American Sniper
Vielleicht DER Skandalfilm des letzten Jahres und ich hab gestern Abend hin- und herüberlegt ob ich Bock auf amerikanisches Pathos hab. Schließlich zogen dann Clint Eastwood als Regisseur und Bradley Cooper als Hauptdarsteller doch zu sehr. Vorweg: Bereut hab ichs nicht, AS ist ein gutes Kriegsdrama, wie von Eastwood zu erwarten. Ebenso muss man aber sagen dass jegliche Kritikpunkte der letzten Monate berechtigt sind.
Es geht um den angeblich besten Scharfschützen der US Army. In amerikanischer Logik heißt das, er hat die meisten Menschen abgeknallt. Natürlich nicht im Mutterland, sondern allesamt im Irak. Die Ironie an der wahren Geschichte ist, dass er seinerseits hernach nicht von einem Iraker, sondern von einem US-Veteranen abgeknallt wurde. Klingt recht teilnahmslos wenn ich sowas schreibe, aber man muss ehrlich gesagt schon Amerikaner sein, um da Tränen zu vergießen. Diejenigen die einem wirklich leid tun sind seine Frau und Kinder, die nun ohne Mann und Vater dastehen.
Dieses Dilemma liegt nicht an den Darstellern. Bradley Cooper ist sensationell und spielt sich die Seele aus dem Leib, auch Sienna Miller als seine Frau hat mir sehr gut gefallen (wenn auch einen Tick zu weinerlich hier und da). Die Machart ist gewohnt solide, das sollte man von einem Eastwood auch erwarten können. ABER: Das große Problem was dieser Film hat ist, dass er den Irakkrieg zu keiner Sekunde hinterfragt und auch nicht das völkerrechtswidrige Tun der USA dort. Stattdessen glorifiziert er ganz und gar seinen Helden, der als Überpatriot stets seinem Land verpflichtet ist und das auch über die Familie stellt. Krönung des Ganzen ist der Schluss, wo sein Staatsbegräbnis unter Unmengen Stars and Stripes stattfindet. Das hätte auch ein Michael Bay nicht besser hinbekommen und grad nach Filmen wie Letters from Iwo Jima fragt man sich, was Clint hier denn geritten hat, Republikaner hin oder her. Das einzige was man in dieser Hinsicht zugute halten kann ist die sichtbare Veränderung der Männer im Krieg an sich. Mehr aber auch nicht.
Fazit: Sehenswert? Auf jeden Fall, allein schon dank des phänomenalen Hauptdarstellers. Nervt die Wehleidigkeit der USA, die ständig irgendwelche Länder ins Chaos stürzen und hinterher flennen wenn von ihnen auch paar mit drauf gehen? Ja, sogar als vietnamfilm-gestählter Seher der sowas eigentlich gut ausblenden kann. Dessen sollte man sich bewusst sein.