Bitte um Entschuldigung, dass ich mich nach diesem Post einstweilen aus dem Thread ausklinken werde. Muss den PC eines Freundes installieren und werde dazu meinen PC gleich vom Netz abklemmen. Der spinnt sowieso, das Netzteil fängt nach ein paar Stunden Betrieb an zu stinken, da ist wohl bald ein neues fällig. Und ab Montag bin ich dann in Urlaub, da sind auch noch etliche Vorbereitungen fällig. Deshalb muss ich Incontemtio bitten, in meinem Sinne weiterzuargumentieren, wo uns Glacios doch schon verkuppeln möchte
. Falls unser Blabla den Moderatoren bis dahin nicht zu viel geworden ist und sie den Thread dicht gemacht haben, sprechen wir uns dann in einer Woche wieder
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Definiere "vergleichsweise". Insbesondere Wale betreffend.
Hab mich gerade nochmal schlau gemacht. Hast recht, an die größten Walarten kommen auch die Dinosaurier nur knapp heran. Ich hätte also schreiben müssen: mit Ausnahme der Wale. Danke für den Hinweis.
Außerdem würde ich gerne mal in die Runde werfen, dass in der menschlichen Entwicklung ein neuer Faktor dazugekommen ist: Kultur (oder das supertolle Wort "Meme"). Ematra hat vorgeschlagen, man solle doch ein Beispiel bringen welches nicht evolutionsbiologisch erklärt werden kann. Da bringe ich die hoffentlich bekannten Giraffenhalsfrauen ins Spiel und behaupte dass es dafür keine biologische sondern eben eine kulturelle Ursache gibt. Es ist zwar noch evolutionär, allerdings eben nicht biologisch. (Obwohl man natürlich argumentieren könnte dass es kein grundlegendes Verhalten ist)
Auch dabei danke für den Hinweis. Kannte das Beispiel mit den Giraffenhalsfrauen bisher nicht und werde mich sicherlich, sobald ich aus dem Urlaub wieder da bin, nochmal näher mit dem Thema befassen. Nur soviel vorab: Kultur ist natürlich auch ein evolutionärer Vorteil, weil sie die Gedankenwelt der Menschen in eine bestimmte, gemeinsame Richtung lenkt und somit die Gruppenbildung erleichtert. Und die Bündelung der Fähigkeiten jedes Einzelnen in der Gruppe erleichtert wiederum das Überleben. Religionsausübung als wichtiger Unterfall der Kultur gehört auch in die Kategorie, da sie die Gruppenbildung ebenfalls durch Erschaffung einer gemeinsamen gedanklichen Basis erleichtert.
Übrigens: wenn man alles evolutionär begründen kann, dann gilt das auch für Intoleranz. Es zu verurteilen wäre ebenso absurd wie Homosexualität für verwerflich zu halten. Oder Atmen, oder sich kratzen wenns juckt.... oder Krieg.
Danke. Endlich kommt das Argument. Hab die Erwiderung schon seit Tagen geistig stehen, aber keiner gibt mir Gelegenheit, sie anzubringen
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Menschen haben bekanntlich zwei Gesichter. Eine auf Selbstbehauptung ausgerichtete, aggressive Seite, und eine auf Gruppenbildung ausgelegte, altruistische. Es leuchtet unmittelbar ein, dass der Mensch beide Seiten benötigt - man möge mir als eingefleischtem Star Wars-Fan verzeihen, dass ich sie mal als die helle und die dunkle Seite der Macht tituliere
. Menschen haben unterschiedliche individuelle Fähigkeiten, nicht jeder kann also alle Arbeiten gleich gut erledigen. Es ist also erst einmal sinnvoll und mit zunehmendem Wissensstand der Gesellschaft sicherlich auch zunehmend notwendig, dass die Menschheit sich zu einem arbeitsteiligen Verhalten zusammenfindet. Dazu müssen Menschen befähigt sein, sich in Gruppen zusammenzuschließen, in denen jeder seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt wird, so dass die gesamte Gruppe von diesem Spezialwissen profitiert. Im Gegenzug wird der Einzelne dafür mit den Gütern versorgt, die er selbst nicht beschaffen kann. Deshalb begünstigt die evolutionäre Entwicklung alturistische Verhaltensweisen. Wer anderen Menschen bereitwillig hilft, wird regelmäßig im Gegenzug Hilfe bekommen, wenn er sie benötigt. Als Teil einer Gruppe kann er also auch dann überleben, wenn er selbst einmal krank und schwach ist. Die Gruppe bietet Schutz als Gegenleistung für die Mitarbeit am Gruppenwohl und die Befolgung der gruppeneigenen Regeln. Die helle Seite der Macht, der Alturismus, befördert also den Gruppenzusammenhalt und schafft damit die Basis für das Überleben in der Gruppe, wo der Einzelne allein keine Chance hätte.
Der Mensch benötigt aber auch seine dunkle Seite. Ohne den Drang, sich selbst zu behaupten, würde er rasch untergehen, auch, wenn er in eine Gruppe integriert ist. Die Gruppe benötigt einen Anführer. Das muss jemand sein, der von sich selbst überzeugt ist, der Entscheidungen treffen kann, auch wenn sie schwierig sind. Er muss solche Entscheidungen auch gegen Widerstände durch- und in die Praxis umsetzen können. Umgekehrt muss das einfache Gruppenmitglied in der Lage sein, schlechte Entscheidungen des Anführers in Frage zu stellen und gegebenenfalls seine eigenen Vorstellungen durchzusetzen, auch gegen den Willen der Mehrheit, um nicht im bloßen Gruppeninteresse (oder sogar im Interesse nur des Anführers) aufgerieben zu werden. Aber auch die Gruppe als solche muss in der Lage sein, sich gegen feindliche Gruppierungen zu wehren und sich selbst und ihre Mitglieder zu beschützen.
