[Geschichte] Die Sterne über Dalaran

Dalaran

„.. gibt Gerüchte, dass der Silberbund etwas pla.. Sonnenhoffnung? Sonnenhoffnung? Verdammt?"

Jorith Hathorel starrte den Kommunikator an, schüttelte die runde Scheibe einmal in der Hand, obwohl er wusste, dass das unnütz war. Die Verbindung war unterbrochen. Er konnte nur hoffen, dass Dairean in Ordnung war. Es musste wohl einen Grund gegeben haben, warum er die Verbindung unterbrach. Oder vielleicht hatte er die Scheibe falsch magisch konstruiert? Möglicherweise hatte es Daireans magisch begabte Reisegefährten auf sich aufmerksam gemacht? Womöglich hatte ihn das alles gerade jetzt enttarnt?

Er biss sich auf die Unterlippe und konnte sich gerade noch beherrschen, die Scheibe nicht wütend wegzuwerfen. Er brauchte sie noch. Als er sie auf seinem Schreibtisch verstaut hatte, führten ihn seine Füsse zum Tisch, der in einer anderen Ecke des Arbeitszimmers stand. Er blickte auf die Karte, mit der er erst vor wenigen Tagen zusammen mit Dairean die Routen geplant hatte.

Sie waren beim Wyrmruhtempel. Er konnte nur hoffen, dass alles glatt ging. Es gab so viele mögliche Komplikationen. Die Drachen könnten ihn enttarnen, die Silberbundler konnten ihn enttarnen, Dairean selbst konnte sich enttarnen, obwohl er letzteres nicht von ihm dachte. Der Spion war viel zu geschickt dafür. Erneut fluchte er, und seine Gedanken drehten sich unaufhörlich.

< Was wenn ich Schuld bin? Sonnenhäscher wird mir nie vergeben.. Was wenn er wegen mir enttarnt wird? Festgenommen? Wenn er wegen mir stirbt? Verflucht, wie soll ich das je seinem Vater..>

In diesem Moment klopfte es an die Tür. Hathorel wurde &#8211; wohl zu seinem Glück &#8211; aus seinen Gedanken gerissen, bevor er sich vor lauter Panik wahlweise aus dem Fenster gestürzt oder im Schrank versteckt hätte. Er erhob sich hastig, wollte zur Tür eilen, da ging sie auch schon auf.

Hathorel erlitt den zweiten Schreck am heutigen Tage. Er verbeugte sich tief, als Aethan Sonnenhäscher in sein Studierzimmer trat, und seinen Kopf zum Grusse senkte. &#8222;Seid gegrüsst, Arkanist Hathorel."

&#8222;Shorel.. Shorel'aran, Erzmagier Sonnenhäscher", stammelte er. < Meine Nerven..>, dachte er, während er sich wieder aus der Verbeugung löste, als Sonnenhäscher ihm einen Wink gegeben hatte.

&#8222;Steht auf, Arkanist. Zuviel Förmlichkeit schadet nur dem Rücken", sagte Sonnenhäscher und schmunzelte. &#8222;Ich wollte euch auch gar nicht zulange aufhalten, denn es ist dringend."

&#8222;Womit kann ich euch behilflich sein, Erzmagier Sonnenhäscher?" Er eilte zu einem kleineren Tischchen, und suchte vergeblich nach einem sauberen Glas und einer nicht halb geleerten Flasche Wein. &#8222;Ich brauche nichts zu trinken, nur eure Aufmerksamkeit", sagte Sonnenhäscher da, und setzte sich ungefragt auf einen Stuhl beim Tisch." Hathorel liess von seiner Suche ab und blickte den Erzmagier an.

&#8222;Ja.. ja.. natürlich.. Also.. hrm.. worum.. wie kann ich euch helfen?"

Aethan Sonnenhäscher legte die Fingerspitzen aneinander. Von irgendwo im Gebäude, einen Stock unter ihnen, so schätzte Hathorel, erklang eine energische Stimme, die auf irgendjemanden einredete.

&#8222;Ich will Informationen über die Mission. Wo befinden sie sich? Ist schon etwas herausgekommen bei der ganzen Sache? Wie sieht die Lage aus? Wie macht sich Sonnenhoffnung?" Sonnenhäscher beugte sich etwas vor und blickte Hathorel an.

&#8222;Wisst ihr, mich beunruhigt etwas. Bei meinem vorletzten Treffen sowie beim Treffen gestern mit Rhonin war dieser Magister dabei.. Wie hiess er noch gleich? Der oberste Speichellecker von Windläufer."
&#8222;Ihr meint.. Tyballin? Melodir Tyballin?"


&#8222;Ja, exakt, das war sein Name. Nun.. beim vorletzten Mal schien er mich noch recht neutral anzuschauen, doch gestern Abend.. Seine Blicke hatten etwas von Dolchstössen. Seine Herrin verhielt sich wie immer, aber irgendetwas.. Habt ihr etwas gehört? Wurden wir enttarnt? Ich will einen Bericht."

Hathorels Herz sank in die Hose. Wenn Tyballin so blickte, dann konnte das nur bedeuten, dass... Er schob den Gedanken beiseite. Bericht. Bericht.. Er musste berichten.

&#8222;Ich.. habe mich gerade vor wenigen Momenten mit Sonnenhoffnung unterhalten. Sie sind am Wyrmruhtempel angekommen. Er konnte mir nicht viel erzählen, denn die Verbindung wurde unterbrochen, er sagte aber, seine Tarnung sei noch intakt. Ich gab ihm den Auftrag, das Buch über die Zwillingsklingen zu besorgen."

Hmm.." Sonnenhäscher lehnte sich wieder etwas zurück. Die Stimme, die vorhin so energisch gesprochen hatte, erklang recht nahe seines Studierzimmers.

&#8222;Das bedeutet also ..", Sonnenhäscher wurde im Satz unterbrochen, als es heftig gegen die Tür polterte. Jemand hatte es wohl eilig, zu Hathorel zu gelangen.

Erneut wurde die Tür selbstständig geöffnet. < Ich sollte meine Autorität wirklich mal etwas besser darlegen.. alle stapfen sie hier rein, als wäre das hier eine Taverne statt ein Studierzimmer>, dachte Hathorel bei sich, ehe er den Elfen musterte, der sich verbeugte. &#8222;Anu belore dela'na, Sire. Ich habe eine sehr dringende Nachricht."

Hathorel erkannte einen der niederen Späher, der wie viele für ihn arbeitete. &#8222;Meeran. Was habt ihr für mich? Ich hoffe es ist wirklich wichtig, denn ich habe hohen Besuch." Erst in dem Moment fiel der Blick des Angesprochenen auf Sonnenhäscher und er erbleichte, schluckte leer und verbeugte sich tief. &#8222;Verzeiht, wenn ich gewusst hätte, dann.. es tut mir leid.. also.. ehm.." Hathorel unterbrach das Stottern mit einem Wink. &#8222;Berichte, Meeran. Berichte."

&#8222;Ihr solltet.. sofort.. zum Flugplatz kommen. Eine.. Da.. Sie fliegen weg." &#8222;Wer fliegt weg, und warum? Könntest du dich bitte klar ausdrücken?"

&#8222;Also nicht jetzt sofort, aber bald. Silberbund. Sie bereiten eine mehr`köpfige.. Expeditionsgruppe.. oder sowas.. vor."

&#8222;Ist das etwas spezielles?"

Meeran holte tief Luft. &#8222;Arkanist Tyballin fliegt mit. Und.. und ich konnte etwas aufschnappen. Sie sprachen davon, dass sie 'diesen Mistkerl von Spion' schon schnappen würden."

Hathorel starrte Meeran an. In seinem Kopf formte sich ein Bild. Sonnenhäscher und er tauschten einen Blick und ohne weiteren Kommentar erhoben sich der Erzmagier, nickte Hathorel zu. &#8222;Sire? Ich dachte.. es sei wichtig..?", stotterte Meeran.

&#8222;Geh zurück an die Arbeit. Es war wichtig. Danke." Sonnenhäscher übernahm es für Hathorel zu sprechen, der nur einen Kloss im Hals spürte.

Dairean war enttarnt. Da war er sich ganz sicher.



Hathorels Schritte führten ihn wie automatisch zum Flugplatz Dalarans. Und was er sah, beunruhigte ihn.

Seine Blicke kreuzten die von Melodir Tyballin, der über sein Auftauchen ebenso überrascht schien wie Hathorel selber. Er blieb an der Seite stehen, musterte die Arbeiten, die an den Greifen und am Gepäck verrichtet wurden, liess den Blick wieder zu Tyballin schweifen, der das Zentrum darstellte, mit zwei Händen gleichzeitig ungefähr vier Befehle gebend, Dinge rufend.

Auch sein Blick fiel erneut auf Hathorel und seine Gesichtsausdruck versteinerte sich. Hathorel seufzte.

Er kannte seinen einstmaligen Freund lange genug, um zu wissen, dass dieser gerade sehr ernste Gedanken hatte. Dass er bei Hathorels Erscheinen derart finster geblickt hatte, genügte ihm, um die Verbindung nicht nur zu ihm, sondern zu den Sonnenhäschern zu ziehen.

So finster hatte ihn Arkanist Melodir Tyballin das letzte Mal angeblickt, als er ihm eine Affäre ausgespannt hatte. < Nein >, korrigierter Hathorel sich selber. So finster hatte ihn sein ehemalig bester Freund noch nie angeschaut. Nicht einmal dann, als sich ihre Wege getrennt hatten. Als Hathorel den &#8222;Verrat" begangen hatte, wie Tyballin es ihm wütend entgegen geschleudert hatte.

Arkanist Melodir Tyballin wünschte ihm den Tod auf den Hals. Und wenn nicht den Tod, dann zumindest elendige Schmerzen.

Hathorel seufzte erneut und wandte den Blick wieder ab. &#8222;Vorwärts, Silberbund. Wir müssen vorwärts machen. Bald werden wir es diesem Abschaum von Sonnenhäschern zeigen, dass man mit dem Silberbund nicht scherzen kann. Beeilt euch. Lasst alles hier, was unnötig ist.. Beeilt euch." Tyballins Worte waren an ihn gerichtet, doch Hathorel wandte sich ab. Er wollte.. er konnte sie sich nicht anhören.




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OOC: Crap.. dieser Editor hier verändert ständig meine Schriften. Ich kaue langsam an der Tastatur.. Ich hoffe, es ist dennoch lesbar.

Das Treffen
Ylaria musterte Leyan, der neben ihr sass und von Brionnas Eintopf ass. Die Gruppe hatte einen Platz in den weiten Hallen zugewiesen bekommen, wo sie lagern konnten. Brionna und Connell hatten in ungewohnter Eintracht zusammengesessen und gekocht, während Verian und Leyan die Greifen von ihrem Gepäck befreit hatten. Leireth und Imenia hatten sich derweil aufgemacht, um die Drachen von ihrer Ankunft zu unterrichten und um eine Audienz zu bitten.

