Ja macht nur eure Witze aber iergendwann holt euch das leben ein und ihr werdet nochma drüber nachdenken jetzt oder im geistlichen no fun jungs
"Russka360" mag nur ein dummer Troll sein, aber seine Antwort ist das Paradebeispiel, warum man nicht "tiefgläubig" und gleichzeitig ein Menschenfreund sein kann. Niemand mit ein wenig Mitgefühl für seine Mitmenschen wäre darüber glücklich, daß nach dem Abbleben die "Nichtgläubigen" für 'alle Ewigkeiten' kaum vorstellbare Qualen erleiden müssen. Es gehört doch mehr als nur eine kleine Prise Sadismus dazu, später auf der Wolke denjenigen, die anderer Auffassung waren, beim Strecken auf der Folterbank zusehen zu dürfen.
Kein mitfühlender Mensch könnte das Wissen ertragen, daß andere 'für alle Ewigkeiten' gefoltert werden, was den 'Himmel' für diese Menschen zur Folter machen würde (es sei denn, sie sind egoistisch, gleichgültig und opportunistisch und wollen die Ewigkeit genau mit diesen Personen verbringen - schöner 'Himmel'!). Der Gedanke an die Hölle widerspricht dem biblischen Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst (oder pragmatischer ausgedrückt: "Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füge keinem anderem zu". Das kann man sogar noch umkehren: "Was Dir selbst getan werden soll, das tu auch dem Anderen!" Kombiniert in positiver Weise hat man dann das, was die sog. "Bibel" mit Nächstenliebe ausdrücken soll - was sich nicht mehr mit der Vorstellung einer "Hölle" vereinbaren lässt!).
Für alle Interessierten zwei Literaturtips:
1. Karl-Heinz Deschner[1]: Abermals krähte der Hahn - Eine kritische Kirchengeschichte[2]
Das einzige, was die Lektüre dem kritischen Hirn etwas verleidet, ist die offenkundige Polemik des Herrn Deschner, die in einem Sachbuch dieses Kalibers nicht notwendig wäre. Deschners Fakten sind nicht angreifbar (deswegen schiessen sich so ziemlich alle Deschner-Kritiker auf die Polemik und die weniger nachprüfbaren Stellen ein, ohne auch jemals ein brauchbares Gegenargument geliefert zu haben); was er dem Laien über das Christentum als ein "Sammelsurium zusammengeklauter Mythen" vermittelt, wird heute jedem Theologie-Studenten beigebracht. Viele schöne Propaganda-Lügen der Christenwerber werden hier ebenso wiederlegt (man beachte das Kapitel zur Kirche im dritten Reich) wie das allseits beliebte Dogma, daß der Glaube einen "besseren Menschen" aus den Leuten mache.
Deschner ist der wichtigste Religionskritiker nicht nur Deutschlands, dessen Hauptwerk "Die Kriminalgeschichte des Christentums"[3] aufgrund des hohen Alters des Autors wahrscheinlich unvollendet bleibt (die geradezu exzessive Quellen- und Faktenrecherche, die jeden halbwegs informierten Deschnerkritiker verstummen lässt, tragen ihren Teil zum langsamen Erscheinen der Bände bei). Der in vielen Bereichen engagierte Deschner ist Träger des "IHEU"-Awards[4] (warum gerade Atheisten und Agnostiker sich für eine "bessere Welt" einsetzen, sollte manchem in dieser Hinsicht untätigem Gläubigen zu denken geben) sowie des "Alternativen Büchner-Preises".
2. M. S. Salomon: Stollbergs Inferno[5]
Was ist, wenn man nach dem Tode tatsächlich in der von Christen-Fundamentalisten so geschätzten "Hölle" aufwacht? Für den Erzähler dieser wunderbaren Story kein Problem: Das sadistische Wesen, das sich anmaßt, aufgrund solcher Nichtigkeiten wie "Glauben" die "ewiglebenden Seelen" der Zweifler in andauernder unmenschlicher Folter zu verbannen, hat gestürzt zu werden! Auf der Odyssee durch die Höllenkreise begegnen ihm so illustre Gestalten wie Camus oder Satre, mit denen er sich seinen Weg bis zum Thron des Tyrannen freikämpft (und es ist mit Sicherheit keine große Überraschung für diejenigen, die sich halbwegs mit Philosophie auskennen, wer da auf dem Kaiserstuhl sitzt).
Schmidt-Salomons Roman ist mit Sicherheit eines der interessantesten Werke, das die neuere deutsche Literatur-Szene in letzter Zeit hervorgebracht hat. Leider ist das erzählerische Potential des Autors[6] begrenzt; mancher Denkanstoß wird mit dem Holzhammer herbeigeführt. Dennoch ist "Stollbergs Inferno" ein sehr witziges und unterhaltsames Werk, das leider (wie eigentlich immer) nur jene Leute lesen werden, die es nicht nötig hätten (deren Gegenargumentation dadurch jedoch gestärkt wird). "Inferno" ist die Groschenroman-Antwort auf "Sophies Welt"!
"Am wenigsten widerstehen kann ich dem Zweifel. Ich bezweifle alles, selbst meinen Zweifel. Ich glaube wenig und auch das nicht ganz. Skepsis ist für mich keine der «schönen Künste », sondern Teil meiner Existenz.." K-H. Deschner
[1]
http://www.deschner.info/
[2]
http://www.amazon.de/Abermals-kr%C3%A4hte-...9815&sr=8-1
[3]
http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_b?__mk_de...amp;x=0&y=0
[4]
http://www.iheu.org/
[5]
http://www.amazon.de/Stollbergs-Inferno-Mi...3404&sr=1-1
[6]
http://www.schmidt-salomon.de/person.htm