[WoW-Story] Heldentum

konnte leider nicht alles lesen nur den prolog aber der war super da haben die schon recht =) hab aus langeweile mal in den RPG-Zweig reingeschnuppert und dashier is ja schon ein grund das mal häufiger zu tun =)

als ich mir hier die comments durchgelesen hab konnte ich mich nur wundern wie rechtschreibschwach viele leute hier sind oO wer spaß am lesen und schreiben hat sollte ja grundlegende wörter kennen^^ (wie zb wortschöpfungen wie tuhen statt tun und vorfumlieren... denke mal beim schreiben unterstützt diese leute dann word durch diskrete rote unkrickelungen an der richtigen stelle xD)

sorry für den flame aber ich war echt verwundert

@Al Fafino: weiter so gefällt mir gut =)

danke und bye
 
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[So, habe mir mal besonders viel Mühe gegeben... und viel geschrieben. *g* Und wo wir schon mal dabei sind, da möchte ich auch noch was fragen: weiß jemand zufällig, wie ich einen Code schreiben kann, der den Post in DINA4-Format erscheinen lässt? So, wie er derzeit dasteht, ist er zugegebenermaßen recht schwer zu lesen. Antworten per PM oder per Post. Vielen Dank!]

***​

Sie saß da und schaute ihn an. Stundenlang, ohne auch nur einen Muskel zu bewegen. Selbst ihr Atem kam ihr leiser vor als sonst, fast so, als wüsste er genau, dass er sie verraten und in Gefahr bringen könnte. Oder er spürte die Angespanntheit, welche sie seit dem Gespräch mit dem Bibliothekar befallen hatte.
Einen Moment später unternahm Atunâ doch eine kleine Bewegung. Ihre Beine waren eingeschlafen, und um das zu ändern, musste sie sich zwangsläufig in einer anderen Position niederlassen. Dabei wandte sie allerdings ihren Blick nicht einen Lidschlag von dem Mann ab, der nur wenige Schritt von ihr entfernt ruhte und zu schnarchen angefangen hatte. Sie studierte ihn ganz genau, beobachtete jede Regung, die er im Schlaf vollführte, suchte nach verräterischen Zeichen auf seinem Gesicht, das von einem dümmlich wirkenden Grinsen und einem inzwischen gewachsenen Bart geziert wurde. Sein Haar hatte nicht sonderlich an Größe gewonnen und war genauso kurz wie zuvor.
Er muss hier raus, genauso wie ich. Auch wenn er eindeutig in größeren Schwierigkeiten steckt als ich... aber das ändert nichts an der Situation.
Mit einem leisen Seufzer, der sich in der Zelle verlor, strich sie eine weitere Haarsträhne hinter ihr spitzes Ohr. Dennoch wurde eines ihrer Augen von einem silbernen Vorhang verborgen.
Warum also will er mit der Gnomin in Kontakt treten? Sie ist seine Freundin, das ist klar. Er muss auf sie bauen, um hier heraus zu kommen... ob sie wohl über die dafür nötigen Mittel verfügt?
Die Lider flackerten kurz, bevor das gerade ermattende Blau ihrer Augen wieder zu leuchten anfing. Sie setzte sich möglichst aufrecht hin, ohne dabei unnötige Geräusche von sich zu geben, bis sie nach einer Weile erneut in ihre eher nach vorne gesunkenen Haltung verfiel.
Wenn Bookworm sie findet, dann wird er sie wohl so lange bearbeiten, bis sie auch mich heraus holt. Das heißt, falls sie es überhaupt mithilfe eines diplomatischen Weges bewerkstelligen kann. Wenn aber ein gewaltsamer Ausbruch geplant ist, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als mich ebenfalls frei zu lassen...
Frei...

Ihre Augen schlossen sich halb, das Blau ermattete erneut, bis sie sich vollkommen schlossen und ihr Körper langsam zur Seite sackte, bedrohlich an Geschwindigkeit aufnahm, dem Boden entgegen sauste –
Zwei Hände fingen sie an den Schultern auf, hoben sie sanft auf und trugen sie hinüber zu der nun verlassenen Pritsche. Drênak Fasthand lächelte sanft, als er sie darauf legte, mit der Decke umhüllte und das Haar aus dem Gesicht strich.
»Schlaft gut, Mylady. Vielleicht sehen wir uns morgen. Wenn Ihr Pech habt, und dafür bete ich inständig, sehen wir uns nie wieder.«

