Zitat aus dem Film... Sagt eigentlich alles, es geht um die Idee, nicht um die Wege oder die Personen oder die Geschichten drumherum.
Bei Alan Moore ist eben nix so einfach. Bei Moore ist grundsätzlich alles ambivalent. In den "Watchmen" ist es die Opferung von Millionen, die den Frieden herbeiführt, während im Nachhall die konsequente Verfolgung von Prinzipien diesen Frieden gefährdet und zum möglichen Weltuntergang führt.
Nicht anders verhält es sich beim anarchischen "V for Vendetta". Es gibt nicht _die_ eine Deutung; nur Herausforderung. "V" ist kein "strahlender Held" im Comicsinn, sondern ein zerstörerisches Element, das sich freiwillig selbst vernichtet, weil er weiß, daß er in seiner Utopie keinen Zweck mehr erfüllt. Sein Ziel ist es, die Menschen zu befreien - was die dann mit der ihnen gegebenen Freiheit anfangen, ist allerdings ihnen überlassen!
Das Ding ist als Nachhall der Thatcher-Ära (jaja, schon lange her - in dieser Ära war die Steuer für Reiche in UK dermaßen hoch, da hätte sich schon ausnahmslos jeder deutsche Besserverdiener verdrückt - die "Iron Lady" hatte übrigens weit mehr Profil als unsere BK; zumindest was ihren "Konservatismus" betrifft) entstanden und ist im Grunde ein Aufruf zum subversiven Verhalten. Selbstverständlich haben zumindest ein paar der Gründungsväter von "Anonymous" durchaus den Hintergrund verstanden. Herausgekommen ist ein diffuses Netzwerk aus den unterschiedlichsten Meinungen und Gruppierungen heraus, zu dem sich jeder bekennen, jeder etwas machen kann, ohne daß es einen gemeinsamen Nenner gibt.
"Anonymous" sind eben jene "Weltverbesserer", die dafür sorgen, daß Leute in Diktaturen ihre Bilder und Videos dem Rest der Welt verfügbar machen können. Sie sind andererseits jene "Hacker", die mal eben einen Weltkonzern lahmlegen und Kundendaten veröffentlichen. Sie sind auch jene, die Kinderpornorings sprengen und deren Teilnehmer der Öffentlichkeit preisgeben oder Naziseiten über Tage lahmlegen. Und manchmal "hacken" sie da nur herum und machen alles "just for the lulz".
Jeder kann sich zu "Anonymous" bekennen; egal, was die Ziele sind. Jeder kann zu einer "Aktion" aufrufen - ob dem Folge geleistet wird, steht auf einem anderen Blatt. Es gibt keine Linie, kein Programm, kein gemeinsames Manifest, keine Mitglieder, keine Struktur, keine Organisation - und genau damit haben Befürworter als auch Ablehner anscheinend ein Problem!
Alle Aktionen dieser Bewegung sind irgendwo illegal! Machen wir uns doch nix vor: Ein belastendes Video aus einem totalitärem Staat herauszuschmuggeln wird in jedem Falle im Herkunftsstaat strafbewehrt sein - und auch die Daten eines Kinderpornorings zu knacken ist nach unseren Gesetzen ebenso illegal wie ein ddos-Angriff auf rechtsextreme Seiten. Was einerseits befürwortet und begrüßt wird, ist im nächsten Falle ein schweres Verbrechen - obwohl der rechtliche Verstoß genau (je nach Land) derselbe ist!
"Anonymous" können fünf Hacker sein, die irgendwas ungesetzliches "just for the lulz" machen. "Anonymous" können ebenfalls die restlichen 4995 verbliebenen "Mitglieder" sein, die sich darum sorgen, daß wir Informationen aus Krisenherden bekommen. In der Realität sieht das Mischungsverhältnis sicherlich weitaus diffuser aus.
Nur eines ist sicher: Klassifizierbar, bewertbar, in Kategorien einordbar etc. ist "Anonymous" nicht. Und das würde sie für jene Leute, die gefälligst alles in Schubladen einordbar haben möchten, schon gefährlich machen, wenn sie überhaupt nichts unternehmen würden.
Die Gedanken zu "Anonymous" können nur ambivalent sein, wenn man sich die nicht vorhandene Struktur ansieht, wobei jegliche Coleur aufgrund der Aktionen vertreten zu sein scheint! Alles andere ist tatsächlich "Geblubber"!