Battle Royale - oder ein Leben in Hassliebe

MacJunkie79

Rare-Mob
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Am Freitag kam per TNT die aktuelle Microsoft Subscription DVD-Lieferung an. Windows Vista SP 1 Business. Spontan ging mir ein lautes "wwwäääääähhhhh" durch den Kopf. Jetzt sitze ich grade vor meinem Rechner, höre "Willst dus extrem?" von Schandmaul und installiere meine Programme nach dem Vista-Upgrade neu.

Nachdem ich also heute Nacht weder SWG, Lotro noch WoW spielen kann, schreib ich hier lieber wieder ein paar geistige Ergüsse.

Die Golden-Master-Version von Windows Vista, die ich vor ein paar Monaten ausprobiert habe, hatte mich ziemlich ernüchtert. Die Festplatte war ständig am lesen und schreiben, alle ruckelte und noch nicht mal für meine Video-Kamera gabs Treiber. Nun ich als alter Mac-Anhäner muss Microsoft aber mal ein Kompliment aussprechen: Viel nachgebessert und SP1 macht mittlerweile einen wesentlich besseren Eindruck als der Vista GM. Nur um Motzereien aus dem Weg zu gehen: Golden Master sind die Scheiben, die dann ins Presswerk gehen - also genau die Versionen, die die Kunden dann kaufen können.

Meine Windows Installtionen laufen auf einem iMac Core Duo 1.83 GHz mit 2 GB RAM und 500 GB Fesplatte. Windows sieht davon aber nur 80, der Rest gehört dem echten Betriebssystem - Mac OS X 10.5. :-)

Zeit und Anlass für mich einen Aspekt des Computer-Support-Techniker-Daseins zu beleuchten, der sich einem erst nach ein paar Jahren in beiden (Mac/Windows) Welten erschließt. Ein Disput der Windows-Benutzer und Apple-Jünger seit Jahren verbindet. Genau - verbindet - nicht trennt - denn jedes Lager beäugt das Machwerk der Gegenseite so genau, dass sie fließend wechseln könnten, allerdings nur um die Schwachstellen des anderen herauszufinden. Allerdings sind meist die Schwachstellen des einen auch die des anderen.

Alles dreht sich um die Frage: "Wer ist besser? Windows oder Mac?" Ich darf die Frage mal korrigieren: "Wer ist besser? Windows oder Mac OS X?" Es wäre genauso unfair einen Mac mit Windows zu vergleichen wie Windows Vista mit Mac OS 9. Äpfel und Birnen - ihr versteht?

Chapter I: Die Geschichte bis zum Urknall
Woher kommt die grafische Oberfläche? Eingeschworene Mac-User behaupten steif und fest Woz (Steve Wozniak - Mitgründer und Chef-Techniker Apple Computer Inc.) und Steve (Steve Jobs - Mitgründer und heutiger CEO Apple Inc.) hätten sie aus dem Hut gezaubert. Windows-Benutzer sind davon überzeugt, dass Windows 1 bzw. GEM (Oberfläche Pre-Windows) das erste Mal gewesen sei, dass eine Maus über den Bildschirm huschte. Beide falsch.

Anfang der 80er Jahre erfanden pfiffige Techniker der Firma Xerox im Paolo Alto Research Center (PARC) ein neuartiges Eingabegerät mit einer Kugel unten und einer Taste oben. Weil das Ding so klein war (für damalige Verhältnisse) nannten es die Entwickler Mouse. Aber was wollte man mit einer Mouse in einer textbasierten Umgebung? Ich darf kurz anmerken, dass Apple zu dieser Zeit mit dem Apple II boomte während Microsoft die Innovationen fehlte und fast pleite gegangen wäre, wenn Gates nicht IBM ein Betriebssystem verkauft hätte, das er noch gar nicht hatte. Er kaufte für ein paar lumpige Dollar DOS und sicherte sich so einen Vertrag mit IBM. Apple war damals Nummer 2 auf dem Markt - direkt hinter IBM. Aber zurück nach Paolo Alto: Die Entwickler schrieben kurzerhand eine Oberfläche die Icons enthielt, die bei einem Klick mit der Maus eine gewisse Funktion ausführte.

Die Xerox-Chefs waren ähnlich starrsinnig wie IBM-Vorstandvorsitzende und fanden die Oberfläche nicht seriös genug. Ein Computer war was für Profis und die kamen mit Text einwandfrei zu recht. Außerdem konnte man sich nicht vorstellen, das irgendwer mit etwas arbeiten wollte, das MOUSE hieß.

