[WoW-Story] Heldentum

Nein, NEEIN. Weiter weiter weiter. Zu spannend. Was jetzt?
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Gut wie immer, aber in diesem Fall muss ich einmal etwas bemängeln. Auch wenn das nur ein kleiner Fehler ist, Pferde schlafen nicht im liegen, das ist gegen ihre natur. Sie sind Fluchttiere, wie Giraffen, Gazellen etc., die schnell weglaufen können müssen. nur die jungtiere schlafen nicht im Stehen. Ich weiß, das ist jetzt korinthenkackerei, aber irgendwie musste ich das erwähnen^^
Freu mich schon auf die Fortsetzung.
MfG, Anni
 
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Wenn es doch nicht so lange dauern würde mit den Fortsetzungen, aber einen Geschichtenschreiber kann niemand treiben, außer ihm selbst. Und dann leidet noch die Qualität darunter.
 
Es geht immer irgendwann weiter. Aber wenn man mal gerade keine Zeit oder auch keine Motivation hat, zu Schreiben, dann kann es schon mal zu Versorgungsengpässen kommen.
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Kapitel 10

Eine herrlich grüne, von allerlei Blumen übersäte Wiese erstreckte sich, soweit das Auge reichte. Am Horizont reckten sich Berge gen Himmel, manche der Gipfel verschwanden sogar in den Wolken. Sie zu bezwingen, hätte sicherlich einiges an Zeit und Anstrengungen gekostet, doch der Ausblick wäre es wohl wert gewesen. Die Sonne schien derweil mit gütiger Wärme vom Horizont und tauchte ihn in ein leichtes Rot, das geradezu majestätisch auf mich wirkte.
Ein Lächeln huschte über meine Züge, die Augen erfreuten sich an der Schönheit dieser Gegend, deren Namen mir zwar vollkommen unbekannt war, aber die ich unbedingt noch einmal sehen wollte, bevor ich sterben würde.
Bis alles mit einem Schlag schwarz wurde und sich ein Gedanke mit aller Gewalt in mein Bewusstsein schlug.
Ich erinnerte mich an das, was geschehen war. An die Frau, die ich gefangen gehalten, und den Mann, der sich in einen Drachen verwandelt hatte. Ich erinnerte mich an das Gespräch, das zuvor geführt worden war. Und ich erinnerte mich schmerzlich an meinen vereitelten Fluchtversuch.
Vielleicht würde ich ja sogar bald sterben.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass meine Augen geschlossen waren. Verwirrt blinzelte ich einige Male, bevor sich das Bild klärte und ich uneingeschränkte Sicht auf die Szenerie vor mir hatte.
Eine junge Lady stand im Licht einer neben mir stehenden Kohlepfanne vor mir, hübscher als jedes Geschöpf, das mir bisher begegnet war. Sie trug eine enge Lederhose sowie ein Leinenhemd, das ihre Rundungen betonte und doch genügend verhüllte, um nicht aufreizend zu sein. Ich schätzte sie fast ein halber Kopf kleiner als mich selbst, doch ihre Statur verriet, dass sie nicht zu den wehrlosen Barmädchen gehörte, sondern sich selbst zu verteidigen wusste. Ein weiteres Indiz dafür war der Stab in ihrer Hand, den edle Runen und Schnitzereien schmückten.
Ihr Gesicht hatte einen wütenden Ausdruck angenommen, als sie erkannte, dass ich wach war. Die kleine Stupsnase erbebte kurzzeitig, die Wangen färbten sich leicht rot und das zu einem kurzen Zopf gebundene, feuerrote Haar wippte leicht auf und ab, als sie einige Schritt auf mich zu kam. Die grünen Augen bohrten sich in die meinen und schienen direkt in mich hinein zu sehen, was mir ein unangenehmes Gefühl im Bauch verursachte. Und dennoch sah ich nicht weg, sondern blickte möglichst aufrichtig und stolz zurück.
Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Hände hinter meinem Rücken an einen Pfahl zusammen gebunden wurden. Ich war einmal öfters gefesselt und meinem Gegenüber hilflos ausgeliefert. Zu meiner eigenen Verwunderung überkam mich diesmal jedoch keine Angst und Furcht, sondern eher Trotz. Dementsprechend hob ich meinen Kopf und fragte gerade heraus: »Dürfte ich wohl den Grund erfahren, warum ich hier gefangen gehalten werde?«
Die Frau grinste fies und hinterhältig, als sie vielleicht zwei Fuß entfernt von mir stehen blieb und mich kurz musterte, bevor sie mit einer angenehm dunklen und doch kalten, schneidenden Stimme antwortete: »Ich mag es nicht, wenn man mich töten will, Fasthand. Ich bin sehr leicht reizbar, was dies anbelangt.«
»Nun, das bin ich auch. Aber im Gegensatz zu Euch, meine Teure, fessle ich meinen Feind nicht und lasse ihm wenigstens eine geringe Chance, sich dem Urteil zu erwehren.«
»Oh, tatsächlich?« Mit gespielter Verwunderung erwiderte sie: »Ich habe da aber schon andere Dinge gehört... zum Beispiel, dass du eine Elfe als Geisel genommen und ihr eine Klinge an den Hals gehalten hast, damit sie auch ja keinen Mucks machen kann. Und ich glaube«, ihre Stimme wurde noch ein wenig schärfer und verletzender, »ich kann mich vage daran erinnern, dass du das selbe mit mir gemacht hast.«
Mit einem höhnischen Lächeln auf den Lippen zuckte ich nur mit den Achseln. »Schon möglich. Aber wenn ich diese überaus hinterhältige und verabscheuungswürdige Methode verwende, dann nur bei denen, die es auch unter allen Umständen und entgegen jedweden Gutdünkens verdient haben, Mylady
Einen Moment lang lächelte sie mich noch an, dann zuckte der Stab in ihrer Hand nach vorne, und der Knauf traf mich mit voller Wucht am Haupt. Die Pein verbreitete sich sofort von der getroffenen Stelle aus in meinen gesamten Körper, meine Sicht verschwamm kurzzeitig und es stellten sich schlagartig Kopfschmerzen ein. Einen leisen Schmerzschrei konnte ich nicht unterdrücken, doch dafür grinste ich hinterher umso breiter, als ich hinterher setzte: »Entschuldigt, Mylady, ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Ich benutze diese Methode nur bei Huren und solchen, die welche werden wollen.«
Der nächste Schlag war noch härter als der vorhergehende und schmerzte dementsprechend stärker. Ich musste die Zähne zusammen beißen und all meine Willenskraft aufbringen, um nicht los zu schreien. Meine Sinne brauchten dieses Mal auch ein wenig länger, um sich wieder zu sammeln und mir zur Verfügung zu stehen.
Das Lächeln meines Gegenübers erinnerte mich inzwischen eher an jenes eines Untoten, der gerade vorhatte, mir einen Knochen heraus zu reißen und an ihm herumzunagen wie ein Hund. Blut sickerte von der Wunde, die mir die Frau geschlagen hatte, und noch immer hielt ich meinen Hohn nicht zurück, was sie eindeutig ärgerte und vielleicht sogar verunsicherte, auch wenn sie es nicht zeigen wollte. Ihre Augen sagten jedoch etwas anderes als ihre Miene.
Schließlich versuchte sie, noch ein wenig breiter zu grinsen, was jedoch eher wie eine Grimasse aussah, als sie meinte: »Dir ist klar, dass du hier und jetzt von meiner Hand sterben wirst?«
»Von Eurer Hand?« Ich hob eine Augenbraue und lächelte sie müde an. »Zuerst einmal würde ich dann gerne den Namen jener wissen, von deren Hand ich sterben sollte. Hinterher will ich schließlich erzählen können, wer das Weib war, das es nicht zustande gebracht hat, mich als wehrlosen Gefangenen und mit den Händen auf dem Rücken gefesselt zu töten.«
Sie kam noch ein wenig näher an mich heran, gerade nahe genug, damit ich ihren warmen Atem auf meiner Haut spüren und die beängstigend spitzen Zähne erkennen konnte, als sie mit einem boshaften Lächeln meinte: »Du solltest meinen Namen eigentlich schon gehört haben, Fasthand. Ich heiße Hana Dagonmay.«
»Und Ihr seid eine Halbelfe.«
Verblüfft sah sie mich an. »Woher weißt du das?«
Ich blickte sie mit einem beinahe hasserfüllten Blick an, als ich knurrte: »Es gibt nicht viele Menschen, die spitz zulaufende Ohren und makellose Haut haben, Mylady
Ihr Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als sie ihr Haar vollkommen hinter die Ohren strich, damit diese besser zur Geltung kamen, mich umrundete und mit unschuldiger Stimme fragte: »Deiner Äußerung entnehme ich, dass du auf die Rasse meines Vaters nicht sonderlich gut zu sprechen bist?«
»Wenn ich die Zeit dazu hätte, würde ich gerne ein paar Horden-Rituale befolgen. Ich habe gehört, sie sammeln diese spitzen Dinger.«
Ihr leises Lachen wäre beinahe schön gewesen, hätte ich mich in einer anderen Lage befunden. »Nun denn, Drênak Fasthand«, säuselte sie mir ins Ohr, »wie willst du sterben? Vielleicht bin ich ja gnädig und gebe deiner Bitte statt.«
»Hana! Lass ihn in Ruhe!«
Überrascht sah ich den alten Mann an, der auf mich zu gehumpelt kam. Die Kraft, die er vor nicht allzu langer Zeit verstrahlt hatte, schien wie weggeblasen und hatte nur die leere Hülle hinterlassen.
Ein leises Fauchen, wie das einer Katze, ertönte hinter mir, als die Frau mit stolz erhobenen Haupt und gekränkter Miene an mir vorbei huschte, den Greis keines Blickes würdigte und hinter einer Biegung verschwand.
Ich nahm die Gelegenheit wahr, mich einmal genauer um zu sehen. Ich war eindeutig nicht mehr in der Grotte, in der ich geschlafen hatte, sondern anscheinend in einem kleinen, natürlichen Stollen. Die Decke war viel niedriger und die Wände näher, und die Kurve, um welche die Lady verschwunden war, bestätigte vollends meinen Verdacht.
Schließlich lenkte ich mein Augenmerk wieder auf den Alten, der inzwischen bei mir angekommen war und sich wieder schwer auf seinem Stab stützte. Ein leichtes Lächeln verharrte auf seinen Lippen, als er beinahe beiläufig erwähnte: »Sie hat ein sehr stürmisches Temperament, meine Kleine... Ihr solltet sie besser nicht zu sehr reizen, Sir Fasthand.«
Ich musterte ihn einen Augenblick, bevor ich antwortete: »Nennt mich nicht 'Sir', ich hasse Adelstitel.«
»Sehr gut. Ich nämlich auch.« Mein Gegenüber lachte leise, bevor er mit weit ernsterer Miene fort fuhr. »Sagt mir, Fasthand, warum habt Ihr so etwas Idiotisches getan wie meine Tochter zu bedrohen?«
»Sie ist nicht Eure Tochter.«
»Mag sein, aber sie ist wie eine Tochter für mich. Schlussendlich tut es nichts zur Sache. Beantwortet bitte die Frage.«
Ich seufzte leise und melancholisch. »Warum hätte ich es nicht tun sollen? Damit mich Eure Tochter umbringen kann, so, wie sie es gesagt hatte?«
Verwundert blickte mir der Greis in die Augen und beugte sich ein wenig auf, als er entgegnete: »Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich das nicht zulassen würde!«
Ich lächelte ihn nur müde an. »Wisst Ihr, Zôímgar, wenn man in einer Lage wie der meinen ist, und ich wette, Ihr kennt meine Lage bestens, dann vertraut man niemandem mehr. Und nun, da ich zum dritten Mal innerhalb für meinen Geschmack viel zu kurzer Zeit gefesselt bin, habe ich mich anscheinend nicht getäuscht, oder?«
 