***​

Meine Worte waren unbedacht gewesen. Ich hatte sie auf purer Hoffnung aufgebaut, und diese Hoffnung schien sich nicht erfüllen zu wollen, sondern elendig zerschlagen zu werden.
Ich hatte gehofft, dass dieser elende Möchtegern-Abenteurer von vorhin so schnell wie nur möglich zu Apoleia rennen und ihr alles berichten, dass die Gnomin sofort alles stehen und liegen lassen und mir zu Hilfe eilen würde. Ich hatte gehofft, dass ich nicht noch einen weiteren Sonnenumlauf hier verbringen würde, in dieser verdammten Gruft, die mich an allen Ecken und Enden einengte und mir keinen Platz zum Leben ließ. Ich hasste Gefängnisse, egal wo sie sich befanden und wie sie beschaffen waren.
Aber Apoleia schien nicht zu kommen. Der Bibliothekar mochte sie vielleicht nicht gefunden haben. Sie musste eventuell erst die nötigen Gegenstände für meine Flucht besorgen. Oder, was mir am meisten zu schaffen machte, sie könnte mich fallen haben lassen.
So saß ich auf dem kalten steinernen Boden und wartete darauf, dass etwas geschah, gleich was. Es wäre mir fast sogar recht gewesen, wenn die Elfe aufgewacht und mich erneut geprügelt hätte. Alles war besser, als untätig hier zu sitzen und auf Hilfe zu warten, oder vielmehr um sie zu bangen.
Schritte, vermengt mit einem leisen Klirren.
Mein Herz fing an, gegen die Rippen zu hämmern, das Blut rauschte durch meine Venen. Ich erhob mich, leise und doch unglaublich schnell, hastig und doch behände. Ich war angespannt und zugleich die Ruhe selbst.
Ein Zwerg trat vor unsere Tür, bevor er sich zu mir umwandte. Enttäuschung machte sich in mir breit, als ich seine geröteten Backen und den gewaltigen, braunen Bart sah. Nicht einmal Apoleia hätte sich dermaßen gut als Mann des kleinen Volkes verkleiden können. Damit war auch mein letzter Strohhalm, an den ich mich verzweifelt geklammert hatte, zerbrochen.
Umso erstaunter war ich, als ich erkannte, wie der Wächter, gekleidet in Brustpanzer und Kettenhose und bewaffnet mit einer Axt, die in seinem Gürtel hing, einen Schlüsselbund hervor holte, zielsicher einen der vielen Schlüssel auswählte und diesen in das Schloss steckte, welches augenblicklich gehorsam klackte und seinen Widerstand aufgab. Mit einem leisen Quietschen schwang die Kerkerpforte auf. Beinahe augenblicklich machte der Zwerg einen Schritt zur Seite und gab mir so Platz, an ihm vorbei und in den Korridor zu treten.
Noch immer mit einer gewissen Skepsis steckte ich erst einmal den Kopf heraus und überblickte kurz die Lage. Alles schien ruhig, geradezu verlassen. Außer dem gleichmäßigem Atmen der schlafenden Frau in meinem Rücken war nichts zu vernehmen. Mein Befreier stand stramm wie eine Kerze neben der Tür und wartete scheinbar darauf, dass ich vollkommen der Zelle entfloh. Ich kam ihm seiner unausgesprochenen Bitte nach, wobei ich ihn einem prüfenden Blick unterzog. Seine Augen schienen merkwürdig glasig, als sei der Zwerg nicht Herr seiner Sinne oder noch mitten im Schlaf.
Kaum stand ich neben ihm, als er auch schon die Tür packte und erneut verschloss. Dann wandte er sich steif nach links und schritt den gleichen Weg zurück, den er gekommen war. Auch wenn ich nicht eben ein gutes Gefühl dabei hatte, folgte ich ihm. Immerhin hatte mich das kleine Kerlchen wenn auch aus mir unbegreiflichen Gründen befreit und schien mir nicht eben feindlich gesinnt zu sein.
Der ebenfalls steinerne Gang wurde von flackernden Fackeln erhellt, ab und zu passierten wir Abzweigungen und leere Zellen, in denen einige fette Ratten quietschten und fiepten. Auf dem gesamten Weg trafen wir keine lebendige Seele, was mich nicht unbedingt verwunderte. Die Zwerge hatten zumindest in den Kerkern nicht viele Wachen, was auch nicht von Nöten war: ein vom kleinen Volk geschmiedetes Verließ war beinahe ausbruchsicher, es sei denn, man gebrauchte eine Kodobestie, um ein Loch in den Stein zu rammen. Bei den Eisenstangen wäre wohl sogar ein solch gewaltiges Tier in die Knie gegangen.
Mit einem Mal blieb mein Führer stehen und machte eine zackige Kehrtwende. Überrascht blieb ich stehen und sah ihn mit einem fragenden Blick an.
Mein Gegenüber lächelte. »Schön, dass du nicht schwerer verletzt worden bist, Drênak Fasthand.«
Mein Herz, eben noch lebendig und erfreut, blieb stehen. Ich starrte den Zwergen an, der nach wie vor unverwandt grinste und dessen Augen, was ich erst jetzt erkannte, von einem geheimnisvollen Feuer erfüllt waren.
Seine Stimme war die Gleiche wie jene, die mich in meinem Traum besucht hatte.
Es dauerte noch ein Weilchen, bis ich es endlich fertig brachte, einige Worte zu formen. »Du... ich meine, Ihr... wer seid Ihr?«
»Du weißt nicht, wer ich bin?« Das Männchen zog eine Augenbraue nach oben und sah kurzzeitig extrem beleidigt aus, bevor es wieder anfing, gütig zu lächeln. »Nun, ich kann es dir nicht verübeln, mich nicht zu kennen. Unter den Zwergen bin ich sehr bekannt.«
Mir wurde immer mulmiger zumute. Die Stimme gehörte keinem menschlichen Wesen und auch keinem Mann. »Was wollt Ihr von mir?«
»Nun, das ist eine weitaus interessantere Frage, nicht wahr?« Das Lächeln des Wesens wurde mir langsam unheimlich. »Die Antwort wirst du leicht finden, Drênak Fasthand.« Seine Hand streckte sich aus.
Der Zwerg hielt mir mein Kurzschwert hin. Einen Moment lang starrte ich es an, dann nahm ich die angebotene Waffe entgegen. Der Griff fühlte sich warm und vertraut an, fast so, als hätte mich die Klinge vermisst und war nun erfreut, sich endlich wieder in meiner Nähe zu befinden.
Verwirrt betrachtete ich erneut den Zwergen. »Ich wiederhole mich nur ungern, aber was wollt Ihr von mir?«
Das Lächeln wurde eine Spur breiter, der Bart raschelte leise und die Augen nahmen die Wärme einer vertrauten Person an, als sie mich anschauten. »Du hältst die Antwort in den Händen.«
Mein Blick wanderte von dem Männchen zu der Waffe. »Was...«
»Alaaaaaarm!!!«
Meine Kleidung flatterte leise, als ich herum wirbelte. In weiter Ferne konnte ich gerade noch das Gesicht der Elfe erkennen, die sich an das Gitter schmiegte und mich hasserfüllt anstarrte. »Der Gefangene will fliehen! Haltet ihn!!«
»Du verfluchte Schlampe!« Ich wisperte den Fluch nur in meinen Bart hinein, aber so, wie sie meinen Blick erwiderte, hatte sie ihn anscheinend verstanden. Hastig drehte ich mich erneut herum. »Was sollen wir tun -«
Der Zwerg lag vor mir auf dem Boden und regte sich nicht. Als ich einen Moment später neben ihm kniete, erkannte ich, dass er atmete, jedoch in tiefer Bewusstlosigkeit gefangen zu sein schien. Was, zum...
Schreie hallten durch die Korridore und wurden zusehends lauter, eilige Schritte und das Klappern von Rüstungen wurden von Wand zu Wand geschmissen. Ich wartete keinen weiteren Augenblick, sondern sprang auf und rannte los. Meine Hand umklammerte fest das Kurzschwert, während ich stoßweise ein- und ausatmete und in einen kleinen Raum sprintete, von dem aus eine Treppe nach oben zu führte. An dem Tisch, der ein wenig abseits stand, saßen keine Wachen, was mir wahrlich unbegreiflich war, ich jedoch keineswegs bedauern mochte.
Als ich die letzte der vielen Stufen bezwungen hatte, sah ich mich erstaunt um. Ich stand im äußeren Ring von Ironforge. Haus um Haus, allesamt aus Stein erbaut und die meisten mit einem kleinen Balkon, der direkt unter dem Dach Platz fand, reihten sich der Wand entlang auf und drückten sich eng aneinander. Der Platz dazwischen war von Menschen, Zwergen und Gnomen bevölkert, vereinzelt konnte man sogar einen Draenai oder einen Elfen ausmachen, die hier ihren Geschäften nachgingen.
Ich nutzte sogleich die Chance, schob das Schwert in meinen Gürtel und tauchte in die Menge ein. Natürlich würden die Wachen von Ironforge ab sofort nach mir suchen. Doch bis sich die Nachricht von meinem Ausbruch verbreitet hatte, würde es noch ein wenig Zeit dauern. Und eben diese Zeit musste ich für meine Flucht gebrauchen.
Sofort sah ich mich nach einer geeigneten Gasse für mein weiteres Vorhaben um und fand nur wenige Augenblicke später einen engen Spalt zwischen zwei Gebäuden, in dem sich vielleicht drei Mann nebeneinander hätten stellen können und die in tiefer Dunkelheit lag. Ich steuerte auf sie zu und sah mich dabei nach einem geeigneten Opfer um. Dieses kam in Form einer hübschen Menschenfrau angetrabt. Sie war in einem purpurnen Umhang gehüllt, dessen Kapuze ihr hervorquellendes, rotes, lockiges Haar nicht gänzlich verdecken konnte. Eine hellblaue Tunika umhüllte ihren aufreizenden Körper und wies sie als Magierin aus.
Allerdings verschwendete ich gerade keinen Gedanken an Freuden dieser Art. Wie durch Zufall rempelte ich sie an und bugsierte sie dabei in die Gasse. Wie erwartet, sah sie mich in der Dunkelheit mit einem hochnäsigen Blick an. »Was soll das, du Rüpel?! Man entschuldigt sich, wenn man eine vornehme Dame beinahe von den Füßen reißt!«
Sie wollte gerade wieder hinaus auf die Straße gehen, als ich ihr erneut in den Weg lief und sie mit gesenktem Kopf ein weiteres Stück nach hinten schupste. »Aber, Mylady, ich bin von dem Glanz Eures Antlitz wie geblendet, wie könnte ich das nur wieder gut machen -«
»Entschuldige dich einfach und geh mir endlich aus dem Weg!« Ihr Gesicht war eine einzige Miene der Missbilligung und des Abscheus gegenüber meiner nicht eben erbauenden Gestalt. Ich konnte es ihr irgendwie nicht verübeln, immerhin hatte ich einige Monde lang in einem Kerker verbracht. Dennoch verärgerten mich ihre Worte ein wenig.
Der Knauf meines Schwertes zuckte nach vorne und traf ihre Schläfe. Bewusstlos sackte sie zusammen und fiel auf den harten, unnachgiebigen Boden.
»Entschuldigung.«
Mit einem hämischen Grinsen machte ich mich daran, ihr den Umhang abzunehmen. Als ich ihn mir selbst umgeworfen und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, drehte ich mich um und mischte mich erneut unter das Volk. Zielstrebig machte ich mich auf den Weg in Richtung des Ausgangs von Ironforge, der in Dun Morogh mündete.
 
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Spannent wie immer. Freu mich wie ein klein kind auf die fortsetzung
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Wird immer misteriöser. Bin mal echt gespannt was du dir noch so ausdenkst.
 