Nun sassen sie alle um ein kleines, improvisiertes magisches Feuer, welches auf dem Boden der Halle keine Spuren hinterlassen würde und löffelten den Eintopf. Ylaria spürte Leyans Knie an ihrem Oberschenkel. Sie sassen nebeneinander auf einer Wolldecke. Wie selbstverständlich hatte Leyan neben ihr Platz genommen, ihr eines dieser Lächeln geschenkt, bei denen es Ylaria weich in den Knien wurde.

Kurz blickte sie erneut zu Leyan, der ass, als wäre nichts geschehen. Sie erinnerte sich an dieWorte vorhin. Obwohl er sie nicht mit einem Wort erwähnt hatte, drehte sich irgendetwas in ihrem Magen beim Gedanken herum, dass er sie gemeint haben könnte. Wenn es nur die kleinste Chance gab, dass.. Sie strich sich durch die Haare und stellte die Essschale beiseite. Erneut hatte sie keinen Appetit, das nervöse Flattern in ihrem Magen liess es nicht zu. Sie rutschte auf der Wolldecke herum, und wollte gerade aufstehen, als Imenia zwischen zwei Bissen „Warte“ sagte. Ylaria blickte ihre Anführerin an.

Diese kaute noch zu Ende, erhob dann ihre Stimme, so dass alle Gespräche in der kleinen Runde unterbrochen wurden und die Blicke zu ihr wanderten.

Bevor ihr euch verteilt und zerstreut.. eine kleine Lagebesprechung.“

Erneut ass Imenia einen Bissen, zögerte die weiteren Worte wohl absichtlich etwas heraus.

Wir sind nun seit vier Tagen unterwegs. Trotz unseres bedauerlichen Zwischenfalls nach dem Pass“, bei diesen Worten blickte sie Leyan an und nickte ihm aufmunternd zu, „ist die Planung erstaunlicherweise nicht grossartig durcheinander gekommen. Der zusätzliche Ruhetag hat den Greifen gut getan, und uns wohl auch.“

Ja, in der Feste war's wenigstens schön warm“, brummelte Connell in seinen Bart und erntetet einen missbilligenden Knuff von Brionna. „Pscht!“ „Is' doch wahr.“

Imenia blickte ihn ermahnend an. „Herr Hammerschmied, wenn euch kalt ist, rückt näher zum Feuer. Und lasst diese Kommentare. Ihr habt gewusst, dass das hier kein Zuckerschlecken ist.“

Mit Verlaub.. Das hier ist noch harmlos“, schmunzelte Leyan. „Ich habe schon Schlimmeres erlebt als ein bisschen durch die Lüfte zu fliegen, ohne einen Kampf oder sonstige Dinge, die einem aufhalten.“
Ylaria runzelte die Stirn.


Das mag möglich sein, aber darum geht es jetzt gar nicht. Nun schweigt.“ Imenia wirkte etwas ärgerlich, holte einmal tief Luft und sprach dann besänftigter weiter.

Kommen wir zum Hauptpunkt.. Denn wenn das so weitergeht, müssen wir uns auch gar nicht lange hier aufhalten. Ihr sollt wissen, dass unser Anliegen von Erfolg gekrönt war. Wir haben eine Audienz bekommen. Und zwar noch am heutigen Abend.“

Imenia lächelte. „Jemand von euch wird mich begleiten dürfen.“

Ylaria setzte sich wieder hin. Man konnte die Aufregung Imenias geradezu spüren, und sie übertrug sich auf die im Kreis Sitzenden. Zumindest auf Ylaria und Verian. Leireth hatte wohl schon davon gewusst und lächelte zufrieden. Leyan neben ihr schien davon unbeeindruckt, er verengte die Augen etwas. Den beiden Menschen stand nur der Mund offen.

Bei.. wem.. ich meine.. von wem werden wir empfangen?“, wagte Ylaria zu fragen.

Krasus wird uns empfangen“, erwiderte Imenia mit einem Achselzucken, als wäre diese Ankündigung etwas ganz normales. Doch das war sie nicht.

Oooh, Krasus. Von dem hab ich gehört. Das ist doch ein mächtiger Magier“, Brionna lächelte. „Nun ja. Das ist er auch.“ „Auch?“

Nun, Miss Tallys, der Aufbruch nach Nordend hat uns einiges an Wissen offenbart. Unter anderem auch das eher lang gehütete Wissen um Krasus wahre Identität. Krasus ist ein Roter Drache. Der Gefährte der Lebensbinderin, um es genau zu sagen.“

Brionnas Mund klappte auf. „Oh“, hauchte sie. Connell lächelte sie an.

Er ist vorrangig ein mächtiger Magier. Rhonin war sein Schüler – oder ist es womöglich immer noch.“ Dieser Name war allen geläufiger. Alle, die Dalaran mehr als einige Tage besuchten, wussten um den Anführer der Kirin Tor.

Aber lasst uns nicht ablenken. Ich weiss nicht, ob wir noch heute empfangen werden. Es wäre möglich. Also.. seid vorbereitet. Jemand wird mich begleiten.“

Während Verian und Leireth Imenia ansahen, mit ihren Blicken schon fast darum bettelten, auserwählt zu werden, senkte Ylaria den Kopf, lächelte aber. Sie rechnete nicht damit, dass sie Imenia begleiten durfte. Das fand sie aber auch nicht schlimm. Sollte es Verian treffen, gönnte sie es ihm. Bei Leireth.. Nun, noch vor wenigen Tagen hätte sie gesagt, sie würde sie dafür hassen. Doch nun war es ihr egal. Vielleicht gönnte sie es ihr ja auch.

Leyan blickte sie an und sie blickte zurück, verlor sich in seinen Augen.

Miss Silbersang? Beehrt ihr uns auch wieder mit eurer ungeteilten Aufmerksamkeit oder muss ich mein Angebot zurück ziehen?“ Imenias spöttische Stimme klang an ihre Ohren und sie blinzelte, wandte den Blick ab von Leyan und sah sich in der Runde um. Verian lächelte, Leireth starrte sie an, Leyan grinste.

Äh.. Entschuldigt.. ich habe nicht.. aufgepasst.. glaub ich..“, sammelte Ylaria.

Neben ihr erklang ein leises Lachen, ehe sie ein Flüstern an ihrem Ohr vernehmen konnte. Der warme Hauch, der auf ihre Haut traf, verunmöglichte es ihr fast, die Worte richtig einzuordnen, doch dann starrte sie zuerst Leyan an, danach Imenia.

Ich.. soll mit.. zur Audienz?“, stotterte sie, und kam sich im selben Moment dämlich vor.

Vielen Dank für die Übersetzungskünste, Sonnenhoffnung. Mir scheint, ich muss Ylaria noch einmal klarmachen, auf wen sie zu hören hat.“ Imenia lächelte, obwohl ihre Worte etwas spitz klangen. Die Angesprochene wurde rot bis über beide Ohren, während Leyan nur schmunzelte.

Ja, ich möchte gerne, dass ihr mich begleitet, Ylaria Silbersang. Ich denke, das ist lehrreich für euch. Ihr habt einen wachen Geist, ich will, dass ihr alles beobachtet und einprägt, was wir erfahren. Seid ihr einverstanden?“, sprach Imenia schliesslich.

Ob sie einverstanden war? War das tatsächlich eine Frage? „Natürlich bin ich einverstanden. Es ist mir eine grosse Ehre“, antwortet Ylaria und klang schon etwas selbstsicherer.

Als sie erneut Leireths missmutigen Blick traf, realisierte sie langsam, was dies alles bedeutete. „Gut, dann macht euch bereit. Ich denke, wir werden in einer Stunde oder zwei abgeholt. Ich möchte, dass ihr euch hervorragend präsentiert, also versucht euch einigermassen herzurichten. Ich denke nicht, dass Notizbücher erlaubt sind, also seid etwas aufmerksamer als gerade eben.“, fuhr Imenia fort. Ylaria nickte. „Natürlich. Es tut mir leid. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihr meine Begleitung wünscht“, sprach sie wahrheitsgemäss.

Und gerade deswegen habe ich euch ausgewählt“, erklangen die kryptischen Worte Imenias, ehe sie aufstand. „Ich ziehe mich zurück, ich habe noch etwas zu studieren. Räumt hier auf und macht Ordnung, Herr Hammerschmied. Sonnenhoffnung, seht zu den Tieren, die Drachen machen sie unruhig.“ Sie wandte sich zum Gehen. Leireth erhob sich hastig und eilte ihr nach, redete auf sie ein, während Leyan sich erneut etwas zu ihr beugte und ein 'Glückwunsch', ins Ohr hauchte, aufstand und verschwand.

Ylaria stand langsam auf, streckte ihre Glieder und entfernte sich von ihrer kleinen Unterkunft. Nur wenige Momente später fand sie sich vor dem Wyrmruhtempel wieder. Sie hatte den Ausgang gen Norden angesteuert.

Dort blieb sie eine Weile stehen, blickte die endlose Weite Schnee an, die den Pfad der Titanen bedeckte, der sich vor ihr ausbreitete.

< Ich soll also mit zu den Drachen >, dachte sie. < Ohje.. Ohje.. Ich hoffe nur.. ich sage nichts falsches. >

Wenige Momente später trat Verian neben sie. Sie blickte ihn an. Halb erwartete sie, ihn missmutig zu sehen, doch das Lächeln, welches ihr bester Freund ihr schenkte, war ehrlich und gut gemeint.
„Ich freue mich sehr für dich, dass du mitdarfst.“


Bist du sicher?“, erwiderte sie schnippisch. Sie hatte Leireths Blick noch nicht vergessen. „Solltest du es nicht lieber Leireth wünschen?“

Verian schwieg einen Moment und strich sich durch die Haare. „Du bist meine beste Freundin, Ylaria. Ich wünsche es.. dir mehr“. Seine Worte klangen aufrichtig, als er einen Arm um sie legte. Auch Ylaria schwieg einen Moment.

Danke“, murmelte sie dann.

Er grinste. „Ausserdem kann ich sie dann ja immer noch über ihre Enttäuschung hinweg trösten.“
Fast zeitgleich fielen sie in erlösendes Gelächter.





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Krasus musterte Imenia mit einem langen Blick, unter dem Imenia fast schon wieder vergass, wie sie hier her gelangt waren, obschon es nur wenige Augenblicke her war, dass sie in der grossen Halle unten von einem Drachen abgeholt worden waren, der einen ihrer Reitgreifen bis in die oberste Etage des Tempels geleitet hatte.

Nun standen sie vor Krasus, Korialstrasz persönlich, dem Gefährten der Lebensbinderin. Imenia fürchtete um ihre Stimme, hatte sie zur Begrüssung doch kaum einen Ton hervorgebracht.


&#8222;Es ist interessant zu sehen, wie manche Dinge viele Jahre vergessen scheinen, und dann, eines Tages, wird gleich mehrmals nach diesen Dingen gefragt", sprach er bedächtig, und trat einen Schritt zur Seite, blickte kurz über die Drachenöde.

Imenia wartete einen Moment ab, bevor sie die Stimme erhob, die mittlerweile wieder ihre übliche Festigkeit gewonnen hatte. &#8222;Verzeiht, ehrwürdiger Krasus, doch wie soll ich diese Worte verstehen?"

