate. Blizzard wäre als Unternehmen recht „dumm“, wenn sie den Kunden den Anreiz für das Entrichten von solch geschenktem Geld nehmen würde.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit den kaufbaren Reittieren und Haustieren. Der Aufwand, diese zu erstellen verblasst gegenüber der Wertschöpfung welche mit ihnen möglich ist. Somit mutiert ein Spiel, in welchem sich ursprünglich alles um das gemeinsame Lösen von Aufgaben und Herausforderungen gehandelt hat, zu einem virtuellen Marktplatz. Da die virtuellen Güter die größte Wertschöpfung (also das beste Kosten-zu-Nutzen-Verhältnis) darstellen wird das Unternehmen bestrebt sein diesen Bereich weiter auszubauen um mehr Gewinn zu erwirtschaften. Der ursprüngliche Spielinhalt, also das gemeinschaftliche Lösen von Aufgaben und Herausforderungen verkommt dabei zu einer Nebensächlichkeit denn dies bringt dem Unternehmen nicht so viel Gewinn wie ein anderes Modell.
Und das ist der Grund, wieso Classic-Server niemals kommen werden. Sie passen nicht ins virtuelle Absatzkonzept von Blizzard. Spieler auf Classic-Servern hätten sich bewusst gegen eine solche Politik für das Spiel entschieden, ihnen könnten einfach keine virtuellen Güter verkauft werden sondern „nur“ die normale Spielzeit und diese ist von der Perspektive der maximalen Gewinnschöpfung einfach ineffizient für das Unternehmen.
Zusammenfassung der möglichen Lösungen
Fassen wir die Lösungen für die oben genannten Kritikpunkte K1 bis K4 zusammen:
Lösung zu K1:
Mei, unterm Strich kommt es nur aufs Geld an. Ob sich ein Verantwortlicher (wie z.B. Greg Street aka „Ghostcrawler“
da nun einen Zacken aus der Krone bricht sollte dem Unternehmen an sich auch egal sein. Glückliche Kunden sind gute Kunden (und bringen Geld).
Lösung zu K2:
Aber eine beträchtliche Anzahl an Geisterservern am Laufen zu halten ist wirtschaftlicher? Man muss das Konzept des Classic-Servers auch nicht unbedingt als „gewinnbringend“ sehen, „kostendeckend“ ist auch ok. Es ist besser ein Spieler spielt auf diesem Server und bringt pro Monat nur 0,5 € oder auch nur 0,01€ Gewinn als dass er mit dem Spiel ganz aufhört und so gar nichts mehr einbringt.
Als Beispiel, wie überraschend erfolgreich so ein von der Community gefordertes Projekt sein kann möchte ich nur das Tschisi-Eis erwähnen. Dieses wurde hier in Österreich nach vielen Jahren auf Bitten von vielen Konsumenten über Facebook wieder eingeführt und in der ersten Woche nach der Einführung hat es sich so oft verkauft wie andere Eissorten im bestehenden Sortiment in einem ganzen Jahr. Damit hatte beim Hersteller niemand gerechnet und nun ist das Tschisi-Eis in Österreich das beliebteste Eis des Jahres, und dabei hat der Sommer gerade erst angefangen.
Einen Versuch, sei es ein Pilotprojekt, wäre ein Classic-Server somit auf alle Fälle wert wenn das mögliche Potential einer solchen Aktion berücksichtigt wird.
Lösung zu K3:
Hier schlage ich einfach einmal den letzten Patch vor dem Einführen des neuen Talentsystems vor. Diese haben sich für gewöhnlich als die am besten ausbalancierten und umfangreichsten entpuppt.
Keine Lösung K4:
Tjo, und genau da gibt es keine Lösung. Micropayment ist auf Classic-Servern einfach nicht erlaubt und deswegen würde diese Einnahmequelle auch wegfallen. Und da dies die gewinnbringendste Einnahmequelle von Blizzard ist werden sie den Spielern bestimmt keinen Server anbieten wo diese Einnahmequelle schlicht nicht existiert. Somit gibt es keine Lösung für den Punkt K4 und eben genau daran scheitert es.
