Glücksspiel(e)
[font="Calibri, sans-serif"]Sie hatte sich noch immer nicht an den Anblick Connells in Stoffhosen und Hemd gewöhnt. So war es nicht weiter verwunderlich, dass ihr freundliches Lächeln zu einem Schmunzeln wurde, als der Mensch die Versammlungshalle betrat und sich suchend nach ihr umblickte. Ihn ohne Rüstung zu sehen war ebenso unpassend, wie wenn man einen Hofhund in Stoff kleiden würde. Aber was wusste Brionna schon? Sie hatte schon von Adeligen gehört, die ihre Schosshündchen tatsächlich in Gewänder kleideten.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Brionna stand zwischen der Gesandten der heiligen Kirche Maxima Gründorf und der Hochelfe Feuerblüte. Sie hatte sich ihr bestes Kleid angezogen – eine blendend weisse Zeremonienrobe, die normalerweise nur beim Dienst in der Kathedrale angezogen hätte. Connell erblickte sie und ein breites Lächeln stahl sich auf das grobschlächtige Gesicht des Kriegers. [/font]
[font="Calibri, sans-serif"]In der Versammlungshalle des Allianzquartiers von Dalaran hatte sich eine bunte Mischung versammelt. Brionna sah viele Hochelfen in den blau-silbernen Gewändern des Silberbundes, aber auch einige Elfen in Zivil. Sie sah Menschen, die sich festlich gekleidet hatten, einige wenige Draenei und die gnomischen Bediensteten der Allianztaverne wuselten herum, servierten Getränke mit einer erstaunlichen Gewandtheit. In einer Ecke stand sogar eine Nachtelfe. Kurz versuchte sie sich an deren Namen zu erinnern. Aera? Aela? Aela Sturmfeder, genau. Brionna schätzte, dass [/font]
[font="Calibri, sans-serif"]die Bänke und Tische im Versammlungsraum waren zur Seite geräumt worden, so dass die Menge Platz fand. In Dalaran gab es keine Stätte für den Glauben der Kirche des heiligen Lichtes. Von einer Kathedrale wie in Sturmwind konnten die Gläubigen nur träumen. Der karge Versammlungsraum war kunstvoll mit hellen Girlanden und Blumensträussen verziert worden, aber auch dies täuschte nicht darüber hinweg, wo sie sich befanden – im Versammlungsraum eines Quartiers in einer Stadt, die die vorderste Bastion gegen einen übermächtigen Feind darstellte. Hier war kein Platz für Festlichkeiten, schien die ganze Atmosphäre zu sagen.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Brionna wollte um nichts in der Welt tauschen. Für sie war dieser Raum schöner als alle Kirchen der östlichen Königreiche zusammengenommen. Connell schien es ähnlich zu gehen. Mit langsamen, gemessenen Schritten näherte er sich durch die Gasse, die die Zuschauer gebildet hatten, Brionna, der Gesandten und Feuerblüte. Sein Blick galt ebenso wie sein Lächeln nur ihr. Als er sie erreichte, ging er vor ihr in die Knie. Brionna reichte ihm eine Hand, und er küsste formvollendet den Handrücken, wie ein Galan aus den alten Ritterballaden, die sie als Kind immer so gerne gehört hatte.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Connell richtete sich auf, liess ihre Hand aber nicht los. Einen kurzen Moment lang blickten sie sich in die Augen, dann stellte sich Brionna lächelnd neben den Menschen, der ihr Herz mit einer Naivität und Beharrlichkeit erobert hatte, die sie sich nie hatte vorstellen können.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Die Gesandte trat einen Schritt vor und fing an zu sprechen. Brionna vernahm kaum ein Wort der traditionellen Begrüssungsrede, die sie in- und auswendig kannte. Sie hatte schon viele Paare vermählt, es war ihr die liebste Zeremonie von allen. Die klaren, schlichten Worte, die Gebete, die Bitte um den Segen des Lichts für langes Leben, viele Nachkommen und trauter Zweisamkeit. Sie hatte sie immer sehr gemocht, aber in einem Teil ihres Herzens hatte sie geglaubt, dass sie niemals in den Genuss kommen würde, die Worte selber zu hören.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]So lasst uns beten um den Segen des Lichtes“, begann Maxima Gründorf den rituellen Segen. Brionna sprach mit, ihr Blick haftete dabei auf Connell.