Krasus lachte leise, und wandte sich ihr wieder zu.

&#8222;Ihr fragt mich, was ich über die alten Schwesterklingen weiss. Doch seid ihr nicht die Einzige, die um dieses Wissen sucht in diesen Tagen."

&#8222;Was.. wer.. aber..", versuchte Imenia ihre Gedanken zu ordnen.

&#8222;Ihr seid zu spät, Imenia Feuerblüte. Uns hat bereits ein anderer Besucher aus Dalaran beehrt, der sich nach den prismatischen Klingen erkundigt hat. Ich habe ihm ein Buch ausgeliehen, welches es euch vermutlich ermöglichen würde, die Klinge zu identifizieren."

Imenia zog die Augenbrauen hoch. &#8222;Das ist allerdings.. ein derart merkwürdiger Zufall, dass ich ihn kaum mehr dieser Kategorie zuschreiben würde.", sprach sie, und klang dabei etwas harsch. Krasus tippte mit einem Finger der linken Hand nachdenklich gegen seine Lippen. Imenia bemerkte, dass ihm an dieser Hand der kleine und der Ringfinger fehlten. Für ein so perfektes Wesen war dies ein sehr seltsamer Makel, doch noch bevor sie sich weiter wundern konnte, sprach Krasus weiter.

&#8222;Ohne es gesehen zu haben kann niemand von uns beurteilen, ob eine derartige Waffe tatsächlich eine der Klingen ist, die ihr vermutet. Ich fürchte, ihr müsst nach Dalaran zurückkehren, und den.." Er brach den Satz ab, denn in diesem Moment setzte ein majestätisch wirkender blauer Drache an, auf der obersten Plattform zu landen. Imenia wunderte sich nur einen kurzen Moment über die scheinbare Sorglosigkeit der Roten. War es nicht erst wenige Monate her, seit die Blaudrachen den Turm angegriffen hatten, und jeder in Sichtweite bekämpft wurde? Sie und Ylaria tauschten einen Blick, sagten aber nichts.

Der Drache landete neben der Haushofmeisterin der Königin und begann sich zu verwandeln und die beiden Quel'dorei hatten grosse Mühe, den Mund nicht offen stehen zu lassen.

Es war faszinierend und abstossend zugleich, wie sich der massige und dennoch elegante Körper des Blaudrachen begann zu verformen und sich schliesslich in einer Art Nebel, einem Flirren auflöste, einen Moment gar nicht mehr zu existieren schien, bis schliesslich eine humanoides Wesen auf der Plattform stand.

&#8222;Ah.. Kalecgos", sprach Krasus und trat auf den Drachen in der Form eines Halbelfen zu. &#8222;Sei gegrüsst." Kalecgos erwiderte etwas in einer Sprache, welche weder Ylaria noch Imenia ansatzweise verstanden, doch gingen sie von einer Erwiderung des Grusses aus.

Die beiden Drachen tauschten einige Worte, ehe Krasus Kalecgos zu den beiden Quel'dorei führte, die sich sofort verbeugten.

&#8222;Siehe.. Diese Vertreter des Silberbunds haben Überreste einer Klinge gefunden. Es mag sein, dass diese Überreste diejenigen einer prismatischen Klinge sind."

Kalecgos runzelte die Stirn und zupfte sich die vorwiegend blaue Kleidung zurecht, während Krasus sprach. &#8222;Wirst du unseren Besuchern deine Hilfe anbieten?"

Kalecgos' Blick wandte sich nun den beiden Quel'dorei zu und Imenia musste sich beherrschen, den Blick nicht abzuwenden. Sie fühlte sich inspiziert, gemustert, doch war dies nicht feindselig, sondern einfach neutral berechnend, was das Ganze für sie irgendwie schlimmer machte. Schliesslich räusperte sie sich. &#8222;Mein Lord, es wäre von Vorteil für die Bemühungen, die der Silberbund.."

&#8222;Krasus. Bist du dir sicher, dass du diesen Sterblichen in ihrer Suche nach dem Schwert unterstützen willst?", wurde sie von Kalecgos unterbrochen, den ihre Worte offensichtlich gar nicht interessiert hatten.

Krasus blickte Kalecgos an. &#8222;Diese Klingen", fuhr Kalecgos fort, und richtete das Wort nun sowohl an Krasus als auch an die beiden Elfen, &#8222;wurden vor langer, langer Zeit geschmiedet. In einer Zeit, als die Dinge.. anders waren."

&#8222;Du denkst also, unsere Verbündeten sind nicht in der Lage, die Macht des Schwertes zu kontrollieren?"

&#8222;Unsere Feinde haben einst unsere stärkste Waffe gegen uns gerichtet. Was bringt dich zu dem Gedanken, dass es bei den prismatischen Klingen anders wäre? Es war bereits ein Fehler, sie überhaupt herzustellen und den Sterblichen zu überreichen."

Imenia und Ylaria tauschten erneut einen Blick. Auch ohne Worte hatten sie eine ungefähre Ahnung davon, was Kalecgos mit der stärksten Waffe meinte. Die Drachenseele, die vor tausenden von Jahren vom korrupten Erdwächter selbst gegen die vier anderen Drachenschwärme benutzt worden war. Die dazu geführt hatte, dass die Welt auseinanderbrach, dass der Mahlstrom entstand und Azeroth fast von Sargeras anheim gesucht worden wäre. Alte Lieder und Geschichten erzählten auch unter den Hochelfen diesen Abschnitt der mit den Nachtelfen gemeinsamen Vergangenheit immer und immer wieder.

Imenia zerbrach sich den Kopf, um eine Antwort zu finden, die den Blaudrachen hätte besänftigen können, fand aber keine. In einem Winkel ihres Bewusstseins war ihr klar, dass das Wort einer Sterblichen in diesen Belangen wirklich kaum etwas zählte. Nicht aus Verachtung für die Sterblichen, sondern einfach, weil sie nicht diese Erfahrung hatten, die die Drachen besassen.

Ihr entging fast, dass sich eine weitere Gestalt genähert hatte. Als Ylaria neben ihr sich erneut tief verbeugte und einen Gruss stammelte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.

&#8222;Seid willkommen zurück im Tempel Kalecgos.", erklang die Stimme der Drachenkönigin.

&#8222;Alexstrasza, Königin des roten Schwarms, es ist mir wie immer eine Ehre, hier verweilen zu dürfen.", antwortete der Angesprochene und verbeugte sich.

Die rote Drachendame trat in der humanoiden Gestalt einer Hochelfe auf sie zu. Sie war ungefähr einen Kopf grösser als Ylaria und Imenia, doch hatte von ihrer Gestalt und ihrer Ausstrahlung her kaum etwas mit einem gewöhnlichen Hochelfen gemein. Die Mischung aus Stoff und Platte, die ihre Figur umhüllte, verdeckte gerade das notwendigste, hätte für einen Sterblichen in der eisigen Kälte der Drachenöden aber kaum gereicht. Die Farben, die sie zierten, schimmerten in allen vorstellbaren Nuancen von Rot, durch goldene Verzierungen, gestickten Ranken und Blumen bereichert und ergänzt durch einen grossen, blutrot glänzenden Edelstein, der an einer Halskette hing. Imenia konnte nicht sagen, wo die ebenfalls verzierten Hörner in dem dichten, gewellten Haarschopf begannen, doch ragten sie an der Seite des Kopfes ab, wirkten aber dennoch nicht störend. Alles an der Gestalt der Drachenkönigin in ihrer humanoiden Form wirkte passend und stimmig, königlich bis in die letzte Zehenspitze.

Sie trat in die Runde und ihre golden glühenden Augen suchten von jedem Anwesenden einmal den Kontakt.

&#8222;Kalecgos. Sterbliche Helden haben diese Waffen lange genug geführt, um das Böse zu bekämpfen. Ich sehe keinen Grund, ihnen das Schwert auch in diesem Kampf gegen die Geissel vor zu enthalten", sprach sie dann, ganz so als hätte sie jedes einzelne Wort der Unterhaltung mitbekommen. Und das hatte sie wohl auch, denn keiner der beiden Drachen stellte dies in Frage. Krasus nickte nur, während Kalecgos offensichtlich skeptisch die Arme verschränkte.

&#8222;Wie ihr es wünscht, meine Königin. Ich werde sicherlich nicht in ihrem Wege stehen", sprach er. &#8222;Aber ich werde meinen Blick auf ihnen behalten."

&#8222;Das werden wir alle, Kalecgos", ergänzte ihn Krasus und lächelte aufmunternd zu den beiden Elfen.

Kalecgos nickte nur noch einmal wortlos, drehte sich dann um und entfernte sich von dem Grüppchen. Er gesellte sich zu einem anderen Drachen in humanoider Form und begann ein Gespräch, widmete sich der Gruppe nicht mehr.

Krasus wandte sich wieder an die Elfen. &#8222;Ihr müsst die Bemerkungen Kalecgos' verstehen. Sein Schwarm hat am meisten gelitten." &#8222;In vergangenen Jahren sowie auch in der Gegenwart", ergänzte Alexstrasza ihren Gefährten und schenkte ihm ein Lächeln.

Imenia nickte. &#8222;Ich.. verstehe durchaus.. Es ist bestimmt nicht leicht, dies.. zu.. nun ja.."

Alexstrasza lächelte amüsiert, als Imenia erneut keinen klaren Satz zustande brachte.

&#8222;Ihr solltet zurück nach Dalaran gehen. Ich bin mir sicher, einer eurer Magister des Silberbunds ist befähigt, mit den Sonnenhäschern über eine Herausgabe des Buches zu diskutieren. Denn anders ist es euch wohl nicht möglich, die Klingenüberreste zu identifizieren. Und uns ist es nicht möglich dies zu tun, ohne die Überreste gesehen zu haben." Krasus hatte bei den Worten, die er gesprochen hatte, abwechselnd Ylaria und Imenia angesehen.

&#8222;Wartet.. ihr sagt.. Sonnenhäscher? Seid ihr sicher?", entfuhr es Imenia.

&#8222;So ist es. Er handelte im Namen der Sonnenhäscher, wie er mir zugetragen hat."

&#8222;Und.. gibt es.. kein anderes Buch?"

&#8222;Nein, das gibt es nicht."

Alexstrasza hatte die ganze Zeit geschwiegen, doch nun erhob sie wieder die Stimme.

&#8222;Aber das wird auch nicht notwendig sein, nicht wahr, Imenia Feuerblüte?" Sie lächelte, blickte Imenia an. &#8222;Denn ihr habt es bei euch."

Imenia stockte der Atem. &#8222;Nun.. ehm.." &#8222;Ihr wäret nicht so töricht und würdet es in Dalaran lassen. Auch ein Heiler kann keine Ferndiagnosen stellen, so können wir dies auch nicht. Ihr habt den betreffenden Gegenstand, von dem ihr vermutet, es könnte die Klinge sein, mit genommen."

Krasus lächelte, als Imenia nur ergeben nickte. &#8222;Die Logik meiner Königin schlägt selten fehl."