Eine Hand ergriff die meine und versuchte, mich an den Rand der Menge zu ziehen. Überrascht schaute ich auf, konnte jedoch niemanden entdecken. Bis ich schließlich bemerkte, dass die Hand viel zu klein für die meine war und sich ein Lächeln auf mein Gesicht stahl, dass jedoch aufgrund des übergeworfenen Umhangs für jeden anderen unsichtbar war. Ein Blick nach unten bestätigte meinen Verdacht: eine kleine, gedrungene Gestalt, in einem schwarzen Umhang gehüllt und mit zwei merkwürdigen Ausbuchtungen unter der Kapuze, führte mich geradewegs in eine andere, dunkle Gasse hinein, wo sie stehen blieb und sich langsam zu mir umdrehte.
Die Gnomin sah mich aus großen, sorgenvollen Augen an. Mein Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. Ihre Miene drückte Trauer, aber auch Verständnislosigkeit aus. Noch ehe ich etwas sagen konnte, fragte sie bereits mit ihrer piepsigen Stimme: »Was hast du damals in Stormwind gemacht?«
Ich seufzte leise und sah lieber auf meine Füße anstatt in ihre Augen. »Du weißt doch, dass ich nicht gerne über meine Vergangenheit rede -«
»Was?«
»Ich war ein Dieb.« Noch immer hielt ich meinen Blick gesenkt und traute mich nicht so recht, meine kleinen Freundin, die sie vielleicht gleich nicht mehr sein mochte, direkt anzuschauen.
Leise Schritte ertönten, dann standen ihre Füße nahe an meinen. Ihre Hände ergriffen erneut die meinen und drückten sie, so gut es eben ging. Als ich aufsah, erwiderte sie meinen Blick mit einem warmen und breiten Lächeln, dass nicht über die Tränen hinwegtäuschen konnte, die gerade ihrer Wange hinunter liefen. »Wieso? Wieso hast du das damals gemacht und mir niemals etwas davon gesagt?«
»Ich... ich dachte, du würdest nichts mit mir zu tun haben wollen...« Jetzt, da ich die Worte aussprach und ihr erstauntes Gesicht erblickte, wurde mir bewusst, wie dumm ich die ganze Zeit gewesen war. Apoleias Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als sie erwiderte: »Natürlich will ich was mit dir zu tun haben! Du bist doch mein bester Freund! Mein Waffengefährte, mein Retter in der Not, mein Geheimniswahrer... du weißt doch inzwischen schon mehr über mich als mein eigener Vater! Und du weißt genau, dass ich dich niemals fallen lassen würde, selbst wenn ich gegen Arthas höchstpersönlich ins Feld ziehen müsste!«
»Ich...« Mein Mund war wie versiegelt, kein Wort drang mehr über meine Lippen. Einen Moment lang stand ich nur da, unfähig, mich auch nur einen Zoll zu bewegen. Dann kniete ich mich hin und umarmte die Gnomin, mit solch einer Erleichterung und Freude, dass eine einzelne Träne in meinem Bart verschwand. »Danke... ich danke dir so sehr...«
»Das kannst du später auch noch!« Mit gespieltem Unbehagen befreite sie sich aus meiner Umklammerung, doch ihre erröteten Wangen verrieten, dass sie meinen Gefühlsausbruch alles andere als unangenehm empfand. »Hier, ich habe was für dich!« Mit einem verschmitzten Grinsen reichte sie mir eine bekannte Umhängetasche. Als ich mit hochgezogenen Augenbrauen ihren Inhalt inspizierte, machte mein Herz einen kleinen Luftsprung vor Freude: all die Utensilien, die ich an die Wachen verloren geglaubt hatte, waren darin verstaut.
Mit einem Schlag wurde die Miene der Gnomin wieder ernst. »Wir müssen dich erst mal hier rausschaffen... und ich habe noch keine Idee, wie wir das machen sollen!«
»Aber ich.« Mit einer schwungvollen Bewegung kam ich wieder auf die Beine, reichte meiner treuen Freundin eine Hand und tauchte mit ihr erneut in die Menschenmasse ein. Kaum waren wir in ihr, als ich mich ein wenig beugte, um ihr meinen Plan anzuvertrauen. »Es ist eigentlich ganz einfach: wir gehen durch das Tor, und zwar so schnell, wie wir nur können.«
»Aber die Wachen -«
»Wissen noch nichts davon, dass ich ausgebrochen bin. Zumindest hoffe ich das.« Ein mulmiges Gefühl nahm in meinem Magen Platz, wie immer, wenn ich mir einer Sache nicht gänzlich sicher sein konnte. Eine Flucht durch das Haupttor barg gewisse Risiken, erschien mir aber dennoch als die sicherste Variante, die mir blieb. Der Greifenmeister hätte unsere Flugroute preisgeben können, und Ironforge hatte nur diesen einzigen Ausgang. »Uns bleibt nichts anderes übrig, wenn wir von hier verschwinden wollen.«
»Aber draußen werden sie dich sofort einfangen -«
»Nicht, solange ich auf Brauner sitze.« Ein schmales Lächeln umspielte meine Lippen, während bereits die weitere Vorgehensweise in meinem Kopf Gestalt annahm. »Wir holen ihn aus dem Stall – der ist ohnehin gleich beim Tor – und reiten auf ihm hinaus. Wenn wir uns ein wenig beeilen, erkennen uns die Wächter gar nicht erst, und sie werden uns noch ein Weilchen in der Stadt suchen.«
»Aber -«
»Ich weiß, dass es verdammt gefährlich ist!« Mein lautstarker Gefühlsausbruch lies mich sogleich innerlich fluchen: einige Leute drehten sich mit neugierigen oder missbilligenden Mienen um und musterten uns. Etwas leiser fuhr ich fort: »Aber es ist nicht gefährlicher, als hier in Ironforge zu bleiben. Als letztes Mittel wäre noch die Untergrundbahn gewesen, aber die ist irgendwie -«
»Defekt. Ja, ich weiß.«
Erstaunt sah ich meine kleine Begleiterin an. »Woher denn?«
Mit einem Grinsen auf den Lippen entgegnete sie: »Na ja, ich musste die Zwerge ja irgendwie daran hindern, sofort Nachforschungen anzustellen, oder nicht? Also habe ich mir ein paar Stangen Dynamix aus Papas Werkstatt geborgt, und mitten im Stollen ist dann irgendwie Feuer auf die Zündschnur übergesprungen...«
»Du solltest mit dem Zeugs aufpassen, damals im Freien hättest du mich fast getötet -«
»Ach komm, es war gar nicht so schlimm! Außerdem wärst du wahrscheinlich schon längst tot, wenn sie erfahren hätten, was du drüben in Stormwind angestellt hast und dass dieses elende Spitzohr Recht hat.«
 
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Wieder mal nicht schlecht
Leider auch mal kritig war dies mal nicht sehr spannend
 
Hehe... andauernde Spannung zu erzeugen, ist schlicht ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst Tolkien hat teilweise mit öden und langatmigen Umgebungsbeschreibungen für Langeweile gesorgt, damit die Spannung hinterher wieder ansteigen kann.
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Zudem handelt es sich ja nur um den Ausschnitt eines Kapitels... der Rest war doch spannend, oder?
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Mein Mund öffnete sich, doch im nächsten Moment musste ich mir eingestehen, dass sie die reine Wahrheit sprach. Dementsprechend nickte ich nur resignierend, bis ich bemerkte, dass wir uns bereits am Stall befanden. »Sehr gut... also, ich hol Brauner raus, du wartest -«
»Oh nein, ich warte sicherlich nicht!« Die Gnomin stützte trotzig ihre Arme in die Hüften und sah mich herausfordernd an. Die pinken Zöpfe wackelten dabei hin und her. »Wenn, dann müssen wir schnell abhauen! Wir gehen da rein, hocken uns auf das Pferd und reiten sofort raus!«
Wieder erkannte ich, dass ihre Idee tatsächlich eine bessere als die meine war. Lächelnd ging ich auf das Tor zu. »So sei es. Aber dann beeil dich auch!« Noch immer ihre Hand haltend, öffnete ich bereits das Gatter und trat in den mit Stroh ausgelegten Stall.