ach schon wieder zu ende immer wenns spannend wird heul
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und wieder super geschrieben .

PS. lass dich nicht stressen Al Fifino machst deine sache schon richtig
 
Und wieder ein nettes Kapitel. Und wieder viel zu kurz für mich, aber was soll es ich bin ungeduldig und doch schiebe ich alles so lange auf, wie es geht.Vielleicht schreibe ich ja auch wieder an meiner Story weiter, aber vielleicht geht das auch später.

Al Fifino ich hoffe dass du in nächster Zeit viele Ideen hast, damit ich nicht so lange warten muss.
 
*Comment*
Tja, ich bin schon dabei, einen eigenen Fantasy-Roman zu schreiben... aber ich schätze, ich brauche Euch nicht sagen, dass der Markt derzeit von Fantasy-Büchern überschwemmt wird. Auch wenn die meisten davon Herr-der-Ringe-Kopien sind, und dazu noch richtig schlechte. (Zum Beispiel 'Zwergenzorn' & 'Zwergenmacht')
Einen Verlag zu finden, wird dementsprechend schwer werden. Zudem muss ich mich auch noch um alltägliche Dinge kümmern, wie Essen, Schlafen und Schule.
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Insofern... schauen wir mal, was der Roman in einem halben Jahr macht.
*Comment Ende*

wenn es sogar die "schlechten" bücher schaffen gedruckt zu werden ....
dann wirst du mit deinem roman ja keine probleme zu erwarten haben.
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dein schreibstil ist angenehm fesselnd!

edit: sag bescheid wenn ein buch von dir erscheint. ich werde es ganz sicher kaufen.

mfg
 
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puhh endlich mal wieder hier rein geschaut(habs dauernd vergessen-.-
und 4 kapitel verpasst naja hab ich gut was zu lesen
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freu mich schon voll drauf aber erstmal was zu futtern und zu treinken holen
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Haste gerade Schreibblockade?
 
Ideenlosigkeit + Führerschein-Prüfungsstress + Schule = Kacke. Und so eine Art Schreibblockade. Glücklicherweise gibt´s noch Leser, die mich darauf aufmerksam machen, hier mal wieder was online zu stellen, meine Prüfung ist gut verlaufen (ich habe endlich den verflixten Wisch) und Schule ist so gut wie um, sogar meine Muse knutscht mich wieder eifrig ab.

