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LaVerne
Guest
Ich habe gerade etwas in der Art verfasst, dann aber doch nicht abgeschickt, weil sonst wieder alle mit ihren Anschuldigungen kommen wie geschmacklos solche behauptungen waeren >.<
Ich bin mir ganz sicher, dass auch die Besucher Schuld tragen. Wenn Panik ausbricht, sind die Menschen die dort anwesend sind auch schuld. Es konnte kein Geschubse und Herumstossen entstehen, wenn jemand nicht so dringen irgendwohin gehen wollen wuerde.
Bitte vorher informieren:
a) Das Gelände entsprach in keinster Weise den gesetzlichen Vorgaben. Die Stadt hat nicht nur ein Auge zugedrückt, sondern auf blind geschaltet. Das "Sicherheitskonzept" war ein schlechter Witz; die Auflagen waren gerade mal zwei Seiten Text (normalerweise hast Du schon für einen Marktstand an die fünf Seiten)!
Da sind die Leute von zwei Seiten aus Tunneln gekommen, um dann in einem T-Stück, das nur halb so breit war, aufeinanderzutreffen. Und dieses Ding wurde als Ein- und Ausgang benutzt. Das alles ohne Videoüberwachung oder echter Kommunikation zwischen der Security (die Polizei war hier nicht zuständig; das war bereits Veranstaltergelände).
Auf den Plänen gab es merkwürdigerweise einen Ein- und Ausgang - das wurde aber gar nicht so umgesetzt.
b) Der Veranstalter ist ein Amateur, der gerade mal zwei Großveranstaltungen auf wechselndem - und niemals geschlossenem - Gelände durchgeführt hat. Sein gesamtes "Konzept" ging nicht auf, weswegen er bereits um 15:30 Uhr die Polizei zu Hilfe bitten mußte. Die war ihrerseits überfordert: Man kannte das Konzept nicht (das haben sie erst im Laufe des Tages erhalten), hatte auch keinen Überblick über die Situation im Tunnel. Zusätzlich zu ihrer Aufgabe vor dem Gelände sollte sie jetzt noch den Zu- und Ablauf auf das Gelände überwachen.
c) Die Leute kannten in der Regel das Gelände gar nicht. Sie wurden vom Bahnhof zwei Kilometer auf abgesperrten Wegen zu den Tunneln geführt, in denen es ausreichend Platz gab - bis sie um die 90°-Ecke kamen, wo der Weg ansteigt. Von hinten kamen immer mehr Leute nach; vorne war gesperrt. Durch den Anstieg konnten sie nicht mal sehen, wo das Gelände überhaupt beginnt oder wie lange das dauern würde: Alles, was sie sahen, waren Köpfe von Menschen - und das Gedränge wurde immer stärker.
(Aus Schilderungen meiner Bekannten weiß ich, daß bereits eine Stunde vorher das Gedränge teilweise so schlimm war, daß sie sich nicht mal umdrehen konnten. Eine Bekannte wurde ca. 10 Meter von der Menge getragen, weil sie den Bodenkontakt verloren hatte und dermaßen eingeklemmt war, daß sie sich überhaupt nicht bewegen konnte - da hatte sie bereits Todesangst).
d) An der berühmten Treppe wurde der Bauzaun (der gar nicht zulässig ist für Massenveranstaltungen als Absperrmittel und klar sogar den Vorschriften des dürftigen Auflageschreibens widerspricht) umgerissen. Die Treppe hätte gar nicht zugänglich sein dürfen - normalerweise wird auf großen Festivals sowas mit Holz verkleidet, damit eben nicht die Leute eine Abkürzung nehmen, die für andere fatal sein könnte. Als die ersten aus der Masse flüchteten, setzte dort die Bewegung in Richtung dieser Treppe ein. Der Rest ist bekannt.
Von einer Massenpanik kann keine Rede sein - sehr viele Menschen blieben selbst in diesem Moment noch relativ ruhig und versuchten, die gefallenen Menschen aufzuheben - was teilweise nicht möglich war, weil durch den Druck von allen Seiten kein Bewegungspielraum vorhanden war. An der Menge der Leute, die danach erste Hilfe leisteten und sich um die Verletzten kümmerten sowie Wiederbelebungsmaßnahmen versuchten, kann man eigentlich sehen, daß man es hier mitnichten mit einem völlig verantwortungslosen, zugedröhnten Mob zu tun hatte.
Merwürdigerweise ging die Räumung der Rampe nach der Katastrophe sehr zügig vonstatten - was wohl auch daran lag, daß man den Zugang nach oben freigab und endlich die vorher verschlossenen Notausgänge öffnete (Menschen hatten schon vorher inständig darum gebeten, sie bitte nicht über die Rampe zu schicken, weil sie keine Ahnung hatten, wie sie da raus kommen sollten).