Die Tiere darin gerieten bei meinem stürmischen Auftritt in Unruhe. Widder scharten nervös mit den Hufen im Heu und senkten ihre Köpfe, Pferde tänzelten auf der Stelle und bliesen aufgebracht mit ihren Nüstern. Doch in einer dunklen Ecke konnte ich ein erfreutes Wiehern vernehmen, begleitet von Hufgetrappel. Gleich darauf schälte sich die Silhouette meines treuen Reittiers aus der Dunkelheit heraus. Mit einem breiten Lächeln legte ich dem Rappen beruhigend die Hand auf die Schnauze. »Na, mein Kleiner, wie geht´s dir? Hör mal, wir müssen hier weg... du wirst so schnell rennen müssen wie schon lange nicht mehr. Glaubst du, du schaffst das?«
Die schwarzen Augen des Pferdes starrten in die meinen, bevor es leise wieherte. Überrascht trat Apoleia neben mich. »Hat das Vieh... gerade zugestimmt?«
»Natürlich hat es das! Und es ist kein Vieh, klar?« Während ich meinen alten Freund verteidigte, schleppte ich bereits meinen Sattel herüber, den ich an der Seite auf einem Balken hängend entdeckt hatte, und warf ihn auf den Rücken des braunen Rappen. Geschwind waren alle Schnallen geschlossen, und ich schwang mich auf das Pferd, um gleich darauf der Gnomin eine Hand zu reichen. Einen Augenblick später saß sie vor mir, und mit einem sanften Druck in die Flanken des Tieres trieb ich es aus dem Stall heraus.
Kaum waren wir auf der überfüllten Straße, verfiel das Reittier in einen leichten Galopp und verscheuchte mit Schnauben und Wiehern die erschrockenen Passanten, die nicht nur einmal zur Seite springen mussten, um nicht unter die Hufe zu geraten. Das Tier spürte genauso wie ich, dass wir nicht mehr viel Zeit hatten, um noch zu fliehen. Je länger wir hier blieben, desto gefährlicher wurde es für uns.
»Weißt du, was mich wundert?« Apoleia drehte sich halb um und sah mich an. »Warum war eigentlich kein Stallbursche da?«
Mein Herz setzte einen Schlag lang aus, bevor es wieder gegen die Rippen hämmerte und doch nicht die Bleiche verdrängen konnte, die mir ins Gesicht stieg.
Gerade noch rechtzeitig registrierte ich den geräumigen Stollen, der zum Ausgang führte, und riss die Zügel herum. Gehorsam trabte das Pferd nach links und in den Gang hinein. Hier war viel weniger los als in der Stadt selbst, nur vereinzelt flog ein Greif über uns hinweg. Die Gnomin hatte meinen Gesichtsausdruck nicht übersehen und schluckte hörbar, während sie sich wieder nach vorne wandte.
Erneut teilte sich der Weg und umspülte die Statue des riesigen Zwergen. Das Pferd legte noch einmal an Geschwindigkeit zu, die Wand fing an zu verschwimmen.
»Das ist er!«
Perplex und überrascht sah ich auf.
Ein leises Zischen ertönte, dann vernahm ich das Zersplittern von Stein, dicht gefolgt von einem lauten Knall. Sofort schärften sich meine Sinne, nahmen alles in atemberaubender Zeit auf: vier Zwerge, in voller Rüstung und mit Gewehren bewaffnet, zielten auf uns; einer lud eben nach, während der nächste bereits am Abzug drückte. Neben ihnen stand eine Frau, die mit dem ausgestrecktem Finger auf mich deutete und die ich einen Lidschlag später als die Magierin identifizierte, die ich beklaut hatte. Sie musste sich mithilfe ihrer Magie teleportiert und die Wachen über den Angriff informiert haben. Das Tor hinter ihnen stand, zu meiner tiefsten Erleichterung, offen – wenn auch nicht mehr weit. Unaufhörlich bewegten sich die beiden mächtigen Flügel unter lautem Quietschen und Ächzen aufeinander zu und schlossen sich Zoll um Zoll.
Erst jetzt schien Apoleia die gesamte Situation erfasst zu haben, denn ein erstickter Schrei kam aus ihrem Mund, der jedoch von dem Knall des Gewehrs mühelos übertönt wurde. Wieder zischte die Kugel an meinem Kopf vorbei und bohrte sich in den Fels. Die Magierin hatte inzwischen angefangen, unheilvoll etwas vor sich hin zu murmeln und dabei komplizierte Gesten zu vollbringen. In ihrer offenen Hand wuchs eine Flamme, erst klein, dann immer dicker und mächtiger, bis sie schließlich so groß wie eine Faust war. Ihre Augen fixierten mich, der Feuerball begann zu vibrieren und danach zu lechzen, sein Opfer zu verbrennen und vernichten.
Etwas Kaltes berührte meine Haut. Als ich verdutzt meine Hand hob, schimmerte in ihr eine der kleinen Kugeln, die sich in meiner Umhängetasche befanden. Nur bruchstückhaft konnte ich mich daran erinnern, in sie hinein gegriffen zu haben, doch schlussendlich war es mir auch egal. Mit einem kleinen, gerade aufgeloderten Funken Hoffnung in mir drückte ich einen verborgenen Schalter, holte aus und warf sie in Richtung der Feinde. Gleichzeitig beugte ich mich weit nach vorne, schützte meine Begleiterin mit meinem Körper und hielt meine nun freien Hände an die Augen des Pferds, bevor ich schrie: »Augen zu!«
Ein gleißend heller Lichtblitz erfüllte den gesamten Korridor. Schmerzensschreie hallten von Wand zu Wand, vermengten sich mit dem Knallen von Gewehren und dem Einschlagen der Kugeln, während mein Reittier mit ungebremstem Tempo weiter galoppierte. Sofort öffnete ich die Lider und ergriff wieder die Zügel. Ein kurzer Blick nach vorne offenbarte mir die Zwerge und auch die Frau, die blind umher torkelten und sich verzweifelt die Augen rieben, während die Knallstäbe nun vollkommen nutzlos auf dem Boden lagen.
Einen Moment später waren wir an der Szenerie vorbei und in die Freiheit gerauscht. Ich musste das Pferd nicht dirigieren, es wusste genau, wohin es zu laufen hatte, und folgte dem Pass, der in die Wildnis führte. Hinter mir konnte ich das Seufzen von Gewinden hören, bis sich das Tor mit lautem Quietschen schloss und Querstreben unter lautem Rasseln die Verteidigung befestigten.
Ich sog die frische Luft, die mir entgegen schlug, geradezu ein. Sie war eisig kalt, doch herrlich belebend. Ein breites Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich der kleinen Gnomin auf den Rücken klopfte. »Wir haben es geschafft, Apoleia! Wir sind draußen!«
Einen Augenblick lang reagierte sie nicht, dann rutschte die kleine Frau plötzlich zur Seite weg. Überrascht umklammerte ich ihre Schultern und zog sie zu mich heran. »Apoleia, was soll -«
Mein Atem stockte, als ich ihr Gesicht sah. Die Augen waren weit aufgerissen, der Mund stand offen, die Haut war weiß wie der Schnee um uns herum, alles eine einzige Maske des Grauens.
»Apoleia!« Meine Stimme schien von weit her zu kommen, gar nicht mir zu gehören. Und sie klang über alle Maße panisch. »Apoleia! Apoleia!!«
Die Wangen der Gnomin färbten sich leicht rosa, die Lippen bewegten sich und Worte drangen so leise über sie, dass es mir schwer viel eines davon zu verstehen.
»Ich... ich dachte... ich wäre tot.«
»Nein, du lebst! Du lebst!« Meine eben noch verkrampfte Körperhaltung entspannte sich sofort, sah man von den bebenden Schultern ab. Ich spürte sogar, wie warme Tränen der Freude meiner Wange hinab liefen. »Du lebst...«
Sie sah mich an, lange, tiefsinnig. Dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, so schön wie noch keines zuvor.
»Du heulst.«
Ich zog geräuschvoll meine Nase hoch, bevor ich mit dem Handrücken die verräterischen Zeichen meiner Gefühle wegwischte und auch ihr ein Lächeln schenke. »Nein, tue ich nicht. Siehst du?«
Sie grinste wieder, warm und ohne Sorgen, wie ich es von ihr kannte, auch wenn ihr Gesicht nur langsam an Farbe gewann. Und dennoch wäre selbst der Anblick eines Engels neben ihr verblasst. Mit schwacher Stimme flüsterte sie:»Wohin gehen wir jetzt? Wir können schlecht nach Ironforge zurück, und die anderen Städte werden ebenfalls bald nach uns suchen...«
»Mach dir darum mal keine Sorgen.« Ich strich ihr beruhigend durchs Haar, während ich zugleich versuchte, auf den Weg zu achten. »Nenn mich verrückt, aber... ich habe das Gefühl, dass uns schon sehr bald jemand helfen wird.«
 