Danke, dass es noch Leute gibt, die hier vorbei schauen.
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Der alte Mann bedachte mich mit einem beinahe feindlichen Blick, bevor er leise antwortete: »Zu solch einem Wesen seid Ihr also schon verkommen? Ihr vertraut niemandem, das stimmt. Nicht einmal der Gnomin, die sich so heldenhaft für Euch geopfert hätte.«
So sehr ich mich auch anstrengte, den Schmerzen in meiner linken Brust konnte ich nicht dämpfen, als er Apoleia ansprach. Finster blickte ich zu Boden, denn in sein Gesicht konnte und wollte ich nicht blicken. Dafür hörte ich umso besser das verachtende Lachen, dass er nun ausstieß. »Ihr traut niemandem, nicht einmal jenen, die ihr Leben für Euch geben würden! Ihr würdet wahrscheinlich sogar noch Eure Mutter verkaufen, nur damit Ihr ungeschoren aus einer gefährlichen Situation heraus kommt, nicht wahr? Ich muss nicht einmal auf eine Antwort warten, ich kenne sie ja bereits.«
Mit trotziger Stimme erwiderte ich: »Dann verzieht Euch doch in Euer Rattenloch und lasst mich in Ruhe. Damit wäre uns beiden gedient, glaubt Ihr nicht?«
Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann ertönte das schlurfende Geräusch von Stiefeln, die über harten Fels kratzten, während der Greis davon ging und hinter der Gangbiegung verschwand.
Ruhe kehrte ein. Wieder einmal verfluchte ich meine rasche Zunge und wünschte mir beinahe, dass der Alte zurück kehren würde. Doch irgendwie wusste ich, dass er nicht kommen würde. Ich hatte mich eindeutig mit ihm verscherzt, und sollte er tatsächlich ein Drache sein, eines jener Geschöpfe, die ich noch niemals gesehen hatte und deren Anblick mich sehr wohl faszinierte, aber dennoch unheimlich abschreckte, so würde er mir voller Stolz den Rücken kehren und sich mir wahrscheinlich niemals wieder zuwenden.
Schließlich, nachdem ich mir sicher war, alleine zu sein, reckte ich meinen Kopf auf der Suche nach einer Schwachstelle in dem verfluchten Seil, dass mich gefangen hielt. Doch sosehr ich mich auch wandte, die eng angelegten Ketten gaben keinen Fingerbreit nach. Mit einem leisen Seufzer sah ich mein Schicksal ein und ließ meine Beine schlaff hängen, um wenigstens meinem geschundenen Körper ein wenig Ruhe zu gönnen, soweit dies denn möglich war. Und tatsächlich verschwamm gemächlich meine Sicht, die Dunkelheit um mich herum wurde dichter und meine Muskeln entspannten sich...
Bis ein angriffslustiges Knurren an meine Ohren drang. Alarmiert riss ich den Kopf herum, auf der Suche nach der Quelle des nicht eben erfreut klingenden Lautes, und entdeckte nur einen Moment später die beinahe zierlich anmutende, schwarze Wildkatze, die mir immerhin bis zur Brust reichte und mit angespannten Muskeln auf ihrem Platz verharrte. Meine Augen weiteten sich auf die Größe von kleinen Tellern, während mein Gesicht erstarrte und ich kein einziges Wort von mir geben konnte, selbst wenn ich es gewollt hätte.
Das Tier, dessen Fell im schwachen Licht der Fackel glänzte, setzte derweil eine Tatze vor die andere und kam mit gefletschten Zähnen auf mich zu, wobei es mich nie auch nur einen Lidschlag aus den Augen ließ. Endlich, nachdem es nur noch wenige Schritt von mir entfernt war, erwachte ich aus meiner Regungslosigkeit und schüttelte mich, so gut ich nur konnte, um mich von den Fesseln zu befreien. Mein Atem ging immer schneller, je näher das Wesen an mich heran kam, und umso verbissener kämpfte ich gegen die Seile an, die nach wie vor nicht nachgeben wollten.
Die Tatze berührte sanft, fast schon spielerisch meinen Fuß und fegte ihn kurzerhand zur Seite. Mit einem überraschten Schrei auf den Lippen verlor ich den Halt und wurde nur einen Lidschlag später von den Seilen aufgefangen, was sich jedoch alles andere als angenehm gestaltete. Das Hanf schnitt mir tief ins Fleisch, meine Arme und der gesamte Oberkörper schmerzten höllisch. Voller Furcht blickte ich in die Augen des kraftvollen Tieres, das ohne erkennbaren Grund stehen geblieben war und mich mit beinahe diebischer Freude ansah.
Bis mir auffiel, dass sie eine grüne Iris hatten.
Einen Moment später hatte ich das Puzzle zusammen gesetzt. Das verfluchte Weib, welches mich zuvor bedroht hatte, trug einen runenverzierten Stab sowie lederne Kleidung – und nun saß ein schwarzer Panther vor mir, der die selben Augen hatte wie die Frau.
Ich fletschte die Zähne, als ich zwischen ihnen herauspresste: »Ihr seid also eine Druidin. Natürlich, die verdammten Elfen sind ja berühmt für ihre Naturverbundenheit.«
Der Kopf des gewandten Geschöpfs legte sich leicht schief, bis sich das Maul bewegte und Worte formte. »Du hast mich schnell durchschaut.«
»Das war nicht sonderlich schwer. Ihr seid ein wenig zu aufmüpfig und viel zu stolz, als dass man Euch nicht erkennen könnte -«
»Wie dem auch sei. Schade, dass ich dich jetzt verlassen muss, mein Lieber.« Die spitzen Zähne formten ein Grinsen, das mir gar nicht gefallen mochte. »Wieso? Was ist passiert?«
»Oh, schwingt da etwa ein wenig Panik in deiner Stimme mit?« Die Katze, eben noch auf den Hinterpfoten sitzend, stand auf und streckte sich ausgiebig. »Die Zwerge haben unser Versteck gefunden, und irgendeine Nachtelfe führt sie an. Wir kennen nicht ihren genauen Namen -«
»Atunâ Silverarrow.« Mein Gesicht musste eine Mischung aus Abscheu und Angst zeigen, denn genau das fühlte ich, als ich diese Information aufnahm. »Ihr müsst mich befreien! Sie wird mich töten! Und die Zwerge wollen wahrscheinlich an das Leder des Drachen -«
»Ich soll dich befreien?«
Ich verstummte abrupt und mein Herz schien still zu stehen, als ich das wunderschöne und tödliche Wesen ansah.
»Du... willst mich hier lassen.«
Ohne eine Antwort zu geben, drehte sich der Panther um und trottete in Richtung des Ganges. Bevor er um die Windung herum trapste, schaute er mich noch ein letztes Mal mit einem geradezu zynischen Blick an.
»Ich wünsche dir viel Glück, Drênak Fasthand. Du wirst es brauchen.«
Eine Vielzahl von Explosionen zerrissen den lautlosen Schleier der Ruhe. Sie wurden von den Wänden zurückgeworfen und verstärkt wiedergegeben, in noch größerer Anzahl, als sie wirklich waren. Kriegsschreie und Grölen vermengten sich mit den Geräuschen Dutzender gepanzerter Stiefel, die auf den kalten Steinboden knallten.
Der Schwanz der Wildkatze zuckte nervös hin und her, als sie mich noch einen winzigen Augenblick lang musterte und dann den Stollen entlang schoss. Ich dagegen versuchte nun alarmiert von Neuem, die Seile loszuwerden. Mit aller Kraft, die ich irgendwie aufbringen konnte, stemmte ich mich gegen die Ketten, doch nach wie vor verrutschten oder lösten sie sich nicht einen Zoll weit. Immer wieder warf ich einen hektischen Blick in Richtung des Eingangs zu meiner kleinen Grotte, während das Grölen anschwoll und eindeutig näher kam.
Dann jedoch übertönte ein grauenvolles Knurren alle Geräusche mühelos, dicht gefolgt von einem entsetzlichen Brüllen. Ich musste nicht lange überlegen, um zu wissen, was geschehen war: der alte Mann hatte sich erneut in einen Drachen verwandelt, um den neuen Feinden einen gebührenden Empfang zu bereiten. Gleich darauf konnte ich ein unheilvolles Zischen vernehmen, das in einem ohrenbetäubendem Knistern und Knacken endete. Schreie gellten durch die Höhle, während flackerndes Licht wie von einer riesigen Fackel durch den Gang streifte, bis es gleich darauf wieder erlosch. Die Krieger, die der Flammenball des Drachen nicht erwischt hatte, brüllten sich gegenseitig Mut zu, während sie weiter vorrückten.
»Psst!«
Mein Nacken knackte gut vernehmlich, als ich den Kopf herum riss und in ein vertrautes, von einem feuerroten Haarschopf gekröntes Gesicht starrte. Der junge Bibliothekar aus dem Gefängnis von Ironforge grinste mich breit an, als er einen Dolch zückte und sich daran machte, das Seil zu durchschneiden. »Hallo, Sir Fasthand. Schon lange nicht mehr gesehen, wie?«
»Verdammt, wie seid Ihr hierher gekommen?!« Ich hatte meine Überraschung abgeworfen und behielt weiterhin mit einer gewissen Furcht den Eingang, während ein neuerliches Zischen ertönte und Flammen an den Wänden tanzten.
»Nun, ich bin zwar nur ein einfacher Bücherwurm, aber ich habe viel gelernt. Zum Beispiel, wie man sich einen Unsichtbarkeitstrank braut.« Ein letzter Schnitt, und meine Fesseln lagen durchtrennt am Boden. »Und lasst diese höfliche Anrede, ich bin ja kein Adliger...«
 