&#8222;Verzeiht, wir.. ich wollte nicht.. Ich dachte, vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, es herauszufinden, ohne.. Wenn es eine Fälschung ist, oder wir uns irrten.. Die Blamage wäre zu gross gewesen.. Entschuldigt, dass ich es euch nicht sofort gesagt habe", wand sich Imenia im verzweifelten Versuch, eine Erklärung zu finden, die gar nicht so abwegig war. Ein Teil von ihr war wirklich besorgt, ob die Klinge nicht eine Fälschung war. Und sich vor einem derart edlen Geschöpf wie einem Drachen zu blamieren? Unvorstellbar.

&#8222;Lasst uns das Relikt durch unsere Haushofmeisterin Torastrasza überbringen und wir werden es untersuchen, ob es das ist, was ihr denkt." Sie deutete auf die Drachendame, die sich am anderen Ende der Plattform befand. &#8222;Sie wird euch nach unten eskortieren und dort das Relikt in Empfang nehmen. Am morgigen Tage, zur selben Stunde, wird sie euch unten wieder abholen, auf dass ihr die Antwort erfahren mögt."

&#8222;Unser tiefster Dank sei euch gewiss, Königin. Wir fühlen uns geehrt."

Alexstrasza lächelte sanft. &#8222;Shorel'aran, wie die Hochelfen sagen. Wir werden uns wieder sehen.", sprach sie, senkte leicht den Kopf zum Grusse und ging dann davon, gefolgt von Krasus.

Imenia und Ylaria verbeugten sich tief und wagten sich erst wieder aufzurichten, als sie sicher waren, dass sich in ihrer unmittelbaren Umgebung kein Drache mehr aufhielt. Dann entlud sich ihre Nervosität in einem hysterischen Kichern.



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OOC: Das Originalgespräch von Questender Person, Krasus, Kalecgos und Alexstrasza wenn man die Questreihe macht (Quelle: Wowpedia, siehe Link)

What do you know of ancient swords?
Krasus says: You're too late, <name>. Another visitor from Dalaran came asking after information about the same prismatic dragon blades.
Krasus says: From your description, I'm certain the book I loaned our visitor could allow you to easily identify the weapon.
Kalecgos flies in from the northeast and switches to his half-elf guise as he walks to Krasus and Alexstrasza.

Krasus says
: I'm afraid you'll have to ask the -- Well, perhaps Kalecgos can help.
Krasus says: <name> may have found the remains of a prismatic blade, Kalecgos. Will you offer your help to our visitor?
Kalecgos says: Are you certain you should be helping these mortals in their quest for the sword?
Kalecgos says
: These blades, Krasus... They were made long ago, when things were... different.
Krasus says: You believe our allies will not be able to control the power of the swords?
Kalecgos says: Our enemies once turned our strongest weapon against us. What makes you think the prismatic blades will be any different?
Alexstrasza the Life-Binder says
: Mortal champions have long used these weapons to combat evil. I see no reason to keep the swords from them in this battle.
Kalecgos says
: As you wish, my queen. I will not stand in their way, but I will keep a close watch.
Krasus says
: As will we all. Kalecgos turns and walks away to the northeast before making a thumbs up and disappearing.
Krasus says
: Please, mortal, speak with Arcanist Tybalin in Dalaran. He may be able to negotiate with the Sunreavers/Silver Covenant for access to the book.

Für meine Zwecke leicht modifiziert.
Ich hoffe, es ist dennoch einigermassen nachvollziehbar
Vielen Dank an die treuen Stammleser. Bald gehts weiter.
LG,
Rose

 
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jaa ich erinner mich noch an diese epische questreihe um das schwert auch wenn es druiden eher zu einem eher nicht so hübschen kolben tauschen
und du fängst die stimmung sehr schön ein
bin ja schon gespannt wer am ende das rennen macht
 
OOC: Retrospektiven, Perspektivenwechsel, wildes Durcheinander.. Ich warne euch schon vor. Die nächsten Abschnitte im letzten Kapitel des dritten Abschnitts werden anders als die Kapitel zuvor. Bisher hatte ich immer versucht, pro Miniabschnitt (forenpost) die Perspektive bei einem Char zu lassen. Das wird manchmal hier jetzt nicht mehr möglich sein. Das Positive daran ist: Es wird Action geben.
Achja, und verzeith mir diesen verkorksten Umgang mit der Vergangenheit. Ich hatte gemerkt, dass ich das Minikapitel vergessen hatte, in dem Daireanh sich das Buch holt. Jetzt erinnert er sich halt daran. Eine etwas unschöne stilistische Form, aber besser als gar nicht.
Lg,
Rose



Nachrichten und Entscheidungen

Dairean wog das Buch in den Händen, während er es betrachtete. Auf dem aus Leder gefertigtem Einband waren nur wenige schlichte Verzierungen, zwei gekreuzte Klingen auf der Vorderseite, Schnörkel auf der Hinterseite. Es wirkte nicht besonders wertvoll. Dairean war sich bewusst, dass dieser Eindruck täuschte.
Er hob den Kopf gen Himmel und genoss den letzten Sonnenstrahl, der sich noch über die westlichen Gebirge stahl, ehe die schimmernde Kuppe der Sonne schliesslich ganz verschwand und der Dämmerung einsetzte.

Es war erstaunlich einfach gewesen, das Buch zu besorgen. Er hatte überlegt, ob er sich heimlich in die Bibliothek schleichen sollte, doch in Anbetracht der Umstände, dass die Ausmasse der Sammlung im Wyrmruhtempel sicherlich zu gross für ihn sein würden, hatte er diesen Plan schnell fallen lassen. Zumindest nahm er bei Wesen, die ihr Wissen bereits seit vielen Jahrtausenden anhäufen konnten, an, dass ihre Sammlung riesig war. Waren Drachen nicht besonders begierig auf Schätze?

Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, ehe er sich einen Blick ins Buch erlaubte. Bereits nach wenigen Seiten erblickte er eine Darstellung der einen prismatischen Klinge, genauer und weniger stilisiert als auf dem Einband. Er strich mit den Fingern die gezeichnete leichte Rundung der Schneide nach und überlegte, was die Runen wohl zu bedeuten hatten.

Schliesslich hatte er sich anders entschieden und hatte einfach auf gut Glück gefragt. Nach einem kurzen Besuch des Hordenvertreters im Tempel, der ihm widerwillig seinen Siegelring auf ein Stück Pergament setzte, damit er sich als Hordenmitglied ausweisen konnte, hatte Phönix ihn in die zweite Etage des Turmes geführt. Dort verweilte Lord Afrasastrasz, ein Drache in einer menschlichen Gestalt, der ihm ebenso widerwillig wie der Orc Zugang zu seiner Bibliothek gewährte. Das war alles passiert, noch bevor Ylaria und Imenia ihre Audienz hatten, geschweige denn diese überhaupt angekündigt. Noch bevor sie gemeinsam die erste Mahlzeit am Tag eingenommen hatten.

Er war fast verzweifelt beim Anblick der unzähligen Bücherregale. Als er sich nach dem Drachen umgesehen hatte, war dieser verschwunden gewesen. < Wenn du schon was von uns willst, such's wenigstens selber, hm?>. So stellte Dairean sich die Gedanken des Drachen vor.

Dairean schloss die Augen und lehnte sich mehr an die Säule, an die gestützt er sass. Erneut liess er sich die Szene, die dann darauf gefolgt hatte, durch den Kopf gehen.

&#8222;Nanu..? Wen haben wir denn da in unserer Bibliothek?"
Dairean schreckte aus seinen Gedanken hoch. Vor ihm stand eine humanoide Gestalt, die elfische Züge aufwies und in eine kunstvolle, in Rot- und Brauntönen gehaltene Robe gehüllt war. Sein weisses Haar und das Mienenspiel auf dem Gesicht des Elfen, sowie die zahlreichen Fältchen zeichneten das Bild eines betagten Wesens. Der Elf hatte ihn in Thalassisch angesprochen. Dairean wandte sich vom Bücherregal um und verbeugte sich. &#8222;Die Sonne führt uns", sprach er den traditionellen Gruss, der zwischen Hoch- und auch Blutelfen verwendet wurde.
Der Elf vor ihm lächelte. &#8222;Euch ebenso. Es ehrt mich, dass ihr mich als einen von euch ansprecht."
Dairean hob den Kopf wieder. &#8222;Selbst wenn ihr es nicht wärt, so gleicht ihr doch unserem Volke." Er versuchte zu lächeln, doch es misslang ihm. Die Bedeutung der Worte sickerten nur langsam in seinen Verstand. < Wenn der hier sich nicht als unser Volk betrachtet, dann ist er... vielleicht.. äh..>
&#8222;Mein Name ist Krasus. Mit wem habe ich das Vergnügen?"
&#8222;Mein Name ist Dairean.", erwiderte der Angesprochene. Er starrte den Elfen an. Krasus war der Lehrmeister von Rhonin, soviel wusste er. &#8222;Und ja, ich bin nicht von eurem Volke, obgleich ich schon diese Gestalt bevorzuge, wenn ich unter den Lebenden weile."
&#8222;Ihr seid.. ein.. äh.. Drache?", stotterte Dairean, und verfluchte sich im Stillen. Verdammt, er machte sich hier noch zum Narr.
&#8222;So ist es."
&#8222;Oh, verzeiht, ich wusste nicht.. das.. ich.." Er verbeugte sich erneut.
&#8222;Wie konntet ihr auch.. Macht euch keine Gedanken und hört auf euch zu verbeugen." Krasus lächelte. &#8222;Dairean, also.. Tragt ihr keinen Familiennamen? Das ist in eurem Volke doch üblich, hm?"
Dairean rieb sich etwas verlegen den Nasenflügel. &#8222;Ja. Üblich schon. Doch ich habe ihn abgelegt, da er mich an Dinge erinnert, die ich nicht mehr im Kopf haben möchte."
Krasus blickte ihn einen Moment an, fast schien Dairean, als würde ihm der Blick bis ins Mark fahren.
&#8222;Und ich erinnere euch daran. Verzeiht diese Unhöflichkeit."
&#8222;Nn.. nein. .Das ist doch keine.. ihr konntet es ja nicht wissen. Ich sollte mir einen neuen Namen zulegen", murmelte Dairean. &#8222;Das taten viele meines Volkes, als wir uns aus der Asche erhoben wie ein stolzer Phönix."
Krasus nickte. Daireans Blick zuckte kurz zum Bücherregal rechts neben sich.
&#8222;Ich gehe davon aus, dass ihr ein Buch sucht, Dairean? Afrasastrasz hat mir darüber berichtet."
Dairean straffte sich etwas. &#8222;So ist es. Ich bin im Auftrag meines Meisters hier, und natürlich im Auftrag der Sonnenhäscher. Magister Jorith Hathorel von ebendiesen lässt beste Grüsse an den Tempel ausrichten."
&#8222;Ah.. Hathorel. Dieser Name ist mir geläufig. Wie geht es ihm?"
&#8222;Ich kann es als einfacher Untergebener natürlich nicht beurteilen, aber er scheint zufrieden. Hektisch und etwas nervös wie immer, aber zufrieden mit dem Verlauf der Dinge."
Krasus lachte mit angenehm tiefem Klang der Stimme. &#8222;Das klingt nach ihm."
Dairean erlaubte sich ein beherrschtes Lächeln. Noch immer war er innerlich sehr angespannt. Er wusste nicht, wieweit Krasus informiert war in die Geschehnisse, in den Konflikt Silberbund &#8211; Sonnenhäscher oder gar in die wichtigen und grossen Familien Silbermonds. Er wusste nicht, ob es viele seines Namens gab, möglicherweise konnte der Drache seinen Vornahmen sogar zum Nachnamen Sonnenhoffnung zuordnen. Seine Familie hatte diesen Namen weitergeführt, und sich nicht dem Trend angeschlossen, den Namen zu ändern. Dairean spürte, wie sich einzelne Schweissperlen auf der Stirn bildeten. Er biss sich auf die Innenseite der Wange und konzentrierte sich auf eine unauffällige langsame, aber tiefe atmung. < Mach dich nicht verrückt >, die Erfahrung, die er seit langer Zeit hatte, halfen ihm, ruhig zu werden.
&#8222;Nun, welches Buch sucht Magister Hathorel denn so dringend, dass er einen Elfen hierhin schickt, wo doch jede Kraft im Norden gebraucht wird?"
Dairean behielt sein beherrschtes Lächeln aufrecht. &#8222;Die Legende der Zwillingsklingen von Arlean Dämmerbann", antwortete er.
&#8222;Ein interessantes Werk. Umso schade, dass es nun wieder nach Dalaran gehen muss. Es wurde uns erst vor kurzer Zeit retourniert." Krasus' Blick wanderte über die Regale. &#8222;Wisst ihr, warum es gebraucht wird?"
&#8222;Verzeiht, Sire, ich bin nur ein einfacher Bote, ich weisst nicht, warum mein Meister es braucht."
Krasus fixierte ihn mit dem Blick, dann setzte er sich in Bewegung. Einige wenige Minuten strich er durch die Regale, ehe er schliesslich ein Buch herauszog, sich zurück zu Dairean begab, und es ihm überreichte.
&#8222;Dessen bin ich mir nicht so sicher, Dairean von den Sonnenhäschern. Aber ich werde mich hüten, mich erneut in die Belange der Sterblichen einzumischen."
Dairean verbeugte sich erneut tief, hielt das Buch in den Händen fest.
&#8222;Vielen Dank für die Hilfe, Sire Krasus. Ich werde nun gehen, ich habe noch einen weiten Weg vor mir", sprach er leise. Krasus' Worte liessen einen kalten Schauer über seinen Rücken wandern.
&#8222;Eines noch, Dairean von den Sonnenhäschern."
Dairean blickte ihn an.
&#8222;Richtet eurem Meister aus, er soll sich sehr gut überlegen, wer es führen soll."
&#8222;Äh..", kam es nur geistreich von Dairean.
&#8222;Er wird wissen, was ich meine. Shorel'aran."
Der Drache benutzte die traditionellen Worte und verschwand dann aus der Bibliothek.