Jobs hörte von den Errungenschaften von Xerox, veabredete sich mit dem Entwicklerteam und schaute sich alles ab was nur ging.

1984 ging dann der Macintosh an den Start - der erste Rechner, der voll über eine grafische Oberfläche gesteuert werden konnte. System 7 war geboren. Gates hatte immer noch DOS - seine Programmierer verstanden die Mechanismen nicht recht, die hinter einem grafischen Interface standen. Sie boten Jobs eine Partnerschaft an der sie auch einging - wenn auch sehr widerwillig. Microsoft kopierte das Betriebssystem des Macs und brachte kurz darauf Windows 1 auf den Markt.

Die Mac-Anhänger fanden das überhaupt nicht lustig. Die Allianz zerbrach, Windows boomte und mit dem Rauswurf von Steve Jobs bei Apple verschwand die Firma in der Versenkung. In den 90ern kam Jobs zurück und - hoppala - holte Microsoft wieder ins Boot. Apple war zu der Zeit fast bankrott und brauchte dringend Geld. Microsoft erwarb über 50% der Firma, gab seine Stimmrechte an den Apple-Vorstand ab und verpflichtete sich dazu Internet Explorer und Office auf die Mac-Platform zu portieren.

Eingefleischte Mac-Anhänger waren mit dieser Einigung überhaupt nicht einverstanden. Seither herrscht zwischen den beiden Lagern dieser Disput wer denn nun besser sei.

Wie ihr auch begann ich meine Karriere am PC - vor ziemlich genau 20 Jahren. Als ich dann in den 90ern meinen eigenen Rechner bekam war Windows für mich das Größte. Beim Einstellungsgespräch 2001 zur Lehre antwortete ich auf die Frage, ob ich schon mal mit einem Mac gearbeitete hätte mit: "Ich hab mal nen Werbespot vom iMac gesehen - aber Apple ist doch Mist." Antwort: "Wir sind ein Apple-Systemhaus." Ich bekam trotz des Fettnäpchens ein Praktikum angeboten. Im 1. Jahr meiner Lehre wurde ich vom Windows-Jünger zum Apple-Prediger. Windows war sooooowasss von out.

Mittlerweile sehe ich das ganze aus der Sicht des neutralen Beraters: Windows ist nicht besser als Mac OS X, genauso wie Mac OS X nicht besser ist als Windows. Sie sind nicht besser oder schlechter - sie sind anders. Und das ist gut so. Apple und Microsoft verfolgen mit ihren Konzepten andere Ansätze. Außerdem hat Apple einen sehr großen Vorteil: Hard- und Software aus einem Haus. Apple kann Treiber und Betriebssystemkomponenten direkt auf die Hardware anpassen. An einem Apple wird nicht rumgeschraubt. Microsoft hat es mit 100erten verschiedenen Komponenten zu tun. Microsoft ist halt "nur" Softwarehersteller - Apple beides.

Letzlich hat jedes der beiden Systeme hat seine Berechtigung und jede der beiden Firmen schaut mal bei neuen Versionen was der andere so reingebaut hat, was man vielleicht selber brauchen könnte. Ist doch OK, solang was vernünftiges dabei raus kommt.

Chapter II Versöhnung in Sicht?
Hören wir deshalb auf über das Produkt des anderen Lagers zu schimpfen? Nein - ganz im Gegenteil. Mit dem Sprung von der G-Platzform hin zu Intel-x86-Architekturen greift Jobs nicht nur Microsoft frontal an, nein, er geht mit dem gesamten Computermarkt auf Breitseite. PowerPCs hatten Apple zum Nieschenprodukt gemacht, nun prescht Apple nach vorne und versucht die letzten Jahre wieder aufzuholen. Mit Erfolg. Die Dualität des Macs bewegt doch viele sich auch mal Mac OS X anzuschauen. Einige "switchen" dann sogar.

Wird es Microsoft deswegen mal nicht mehr geben? Ach Käse. Windows ist genau so wichtig für den IT-Markt wie Apple, bzw. Mac OS X. Spannend bleibt die Frage: Wo bleibt Linux? Wird es die dritte Macht oder werden Mac OS X und Windows in trauter Zweisamkeit koexistieren und sich den Markt teilen?

Ich geh jetzt ins Bett - Lotro läd grad 7115 Updates runter. Guten Nacht Macis, guten Nacht Windows-User - und nicht vergessen - Fenster schließen sonst ziehts. :-) wuhaha.
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