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Einfach nur NICE. Mach weiter so. Mal sehen ob dieser mysteriöse was auch immer ihm wirklich helfen wird.
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Freu ist es im doch gelunken zu Fliehen, und ja hast ja recht da mit das man nicht immer spannend sein kann.

Freu mich auf alle fäll wieder auf die fortsetzung
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Kapitel 9

Das Geräusch des auf dem unnachgiebigen und harten Stein zerplatzenden Wassertropfens hallte durch den Korridor. Als ein leichter Luftzug die immer brennenden Fackeln traf, tanzten die Schatten der Gitterstäbe fröhlich an der Wand entlang und schienen mit ihren freien Bewegungen sogar die Inhaftierte verhöhnen zu wollen.
Atunâ seufzte leise vor sich hin, während sie auf der einigermaßen gemütlichen Pritsche saß und ihr Kinn mit den Händen stützte. Ihre Augen sahen immerzu die eiserne Tür an, die nach wie vor verschlossen blieb und sich wohl vorerst auch nicht öffnen würde.
Kurz regte sich die Nachtelfe, um eine der silbernen Haarsträhnen hinter das Ohr zu streichen, wo sie allerdings nicht lange blieb und wieder in ihr Gesicht hinein hing. Allerdings störte das die Frau kein bisschen.
Wie kann es sein, dass er ständig zum Fliehen imstande ist und ich nicht?
Sie wandte ihren Blick von der Tür ab und betrachtete stattdessen den Stein, auf den schon seit geraumer Zeit ein Tropfen Wasser nach dem anderen knallte und bereits ein kleines Loch erhalten hatte.
Er hat es sogar geschafft, an den Wachen vorbei zu kommen, und das mit der Gnomin im Schlepptau. Aber wie?
Schritte ertönten. In letzter Zeit war häufig ein Zwerg zu ihr gekommen, in gemütlichen Klamotten und mit einem Ring voller Schlüssel in der Hand. Sie hatte keinen Zweifel daran gehabt, dass er der Gefängniswärter sein musste. Doch alles, was er bisher getan hatte, war, sie mit zusammengekniffenen Augen zu mustern und Fragen zu stellen, die oftmals nicht einmal durch seinen bis zum Gürtel reichenden Bart drangen. Zumeist wollte er wissen, ob sie wüsste, wie der Mensch es geschafft hatte, auszubrechen. Und stets antwortete Atunâ mit der Wahrheit: sie war aufgewacht, als er bereits den Gang entlang schritt, immer dem Verräter aus dem kleinen Volk folgend.
Als die Schritte verstummten, machte sie nicht einmal Anstalten, um nachzuschauen, wer vor ihrer Zelle stand. Sie war sich ohnehin sicher, dass es wieder der Zwerg sein musste, der sie zum wiederholten Male mit Fragen löchern wollte. Vielleicht hatte er sogar Spaß daran, ihr immer wieder vor die Nase zu halten, dass ihr Opfer, dass sie hatte umbringen wollen, geflohen war und ihr das gleiche Kunststück nicht gelang.
Ein leises Klicken ertönte, als sich der Schlüssel drehte und der eiserne Riegel des Schlosses gehorsam den Weg freimachte.
Überrascht blickte Atunâ auf. Quietschend schwang die Pforte zu ihrem Verließ auf. Der Gefängniswärter stand draußen, wogegen der Mensch sofort eintrat und freudig auf die Nachtelfe zuging. »Mylady, seid Ihr wohlauf?«
Perplex starrte die Angesprochene den Bibliothekar an. »Was... wieso seid Ihr hier?«
»Ihr seid frei, Mylady! Frei!« Ein breites Lächeln erschien auf dem Gesicht des Jünglings, als er ihr eine Hand reichte und die Elfe zögerlich aufstand. »Ich berichtete den Zwergen, was zwischen Euch und diesem Strauchdieb vorgefallen war, und als sie erfuhren, dass er Euch Euer Schwert geklaut und gedemütigt hatte, verstanden sie sofort den Grund für Eure Attacke! Und natürlich«, seine Brust schwoll an vor Stolz, »gaben sie meiner Bitte nach, Euch umgehend freizulassen!«
Atunâ hatte bis eben noch starr wie eine Statue dagestanden und der Erzählung gelauscht. Nun jedoch leuchteten ihre Augen in altgewohnter Helle, ihre Mundwinkel zuckten leicht und ihre gesamte Körperhaltung entspannte sich. Sie kam dem Menschen noch einen Schritt näher und umarmte ihn sanft, was diesem sofort die Röte ins Gesicht schießen ließ und zugleich eine von Glück erfüllte Miene aufs Gesicht zauberte. Leise flüsterte die Nachtelfe ihm ins Ohr: »Habt vielen Dank für Eure Hilfe, Sir Bookworm. Ohne Euch hätte ich wohl nicht mehr lange hier unten durchgehalten...«
Der Jüngling stammelte nur: »'Gregor' genügt vollkommen...«
Weder er noch der Zwerg, der mit hochgezogenen Augenbrauen ein »Elfen.« in sich hinein brummte, bemerkten das finstere Lächeln auf ihren wundervollen Zügen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wieder einmal ein interessantes Kapitel. Ich frage mich schon, wie die Jagd weitergeht.
 