Dairean liess sich diese kryptische Botschaft noch einmal durch den Kopf gehen, während er ein Stück feinen Seidenstoff aus seinem Gepäck zog, das Buch darin einwickelte und es ganz zuunterst verstaute. Gerade noch rechtzeitig.

&#8222;Guten Abend Leyan", sprach eine ihm wohlbekannte Stimme. Er wandte den Kopf nach rechts, lächelte. Ylaria lächelte zurück, strahlte schon fast und setzte sich neben ihn.

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Dafür das du vergessen hast einzufügen wie Dairean sich das Buch holt, hast du es trotzdem relativ gut wieder eingeflochten. Ich bin schon neugierig wie die Nächsten Abschnitte werden.
 
OOC: Ich habe mir auch Mühe gegeben. Vielen Dank
Nächstes Kapitel: Achtung Zucker-Kitsch-Romantikalarm. Aber das musste sein.


Die Eindrücke des Nachmittages brannten ihr auf der Seele, sie wollte mit jemandem reden. Da Imenia sich natürlich sofort darum gekümmert hatte das Relikt der Haushofmeisterin zu übergeben, konnte sich Ylaria nicht mit ihr unterhalten. Sie wusste auch gar nicht, ob sie das wollte. Imenia war immer noch ihre Vorgesetzte.

Ylaria seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Sie konnte einfach nicht anders. Sie musste jetzt mit jemandem reden. Gerade wollte sie das kleine magische Feuer ansteuern, welches immer noch brannte und um welches die Gefährten sassen, als ihr Blick an einen anderen Ort fiel. Sie sah, wie Verian und Leireth in einer Ecke an einer Säule standen, sich unterhielten.

< Unterhalten ist das falsche Worte >, dachte sie, als sie sah, wie Leireth an die Wand lehnend dastand, eine Hüfte leicht eingeknickt und die Hand auf der anderen abgestützt, den Oberkörper leicht vorschiebend, so dass sie ihre weiblichen Attribute gegenüber dem um zwei Köpfe grösseren Verian vorteilhaft präsentierte. Ylaria sah auch, wie Verian eine Hand neben Leireths Kopf an der Wand hatte und lächelte wie ein verliebter Idiot. Zwischen den beiden Körpern war kaum mehr eine Handbreit Platz.

Ylaria konnte nicht anders als die beiden Elfen anzustarren. Jeden Moment erwartete sie die Enttäuschung körperlich spüren zu können. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus, dann schüttelte sie den Kopf und wandte sich endlich ab, nach einer gefühlten Ewigkeit. Sie wollte sich hier nicht zum Affen machen, indem sie ihren besten Freund anstarrte, wie er flirtete. Sie wollte es ihm gönnen. Sie gönnte es ihm. &#8222;Du gönnst es ihm, du gönnst es ihm, du gönnst es ihm", murmelte sie vor sich hin, als sie sich ganz mit dem Körper drehte und die Tempelhalle schnurstracks wieder verliess.


Schon nach wenigen Schritten blieb sie stehen. Vor ihr tat sich nur die endlose Weite der Drachenöde auf. Die Sonne ging gerade unter und beleuchtete jede einzelne Schneeflocke noch mit einem letzten Tropfen Licht, liess die Ebene glitzern, wie wenn sie von hunderten Diamanten bedeckt wäre.

Als sich rechts neben ihr etwas bewegte, blickte sie in diese Richtung und entdeckte Leyan, wie er gerade etwas in seinem Beutel verstaute. Noch ehe sie sich wirklich im Klaren war, was sie tun sollte, hatten ihre Schritte sie schon zu ihm geführt.

&#8222;Guten Abend Leyan", sagte sie und liess sich im selben Moment neben ihm nieder, setzte ein hoffentlich überzeugendes Lächeln auf. Er wandte den Kopf nach rechts, lächelte.

&#8222;Hallo Ylaria. Schon zurück von der Audienz?"

Ylaria lehnte sich ebenso an die Wand wie Leyan und zog die Beine etwas hoch. Dann nickte sie, immer noch lächelnd. &#8222;Ja.. Oh, es war so toll Leyan. Ich hab die Drachenkönigin gesehen. Stell dir vor! Alexstrasza! Oh bei der Sonne.. ich kann es noch gar nicht wirklich glauben.", sprudelte es auch schon aus ihr hervor. Ihre Hände unterstrichen den Redefluss mit hektischen Gesten.

&#8222;Sie war.. Oh, sie ist so schön, wirklich. Das kann ich doch sagen, oder? Ich mein wirklich. Sie hat Hörner. Stell dir vor! Hörner. Aber es sieht nicht irgendwie komisch aus, nein es.. passt. Es sieht gut aus. Und dann trägt sie fast nichts, das muss so kalt sein, aber sie ist ja ein Drache, vielleicht friert sie gar nicht. Aber es wirkt so schön, so edel. Und ihre Stimme.. Ich hab mich gefühlt wie ein Murloc als ich diese Stimme gehört hab. Und dann haben wir auch noch Krasus getroffen, also den eigentlich zuerst, weil...." Sie unterbrach ihren Redeschwall kurz um Luft zu holen. Als sie Krasus erwähnte, schien sie einen Augenblick eine Besorgnis in Leyans Mienenspiel wahrzunehmen, aber dann sprach sie weiter. Der Eindruck verging rasch.

&#8222;Wir haben gesagt, wir brauchen Hilfe und er hat gesagt, dass ein Sonnenhäscher ein Buch geholt hat, welches uns helfen würde. Die Sonnenhäscher sind hier, stellt dir das vor! Aber er wollte nicht sagen, wer es war, das war dann auch gar nicht mehr wichtig, weil Imenia hat ja das Relikt da. Wir haben es gerade überbracht, die Drachen selbst werden es untersuchen, stell' dir vor."

Leyan klappte den Mund auf und starrte sie an. &#8222;Echt.. Jetzt? Die Sonnenhäscher? Ohje.", sprach er, ihren Redefluss unterbrechend. &#8222;Und du glaubst wirklich, dass dieses Dings die Klinge ist?"

&#8222;Das wissen wir doch nicht, deswegen untersuchen die das jetzt doch auch. Wusstest du überhaupt, worum es in dieser Mission ging? Ach.. egal, jetzt weisst du's. Und dann kam übrigens noch ein Drache, ein Blauer. Wir haben gesehen, wie der sich verwandelt hat. Ich sag dir, das war gruselig. Wirklich. Aber irgendwie auch sehr.. interessant. Er hat kaum mit uns gesprochen, sehr arrogant. Er meinte auch, Sterbliche könnten die Klinge niemals führen, wir seien nicht würdig. Aber dann haben die beiden roten Drachen sich für uns eingesetzt."

Plötzlich merkte Ylaria, dass sie ohne Punkt und Komma redete und errötete heftig, blickte zur Seite.

Leyan lächelte. &#8222;Das klingt sehr spannend. Ich beneide dich, dass du auf die Drachen getroffen bist", erklang dann seine Stimme. Ylaria seufzte leicht. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt.

&#8222;Ja", murmelte sie. Ihre Stimme war mittlerweile etwas belegt, soviel hatte sie in den wenigen Minuten, seit sie sich gesetzt hatte, erzählt. Als sich das Rot auf ihren Wangen etwas zurückgezogen hatte, blickte sie Leyan an, der immer noch ein warmes Lächeln auf den Lippen hatte.

&#8222;Ich fühle mich geehrt, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst, Ylaria."

Sie schnaubte. &#8222;Pha.. Mit wem sonst? Verian ist ja damit beschäftigt, Leireth abzuschlecken und Imenia.. ist meine Vorgesetzte."

Leyan lachte sein kehliges Lachen. &#8222;Abschlecken? Wirklich? Als ich vorhin hinaus gegangen bin, waren sie noch mit Reden beschäftigt."

&#8222;Ach, selbst wenn.. Wird nicht mehr lang dauern. Leireth hat jetzt ja offensichtlich überraschend Gefallen an ihm gefunden", brummelte sie.