Gratuliere, meine Freundin ist auch gerade dran. ^^
Ach bin ich froh das ich den ganzen Schulstress shcon ne weile hinter mir habe.
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Wieder ein sehr intressanter Teil der Geschichte und mal sahen was dir die muse noch so anknutscht oder mehr.
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hehe jo ich guck nu mal wieder öfters ins RPG-Forum^^
werd mir mal die geschichte jetzt durchlesen, wenn ich wieder weiß wo ich stehengeblieben bin-.-^^

ach ja ich kann auch nur sagen SEHR geil das was du schreibst und hör bloss nicht auf^^

ach und GZ zur bestandenen prüfung^^
ich hab meinen wisch auch schon
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Ich habs mir jetzt nicht alles durchgelesen , aus dem einfachen grund das ich kopfschmerzen bekomme wenn ich zu lange auf den bildschirm schaue , deswegen auch kein Comment von mir bis jeztz.

Meine frage : Darf ich mir das ausdrucken?
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nicht , dass das unter das Copyright o.A. fällt
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Seht! ich bin mal wieder dazu gekommen, was zu Schreiben...
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Sorry, dass es mal wieder so lange gedauert hat, bis etwas dazu kam. Ich hoffe, dass es jetzt noch ein wenig besser wird, was das Lust-zum-Schreiben-Haben angeht, aber allzu lange muss es ja ohnehin nicht mehr andauern.
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Dann also viel Spaß beim Lesen!

