Beim Vergleich mit Classic muß man offensichtlich mehr differenzieren. Wenn ich heute allein im Wald bin und nur zwei Stücke Holz habe, um mir Feuer zu machen, dann ist die Situation genauso wie vor 30000 Jahren. Der einzige Unterschied ist nur, daß ich heute weiß, daß ich mit diesen beiden Stücken Holz Feuer machen kann, durch Reibung. Genau das mußte damals aber erst jemand herausfinden. Dabei hat sich nicht die Schwierigkeit reduziert, sondern wir uns einfach weiterentwickelt. Genau wie bei WoW, wenn man das Umhauen von Bossen an sich betrachtet.
Für mich persönlich hat es dagegen nichts mit Schwierigkeit zu tun, wenn man nur in der Scholomance Fläschchen machen kann, sondern lediglich damit, daß das deutlich komplizierter ist. Aber es ist nichts, was nun so unheimlich schwer ist.
Ein passendes Setup zusammenzustellen und einen Raid zu leiten, daß er funktioniert, ist dagegen schon eine enorme Schwierigkeit. Man nehme mal Arthas 10er HM. Man brauchte einen Holy Pala, einen Diszi, einen Jäger, einen Schamanen, einen Palatank und einen Shadow, wollte man es sich nicht unnötig noch schwerer machen. 6 von 10 Leuten waren also quasi schon vorgegeben. Flexibilität hin oder her, das ist bei solchen Bossen über den Haufen geworfen. Und jetzt multipliziert man das mit 4. Also das ist schon hart. Aber auch, wer mal einen Raid bei Maulgar, wo nicht schon der größte Teil wußte, was er zu tun hat, geleitet hat, weiß, was ein schwieriger Raid ist. Da brauchte man einen Mage, der tanken konnte, zwei Jäger für einen anderen Oger, zwei Tanks für einen weiteren, noch einen für den nächsten, mindestens 2-3 Hexer für die Hunde und natürlich einen richtig guten Tank für Maulgar selbst. Klingt erstmal nicht so schlimm, bei 25 Leuten. Aber dann mußte auch alles genau erklärt und eingeteilt werden und für die Einhaltung gesorgt. Wenn da einer Mist gebaut hat, war es vorbei. Und wenn nicht, fiel der MT trotzdem gerne mal um. Bei soetwas kriegt man echt graue Haare als Raidleiter.
Der König der Taktik war aber Kael'Thas. 5 verschiedene Phasen sind schon heftig. Die erste ist ja noch recht einfach. In der zweiten war es Schwerstarbeit für Tank und Tankheiler. Ich hatte alle Waffen zu tanken, bis auf den Bogen und ich meine die Axt, die wirbelt. Ratzfatz war da die Fresse dick. Dann Phase drei, die vier Begleiter zugleich, erforderte ein Höchstmaß an Koordination und Übersicht. Spätestens hier war für die meisten Schluß.
In Classic hatte man für fast alles mehr Aufwand zu betreiben, unbestritten. Was das Raiden angeht, war es schwieriger, diese zu organisieren und koordinieren, dafür waren die Bosse an sich doch einfacher, als in BC. Cataclysm muß sich da erst noch zeigen. Aber der Wyrmbrecher gefällt mir von der Taktik her schon sehr gut. Da muß auch alles passen und jeder richtig spielen.
Was aber ein unstrittiger Unterschied zwischen den Addons ist, ist das Feeling. Die ersten großen Raids, an denen man teilnimmt, fühlen sich ganz anders an, als wenn man Routine hat. Sie sind etwas besonderes, alles ist neu und man nimmt alles noch ganz anders war. Gerade als Tank. Da stehen nicht mehr 4 Leute hinter einem, die sehen, wenn man eventuell Mist baut, nein da stehen 24 oder früher 39. Meine persönlich eindrucksvollsten Erlebnisse gab es zu BC. Illidan entgegenzutreten, auch "nur" als Flammentank, aber diese spezielle Aufgabe war da schon eine der wichtigsten und nur etwas für Spezialisten, war in der Tat episch und dieses Wort verwende ich relativ selten. Das Höchste war es jedoch, in ZA zum Timerun anzutreten. Bei uns war es nun so, daß wir insgesamt recht spät dran waren. Erst im Februar 2008 fand unser erster 25er damals statt. Erst im Mai ging es mit SSC los, usw.. Und erst im September konnten wir beginnen, am Timerun zu arbeiten. Und so war es dann am 13. Oktober 2008 der letzte Mögliche Termin für den Bären, weil am 15. der Patch 3.0.2 kam, der alles änderte und auch den Bären entfernte. Die letzten Versuche da vor waren wir erst 30 und dann 22 Sekunden zu langsam gewesen. Und bei diesem letzten Versuch hatte ich von Anfang an ein Kribbeln im Bauch und einen Puls von 300. Und das hielt bis zum Ende so an. Und es war an diesem Tag einfach nur geil, zu sehen, wie 10 Leute, jeder für sich und auch zusammen, 45 Minuten lang fast ohne Fehler perfekt spielten. Alles, was wir wochenlang geübt hatten, funktionierte, harmonierte und imponierte. Wir hatten die Instanz nicht outgeared, wie man so schön sagt. Aber wir schwebten fast wie ein Ballett an diesem Tag. Es kam dann zu einem kurzen Moment, wo allen der Atem stockte. Einer der Heiler benötigte binnen dreißig Sekunden Seelenstein, Ankh und Battlerezz, bei den aus dem Nichts spawnenden Luchsen. Aber es ging gerade so noch gut, nur unser herausgearbeitetes Zeitpolster war nun weg. Wir mußten dann Halazzi in neuer Rekordzeit legen und...wir taten genau das einfach. Und als dann dieser Gnom ewig durch den Raum lief, bis er uns endlich den Bären gab, waren alle total aufgeregt, bis dann die Jubelschreie durchs TS schallten und die Glückwünsche von der ganzen Gilde und gefühlt dem halben Server eingingen. Solch ein Feeling hab ich danach nie wieder erlebt, egal wie schwer ein Boss war und egal, wie lange wir daran gearbeitet haben.
Von der Schwierigkeit insgesamt her, passendes Equip vorausgesetzt, gab es bisher nichts Schwereres, als diesen Timerun. Bei einzelnen Bossen muß für 6-15 Minuten alles passen. Hier mußte 45 Minuten am Stück alles passen, 4 Bosskämpfe inklusive.