&#8222;Überraschend?"

&#8222;Ja. Überraschend", erwiderte Ylaria und strich sich erneut durch die Haare. Langsam mutierte dies zu einem nervösen Tick. &#8222;Verian liebt sie seit langer Zeit. Bereits am ersten Tag, als wir im neu errichteten Dalaran Dienst hatten, erblickte er sie. Man würde denken, dass sie sein Werben erwiderte oder ihn zurückwies, aber nein. Sie nahm ihn schlicht nicht wahr. Er wär' fast dran verzweifelt."

&#8222;Und nun.. nicht mehr?"

&#8222;Siehst du ja.. Der Idiot lässt sich vollständig von ihr einwickeln, vergisst völlig, dass er so lange gelitten hat unter ihrer Nichtbeachtung."

Leyan schmunzelte. &#8222;Bist du sicher, dass er ein Idiot ist? Freust du dich nicht für ihn? Ich dachte, ihr seid befreundet."

Erneut wurde Ylaria rot. Sie blickte auf den Boden vor sich. < Ertappt..>, dachte sie.

&#8222;Ich.. ich weiss nicht.. Ich würde es ihm gern gönnen, er wartet schliesslich so lang.. Aber.."

Plötzlich spürte sie Leyans Arm um ihre Schultern und den sanften Druck, den er ausübte. Sie gab dem bereitwillig nach und lehnte sich an ihn. &#8222;.. ich glaube, sie wird ihm nur wehtun", murmelte sie um den Satz zu beenden. &#8222;Das mag sein.", sagte Leyan dann, und strich ihr mit der Hand, die nicht auf ihrem Oberarm lag, über ihre Wange, blickte sie an. Sie erwiderte den Blick.

&#8222;Ist es nicht viel eher so, dass du es ihm aus einem anderen Grund nicht gönnen kannst?", sagte er da leise. Ylaria erschrak und blickte schnell wieder weg. Sie suchte nach Worten, doch fand keine.

&#8222;Man sieht es dir an, Ylaria. Aber mach dir keine Gedanken. Ich werde natürlich nichts sagen."

&#8222;Ich.. ehm.. aber.."

&#8222;Scht..", murmelte Leyan und legte ihr einen Finger auf die Lippen. &#8222;Sag nichts, Ylaria. Sag nichts. Ich verstehe es schon, und glaub mir, ich bin nicht enttäuscht oder dergleichen. Ich war nicht so töricht davon auszugehen, dass eine so schöne Frau wie du sich nicht bereits jemanden für sich ausgesucht hat."

Ylaria wandte den Blick wieder zu ihm, als er fortfuhr zu sprechen.

&#8222;Ich finde dich sehr anziehend, und ich bin der Überzeugung, dass ich es schaffen kann, dass du deinen besten Freund nur noch als das siehst, was er ist: deinen besten Freund. Sofern du das willst. Und sofern es eine Chance gibt, dass du mir dies erlaubst."

Ylaria blickte ihn an, schwankte zwischen Freude und Fassungslosigkeit. Wie schaffte es dieser Elf, nahezu in jeder Situation die richtigen Worte zu finden? In ihrem Bauch breitete sich erneut ein flaues Gefühl aus, doch im Gegensatz zu dem vorher empfand sie es als angenehm. Es schien, als könnte Leyan in ihre Gedanken blicken. All die Fragen, die sie hatte, die sie ihm noch nicht gestellt hatte. Die Gedanken, die sie in der letzten Nacht vom Schlafen abgehalten hatten und die ihr schwer auf dem Gemüt lasteten. Längst war sie sich nicht mehr sicher, ob sie in Verian immer noch mehr als nur einen Freund sah, was es zu bedeuten hatte, dass sie sich zu Leyan hingezogen fühlte. In ihr herrschte nur eine einzige grosse Verwirrtheit.

Sie schluckte. &#8222;Ich.. ich würde es mir.. wünschen.. Ich möchte nicht mehr.. Es..", stammelte sie nur.

&#8222;Scht", sprach er erneut und legte die Hand seitlich an ihr Gesicht.

Als er sich mit dem Gesicht leicht zu ihr herunter beugte um sie zu küssen, schloss sie die Augen und lächelte.

Das flaue Gefühl in ihrem Magen wandte sich zu einem warmen Kribbeln.

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Spätabends in Dalaran

„Also, wie schlimm ist es, Hathorel? Ich will einen ungeschönten Bericht.“

Erzmagister Aethan Sonnenhäschers starrer Blick lag auf Hathorel.

„Natürlich, mein Lord.“

Hathorel seufzte, dann berichtete er.

„Ich konnte nicht viel herausbekommen, ausser Gerüchte. Die Expedition ist vor zwei Stunden gestartet.“

„Das Ziel?“

„Wyrmruhtempel“, antwortete Hathorel knapp.

Sonnenhäscher schlug mit der Faust auf den Tisch und fluchte. Hathorel zuckte zusammen.

„Er ist also enttarnt, wie konnte das passieren? Beim Licht der Sonne..“

„Ich weiss es nicht.“

Sonnenhäscher fuhr sich durch die Haare.

„Verzeiht Hathorel. Das stellt uns nur gerade vor ziemliche Probleme. Konntet ihr ihn wenigstens noch einmal erreichen, um ihn zu warnen?“

„Nein. Ich habe es mehrmals versucht, doch offensichtlich will oder kann er gerade nicht kommunizieren.“

Sonnenhäscher blickte ihn starr an. „Wie sollen wir weiter vorgehen?“, wagte Hathorel zu fragen.

„Das ist eure Mission, Hathorel. Wie würdet ihr weiter vorgehen?“

Hathorel stockte. „Ähm..“

„Nun kommt schon.. Ihr seid doch sonst immer so gut darin. Ihr habt diesen Posten nicht, weil ihr mich bestochen habt, das wisst ihr so gut wie ich, sondern weil ihr taugt.“

Die Karte lag immer noch ausgebreitet auf dem Tisch. Hathorel fuhr sich über das Kinn und antwortete einige Minuten lang nicht. Er konnte Sonnenhäschers Blick fühlen, wie er sich in seinen Rücken bohrte.

Als er sich umdrehte, straffte er sich etwas. Seine Stimme klang sicher und von der nervösen Anspannung, die ihn in den letzten Stunden heimgesucht hatte, war nichts mehr zu hören.

„Wir werden ebenso eine Expedition starten. Im schlechtesten Falle holen wir sie nicht ein, dann können wir immerhin versuchen, sie dahingehend zu zwingen, uns Sonnenhoffnung zu überlassen, möglicherweise auf ihrem Rückweg. Ich gehe nicht davon aus, dass sie ihn sofort exekutieren. Ein Spion hat viele Informationen, ich würde es ebenso nicht tun.“

Sonnenhäscher nickte. „Und im besten Falle?“

„Im besten Falle warnen wir Dairean, holen ihn da raus und schaffen es dem Silberbund das Relikt abzunehmen.“

„Das wäre zu schön um wahr zu sein.“

„Aber es wäre möglich, Erzmagister.“

„Das wäre es.“

Sonnenhäscher griff nach seinem Stab.

„Ich lasse euch freie Hand, Hathorel. Ich muss euch aber warnen. Ich verbiete euch, mich fortan mehr als üblich zu besuchen. In dieser Affäre darf keine Verbindung zu mir gezogen werden. Ihr werdet mit eurem Kopf dafür geradestehen, wenn etwas schiefgeht.“

Hathorel salutierte.

„Jegliches Bisschen an ungewöhnlichen Methoden wird mir von Rhonin zu Last gelegt. Er ist beeinflussbar, das nutzt diese Windläuferschlampe natürlich redlich aus. Ich kann mir keinerlei Fehler leisten.“

„Das verstehe ich, Erzmagister. Ich werde mit Freuden für alles geradestehen.“

„Selbstverständlich werdet ihr auch belohnt, wenn ihr diese Mission noch zu unserem Interesse geradebiegt.“

Hathorel lächelte, als Sonnenhäscher nach einer Abschiedsformel aus der Tür huschte.




Zur gleichen Zeit, oberstes Stockwerk des Wyrmruhtempels

„Ich habe nachgedacht, meine Königin.“

Krasus trat neben Alexstrasza, die über den Tisch gebeugt war, und blickte sie an, während er die Worte in einer Sprache äusserte, die kein Sterblicher beherrschte. Nur wenige hatten sie je gehört, die Sprache der Drachen.

Diese wandte den Kopf zu ihrem Gefährten hin.

„Worüber, Korialstrasz?“

Er deutete wortlos auf den ramponierten Schwertgriff, der auf einem seidenen roten Tuch vor ihnen lag.

„Ah, ich verstehe. Auch meine Gedanken beschäftigt dieses Relikt.“

„Dieser Griff.. Er ist es, nicht wahr?“

„Muss ich dir wirklich antworten? Du weisst es so gut wie ich.“

Krasus nickte. „Wohl wahr. Wohl wahr.“

Alexstrasza richtete sich schliesslich wieder auf und bedeckte den Griff mit dem Seidenstoff. Sie trat einige Schritte von ihm weg, bis sie schliesslich am äussersten Rand der Plattform zu stehen kam und ihre Blicke schweifen lies.

„Meine Königin“, murmelte Krasus und trat neben sie, legte ihr eine Hand auf den Arm. Sie blickte ihn kurz an und drehte den Körper dann zu ihm.

„Was war das Ergebnis deines Nachdenkens?“

Krasus drehte sich ebenso zu ihr und legte beide Hände auf die Oberarme der elfischen Gestalt, in der sich seine geliebte Königin gerade befand. Er lächelte sanft.

„Ich glaube, wir werden Zeugen von Vorgängen elementarer Wichtigkeit. Vielleicht ist das hier der Anfang dessen.“

Alexstrasza nickte. „Doch du bist nicht Kalecgos' Meinung“, sprach sie seine Gedanken aus. Sie kannte ihn so gut.

„Ich kann seine Bedenken verstehen. Doch bin ich nicht der Meinung, dass man ihnen ihr Erbe verwehren soll. Thalodien Dämmersucher hat mit dem Schwert stets im Recht gehandelt. Auch ein wiederhergestelltes Quel'delar wird dies können.“

„Mein Gefährte, wie immer stellst du die Dinge ins richtige Licht.“

„Ich bemühe mich, die Welt zu verstehen, meine Königin.“

Sie lächelte ihn an und einen Moment blieb die Welt für ihn stehen. Für dieses Lächeln würde so mancher Sterbliche morden, für ihre Gunst ein Leben lang die Seele verkaufen.

Doch es galt nur ihm.

„Hoffen wir, dass du Recht behältst, mein Gefährte.“


XXXX




OOC: Ich musste die beiden Drachen einfach nochmal bringen. Ich hoffe, ich greife damit nicht zu sehr in die Lore ein. Ich stelle mir die beiden halt als ein liebendes Paar vor, die mehr als nur Respekt füreinander aufbringen.