Abschluss
Ich hoffe, dass ich euch somit vielleicht ein wenig die Situation erleuchten konnte. Es ist traurig, denn ich befürworte die Einführung eines deutschsprachigen Classic-Servers sehr wohl und dennoch bin ich mir sicher, dass er niemals kommen wird. Eine Möglichkeit welche ich auch durchgedacht habe wäre gewesen, den Classic-Server lizenziert zu betreiben aber das würde wieder bedeuten, dass Blizzard so sich quasi selbst Konkurrenz macht und nur einen Teil der Einnahmen vom lizenzierten Server einnimmt. Da wäre es dann wieder sinnvoller für Blizzard den Server selbst zu betreiben und dann liegt wieder Kritikpunkt K4 vor. Somit beißt sich die Katze in den Schwanz und es bleibt dabei, dass ein Classic-Server nicht aufgestellt werden wird.
Es ist schade, aber so wie es aussieht wird es diese Art von Server niemals geben solange Blizzard mit dem Micropayment weiter so gut verdient. Der Punkt wo das Micropayment dann unter die Aboeinnahmen fällt und somit Classicserver attraktiv werden würden, würde erst erreicht werden wenn bereits wesentlich weniger Menschen WoW spielen würden als jetzt denn dann könnten die Einnahmen aus dem Micropayment den Wegfall der Aboeinnahmen nicht mehr abfangen. Unterm Strich wäre das eine traurige Entwicklung denn das würde bedeuten, dass WoW erst einmal so richtig abstürzen müsste bevor ein Classic-Server in Reichweite scheint.
Schattige Grüße,
Tirima F.
Pro-Punkte
Nun ich würde es ja noch immer für eine gute Idee halten einen (und nur einen einzigen) Classic-Server pro Sprachregion anzubieten. Wieso? Dafür würden mehrere Gründe sprechen:
P1)
Viele Spieler wollen Abwechslung. Das wäre doch einmal eine richtig tolle Abwechslung, wenn man zwischen dem aktuellen und dem klassischen WoW hin- und herschalten könnte. Dagegen sieht die Abwechslung zwischen Daylies und Raids doch wie nichts aus.
P2)
Viele Spieler wünschen sich so einen schon lange.
P3)
Diejenigen, welche meinten „frührer sei alles besser gewesen“ könnten es dann auch tatsächlich wieder überprüfen.
P4)
Wer eine echte Herausforderung sucht der kann dort anfangen.
P5)
In Classic waren viele Dinge viel schwieriger zu erreichen als heute. Das muss nicht unbedingt mit dem Schwierigkeitsgrad zusammen hängen sondern kann auch mit der zu investierenden Zeit zu tun haben. Dadurch wären systembedingte Timesinks gegeben und Blizzard kann das ja nur recht sein denn von welchem Server das Geld kommt ist eigentlich egal.
P6)
Es würde voraussichtlich ein einziger Server (pro Sprachregion) ausreichen um dieses Bedürfnis der Spieler zu befriedigen. Das bedeutet auch, dass auf diesem Server dann wieder eine soziale Gemeinschaft wächst so wie sie auf den heutigen Servern früher auch gegeben war.
Kontra-Punkte
Wieso aber Classic-Server wohl niemals kommen werden:
K1)
Man stelle sich nur vor dieses Konzept des Classic-Servers funktioniert, vielleicht sogar besser als eine aktuelle Erweiterung. Was wäre das denn für ein Schlag ins Gesicht der Entwickler des neuen Content? Ururalter Content kommt besser an als ganz neuer?
K2)
Ein Classic-Server ist in der Wartung anders als ein aktueller. Das erzeugt Mehrkosten durch das Personal. Will Blizz das wirklich machen?
K3)
Welcher Patchstand soll es denn sein?
K4)
Auf Classic-Servern darf per Definition nichts aus dem Shop angeboten werden. Somit fallen diese Server als Einnahmequelle für Microtransaktionen weg.
