Ich denke, dass Mythic zwei Dinge zum Verhängnis geworden sind:
1. Städte
Für mich war von Anfang an klar, dass das von Mythic angestrebte Konzept höchst problematisch sein wird. Auf jedem Server wird es eine unterschiedliche Bevölkerungsdichte zwischen beiden Fraktionen geben. Dazu noch ein Ungleichgewicht zwischen den 6 Rassen. Ein "dreigleisiges Balancing", ventuell sogar gepusht von möglichen Buffs für unterlegene Rassen etc., schien für mich von Anfang an ein naives, nicht durchzuführendes Uterfangen.
Daher ist für mich die Orientierung zu nur einr Hauptstadt eine folgerichtige Entscheidung, die getroffen werden musste, um nicht reihenweise Spieler zu fustrieren, die -ohne Eigenverschulden- einen Server ausgewählt haben, in dem ihre Rassenwahl im Endeffekt zum Nachteil wirkt.
Daher halte ich auch die Idee, die Städte nachträglich einzuführen, für problematish. Wenn ein neues Paar eingeführt wird, werden sich alle darauf stürzen und man hat das "Problem" weiter nach hinten geschoben, da sich dann nur die Wenigsten noch für die "alten" Städte interessieren.
Interessant wird der Zeitpunkt, nachdem der Run auf das dritte Stadtpaar abgeebt ist. Zu diesem Zeitpunkt muß Mythic neuen Content zur Verfügung stellen, der erneut "ein" übergeordnetes Ziel in den Mittelpunkt stellt, da die "dreigleisige" Variante nicht funktionieren wird.
Mythic hat dieses Problem aus meiner Sicht frühzeitig erkannt und eingesehen, dass sie das Problem nicht lösen können und ebenso wenig neuen Content haben zu Beginn, um langfristig den Fokus vom vorhandenen Ungleichgewicht abzulenken.
Für mich hat eher einen schlechten Beigeschmack, dass Mythic die Illusion des dreigleisigen Balancings so lange aufrecht gehalten hat. Aber das würde ich ja auch nicht anders machen. Wenige Monate vor dem Start mit diesen News herauszukommen ist natürlich weniger schlimm, als von Anfang an einzugestehen, dass man sich mit einer Grundidee verzockt hat.
Dass dieser Marketing-Schachzug aufgeht, sieht man ja an der vielfachen positiven Resonanz in diesem Thread.
2. Klassen
Wie schon von anderen angemerkt, hatte WAR mit 24 Klassen eine erheblich größere Zahl an Klassen, als die 9 vorhandenen Klassen, die z.b. ein WoW bietet. Stimmt das wirklich? Nein, da es bei WoW 3 doch recht unterschiedliche Talentvarianten gibt. Somit stehen ca. 27 auszubalancierende Archetypen den 24 Klassen von WAR gegenüber. Zum Zeitpunkt der Entwicklung der Grundklassen also kein goßer Unterschied und somit ein durchaus realistisches Unterfangen.
Mythic war aber scheinbar mit der Unterschiedlichkeit der einzelnen Klassen "in sich selbst" nicht zufrieden und wollte die LotR-Anfangs Problematik "Mein Waffenmeister spielt sich genau wie Deiner" umgehen. Somit haben sie auf die mmo-bewährte Talentspezifizierung innerhalb der Klasse zurückgegriffen und jeder Klasse 3 Entwicklungspfade zur Verfügung gestellt. Damit explodiert das Balancing von 24 auf 72(!) Archetypen. Bei 72 unterschiedlichen Ausprägungen sind wohl all zu offensichtliche Überschneidungen/Annäherungen nicht zu vermeiden.
Daher ist eine Reduktion der Klassen eigentlich eine zu begrüßende Entscheidung, die dem Balancing garantiert gut tun wird. Und mal ehrlich, auch 60 Archetypen zu balancen wird schon schwer genug. Ich denke, dass die zuständigen Entwickler bei Mythic schlaflose Nächte haben, seit die Entscheidung "pro Talentbäume" gefallen ist.
Aufgrund dieser beiden Entwicklungen sind die nun verkündeten Entscheidungen von Mythic keine wirkliche Überraschung aus meiner Sicht. Man kann nun mal keinen "Messias" programmieren. Ich hoffe, dass der Content, der nach all der visionären Augenwischerei übrig bleibt, uns ein stärkeres, besser ausbalanciertes Spielerlebnis bieten wird, als die naive Wunschvorstellung, die uns die Entwickler über Monate/Jahre in Aussicht gestellt haben.
In diesem Sinne: Willkommen in der MMO-Realität liebe WAR-Community! Mythic ist da wohl schon etwas länger...aber hat es nicht verraten.