LG;
Melian

 
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wieder Toparbeit muss ich sagen besonders die ganze Romantik, ich kann sowas leider nicht so gut verflechten, naja ich kann besser mit Trauer schreiben^^

was die Drachen angeht bin ich mir auch nicht ganz sicher, Alexstrasza nimmt sich zwar immer wieder mal neue Brutgefährten aber inwiefern Liebe eine Rolle spielt weis ich leider auch nicht
 
OOC: Dann ist das halt meine romantische Vorstellung oder so. Man möge es mir verzeihen
 
Ne mir gefällt es so eh ganz gut ich wollte dir nur sagen, dass du nicht alleine bist, was das umhertappen im Dunkeln Lore-Technisch betrifft. Zumindest bei dem Thema.
 
Also ich bin wie immer begeistert! Wolltest du nicht ein Buch schreiben ... ?
 
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OOC: Klingt das jetzt arrogant wenn ich sage: Ja, habe ich vor?
Deswegen pushe ich derzeit die Sterne auch so sehr, damit ich mich ab ihrem Ende (welches noch lange nicht kommt ) voll und ganz meinem eigenen Fantasyprojekt widmen kann. Das wird dann wohl nirgendwo gepostet, weil ich es vielleicht damit auch in einem Verlag versuchen möchte, aber ich werde sicherlich 3-5 Leute, die Bock haben, verpflichten, das Ding Probe zu lesen.

Achja Alux, ich hab übrigens noch mal "Der Tag des Drachen" oder wie das Buch von Knaak heisst, ausgegraben. Ich meine mich zu erinnern, dass Krasus in der Retrospektive dort von seiner "geliebten Königin" spricht, die in GrimBatol gefangen war, und ich deswegen diesen Eindruck habe, dass zumindest ER sie liebt.
Da mein Abschnitt oben aus Krasus' Sichtweise geschrieben ist, passt das sogar. Muss ja nicht heissen, dass sie ihn zurückliebt.
Auch wenns voll schön romantisch wär.
 
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Ah danke jetzt verstehs ichs zu 100%^^
 
so bis hierhin gelesen und wieder schön geworden ^^
warum sollen drachen nicht auch ein bisschen romantik kennen? steht ihnen nicht allzu schlecht zur schuppe
 
OOC: Osterkapitel. Viel Spass, ich hoffe, ihr erschlagt mich nicht, wegen eventueller nicht vorhergesehener Wendungen.
Vielen Dank auch dir Albra, und ja: Romantik steht ihnen wirklich gut zur Schuppe. *g*



Am nächsten Tag, zur Mittagsstunde

&#8222;Also ist es wirklich die Klinge?", hauchte Leireth und streckte die Hand aus, um das Relikt zu berühren. Sie war wirklich beeindruckt, gleichzeitig beneidete sie Ylaria darum, dass diese Imenia hatte begleiten dürfen. Imenia zog es gerade noch rechtzeitig weg. Der Drache, der ihnen das in Seidenstoff umhüllte Relikt gerade wieder gebracht hatte, nickte nur. Dann erklang dessen Stimme, er &#8211; oder war es eine sie?- klang dabei nicht anders als wenn aus einem elfischen Mund gesprochen wurde. &#8222;Meine Herrin wünscht euch eine gute Heimreise." Imenia nickte. &#8222;Richtet ihr meinen untertänigen Dank aus."

&#8222;Und dann soll ich euch noch eine Botschaft von Korialstrasz ausrichten, den ihr unter dem Namen Krasus kennt." Imenia zog eine Augenbraue hoch. Leireth wechselte ungeduldig ihr Gewicht vom einen auf den anderen Fuss.

&#8222;Aber sicher doch. Wie lautet sie?", erwiderte Imenia mit ihrer üblichen Ruhe.

&#8222;Er sagt, ihr sollt euch gut überlegen, wer es bekommt", sprach der Drache &#8211; die Drachin? - dann, senkte den Kopf leicht zum Abschiedsgruss und drehte sich dann um, nur um sich zu erheben und wohl wieder einige Stockwerke höher zu fliegen.

Leireth lächelte Imenia an. &#8222;Oh, Lady Feuerblüte, das sind gute Nachrichten, nicht wahr?" Imenia blickte dem Drachen leicht irritiert nach, während Leireth weiter redete. Sie musste jetzt einfach reden, vielleicht konnte sie Imenia ja überzeugen, das nächste mal sie mitzunehmen anstatt Ylaria. Es war sehr wichtig für sie, schliesslich wollte sie nicht immer eine Magierwache bleiben. Diese Mission kam ihr gerade recht, wer weiss, vielleicht würde sie sogar dazu auserkoren, das Schwert zu führen? &#8222;Stellt euch vor, wie viel Achtung und Ehre uns entgegengebracht wird, wenn wir zurückkehren. Vielleicht ist sogar eine Beförderung drin, was denkt ihr?"




Zur selben Zeit, am selben Ort

Das erste, was Lorethiel Dämmerpfeil, erster Berater von Arkanist Taelis, sah, als er wieder festen Boden unter den Füssen hatte, war ein Drache. Er blinzelte. Der Drache blieb wo er war. Er blinzelte erneut, dann schüttelte der den Kopf. Natürlich. Er war jetzt im Wyrmruhtempel.

Seine Beine fühlten sich schwer an und er spürte die Zehen nicht mehr. Die Kälte hatte es nach zwei endlos wirkenden Tagen geschafft, durch seine sonst so gut geschützte Kleidung zu schleichen. Er hauchte sich in die Handschuhe, was natürlich nicht soviel nützte. Dann straffte er sich. Essen, sich Wärmen, ja sogar Schlafen konnte er später. Er musste nun Imenia Feuerblüte finden. Zum Glück wusste er, wie sie aussah. Seine Füsse setzten sich in Bewegung




Zur selben Zeit, am selben Ort

Imenia seufzte. Leireth war ihr kein bisschen von der Seite gerückt, obwohl sie eigentlich vorgehabt hatte, das Relikt wieder sorgfältig in ihrem Gepäck zu verstauen, alles vorzubereiten für die Rückreise. &#8222;Leireth, schweigt bitte nun. Es müssen nicht alle wissen", fuhr sie der Elfe schliesslich ins Wort. Diese klappte den Mund auf und wieder zu. &#8222;Äh.." &#8222;Das war ein Befehl. Schaut nicht so. Ihr könntet eure Zeit sinnvoller damit verbringen, alles für die Rückreise vorzubereiten." Imenia und Leireth hatten schliesslich die Mitte der runden Halle des unteren Stockwerks erreicht.

&#8222;Oh ja.. natürlich.. die Rückreise.." Leireth setzte an, sich von Imenia zu entfernen, blieb dann aber stehen. Ein Elf näherte sich den beiden, sein Blick war auf die Magierin gerichtet. &#8222;Ah.. Hier seid ihr, Lady Feuerblüte", sagte er und klang dabei etwas atemlos. Sein Ebenbild war nicht gerade das, was man als gepflegt bezeichnen würde, die Spuren einer längeren Reise hafteten an ihm. &#8222;Lorethiel Dämmerklinge", stellte er sich vor. Ohne ihr die Möglichkeit einer Antwort zu geben, sprach er auch sogleich weiter: &#8222;Ich muss dringen mit euch sprechen, Lady Feuerblüte, es ist wichtig, ich habe Neuigkeiten aus Dalaran."

Imenia schnaubte leicht. Kam man denn hier nie zur Ruhe? Sie wollte endlich dieses Relikt verstauen, welches in ihren Händen gerade zu brannte. So wertvoll und sie hatte die Aufsicht darauf, das machte sie furchtbar nervös. &#8222;Hat das nicht Zeit für später, Bote Dämmerpfeil? Es ist nun wirklich nicht so, dass ich.. &#8222;

Der Elf vor ihr starrte sie an, als ob sie ein Troll wäre. Er räusperte sich, fiel ihr mit belegter Stimme ins Wort, während seine Finger der rechten Hand sich zu einer Faust ballten. &#8222;Entschuldigt, Lady Feuerblüte, doch ich bin fast zwei Tage ununterbrochen geflogen, um euch rechtzeitig zu erreichen, ich bin müde und ich friere, doch das alles zählt für mich nicht, bevor ich euch nicht diese Nachricht überbracht habe. Ich bitte euch also sehr dringend, mir nun zuzuhören, dann es droht euch Gefahr!"

Seine Lippen waren ein einziger dünner Strich. Imenia merkte, dass er sich beherrschen musste, sie nicht anzuschreien. Sie wurde nun selber etwas verlegen, fuhr sich durch die Haare. Doch liess sie sich keine Blösse anmerken. &#8222;Nun gut. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es von solcher Dringlichkeit ist. Sprecht!", erteilte sie ihm gewohnheitsmässig den Befehl.

&#8222;Ach nein.. Tyballin schickt natürlich selbst bei völlig irrelevanten Nachrichten einen Boten, der zwei Tage seinen Greifen malträtiert, um euch rechtzeitig zu warnen.. Natürlich", kam die ironische Erwiderung.

&#8222;Sprecht nicht so mit der Kommandantin", fuhr ihm Leireth eifrig ins Wort.

Imenia hob die Hand leicht, bedeutete Leireth zu schweigen. &#8222;Ich habe es verstanden, Dämmerpfeil. Kein Grund, derartig zu reagieren."

Der Kurierreiter schnaubte, dann schien er sich zu beruhigen. Er kramte in der Tasche und zog eine versiegelte Pergamentrolle hervor, begann gleichzeitig zu sprechen.

&#8222;Es steht alles hier drin, aber ich rate euch, es nicht allzu lange zu studieren. Arkanist Taelis &#8211; ihr kennt ihn sicher?"

Imenia nickte und Dämmerpfeil fuhr fort. &#8222;Nun ja. Er hat festgestellt, dass jemand sein Siegel gestohlen hat. Offensichtlich wurden Briefe gefälscht, auf seinen Namen."

&#8222;Und was hat das mit uns zu tun?", sprach Imenia. Dämmerpfeil schüttelte nur den Kopf und drückte ihr die Schriftrolle in die Hand.

&#8222;Diese Fälschungen wurden unter anderem verwendet, einen Spion in eure Gruppe hier einzuschleusen."

Imenia liess die Schriftrolle fast fallen und starrte ihn an. &#8222;Wa.. Was?"

&#8222;Ein Spion.", wiederholte Dämmerpfeil geduldig.

Als Imenia ihn immer noch ansah, als wäre er ein Dämon, fuhr er sich durch die Haare. &#8222;Ihr habt doch einen Kundschafter und Späher namens Leyan Sonnenhoffnung verpflichtet, oder? Das Empfehlungsschreiben von Taelis, welches er euch und Tyballin vorgelegt hatte, war gefälscht. Ich bin vollumfänglich in diese Mission eingeweiht, ich kann euch also in alles unterrichten."

Imenia fing sich wieder und öffnete hastig das Siegel des Pergaments. &#8222;Ja, Sonnenhoffnung kam mit uns mit, ich kann mir aber nicht vorstellen, das.. er.. Bei der Sonne.. ER ist ein Sonnenhäscher, oder?"

Leireth hatte, während Dämmerpfeil sprach, immer verbissener geguckt.