Auf dem Nährboden dieser beiden Faktoren ist die Intoleranz entstanden - natürlich ebenfalls als evolutionärer Vorteil. Sie ist aus den Erfahrungen gewachsen, die man im Umgang mit anderen Gruppierungen gewonnen hat. Manche haben sich als Freunde ausgegeben und Vertrauen erschlichen, nur um dann als Eroberer aufzutreten. Manche haben beim Handel übervorteilt. Manche haben gar nicht diskutiert, sondern das Land sogleich mit Krieg überzogen. Manche haben Menschen aus der eigenen Gruppe als Sklaven geraubt. Manche sind gekommen, die Reichtümer des eigenen Gebietes zu stehlen.
Intoleranz, das Misstrauen gegen Fremdes, ist also in erster Linie ein Abwehrmechanismus, der - wie die Angst - dazu dient, sich vor potenziellen Gefahren in Acht zu nehmen. Intoleranz war überaus wichtig, solange Menschen in kleinen Gruppen zusammengeschlossen waren. Sie mussten immer befürchten, dass die Nachbarn ihnen feindlich gesonnen sind und ihnen furchtbare Greuel antun. Das Misstrauen gegen alles Fremde ist also etwas, das das eigene Überleben zunächst einmal begünstigt.
Das gilt auch heute noch. Jedes ist gut beraten, ein gesundes Misstrauen an den Tag zu legen und die Handlungen seiner Mitmenschen zu hinterfragen. Betrüger, Räuber, Kriegstreiber gibt es auch heute noch zur Genüge. Und dennoch hat sich die Welt verändert und mit ihr die Feindbilder. Menschen leben nicht mehr in kleinen Gruppen zusammen, in denen die Nachbargruppierung die größte Gefahr darstellt. Sie leben in Zivilisationen mit zunehmend Drang zu Globalisierung. Feinde sind nicht mehr so leicht als Feinde zu erkenne, wie dies in früheren Jahrhunderten der Fall war. Früher gab es einfach schwarz und weiß. Russen = böse. Amerikaner = gut. Und heute? Sind Araber böse? Oder Juden? Oder setzt sich allmählich doch eher die Erkenntnis durch, dass die Probleme, die beide miteinander haben, auf komplexe Ursachen zurückgehen und man den Belangen beider Seiten Rechnung tragen muss?
Die Intoleranz gegenüber Homosexuellen ist etwas, das in früheren Jahrtausenden vielleicht einmal sinnvoll war. Wenn die Population der Menschen durch hohe Kindersterblichkeit, Epidemien, Seuchen, Kriege, schlechte Hygiene am Limit fährt, kommt es auf jedes Kind an, um die Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Da mag ein Sexualverhalten, das nicht aufs Kinderkriegen ausgerichtet ist, schonmal als Bedrohung der Gesellschaft erscheinen. Insbesondere, wenn man nicht erkannt hat, dass Homosexualität mit einem Phänomen einhergeht, das zugleich die Fruchtbarkeit der Frauen erhöht.
Nur greift diese Ausrede in der heutigen Zeit eben nicht mehr. Der Zusammenhang wurde erkannt und wird gerade näher erforscht, und die Bevölkerungsdichte ist eher am oberen Limit angekommen - die Welt beginnt, unter der Überpopulation des Menschen zu ächzen. Ein paar Kinder weniger schaden also nicht, eher im Gegenteil. Die Umwelt wird es danken, wenn die Menschheit nicht noch mehr Flächen für sich beansprucht. Artenvielfalt ist nämlich durchaus auch ein evolutionärer Vorteil für uns.
Es eignet sich höchstens zum widerlegen des Ausspruches "Das ist widernatürlich", aber andererseits: was ist schon widernatürlich?
Wenn wir uns darauf schonmal einigen können, sind wir einen Schritt weiter (wo ist eigentlich mein Lieblingsemote, das zwinkernde Auge?)
Denn so lassen sich viele der Aussagen hier eben auch andere Dinge übertragen. Völkermord ist zum Beispiel eine eindeutiger evolutionärer Vorteil, moralisch ist das allerdings eher fragwürdig.
Ist es das noch? In einem Zeitalter, wo man dafür von der Weltgemeinschaft sofort eins auf den Deckel bekommt? Die globalisierte Gesellschaft stellt andere Anforderungen an das Verhalten des Menschen als die kleinen Gruppen von Steinzeitnomaden, die früher mal durch die Gegend gezogen sind.
Moralisch fragwürdig... Nach welcher Moral denn? Du meinst sicherlich: Nach unseren heutigen, westlich geprägten Moralvorstellungen, die durch den Verlauf unserer Kultur und Geschichte gewachsen sind. Oder glaubst Du ernsthaft, ein Caesar oder ein Alexander der Große würden die Völkermorde, die sie angerichtet haben, als etwas anderes betrachten als das Recht, das ihnen von den Göttern gegeben eingeräumt worden ist, um ihrer Herrschaft mehr Glanz zu verleihen? Moralvorstellungen wandeln sich. Und sind an dem ausgerichtet, was für die jeweilige Gesellschaft das Beste ist. An dem also, was für die Gesellschaft den größten evolutionären Vorteil mit sich bringt. Für eine globalisierte Welt, die prinzipiell ermöglichen soll, dass jeder mit jedem Handel betreibt, ist Altruismus eine Strategie, die weitaus mehr Erfolg verspricht, als mit der Keule aufeinander einzuschlagen.