Da ich aus Duisburg komme und die Katastrophe im Vergleich zu den meisten hier direkt mitbekommen habe, werde ich mich jetzt auch mal zu den Vorfällen äußern.
1. Die Location
Das Areal und der gesamte Austragungsort sind absolut ungeeignet. Städte wie Duisburg oder auch Bochum haben enge Bahnhöfe, umgeben von Unterführungen, Gleisen und der Autobahn. Man hat keine Möglichkeit, bei Paniken schnell und sicher zu entkommen. Zudem die A59 als Fluchtweg erst freigegeben wurde, als es schon Tote gegeben hatte. Den Güterbahnhof als Austragungsort auszuwählen, ist ebenfalls die absolut falsche Entscheidung gewesen. Das Areal hat nur einen Ein- und Ausgang, einen Tunnel aus dem 2. Weltkrieg. Wer den Tunnel kennt, weiß wie düster und beklemmend er ist. Platz bietet die Fläche für höchstens 400.000 Personen, aber ich habe selbst mitgekommen, dass sich dort locker doppelt soviele aufgehalten haben.
2. Die Kletterer
Als die Menschen im Tunnel gemerkt haben, dass niemand mehr auf das Gelände gelassen wird, brach Unruhe aus und es gab Schlägereien.
Ordner haben immer wieder Anreisende vom HBF zu den Unterführungen geschickt und der Tunnel wurde voller und voller. Als die ersten kollabierten oder zu Boden stürzten, gab es eine Massenpanik. Nun versuchten immer mehr Leute in Panik, sich über die Treppe an der Menge zu retten. Verletzte wurden teilweise von anderen Anwesenden hochgezogen, um aus dem Gedränge zu kommen. Da aber auch die Treppe völlig überfüllt war, stürzten immer wieder Personen ab und verletzten sich tödlich. Andere blieben verletzt liegen und wären von der Menge zerquetscht worden, wenn sich nicht immer wieder Menschenketten gebildet hätten, um die Verletzten abzuschirmen. Versuche, die Zäune um den Kessel herum, umzuwerfen, wurden von den Ordnern unterbunden.
Es gab durchaus Leute, die an der Mauer hochgeklettert sind, um schneller zur Party zu kommen, aber viele haben es einfach nur getan, um dem Gedrängel zu entkommen. Man sollte also nicht verallgemeinern.
3. Die Organisation
Duisburg hat wie viele Städte in NRW hohe Schulden. Der OB erhoffte sich, durch die Loveparade Profit machen zu können. Nachdem die Veranstaltung in Bochum aus Sicherheitsgründen abgesagt worden war, übte der Veranstalter ernormen Druck auf die Stadt aus. Man wollte nicht als Spielverderber darstehen, da eine erneute Absage vermutlich das Aus der Love Parade bedeutet hätte. Zwar gab es Warnungen von Seiten der Feuerwehr und der Bevölkerung, aber ein alternativer Sicherheitsplan wurde meines Wissens nicht vorgelegt. Die Stadt hat lange damit gerungen, die LP auszurichten, wollte sie sogar nach Düsseldorf verlegen, aber letztendlich wollten die anderen Ruhrgebietsstädte die Veranstaltung nicht ausrichten.