Persönliche Meinung zur Situation
Ich spiele schon lange kein WoW mehr. Bei mir war der Bruch damals in Cata zum Valentinstag-Event. Da bin ich irgendwo in der Wüste herumgeflogen und habe Untote erledigt um Parfüm zu bekommen und, mitten auf einem Berg verwesenden, nach Lavendel duftenden Fleisches, denke ich mir „Was machst du da denn eigentlich? Das macht dir doch nicht einmal irgendwie Spaß.“
Auf einem Classic-WoW Server würde ich wahrscheinlich sogar wieder anfangen zu spielen. Nur, weil ein Spiel alt ist heißt das nicht, dass es schlecht ist und das damalige Konzept hatte sich ja bewährt. Es ist schon ein wenig absurd wenn man bedenkt wie die Wirtschaftsabteilung von Blizzard dieses Thema sieht denn ich stelle mir das so vor:
Spieler/in: „Hey, mir macht die aktuelle Version des Spiels keinen Spaß mehr, aber eine alte würde ich schon gerne noch spielen.“
Blizz: „Eine alte Version gibt es nicht.“
Spieler/in: „Aber wieso denn? Ihr hättet doch die Ressourcen dazu?“
Blizz: „Ja, aber wir nutzen die lieber wo anders.“
Spieler/in: „Ok, dass ich ds jetzt richtig verstehe, ihr habt die Ressourcen einen Classic-Server aufzustellen. Ihr wisst, dass von Seiten eurer Kunden dafür prinzipiell ein Interesse vorhanden wäre und, dass sie euch auch dafür Geld zahlen würden und ihr müsstet dafür nicht einmal etwas neues entwickeln. Die aktuelle Version des Spiels schafft es nicht mich im Spiel zu halten und eine alte würde das schon schaffen, und ihr wollt es dennoch nicht machen?
Blizz: „Jop.“
Spieler/in: „Na gut, dann habt ihr mich als Kunden/Kundin verloren denn in der aktuellen Fassung macht es mir einfach keinen Spaß mehr.“
Blizz: „Machs gut.“
Wirtschaftliche Betrachtung und wirtschaftliche Politik von Blizzard
Ich kann Blizzard ja verstehen, dass sie wirtschaftlich arbeiten wollen denn das ist nun einmal das Ziel eines jeden börsennotierten Unternehmens. Sie Aktionäre wollen eine möglichst gute Dividende sehen oder zumindest ein hübsches Wachstum um eine gute Rendite zu erreichen. Aber einmal ehrlich, ist es wirklich wirtschaftlich so viele Geisterserver zu betreiben auf denen die Spieler entweder gezwungen werden 20 € (pro Charakter wohlgemerkt) zu zahlen, auf einem anderen Server wieder von vorne anzufangen oder aber aufzuhören? Vor allem muss bedacht werden, dass der Transfer heute bereits automatisch abgewickelt wird und die 20€ pro Charakter nur in Zeiten gerechtfertigt waren, als dies von Mitarbeitern manuell durchgeführt werden musste. Heute ist das bei weitem zu teuer. Und das Argument, dass bei einem niedrigeren Preis jeder herumtransen würde wie er will halte ich an den Haaren herbei gezogen denn, selbst wenn, was wäre dabei ein Problem gegenüber dem Status quo?
Größere Anonymität da man gleich auf einen anderen Server gehen kann wenn man einmal Mist gebaut hat? Die Anonymität ist durch die vielen Serverübergreifenden Features schon gegeben. Nein, das wahre Problem darin liegt, dass dann auch die Namensänderungen gratis gemacht werden müssten denn sonst könnte man sich über den Servertransfer ja ganz einfach auch den Namen ändern, wenn man am Zielserver vorher noch einen Charakter mit dem gleichen Namen erstellt. Somit würde ein großer teil der Micropaymentzahlungen wegfallen und was ist dagegen zu unternehmen? Der Servertransfer bleibt einfach so wie er ist.
Das Micropayment ist einfach eine zu gute Einnahmequelle um es komplett abzuwürgen.
Aus diesem Grund wird wahrscheinlich auch niemals eine Serverzusammenlegung stattfinden, Blizzard verdient an den Transfers einfach viel zu gut. Man muss sich das nur einmal vor Augen führen, das Unternehmen geht freiwillig das Risiko ein einen Kunden zu verlieren um ihn eventuell ein paar Euro für einen Transfer aus der Tasche zu ziehen, noch dazu muss die Unzufriedenheit des Kunden bedacht werden denn, egal ob er nun aufhört oder nicht, er wird sich über die leeren Server und den Zwang zum Wechseln ärgern.
