Ich habe den Artikel der Frau Pfeiffer gelesen und noch nicht den Rest dieses Threads, deshalb gehe ich gerade nur auf ihn ein.
Mit ein paar Punkten hat die Frau durchaus Recht, nämlich mit dem Suchtpotential. Es ist traurige Wahrheit, dass immer wieder Menschen in die Computerspielsucht verfallen. Meiner Meinung nach brauchen die Betroffenen Hilfe, aber dafür müssen sie ja immer erst ihre Sucht einsehen, wie es bei jeder Sucht ist.
Auch ich bin mal in eine dieser Verhaltenssuchten abgerutscht (in meinem Fall waren es Rollenspiel-Geschichten in einem Forum) und hätte dadurch fast meinen Freund verloren. Das hatte mir die Augen geöffnet und ich hab das Ganze inzwischen überwunden, allerdings hab ich seitdem nicht wieder mit solchen Rollenspiel-Geschichten angefangen, ich hab zu große Angst, in mein altes Schema zurückzufallen.
Ich glaube aber eher nicht, dass Blizzard absichtlich ein suchtförderndes Spiel erschafft. In der Firma nennen sie es eher Langzeitmotivation. Die Hersteller von alkoholischen Getränken haben das sicher auch nicht getan, um Alkholiker heranzuzüchten, trotzdem verfallen einige Menschen dem Alkoholkonsum und kommen nicht mehr davon los (um ein Beispiel zu nennen).
Das zweite halte ich für arg überzogen: Die Gewaltverherrlichung im Spiel!
Fangen wir mit dem Flüchten der Gegner an. Ich erinnere mich an die Quest mit den Schädeln, das war eine Hordenquest von Tarrens Mühle. Die Bauern gehören zur Allianz (für diese sind sie auch freundlich) und somit zu den Feinden der Horde, da sie die Allianz unterstützen. Logisch, dass eine solche Unterstützung in einem Krieg ausgemerzt werden sollte. Die betroffene Bäuerin, die getötet werden soll, hat laut einem Fahndungsplakat übrigens ein paar der Hordenwachen entweder verraten oder getötet.
Das Fliehen der Mobs halte ich 1. um das Spiel etwas authentischer zu gestalten und 2. für eine Erschwernis des Spiels, da die weglaufenden Mobs ja gern mal ein paar neue Gegner hinzuziehen. Auch ist mir aufgefallen, dass nur bestimmte Mobs grundsätzlich rennen und andere lieber bis zum bitteren Ende.
Zu den Todesritter-Quests: Im ersten Moment wirken sie echt bedenklich. Ich hab mir auch meinen Teil gedacht, als Arthas meinen neuen Todesritter 10 Zivilisten abschlachten ließ.
Ich halte dies aber nicht für Gewaltverherrlichung. Der Todesritter ist eine Kreatur, die unter dem Willen des Lich-Königs gefangen ist und genau das wollte das Spiel mit diesen Quests näherbringen. Sobald man einen Zivilisten tötet, hört man immer wieder das Flüstern des Lichkönigs, der diese grausamen Taten verherrlicht.
Dem Todesritter wird auch immer wieder klargemacht, dass nur die Stärksten überleben werden und immer wieder aufs Neue in Kämpfe mit anderen Todesrittern verstrickt.
Der Höhepunkt der Reihe gipfelt wohl darin, dass der Todesritter einen früheren Bekannten seiner eigenen Rasse töten soll und dies auch ohne mit der Wimper zu zucken mit einem Schlag seines Schwertes erledigt.
Meiner Meinung nach ist das ganze Setting des Todesritters, vom willenlosen Diener bis zur Befreiung vom Lichkönig hervorragend gelungen. Ich könnte mir vorstellen, dass einen Todesritter im Rollenspiel zu spielen sehr interessant sein kann.
Ein paar der Nordend-Quests hätten wohl wirklich nicht sein müssen, zum Beispiel das Sprengen von Würmern oder Mammuts zur Nahrungsbeschaffung. Da hätte es sicher einen anderen Weg gegeben, aber ich denke, diese Quests wurden eingefügt, damit das Ganze etwas interessanter ist.
So, jetzt hab ich noch ein paar andere Spiele im Sinn, wo ich eher an Gewaltverherrlichung denke als in WoW.
Star Wars - The Force Unleashed:
Ich steh ja aufs Star Wars Universum, aber in dem Spiel spielt man einen 100%igen Sith, von dessen Existenz auch noch niemand was erfahren darf und er somit nicht von Freund oder Feind unterscheiden kann. Vor allem kriegt man in dem Spiel manchmal einen "Zerquetsch-Bonus" und kann einige brutale Dinge mit der Macht anstellen.
Find ich persönlich etwas gewaltverherrlichend.
Ich bleibe bei Star Wars - diesmal Knights of the old Republic:
Der Charakter in dem Spiel kann in eine Richtung gedrückt werden, auch hier hat der Spieler die Möglichkeit, einen Sith zu erschaffen, indem er vor allem egoistische Handlungen ausführt und nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Der Charakter kriegt dann auch ein richtig düsteres Aussehen. Ist zwar keine Gewalt, aber gering bedenklich. Solche Entscheidungsfreiheit gibt es meines Wissens auch noch in anderen Spielen.
GTA - Ich muss ehrlich sein, ich stehe nicht auf GTA. Das finde ich Gewaltverherrlichung hoch 10. Auch der Grund, dass im vierten (oder wars der dritte Teil?) der Cousin des Hauptcharakters eine Rolle spielt, fand ich etwas fadenscheinig. Aber es ist immer noch besser, solche Gewalt in einem Spiel auszuleben als in deinem Leben.
Auch ist Gewalt gegen menschliche Gegner in anderen Rollenspielen Gang und Gäbe:
So bekämpfe ich in Final Fantasy X-2 durchaus menschliche Gegner, die nach einer Niederlage auf den Boden fallen und erschöpft niedersinken, anstatt wie die Monster zu zerplatzen wie die anderen Monster.
Die Sims - Ja, auch in diesem Spiel ist es möglich, die Figuren, die man steuert, zu quälen, absichtlich sterben zu lassen oder einfach jede Menge Unruhe zu stiften. Jemand hat mir sogar einen Artikel gezeigt, dass Die Sims Mobbing verherrlichen soll.
Natürlich sind das alles nur Spiele und wir alle sollten durchaus in der Lage sein, Realität und Fantasie zu unterscheiden. Aber eins frage ich mich:
Wieso wird immer nur auf den Online-Spielen rumgehackt, obwohl die oben genannten Spiele ebenso millionenfach über die Ladentheke gegangen sind?
Sorry, der Text ist etwas lang geworden.