Sehr amüsant...
Das Erste, was mir einfiel, als ich diesen Thread gelesen habe, ist, daß wahrscheinlich genau diejenigen, die hier so ausführlich schildern, wie sehr sie sich daneben benehmen, wenn ihnen irgendetwas nicht paßt, auch genau diejenigen sind, über die sie sich selbst eben derartig künstlich aufregen und dabei nicht halb so gut spielen, wie sie vermitteln möchten und somit in den meisten Fällen eigentlich auch überhaupt keine Berechtigung haben, in dem Maß von oben herab über andere zu urteilen, wie sie es versuchen. Wirklich gute Spieler begeben sich selten auf ein anderes, ihnen fremdes, Niveau, weil sie mit irgendetwas nicht zufrieden sind. Sie spielen einfach weiter, so gut sie können und versuchen das Beste aus der Situation zu machen. In der Regel hilft das Darüber-stehen allen am meisten und es ist auch gesünder. Das bedeutet natürlich nicht, daß sie alles schweigend ertragen. Aber sie lassen die Situation auf jeden Fall nicht eskalieren. Und am Ende, wenn man dann doch alles gelegt hat, vielleicht mit fünf Minuten Verzögerung, bekommen sie dann dafür auch immer wieder sehr positive Resonanz. Ihr werdet euch wundern, aber wenn man sich nicht wegen Kleinigkeiten aufführt, wie eine Wildsau, dann geht man am Ende sehr oft mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus der Instanz. Das hin zu bekommen ist alles andere als schwierig. Als Tank z.B. reicht es in der Regel vollkommen, bestimmt darauf hinzuweisen, wer für das Pullen zuständig ist. Und wenn jemand irgendetwas absolut nicht auf die Reihe bekommt, dann ist es in der Regel am Konstruktivsten, wenn man denjenigen ganz normal und ruhig einfach mal darauf anspricht, anstatt dann Gott zu spielen und über ihn den Rest der Instanz zu richten.
Aber heutzutage ist es ja leider Gang und Gäbe, daß sich jeder für ach so toll hält und andere, die vielleicht einfach noch neu im Spiel sind, permanent spüren läßt, wie wenig er von ihnen hält. Es gibt weder Geduld noch auch nur den Hauch von Verständnis für die Mitmenschen. Jeder hat Scheuklappen auf und sieht einfach nur sich selbst. Und wehe ein Gruppenmitglied wagt es, irgendwie für eine Verzögerung zu sorgen oder dafür, daß man etwas ins Schwitzen gerät. Und dann kommt auch noch die Art und Weise dazu, wie sich die selbsternannten Progamer artikulieren. Man kann da sehr leicht den Eindruck gewinnen, daß einige doch sehr wenig mit einem zivilisierten Mitteleuropäer gemein haben. Es ist oft einfach nur erschreckend und peinlich berührend, was man so erlebt. Dabei ist es auch völlig egal, ob man im BG ist oder in einer Instanz. Aber das Traurigste ist wohl, daß man genau weiß, daß das Verhalten im Spiel eine exakte Kopie von dem ist, was in der realen Welt so passiert.
Wenn alle ein wenig entspannter sein würden und das Spiel um des Spaßes Willen spielen würden, wäre schon viel gewonnen. Viele tun aber genau das eben nicht...
Ein gutes Beispiel für das Ganze ist eine der letzten 5er Instanzen, in denen ich mit meinem Paladin als Tank war. Es waren die Todesminen und nach einer Weile fragte ich mich ernsthaft, was zwei der DDs da eigentlich treiben. Der Schaden war recht schwach und es gab auch das eine oder andere Ableben. Kurz vorm dritten Boss kam dann heraus, daß beide diese Instanz noch nicht kannten und daß sie genau das nicht gesagt haben, weil sie Angst hatten, deswegen gekickt zu werden, wie sie es zuvor schon erlebt hatten. Auf der einen Seite hat mich das schon bedrückt. Es ist in WoW einfach nicht mehr so, wie früher, wo man sich die Zeit genommen hat, um Neulingen beizustehen. Ich konnte auch sofort nachvollziehen, wieso sie dazu geschwiegen haben. Auf der anderen Seite war mir aber direkt klar, was ich nun zu tun hatte. Das schöne war, der Heiler sah das genauso, ohne daß wir uns abgesprochen haben und obwohl er das ebenso wenig nötig hatte, wie ich. Aber wir haben die beiden eben an die Hand genommen, ihnen die Bosse so gut es geht erklärt und uns selbst richtig angestrengt, anstatt nur durch die Instanz zu schlafen. Insgesamt hat uns das dann vielleicht eine viertel Stunde gekostet. Aber das Gefühl am Ende war unbezahlbar. Man konnte es richtig deutlich sehen, wie sehr die beiden Neulinge alles verinnerlicht haben, wie sehr sie sich angestrengt haben und wie glücklich und erfreut sie waren, mal eine positive Erfahrung zu sammeln. Und als wir uns am Ende verabschiedet haben, gab es von den beiden sehr viel Dank und der Heiler und der dritten DD haben ihren Respekt bekundet, daß der Tank eben nicht einfach abgehauen ist, um Zeit zu sparen. Ich bin da dann mit einem Lächeln aus der Instanz gegangen, wohlwissend, alles richtig gemacht zu haben. Und ich würde das jederzeit wieder ganz genauso tun...