Wieso macht Blizzard dies aber nun doch so wie sie es tun? Der Grund liegt wieder in der Kosten-zu-Nutzen-Rechnung. Natürlich zahlt ein Kunde seine 13 € pro Monat, wenn er WoW spielt. Dabei muss aber auch berücksichtigt werden, dass dieser Kunde in dieser Zeit auch Kosten verursacht, also Wartungs- und Servicekosten. Gehen wir einmal großzügig davon aus, dass die Gewinnspanne bei etwa 6,5€, also bei 50%, liegt. Ein Kunde bringt somit pro Monat einen Reingewinn von 6,5€.
Dem gegenüber haben wir den Transfer für 20€, pro Charakter. Hier ist es so, dass ein Transfer schon voll automatisch abgewickelt wird und in der Regel nicht mehr das Eingreifen eines Mitarbeiters erfordert. Die Gewinnspanne bei dieser Dienstleistung beträgt somit beinahe 100% .
Ein einziger transferierter Charakter bedeutet somit so viel Gewinn wie ein Spieler in drei Monaten einbringt. Und da Spieler meistens nicht nur einen einzigen Charakter transferieren, sondern gleich mehrere kann man pro Transferabsicht noch mit viel mehr Gewinn rechnen. Drei transferierte Charaktere würden somit dem Unternehmen schon den Gewinn bringen, welchen ein Spieler in 9 Monaten generiert, vier sogar ein ganzes Jahr. Und das Geld ist sofort in der Kasse, was ein nicht zu unterschätzender Vorteil für das Unternehmen ist. Niemand kann dem Unternehmen garantieren, dass ein Spieler die nächsten 9 Monate auch spielt und den Gewinn generiert. Bei einem Charaktertransfer ist das Geld gleich im Sack. Und noch dazu muss bedacht werden, dass ein Spieler mit transferierten Charakteren danach bestimmt weiter spielt und weiter Gewinn generiert.
Eine Serverzusammenlegung würde somit massiv die Einnahmen im Micropayment beschneiden und das ist der wahre Grund wieso sie nicht kommen werden. Die Namenskollision? Die ist nur ein vorgeschobener, lachhafter Grund sie nicht machen zu müssen denn es gäbe eine ganz einfache Möglichkeit dieses Problem zu umgehen, nämlich die Einführung von Nachnamen. Technisch wäre dies ein Klacks oder zumindest keine große Herausforderung, handelt es sich bei so etwas um nichts anderes als einen „Titel“ und dass Namen automationsgestützt geändert werden können zeigt die Verfügbarkeit einer kaufbaren Namensänderung im Shop.
Spieler, welche einen Charaktertransfer in Anspruch nehmen sind für Blizzard somit doppelt attraktiv. Sie haben dem Unternehmen Geld für eine Leistung gezahlt, welche das Unternehmen selbst beinahe nichts kostet und spielen danach ziemlich sicher auf dem neuen Server auch weiter. Und jeder transferierte Charakter deckt die Gewinneinnahmen, welche normalerweise durch einen einzigen Account in drei Monaten generiert werden. Somit kompensiert jeder einzelne Charaktertransfer den Wegfall eines anderen Spielers für drei Monate. Blizzard wäre als Unternehmen recht „dumm“, wenn sie den Kunden den Anreiz für das Entrichten von solch geschenktem Geld nehmen würde.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit den kaufbaren Reittieren und Haustieren. Der Aufwand, diese zu erstellen verblasst gegenüber der Wertschöpfung welche mit ihnen möglich ist. Somit mutiert ein Spiel, in welchem sich ursprünglich alles um das gemeinsame Lösen von Aufgaben und Herausforderungen gehandelt hat, zu einem virtuellen Marktplatz. Da die virtuellen Güter die größte Wertschöpfung (also das beste Kosten-zu-Nutzen-Verhältnis) darstellen wird das Unternehmen bestrebt sein diesen Bereich weiter auszubauen um mehr Gewinn zu erwirtschaften. Der ursprüngliche Spielinhalt, also das gemeinschaftliche Lösen von Aufgaben und Herausforderungen verkommt dabei zu einer Nebensächlichkeit denn dies bringt dem Unternehmen nicht so viel Gewinn wie ein anderes Modell.