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Das Schneegestöber hatte endlich aufgehört. Ein paar einzelne Flocken fielen noch vom Himmel, an dem nach wie vor unheilvoll große, weiße Wolken hingen, doch der Wind blies mir nur noch sanft ins Gesicht und ließ die Tränen auf meiner Haut zu kleinen Eiszapfen gefrieren.
Kharanos lag schon ein Stück weit hinter mir. Genauso wie Apoleia. Sie war niemals in all dem verwickelt gewesen, sah man davon ab, dass sie mir mit ihrem Netz-O-Mat das Leben gerettet hatte. Allerdings galt dies nicht als Straftat – damals wusste noch niemand, dass ich vogelfrei war. Inzwischen durften es die Zwerge mitbekommen haben, doch ganz sicher war ich mir dessen nicht. Schlussendlich machte es sowieso keinen Unterschied mehr. Ich hatte der Gnomin die letzten Reste meines Schlaftrunks in die Feldflasche gegeben und sie danach so schnell wie nur möglich bei der einzigen Taverne des Orts abgeliefert, zusammen mit ein paar Kupferstücken für die Nacht und eine gescheite Mahlzeit, sobald sie aufwachen würde. Einen Brief mit der Begründung für meine Tat steckte ich ebenfalls dem Wirt zu. Das Silberstück, das der geldgierige Winzling von Zwerg für den Dienst verlangte, war zwar eine Unverschämtheit sondergleichen, doch ich konnte es nicht riskieren, lange mit ihm zu diskutieren und am Ende noch entdeckt zu werden.
Das Pferd unter mir schnaufte inzwischen lautstark, und ich zügelte es ein wenig. Brauner war nun schon eine gewaltige Strecke im Galopp entlang gerast, und ich wollte es nicht riskieren, ihn schon jetzt aller Kräfte zu berauben. Vielleicht würde mich ein Zwergentrupp wider Erwarten entdecken und ich müsste eine Flucht hinlegen, die jener aus Ironforge in nichts nachstand. Mit einem ausgelaugtem Gaul wären die Chancen für ein erfolgreiches Vorhaben beträchtlich niedriger als mit einem ausgeruhtem. So kam ich zwar nur langsam vom Fleck, dafür jedoch mit der Gewissheit, jederzeit einen Zahn zulegen zu können.
Bibbernd zog ich den Umhang ein wenig enger zusammen. Er war nicht unbedingt dünn, aber auch eindeutig nicht für diese Umgebung geschaffen. Den Wind konnte er nur leidig abhalten, und die dreckigen Klamotten, die ich darunter trug, hätten genauso gut im Schnee liegen können.
Alles um mich herum war so still wie bei einem Begräbnis eines hohen Anführers. Nichts regte sich auf den weißen Hügeln, die wir passierten, oder trat über die Straße. Tatsächlich war ich froh über das Wetter. Der Sturm, den ich überstanden hatte, ließ oftmals viele Händler und auch Wachen verschnaufen und lieber einen Humpen Donnerbräu trinken, anstatt gewissenhaft ihrer Aufgabe nachzugehen. Das bedeutete für mich, dass die gepflasterten Wege frei sein würden. Bisher hatte ich auch noch keine einzige Seele entdeckt, nicht einmal ein Wildschwein oder einen Hasen. Jedes Wesen schien sich verkrochen zu haben, nur ich und das nun etwas ruhiger atmende Pferd waren unterwegs.
Alles wurde schwarz...
Und sofort schreckte ich wieder hoch. Meine Augen waren für einen Augenblick zugefallen. Schlaf konnte ich mir jedoch auf keinen Fall leisten, nicht inmitten der Kälte und bedroht von dem noch immer wolkenverhangenen Himmel. Ich durfte nicht einnicken.
Mein Oberkörper kam langsam ins Wanken. Alle Kräfte schienen mich zu verlassen, die Müdigkeit war in jede Sehne gekrochen. Meine Beine fingen an zu schmerzen, jeder Muskel schrie nach erlösender Ruhe.
Eine Zeit lang schaffte ich es noch, mich aufrecht zu halten, dann wurde selbst die kleinste Bewegung zu einer Kraftprobe, der ich bald nicht mehr gewachsen war. Erneut schlossen sich die Lider, wurde alles schwarz. Dieses Mal versuchte ich nicht mehr, dagegen anzukämpfen. Mein geschundener Körper war am Ende und nicht mehr imstande, sich auch nur einen Zoll weit zu bewegen. Die Stille umhüllte mich wie ein schweres Tuch, selbst der Wind schien nachzulassen, um mich in meiner Ruhe nicht zu stören.
Langsam sackte ich vornüber, dann spürte ich das warme Fell des Gauls auf meinem Gesicht. Die letzten Gedanken verflüchtigten sich vollends und machten einer dumpfen Leere Platz, in der nichts mehr vor sich ging. Gleichzeitig nahm die eben verspürte Wärme ab und wurde von einer alles durchdringenden Kälte abgelöst, die alles an mir einnahm. Sogar mein Herz schien träger zu werden. Die Stimme in mir, die mich dazu drängte, endlich wieder aufzuwachen, kam von weit her, wurde immer leiser und erstarb schließlich.
Davor rief sie noch: »Dann stirb!«
Ein Zucken ging durch meinen Körper, gefolgt von einem ungeheurem Schmerz, der seinen Ursprung im Rücken hatte. Ich riss die Augen auf, wollte aufschreien – und stellte entsetzt fest, dass ich keine Luft mehr in mir hatte. Aufgeregt versuchte ich, nach Atem zu schnappen. Mein Blick flitzte derweil von einer Ecke zur nächsten, doch in der Dunkelheit, die um mich herum herrschte, erkannte ich nicht einmal mehr die Hand vor den Augen. Das Geräusch von scharrenden Hufen drang an mein Ohr, gefolgt von einem leisen Wiehern.
Zu wissen, dass Brauner ganz in meiner Nähe war, beruhigte meinen Körper genauso wie meinen aufgewühlten Geist. Endlich hatte ich es auch wieder geschafft, zu Atem zu kommen. So blieb ich erst einmal liegen und wartete darauf, das etwas passierte.
Als ich mir endlich sicher sein konnte, dass ich und mein Pferd alleine waren, stand ich zögerlich auf, streckte beide Arme von mir und machte ein paar Schritte, wobei ein jeder lautes Widerhallen verursachte. Ich musste mich in einer Höhle befinden – wie ich in sie hinein gekommen war, blieb mir ein Rätsel. Statt einer festen Wand erreichte ich auch noch etwas Warmes, Weiches, das sofort seinen Kopf wandte und anfing, meine Finger abzulecken. Grinsend strich ich dem Ross über die Nüstern. »Wo hast Du mich nur hin gebracht, Brauner...«
»An einen sicheren Ort.«
Meine Finger flogen geradezu zu dem Kurzschwert an meiner Seite und rissen es aus dem Gürtel heraus. Mit erhobener Waffe und einer Hand am Fell des Tieres, lauschte ich noch einige Momente, bevor ich mit möglichst mutiger Stimme die Finsternis fragte: »Wer seid Ihr? Gebt Euch zu erkennen!«
»Wozu? Ihr würdet mich ohnehin nicht sehen, oder etwa doch?« Leises, hohes Lachen folgte den letzten Worten. Es schien aus allen Richtungen zu kommen, und einmal mehr verfluchte ich den Umstand, in einer stockdunklen, riesigen Höhle zu sein.
Ein Fauchen ertönte, dann waberten Schatten unheilvoll über der Wand. Ohne zu zögern, wirbelte ich herum.
Und blickte einem alten Greis ins Gesicht. Er stand vielleicht einen Schritt von mir entfernt und grinste mich über den Rücken des Pferds hin an. Sein kurz gehaltener, weißer Vollbart umrahmte den Mund, kleine Falten vertieften sich dabei um seine grauen Augen und der gewaltigen, beinahe schon schnauzenförmigen Nase. Die Glatze schimmerte leicht im Licht der Fackel, die er in der Hand trug und scheinbar aus dem Nichts entzündet hatte. Seine andere hielt einen dürren Stock, an dem er sich festklammerte, um nicht einfach um zu fallen. Gekleidet war er in einer einfachen, moosgrünen Robe, die keinerlei Stickereien oder Verschönerungen aufwies.
Mein Atem ging nun, da ich dem Unbekannten direkt anschauen konnte, wieder ein wenig ruhiger. Das Schwert ließ ich deshalb jedoch keinesfalls sinken. »Ich frage Euch noch einmal, und diesmal möchte ich eine gescheite Antwort hören: wer seid Ihr?«
Das Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als der Alte antwortete: »Ich habe viele Namen. Einen davon nannte ich einer, sagen wir, gemeinsamen Freundin. Den meisten bin ich allerdings als Zôímgar bekannt.«
Einen Moment lang rasten alle möglichen Gedanken durch meinen Kopf, bis ich das Schwert erst zögerlich, dann jedoch bestimmt wieder in den Gürtel steckte. »Tut mir leid, aber ich habe noch nie von Euch gehört. Gibt es irgend etwas, wofür Ihr bekannt seid?«
Der Greis gluckste, als er aufgeregt nickte. »Aber natürlich! Ich bin ein Drache!«
 
Jetzt kommt wahrscheinlich gleich ein Höhepunkt. Ich hoffe das nächste Kapitel kommt wieder so schnell, wie das hier, aber ich möchte hier keinen hetzen.
 