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Ich überging den letzten Kommentar und gönnte mir die Zeit, meine Arme zu massieren, bevor ich mich mit vor Skepsis sprühenden Augen meinem Retter zu wandte. »Warum hilfst du mir?«
Das Gesicht meines Gegenübers wurde ernst, als er nur den Kopf schüttelte und hastig antwortete: »Nicht jetzt. Wir müssen hier raus, und zwar so schnell wie nur möglich. Wo ist deine Waffe?«
»Du meinst, das Kurzschwert?« Ich zuckte nur mit den Achseln. »Ich weiß es nicht, der Drache hat es mir wohl abgenommen -«
»Wir müssen es finden! Und dann nichts wir raus hier, klar?« Der Jüngling stürmte an mir vorbei und verschwand hinter der Biegung. Mich ließ er einfach voller Verwirrung zurück, als wären bereits alle nötigen Worte zwischen uns gesagt worden.
Leise fluchend hastete ich ihm hinterher und steckte vorsichtig meinen Kopf um die Kurve. Der Gang schien natürlichen Ursprungs zu sein, an manchen Stellen tropfte Wasser von der Decke und sammelte sich in kleinen Pfützen am Boden. Trotzdem war der beinahe vollkommen ebene Untergrund zum größten Teil trocken, und ich kam schnell voran. In einiger Entfernung konnte ich meinen neuen Verbündeten entdecken, der bereits das Ende des Stollen erreicht hatte und in eine Höhle eingetaucht war. Von dort aus drang auch der Lärm von klirrenden Waffen, gebrüllten Befehlen und wütenden Schnaubens zu mir herein. Ausgerechnet an den Ort zu gehen, an dem mich eine Jägerin in Gestalt einer Elfe, mindestens Hundert Zwerge und ein zorniges Schuppentier erwarteten, behagte mir ganz und gar nicht. Doch mir blieb keine weitere Möglichkeit offen: der Gang war meine einzige Chance, in die Freiheit zu gelangen.
So schnell ich nur konnte, eilte ich dem Menschen hinterher, der mich aus mir noch immer unbekannten Gründen befreit hatte. Bevor ich in die Grotte trat, versteckte ich mich im Schatten des Ganges und spitzte vorsichtig hinaus. Was ich erblickte, ließ mein Herz in die Hose sinken und meine Hoffnung, heil aus diesem Kampf heraus zu kommen, in Scherben zerspringen. Zu meiner Linken stand ein im flackernden Fackellicht hoch aufgerichtetes Wesen von der Größe einer Kirche, mit geschupptem Körper und einer Schnauze, die einen Gnom wohl mit einem Bissen zerfetzt und hinunter geschluckt hätte. Zwei winzig anmutende, gelb leuchtende Augen betrachteten die Ansammlung der bis an die Zähne bewaffneten Zwerge, die sich nicht weit entfernt befand und von denen nicht wenige Axt und Schild, viele andere aber auch Gewehre, wiederum andere entzündete Fackeln trugen. Gerade donnerte eine neuerliche Salve von Geschossen gegen die rot schillernde Haut des mächtigen Geschöpfs und hinterließen zahlreiche Kratzer, aber auch stellenweise kleinere Wunden, welche die Maserungen, ähnlich jenen eines Steins, mit tiefdunklem Blut unterbrachen. Das Wesen schnaubte daraufhin verächtlich, bevor es sich aufbäumte. Erste kleine Flammen züngelten aus den Löchern der Schnauze hervor, und einen Augenblick später ergoss sich eine Welle aus Feuer und Hitze auf die kleinen Männer, die sofort ihre Schilde schützend vor sich hielten. Zugleich drang das leise, ständige Wispern von Zaubern aus den Reihen der Zwerge, und tatsächlich fegten die Flammen über die Krieger hinweg, als würden sie von einem unsichtbaren Feld geschützt werden.
Auch wenn es mir schwer fiel, riss ich meine Augen von dem bisher seltsam ausgeglichenen Kampf fort und suchte stattdessen nach dem Jüngling, der mich bis hierher geführt hatte. Ich entdeckte ihn ein paar Schritte weiter weg, wie er sich gerade der Wand entlang drückte und versuchte, dabei stets im Schatten zu bleiben. Anscheinend hatte er seinen Vorrat an Unsichtbarkeitstränken bereits aufgebraucht und musste sich nun vollkommen auf seine schleicherischen Fähigkeiten verlassen. Die einfache, graue Stoffkleidung, die er trug, rieb sich bereits an den scharfkantigen Felsen auf, stellenweise öffneten sich lange Schlitze.
Seinem Beispiel folgend, presste ich mich an den kalten und unnachgiebigen Stein und huschte geduckt an den beiden Kontrahenten vorbei. Zu unserem Glück waren die wenigen Fackeln, die vorher noch an den Wänden gehangen und für Licht gesorgt hatten, entweder erloschen oder hinweggefegt worden, und hinterließen nur noch Dunkelheit, die notdürftig von den Lichtquellen der Zwerge erhellt wurde. So dauerte es nicht lange, bis ich mich soweit in Sicherheit wiegte, um endlich aufrecht laufen zu können. Inzwischen waren wir ein gutes Stück vom Kampf entfernt, und als ich einen kurzen Blick über die Schulter warf, konnte ich erkennen, dass er noch immer in vollen Gange war. Scheinbar spitzte sich die Lage jedoch zu: der Drache, vorher noch wie eine Statue auf der gleichen Stelle stehend, setzte zögerlich eine Pranke nach der anderen zurück, wogegen die Zwerge eifrig und sich gegenseitig Mut zurufend aufrückten und ihm auf den Fersen blieben.
Endlich war ich bei dem Bibliothekar angekommen, den ich gerade noch in dem wenigen Licht, dass die weit hinter uns liegenden Fackeln zu uns sandten, erkennen konnte. Er wäre noch immer weiter gerannt, hätte ich ihn nicht an der Schulter gepackt und herum gerissen. »Verflucht, was soll das?! Was willst du da hinten in der totalen Finsternis?«
»Na, was wohl! Dein verdammtes Schwert suchen, natürlich!« Auch wenn ich es in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, war ich mir sicher, dass er gerade die Augen verdrehte.
Ich blickte noch einmal zu dem tobendem Gefecht in unserem Rücken und nahm sehr zu meiner Freude wahr, dass der Drache es irgendwie geschafft hatte, die Zwerge wieder ein Stück zurück zu drängen. »Warum glaubst du, es sei da hinten? Woher willst du überhaupt wissen, was da hinten ist?«
»Ein Unsichtbarkeitstrank hält nicht sehr lange, aber lange genug, um hier alles gut auszukundschaften!« Eine Hand packte meinen Arm, riss ihn von der Schulter und zog ihn stattdessen mit sich. Einen Moment später hatte ich mich aus der Umklammerung befreit und schritt eilig neben dem Jüngling her. »Und was ist da hinten?«
»Eine Art Lager. Lauter aufgestapelte Kisten, hinter denen sich Tische und Stühle befinden, ein Zimmer, wenn man so will. Und außerdem ein Schwert, dem ich vorher keine sonderliche Beachtung geschenkt hatte.«
»Was hat es mit diesem verdammten Schwert auf sich? Wieso will es jeder haben?« Ich blickte den neben mir Gehenden fragend an, doch dieser zuckte nur mit den Achseln. »Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Elfe es unbedingt haben will, und das ist Grund genug, um es einzusacken. Zumal es magische Kräfte hat.«
»Magische Kräfte?«
»Das hat sie zumindest mir gegenüber erwähnt.« Sein Gesicht wandte sich mir zu, als er fragte: »Hast du denn nichts davon bemerkt?«
»Nein.« Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne. Ein paar Schritt entfernt ragten viereckige Umrisse auf, die sich bei näherem Betrachten und dem gelegentlich bis zu uns leuchtendem Licht als Holzkisten herausstellten. Hastig umrundete ich sie und lief in ihren Schatten hinein, um prompt gegen den morschen Tisch zu laufen und darauf zu fallen.
Was das gesamte Gewicht der damaligen Mahlzeit nicht zustande gebracht hatte, gelang mir zu meiner Überraschung mit Leichtigkeit, und so knarrte das Holz ein letztes Mal wehleidig auf, bevor es unter lautem Splittern und Krachen zusammen brach. Mit allerlei Flüchen auf den Lippen rappelte ich mich wieder auf, klopfte den gröbsten Dreck von meiner ohnehin schon verschmutzten Kleidung und bewegte mich um einiges vorsichtiger über den Haufen Holzmehl, der von der Tafel übrig geblieben war. Währenddessen streiften meine Augen über den Boden und suchten angestrengt nach der Waffe, die laut meines Kumpanen hier irgendwo in der Schwärze liegen musste.