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Es war eine gewagte Entscheidung gewesen, aber Brionna wusste, dass sie es nicht bereuen würde. Connell war derjenige, der für sie geschaffen war. Das heilige Licht gab ihr Sicherheit und Kraft in dieser Entscheidung. Wozu sollten sie noch warten? Er dachte dasselbe und so hatte er es ihr vor einigen Tagen gestanden. Der Gedanke, sich von ihr zu trennen, sei nicht auszuhalten, hatte er in seinen Bart gemurmelt, ohne sie anzublicken. Aber er wisse nicht, wohin ihn sein nächster Einsatz führen würde. Brionna hatte nachdenklich genickt. Auch ihr war nicht bekannt, wo es sie als nächstes hinzog. Es konnte gut sein, dass sie als Seelsorgerin und Heilerin auf dem Turnierplatz gebraucht wurde oder gar beim finalen Endkampf gegen den Lichkönig. Es konnte ebenso gut sein, dass Connells Kampffähigkeiten ihn direkt in den Tod führten. Für beide war nach kurzem Gespräch klar gewesen, dass sie beide den Gedanken nicht aushielten würden, im Angesicht der drohenden Gefahr des Todes voneinander getrennt zu werden.„Das Licht schützt und segnet euch“, antwortete Brionna im Chor mit den anderen Gläubigen, als Gründorf am Ende des Gebetes die Abschlussworte vor sprach. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Wir sind hier zusammengekommen, um zu feiern. Um zu feiern, dass sich zwei Seelen unter dem Licht gefunden haben“, begann die Gesandte dann ihre etwas allzu feierlich gehaltene Rede. Brionna lächelte selig und drückte Connells Hand.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Vermutlich hätten sie beide gewartet. Hätten sich besser kennengelernt und hätten sich gegenseitig den jeweiligen Eltern vorgestellt. Vermutlich hätten sich ihre Familien über eine entsprechende Mitgift beraten. Aber es wäre auf dasselbe hinausgelaufen: Connell Hammerschmied aus dem Dämmerhain und Brionna Tallys aus dem Händlerquartier in Sturmwind hätten sich in der Kathedrale von Sturmwind ewige Treue versprochen und wären den Bund der Ehe eingegangen.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Schwörst du, Connell Hammerschmied, Sohn des Jakob und der Marie-Anne Hammerschmied, die hier Anwesende Brionna Tallys zu ehren und zu lieben, mit dem Segen des Lichtes ihr treu und gefällig zu sein, für sie und eure Nachkommen zu sorgen, bis das Licht euch gnädig ist und euch ewig leuchtet?“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Connell umfasste ihre Hand stärker. Er räusperte sich ein wenig und dann klang seine Stimme durch den Raum. „Ja, ich schwöre und gelobe“, erwiderte er die traditionellen Worte. Für einmal nuschelte er nicht und verschluckte er auch keine Wortendungen. „Bei der Ehre meiner Familie, meiner Treue zum Königreich und meinem Glauben – ich schwöre.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Brionna lächelte ihn an und richtete ihren Blick wieder zu der Gesandten, die zufrieden lächelte. Maxima Gründorf war ihre Ausbilderin gewesen, ihre Mentorin und Unterstützung in jeder Lebenslage. Die ältere Dame mochte schon um die fünfzig Jahre zählen und war somit mehr als doppelt so alt wie ihre ehemalige Novizin. Nach der Rückkehr der Expedition hatte Brionna erfahren, dass Maxima in Dalaran weilte und später zum Turnierplatz reisen würde, um dort eine kleine Kapelle oder eine Stätte des Glaubens einzurichten. Brionna bewunderte sie für ihren Mut und ihre Rastlosigkeit, aber auch dafür, dass ihr das Alter offenbar noch keine Beschwerden schickte.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Und schwörst du, Brionna Tallys, Tochter der Sally und des Marlen Tallys, den hier Anwesenden Connell Hammerschmied zu ehren und zu lieben, mit dem Segen des Lichtes ihm treu und gefällig zu sein, ihm viele Nachkommen zu schenken und ihn als deinen Gemahl zu achten, bis euch das Licht gnädig ist und euch ewig leuchtet?