Oho jetzt wirds intressant.
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Ein Drache na das kann ja was werden möcht mal wissen wo er da rein geratten ist
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Das Schweigen, welches diesem Satz folgte, wurde schließlich von einem zaghaften Lachen meinerseits gebrochen. »Ah, ja. Das war natürlich nur ein Scherz.«
Das Gesicht des Alten wurde schlagartig verdutzt und hellte sich nur nach und nach wieder auf. »Seltsam, dass Ihr es so schnell herausgefunden habt! Die meisten brauchen immer ein wenig länger dafür...«
Ich blies die angestaute Luft wieder aus und entspannte mich. Ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen, als ich erwiderte: »Ich achte eben auf einige Dinge, auf die andere nicht unbedingt achten. Dass Ihr ein Magier seid, ist nicht sonderlich schwer zu erkennen. Aber Drachen nehmen meines Wissens, wenn überhaupt, nur die Gestalten hübscher und vor allem junger Menschen an.«
Ein weiteres Mal ließ ich meinen Blick schweifen, wobei ich diesmal mit dem Licht der Fackel auch etwas erkennen konnte. Wie ich vermutet hatte, befand ich mich in einer riesigen Höhle, in der eine Ecke mit Stroh und Heu ausgepolstert war. Dort fand sich ein wildes Sammelsurium an Gegenständen: Kisten waren aufeinander gestapelt, darüber hingen bestickte Decken, auf denen wiederum eigenartige Pflanzen in Töpfen wuchsen. Einige davon erweckten mein Interesse: sie sahen extrem giftig aus, und ich war mir fast sicher, dass man aus ihnen etwas ziemlich Gefährliches brauen konnte. All diese Dinge waren eher den Seiten entlang angeordnet: die Mitte wurde von einem wackeligen, scheinbar morschen Tisch mit dazugehörigen, nicht minder zerstörten Stühlen ausgefüllt. Das Holz, aus dem sie geschnitzt waren, bot wahrscheinlich für mehrere Holzwürmerfamilien ein Zuhause und zugleich eine feste Mahlzeit. Auf der Tafel stand ein winzig anmutender, silberner Kerzenleuchter mitsamt einer noch kleineren Lunte, die aus einem Wachsstummel heraus spitzte.
Genau auf diesen Platz ging der alte Mann jetzt zu und winkte mich freudig hinterher. »Kommt schon! Setzt Euch, ich kann Euch eine Mahlzeit bieten. Ihr seid doch gewiss hungrig, oder etwa nicht?«
Wie um an meiner satt Antwort zu geben, knurrte mein Magen mit ohrenbetäubender Lautstärke. Mit einer skeptischen Miene nickte ich langsam. »Ja, das bin ich. Aber vorher gilt es, noch ein paar Fragen zu beantworten...«
»Und die wären?« Mein Gegenüber hatte sich bereits auf einem der Stühle niedergelassen, der wie durch ein Wunder sein Gewicht trug, wenn er auch wehleidig knarrte.
»Zum Beispiel stellt sich mir die Frage, warum ich hier bin.« Ich behielt den Greis stets im Auge. Er mochte vielleicht harmlos aussehen, doch was dies anging, machte ich keine Ausnahme. Zugleich strich ich dem Pferd beruhigend über die Schnauze, was ihm sichtlich gefiel.
Der Alte sah mich einen Moment lang lächelnd an, dann antwortete er gedehnt: »Das ist eine lange Geschichte, werter Herr, eine sehr lange Geschichte. Wenn Ihr Euch setzen würdet, hättet Ihr es sicherlich einfacher.«
Mit einem leisen Seufzer auf den Lippen und den Kopf schüttelnd, gab ich nach. Der Mann wollte eindeutig keine Informationen heraus rücken, solange ich mich nicht ihm gegenüber niedergelassen hatte. So blieb mir nichts anderes übrig, als die wenigen Schritte zu ihm hinüber zu tun und ebenfalls einen Stuhl heranzuziehen. Betont vorsichtig hockte ich mich darauf, und ein weiteres Mal überraschte mich das Holz mit ungeahnter Beständigkeit.
Fragend sah ich in das Gesicht des nun vor mir Sitzenden. »Was ist das also für eine lange Geschichte, die Ihr mir zu erzählen habt?«
»Ich fand Euch auf dem Pferd und habe Euch mitgenommen.«
Kurz herrschte Stille, dann zog ich eine Augenbraue nach oben. »Das war... alles?«
»Natürlich war das alles!« Der Alte fing erneut an zu lachen, auch wenn er diesmal von einem Hustenanfall unterbrochen wurde. Sein Grinsen setzte er gleich, nachdem er sich beruhigt hatte, wieder auf. »Ich weiß ja nicht, was mit Euch passiert ist, aber als ich Euch fand, lagt Ihr schlaff auf Eurem Ross und habt keinen Mucks mehr getan! Zuerst dachte ich schon, Ihr wäret tot, aber Eure Brust hob und senkte sich noch. Und so habe ich Euch mit zu mir nach Hause gebracht!«
Während er all dies erzählte, hatte der Greis den Stummel entzündet und die Fackel zwischen zwei Kisten geklemmt, von wo aus sie das winzige Licht der Kerze unterstützte. Nun bekam ich die Gelegenheit, meinen Gegenüber noch ein wenig genauer zu mustern. Seine Haut zeugte vom Alter, war mit Falten bedeckt und von Maserungen überzogen, die ihm ein wundersames Aussehen verliehen.
»Dann möchte ich Euch für meine Rettung danken.« Ich neigte sanft mein Haupt, senkte jedoch nicht meinen Blick, sondern beobachtete ihn genau. »Ohne Euch -«
»Ach, für Dankesgesülze habt Ihr später noch Zeit!« Die runzelige Hand des Alten schwirrte einmal durch die Luft und beschrieb dabei einige Gesten, bis mit einem leisen Knall ein Laib Brot über dem Tisch erschien und darauf knallte. Dabei wurde die Tafel mit einem gut vernehmlichen Knarzen durchbrochen, und ein Hagel von Brotkrummen und Holzsplittern flog auf den Boden. Einem weiteren Knall folgte eine voll gefüllte Karaffe, die genau über dem Loch erschien und durch dieses auch wieder verschwand. Lediglich das Zerschellen des tönernen Gefäßes zeugte davon, dass es gerade eben noch da war.
Meine Augenbraue hob sich ein weiteres Mal, diesmal jedoch ein Stück höher, als ich die peinlich berührte Miene des Magiers begutachtete. Während ich mich nach unten beugte und das Brot aufhob, murmelte ich: »Ich glaube, Ihr solltet Euch baldmöglichst einen neuen Tisch besorgen.«
»In diesem Punkt stimme ich Euch vollkommen zu...« Mit einem prüfenden Blick untersuchte der alte Mann das Loch, wobei er erneut mit der Hand herumfuchtelte und eine weitere Karaffe herbei zauberte, die jedoch an der äußersten Ecke des Tisches erschien und dort unheilvoll wankte, als müsse sie sich gerade entscheiden, ob sie verbleiben oder sich ebenso wie ihre Schwester in das Verderben stürzen wolle. »Nun, wenigstens scheint das Brot nicht allzu viel abbekommen zu haben.«
Ich betrachtete gerade die Unterseite der Backware, die von Holzsplittern nur so strotzte, und lächelte matt. »Ja, scheint so.« Mit einer fließenden Bewegung zog ich das Kurzschwert aus dem Gürtel und fing an, in dem flackernden Licht ein paar Scheiben abzuschneiden und sie dem Greis zu reichen. »Wenn Ihr ein wenig schwerer zu kauen haben solltet, ist es wahrscheinlich nur ein bisschen Holz.«
Mit einer verwunderten Miene ließ dieser nur ein »Aha« über seine Lippen kommen, bevor er, nach einer eingehenden Überprüfung, in das Brot biss und gespielt genüsslich mit den Zähnen mahlte, bis er auf etwas Hartes zu beißen schien, augenblicklich das Gesicht verzog, die Zunge mit dem halb zerkleinerten Essen herausstreckte und einen einzelnen Splitter daraus hervor zog. Der Anblick lockte mir ein neuerliches Grinsen auf das Gesicht, welches jedoch gleich wieder verschwand. Ich zog die Reste des Holzes aus meiner Scheibe Brot heraus und fragte zugleich: »Sagt, Zôímgar, was macht ein so alter und gebrechlicher Mann wie Ihr ganz alleine in einer Höhle, inmitten in der Wildnis?«
Überrascht blickte der Angesprochene auf: »Inmitten der Wildnis? Woher wollt Ihr das wissen? Schließlich habt Ihr keine Idee, wo Ihr Euch gerade befindet, oder?«
Mein Blick verweilte auf ihm, während ich einen Augenblick lang nachdachte. »Nein, ich weiß es nicht. Aber seit meiner -«
»Ja? Seit Eurer was?« Die Neugier des Greises war sofort entfacht, kaum dass ich mich selbst unterbrach. Mit einem leichten Lächeln fuhr ich fort: »Seit meiner Verabschiedung von Ironforge war ich inmitten der weißen Wüste unterwegs, und das für mindestens zwei Sonnenumläufe. Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass wir uns nicht inmitten der Wildnis befinden sollen. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre: wo sind wir dann? Etwa in einer Stadt?«
»Nun ja, nicht in einer Stadt.« Der Alte erwiderte mein Lächeln, während er eines der beiden Gläser, die eben noch nicht neben der Karaffe gestanden hatten, nahm, ein wenig Wein einschenkte und es mir reichte. »Wir befinden uns in einem kleinen, nur schwer zugänglichen Seitental von Dun Morogh. Besser gesagt, schwer zugänglich ist es nicht, doch vielen Geschöpfen unbekannt. Hier hause ich schon seit langem.«
Ich nahm das Glas dankbar an und nippte kurz an dem Getränk. Er schmeckte vorzüglich: süß und doch ein wenig bitter, hinterließ er einen Hauch von Trauben auf der Zunge. Ich ließ sogleich ein weiteres Schlückchen meiner Kehle hinunter rinnen, bevor ich fragte: »Ihr lebt alleine hier?«
»Oh, nein! Natürlich nicht alleine.« Das Lächeln meines Gegenübers wurde eine Spur breiter, als er sachte seinen Kopf schüttelte. »Meine Tochter ist draußen und sieht sich nach einer ordentlichen Mahlzeit um. Brot und Wein kann ich herbei beschwören, doch Fleisch ist ein kostbares Gut, dass mit Zauberei nicht zu beschaffen ist.«
Ich nickte leicht, während ich mich ein Stück zurück lehnte und erstmals seit der Ankunft alle Vorsicht fallen ließ. »Warum habt Ihr mich aufgenommen?«
»Warum sollte ich einen Ohnmächtigen in der eisigen Kälte verbleiben lassen, in der er mit Sicherheit stirbt?« Auch der alte Mann hatte sich inzwischen etwas von dem Wein eingeschenkt und trank davon.
Kurzzeitig war ich versucht, eine Antwort zu geben. Dieser Drang ließ jedoch sehr schnell nach, nachdem ich erkennen musste, dass ich ihm nur zustimmen konnte. Stattdessen wandte ich meine Augen von ihm ab und starrte auf den Felsen, über den Schatten huschten und groteske Bilder zeichneten, die mir allesamt ein Rätsel blieben. Dennoch konnte man ihnen lange zusehen, selbst wenn man sie nicht verstand. Sie schienen die Zukunft voraussagen und den Betrachter warnen zu wollen, doch vergebens. Was auch immer sie auszudrücken gedachten, blieb mir verwehrt.
Nach einer Weile richtete ich meinen Blick wieder auf den Greis, der angefangen hatte, sich mit einem Holzsplitter Essensreste aus den Zähnen zu pullen. Ich setzte mich wieder einigermaßen aufrecht hin und nickte ihm kurz zu. »Ich danke Euch nochmals für das, was Ihr getan habt. Und ich möchte Euch zugleich um einen weiteren Gefallen bitten.«
Der Angesprochene hörte auf, in seinem Mund herum zu stochern, und schaute mich fragend an. »Soweit es in meiner Macht steht, werde ich gerne tun, worum Ihr mich bittet, mein Freund.«
Ich konnte mir ein Grinsen nicht gänzlich verkneifen, als ich antwortete: »Ich nehme stark an, dass es Euch keine allzu großen Umstände bereiten sollte, Zôímgar. Ich bitte nur darum, ein wenig länger bleiben zu dürfen.«
Der Alte zog eine Augenbraue in die Höhe, genau so, wie ich es vorher immer getan hatte. »Dürfte ich auch den Grund dafür erfahren?«
Ich zuckte nur unschuldig mit den Achseln. »Meine Aufträge in Ironforge sind erfüllt und ich weiß nicht, wohin ich als Nächstes gehen sollte. Was liegt näher, als hier zu verweilen?«
»Hm.« Der Greis brummte das Wort in seinen Bart, bevor er mit einer gewissen Neugier in den Augen und dennoch verwunderter Stimme erwiderte: »Und warum geht Ihr nicht einfach nach Hause?«
Ich hatte mit allen möglichen Antworten gerechnet, doch nicht mit dieser. Einen Moment lang blickte ich ihn nur verständnislos an, bis mir klar wurde, dass ich einfach nur die Wahrheit zu sagen hatte.
»Ich habe kein Zuhause.«
Die Worte klangen merkwürdig leer, und ihnen folgte ein leichter Stich ins Herz. Erst jetzt wurde mir tatsächlich bewusst, dass diese Antwort Recht behielt – ich war ein Ausgestoßener, der keinen Ort mehr seine Heimat nennen konnte, der nicht einmal mehr sicheren Fußes durch das Land reisen konnte, ohne auf Patrouillen oder Wachen achten zu müssen.
Ein Lächeln wuchs auf den Lippen meines Gegenübers, als er sich ein wenig zurück lehnte. »Bleibt so lange, wie Ihr wollt, mein Freund. Bleibt so lange, wie Ihr nur wollt.«
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
das war jetzt mal ein gutes stückchen Geschichte^^
ich musste ehrlich grinsen, als du die Möbelstücke und ihre beschaffenheit beschrieben hast.
Naja, ich finds, nur schade, dass dieser Teil der Geschichte wieder so krz war... Aber man kann ja nicht alles erwarten. Außerdem hat das die Vorfreude auf de nächsten Teil noch angefacht^^
Wirklich gut. Man, das hat mir den Abend gerettet^^
MfG Anni
 