»Suchst du etwas, Drênak?«
War mein Herz vorhin noch in die Hose gerutscht, so fiel es jetzt zu einem Hosenbein heraus und machte sich Auf und Davon. In der Finsternis war mein Gesicht wohl für Menschenaugen nicht zu sehen, doch ihr entging es sicher nicht, wie es sich in Panik und Verzweiflung, aber auch in Trotz und angestrengten Überlegungen verkrampfte. Meine Lippen bewegten sich mechanisch, als ich antwortete: »Hallo, Atunâ. Ich schätze, Ihr habt dieses Etwas schon gefunden?«
»Oh, das habe ich. Und ich habe es auch sofort an mich genommen, zu mal es ja ohnehin mir gehört. Ich hoffe, das stört dich nicht?« Ein leises Schlurfen ertönte von der Seite, doch als ich meinen Blick dorthin lenkte, konnte ich nach wie vor nichts erkennen. Immerhin gewöhnten sich meine Augen langsam an die Finsternis, und immer mehr verschwommene Details waren zu erkennen. So konnte ich bereits ungefähr sagen, wo einer der Stühle standen, welche die Zerstörung des Tischs ohne weiteres überlebt hatten.
»Natürlich stört es mich nicht, meine Liebe.« Zögerlich trat ich einen Schritt an das Möbelstück heran, mit gespitzten Ohren, damit mir möglichst kein Laut entging. Das gestaltete sich als nicht eben leichte Aufgabe, denn nach wie vor feuerten die Zwerge eine Salve Gewehrschüsse nach der anderen ab, was von dem Drachen mit lautem Brüllen, Prankenhieben und Feuerwellen beantwortet wurde. Dennoch wirkten die Geräusche äußerst gedämpft, als kämen sie von sehr weit her und würden mir nicht im Geringsten gelten. »Aber ich frage mich durchaus, wie Ihr mich gefunden habt.«
»Dich musste ich gar nicht finden. Nur dieses widerliche, geschuppte Vieh.« Ihre sanfte Stimme wehte von der anderen Seite an mein Ohr, doch ich vermied dieses Mal einen Blick in ihre Richtung und ging stattdessen näher an den Stuhl heran. »Der Drache? Wieso den Drachen finden, wenn Ihr auf der Jagd nach mir seid?«
»Ich hatte einen Traum. Und dieser Traum leitete mich direkt hierher, zu meinem Schwert, zu dem Drachen, und zu dir. Die Zwerge hatten ohnehin schon lange ein Auge auf diese Eidechse geworfen, insofern war es nicht sonderlich schwer, ihre Unterstützung zu sichern.«
Dass sie vor allem das Wiedersehen mit mir erfreute, hörte ich so deutlich heraus, als hätte man mich mit einem eisernen Handschuh geschlagen. Meine Miene verfinsterte sich noch mehr. Inzwischen hatte ich die Angst niedergekämpft und hielt sie für den rechten Augenblick bereit. »Und der Bibliothekar?«
»Nun, die Falle durfte natürlich nicht zu durchsichtig sein, sonst hättest du sie sofort durchschaut.«
Langsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Worte kamen, während ich mich selbst einen Dummkopf für mein blindes Vertrauen schallte. Zugegebenermaßen war die Grube, in die ich gefallen war, gut gegraben worden: in meiner Situation hätte ich alles und jedem notgedrungen vertraut, alleine schon, um von dem verdammten Marterpfahl loszukommen. Doch um mich darüber zu ärgern, hatte ich später noch genügend Zeit. So gut es ging, versuchte ich, die Dunkelheit mit meinen Augen zu durchdringen. Und tatsächlich glaubte ich sogar, die Umrisse einer Silhouette erkennen zu können, die vielleicht zwei oder drei Schritt von mir entfernt stand..
Während sich meine Finger auf die Lehne des endlich erreichten Stuhls legten und so stark zupackten, dass sie leise knackten, erwiderte ich mit einem breiten Grinsen: »Dann will ich Euch wohl mit ihm alleine lassen.«
Sofort alarmiert, ertönte das Zischen eines aus der Scheide gezogenen Schwertes, und die bis eben noch verschwommene Gestalt sprang geradezu auf mich zu. Einen Augenblick später konnte ich sogar vage das bezaubernde Gesicht der Elfe erkennen, das eine teilweise ernste Miene, aber auch ein siegessicheren Lächeln auf den Lippen zierte.
Beides war wie weggewischt und purer Verblüffung gewichen, als ihr der Stuhl entgegen geflogen kam und sie mit voller Wucht an der Brust traf. Mit einem entsetzten Keuchen stürzte sie zu Boden.
Was sie danach tat, war mir egal. Ich hatte die angestaute Angst losgelassen, und sie scheuchte mich sofort aus dem offenen Zimmer heraus, während sie mein Blut voller Kraft durch die Adern pumpte und es in den Ohren rauschen ließ. Kaum dass ich die Höhle betrat, bemerkte ich gerade noch rechtzeitig, wie sich weitere Schritte von der Seite näherten. Der Verräter eilte dem Eingang des behelfsmäßigen Speisesaal entgegen. »Miss Silverarrow! Was ist -«
Ein Tritt zwischen die Beine ließ ihn augenblicklich verstummen und stattdessen nach Luft schnappen, bevor er mit einem erbärmlichen Wimmern auf den harten Stein klatschte. Ich achtete nicht weiter auf ihn, sondern setzte meine Flucht fort, dem Kampf des gigantischen Wesens mit der nicht kleineren Zwergenarmee entgegen. Anstatt mich erneut in den Schatten zu flüchten, lief ich, so schnell mich meine Beine trugen, möglichst von dem riesigen Schuppentier verdeckt auf die beiden Kontrahenten zu.
Wer auch immer in diesem Moment über mich wachte, er schenkte mir jede nur erdenkliche Hilfe. Denn kaum dass ich nahe genug an den Kämpfenden war, um in ernsthafte Gefahr zu geraten, geschah das, worauf ich insgeheim schon lange gewartet hatte: der Drache brüllte all seine Schmerzen und Wut in einem ohrenbetäubendem und animalischen Schrei heraus, bevor er auf die Hinterbeine aufstieg. Mit einem Schlag erstarben alle Befehle und Rufe, und die Zwerge betrachteten voller Entsetzen das geschuppte Tier, welches sie voller Hass anstarrte.
Dann krachten die Pranken wieder auf die Erde und ließen sie erbeben. Gellende Schreie wurden von Wand zu Wand geworfen, das Scheppern der Rüstungen jener Zwerge, die es von den Beinen holte, rollte wie ein Donnergrollen durch die Grotte. Ich ruderte kräftig mit den Händen, um mein Gleichgewicht nicht zu verlieren, und eilte dabei weiter auf das Wesen zu. Eine verrückte Idee war mir in den Kopf geschossen, und da mir keine andere kommen wollte, war ich nur zu gerne gewillt, sie in die Tat umzusetzen.
Noch während der Drache das Knäuel aus Leibern und umherliegender Waffen betrachtete und seine Wut hinaus brüllte, hastete ich von hinten auf ihn zu. Meine Lungen begannen inzwischen zu brennen, die Seite schmerzte ungemein und Kopfschmerzen vermengten sich mit dem ungeheuren Lärm, der wieder entstanden war.
Dann hatte ich endlich mein Ziel erreicht. Das magische Wesen ragte vor mir auf und schien gerade einen Entschluss gefasst zu haben, als ich mit aller Kraft absprang – und den Schwanz zu greifen bekam, an dem ich mich sofort klammerte. Zu meiner Verwunderung saßen die Schuppen bei weitem nicht so glatt auf dem Fleisch, wie ich es erwartet hatte, und so gelang es mir, mich an ihnen festzukrallen und ihn so schnell wie nur möglich zu erklimmen.
Ein mächtiges Beben ging durch den Körper der Kreatur, als sie plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung losstampfte und über die kleinen Krieger hinweg walzte. Wer unter ihre Krallen geriet, wurde erbarmungslos aufgespießt und zerdrückt. Augenblicklich stoben die Zwerge, die nicht auf dem kalten Stein lagen oder sich bereits wieder hatten aufrichten können, auseinander und suchten ihr Heil in der Flucht, um den todbringenden Pranken des Drachen zu entgehen. Währenddessen hing ich alle Kräfte mobilisierend noch immer am Schwanz des Ungetüms, hatte aber den Aufstieg schon fast bewältigt. Nur wenige Momente später thronte ich endlich auf dem Rücken des Drachen und betrachtete mitleidig die kleinen Männer, die nicht schnell genug waren und getötet wurden. Sie taten mir tatsächlich leid, schließlich hatten sie mich unterstützt und so gut gepflegt, wie es eben ging. Dass sie nun einen solch qualvollen Tod sterben mussten, bei dem ihnen alle Knochen gebrochen wurden, hatten sie wirklich nicht verdient.
 