“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Brionna musste sich nicht räuspern. Sie blickte erneut kurz zu Connell, als Maxima die traditionellen Worte an sie richtete. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Ja, ich schwöre es“, sagte sie mit fester Stimme. „Bei meiner Ehre und bei meinem Versprechen an die heilige Kirche, der ich seit Jahr und Tag' treu diene“, erwiderte sie. Es war nicht ganz die traditionelle Antwort, die üblicherweise gesprochen worden wäre. Doch ihre ehemalige Lehrmeisterin akzeptierte die Antwort mit einem strahlenden Lächeln.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Maxima trat einen Schritt nach vorne zu dem Paar und nahm ein silbernes Stoffband, das ihr Feuerblüte schweigend hinhielt. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Dieses Band in der Farbe des Lichtes soll euch für immer daran erinnern, dass ihr euch im Namen des Lichtes aneinander gebunden habt. Niemand soll diesen Bund trennen, denn das Licht selber. Denkt daran.“ Sie hob das Band hoch, damit es alle sehen konnten. Dann nahm sie Connells und Brionnas Hand und schlang das Stück Stoff darum, band es zu einem festen Knoten. Sie waren nun symbolisch aneinander gebunden.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Brionna lächelte noch breiter. Dieser Teil war ihr immer der liebste in diesem Ritual gewesen. Viele Brautleute waren sehr nervös und getrauten sich kaum, ihren Liebsten oder ihre Liebste anzuschauen, geschweige denn zu berühren. So als müssten sie befürchten, den anderen zu verlieren, als wäre das alles ein Traum. Die Geste mit dem Stoffband verlieh vielen Sicherheit und Halt, so offenbar auch Connell. Wo er sie zuvor eher sachte gehalten hatte, umfasste er ihre Finger nun stärker und liebkoste mit dem Daumen ihre Haut.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Maxima trat wieder zurück und breitete die Arme zur Seite aus, die Handinnenflächen nach oben gerichtet. Sie sprach die ersten Worte des Abschlussgebets und hob die Hände etwas an, in einer bittenden Geste. [/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Brionna hatte nur Augen für den Mann, der neben ihr stand, und den sie nun Gemahl nennen konnte. Connell löste seinen Blick von Maxima und lächelte sie an, fast wirkte er scheu. [/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Egal was kommen würde – niemand konnte sie nun mehr trennen. Und wenn sie beide an die Front geschickt würden, so hatte Brionna wenigstens die Gewissheit, dass sie es nicht verpasst hatte, denjenigen festzuhalten, den ihr das Licht geschickt hatte. Den treuen, tapsigen, etwas ungelenken, aber herzensguten Connell Hammerschmied.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Gesegnet im Namen des Lichts“, echote der gläubige Teil der Versammelten, als Maxima das Gebet beendet hatte. Die Priesterin legte die Hände vor dem Bauch zusammen und urplötzlich huschte ein schelmisches Grinsen über ihr Gesicht.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Und nun dürft ihr euch küssen“, sagte sie.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Connell und Brionna liessen sich nicht zweimal bitten.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Sie sehen so unglaublich glücklich aus“, sagte Ylaria, als das Brautpaar unter viel Gelächter und Glückwünschen das Spalier durchquerte, den die hochgewachsenen Menschen mit Schwertern und Stäben gebildet hatten. Eine Gnomin streute Blumenblüten vor den beiden aus, die einen dichten, lilanen Teppich auf dem Boden bildeten.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Du hast Recht. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die kurzlebigen Menschen finden und sich ewige Treue schwören“, erwiderte Verian leise. Er stand neben ihr an die Wand gelehnt, mit verschränkten Armen. [/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Tallys hatte darauf bestanden, dass die Mitglieder der Expedition an der Zeremonie teilnahmen. Sie waren auch alle gekommen, selbst Ylaria hatte die Erlaubnis bekommen, unter Bewachung ihre Kammer zu verlassen. Feuerblüte hatte sogar die Ehre erhalten, bei der Zeremonie zu helfen. Auch Leireth hielt sich irgendwo in der Versammlungshalle auf, wusste Ylaria. Verian hatte ihr zähneknirschend gestanden, dass sich ihre gemeinsame Bekannte strikt geweigert hatte, sich zu ihr zu gesellen. Sie ertrage den Gedanken nicht, neben einer Blutdistelsüchtigen zu verweilen, gab Verian ihre Worte endlich wieder, nachdem Ylaria nachgebohrt hatte.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Trotz der Beleidigung konnte Ylaria nicht aufhören zu lächeln. Sie freute sich für die Menschenfrau, sie freute sich für den bärbeissigen Krieger, der seine Gemahlin verliebt anhimmelte. Obwohl er mindestens zwei Köpfe grösser war als sie, wirkte er weit weniger selbstbewusst und bestimmend als sie. Vermutlich würde im künftigen Haushalt Hammerschmied Brionna 'die Hosen anhaben'. So nannten Menschen scherzhaft die Frau in einer Ehe, wenn sie über ihren Mann bestimmte. Die Redewendung wurde für elfische Ohren verständlicher, wenn man sich in Erinnerung rief, dass das Tragen von Hosen eigentlich eher den menschlichen Männern vorbehalten war.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Denkst du, es hat etwas damit zu tun, dass sie menschlich sind?“, sagte Ylaria schliesslich. Die Brautleute, noch immer an den Händen aneinander gebunden, hatten den Raum verlassen und wurden unter Johlen von Bekannten und Freunden zum Hochzeitsgemach geführt.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Wie lange kennen sie sich? Seit der Expedition.. vierzehn Tage.. Das erscheint mir schon sehr wenig.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Normalerweise binden sich auch Menschen nicht so schnell aneinander“, gab Ylaria zu bedenken. „Aber in diesen Kriegszeiten... ist vieles möglich und vieles notwendig, was in Friedenszeiten verpönt wurde.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Verian erwiderte nichts, blickte sie nur durchdringend an. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]In vierzehn Tagen kann viel passieren“, rutschte es dann aus Ylaria heraus. Sie bereute die Worte, noch ehe sie sie fertig gesprochen hatte. Und dann musste sie wieder lächeln. Mit einer seltsamen Mischung aus Scham und innerer Freude blickte sie zu Boden.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Verian umfasste ihren Oberarm und dirigierte sie sanft aus der Versammlungshalle. „Komm, lass uns rausgehen, solange hier noch Trubel herrscht“, sagte er leise und führte sie durch den Gang. Ylaria hatte keine Mühe ihm zu folgen und so spazierten sie in gemächlichem Tempo zum Garten.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Einen Moment lang schwiegen sie einander an. Ylaria versuchte, nicht zu breit zu lächeln, aber es gelang ihr nicht. Verian war ihr engster, bester Freund. Sie wollte ihr Glück so gern mit ihm teilen. Wollte es schon den ganzen Tag, seit er ihr das Frühstück gebracht hatte.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Sie setzte sich zu Verian auf die Parkbank. Noch immer schien sie Daireans Berührungen auf ihrem Körper zu spüren, seine Arme, mit denen er sie in der ganzen Nacht gehalten hatte, seine Lippen auf den ihren, sein warmer Atem an ihrem Hals. Sie war ihm nicht einmal böse gewesen, als er sie kurz vor Morgengrauen mit einem letzten, hastigen Kuss geweckt und ihre Kammer so verlassen hatte, wie er sie auch betreten hatte – durch das Fenster.