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Immer mehr Computerspieler versinken in virtuellen Welten von Online-Rollenspielen und verlieren alles. Viele Spieler verheimlichen ihre Sucht, gestehen sich diese erst gar nicht ein oder sind sich dieser nicht einmal bewusst.
Im Jahr 2005 starb in Korea ein 28-Jähriger an Herzversagen, nachdem er 50 Stunden ohne Pause in einem Online-Rollenspiel verbracht hatte, ein weiterer Koreaner starb nach 10 Tagen ohne Pause und auf ähnliche Weise starben in China zwei Jugendliche. In Südkorea und China ist es offensichtlich ein Problem geworden. In Deutschland gab es noch keinen Todesfall, jedoch gibt es auch hier einige zerstörte Existenzen. Die Sucht nach Online-Rollenspielen betrifft zwar nur eine Minderheit, aber deswegen sollte man nicht die Augen vor diesem Phänomen verschließen. Verteufeln sollte man Online-Rollenspiele trotzdem nicht.
Auswirkungen:
* Der Spieler verliert die Kontrolle über das eigene Spielverhalten.
* Es wird immer mehr Zeit im Spiel verbracht.
* Das Zeitgefühl geht beim Spielen verloren.
* Die Schlafphase wird verkürzt, um länger spielen zu können.
* Alle Gedanken zirkulieren nur noch um das Spiel.
Entzugserscheinungen treten auf.
* Die wirkliche Welt wird vernachlässigt.
* Soziale Kontakte werden nicht mehr gepflegt.
* Die reale Welt wird immer mehr ignoriert, es kann hier steil bergab gehen.
* Schule, Studium oder Job leiden unter dem Spielverhalten. Der Job kann verloren gehen und das Studium sich dahinziehen.
* Arbeitslose können das Interesse verlieren, sich wieder um einen Job zu bemühen.
Beispiel:
Es ist früh morgens, halb fünf. Leise hört man den Lüfter eines Computers, ein Monitor beleuchtet schwach den Raum, davor sitzt Mike. Die eine Hand umfasst die Maus, die andere liegt auf der Tastatur. Er redet. Gedämpft hört man Stimmen aus seinem Headset. Nur noch ein paar Mobs und sie wären beim Boss, versichert Mike. Neben ihm auf dem Tisch stehen Pizzaschachteln vom Lieferdienst. In manchen kleben noch Reste. „Du bist müde?“, fragt Mike. „Wir haben es gleich geschafft. Ich habe selbst seit 2 Tagen nicht geschlafen, aber glaubt mir, der Boss ist es wert. Er hinterlässt absolute Hammerdrops!“ Mike gähnt, seine Augen tränen. „Ja, meine Freundin ist letzte Woche ausgezogen.“, bestätigt er. „Nein, ich trauere ihr nicht nach. Seit sie weg ist, stört wenigstens niemand mehr beim Zocken.“ Wieder tönen Stimmen aus dem Headset. „Ja, sie hat gedroht, wenn ich nicht aufhöre, ‚World of Warcraft’ zu spielen, würde sie ausziehen. Was hätte ich sagen sollen? Sie weiß, wie wichtig mir das Spiel ist, aber sie musste das Spiel ja für alles verantwortlich machen.“
Diese Geschichte ist zwar frei erfunden, aber sie ist nicht völlig unrealistisch und soll demonstrieren, wie diese Sucht aussehen kann.
Was kann man tun?
Welche Möglichkeiten gibt es, wenn man selbst, der Partner, Freunde oder die eigenen Kinder betroffen sind? Dies ist eine schwierige Frage, denn Beachtung hat diese neue Form der Sucht des Internetzeitalters noch nicht gefunden. Ein erster Schritt und vielleicht auch einer der schwierigsten ist, dass der Süchtige sich die Sucht eingesteht. Er muss sich mit der Tatsache konfrontieren, dass es sich um keine „Macke“, sondern ein reales Problem handelt. Als Außenstehender hilft es zu verstehen, wie ein Online-Rollenspiel funktioniert und was es so unwiderstehlich zu machen scheint, wenn man versuchen will dem Betroffenen zu helfen.
Der Grund warum ein Süchtiger nicht mehr von einem Spiel loskommt, kann dabei sehr verschiedene Ursachen haben. Manche sind im realen Leben sehr einsam, haben niemand, dem sie sich wirklich anvertrauen können oder denken dies zumindest und fühlen sich innerhalb des Spieles in eine feste Gemeinschaft eingeschlossen, die ihnen Sicherheit und Rückhalt bietet. Andere wiederum flüchten vor Problemen in ihrem wirklichen Leben. Manche verfallen dagegen dem Spiel einfach, weil es Ihnen zu Beginn sehr viel Spaß gemacht hat und sind danach so in das Spiel integriert, dass sie kaum einen Weg herausfinden. Jeder Mensch ist verschieden und so verschieden sind auch die Gründe, warum jemand süchtig geworden ist. Ob man selbst oder jemand anders betroffen ist, in beiden Fällen ist es wichtig nach dem „Warum?“ zu fragen. Dieses „Warum?“ kann Möglichkeiten bieten, Alternativen zum Spielen zu finden.
Ist das eigene Spielverhalten noch nicht völlig aus dem Ruder, reicht es in den meisten Fällen, dass der Spieler seine angehende Sucht einsieht und daran Interesse hat über die Zeit, die er im Spiel verbringt, wieder Kontrolle zu bekommen. Der Weg dorthin ist trotzdem nicht immer leicht. Weitere Informationen über ein vernünftiges Spielverhalten finden sich im Abschnitt: „Ein gesundes Spielverhalten bewahren!“. Dennoch, ein Süchtiger dessen Kontrollverlust sein ganzes Leben ruiniert hat und nur noch auf Trümmern steht, kann und sollte sich diesen Luxus nicht mehr gönnen. Auch jeder, der denkt, dass er das Wenig-Spielen vermutlich nicht durchhält, sollte sich vielleicht völlig von Online-Rollenspielen distanzieren. Auf keinen Fall sollte der Betroffene die eigene Sucht für sich behalten und niemand in dieses Problem einweihen.
Eltern sehen sich dieser Gefahr oft hilflos ausgeliefert, da sie nicht immer über ausreichend PC-Kenntnisse verfügen und ihre Kinder darin oft weit größere Experten sind. Den Kindern den Zugang zu einem PC zu verbieten, ist kein Weg. Nicht nur haben Studien belegt, dass vorhandene PC-Erfahrung die schulischen Leistungen verbessern, sondern der PC und das Internet sind Bestandteile unseres heutigen Lebens und unserer Kultur. Es gilt als Ziel einen vernünftigen Umgang mit diesen Technologien zu finden und hierbei sollten Eltern unterstützend mitwirken. Selbst wenn Eltern nicht über die gleiche PC-Erfahrung verfügen wie ihre Kinder, sollten sie sich davon nicht abschrecken lassen, sondern vielmehr mit ihren Kindern über Computerspiele und das Internet reden, anstatt es auszusparen, weil keinerlei Kenntnisse darüber vorhanden sind. Eltern sollten sich dafür interessieren, was ihre Kinder spielen und wie lange.
Bei "World of Warcraft" haben Eltern auch die Möglichkeit die Spielzeit festzulegen. Es besteht mit dieser "parental control" die Möglichkeit die Spielzeit genau zu definieren, außerhalb dieser Zeiten ist das einloggen, dann nicht mehr möglich. Jedoch benötigen hierfür die Eltern zumindest geringe PC-Kenntnisse
Dein Freund hat ein ganz schweres Problem. Du solltest ihn langsam an diese Sache ran führen.