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Ja ja, imemr diese Frauen. Viel zu sehr von sich überzeugt.
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Na das kann ja ein heisser Ritt werden den er sich da eingebrockt hat.
 
Hey...

in ganz jungen Jahren habe ich immer sehr, sehr viel gelesen. Ich habe die Bücher verschlungen, besonders Abenteuer- und Science-Fiction-Romane. Lang ist´s her.

Auch deine Geschichte(n) habe ich in einem Rutsch gelesen und bei mir ist jedenfalls keine Langeweile aufgekommen. Übrigens auch die Geschichte von deinem "Racheengel". Ich bin kein Kritiker oder dergleichen und kann auch nicht genau sagen, was nun genau mich so gefesselt hat. Da die Geschichten ja nun doch einen unterschiedlichen Background haben, kanns ja nicht nur am Stoff liegen.

Nein, ich finde deinen Stil fesselnd und unterhaltsam im besten Sinne.

PS: Ich hoffe, diese Geschichte findet auch ein Ende. Bin auf die Fortsetzung sehr gespannt!

Lieber Gruß
Georg
 
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Als ich aufblickte, traute ich meinen Augen kaum: ein riesiges Loch klaffte in der steinernen Wand und gab den Blick auf den atemberaubenden Himmel frei. Die Schwärze des Firmaments wurde von zahllosen Sternen erhellt, die allesamt so hell schienen, als wollten sie die gesamte Welt in Licht tauchen. Im Grunde genommen war es ein unnötiges Unterfangen, erleuchtete doch der volle Mond bereits alle Wege, die zu der Grotte führten.
Der Drache hielt noch immer unbeirrt auf das riesige Loch zu. Ich hätte schwören können, dass sich sein spitzes Maul zu einem grauenvollen Lächeln verzog, während er über die Zwerge hinweg trampelte und sich bereits in Sicherheit wähnte.
Bis ich plötzlich bemerkte, wie das kleine Volk aufhörte, davon zu rennen, und stattdessen einige eilig Rufe ausstießen.
Einen Moment später hörte ich nur noch das Knallen von Kanonen. Mit vor Entsetzen steifer Miene beobachtete ich, wie ein gewaltiges Netz vom Eingang aus auf uns zugeflogen kam. Das geschuppte Tier schien ebenfalls die Gefahr zu erkennen, denn seine Schritte verlangsamten sich abrupt und es versuchte, wieder nach hinten zu weichen. Augenblicklich wirbelte ich auf seinem dicken Rücken herum und versuchte, den Schwanz des Wesens wieder hinunter zu klettern, immer auf die Falle achtend. Doch als sich der Drache immerhin schon halb umgewendet hatte, wurde mir klar, dass ich es niemals rechtzeitig schaffen würde. Das vermaledeite Netz war nur noch wenige Schritte entfernt und kam mit solch einer Geschwindigkeit auf uns zugeschossen, dass das Schuppentier nicht die geringste Chance hatte, um ihm zu entkommen –
Das gelbe Auge des Drachen, der mich plötzlich erblickte hatte, starrte in die meinen.
Verdammt...
Bevor ich noch recht verstand, was gerade geschah, hatte mich der Schwanz schon schwungvoll abgeworfen. Ich flog ein gutes Stück durch die Luft, zu entsetzt, um darauf aufmerksam zu werden, dass ich dem Ausgang immer näher kam, und zu überrascht, um aufzuschreien. Doch als ich hart auf dem Rücken landete und mir all meine Luft aus dem Körper gepresst wurde, entwich immerhin ein leises Stöhnen meinem Mund. Für mehr fehlte mir schlicht der Atem.
Das markerschütternde Brüllen des Drachen ertönte in meinen Ohren, als das Netz seinen Körper traf und ihn unbarmherzig umschlang. Dagegen ankämpfend, versuchte das riesige Geschöpf, noch einige Schritte zu vollführen, doch nur einen Moment später verhedderte es sich mit einer der Pranken und fiel zu Boden. Der Aufprall lies ein weiteres Mal die Erde unter mir erzittern, doch ich achtete nicht darauf, sondern versuchte angestrengt, mich wieder aufzurappeln. Auch wenn mein gesamter Körper schmerzte, zwang ich mich, nicht noch einen Moment länger hier zu verweilen, sondern auf das Loch zu zu schleichen. Noch hatte mich niemand bemerkt – oder sich zumindest nicht um mich gekümmert. Die meisten der Zwerge strömten auf das geschuppte Tier zu, welches noch immer hilflos am Boden lag, und fingen grölend und jubelnd an, bereitgestellte Keile in das ohnehin schon durch dicke Eisenteile beschwerte Netz zu hauen, um vollends zu verhindern, dass sich der Drache noch einmal befreien können würde.
Ein helles Licht holte mich ein, und überrascht wandte ich mich um. Das Netz, eben noch komplett ausgefüllt und prall, schrumpfte und fiel in sich zusammen. Die kleinen Männer und Frauen staunten nicht schlecht, als sie die Verwandlung des Drachen beobachteten. Ich konnte den alten Mann, der nun dort liegen musste, zwischen den vielen Leibern nicht erkennen, doch eines war sicher: nur, weil er nun eine menschliche Gestalt angenommen hatte, würde ihm nicht eben mehr Sympathie entgegenschlagen als vorher. Den Gedanken, ihn zu befreien, verwarf ich augenblicklich wieder – ich konnte gegen eine ganze Armee nichts unternehmen, was ihm geholfen hätte. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine eigene Haut zu retten.
Mit einem letzten, traurigen Blick in Richtung der versammelten Menge schlich ich wieder dem Höhlenausgang entgegen. Wie in Trance setzte ich einen Fuß neben den anderen, immer auf den steinernen Untergrund gepresst, im größten Schatten, der sich mir bot. Nun, da niemand mehr kämpfen musste, wollte ich mich besser nicht mehr aufrichten. Stattdessen kroch ich über den dreckigen und staubigen Boden wie eine Made, die sich auf der Flucht vor einem Menschen befand, der sie gerade in seinem Speck gefunden hatte. Kleinere Steine kamen Zoll für Zoll näher, bis ich sie hinter mich ließ und langsamer als ein sterbender Gaul weiter robbte.
Bald konnte ich mein Glück kaum fassen: noch immer hatte mich niemand bemerkt, und die frische Luft war nur noch einige wenige Schritte entfernt. Es würde nur noch wenige Lidschläge benötigen, bis ich sie erreicht hatte, bis ich endlich in Sicherheit war, endlich aus diesem Albtraum entkommen –
»Fasthand!«
Ohne auch nur einen Augenblick lang zu überlegen, sprang ich auf und rannte los. Mein Herz hatte inzwischen seinen angestammten Platz wieder gefunden, doch dort lange zu verweilen, kam ihm nicht in den Sinn: es hämmerte gegen meine Brust, als wollte es daraus hervor platzen und erneut das Weite suchen. Schmerzen zuckten durch meine Beine, Arme und den Rücken, von dem ich annahm, dass er schwerer verletzt war, als ich gedacht hatte. Zumindest wollte das äußerst starke und schmerzbereitende Pochen auf meinem linken Schulterblatt nicht mehr aufhören, und dies bereitete mir genügend Grund zur Sorge. Meine Lungen begannen mit einem Mal zu brennen, als hätten sie schon zu lange nicht mehr Luft geholt und müssten dies erst wieder erlernen. Jeder Schritt schien ein enormer Kraftakt zu sein und verlangte mir ungeheure Mühe ab.
Ich wollte keinen Blick über meine Schulter werfen, aus Angst davor, was mich erwarten würde. Meine Panik wurde ohnehin schon von den eiligen Schritten genährt, die sich an meine Fersen geheftet hatten. Doch noch glaubte ich an meine Flucht, noch glaubte ich daran, eine Chance zu haben. Und tatsächlich, ich erreichte unbehelligt den Ausgang, sah man von dem leisen Keuchen in meinem Rücken ab.
Der Untergrund änderte sich sofort: wo vorher noch harter Stein verweilte, war er nun von weißem Schnee bedeckt und nicht mehr zu erkennen. Hastig rannte ich noch ein paar Schritte weiter, bevor ich mich endlich traute, kurz in meinen Rücken zu schauen.
Ich erkannte gerade noch, wie die Hand meine Schulter packte, dann wurde ich beinahe von den Füßen gerissen. Sogleich packte ich meinerseits den Arm meines Kontrahenten und versuchte, ihn nach unten zu drücken, während ich die andere Hand benutzte, um ihm in den Bauch zu boxen. Nach den ersten drei Treffern kamen vier Gegenschläge, die zwar nicht alle saßen, jedoch genügend Schmerzen bereiteten, dass ich mir seine Faust schnappte und diese zu bändigen versuchte. Grunzend und mit vor Anstrengung verzerrten Gesicht, blickte ich in die Miene meines Verfolgers.
Es handelte sich tatsächlich um den Bibliothekar, der mich seinerseits mit wütenden Augen und zusammengebissenen Zähnen betrachtete. Keiner von uns beiden schaffte es gerade, die Oberhand zu gewinnen, was vor allem an meinem lädierten Zustand lag. Der Jüngling brachte es sogar zustande, mich ein oder zwei Fuß nach hinten zu drängen. Ich riskierte einen hastigen Blick in meinen Rücken – und erschrak nicht schlecht, als ich den Abgrund hinter mir erkannte. Der Drachenhort befand sich scheinbar hoch in den Bergen, denn hinter mir erstreckte sich ein weites Tal, das ich gleich darauf als Dun Morogh identifizierte. Kharanos war selbst noch in weiter Entfernung gut zu erkennen, und auch die kleinen Dörfer stachen hell erleuchtet aus der Finsternis heraus.
Gerade wollte ich mich erneut meinem Verfolger zuwenden, als dieser plötzlich aufkeuchte. Seine Augen weiteten sich, während sein gesamter Körper langsam erschlaffte und gegen mich sank. Verdutzt fing ich ihn auf und entdeckte einen Moment später den Pfeil, der in seinem Rücken steckte, ungefähr dort, wo sich seine Lunge befinden musste.
All meine Angst, die Panik, das Entsetzen verschwanden mit einem Schlag. Als ich aufblickte und nicht weit entfernt die Elfe stehen sah, die bereits einen zweiten Pfeil auf ihren Bogen gelegt und mich anvisiert hatte, verschlang Feuer meine Eingeweiden und höhlte mich geradezu aus. Mein Herz, eben noch auf der Flucht, raste nun vor Zorn und wünschte sich nichts sehnlicher, als auf die Frau losgehen zu können.
Das leise Stöhnen und pfeifende Schnaufen des Sterbenden in meinem Arm drang an mein Ohr und vertrieb alle anderen Geräusche. Die Lippen des Bücherwurms bewegten sich langsam, als er flüsterte: »Wer... war das?«
Meine Hand verkrampfte sich in der Stoffkleidung des Jungen, als meine Zähne aufeinander mahlten und ich es nur knapp fertig brachte, nicht zu weinen.
»Silverarrow.«
Das Keuchen setzte kurz aus, bevor ein langgezogenes Stöhnen vom Tod des jungen Menschen zeugte. Eine einzelne Träne rann noch aus meinem Augenwinkel, während ein Sirren, so dünn, dass es beinahe vom Wind übertönt wurde, sich mir näherte.
Der Blick, den ich der Elfe zuwarf, war voller Hass und Zorn und bohrte sich dermaßen in ihre Augen, dass ihr gesamter Körper zusammen zuckte und sie die ihren niederzuschlagen versuchte.
Dann spürte ich nur noch den Aufprall des Pfeils, der mich einen Schritt zurück taumeln ließ. Einen Moment später fiel ich der Klippe hinab. Der beinahe schwarze Stein, der im hellen Mondlicht schimmerte, raste an mich vorbei. Das Pfeifen des Windes tönte von meinem baldigen Untergang, was auch die Wunde bestätigte, aus der mein Blut floss und von der aus Wellen der Schmerzen drangen. Mein Herz schien die Frau knapp verfehlt zu haben, denn noch immer schlug es rasend vor Wut gegen die Rippen.
Entschuldige, dass ich sterbe... Ich hätte gerne für dich Rache genommen. Mit einer letzten Träne, die vom Wind die Wange hinauf getrieben wurde, entließ ich den Leichnam des Bibliothekars und schickte ihn auf seine eigene Reise ins Tal.
Der Beschluss kam ein wenig spät, als ich bemerkte, wie nahe der Boden schon war.
Ich atmete tief ein, sog die klirrend kalte Luft in mich, roch den frischen Schnee, den schwachen Geruch des Steins und der feuchter Erde, den Duft von Nadelbäumen, die ich auf meinem Weg nach unten immer wieder antraf. Ich spürte keinerlei Schmerz, als befände sich mein Körper im absoluten Einklang mit dem Geist, und nichts und niemand könnte mich noch jemals verletzen.
Ich hatte keine Angst.
Nur Wut.