Schade, aber kommen wird er doch bestimmt. Irgendwann...

Oder?
 
lol, also das mit dem Brot und dem Wein ist einfach nur genial. Man musste ich lachen.
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@Seufernator: natürlich kommt irgendwann der letzte Höhepunkt. Nur wann, das ist die Frage, die ich selbst noch nicht so recht zu beantworten weiß... ich werde auf jeden Fall Bescheid sagen.
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Und sorry, dass es mal wieder ein wenig länger gedauert hat, aber in letzter Zeit war bei mir daheim ´n Haufen los. Ich hoffe nur, dass ich jetzt wieder ein wenig öfters zum Schreiben komme.
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»Habt vielen Dank.« Mit einem leichten Nicken stand ich auf. Mir kam es gar nicht so vor, dass ich auf meinen beiden Beinen stand. »Ich werde... wohl besser schlafen gehen.«
Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, wandte ich mich um und schritt in die Dunkelheit hinein, auf der Suche nach Brauner, der meine Decke in einer der Satteltaschen trug und überdies ein äußerst weiches Kissen war. Es dauerte nur einen Augenblick, dass ich ihn fand und ihm über die Schnauze streichelte. »Na, mein Kleiner... wird wohl Zeit, dass wir uns zur Ruhe legen, nicht wahr?«
Gleich darauf hatte ich eine meiner Decken unter mich ausgebreitet und die andere um mich gewickelt. Der Gaul lag bei meinem Kopf und schien bereits zu schlafen, denn seine Zunge hing, im schwachen Schein der Fackeln nur schwer zu erkennen, aus seinem Maul. Lächelnd streckte ich mich noch ein letztes Mal, bevor wieder trübe Gedanken meine Ruhe zu stören versuchten. Ich verscheuchte sie, so gut es ging, aus meinem Kopf und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, und alle Geräusche, hauptsächlich das Schlürfen des alten Mannes, rückten in weite Ferne...
»Verflucht noch mal! Du weißt nicht, was du dir damit eingehandelt haben könntest!«
»Aber natürlich weiß ich das, meine Kleine. Ich -«
»Nenn mich nicht dauernd 'deine Kleine'! Ich bin ein alt genug, da kannst du mir auch mal ab und zu mit ein wenig Respekt entgegen kommen!«
»Also, meine Kleine. Er ist keine Gefahr für uns. Er ist nur ein junger und überaus netter Mann, der nichts Böses im Schilde führt! Ich habe viel über ihn herausgefunden, er war in Stormwind ein kleiner Strauchdieb, der gerne die Obrigkeit zum Gespött machte, und mehr nicht.«
Spätestens jetzt versuchte ich nicht mehr, einfach wieder den Schlaf fortzuführen, aus dem ich eben aufgeschreckt war, sondern spitzte die Ohren und kämpfte gegen den Drang an, nun doch noch ins Reich der Träume einzuziehen.
Ich wusste nicht genau, wer dort sprach, aber das Gespräch war anscheinend noch nicht lange im Gange. Besser gesagt schien es gleich, nachdem mir die nun zu Schlitzen geöffneten Augen zugefallen waren, zustande gekommen zu sein, denn die vorhin entzündeten Fackeln verstrahlten noch immer ihr waberndes Licht und selbst der Kerzenstummel brannte noch.
»Mehr nicht? Mehr nicht?! Reicht es etwa nicht aus, dass er eindeutig ein Krimineller ist?! Verdammt, wenn er nur -«
»Leise! Oder du weckst ihn noch!«
Kurzzeitig herrschte Stille. Erst jetzt erkannte ich die Stimme und die dunkle Silhouette des alten Greises, Zôímgar, der mich aufgenommen und dazu eingeladen hatte, bei ihm zu wohnen. Sie hatte sich verändert, war nicht mehr so hoch und zittrig, sondern vielmehr tief und stark, als käme sie aus einer jungen Brust.
»Wie ich schon sagte: er hatte nur seine Späße und das Überleben im Sinn. Er hat niemals getötet und wird es wohl auch niemals tun. Er ist eine gute Seele und würde niemanden bedrohen, wenn -«
»Was ist mit der Elfe? Sie hat er bedroht, mehr als nur das! Er hat sie als Geisel genommen und -«
»Lass mich doch ausreden, mein Kind.« Der Alte unterbrach wieder die helle und aufgebrachte, aber keineswegs unangenehm klingende Stimme, die aus der Dunkelheit drang und deren Besitzer sich wohl nicht dem Licht aussetzen wollte, das von den Kisten begrenzt wurde. So zart und doch beherrschend, wie sie war, musste sie eindeutig einer Frau gehören.
Scheinbar lächelnd fuhr der Mann fort: »Er bedroht niemanden, wenn er es irgendwie verhindern kann. Und benötigt er es, so ist er durchaus gewillt, eine Geisel zu nehmen – jedoch nur eine, die er bereits gut kennt und deren Hass er nicht teilen kann.«
»Was willst du damit sagen?« Stiefel scharrten über den steinernen Boden. »Etwa, dass er uns nicht als Geiseln nehmen oder uns angreifen könnte? Mach dich nicht lächerlich, Vater!«
»Du bist nicht in der richtigen Position, um mich zu kritisieren, Hana! Wegen dieser alten Geschichte vertraust du keinem Menschen mehr! Nicht einmal mir!«
»Wundert dich das etwa? Wie soll ich jemandem vertrauen können, nach dem, was damals geschehen ist?!«
Der Greis setzte bereits wieder zu einer nicht minder zornigen Antwort an, die mich jedoch nicht mehr allzu sehr interessierte. So leise es nur irgendwie ging, schob ich die Decke fort und zog das Kurzschwert, das darunter verborgen war, an mich.
»Ich will nichts davon -«
Die Stimme aus der Finsternis verharrte mitten im Satz. Beinahe sofort hielt ich den Atem an, wogegen mein Herz anfing, gegen die Rippen zu hämmern.
Ein leises, beinahe animalisches Fauchen ertönte, gefolgt von einem wütigen Ruf: »Er ist wach!«
Ein Lidschlag später stand ich bereits auf meinen Beinen und sah mich gehetzt um, das Schwert fest in meiner Hand. Brauner erwachte ebenfalls und rappelte sich weitaus mühsamer auf. Bis er sich vollends erhoben hatte, war ich bereits in die Dunkelheit verschwunden, möglichst weit weg von der Stimme, dem Alten und dem vermaledeiten Licht, dessen letzte Strahlen meine Füße erhaschten, bevor ich mich endlich in den aus den aufgestapelten Kisten entstandenen Schatten verstecken konnte. Meine Brust hob und senkte sich schnell, und doch verursachte ich keinen Laut, der mich hätte verraten können.
Umso mehr erschrak ich, als ich einen leisen Schritt von links hörte.
Einen Moment später war mein Körper bereits in Bewegung geraten, ohne auf einen Befehl vom Gehirn abzuwarten. Ich flog durch die Luft, ohne auch nur die Hand vor den Augen sehen zu können. Dafür spürte ich umso mehr, als ich gegen etwas Weiches stieß und es mit mir zu Boden riss. Dem überraschten Schrei nach zu urteilen handelte es sich um die Stimme, die vorhin noch mit dem Alten gesprochen hatte.
Erst jetzt entsann ich mich meiner Waffe, die ich nach wie vor in der Hand hielt und die wie durch ein Wunder mein Opfer nicht verletzt hatte. Hastig fuhren meine Finger über das Gesicht des Unbekannten, bis sie die Kehle gefunden hatten. Einen Augenblick später verharrte die Klinge am Hals des am Boden Liegenden. So leise wie nur möglich flüsterte ich: »Ein Wort, und Ihr seid tot.«
Dass sie keine Antwort gab, interpretierte ich als ein stummes 'Ja'. Vorsichtig kletterte ich von dem Körper, das Kurzschwert immer am verletzbaren Punkt verharrend. »Aufstehen. Langsam.«
Gehorsam erhob sich die Gestalt. Als sie auf ihren beiden Beinen stand, umschlang ich sie sofort mit einem Arm und presste sie an mich. Hastig flüsterte ich in ihr Ohr: »Den Ausgang.«
»Woher soll ich wissen, wo der Ausgang ist?«
Ich blinzelte kurz und verwirrt, bevor ich mit einem leichten Lächeln erwiderte: »Nun, wenn Ihr nicht wisst, wo der Ausgang aus dieser Höhle ist, dann seid Ihr nutzlos für mich, nicht wahr? Und wisst Ihr, der alte Herr da drüben hatte tatsächlich Unrecht... wenn jemand sterben muss, dann muss er eben sterben, nicht wahr?«
»Hana? Hana, wo bist du? Warum hast du geschrieen?«
Ein Augenblick später kam der Greis zwischen seinem gesammelten Krimskrams hervor, in der einen Hand eine Fackel, in der anderen etwas, das ich nicht so recht erkennen konnte. Es erinnerte mich entfernt an eine hell leuchtende Kugel, doch dummerweise konnte ich nicht sehen, worum es sich tatsächlich handelte. Als er jedoch meine Gefangene in ihrer misslichen Lage erkannte, blieb er abrupt stehen. Seine Augen weiteten sich ein Stück und verengten sich dann zu Schlitzen, während er mit eindeutig verärgerter Stimme brummte: »Drênak Fasthand, was tust du da? Du bedrohst meine Tochter?!«
Ich sah ihn überrascht an. »Oh, das ist Eure Tochter, die ich da bedrohe, Zôímgar? Nun, das ist mir ehrlich gesagt egal.« Behutsam trat ich einen Schritt zurück und zog dabei die Frau mit mir, dann noch einen Schritt, bis wir in einen langsamen Trab verfielen. Der Alte folgte mir, nicht jedoch gebückt und wie ein alter Mann, sondern aufrecht gehend und um ein paar Jahrzehnte jünger, auch wenn ihm sein Aussehen geblieben war. »Ich habe auf dich gebaut, Drênak! Ich habe dich unterstützt, dich verteidigt! Und so dankst du es mir?«
»Tja, ich bin eben nicht der dankbare Typ. Ich bin lieber einer, der in Schande lebt, aber lebt.«
»Lieber sterbe ich, als dass ich in Schande leben würde!« Die gezischelten Worte kamen von meiner Gefangenen, die mir nach wie vor gezwungenermaßen folgte. Ich grinste breit und wisperte ihr ins Ohr: »Dann habt Ihr eindeutig eine andere Sichtweise als ich, Mylady. Aber glaubt mir, ich kenne da jemanden, mit dem Ihr Euch bestens verstehen würdet... dummerweise mag diese Lady mich genauso wenig wie Ihr.«
»Dann scheint sie immerhin einen guten Geschmack zu haben!«
»Es gibt leider nicht viele, die mich leiden können, nachdem ich ihnen eine Klinge an den Hals gelegt haben, wohl wahr.«
»Drênak!«
Mit einem leisen Seufzer sah ich auf. Der Alte war mir nach wie vor gefolgt, doch nun hatte sich seine Miene verändert: sie war nicht mehr verärgert oder wütend, sondern vollkommen ernst. »Ich gebe dir eine letzte Chance. Lass meine Tochter frei, und dir wird nichts geschehen.«
»Oh, natürlich!« Ich musste freudlos auflachen, bevor ich hinterher setzte: »Wisst Ihr, Zôímgar, ich habe diese Worte schon zu oft gehört, als dass ich ihnen Glauben schenken könnte. Tut mir wirklich leid, aber was solch sentimentales Gelaber angeht, seid Ihr eindeutig an den falschen Mann geraten. Sagt mir lieber: was wollt Ihr von mir? Ihr wisst genau über mich Bescheid, Ihr habt mich nicht durch Zufall gefunden! Und Eure Tochter«, ich gab meiner Geisel einen leichten Stoß in die Seite, der sie aufkeuchen ließ, »hätte mich anscheinend lieber tot als lebendig! Wer seid Ihr also? Wer seid Ihr wirklich?«
Diesmal war es an meinem Gegenüber, der leise seufzte und dann leicht nickte, bevor er wieder aufsah und mir direkt in die Augen blickte.
»Ich bin ein Drache.«
Stille.
Dann ein versuchtes, freudloses Auflachen meinerseits, dass jedoch kläglich verhallte. »Ihr... Ihr meint das jetzt nicht ernst, oder?«
»Oh doch, das tue ich.« Die Kugel, die sich eben noch in seiner Hand befunden hatte, zischte an meinem Kopf vorbei und zerbarst nicht weit hinter mir in Tausenden von Funken. Erschrocken riss ich meinen Kopf herum, doch das Einzige, das ich erkennen konnte, war die wieder vorherrschende Finsternis.
Als ich wieder nach vorne blickte, erkannte ich eben noch, wie die Gestalt des alten Greises anfing zu leuchten und dabei immer größer wurde, anfing, über meinen Kopf zu wachsen. Erschüttert beobachtete ich das Geschehen, unfähig, irgend etwas zu unternehmen. Es war keine Angst, die mich hatte erstarren lassen – es war pure Faszination.
Ich bemerkte erst zu spät, dass sich mein Griff gelockert und das Schwert nicht mehr an seiner vorhergesehenen Stelle anlag.
Erschrocken schaute ich in das Gesicht der Frau, die sich blitzschnell, beinahe schon zu geschwind, um es wirklich wahr zu nehmen, herum wirbelte. Ihre vor Wut triefenden Augen bohrten sich in die meine, und ich konnte nicht anders, als den Blick zu erwidern, auch wenn mir diesmal ein kalter Schauer über den Rücken jagte und alles in mir danach schrie, diesen unheiligen Ort möglichst schnell zu verlassen.
Ich hatte noch keinen Schritt gemacht, als ihre Faust gegen meine Schläfe donnerte und augenblicklich alles um mir herum schwarz wurde.
 
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