Daß man hier einen verengten, eigentlich geschlossenen Raum, der dazu noch als Ein- und Ausgang ohne abgetrennte Bereiche fungieren sollte, vorfinden würde, konnte keiner der Teilnehmer ahnen. Solche Zustände findet man auf keinem sehr viel kleineren Festival wie Wacken oder Rock am Ring (jeweils 70.000 bis 80.000 Leute, die sich auf ein großes Areal verteilen und sich nicht an einem Veranstaltungsort knubbeln).
Als Besucher konnte man bisher davon ausgehen, daß sich die Veranstalter an ein meist sogar übertriebenes Sicherheitskonzept halten müssen, das die Ämter penibel durchsetzen und obendrein noch eine Menge zusätzlicher Auflagen machen. Hier fehlte es an allem; nicht zuletzt an Personal. Die Menge stand über eine Stunde lang eingepfercht ohne Anweisungen oder Hilfen seitens des Personals auf dieser Rampe - Lautsprecherdurchsagen und Videoschilder, die über den Stand der Dinge informieren, gab es nicht (obwohl eine Lautsprecheranlage laut VStättV vorgeschrieben ist - aber darüber hat sich die Stadt bei der Bewilligung wie über so vieles andere einfach hinweggesetzt).
Wenn die Polizei schon trotz Helikopter, Beamten mit Videokameras sowie Walkie Talkies (die eventuell gar nicht funktionierten - und das Handynetz war überlastet) den Überblick verliert und deswegen "schuldfrei" gesprochen wird, wieviel mehr muß das für die ahnungslosen Besucher gelten?
Ein Sicherheitskonzept hat alle möglichen Situationen abzudecken - dazu vor allen Dingen jene Leute, die sich nicht an die "Spielregeln" halten. Es hat hier keine pöbelnde, unzurechnungsfähige, aggressive Meute gegeben, die rücksichtslos alles niederwalzte. Das "Konzept" war unsinnig!
Die Genehmigung - datiert auf den 21.07. - wurde erst am Samstag morgen unterschrieben; die Polizei hatte keine Kenntnis des Inhaltes. Die Planierarbeiten des Geländes dauerten noch bis 12 Uhr mittags, obwohl die Party schon um 10 Uhr steigen sollte. Sicherheitsleute wie Schäfer hatten im Vorfeld das Konzept als unsinnig erklärt; Jürgen Dressler vom Bauamt weigerte sich, seine Unterschrift darunterzusetzen. Der ehemalige Polizeichef wurde auch aufgrund seiner Ablehnung des Gesamtkonzeptes verfrüht in den Ruhestand geschickt. Der Einsatzleiter der Polizei vor Ort wurde etwa zu dem Zeitpunkt beurlaubt, als Schaller um die Hilfe der Polizei bat, weil er die Situation nicht mehr händeln konnte (seine Frau erwartete just in dem Moment ein Kind - es ist einfach zu absurd).
Frage: Wenn weder Polizei noch Security (an die normalerweise eine bestimmte Qualifikation von seiten der genehmigenden Behörde gelegt wird, was wieder mal entfallen ist) in irgendeiner Weise den Überblick behalten konnte, wie soll das vom einzelnen Teilnehmer erwartet werden? Wenn die Polizei "schuldfrei" ist, dann muß das in viel höherer Weise für die Besucher gelten!
Schuldig ist hier:
a) ein Veranstalter, der amateurhaft und ohne jede Erfahrung leichtfertig eine Massenveranstaltung von achtfacher Größe im Vergleich zu Wacken organisierte (mit dem Unterschied, daß sich die achtfache Menge auf ein relativ kleines Gelände verteilte) und b) eine Stadtverwaltung, die sich über die gesetzlichen Vorschriften der VStättV hinwegsetzte und den Rat von im Vorfeld hinzugezogenen Experten wie K. Schäfer ignorierte.
Unser OB Sauerland hingegen verweigert den Rücktritt, obwohl das so ziemlich jeder Bürger hier von ihm erwartet. Der ist nicht mal anwesend; kann insofern nicht mal seiner Aufgabe nachkommen. In anderen Bereichen der städtischen Verwaltung müssen die Leute wegen viel weniger ihren Hut nehmen - und keiner fragt da nach Dingen wie Pensionsansprüchen etc.
Lang geworden; liest eh keiner. Nächstes WE ist Wacken 2010. Ich bin mir sicher, wer von den Forenleuten hier dort hin fährt, befindet sich von der Planung und Security her in besten Händen - dort weiß man, was und wie man es macht.