Und das ist der Grund, wieso Classic-Server niemals kommen werden. Sie passen nicht ins virtuelle Absatzkonzept von Blizzard. Spieler auf Classic-Servern hätten sich bewusst gegen eine solche Politik für das Spiel entschieden, ihnen könnten einfach keine virtuellen Güter verkauft werden sondern „nur“ die normale Spielzeit und diese ist von der Perspektive der maximalen Gewinnschöpfung einfach ineffizient für das Unternehmen.
Zusammenfassung der möglichen Lösungen
Fassen wir die Lösungen für die oben genannten Kritikpunkte K1 bis K4 zusammen:
Lösung zu K1:
Mei, unterm Strich kommt es nur aufs Geld an. Ob sich ein Verantwortlicher (wie z.B. Greg Street aka „Ghostcrawler“

Lösung zu K2:
Aber eine beträchtliche Anzahl an Geisterservern am Laufen zu halten ist wirtschaftlicher? Man muss das Konzept des Classic-Servers auch nicht unbedingt als „gewinnbringend“ sehen, „kostendeckend“ ist auch ok. Es ist besser ein Spieler spielt auf diesem Server und bringt pro Monat nur 0,5 € oder auch nur 0,01€ Gewinn als dass er mit dem Spiel ganz aufhört und so gar nichts mehr einbringt.
Als Beispiel, wie überraschend erfolgreich so ein von der Community gefordertes Projekt sein kann möchte ich nur das Tschisi-Eis erwähnen. Dieses wurde hier in Österreich nach vielen Jahren auf Bitten von vielen Konsumenten über Facebook wieder eingeführt und in der ersten Woche nach der Einführung hat es sich so oft verkauft wie andere Eissorten im bestehenden Sortiment in einem ganzen Jahr. Damit hatte beim Hersteller niemand gerechnet und nun ist das Tschisi-Eis in Österreich das beliebteste Eis des Jahres, und dabei hat der Sommer gerade erst angefangen.
Einen Versuch, sei es ein Pilotprojekt, wäre ein Classic-Server somit auf alle Fälle wert wenn das mögliche Potential einer solchen Aktion berücksichtigt wird.
Lösung zu K3:
Hier schlage ich einfach einmal den letzten Patch vor dem Einführen des neuen Talentsystems vor. Diese haben sich für gewöhnlich als die am besten ausbalancierten und umfangreichsten entpuppt.
Keine Lösung K4:
Tjo, und genau da gibt es keine Lösung. Micropayment ist auf Classic-Servern einfach nicht erlaubt und deswegen würde diese Einnahmequelle auch wegfallen. Und da dies die gewinnbringendste Einnahmequelle von Blizzard ist werden sie den Spielern bestimmt keinen Server anbieten wo diese Einnahmequelle schlicht nicht existiert. Somit gibt es keine Lösung für den Punkt K4 und eben genau daran scheitert es.
Abschluss
Ich hoffe, dass ich euch somit vielleicht ein wenig die Situation erleuchten konnte. Es ist traurig, denn ich befürworte die Einführung eines deutschsprachigen Classic-Servers sehr wohl und dennoch bin ich mir sicher, dass er niemals kommen wird. Eine Möglichkeit welche ich auch durchgedacht habe wäre gewesen, den Classic-Server lizenziert zu betreiben aber das würde wieder bedeuten, dass Blizzard so sich quasi selbst Konkurrenz macht und nur einen Teil der Einnahmen vom lizenzierten Server einnimmt. Da wäre es dann wieder sinnvoller für Blizzard den Server selbst zu betreiben und dann liegt wieder Kritikpunkt K4 vor. Somit beißt sich die Katze in den Schwanz und es bleibt dabei, dass ein Classic-Server nicht aufgestellt werden wird.
Es ist schade, aber so wie es aussieht wird es diese Art von Server niemals geben solange Blizzard mit dem Micropayment weiter so gut verdient. Der Punkt wo das Micropayment dann unter die Aboeinnahmen fällt und somit Classicserver attraktiv werden würden, würde erst erreicht werden wenn bereits wesentlich weniger Menschen WoW spielen würden als jetzt denn dann könnten die Einnahmen aus dem Micropayment den Wegfall der Aboeinnahmen nicht mehr abfangen. Unterm Strich wäre das eine traurige Entwicklung denn das würde bedeuten, dass WoW erst einmal so richtig abstürzen müsste bevor ein Classic-Server in Reichweite scheint.
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