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Ich weiss nicht wirklich, ob ich fragen soll, Ylaria“, durchbrach Verian das Schweigen, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. Ylaria hatte es gar nicht wahrgenommen. „Oder ob ich darauf warten soll, dass du von dir aus erzählst.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Ertappt blickte sie auf ihre Schuhspitzen. „Entschuldige, ich dachte... es war irgendwie nicht der richtige Augenblick.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]In vierzehn Tagen kann viel passieren, hm?“, gab Verian trocken zurück. Er wirkte angespannt, aber bereits jetzt schien er aus der starren Haltung zu fallen, die er offensichtlich darzustellen gewollt hatte.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Ich hätte es niemals gedacht“, nickte sie und blickte kurz zu ihm. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Und nun? Wie soll's weitergehen?“, fragte er forsch. In seinen Augen glomm Sorge, registrierte Ylaria.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Wie meinst du das?“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Na, wie es mit euch weitergeht. Was passiert jetzt? Deinem Blick kann ich entnehmen, dass sich die Sache für dich nicht nach einer Nacht erledigt hat.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Was? Woher?“ [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Ylaria“, erwiderte Verian sanfter und schüttelte tadelnd den Kopf. „Ich kenne dich nun schon so viele Jahre seit unserer ersten Vorlesung über Azeroths Leylinien und deren Spezifikation... Denkst du wirklich nicht, ich würde das nicht merken? Du strahlst wie ein mit Sonnenfruchtmarmelade gefülltes Gebäckmännchen.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Ylaria fasste sich erschrocken ins Gesicht. „Wirklich? So schlimm?“, murmelte sie.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Keine Sorge. Man konnte es als mitfühlende Freude an Brionna und Connells Hochzeit interpretieren. Niemand hat etwas anderes gedacht als ich.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Ylaria seufzte, halb erleichtert, halb beklommen. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Ich weiss nicht. Er ist heute Morgen gegangen, ohne etwas zu sagen. Ich war aber auch noch im Halbschlaf.“ [/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Dairean hatte den Kloss in ihrem Hals in der vergangenen Nacht aufzulösen vermocht. In diesem Moment aber spürte Ylaria ihn langsam wieder in ihrer Kehle hochsteigen. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Was hat er gesagt?“, fragte Verian.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Wir... irgendwie kam das Gespräch zuerst nicht richtig in Gang“, sagte Ylaria leise, blickte sich um. „Ich habe ihm unterstellt, er hätte mich nur benutzt... Und er hat... zugestimmt.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Er hat was?“, unterbrach er sie empört.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Scht! Leise!“, fuhr sie ihn an, nur um dann mit leiser Stimme fortzufahren. „Aber das sei nur am Anfang gewesen. Er hätte es nicht ausgehalten, mich da liegen zu lassen. Und er hätte es auch nicht ausgehalten, dass ich genau das von ihm denke, was ich gerade gesagt hätte.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Verian seufzte und rieb sich die Stirn. „Ich bin echt nicht mehr sicher, ob das eine gute Idee war.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Verian, das darfst du nicht sagen. Es war meine Entscheidung.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Aber ich glaub', du bist dir gar nicht im Klaren darüber, was das heisst.“ Verian beugte sich etwas vor, stützte die Unterarme auf den Oberschenkeln und verschränkte die Finger ineinander. „Was denkst du denn? Selbst wenn er wiederkommen würde und es ihm nicht nur an einer Nacht mit dir gelegen wäre... Wie stellst du dir das denn vor? Habt ihr echt nich' darüber gesprochen? Ich werd' nichts sagen, das weisst du, aber jede Wache könnte euch erwischen, wenn er bei dir ist, jede Patrouille könnte ihn abfangen, wenn er versucht, zu dir zu gelangen... Bei der Sonne, Ylaria. Weisst du, wofür er sein Leben riskiert, und weisst du, wofür du es tust?