&#8222;Das ist noch nicht bestätigt, aber es wäre natürlich eine Möglichkeit. Eure Mission ist sehr heikel, vielleicht wurdet ihr von Anfang an unterwandert, zuzutrauen wäre es.." Dämmerpfeil konnte den Satz nicht mehr beenden. &#8222;Dieser elende Mistkerl. Ich wusste von Anfang an, dass er etwas verborgen hielt", stiess Leireth hervor. &#8222;Dieser Sohn von Drachenfalken, dieser Abschaum, der unter der Sonne wandelt. Er hat uns verraten, er hat uns ausspioniert. Bei der Sonne, dieser Verräter."

&#8222;Hasstiraden nützen euch nichts. Ihr müsst überlegen, wie ihr weiter vorgeht", mahnte Dämmerpfeil. Doch da war es schon zu spät. Noch bevor Imenia eine angemessene Erwiderung geben konnte, noch bevor sie sich klar darüber geworden war, wie sie weiter vorgehen wollten, war Leireth auch schon weg gestürmt. Direkt in die Richtung Leyans und Ylarias, die etwas abseits des Lagers in ein Gespräch vertieft waren.

&#8222;Ich werde dir zeigen, was es heisst, uns zu verraten, du verfluchter Blutelfenbastard", hörte Imenia Leireth schreien.

&#8222;Bei der Sonne". Sie rannte Leireth nach.




Zur selben Zeit, am selben Ort

&#8222;Und dann sagte der Tavernenwirt zu den zwei Zwergen: 'Dass ihr zwei Kurze seid, das sehe ich, aber was wollt ihr zu trinken?'"

Dairean lachte, als Ylarias Stimme sich immer mehr gehoben hatte, als sie sich der Pointe des Witzes genähert hatte. Sie stimmte in sein Lachen ein. &#8222;Ach bei der Sonne.. wenn ich gewusst hätte, dass du einen ebenso schrägen Humor hast wie ich.. Ich hätt' schon viel früher angefangen."

&#8222;Man stösst immer wieder auf Unvorhergesehenes, hm?", schmunzelte Dairean.

&#8222;Ja, sehr überraschend. Verian findet diese Witze voll blöd." Einen kurzen Moment verzog sich ihre Miene, dann grinste sie wieder. &#8222;Ach, ich sollte nicht von diesem Trottel reden."

Dairean schmunzelte. Sie sassen einige Schritte vom magischen Feuer entfernt, wo sich Brionna, Connell und Verian aufhielten, offenbar gerade in eine eifrige Diskussion über Bier vertieft. Dairean liess den Blick schweifen.

&#8222;Also gut.. Kennst du den schon? Ein Gnom und ein Taure..", begann sie wieder, doch er hörte ihr nicht mehr zu. Er kniff die Augen leicht zusammen, als er sah, wie Leireth, die sich mit Imenia in der Mitte der grossen Halle befunden hatte, etwas schrie, sich zum Feuer umdrehte und mit grosser Geschwindigkeit die Distanz überbrückte, die sie trennte. Er wollte schon mit den Schultern zucken, als ihr Blick seinen streifte.

Und nicht mehr losliess.

Hastig rappelte er sich hoch, zog beide Dolche aus den Scheiden, doch noch bevor er tun oder etwas sagen konnte, schlug ihm ein mächtiger magischer Stoss jegliche Luft aus den Lungen.

&#8222;Du Dreckiger Verräter", hörte er sie schreien. Er ächzte und nahm nur noch am Rande wahr, wie er durch die Luft geschleudert wurde. Er spürte das dumpfe Knacken gebrochener Knochen, als sein Schädel mit voller Wucht gegen die Wand schlug.

< Drachenfalkenpisse >, dachte er. Dann fiel er in Ohnmacht.




Zur selben Zeit, am selben Ort

Imenia schien das Knacken, mit dem irgendeiner von Leyans Knochen brach, fast am eigenen Leib zu spüren. Fast gleichzeitig teleportierte sie sich vorwärts, nur vorwärts, zwischen Leireth und Dairean, zog in derselben flüssigen Bewegung der talentierten Magierin, die sie war, ein schützendes Schild hoch.

Am Rande nahm sie wahr, dass Ylaria es ihr gleichtat und ihr Schild mit dem ihren vereinigte, nachdem sie einige Sekunden fassungslos auf Leyan gestarrt hatte.

&#8222;Leireth Himmelsflamme", donnerte sie mit aller Kraft in der Stimme, die sie besass. &#8222;Das ist ein Befehl. Tritt zurück und leg deinen Stab nieder."

Sie spürte eine weitere Welle arkaner Magie, die auf den Schild einschlug, doch gegen die vereinten Kräfte der beiden Magierinnen hatte Leireth keine Chance. Sie starrte die beiden wutentbrannt an, und schrie weiter. Der Hass spiegelte sich tief in ihren Augen und einen Moment erschrak Imenia.

&#8222;Er ist ein Verräter, er muss bestraft werden. Lasst ihn mir, ich werde ihm einen langen, schmerzlichen Tod bescheren. Lasst ihn mir!"

Noch während Leireths wutentbrannten Sätzen hatte sich Verian stillschweigend eingegliedert und stärkte sein Schild mit ihrem. &#8222;Wa.. Was.. was sagt sie da..?", stammelte Ylaria. Imenia blickte zu ihr.

&#8222;Egal was er ist, tot nützt er uns nichts", antwortete Imenia. &#8222;Maigerwache Himmelsflamme, kommt sofort zur Besinnung oder ich werde euch kampfunfähig machen müssen. Für die Sicherheit aller."

&#8222;Das geht nicht, das könnt ihr nicht.. Er ist ein .. Wir müssen ihn.. Ein Feind!". Leireth liess den Stab etwas sinken und starrte Imenia an.

&#8222;Tot nützt er uns nichts", wiederholte Imenia energisch.

Leireth setzte an, etwas zu sagen. In dem Moment traf sie Connells Schwertknauf auf den Hinterkopf. Lautlos sank sie in sich zusammen und wäre auf den Boden gestürzt, wenn Connell sie nicht aufgefangen hätte.

Die drei Magier atmeten auf, liessen ihre Schutzschilde sinken.




Am selben Ort, eine Stunde später

&#8222;Was für ein Chaos, hm?"

Imenia seufzte und nickte Dämmerpfeil zu, der neben sie getreten war. &#8222;Verzeiht, hätte ich gewusst, dass eure Magierin hier so reagiert, hätte ich euch um ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen gebeten."

&#8222;Das konntet ihr nicht wissen, Dämmerpfeil., Macht euch bitte keine Vorwürfe. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass Leireth los stürtzt wie ein wütender Eber aus den Wäldern Elwynns." Sie rieb sich die Stirn. &#8222;Bei der Sonne.. was für eine unbedachte Tat."

Dämmerpfeil nickte. &#8222;Andererseits.. ich kann ihren Hass irgendwie verstehen. Doch sollte man in so einer Position wissen, dass ein gefangener Spion viel mehr nutzt als ein toter. Wie kann man nur so töricht sein..."

&#8222;Hass ist etwas für tumbe Bestien, wir stehen über so einem profanen Gefühl. Es vernebelt nur die klaren Gedanken", entgegnete Imenia, woraufhin Dämmerpfeil leicht lachte und die Arme verschränkte. &#8222;Vielleicht."

Dann wanderte sein Blick zu dem magischen Feuer, welches die Turbulenzen erstaunlicherweise überstanden hatte und munter vor sich hin brannte. Imenias Blick folgte seinem.

Brionna kniete mit Connell zusammen neben Leyan, der sein Bewusstsein immer noch nicht wiedererlangt hatte. Die zierliche Priesterin hatte getobt, als sie gesehen hatte, was ihm zugestossen war.

&#8222;Verräter oder nicht, so darf man mit keiner lebenden Kreatur umgehen", hatte sie Imenia erbost vor die Füsse geschleudert, die nur abwehrend die Hände gehoben hatte. &#8222;Und sagt jetzt nichts, Miss Anführerin. Ich werde ihn behandeln, ob es euch passt oder nicht."

Dann war sie davon gestapft und hatte ihre Arbeit an dem malträtierten Elfen aufgenommen. Noch bevor Imenia erklären konnte, dass das nur in ihrem Interesse lag.

Connell reichte der Menschenfrau, die gerade ihre Hände auf Leyans Stirn hatte, einen Verband.

Ylaria und Verian konnte sie nirgends sehen. Sie war weg gestürmt, bevor Imenia ihr mehr verraten konnte.

&#8222;Wie konnte das nur passieren, Dämmerpfeil?", seufzte Imenia.

&#8222;Das können wir so nicht wissen, aber wir vermuten, dass das eine länger angelegte Aktion der Sonnenhäscher war. Es ist wohl auch so, dass Leyan nicht sein richtiger Name ist. Viel eher scheint er den Namen seines Zwillingsbruders zu benutzen, der bereits vor einigen Jahren verstorben ist. In unseren Reihen jedoch erschien es gerade umgekehrt. Leyan Sonnenhoffnung taucht ab und zu auf im Zusammenhang mit Einsätzen und so weiter, während wir dachten, sein Zwillingsbruder Dairean sei.."

&#8222;Tot, hm?"

Dämmerpfeil nickte.&#8222;Eine gut angelegte Scharade. Von langer Hand geplant."

Imenia seufzte.

&#8222;Reist ihr mit uns zurück?"

&#8222;Dem Greifen sollte es noch möglich sein, ich habe ihn heute morgen in der Feste getauscht. Er ist einsatzbereit."

&#8222;Gut. Helft mir. Wir müssen Sonnenhoffnungs Gepäck durchsuchen und uns auf die Rückreise vorbereiten. Ich gebe Tallys und Silbersang noch eine Stunde, dann müssen sie auch packen. Wir brechen morgen in der Früh auf."

Dämmerpfeil nickte und steuerte das Lager an. Er schien froh, etwas zu tun zu haben.




Zur selben Zeit, am selben Ort

&#8222;Er hat mich verraten, Verian. Er hat mich verraten".

&#8222;Er hat uns alle verraten. Ach Kleine.. Es tut mir so leid für dich."

&#8222;Ein Spion.. ich fasse es nicht.. Und ich war so töricht und.."

&#8222;Und was?"

Ein Schluchzen fand seinen Weg durch eine bebende Kehle, eine Träne fiel einsam in den Schnee.

&#8222;Habe mich in ihn verliebt. Ich bin so dumm, Verian. Ich bin so dumm.. so unglaublich dumm.."

&#8222;Ach, Kleines.."




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Ende des dritten Abschnitts
 
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Ich finde das aktuelle Kapitel sehr gelungen, mir gefällt die Wendung besonders gut. Das er enttarnt wird habe ich mir schon gedacht ,aber nicht das er schon so bald enttarnt wird. Allerdings ist die Enttarnung sehr gut eingearbeitet besonders durch die offenen Emotionen.
 
OOC: Vielen Dank.
Es war schon lang so geplant, so wie es ist. Ich finds gut, sonst hätte Dairean sich noch zu einer kleinen Mary entwickelt.
 
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