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Epilog


Der Lärm der Stadt war selbst zu dieser frühen Stunde schon ohrenbetäubend. Und dennoch wirkte er nicht unangenehm, zeugte er doch immerhin von Zivilisation und Menschen, die etwas vom Genuss des Lebens verstanden und vor allem nicht dermaßen stanken wie die kleinen Zwerge, die immerzu nur ans Saufen und Fressen dachten.
Quietschvergnügt schritt Atunâ den Markt auf und ab, während sie immer wieder an dem einen oder anderen Stand Halt machte, um sich die angepriesene Ware anzuschauen. Bei dem Obsthändler kaufte sie sich einen frischen Apfel und biss genüsslich in ihn hinein, während sie weiter ging. Ihre Lederrüstung hatte sie inzwischen für ein einfaches, körperbetontes Kleid eingetauscht, das von einem dünnen Gürtel gehalten wurde, in dem ihr wertvolles Kurzschwert steckte. Auf der anderen Seite hing ein praller Geldbeutel, gefüllt mit Silber und sogar einigen Goldstücken. Wenigstens eines musste man dem kleinen Volk lassen: sie hielten ihre Versprechungen und waren gar nicht so geizig, wie man gerne behauptete. Dass man den Drachen hatte gefangen nehmen können, war nicht zuletzt Atunâs Verdienst gewesen – und man hatte sie dafür fürstlich belohnt.
Auch in Stormwind hatte man sie mit einem gewissen Maß an Begeisterung empfangen. Hier hatte sie das Kopfgeld für Drênak Fasthand eingestrichen: das Schwert war als Beweis für sein Ableben gewertet worden, und so hatte die Elfe eine nicht eben unerhebliche Summe zu der ohnehin schon erklecklichen Geldkatze hinzufügen können.
Gedankenverloren strich sich die Frau durch das lange, silberne Haar, das offen hinter ihren spitzen Ohren hing und dort sanft auf und ab wippte, was nicht wenige Männer dazu bewegte, ihr mit großen Augen und noch größeren Mündern nachzustarren. Atunâ fand es immer wieder belustigend, diese Menschen zu verführen – zumal ihr das nicht eben schwer fiel. Doch selbst die Frauen betrachteten sie mit bewundernden Blicken, wenn sie vorbeikam.
»Heda! Lady Silverarrow!«
Erfreut erblickte die Elfe den ergrauten Kommandanten der Stadtwache, der in voller Rüstung nicht weit entfernt stand und ihr lächelnd zuwinkte. Kaum dass sie bei ihm angekommen war, nahm seine Miene geradezu schelmische Ausmaße an. »Nun, wie bekommt Euch Euer neuer Reichtum? Ihr habt ja viel geleistet, sowohl für die Zwerge als auch für die Menschen. Beinahe jeder kennt Euch schon, Ihr seid über Nacht zu einem Helden geworden!«
Atunâ setzte ein schüchternes Lächeln auf, als sie antwortete: »Ich bitte Euch, ich habe nur meine Pflicht getan, Sir Lightbringer.«
»Und das verdammt gut. Schade nur um den guten Bookworm... ohne seine selbstlose Tat hättet Ihr den Dieb kaum erwischt und getötet.«
Die Frau nickte zustimmend, jedoch mit einer traurigen Miene. »Wohl wahr. Er opferte sich selbst für das Wohl aller und verfolgte Fasthand selbst dann noch, als ich ihn schon mit meinem Pfeil getroffen hatte, um ihn lebendig zu erwischen... Doch er wurde von ihm mit in den Abgrund gerissen. Er ist der wahre Held.«
»Und wir werden an ihn denken. Dennoch ist er kein Grund, Euren eigenen Ruhm zu schmälern.« Der alte Paladin bot ihr grinsend seinen Arm an, und die Elfe hackte sich ein. »Wisst Ihr, meine Liebe, Ihr habt wahrhaft Großes geleistet. Einen Drachen spürt man nicht alle Tage auf – und erst recht nicht, wenn er einem gesuchten Verbrecher Unterschlupf leistet. Doch sagt mir«, seine Miene wurde wieder ernster, als der alte Mann seine Begleiterin ansah, »wisst Ihr zufällig, warum Fasthand von einem Drachen geschützt wurde? Es muss doch einen Grund dafür geben!«
»Es... tut mir leid, aber ich weiß es selbst nicht.« Hilflos zuckte die Frau mit den Achseln, als sie sich wieder aus der Verankerung löste und mit einem entschuldigenden Lächeln hinzufügte: »Ich muss nun los, werter Sir Lightbringer. Ich habe heute noch viel zu tun.«
»Wie zum Beispiel Euren Reichtum genießen?« Mit einem frechen Zwinkern hob der Paladin seine Hand zum Gruß. »Mögen Euch die Götter stets wohlgesonnen sein, Lady Silverarrow. Und das werden sie bestimmt, bei dem, was Ihr geleistet habt.«
»Habt Dank.« Mit einem gehauchten Kuss wandte sich die Elfe um und ging gemächlich in die entgegengesetzte Richtung des Kommandanten, während ihre Hand auf dem Knauf des Kurzschwertes ruhte.
»Wisst Ihr zufällig, warum Fasthand von einem Drachen geschützt wurde? Es muss doch einen Grund dafür geben!«
»Natürlich gab es einen Grund.« Die zu sich selbst gewisperten Worte entlockten Atunâ ein breites Lächeln, während sie ihre Hand wieder von der Waffe entfernte. Ich muss nur noch herausfinden, welchen.
Tief in ihren Gedanken versunken, drängelte sie sich durch die Masse von Menschen, die allesamt ihrem Tagwerk nachgingen, und war gleich darauf zwischen ihnen verschwunden.

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Vielen Dank an all die Leser, die mir sagenhafte 5600 Klicks und mehr eingebracht haben, und natürlich an all die Leute, die mich immer unterstützt und mir mit Kritiken, welcher Art auch immer, geholfen haben. Es sei noch angemerkt, dass dies die erste 'wahre' Fantasygeschichte ist, die ich vollendet habe ("Ein Leben" ist wohl mehr ein Theaterstück denn eine Geschichte), und ich bin mir nicht sicher, ob ich das ohne Euch geschafft hätte.

Denkt daran: einer Elfe das Schwert zu klauen, kann sehr schnell tödlich enden. Elfen sind bei weitem nicht so süß und nett, wie sie gerne dargestellt werden. Ich hoffe, diese meine Sichtweise wurde vor allem im letzten Kapitel deutlich.

Möge Euch das Leben besser gesonnen sein als Drênak Fasthand und Georg Bookworm, die beide keine Helden sein wollten und dennoch traurige Berühmtheit erlangten. Der eine durch seine Taten, der andere durch seinen Tod.

Greets
 
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