“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Verians Sorge für den Spion erstaunte Ylaria, aber sie ging dem nicht weiter nach. „Was schlägst du vor?“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Was ich vorschlage? Weiss ich denn, was es mit euch zwei auf sich hat? Beim Licht... Ein Spion der Sin'dorei und eine gefangene Quel'dorei... Was hat mich nur geritten, dir diesen Brief zu geben.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Freundschaft“, murmelte sie leise. Dann straffte sie sich. „Wenn er wirklich nicht wiederkommt, war's das. Das halte ich schon aus.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Und wenn er wiederkommt?“, warf Verian ein und blickte sie von der Seite her an.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Dann... ich weiss nicht.“ Ylaria liess alle Luft aus ihren Lungen entweichen und schrumpfte etwas zusammen.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Dass es für euch keinen Bund vor dem Licht geben kann, gesegnet von Maxima Gründorf und bejubelt von der vereinigten Allianz, muss ich dir ja wohl nicht erzählen, oder?“ Man hätte Verians Worte für Spott halten können, aber Ylaria kannte ihn gut genug. Er sprach die unbequemen Wahrheiten aus, die sie erfolgreich verdrängt hatte. Der Kloss in ihrem Hals wurde grösser.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Verian, bitte... Ich weiss doch auch nicht“, murmelte sie. [/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Entschuldige. Ich wollte dich nicht bedrängen. Ich mach' mir doch nur Sorgen um dich. Ihr riskiert zu viel.“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Vermutlich wird er eh' nicht mehr wiederkommen“, knurrte sie. „Er hat nicht einmal gesagt, dass er mich liebt.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Verian blickte sie einen Moment lang schweigend an. „Wäre das nicht selbst in menschlichen Massstäben eine viel zu rasch erfolgte Beteuerung? Würdest du dich nicht in jedem anderen Falle fast schon schämen, wenn dir ein Elf nach 14 Tagen schon sagt, er liebe dich?“[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]In diesen Kriegszeiten… ist vieles möglich“, wiederholte Ylaria ihre eigenen Worte von vorhin, dieses Mal mit einem ironischen Unterton. [/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Verian richtete sich wieder auf und griff nach ihrer Hand, umfasste sie mit den eigenen. „Ylaria, bitte versprich mir, lass dir nicht wehtun. Vergiss nicht, wer er ist. Vergiss nicht, was er ist. Und überleg' dir gut, ob du ihm wirklich soviel... anvertrauen willst. Dich selbst. Dein Leben. Deine Zukunft. Überleg' dir, ob der Preis das Vergnügen wert ist.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Ylaria blickte zur Seite. Der Kloss war nun übermächtig, sie konnte nicht mehr antworten. < Diese Fragen stelle ich mir doch auch. Warum hast du mich nur daran, erinnert. Verian, oh Verian. Mein lieber Freund. Warum musst du die Stimme meines Gewissens sein? Warum konntest du damit nicht noch einen Tag warten? Ich habe mich so glücklich gefühlt heute Morgen.>, dachte sie.[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]Sie schluckte leer und sagte fast tonlos: „Natürlich werde ich mir das überlegen. Danke Verian, für deine Sorge. Ich weiss es zu schätzen.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]< Irgendwann... Aber im Moment könnte ich dir gerade den Arm brechen >, dachte sie weiter, entzog ihre Hand seinen Pranken und stand auf.[/font]
„[font="Calibri, sans-serif"]Bring mich zurück in meine 'Zelle'. Ich bin müde.“[/font]
[font="Calibri, sans-serif"]XXXX[/font]